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Update 16.7.2021: Korrektur in der Übersicht: „Krebsprävention: Frühe HPV- Impfung …“ statt fälschlich „Malaria: Lebendimpfstoff …“
SPEZIALTHEMA: NON-SARS-COV-2 – Humanes Papillomavirus, Zikavirus
Krebsprävention: Frühe HPV-Impfung bietet besten Schutz
Nach Ausbrüchen 2017 und 2018 in Indien: Zikaausbruch in indischem Bundesstaat Kerala versetzt Behörden in Sorge – Selten tödlicher Krankheitsverlauf, aber Guillain-Barré-Syndrom möglich
ÜBERSICHT – VON TAG ZU TAG
- INNOVATION
- Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt entwickelt Corona-App für Flüchtlinge
- Kleiner Biosensor erkennt Coronavirus sofort – Befund landet im Zugangscomputer oder auf dem Handy
MEDIZIN - Argentinische Studie: Sputnik V erzielt schon nach 1. Dosis gute Immunreaktion
- Drei Szenarien für eine Zukunft mit SARS-CoV-2: 1) Landauernde Pandemie und Weiterentwicklung des Virus; 2) Übergang in saisonale Krankheit; 3) Übergang in vergleichsweise harmlose Erkältungskrankheit – Experten: Übergang in Erkältungskrankheit am wahrscheinlichsten, landauernde Pandemie am unwahrscheinlichsten
- Pfizer/Biontech: Auffrischungsimpfung wahrscheinlich erforderlich – STIKO wartet vor Empfehlung noch Daten ab
- J&J-Coronaimpfung: FDA warnt vor erhöhtem Risiko für Guillain-Barré-Syndrom
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nach J&J-Impfung: Fachgesellschaft stellt sich gegen FDA – Unangebrachter Warnhinweis: keine überzufällig erhöhte GBS-Rate, kausaler Zusammenhang nicht erkennbar – GBS heute gut behandelbar
- Doppelansteckung möglich Forscher berichten von tödlicher Ko-Infektion
- SARS-CoV-2: Berichte über Doppelinfektionen mit unterschiedlichen Varianten
- Israel-Daten zeigen, dass „Schutzwirkung sinkt“ – Biontech: Dritte Dosis nach halbem Jahr nötig
- Bei Kindern ist Long Covid selten
- Studie: Geimpfte und Rekonvaleszente vor Delta und Kappa geschützt
- CoronaVac von Sinovac: Impfstoff aus China erzielt hohe Schutzwirkung in der Türkei und Chile
- Kubanischer Impfstoff soll zu 91,2 % wirksam sein
- Vollständige Impfungen laut Studie gegen Delta-Variante essenziell
- SARS-CoV-2: Fitnesstracker erkennen Long COVID – Vor allem Herzfreuenz auffällig: über Wochen erhöhter Puls
- Behandlung von COVID-19 mit Rekonvaleszentenplasma: Uneinheitliche Studienlage erschwert die Bewertung
- VITT: Plasmaaustausch bei schwerer Komplikation der Coronaimpfung effektiv – Hohe VITT-Mortalität: Fallserie legt Einsatz einer Apharese nahe
- Studie läuft an: Priorisierte Impfung für 30.000 Jugendliche und Studenten – Forschungsfrage: wie wirkt sich eine Querschnittsimpfung auf das Infektionsgeschehen aus?
- Internationaler Genomvergleich findet neue Risikofaktoren für COVID-19 – Beitrag zur Klärung des Erkrankungsrisikos gering
FORSCHUNG - Studie: Genschere stoppt Vermehrung von SARS-CoV-2 in Zellkulturen
- SARS-CoV-2-Vermehrung lässt sich mit Crispr-Methode stoppen
- Corona – Neuer Antikörper-Test erfasst Immunschutz gegen Varianten – Früh Infizierte nun weniger gut geschützt
- Internationale Studie unter österreichischer Beteiligung: Schnelltests beim Arzt laut Studie vergleichbar mit PCR-Tests aus dem Labor
PSYCHOLOGIE - Befragung signalisiert starke psychische Belastung durch die Pandemie – Junge Menschen besonders belastet – Negative Einschätzungen überwiegen – Einige sehen positive Aspekte: Homeschooling ermöglicht Aufbau starker emotionaler Eltern-Kinder-Beziehungen und individuelleres Lernen
EPIDEMIOLOGIE - Timo Ulrichs im ntv-Interview: Wie gefährlich ist die Lambda-Variante?
- US-Forscher: Bereits vier Millionen Coronatote weltweit
GESELLSCHAFT - Ein längeres Interview mit Soziologe Benjamin Bratton über Pandemie: „Corona war eine Krise, unsere Reaktionen waren ebenso eine Katastrophe“
INTERNATIONAL - „Extreme Vorsicht angesagt“: WHO warnt vor breiter Aufhebung von Coronaregeln
- WHO warnt vor eigenmächtigem Impfstoffmix
- WHO und EMA: Myokarditis seltene Komplikation von mRNA-Impfstoffen – Einsatz bei Jüngeren nicht infrage gestellt
- UN-Bericht: Hunger in Coronakrise deutlich gestiegen – 2020 war knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung unternährt, Asien und Afrika besonders betroffen – Scharfer Anstieg in Afrika – Pandemie sorgte für „brutale Rezessionen“ und erschwerte Nahrungsmittelzugang – UN-Ziel „Stopp dem Hunger 2030“ gefährdet
- Corona: Pandemie bedroht Geschlechtergerechtigkeit – Global erreichte Entwicklungsziele in Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit gefährdet – Armutsspirale: insbesondere Mädchen und junge Frauen betroffen
- Impfprogramm Covax hat Verträge für chinesische Coronaimpfstoffe mit Sinovac und Sinopharm
USA - Delta inzwischen die dominante Coronavirusvariante in den USA
- „Die wahren Helden“: New York feiert systemrelevante Berufsgruppen mit großer Parade
KUBA - Kuba lässt selbst entwickelten Coronaimpfstoff Abdala zu – Weitere kubanische Impfstoffe in Entwicklung
JAPAN - Olympia: Japan verhängt vierten Coronanotstand für Tokio – Deutlicher Anstieg der Inzidenz
MALAYSIEN - Mehr als 200 Mitarbeiter in malaysischem Coronaimpfzentrum infiziert – Land seit Juni im Lockdown – Massenimpfzentren zur Pandemiebekämpfung
MYANMAR (BIRMA, BURMA, SIAM) - Myanmar: Wenig Sauerstoff für Coronainfizierte – Politik-Krise: anhaltende Gewalt vertrieb Menschen aus ihrem Zuhause – Nahrungs- und Wassermangel verschärfen die Situation
AFRIKA - Afrika im Griff der dritten Coronawelle
- UNICEF schließt Lieferabkommen mit Johnson&Johnson ab: Afrika erhält 220 Millionen Coronaimpfdosen
ISRAEL - Israel verkürzt Coronaquarantäne auf eine Woche
- Corona: Israel beginnt mit Auffrischungsimpfungen
RUSSLAND – INDIEN - Weltgrößter Impfstoffhersteller will Sputnik in Massen produzieren
EUROPA - Viele Europäer in Sorge wegen neuer Coronamutationen – Neun Zehntel der Befragten wegen Corona-Mutationen beunruhigt
GROSSBRITANNIEN - Gegen den Rat von Experten: Johnson hebt die Coronaregeln auf und mahnt zur Vorsicht – Johnson: „Wir alle müssen Verantwortung übernehmen“
- SARS-CoV-2: Britisches Parlament stimmt für Impfpflicht von Pflegekräften in Heimen
- Ein Drittel mehr Delta-Fälle in Großbritannien in einer Woche – Delta-Variante bedingt 99 Prozent aller Corona-Fälle in Großbritannien
- Großbritannien: Euro 2020 steigert Infektionen unter männlichen Fans – REACT-Verlaufsstudie
SCHWEIZ - Referendumskomitee reicht mehr als 60 000 Unterschriften gegen das Covid-19-Gesetz ein
EUROPÄISCHE UNION - Vakzin für 70 Prozent der Bürger EU erreicht Impf-Meilenstein
- Lieferung von Coronaimpfstoff: EU-Kommission sieht Pflicht erfüllt – van der Leyen: „Die EU hat Wort gehalten“ – Bis Sommerende 70 Prozent der 366 Mio EU-Bürger impfen, Experten fordern angesichts der Delta-Variante 85 Prozent
- Abstimmung im EU-Parlament: Wie viel Macht die EMA bekommen soll – Interoperable Plattform gegen Arzneimittelengpässe in der EU
- Debatte über Impfpflicht bricht los – Neben Frankreich und Griechenland auch in England ab Oktober Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen
MALTA - Malta setzt angekündigte Grenzschließung für Ungeimpfte nicht um – Grenzen bleiben inkomplett Geimpfte offen
- Malta schließt Grenzen für Reisende ohne vollständigen Coronaimpfschutz
SPANIEN - Coronakrise in Spanien: Mehr Neuinfektionen, mehr Restriktionen
- Viele Neuinfektionen und wieder Restriktionen in Spanien – Gesundheitsministerin wegen Impfungen optimistisch, Krankenhausauslastung steigt vorerst schwächer – Valencia wieder mit nächtlicher Ausgangssperre
- Ganz Spanien wird Coronarisikogebiet
- Kurzvideo – Spanien ab Sonntag: Risikogebiet: n-tv-Reporterin Rullmann: „Kam zu Massenansteckung bei Abschlussfeier“
FRANKREICH – GRIECHENLAND - Nach Italien nun auch Frankreich und Griechenland: Impfpflicht für Gesundheitskräfte kommt – Auf Macron-Rede folgten abertausende Impfanmeldungen – Auffrischimpfungen in Frankreich ab September – Deutschland lehnt Impfpflicht im Gesundheitssystem ab
NIEDERLANDE - Corona: Reproduktionszahl in Niederlanden hoch
- Festival in Utrecht: Rund 1.000 Besucher infiziert
- Viele Infektionen: Parlament der Niederlande unterbricht Sommerpause – Explodierende Inzidenzen in einer Woche – Tourismus: Furcht vor dem Makel „Risikogebiet
- Niederlande mit höchster Inzidenz seit Mai: Coronainfektionen steigen explosionsartig – Nachtclubs und Discos als Hotspots: vor allem Jugendliche betroffen, Krankenhäuser noch nicht
DEUTSCHLAND - STIKO wartet beim Thema Kinderimpfungen auf Daten aus den USA
- Delta-Variante dominiert in Deutschland: Inzidenz steigt wieder, rund zwei Drittel der Neuinfektion Delta-induziert – Bei weiterem Anstieg Anti-Corona-Maßnahmen wieder verschärfen
- Knapp 4.000 Coronaerkrankungen trotz Impfung
- Impftempo in Deutschland lässt etwas nach
- Todesursachenstatistik: 30.136 Menschen starben 2020 an COVID-19, 6.155 Menschen starben in Folge einer anderen Erkrankung
- Kurzvideo – Nach halbem bis ganzem Jahr STIKO-Chef: „Dritte Impfung wird nötig sein“
- Kurzvideo – Das gilt jetzt für Mallorca-Reisen: Regierung erklärt ganz Spanien zum Risikogebiet
- Bayern ohne Vorabregistrierungen: Impfungen „to go“ in Schwimmbädern und Gasthäusern, Impfstoff droht abzulaufen – „Wer kommt, bekommt“: mobile Impfzentren und Drive-Ins
- Studie rät von flächendeckenden Luftreinigern an Schulen ab
ÖSTERREICH - Maßgeschneiderte Impfstoffe für Tiere: Mückstein besuchte AGES
- Corona – Studie legt „gravierende Folgen“ für Bildungslaufbahn nahe – Weniger Lehrlinge, weniger Übertritte in Sekundarstufe II – Weniger Selektion führt wohl zu weniger Schulabbrüchen – Unwissen über Kohorte der 15-Jährigen – Auswirkungen über Jahre nach Pandemie: NEOS sehen aufgehende Bildungsschere, SPÖ besorgt: kein Kind zurücklassen
- Initiative will Möglichkeit zu Distance Learning auch ohne Lockdown
- Corona – „Die Pandemie geht, die Diskussion wird bleiben“ – Sommer als Risiko – Pandemie-Folgen: Kindern fehlt der Sport, den Alten die Kirche – Grundrechte in Konkurrenz – Ex-Gesundheitsminister zum „überrumpelten“ Gesundheitsministerium: Anschober handelt als Gesundheitsminister sensibel – Fülle an Verordnungen löste Verunsicherung aus
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CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK
siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links
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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
5.081.027 Menschen (64,31% der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 14. Juli 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 3.878.749 Menschen (49,09%) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.901.417 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 14. Juli 2021, 23:59 Uhr, 56,48% erstgeimpft und 43,10% zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,4 Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
Weitere Informationen zu Impfdosenlieferungen, geimpfte Personen nach Wohnort (Erst-Impfungen, Zweit-Impfungen), Impfungen je Tage im Zeitverlauf (absolut und kumuliert), Durchimpfungsrate je Altersklasse und Geschlecht.
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/
COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.
Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 15. Juli 2021, 10:15 Uhr zusammen wie folgt zusammen:
- Mind. erstgeimpft: 49.248.479 (59,2%)
- Vollständig geimpft: 37.124.516 (44,6%)
Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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SPEZIALTHEMA: NON-SARS-COV-2 – Humanes Papillomavirus, Zikavirus
Raphael Krapscha: Krebsprävention: Frühe HPV-Impfung bietet besten Schutz – Science-ORF, 9.7.2021
Impfungen gegen Humane Papillomaviren (HPV) schützen Frauen laut neuen Studien aus Dänemark und Schweden sehr gut vor möglichen Krebserkrankungen. Besonders effektiv sind sie, wenn sie vor dem 17. Lebensjahr und vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht werden.
Die erste HPV-Impfung wurde in Europa bereits im Jahr 2006 zugelassen. Wie effektiv sie aber tatsächlich vor Krebs schützt, konnte nun erstmals in Studien aus Dänemark und Schweden bewiesen werden. Der Gynäkologe Elmar Joura von der Medizinischen Universität Wien war an den Studien zwar nicht beteiligt, hat die Impfung jedoch maßgeblich mitentwickelt. Die dänischen und schwedischen Forschungsergebnisse sieht er als einen weiteren „Durchbruch im Kampf gegen HPV“.
*** Über 2,5 Millionen Frauen untersucht ***
Gebärmutterhalskrebs ist jene Folgeerkrankung, die am häufigsten mit einer HPV-Infektion zusammenhängt. In der bereits im Vorjahr im „The New England Journal of Medicine“ erschienenen schwedischen Studie wurden knapp 1,7 Millionen Mädchen und Frauen untersucht, die zwischen 2006 und 2017 im Alter von zehn bis 30 Jahren waren. In der aktuelleren Studie aus Dänemark, die im April 2021 im „Journal of The National Cancer Institute“ veröffentlicht wurde, waren es knapp 900.000 Frauen im Alter von 17 bis 30 Jahren. Der Untersuchungszeitraum lag dabei zwischen 2006 und 2019.
Die große Zahl der in den Studien untersuchten Frauen sei auf die detaillierten Gesundheitsregister in Dänemark und Schweden zurückzuführen, erklärt Joura: „Diese Register ermöglichen wissenschaftliche Auswertungen in einer Qualität, wie sie zum Beispiel in Österreich oder Deutschland derzeit nicht möglich sind.“
*** Frühe Impfung bietet besten Schutz ***
Von den knapp 1,7 Millionen Frauen, die in der schwedischen Studie über mehrere Jahre hinweg untersucht wurden, erhielten nur 19 der geimpften Personen später eine Gebärmutterhalskrebs-Diagnose. Im Vergleich dazu lag die Zahl der später an Krebs erkrankten Frauen bei denjenigen, die nicht geimpft waren, bei 538. Laut den Studienautoren konnte das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, um 88 Prozent verringert werden, wenn eine HPV-Impfung bereits vor dem 17. Lebensjahr stattfand. Wenn die Impfung im Alter zwischen 17 und 30 verabreicht wurde, halbiere sich das Risiko verglichen mit ungeimpften Personen.
Ähnliche Ergebnisse zeigt auch die Studie aus Dänemark. Von den knapp 900.000 untersuchten Frauen erhielten rund 40 Prozent die HPV-Impfung vor ihrem 17. Lebensjahr. Bei dieser Gruppe konnte im Vergleich zu ungeimpften Personen ein um 86 Prozent geringeres Risiko festgestellt werden, später an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Bei Frauen, die im Alter zwischen 17 und 19 geimpft wurden, wurde das Risiko um 68 Prozent verringert.
„Das Bemerkenswerte an diesen Studien ist, dass wir bisher zwar wussten, dass die Impfungen Infektionen und Krebsvorstufen sehr effektiv verhindern können, aber der endgültige Beweis, dass tatsächlich auch Krebs verhindert wird, war noch ausständig. Die Ergebnisse aus Dänemark und Schweden liefern jetzt diesen langersehnten Beweis“, erklärt der Wiener Gynäkologe Joura.
Beste Wirkung vor erstem Sexualkontakt
Dass die HPV-Impfung Frauen vor allem in jungem Alter vor späteren Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen schützt, habe laut Joura zwei Gründe. „Die Hauptübertragung der Viren sind sexuelle Kontakte. Da es eine prophylaktische Impfung ist, wirkt sie besonders gut, wenn man den ersten Sexualkontakten zuvorkommt.“ Außerdem sei die Immunantwort bei jüngeren Personen stärker – eine frühe Impfung führe daher zu höheren Antikörperspiegeln und in weiterer Folge zu einem besseren Schutz.
*** Kostenlose HPV-Impfung für Kinder ***
2014 hat Österreich als erstes europäisches Land HPV in das kostenfreie Kinderimpfprogramm aufgenommen. Da auch Männer durch die Viren an Krebs erkranken und HPV übertragen können, ist die Impfung auch für Buben empfohlen. Im österreichischen Impfprogramm werden daher Mädchen und Buben ab dem vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr geimpft. Die Impfung erfolgt auch im Rahmen von Schulimpfungen.
Laut dem Gesundheitsministerium wurden vor der aktuellen Pandemie rund 50 Prozent der Kinder im entsprechenden Alter gegen HPV geimpft. Von Februar 2020 bis Jänner 2021 waren es nur 43 Prozent. Seitens des Gesundheitsministeriums wird dazu erklärt: „Dass diese Zahlen deutlich unter den Zielen liegen, ist in Zeiten einer Pandemie leider erwartbar und unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Schulen pandemiebedingt wochenlang nicht im Regelbetrieb waren.“ Den Rückgang möchte man aber noch im weiteren Jahresverlauf so gut es geht ausgleichen.
*** Nächste Impfstoff-Generation könnte noch besser schützen ***
Dem zukünftigen Kampf gegen HPV blickt Joura optimistisch entgegen. In den Studien aus Dänemark und Schweden wurde die Wirksamkeit des seit 2006 zugelassenen Impfstoffs untersucht. Seit 2016 gibt es in Europa aber auch einen neueren HPV-Impfstoff, an dessen Entwicklung der Wiener Gynäkologe ebenfalls maßgeblich beteiligt war.
„Die Studiendaten zeigen die Effektivität der ersten Impfstoff-Generation. Der neuere Impfstoff immunisiert nun aber sogar vor neun, statt bisher vor vier Virusvarianten. Derzeitigen Erkenntnissen nach zu urteilen kann dieser Impfstoff noch besseren Schutz bieten“, so Joura. Untersuchungen, welche die Effektivität des neueren Impfstoffes endgültig wissenschaftlich belegen sollen, würden aber noch ein paar Jahre dauern.
QUELLE: https://science.orf.at/stories/3207534/
ZIKAVIRUS – Nach Ausbrüchen 2017 und 2018 in Indien: Zikaausbruch in indischem Bundesstaat Kerala versetzt Behörden in Sorge – Selten tödlicher Krankheitsverlauf, aber Guillain-Barré-Syndrom möglich – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Mehr als ein Dutzend Infektionen mit dem Zikavirus haben die Behörden des südindischen Bundesstaates Kerala in Alarmzustand versetzt. Unter den 14 Infizierten sei auch eine Schwangere, teilten die örtlichen Behörden kürzlich mit. Sie werde nun in einem Krankenhaus in Thiruvananthapuram, der Hauptstadt von Kerala, behandelt.
Die Schwangere war am vergangenen Donnerstag positiv auf das Zikavirus getestet worden, wie Keralas Gesundheitsministerin Veena George sagte. Bei dem ungeborenen Kind sei die Infektion nicht nachgewiesen worden.
13 weitere Infektionen wurden am vergangenen Freitag registriert. Bei den Betroffenen handele es sich um Beschäftigte im Gesundheitswesen. Sie würden medizinisch betreut, ihr Zustand sei stabil.
Das Zikavirus wird meist von Stechmücken der Art Aedes Aegypti übertragen, kann aber auch durch Geschlechtsverkehr weitergegeben werden. Bei ungeborenen Kindern kann es Mikrozephalie auslösen.
Bei Erwachsenen wird das Virus unter anderem mit der seltenen Nervenkrankheit Guillain-Barré-Syndrom in Verbindung gebracht. Symptome einer Zika-Infektion sind Fieber, Hautausschlag, Bindehautentzündung sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. Die Krankheit verläuft nur selten tödlich.
Die Behörden in Kerala entsandten Mitarbeiter an den Ausbruchsort, die die Lage beaufsichtigen sollen. Außerdem wurden Chemikalien gegen Mücken versprüht.
Indien hatte bereits in den Jahren 2017 und 2018 Zikaausbrüche verzeichnet. Damals wurden aus den Bundesstaaten Gujarat und Rajasthan im Westen sowie Madhya Pradesh im Zentrum des Landes hunderte Infektionen gemeldet.
In Kerala sind es nun aber die ersten Fälle. Der Bundesstaat hat derzeit auch mit der Coronapandemie zu kämpfen. Mit mehr als 13.000 Fällen meldete Kerala am vergangenen Freitag die landesweit höchste Zahl an Coronaneuinfektionen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125472/Zikaausbruch-in-indischem-Bundesstaat-Kerala-versetzt-Behoerden-in-Sorge
Von Tag zu Tag KW 28
14.7.2021, Mittwoch
INNOVATION: Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt entwickelt Corona-App für Flüchtlinge – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Eine neue App soll junge Flüchtlinge besser vor Corona schützen. Sie entsteht im Rahmen eines auf ein Jahr angelegten wissenschaftlichen Projektes, das der Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) koordiniert.
Geflohene wolle man so über die Infektionswege von Corona aufklären und ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage für eine Covidimpfung vermitteln, teilte die KU gestern in Eichstätt mit.
Projektkoordinatorin Hannah Comteße erläuterte: „Viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind schon als Kind oder im Jugendalter geflüchtet, so dass auch ihre Bildungsbiografie im Hinblick auf biologisches und medizinisches Wissen unterbrochen wurde.“
Gerade im beengten Umfeld von Sammelunterkünften brauche es daher kontinuierlich Präventionsarbeit. Eine App sei dazu gut geeignet, da sie den alltäglichen Gewohnheiten der Altersgruppe entspreche und die Möglichkeit biete, einen großen Personenkreis zu erreichen. Zudem lasse sich dadurch der Wissenszuwachs systematisch erfassen.
„Wir wollen damit biologische Grundlagen vermitteln und zum Beispiel erklären, was Viren sind und wie Impfstoffe im Körper funktionieren, wie eine Infektion erfolgt und wie man sich schützen kann“, so Comteße.
Die Inhalte würden in mehreren Sprachen sowie auch kulturangepasst vermittelt, also durch Personen, mit denen sich die Nutzer identifizieren könnten. Zudem wollten die Forscherinnen auf aktuelle Mythen und Gerüchte reagieren – etwa die Befürchtung, dass mRNA-Impfstoffe das Erbgut veränderten oder zu Unfruchtbarkeit führten.
Ergänzend zur App werde eine psychologische Intervention entwickelt. „Eine Verhaltensänderung braucht zunächst Wissen als Grundlage“, sagte Comteße. „Für manche Personen sind darüber hinaus aber noch weitere Variablen relevant, die hindern oder motivieren – etwa die Sorge hinsichtlich persönlicher Risiken.“
Technisch knüpfe das Projekt an eine bestehende Anwendung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg an, die inhaltlich angepasst und um spielerische Elemente erweitert werde, hieß es weiter. Neben der Würzburger Uni sei auch die Regensburger Hochschule Döpfer (HSD) an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt beteiligt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125549/Corona-App-fuer-Fluechtlinge-entwickelt
MEDIZIN: Argentinische Studie: Sputnik V erzielt schon nach 1. Dosis gute Immunreaktion – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Der umstrittene russische Impfstoff Gam-COVID-Vac („Sputnik V“) hat beim Gesundheitspersonal in Argentinien eine robuste Immunreaktion ausgelöst.
Nach den jetzt in Cell Reports Medicine (2021; DOI: 10.1016/j.xcrm.2021.100359 ) vorgestellten Ergebnissen hatten 94 % der Geimpften bereits nach 3 Wochen (am Tag der 2. Dosis) hohe Antikörpertiter gegen SARS-CoV-2 entwickelt, die bei 90 % die Infektion von Zellen in einem Neutralisationstest verhinderten. Patienten mit einer Infektion in der Vorgeschichte könnten bereits nach der 1. Impfdosis ausreichend geschützt sein.
Argentinien hat sich bei der Impfung des Gesundheitspersonals für den russischen Impfstoff „Sputnik V“ entschieden, der in einer zulassungsrelevanten Phase-3-Studie eine Impfstoffwirksamkeit von 91,6 % erzielt hatte.
Forscher der „Fundación Instituto Leloir-CONICET“ in Buenos Aires haben die Immunreaktion bei 288 von über 200.000 Geimpften überprüft. Die Antikörpertiter wurden 1 Mal vor der 1. Dosis bestimmt (um Mitarbeiter zu ermitteln, die bereits infiziert waren), sowie 21 Tage nach der 1. Dosis (dem Tag der 2. Dosis) und weitere 21 Tage später.
Das Team um Andrea Gamarnik ist mit den Ergebnissen hoch zufrieden. 3 Wochen nach der 1. Dosis hatten 94 % der Teilnehmer IgG-Antikörper gegen das Virus entwickelt. In der Altersgruppe unter 60 Jahren betrug die Serokonversionsrate 96 %, bei den älteren Kollegen immerhin noch 89 %.
Die Antikörper waren 3 Wochen nach der 1. Impfung zu 90 % in der Lage, Viren in einem Neutralisationstest von der Infektion von Zellkulturen abzuhalten, was in der Regel auf eine ausreichende Schutzwirkung der Impfung hinweist.
Bei der Abschlussuntersuchung, die 3 Wochen nach der 2. Dosis durchgeführt wurde, waren die Titer weiter angestiegen. Jetzt waren bei allen Teilnehmern Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachweisbar. Gamarnik hält deshalb eine 2. Dosis für sinnvoll, das Dosierungsintervall könne jedoch ohne Gefahr für den Impfschutz verlängert werden.
Die Antikörpertests vor der 1. Dosis zeigten, dass 62 Teilnehmer schon 1 Mal mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Bei diesen Teilnehmern wurden bereits nach der 1. Dosis hohe Antikörpertiter erzielt. Laut Gamarnik waren sie im Durchschnitt höher als bei den zu Beginn seronegativen Personen nach der 2. Dosis. Auch in den beiden Neutralisationstests waren die Ergebnisse besser, sodass diese Personen im Prinzip auf eine 2. Dosis verzichten könnten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125555/Sputnik-V-erzielt-schon-nach-1-Dosis-gute-Immunreaktion
MEDIZIN: Guillain-Barré-Syndrom (GBS) nach J&J-Impfung: Fachgesellschaft stellt sich gegen FDA – Unangebrachter Warnhinweis: keine überzufällig erhöhte GBS-Rate, kausaler Zusammenhang nicht erkennbar – GBS heute gut behandelbar – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) widerspricht dem Warnhinweis der US-Arzneimittelbehörde FDA, dass die Coronaimpfung von Johnson&Johnson mit einem erhöhten Risiko für Guillain-Barré-Syndrom (GBS) assoziiert sein könnte.
Die von den Behörden erhobenen Zahlen stellten keine besorgniserregende Erhöhung der GBS-Rate dar und es gebe derzeit auch keinen Beleg für einen kausalen Zusammenhang, heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Fachgesellschaft.
Gestern hatte zuerst die New York Times unter Berufung auf das nationale Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) von 100 GBS-Fällen im zeitlichen Zusammenhang mit der Verabreichung des Vakzins von Johnson&Johnson berichtet. 95 der Betroffenen mussten stationär aufgenommen werden, einer verstarb.
GBS-Fälle im Zusammenhang mit der Impfung gegen COVID-19 wurden auch schon für das Vakzin Vaxzevria von Astrazeneca berichtet: In einem Vier-Wochen-Zeitraum zwischen Mitte März und Mitte April 2021 wurden im indischen Bundesstaats Kerala bei sieben Menschen binnen zwei Wochen nach Erstimpfung mit Vaxzevria ein GBS beobachtet.
Die Fallserie wurde in den Annals of Neurology publiziert: Demnach lag die Inzidenz mit 5,8 pro Million Menschen in dieser Gruppe etwa 1,4- bis 10-mal so hoch, wie es in diesem Zeitraum sonst zu erwarten gewesen wäre.
Die Patienten befanden sich in ihrer fünften bis siebten Lebensdekade, sechs waren Frauen. Alle hatte ein GBS mit beidseitiger Gesichtslähmung, eine Symptomatik, die sonst bei weniger als 20 % der GBS-Erkrankungen vorkommt. 57 % hatten auch andere Hirnnervenbeteiligungen, was in Indien bislang bei weniger als 5% der GBS-Fälle beobachtet worden war.
Ebenso gab es Fallberichte aus Großbritannien im Zusammenhang mit der Gabe des Vakzins von Astrazeneca. Die Patienten, vier Männer im Alter zwischen 20 und 57 Jahren, hatten eine beidseitige Gesichtslähmung und Parästhesien. Die Symptome besserten sich bei zwei Betroffenen unter der Therapie mit 60 mg/d Prednisolon über fünf Tage, bei einem nach Gabe von intravenösen Immunglobulinen und bei einem spontan.
Weder in der PCR aus dem Nasopharynx-Abstrich noch aus serologischen Antikörpertests, dem Röntgenbild des Thorax oder der Anamnese ergaben sich Hinweise auf eine SARS-CoV-2-Infektion. Serologische und Liquoruntersuchungen auf andere mögliche infektiöse Auslöser der Gesichtslähmungen fielen negativ aus. Die Symptome begannen 11-22 Tage nach der ersten Impfdosis, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die maximale Immunantwort auf die Impfung zu erwarten wäre. Ein kausaler Zusammenhang kann daraus allerdings nicht abgeleitet werden.
Die EMA zählte bis einschließlich Ende Mai 2021 insgesamt 156 Fälle eines GBS im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe des Vakzins von Astrazeneca – bei bis dato etwa 40 Millionen verimpften Dosen. Doch auch hier sei ein zeitlicher Zusammenhang nicht mit einer kausalen Beziehung gleichzusetzen, heißt es in der Mitteilung der DGN.
Die Inzidenz des GBS in Deutschland beträgt 1,6-1,9 pro 100.000 Einwohner. Bei 83,13 Millionen Einwohnern treten in Deutschland jährlich zwischen 1300 und 1570 GBS-Fälle auf.
„Wenn im zweiten und dritten Quartal etwa 50 Prozent der Bevölkerung geimpft worden wären, wären in dieser Population rein statistisch zwischen 325 und 392 GBS-Fälle zu erwarten gewesen“, rechnet DGN-Generalsekretär Peter Berlit vor. „Im Moment ist in Deutschland erst 43% der Bevölkerung vollständig geimpft, somit müssten auch die erwartbaren Fälle etwa 10% niedriger liegen, also zwischen 290 und 350.“
Die von der EMA erhobene Zahl stellt damit aus Sicht der DGN keine besorgniserregende Erhöhung der GBS-Rate dar. Zudem müssten die Fälle des impfassoziierten GBS denen bei COVID-19-Infektion gegenübergestellt werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich gezeigt, dass auch Infektionen mit SARS-CoV-2 mit GBS assoziiert sein könnten.
Das abschließende Fazit der Fachgesellschaft: „Insgesamt ist das GBS-Risiko durch die Impfung gegen SARS-CoV-2 nach heutigem Kenntnisstand als sehr gering einzustufen – und wir haben zum Glück eine wirksame Therapie dieses Krankheitsbilds zur Verfügung.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125572/Guillain-Barre-Syndrom-nach-J-J-Impfung-Fachgesellschaft-stellt-sich-gegen-FDA
PSYCHOLOGIE: Befragung signalisiert starke psychische Belastung durch die Pandemie – Junge Menschen besonders belastet – Negative Einschätzungen überwiegen – Einige sehen positive Aspekte: Homeschooling ermöglicht Aufbau starker emotionaler Eltern-Kinder-Beziehungen und individuelleres Lernen – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Sechs Prozent der Deutschen leider „stark“, 41 Prozent „mittelmäßig“ unter den Folgen der Coronapandemie. Das ergab eine Onlinebefragung von 2.000 Bundesbürgern durch das Institut Toluna im Auftrag der Asklepios Kliniken. Ein Drittel der Befragten gab an, „gering“ unter den Coronafolgen zu leiden.
„Die Ergebnisse geben Anlass zur Besorgnis. Möglicherweise wurden die Nebenwirkungen der Lockdowns unterschätzt“, sagte Christoph Herborn, Chief Medical Officer (CMO) der Asklepios Kliniken Gruppe. Besonders belastet sind laut der Befragung offenbar junge Menschen, bei denen vier von fünf gelitten haben, und Mehrpersonenhaushalte mit Kindern. Hier waren 37 Prozent stark und 45 Prozent mittelmäßig betroffen.
Dem deutschen Gesundheitssystem geben die Befragten in der Umfrage im Schnitt eine 2,8 als Schulnote. Mit 1,8 beziehungsweise 1,9 wird die Einsatzbereitschaft der Pflegekräfte und des ärztlichen Personals deutlich besser beurteilt. Die Behandlungsqualität und Versorgung von Intensivpatienten kommt auf eine 2,1, die Hygiene- und Schutzmaßnahmen auf eine 2,2, die Verfügbarkeit von Intensivbetten auf 2,4 und die Aufrechterhaltung des normalen Krankenhausbetriebs auf 2,6.
Die Befragten mit Krankenhauserfahrung benoten alle Kategorien geringfügig besser. „Die Ergebnisse zeigen einmal mehr deutlich, dass das Personal deutscher Kliniken in der Coronapandemie einen phantastischen Job gemacht hat – und das haben die Menschen gemerkt“, so Herborn.
Ein weiterer Aspekt der Befragung war das Homeschooling. Hier sehen viele Befragte massive Nachteile für die Kinder. Laut 87 Prozent bekommen es Lehrkräfte schlechter mit, wenn Kinder in einzelnen Fächern Probleme haben.
Mit 86 Prozent sehen fast genauso viele eine Belastung der psychischen Gesundheit von Kindern durch fehlende Entwicklungsräume, verminderte Sozialkontakte und das ausgefallene gemeinsame Lernen. 85 Prozent finden es ungesund, dass die Kinder fast den ganzen Tag vor Bildschirmen verbringen mussten, und ebenso viele finden, dass dadurch soziale Ungleichheiten verschärft wurden.
Allerdings sehen einige Befragte auch positive Aspekte des Homeschoolings. So geben 55 Prozent an, Eltern bauten durch die schulische Betreuung eine intensivere Beziehung zu ihren Kindern auf. 43 Prozent sagten, das Lernen sei ungezwungener und individueller, da die Kinder im eigenen Tempo arbeiten könnten – unter den 30- bis 39-Jährigen, somit potenziellen Eltern, sind es sogar 64 Prozent.
Ein Drittel vermutet, Kinder könnten sich zu Hause besser konzentrieren als in der Klasse, da sie sich weniger von Mitschülern ablenken ließen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125540/Befragung-signalisiert-starke-psychische-Belastung-durch-die-Pandemie
FORSCHUNG: SARS-CoV-2-Vermehrung lässt sich mit Crispr-Methode stoppen – Science-APA, 14.7.2021
Australischen Forschern ist es mithilfe einer Methode auf Grundlage der Gen-Schere Crispr gelungen, die Vermehrung des Coronavirus SARS-CoV-2 in einer infizierten Zelle zu stoppen. Dies geht aus einer am Dienstag in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlichten Studie hervor. Langfristig könnte damit laut dem Team um Sharon Lewin vom australischen Peter Doherty Institute for Infection and Immunity eine bessere Behandlung von Covid-19-Patienten möglich werden,
Die Wissenschafter nutzten eine Form der Gen-Schere Crispr, mit der gezielt Teile des Erbguts ausgeschnitten und ersetzt werden können. Für ihre Versuche unter Laborbedingungen setzten sie das Enzym Crispr/Cas13b ein. Dieses bindet bestimmte RNA-Sequenzen des Coronavirus und schaltet jenen Teil aus, den das Virus zur Vervielfältigung in der infizierten Zelle benötigt.
„Sobald das Virus erkannt wird, wird das Crispr-Enzym aktiviert und zerschneidet das Virus“, erklärte Lewin. Die Methode funktioniert nach ihren Angaben sowohl bei Teilen des Virus, „die sehr stabil sind und sich nicht verändern“, als auch bei jenen, „die stark veränderbar sind“. So erwies sich die Technik auch bei Virusvarianten wie der Alpha-Mutante als wirksam. Bislang wurde die Methode jedoch nur unter Laborbedingungen getestet. Das Team hofft nun, sie auch an Tieren erproben zu können.
*** Noch Jahre bis zu praktischer Anwendung ***
Bisher gibt es nur wenige und auch nur teilweise wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19. „Wir brauchen immer noch bessere Behandlungen für Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus sind“, sagte Lewin. „Unsere derzeitigen Möglichkeiten sind hier begrenzt und reduzieren das Sterberisiko bestenfalls um 30 Prozent.“
Die Verwendung der Crispr-Technik in der allgemeinen Medizin sei zwar wahrscheinlich noch „Jahre, nicht Monate“ entfernt, sagte Lewin. Dennoch könne sie sich im Kampf gegen Corona als nützlich erweisen.
Die ideale Behandlung wäre laut der Forscherin ein einfaches antivirales Medikament, das schnellstmöglich nach einem positiven Corona-Test eingenommen wird, um einem schweren Verlauf vorzubeugen. Die Forscher hoffen laut Lewin mit ihren Erkenntnissen zur Entwicklung eines solchen günstigen, oralen Medikaments beizutragen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/16254105172481782216
FORSCHUNG: Corona – Neuer Antikörper-Test erfasst Immunschutz gegen Varianten – Früh Infizierte nun weniger gut geschützt – Scienve-APA, 14.7.2021
Schweizer Forschende haben einen neuen Antikörper-Test entwickelt, mit dem sich der Immunschutz gegen verschiedene Varianten des Coronavirus abschätzen lässt. Davon berichten sie im Fachmagazin „Science Translational Medicine“. Antikörper-Tests weisen darauf hin, ob jemand eine Corona-Infektion durchgemacht hat.
Der unter Leitung von Forschenden der ETH und des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) entwickelte Test erfasst binnen weniger Stunden, ob das Immunsystem wirksame Waffen gegen SARS-CoV-2 gebildet hat. Die Forschenden wendeten den Test auf Blutserum-Proben von 206 Personen an, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Demnach erreiche der Test eine Sensitivität von 96,7 Prozent und eine Spezifität von 100 Prozent, schreiben sie in ihrer Studie.
*** Früh Infizierte nun weniger gut geschützt ***
Weitere Versuche mit 96 hospitalisierten Covid-19-Patienten, die sich vor November 2020 angesteckt hatten, ergaben, dass die neutralisierenden Antikörper das Spike-Protein des Wildtyp-Virus neutralisieren konnten, aber weniger wirksam gegen Spike-Proteine der Alpha- oder Beta-Varianten waren. Das gibt demnach einen Hinweis darauf, dass früh in der Pandemie Infizierte weniger gut gegen die neuen Corona-Varianten geschützt sind.
Mit dem Test lasse sich nicht nur die Wirksamkeit der neutralisierenden Antikörper auf besorgniserregende Varianten nach einer durchgemachten, natürlichen Infektion bestimmen, sondern auch die Impfstoff-induzierten Antikörperantworten, so die Forschenden. Sie schätzen, dass eine Fachkraft pro Tag mindestens hundert Proben vorbereiten und analysieren könnte.
Der Test koste hundert Franken (rund 92 Euro), werde derzeit aber nicht von den Krankenkassen übernommen, hieß es in einer Mitteilung der EPFL und des CHUV. Auf ärztliches Verlangen könne ein solcher Test nach einem positiven PCR-Befund jedoch durchgeführt werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17806271826338353500
SIEHE DAZU: https://doi.org/10.1126/scitranslmed.abi8452
FORSCHUNG: Internationale Studie unter österreichischer Beteiligung: Schnelltests beim Arzt laut Studie vergleichbar mit PCR-Tests aus dem Labor – Science-APA, 14.7.2021
Covid-19-Schnelltests in allgemeinmedizinischen Praxen können mit ähnlich hoher Genauigkeit einen Virusbefall rasch anzeigen wie laborbasierte PCR-Tests. Zu diesem Ergebnis ist eine von der Queen Mary University of London und der University of Oxford geleitete Studie gekommen. Sie wurde in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz, dem Institut für Höhere Studien (IHS) und Hausärzten im obersteirischen Bezirk Liezen durchgeführt, wie das IHS am Mittwoch mitteilte.
Neben der Impfung ist die frühzeitige Erkennung von infizierten Personen durch zuverlässige Tests ein wichtiges Mittel, um Übertragungsketten aufzubrechen und die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. „Wichtig ist jedoch, dass die Tests von fachkundigem Personal korrekt durchgeführt werden, so wie das bei unserer Studie der Fall war“, wurde Allgemeinmediziner Oliver Lammel aus Ramsau am Dachstein zitiert. Auf seine Initiative hin haben Allgemeinmediziner-Praxen aus dem Bezirk Liezen mehr als 2.500 Personen mit grippeähnlichen Symptomen im realen Umfeld der Primärversorgung mit Schnelltests, sogenannten Lateral Flow-Tests (LFT), getestet. Sie sie sind billiger als PCR-Tests und liefern ein Ergebnis nach rund 30 Minuten statt der herkömmlichen Wartezeit von einem bis drei Tagen bei laborbasierten Tests.
*** Erste Vergleichsstudie in großem Maßstab ***
Frühere Studien hätten allerdings gezeigt, dass Lateral Flow Tests beim Nachweis von Covid-19 möglicherweise weniger empfindlich sind als PCR, vor allem bei asymptomatischen Personen und im frühen oder späten Stadium einer Infektion, wenn die Viruslast am niedrigsten ist. „Wir haben jedoch festgestellt, dass die beiden Testmethoden bei Patientinnen und Patienten, die neu symptomatisch sind, ein ähnliches Maß an Genauigkeit aufweisen“, hielt Werner Leber von der Queen Mary University of London fest.
Die Studie war die erste, die Lateral Flow- und PCR-Tests an derselben Personengruppe in großem Maßstab verglichen hat. Dabei erkannten die Lateral-Flow-Tests mehr als 95 Prozent der per PCR gefundenen Fälle. Zudem identifizierten sie 89 Prozent der Fälle korrekt als negativ. Zur Anwendung kamen fünf verschiedene Marken von Testkits, drei Labors und professionelle Tupfer, die in 20 Hausarztpraxen angeboten wurden.
Die Ergebnisse würden belegen, dass der LF-Test den Virusbefall rasch anzeigt: Sowohl im frühen Infektionsstadium, zu Beginn der Symptome und auch bei niedrigem CT-Wert fasste das IHS zusammen. „Die Studienergebnisse liefern Grundlagen für künftige Eindämmungsstrategien im Rahmen der Primärversorgung, die so einen wichtigen Beitrag in einer Pandemie leisten kann“, erklärte Thomas Czypionka, Leiter des Bereichs Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik am IHS. Die Studie wurde durch das Horizon 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm der Europäischen Union gefördert.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/7420640916204506492
SIEHE DAZU:
=> Leber, Lammel, Siebenhofer et al.: „Comparing the diagnostic accuracy of point-of-care lateral flow antigen testing for SARS-CoV-2 with RT-PCR in primary care (REAP-2)“
QUELLE: https://www.thelancet.com/journals/eclinm/article/PIIS2589-5370(21)00291-1/fulltext
INTERNATIONAL: WHO warnt vor eigenmächtigem Impfstoffmix – Science-APA, 14.7.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Impfwilligen davon ab, willkürlich Coronavirus-Impfstoffe verschiedener Hersteller zu kombinieren. „Individuen sollten nicht für sich selbst entscheiden, öffentliche Gesundheitsbehörden können, basierend auf den verfügbaren Daten“, sagte Soumya Swaminathan, leitende Wissenschaftlerin der WHO.
„Daten aus Mix-and-Match-Studien verschiedener Impfstoffe stehen noch aus – sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit müssen bewertet werden.“ Die eigenmächtige Kombination von verschiedenen Impfstoffen sei ein „ziemlich gefährlicher Trend“.
Wenn Bürger und Bürgerinnen selbst darüber entscheiden, wann und wer eine zweite, eine dritte oder eine vierte Dosis bekomme, führe das zu chaotischen Zuständen. Solche Entscheidungen sollten den Gesundheitsbehörden überlassen werden.
Die Expertengruppe der WHO für Impfstoffe sagte im Juni, dass der Impfstoff von Biontech und Pfizer als zweite Dosis nach einer ersten Dosis von AstraZeneca verwendet werden könnte, wenn Letzterer nicht verfügbar ist.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6897560178544949978
ISRAEL: Israel verkürzt Coronaquarantäne auf eine Woche – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Israel verkürzt die Quarantänezeit von mindestens zehn Tagen auf sieben, um die Bevölkerung während der Coronapandemie zur Einhaltung der Selbstisolation zu motivieren. Betroffene könnten am siebten Tag einen Coronatest machen und bei negativem Testergebnis die Isolation beenden, teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett gestern Abend mit.
„Wir legen Bedingungen fest, die die Öffentlichkeit erfüllen kann“, sagte Bennett laut Mitteilung. „Wir kommen der Öffentlichkeit entgegen.“ Wer allerdings die Quarantäne bricht, muss Bennett zufolge umgerechnet rund 1.290 Euro Strafe zahlen.
Der Regierungschef kündigte an, dass eine Einhaltung der Quarantäne sowie das Tragen von Masken stärker kontrolliert würden. Nach einer Entscheidung des Coronakabinetts soll auch ein umfassendes Schnelltestangebot geschaffen werden.
Die Zahl der neuen Coronafälle ist in Israel in den vergangenen Wochen massiv angestiegen. Auslöser dafür waren wohl zunächst Rückkehrer aus dem Ausland, die ihre Quarantäne gebrochen hatten. Es kam zu mehreren Ausbrüchen an Schulen.
Anfang der Woche waren die Neuinfektionen auf den höchsten Stand seit Ende März geklettert. 754 neue Fälle seien am Vortag gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium heute mit. Bei rund 1,5 Prozent der fast 53.000 Getesteten fiel das Ergebnis demnach positiv aus. Die Zahl der Schwerkranken stieg auf 53, es gab keine neuen Todesfälle.
Die meisten der neuen Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus. Diese wurde zuerst in Indien entdeckt, und sie gilt als besonders ansteckend. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen und auch zweifach Geimpfte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125562/Israel-verkuerzt-Coronaquarantaene-auf-eine-Woche
RUSSLAND: Weltgrößter Impfstoffhersteller will Sputnik in Massen produzieren – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Russland hat mit dem weltgrößten Impfstoffhersteller in Indien ein Abkommen über die Herstellung von mehr als 300 Millionen Dosen Sputnik V pro Jahr geschlossen. Die ersten Dosen sollten dort im September produziert werden, teilte der staatliche Direktinvestmentfonds Russlands RDIF gestern mit. Der weltgrößte Impfstoffhersteller Serum Institute stellt bereits Astrazeneca-Impfstoff her.
Bei der Auslieferung von Sputnik V hatte der Kreml bereits Lieferengpässe eingeräumt und nach weiteren Möglichkeiten gesucht, um Lieferversprechungen an viele Länder einhalten zu können. Auch das Serum Institute hatte schon Probleme, Versprechen einzuhalten. Es sollte eigentlich Coronaimpfstoff im großen Stil für ärmere Länder im Rahmen des UN-Impfprogramms Covax produzieren.
Allerdings gab es Hindernisse – unter anderem verhängte die indische Regierung einen Exportstopp für Coronaimpfstoffe, nachdem eine heftige zweite Welle unter anderem im Zusammenhang mit der Delta-Variante das Land erschütterte.
Wann Indien wieder Coronaimpfstoff exportiert, ist unklar. Bislang sind in dem Land rund fünf Prozent der mehr als 1,3 Milliarden Einwohner vollständig gegen Corona geimpft. Besonders auf dem Land gibt es eine verbreitete Impfskepsis.
Das Serum Institute solle die Sputnik-V-Dosen zunächst vorwiegend für den indischen Markt produzieren, sagte RDIF-Chef Kirill Dmitrijew bei einer Pressekonferenz gestern in Moskau. Er hoffe allerdings aber auch darauf, dass ein Teil der Dosen exportiert werden könne. In Indien ist Sputnik V zugelassen.
Russland wartet zurzeit auf eine vorläufige Zulassung des Vakzins durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Gestern sagte Dmitrijew, dass er eine EMA-Zulassung aber erst im Herbst erwarte. Es gebe jedoch einen „sehr guten Fortschritt“ und einen „positiven Dialog“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125546/Weltgroesster-Impfstoffhersteller-will-Sputnik-in-Massen-produzieren
GROSSBRITANNIEN: SARS-CoV-2: Britisches Parlament stimmt für Impfpflicht von Pflegekräften in Heimen – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Das britische Parlament hat einer Coronaimpfpflicht für Pflegekräfte in Heimen in England zugestimmt. Von Oktober an müssen Heimmitarbeiter zwei Impfungen gegen das Virus SARS-CoV-2 vorweisen.
Allerdings votierten mehrere Mitglieder der Konservativen Partei von Premierminister Boris Johnson gestern Abend gegen das Vorhaben. Sie kritisierten, dass die Regierung vor der Abstimmung keine Bewertung der Auswirkungen veröffentlicht hat. Gesundheitsstaatssekretärin Helen Whately betonte, die Regierung arbeite daran.
Zuvor hatten bereits Italien sowie gestern Frankreich und Griechenland eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen von September an erlassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnte einen solchen Schritt für Deutschland gestern erneut ab.
Die Coronakrise hatte in Großbritannien vor allem zu Beginn die Pflege- und Altersheime getroffen. Dort starben in den ersten Monaten der Pandemie fast 30.000 Bewohner mehr als im Vorjahreszeitraum.
Staatssekretärin Whately kündigte Richtlinien an. Sie sagte, dass Heimbetreiber impfunwilligen Beschäftigten eine alternative Arbeitsstelle anbieten könnten.
Es gebe allerdings nur wenige Jobs in der Branche, die ohne Impfung möglich sind. Pflege- und Ärzteverbände hatten vor einer Impfpflicht gewarnt. Auf ohnehin stark unter Druck stehende Branche kämen damit weitere Probleme zu.
Die Impfpflicht gilt nur in England. Die Regierungen der anderen britischen Landesteilen Schottland, Wales und Nordirland, die für die Gesundheitspolitik selbst verantwortlich sind, haben keine entsprechenden Pläne.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125559/SARS-CoV-2-Britisches-Parlament-stimmt-fuer-Impfpflicht-von-Pflegekraeften-in-Heimen
EUROPÄISCHE UNION: Debatte über Impfpflicht bricht los – Neben Frankreich und Griechenland auch in England ab Oktober Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen – ORF, 14.7.2021
Frankreich und Griechenland haben zuletzt eine Teilimpfpflicht angekündigt und befeuern damit eine seit Längerem immer wieder aufflackernde Debatte: Soll eine teilweise geltende oder umfassende Impfpflicht eingeführt werden, um die für eine Herdenimmunität nötige Impfrate zu erreichen? Österreich und Deutschland etwa winken ab, auch wenn sich mehr und mehr Fachleute eine Pflicht etwa im Gesundheitsbereich vorstellen können.
Auch Pflegekräfte in Heimen in England müssen ab Oktober gegen das Coronavirus geimpft sein. Dem stimmte das britische Parlament gestern Abend zu. Allerdings votierten mehrere Mitglieder der Konservativen Partei von Premierminister Boris Johnson dagegen.
Sie kritisierten, dass die Regierung vor der Abstimmung keine Bewertung der Auswirkungen veröffentlicht habe.
QUELLE: https://orf.at/stories/3220955/
MALTA: Malta setzt angekündigte Grenzschließung für Ungeimpfte nicht um – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Malta will die angekündigten Grenzschließungen für nicht vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 Geimpfte doch nicht umsetzen. Menschen, die ohne Impfzertifikat nach Malta einreisten, müssten sich jedoch für bestimmte Zeit in Quarantäne begeben, teilte die Regierung gestern Abend mit.
Die am vergangenen Freitag angekündigte Grenzschließung hätte in der Nacht zu heute in Kraft treten sollen. Die Dauer der Quarantäne blieb zunächst unklar. Für Neuankömmlinge aus sogenannten „roten“ Ländern galt bisher eine Pflicht zur Selbstisolation für 14 Tage.
Die geplante Grenzschließung hatte Maltas Gesundheitsminister Chris Fearne am vergangenen Freitag mit dem Anstieg der Coronainfektionen begründet. Noch am 28. Juni hatte der Inselstaat, in dem rund 80 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind, nur noch 28 aktive Coronafälle verzeichnet. Am vergangenen Freitag waren es jedoch wieder 252 Fälle gewesen.
Anders als in anderen europäischen Ländern führen die Behörden den Anstieg der Fallzahlen in Malta nicht auf die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zurück.
Die geplante Grenzschließung hatte jedoch für Kritik der EU-Kommission gesorgt, die eine Beeinträchtigung des EU-weiten Reisezertifikats befürchtete. Dieses sieht eine Gleichbehandlung vollständig Geimpfter mit Genesenen und negativ Getesteten vor.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125560/Malta-setzt-angekuendigte-Grenzschliessung-fuer-Ungeimpfte-nicht-um
Coronakrise in Spanien: Mehr Neuinfektionen, mehr Restriktionen – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Die Coronakrise im Urlaubsland Spanien hat sich weiter zugespitzt. Das Gesundheitsministerium in Madrid meldete gestern 13.393 Infektionen binnen 24 Stunden. Damit kletterte die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz innerhalb eines einzigen Tages von 226 auf 258. Es seien weiterhin vor allem junge Menschen unter 30, die sich ansteckten, hieß es.
Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias äußerte sich unter Hinweis auf die Impffortschritte optimistisch und beteuerte, das Land werde die Infektionszahlen bald wieder reduzieren. Zur Eindämmung der Ausbreitung beschließen die spanischen Regionen unterdessen immer mehr Restriktionen.
Valencia mit der gut 500 Kilometer langen Küste hat mit Billigung der Justiz als erste der 17 Regionen Spaniens wieder eine nächtliche Ausgehsperre eingeführt. Die Bewohner von 32 Gemeinden mit besonders schlechter Lage dürfen seit gestern zwischen 1 Uhr und 6 Uhr nur mit triftigem Grund aus dem Haus.
Betroffen sind unter anderem die Metropole Valencia sowie bekannte Badeorte wie Benicassim oder Gandia. Auf den auch bei deutschen Urlaubern beliebten Kanaren will die Justiz heute über einen Antrag der Behörden auf Einführung einer nächtlichen Ausgehsperre entscheiden.
So schlimm aber wie in Katalonien ist die Lage derzeit nirgendwo sonst in Spanien. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in der beliebten Urlaubsregion an der Grenze zu Frankreich am Dienstag auf knapp 579.
Zur Eindämmung der rasant steigenden Infektionszahlen schränkt der Coronahotspot das Nachtleben immer weiter ein. Die Regierung in Barcelona beschloss vorgestern, dass Restaurants, Bars, Kultur- und Sportlokale sowie alle anderen Betriebe spätestens um 0.30 Uhr schließen müssen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125561/Coronakrise-in-Spanien-Mehr-Neuinfektionen-mehr-Restriktionen
NIEDERLANDE: Corona: Reproduktionszahl in Niederlanden hoch – In den Niederlanden breitet sich das Coronavirus – Deutsches Ärztebild, 14.7.2021
SARS-CoV-2 durch die Deltavariante rasant aus. Die Reproduktionszahl liegt derzeit bei 2,17. Das ist der höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie im März 2020, wie das zuständige Amt für Gesundheit und Umwelt RIVM gestern dem Parlament in Den Haag mitteilte.
Die Zahl bedeutet, dass rechnerisch 100 Infizierte 217 weitere Personen anstecken. Das RIVM schätzt, dass bereits 60 bis 65 Prozent aller Infektionen auf die Deltavariante zurückzuführen sind. Die Zahl der Neuinfektionen in 24 Stunden lag zuletzt bei rund 8.000.
Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene bis 29 Jahre würden jetzt infiziert. Da sie aber weniger häufig schwer an COVID-19 erkranken, steigt die Zahl der Patienten in Krankenhäusern noch nicht. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei rund 270 Infektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen.
Wegen der dramatischen Zunahme hatte die Regierung bereits am vergangenen Freitag einige Lockerungen wieder rückgängig gemacht. So wurden Diskotheken und Nachtclubs erneut geschlossen und Festivals untersagt. Dies Orte waren dem RIVM zufolge die Hauptinfektionsherde in den vergangenen zwei Wochen.
Die Regierung war heftig kritisiert worden wegen der schnellen Aufhebung der Maßnahmen am 26. Juni. Premier Mark Rutte hatte sich inzwischen dafür entschuldigt und von einem „Einschätzungsfehler“ gesprochen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125550/Corona-Reproduktionszahl-in-Niederlanden-hoch
NIEDERLANDE: Festival in Utrecht: Rund 1.000 Besucher infiziert – Deutsches Ärzteblatt, 14.7.2021
Bei einem Musikfestival in Utrecht haben sich rund 1.000 Besucher mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden von gestern Abend könnten die Zahlen noch steigen. Die Organisatoren reagierten geschockt und betonten, dass sie sich an alle Auflagen gehalten hätten. Zuerst hatte der Spiegel darüber berichtet.
Rund 20.000 Menschen hatten das zweitägige Open-Air-Festival „Verknipt“ (Durchgeknallt) am 3. und 4. Juli besucht. Am ersten Tag infizierten sich mindestens 448 Besucher, und am zweiten Tag weitere 516, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete.
Festivalbesucher mussten nachweisen, dass sie geimpft oder negativ getestet waren. Nach Angaben der Veranstalter wurde streng am Eingang kontrolliert. Für Besucher seien Zeitfenster eingerichtet worden, um Andrang zu verhindern.
Die Niederlande hatten zunächst zum 26. Juni fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben und auch Großveranstaltungen erlaubt, sofern Besucher über ein negatives Testergebnis oder einen Impfnachweis verfügten.
Nach einem explosionsartigen Anstieg der Infektionen wurden einige Lockerungen wieder aufgehoben. Zuletzt infizierten sich rund 8.000 Menschen innerhalb von 24 Stunden. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei über 300 Infektionen auf 100.000 Einwohner.
Für den großen Anstieg der Infektionen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden vor allem Jugendliche und junge Erwachsene verantwortlich. Infektionsherde waren vor allem Festivals, Diskotheken und Gaststätten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125558/Festival-in-Utrecht-Rund-1-000-Besucher-infiziert
ÖSTERREICH: Initiative will Möglichkeit zu Distance Learning auch ohne Lockdown – Science-APA, 14.7.2021
Die Bildungsplattform Leistung und Vielfalt will Schulen auch ohne pandemiebedingte Lockdowns die Möglichkeit zum Distance Learning an einzelnen Tagen eröffnen. Zunächst soll das an Oberstufen erprobt werden, hieß es in einer Aussendung. „Zu Unrecht ist das Distance Learning nur als ‚Notnagel‘ in Lockdown-Zeiten gesehen worden“, meinte deren stellvertretende Vorsitzende Isabella Zins, die auch Sprecherin der AHS-Direktorinnen und -Direktoren ist.
Nicht der Fernunterricht an sich führe zu sozialer Distanz, sondern Lockdowns, die es mit gemeinsamer nationaler Anstrengung zu verhindern gelte. „Ohne Lockdown ist Distance Learning vor allem eine orts- und zeitungebundene Unterrichtsform – mit fünf wesentlichen Vorteilen“, betont die Initiative. Sie erlaube Menschen, beim Lernen in unterschiedlichen sozialen Zusammensetzungen miteinander zu agieren, ihrem eigenen Biorhythmus zu folgen und außerhalb des Schulgebäudes in der sogenannten „echten Welt“ tätig zu werden. Außerdem werde man dadurch tatsächlich auf die mehr und mehr digitalisierte Berufswelt vorbereitet und schließlich könne man sich beim Lernen auch einmal an der frischen Luft aufhalten. „Es trägt darüber hinaus zur Verkehrsberuhigung bei.“
Daher solle zunächst ein gesetzlicher Rahmen für die entsprechende schulautonome Möglichkeit für einzelne Distance-Learning-Tage geschaffen werden. Außerdem sollen pädagogische Konzepte dafür entwickelt und Fortbildungskonzepte für Lehrer erstellt werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/11611589635108979138
13.7.2021, Dienstag
MEDIZIN: Studie: Genschere stoppt Vermehrung von SARS-CoV-2 in Zellkulturen – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Die CRISPR/Cas-Methode könnte in Zukunft benutzt werden, um die Vermehrung von Viren in infizierten Zellen zu stoppen. Australische Wissenschaftler zeigen dies exemplarisch für das Pandemie-Virus SARS-CoV-2. Die in Nature Communications (2021; 12: 4270) vorgestellten Ergebnisse sind zwar weit von der klinischen Anwendung entfernt.
Die Methode könnte allerdings im Prinzip zur Behandlung unterschiedlicher Virusinfektionen eingesetzt werden – wenn sie sich als sicher und verträglich erweisen sollte.
Die CRISPR/Cas-Methode basiert auf einem Abwehrmechanismus von Bakterien gegen Phagen, wie die Viren genannt werden, die Bakterien infizieren. Bakterien, die einen Phagen-Angriff überlebt haben, speichern Abschnitte der Virus-Gene als CRISPR („clustered regularly interspaced short palindromic repeats“) in ihrem Genom.
Diese Information werden dann von dem Enzym Cas („CRISPR associated protein“) genutzt, um bei einem erneuten Angriff die DNA der Phagen an dieser Stelle zu zerschneiden. Dies verhindert, dass die Phagen sich in der Zelle vermehren können.
Ein Team um Sharon Lewin vom Peter Doherty Institute in Melbourne hat die Abwehrtechnik jetzt genutzt, um menschliche Zellen vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu schützen. Die Forscher statteten dazu den CRISPR-Cas13b-Komplex mit der Information zu Genabschnitten für das Spike- oder das Nukleopeptid von SARS-CoV-2 aus. Dieser Komplex wurde dann in Liposomen verpackt und in Vero-Zellen geschleust. 2 bis 3 Tage später wurden die Vero-Zellen mit SARS-CoV-2 infiziert.
Wie Lewin berichtet, konnte die Replikation von SARS-CoV-2 zu mehr als 98 % verhindert werden. Um eine möglichst breite Schutzwirkung zu erzielen, wurden für den CRISPR-Cas13b-Komplex Erkennungsstellen ausgewählt, die sich bei SARS-CoV-2 nicht verändern, weil sonst die Stabilität des Virus gefährdet wäre. Die Behandlung blieb in den Experimenten denn auch gegen die Variante Alpha wirksam.
Die CRISPR/Cas-Methode könnte nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern im Prinzip gegen alle Viren eingesetzt werden, deren Erbgut bekannt ist. Ein therapeutischer Nutzen müsste jedoch erst in klinischen Studien gezeigt werden. Davon sind die Forscher noch weit entfernt.
Zunächst müssen sie geeignete Liposomen finden, die CRISPR-Cas13b auch in komplexen Organismen an ihren Zielort transportieren. Erst wenn sich die Behandlung im Tierversuch als sicher und effektiv erweist, kämen klinische Studien infrage. Dies dürfte noch mehrere Jahre dauern, so dass die Methode für die aktuelle Pandemie nicht infrage kommt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125552/Studie-Genschere-stoppt-Vermehrung-von-SARS-CoV-2-in-Zellkulturen
MEDIZIN: J&J-Coronaimpfung: FDA warnt vor erhöhtem Risiko für Guillain-Barré-Syndrom – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt vor einem erhöhten Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom bei einer Impfung mit dem COVID-19-Impfstoff des US-Herstellers Johnson& Johnson. Die FDA aktualisierte gestern ihren Warnhinweis, nachdem Dutzende Fälle der neurologischen Erkrankung gemeldet worden waren.
Nach Angaben aus informierten Kreisen gibt es 100 vorläufige Berichte über das Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms nach Verabreichung des Vektorimpfstoffs. In 95 Fällen mussten die betroffenen Patienten in einem Krankenhaus behandelt werden. Ein Mensch starb.
Die FDA gibt an, dass sich bei den meisten betroffenen Patienten innerhalb von 42 Tagen nach der Impfung Symptome gezeigt hätten. Die Behörde betont, dass es sich um sehr seltene potenzielle Nebenwirkung handele. Den 100 vorläufigen Berichte stehen rund 12,5 Millionen bereits verabreichte Dosen des Johnson&Johnson-Vakzins in den USA gegenüber.
Die FDA rät Patienten aber, bei bestimmten Beschwerden einen Arzt aufzusuchen: Ein Schwäche- oder Kribbelgefühle, speziell in Beinen und Armen, die schlimmer werden und sich auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten, Schwierigkeiten beim Gehen, Probleme mit Gesichtsbewegungen, beim Sprechen, Kauen oder Schlucken. Ebenso dazu gehört Doppeltsehen oder Unfähigkeit, die Augen zu bewegen sowie Schwierigkeiten mit der Blasenkontrolle oder der Darmtätigkeit.
In den USA gibt es jährlich zwischen 3.000 und 6.000 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms. Die entzündliche neurologische Erkrankung führt zu Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen. Die meisten Patienten erholen sich wieder. Auch bei einigen Grippeimpfungen wurde ein Auftreten des Syndroms beobachtet.
Fallberichte deuten darauf hin, dass auch eine Infektion mit SARS-CoV-2 selbst das Risiko für ein Guillain-Barré-Syndrom erhöhen könnte. Bereits im April 2020 wurde erstmals die Möglichkeit eines SARS-CoV-2-assoziierten Guillain-Barré-Syndroms in Lancet Neurology diskutiert (DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30109-5) . Kurz darauf folgten 2 weitere Publikationen aus Europa, die ein Guillain-Barré-Syndrom beziezhungsweise eine Variante desselben bei COVID-19-Patienten beschrieben.
In den USA ist der neue Warnhinweis der FDA ein weiterer Rückschlag für Johnson & Johnson. Im April war der Einsatz des Coronaimpfstoffs des US-Pharmakonzerns in den USA zwischenzeitlich ausgesetzt worden, nachdem vor allem bei jüngeren Frauen vereinzelte Fälle von seltenen Blutgerinnseln aufgetreten waren. Die Behörden kamen aber zu dem Schluss, dass die Vorteile der Impfung die Risiken klar überwiegen.
In der Impfkampagne in den USA spielt der Impfstoff von Johnson & Johnson, von dem nur 1 Dosis notwendig ist, eine untergeordnete Rolle. Bislang wurden weniger als 13 Millionen Impfdosen verabreicht. Von dem Coronaimpfstoff von Biontech-Pfizer sind es schon mehr als 185 Millionen, von dem Vakzin des Biotech-Unternehmens Moderna mehr als 135 Millionen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125517/J-J-Coronaimpfung-FDA-warnt-vor-erhoehtem-Risiko-fuer-Guillain-Barre-Syndrom
SIEHE DAZU:
US-Behörde: Erhöhtes Nervenkrankheits-Risiko bei J&J-Corona-Impfung – Science-APA, 13.7.2021
==> Nach Angaben aus informierten Kreisen gibt es 100 vorläufige Berichte über ein Auftreten der neurologischen Krankheit mit Lähmungserscheinungen – bei rund 12,5 Millionen verabreichten J&J-Impfdosen. In 95 Fällen mussten die Patienten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein Mensch starb.
*** Guillain-Barré-Syndrom kann zu Lähmungen führen ***
In den USA gibt es jährlich zwischen 3.000 und 6.000 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms. Die entzündliche neurologische Erkrankung führt zu Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen. Die meisten Patienten erholen sich wieder. Auch bei einigen Grippe-Impfungen wurde ein Auftreten des Syndroms beobachtet.
Der neue Warnhinweis der FDA ist ein weiterer Rückschlag für Johnson & Johnson. Im April war der Einsatz des Corona-Impfstoffs des US-Pharmakonzerns in den USA zwischenzeitlich ausgesetzt worden, nachdem vor allem bei jüngeren Frauen vereinzelte Fälle von seltenen Blutgerinnseln aufgetreten waren. Die Behörden kamen aber zu dem Schluss, dass die Vorteile der Impfung die Risiken klar überwiegen. Für Schlagzeilen sorgte zudem eine größere Produktionspanne in einem Werk in der US-Stadt Baltimore.
In der Impfkampagne in den USA spielt der Impfstoff von Johnson & Johnson, von dem nur eine Dosis notwendig ist, eine untergeordnete Rolle. Bisher wurden weniger als 13 Millionen Impfdosen verabreicht. Von dem Corona-Impfstoff von Biontech-Pfizer sind es schon mehr als 185 Millionen, von dem Vakzin des Biotech-Unternehmens Moderna mehr als 135 Millionen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/1664775924334278070
INTERNATIONAL: UN-Bericht: Hunger in Coronakrise deutlich gestiegen – 2020 war knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung unternährt, Asien und Afrika besonders betroffen – Scharfer Anstieg in Afrika – Pandemie sorgte für „brutale Rezessionen“ und erschwerte Nahrungsmittelzugang – UN-Ziel „Stopp dem Hunger 2030“ gefährdet – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Der Hunger in der Welt hat einem UN-Bericht zufolge im Jahr der Coronapandemie 2020 deutlich zugenommen. Zwischen 720 und 811 Millionen Menschen – knapp ein Zehntel der Weltbevölkerung – waren Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr unterernährt, wie aus dem Report zur Lage der weltweiten Nahrungsmittelsicherheit hervorgeht. Dies seien 70 bis 161 Millionen mehr als 2019, rechneten Fachleute der Welternährungsorganisation FAO in dem gestern in Rom veröffentlichten Bericht vor.
Es handelte sich um einen Anstieg um etwa 1,5 Prozentpunkte binnen eines Jahres. Dieser fiel im Vergleich zu den Vorjahreswerten, die zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkten lagen, deutlich höher aus. Die Zunahme führten die Experten zum Großteil auf die Folgen der Coronakrise zurück, deren Auswirkungen weiter untersucht werden müssten, wie sie hervorhoben.
Den Angaben nach löste die Pandemie in vielen Teilen der Welt „brutale Rezessionen“ aus und erschwerte den Zugang zu Nahrungsmitteln – vor allem Länder, in denen es Konflikte und Klimaextreme gibt, waren betroffen.
Mehr als die Hälfte aller unterernährten Menschen lebt demnach in Asien (418 Millionen), mehr als ein Drittel in Afrika (282 Millionen). In Lateinamerika und der Karibik leiden den Angaben zufolge rund 60 Millionen Menschen an Hunger. Den schärfsten Anstieg bei der Zahl hungriger Menschen gab es 2020 in Afrika. Es seien rund 46 Millionen mehr als 2019.
„Leider legt die Pandemie weiterhin Schwächen in unseren Ernährungssystemen offen, die das Leben und die Existenzgrundlage von Menschen auf der ganzen Welt bedrohen“, hieß es in dem Bericht, in dem die Experten die Lage der Nahrungsmittelsicherheit in der Welt im vergangenen Jahr als „düster“ bezeichneten.
So habe 2020 zeitweise knapp einer von drei Menschen weltweit keinen sicheren Zugang zu ausreichenden Nahrungsmitteln gehabt. Darunter seien Millionen Kinder, die nicht genug zu essen bekommen, um gesund aufzuwachsen. Die meisten mangelernährten Kinder leben demnach in Asien und Afrika.
Das Ziel der Staatengemeinschaft, den Hunger bis zum Jahr 2030 zu stoppen, kann den aktuellen Prognosen zufolge nur unter „enormen Anstrengungen“ erreicht werden. Dazu müssten insbesondere drastische Maßnahmen getroffen werden, durch die Ungleichheiten beim Zugang zu Nahrungsmitteln beseitigt werden.
Als Beispiele nannten die Experten etwa humanitäre Hilfe in Konfliktgebiete oder Unterstützungsprogramme in Form von Sach- oder Geldleistungen, um Nahrungsmittelpreisschwankungen abzumildern. Auch ein breiterer Zugang zu Klimarisikoversicherungen für Kleinbauern wurde genannt.
Wenn sich allerdings nichts ändert, könnten 2030 laut Prognosen der UN-Experten – unter anderem bedingt durch die Langzeitfolgen der Pandemie – noch immer rund 660 Millionen Menschen von Hunger betroffen sein. Dies wären nach aktueller Schätzung etwa 30 Millionen Menschen mehr als in einem Szenario, in dem es die Coronakrise nicht gegeben hätte.
„Wir bewegen uns in die falsche Richtung“, warnen die Autoren des Berichts, für den neben der FAO das Kinderhilfswerk Unicef, die Weltgesundheitsorganisation WHO, der Hilfsfonds Ifad und das Welternährungsprogramm WFP Daten zusammengetragen haben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125537/UN-Bericht-Hunger-in-Coronakrise-deutlich-gestiegen
SIEHE DAZU:
=> After twelve months of consecutive rise, the FAO Food Price Index fell in June – FAO, 8.7.2021
QUELLE: http://www.fao.org/worldfoodsituation/foodpricesindex/en/
GRAPHIK: Food Commoditiy Price Indices
http://www.fao.org/fileadmin/templates/worldfood/images/home_graph_2_jul073.jpg
GRPAHIK: Food Commoditiy Price Indices in nominal and real terms
http://www.fao.org/fileadmin/templates/worldfood/images/home_graph_3_jul073.jpg
INTERNATIONAL: Impfprogramm Covax hat Verträge für chinesische Coronaimpfstoffe mit Sinovac und Sinopharm – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Die beiden chinesischen Pharmaunternehmen Sinovac und Sinopharm werden der internationalen Coronaimpfinitiative Covax in den kommenden Monaten insgesamt 110 Millionen Dosen ihrer Impfstoffe zur Verfügung stellen.
Die Lieferung beginne sofort, erklärte gestern die Impfallianz Gavi, die gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Forschungsbündnis Cepi die Initiative ins Leben gerufen hatte. Die Vereinbarung sehe zudem eine Option zum Kauf weiterer Dosen vor.
„Dank der Vereinbarung und weil diese Impfstoffe bereits die WHO-Notfallzulassung erhalten haben, können wir sofort mit der Auslieferung von Impfdosen an die Länder beginnen“, erklärte Gavi-Chef Seth Berkley.
Dies ist laut der Impfallianz besonders wichtig, da Covax unter massiven Engpässen leidet. Bis gestern verteilte die Initiative nach eigenen Angaben mehr als 102 Millionen Impfdosen an 135 Länder. Das ist aber weit weniger als das zu Jahresbeginn erklärte Ziel.
Nach Angaben von Gavi sieht die Vereinbarung den Kauf von 60 Millionen Impfdosen über den Zeitraum Juli bis Ende Oktober von Sinopharm vor, weitere 50 Millionen Dosen sollen bis Ende September von Sinovac kommen. Insgesamt stehen demnach bis Mitte 2022 bis zu 170 Millionen Sinopharm-Dosen und 380 Millionen Sinovac-Dosen zur Verfügung.
Die Covax-Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, die massive Ungleichheit zwischen reichen Industrieländern und armen Schwellen- und Entwicklungsländern bei den Coronaimpfungen zu verringern.
Covax will sicherstellen, dass noch in diesem Jahr in jedem Land – egal ob reich oder arm – die am stärksten gefährdeten 20 Prozent der Bevölkerung gegen COVID-19 geimpft werden können.
Die Initiative rechnet nun damit, bis Anfang 2022 zwei Milliarden Dosen verteilen zu können, davon 1,8 Milliarden an die 92 ärmsten Länder der Welt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125504/Impfprogramm-Covax-hat-Vertraege-fuer-chinesische-Coronaimpfstoffe
MALAISIEN: Mehr als 200 Mitarbeiter in malaysischem Coronaimpfzentrum infiziert – Land seit Juni im Lockdown – Massenimpfzentren zur Pandemiebekämpfung – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
In einem Impfzentrum in Malaysia haben sich mehr als 200 Mitarbeiter mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Obwohl rund 400 der 453 Mitarbeiter des Zentrums in Shah Alam, der Hauptstadt des Bundesstaats Selangor, geimpft waren, wurden 203 von ihnen positiv getestet, wie der zuständige Minister Khairy Jamaluddin heute mitteilte.
Das Zentrum wurde zur Desinfizierung bis morgen geschlossen. Mit welchem Vakzin die betroffenen Mitarbeiter geimpft waren, sagte der Minister nicht. Nach seinen Angaben zeigte aber keiner von ihnen schwere Symptome. Malaysia setzt derzeit die Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Astrazeneca und des chinesischen Pharmaunternehmens Sinovac ein.
Das südostasiatische Land kämpft seit Wochen gegen eine massive neue Coronawelle, für die vor allem die Ausbreitung ansteckenderer Virusvarianten verantwortlich ist. Heute meldeten die Behörden mit über 11.000 Infektionsfällen binnen eines Tages einen neuen Höchststand.
Seit Juni befindet sich das Land im Lockdown, gleichzeitig treibt die Regierung die Impfkampagne mit Hilfe von Massenimpfzentren massiv voran.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125544/Mehr-als-200-Mitarbeiter-in-malaysischem-Coronaimpfzentrum-infiziert
MYANMAR (BIRMA, BURMA, SIAM): Myanmar: Wenig Sauerstoff für Coronainfizierte – Politik-Krise: anhaltende Gewalt vertrieb Menschen aus ihrem Zuhause – Nahrungs- und Wassermangel verschärfen die Situation – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
In Myanmar ist die Lage wegen der Coronapandemie und fehlender medizinischer Versorgung Helfern zufolge sehr angespannt. „Menschen stehen in langen Warteschlangen, um eine Ration des begrenzten Sauerstoffs für Angehörige zu bekommen, die gegen das Virus kämpfen“, erklärte die humanitäre Direktorin von Care, Deepmala Mahla, heute.
Zugleich verschärfe die Krise die ohnehin schon angespannte humanitäre Lage in dem Land. Viele Menschen hätten wegen anhaltender Gewalt ihr Zuhause verlassen müssen, ihnen fehle es an Grundlegendem wie Nahrung, Wasser und einer medizinischen Versorgung. Besonders betroffen seien Frauen und ärmere Gemeinschaften.
Die Fallzahlen in Myanmar steigen demnach stark an: Kürzlich sei ein Rekord von 5.014 Coronafällen und 80 Todesfällen gemeldet worden. „Humanitäre Organisationen benötigen dringend uneingeschränkten Zugang zu Menschen in Not, um überlebenswichtige Hilfe leisten zu können“, forderte Mahla.
„Die Menschen in Myanmar brauchen unsere Hilfe, um Schlimmeres verhindern zu können.“ Care fordert die Asean-Mitgliedstaaten auf, Bemühungen zur Kooperation mit anderen Ländern in der Region zu verstärken. Eine friedliche Lösung für die anhaltende politische Krise müsse dringend gefunden werden, damit sich das Land auf die Bekämpfung des Virus konzentrieren könne.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125543/Myanmar-Wenig-Sauerstoff-fuer-Coronainfizierte
ISRAEL: Corona: Israel beginnt mit Auffrischungsimpfungen – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Angesichts wieder steigender Coronainfektionen hat Israel gestern damit begonnen, Patienten mit einem geschwächten Immunsystem eine Auffrischungsimpfung zu verabreichen. Für eine rasche dritte Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer kommen nach Angaben des Gesundheitsministeriums alle in Frage, die eine Herz-, Lungen- und Nierentransplantation hinter sich haben, ebenso einige Krebspatienten.
Es werde immer deutlicher, dass Patienten mit geschwächtem Immunsystem „nach zwei Impfdosen nicht ausreichend Antikörper entwickeln“, erklärte das Ministerium. Das Sheba Medical Center in Tel Aviv verabreichte nach eigenen Angaben bereits gestern mehreren Herztransplantationspatienten die dritte Coronaimpfdose.
Durch eine der schnellsten Impfkampagnen weltweit war es Israel zunächst gelungen, die Zahl der Neuansteckungen massiv zu reduzieren. Obwohl der Großteil der Erwachsenen inzwischen mit dem Impfstoff der deutschen Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer immunisiert wurde, nehmen die Fallzahlen wieder zu.
Mitverantwortlich dafür ist die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus. Fachleute sehen Anzeichen dafür, dass der Biontech/Pfizer-Impfstoff gegen die zuerst in Indien entdeckte Variante etwas weniger wirksam ist. Sie halten einen leichten Rückgang des Impfschutzes mit milden Verläufen für „wahrscheinlich“.
Die Zahl der neuen Coronafälle ist in Israel heute auf den höchsten Stand seit Ende März geklettert. 730 neue Fälle seien binnen 24 Stunden gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Bei 1,3 Prozent der mehr als 55.000 Getesteten fiel das Ergebnis demnach positiv aus. Die Zahl der Schwerkranken blieb bei 45, es gab auch keine neuen Todesfälle.
Die meisten der neuen Fälle stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Delta-Variante des Virus. Diese wurde zuerst in Indien entdeckt, und sie gilt als besonders ansteckend. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen und auch zweifach Geimpfte.
Von rund 80 COVID-19-Patienten in Krankenhäusern sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums weniger als die Hälfte nicht geimpft, von den 45 Schwerkranken 44 Prozent.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125513/Corona-Israel-beginnt-mit-Auffrischungsimpfungen
EUROPÄISCHE UNION: Abstimmung im EU-Parlament: Wie viel Macht die EMA bekommen soll – Interoperable Plattform gegen Arzneimittelengpässe in der EU – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Eine interoperable digitale Plattform soll künftig Arzneimittelengpässe in der Europäischen Union (EU) verhindern, die europäische Bevölkerung soll besser und schneller über Ergebnisse klinischer Studien informiert und die Arbeit der mit Gesundheit befassten EU-Lenkungsgruppen transparenter werden. So lauten einige der Kernvorschläge des Europäischen Parlaments für den geplanten Umbau der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA).
Mit großer Mehrheit hatten die Europaabgeordneten sich in der vergangenen Woche auf einen gemeinsamen Standpunkt geeinigt, den sie nun in die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission einbringen wollen. Die Mitgliedstaaten im Europäischen Rat hatten sich bereits im Juni auf eine Position verständigt. Einigen sich Parlament, Rat und Kommission im sogenannten Trilog, steht der gesetzlichen Erweiterung des Mandats der EMA nichts mehr im Weg.
*** Brisanter Schritt: künftig Kontrolle über Hohheitsrechte der EU-Länder über deren Gesundheitssysteme ***
Der Schritt gilt als brisant. Kritiker betrachten ihn als Versuch, die Hoheitsrechte der Mitgliedsstaaten zur Kontrolle ihrer eigenen Gesundheitssysteme anzutasten. Der zur Diskussion stehende Vorschlag der Kommission sieht vor, dass die EMA künftig Verfügbarkeit und Bestände kritischer Arzneimittel überwacht und bei Engpässen eingreift, wissenschaftliche Beratung zu krisenrelevanten Medikamenten leistet und klinische Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen koordiniert, um eine einheitliche EU-weite Reaktion auf kommende Pandemien zu ermöglichen.
Im Laufe der Pandemie waren die EU-Behörden bei der Koordination von Maßnahmen immer wieder an ihre Grenzen gestoßen oder konnten nur mit großem zeitlichen Verzug reagieren. Einzelne Länder, darunter Deutschland, hatten Exportstopps für relevante Gesundheitsgüter verhängt und damit das Solidaritätsprinzip verletzt. Studien zu zentralen Fragen wurden teils parallel in mehreren Mitgliedstaaten gestartet, wodurch es zu Dopplungen statt Synergieeffekten kam.
Bereits im November hatte Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen daher ein umfangreiches Maßnahmenpaket angekündigt, um die Europäische Union für künftige Krisen besser aufzustellen. So soll neben der EMA auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) mehr Kompetenzen erhalten. Darüber hinaus liegt bereits ein Entwurf für eine Verordnung zu schwerwiegenden, grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren vor, die etwa die gemeinsame Beschaffung von Schutzausrüstung regeln soll.
„Alle diese Vorschläge sind notwendig und ich rechne damit, dass wir gemeinsam mit den Mitgliedstaaten in allen Fällen zu einer schnellen Einigung kommen werden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion (Christdemokraten) im EU-Parlament, Peter Liese.
*** Kritische Lieferketten analysieren ***
„Die Pandemie hat gezeigt, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten nicht bereit waren, eine Herausforderung dieser Größenordnung anzugehen. Agenturen wie die EMA verfügten weder über ein angemessenes Mandat noch über ausreichende Ressourcen“, erklärte der Europaabgeordnete Nicolás González Casares (Sozialdemokraten), zuständiger Berichterstatter des Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI).
„Wir stärken jetzt die Fähigkeit der EMA, mit zukünftigen Notfällen umzugehen. Das Parlament möchte die Transparenz sowohl der Agentur als auch aller Akteure in der Lieferkette stärken“, so González Casares. So hat das Parlament den Vorschlag der Kommission in seinem Standpunkt um eine Passage ergänzt, in dem die Autoren die gezielte Analyse von Lieferketten fordern.
In der COVID-19-Pandemie sei der Mangel an medikamentösen Therapien teilweise auf Produktionsschwierigkeiten in Drittländern zurückzuführen gewesen. Derartige Hindernisse müssten durch Monitoring und ständigen Kontakt mit allen beteiligten Akteuren frühzeitig erkannt und ausgeräumt werden.
„In der Krise fehlte zum Teil der Überblick, welche Arzneimittel ausreichend vorhanden sind – und wo es Engpässe gibt. Das darf sich in Zukunft nicht wiederholen. Daher begrüße ich den Vorschlag, dass es in Zukunft eine europäische Datenbank zur Arzneimittelversorgung geben soll, so dass immer ein umfassender Überblick über die nationalen und europäischen Lagerbestände gewährleistet ist“, erklärte Tiemo Wölken, gesundheitspolitischer Sprecher der Europa-SPD.
*** Koordination von Studien: Arzneimittelbewertung soll beschleunigt werden ***
„Die Pandemie hat gezeigt, dass neuartige Krankheiten mit neuen Therapien behandelt werden können. Damit neue Therapien schnell und sicher den Menschen in der EU zur Verfügung stehen, braucht es transparente und schnelle Verfahren. Diese schaffen wir mit dem Vorschlag, worüber ich mich sehr freue“, so Wölken weiter.
So soll die EMA künftig umfassende Kompetenzen in Bezug auf die Koordination von Studien erhalten. Aus Sicht von Experten ein längst fälliger Schritt. So lagen der EMA zu Beginn der Pandemie hunderte Registrierungen von kleineren Studien aus nahezu allen Mitgliedstaaten vor, die sich kaum zusammenführen ließen, von denen einzeln jedoch keine als Entscheidungsgrundlage ausreichte, um die Sicherheit der untersuchten Therapeutika zu beurteilen, wie der damalige EMA-Direktor Guido Rasi kritisierte.
Während etwa das Mittel Dexamethason in Großbritannien längst als Standardtherapie zur Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt wurde, war die EMA noch bis September 2020 damit beschäftigt, die Studiendaten für die Risikobewertung zusammenzutragen und auszuwerten. Mit der neuen Verordnung soll die EMA Forschungsvorhaben frühzeitig miteinander vernetzen können.
Auch die Erforschung und Entwicklung von solchen Arzneimitteln, die für Pandemien besonders relevant sein könnten, sollen im europäischen Wirtschaftsraum durch beschleunigte Verfahren bei der EMA erleichtert werden, wie das Parlament in seinem Standpunkt vorschlägt. Darüber hinaus fordern die Abgeordneten einen umfassenden Cyberhochsicherheitschutz für die Agentur, die künftig eine noch größere Anzahl an sensiblen Daten verarbeiten dürfte.
*** EMA 2019 Opfer eines Cyberangriffs: Zugriff auf Grundlagen zur Sicherheitsbewertung neu entwickelter Impfstoffe gegen COVID-19 ***
Im vergangenen Jahr war die Agentur bereits Opfer eines Cyberanschlags geworden, bei dem Unbefugte sich Zugriff auf Dokumente verschafft hatten, die als Grundlage zur Sicherheitsbewertung der neu entwickelten Impfstoffe gegen COVID-19 dienten.
Gleichzeitig sollen die Prozesse sowie Studienergebnisse nach dem Willen des Parlaments künftig für die Bevölkerung transparenter gemacht und die Krisenkommunikation der Mitglieder mit der EMA als Koordinationsstelle besser abgestimmt werden. Schwachstellen in den Gesundheitssystemen der Mitgliedstaaten sollen regelmäßige Stresstests offenlegen, die von der Agentur angeleitet werden könnten.
Welche der Vorschläge sich in der Diskussion mit Rat und Kommission halten werden, ist unklar. Viele Ergänzungen des Parlaments berühren Bereiche, die die Mitgliedstaaten in nationaler Verantwortung belassen wollen. In Parlamentskreisen werden langwierige verhandlungen erwartet. Die finale Verodnung soll aber noch in diesem Jahr verabschiedet werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125379/Abstimmung-im-EU-Parlament-Wie-viel-Macht-die-EMA-bekommen-soll
SPANIEN: Viele Neuinfektionen und wieder Restriktionen in Spanien – Gesundheitsministerin wegen Impfungen optimistisch, Krankenhausauslastung steigt vorerst schwächer – Valencia wieder mit nächtlicher Ausgangssperre – ORF, 13.7.2021
Die Coronavirus-Krise im Urlaubsland Spanien hat sich weiter zugespitzt. Das Gesundheitsministerium in Madrid meldete gestern 13.393 Infektionen binnen 24 Stunden. Damit kletterte die landesweite 7-Tage-Inzidenz innerhalb eines einzigen Tages von 226 auf 258. Es seien weiterhin vor allem junge Menschen unter 30, die sich ansteckten, hieß es.
Gesundheitsministerin Carolina Darias äußerte sich unter Hinweis auf die Impffortschritte optimistisch und beteuerte, das Land werde die Infektionszahlen bald wieder reduzieren. Zudem stiegen die Spitalszahlen zumindest vorerst weit weniger stark. Zur Eindämmung der Ausbreitung beschließen die spanischen Regionen unterdessen zunehmend Restriktionen.
*** Katalonien am schlimmsten betroffen ***
Valencia hat mit Billigung der Justiz als erste der 17 Regionen Spaniens wieder eine nächtliche Ausgehsperre eingeführt. Die Bewohner von 32 Gemeinden mit besonders schlechter Lage dürfen seit gestern zwischen 1.00 und 6.00 Uhr nur mit triftigem Grund aus dem Haus. Betroffen sind unter anderem die Metropole Valencia sowie bekannte Badeorte wie Benicassim und Gandia. Auf den auch bei Urlaubern beliebten Kanarischen Inseln wollen die Behörden über einen Antrag der Behörden auf Einführung einer nächtlichen Ausgehsperre entscheiden.
So schlimm aber wie in Katalonien ist die Lage derzeit nirgendwo sonst in Spanien. Die 7-Tage-Inzidenz stieg in der beliebten Urlaubsregion an der Grenze zu Frankreich auf knapp 579. Zur Eindämmung der rasant steigenden Infektionszahlen schränkt der Coronavirus-Hotspot das Nachtleben zunehmend ein. Die Regierung in Barcelona beschloss, dass Restaurants, Bars, Kultur- und Sportlokale sowie alle anderen Betriebe spätestens um 0.30 Uhr schließen müssen.
QUELLE: https://orf.at/stories/3220941/
FRANKREICH – GRIECHENLAND: Nach Italien nun auch Frankreich und Griechenland: Impfpflicht für Gesundheitskräfte kommt – Auf Macron-Rede folgten abertausende Impfanmeldungen – Auffrischimpfungen in Frankreich ab September – Deutschland lehnt Impfpflicht im Gesundheitssystem ab – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Nach Italien führen auch Frankreich und Griechenland eine Coronaimpfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte ein. Die beiden EU-Länder reagieren damit auf die rapide Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus, wie der französische Präsident Emmanuel Macron und der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis gestern Abend ankündigten. Für nicht Immunisierte wird zugleich der Zugang zu Innenräumen etwa von Restaurants oder Bars erschwert.
In Frankreich müssen sich alle Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen laut Macron bis spätestens zum 15. September impfen lassen. Andernfalls können sie laut Gesundheitsminister Oliver Véran nicht mehr arbeiten und werden nicht mehr bezahlt.
Für früh in diesem Jahr geimpfte Risikogruppen soll es in Frankreich zudem ab September AuffrischungsImpfungen mit einer dritten Dosis geben. Macron sprach von einem neuen „Wettlauf“ gegen das Virus, das sich wieder in ganz Frankreich ausbreite. Ohne rasches Handeln drohe neuer Druck auf die Krankenhäuser.
In Griechenland gilt die Impfpflicht ab Mitte August für Mitarbeiter in Altenheimen und ab dem 1. September für den Gesundheitsbereich. „Wir können das letzte Kapitel der Gesundheitskrise nur beenden, wenn jeder das Vakzin der Freiheit in seinem Arm hat“, sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Das Land werde nicht wegen der ablehnenden Haltung einzelner in einen neuen Lockdown gehen.
In Italien gibt es die Pflichtimpfung für Ärzte und anderes medizinisches Personal bereits seit Mai. In Deutschland hat die Bundesregierung heute klargestellt, dass sie keine Impfpflicht anstrebt – auch nicht für Berufsgruppen.
Darüber hinaus will Frankreich die Vorlage eines Gesundheitspasses ab August zur Voraussetzung für den Besuch von Restaurants oder Einkaufszentren sowie die Nutzung von Zügen oder Flügen im Inland machen. Der Pass gibt Aufschluss über eine Impfung, eine überstandene Coronainfektion oder einen negativen Test. In Griechenland sind Einschränkungen für nicht Geimpfte bereits ab diesem Freitag geplant.
In Frankreich wie in Griechenland sind jeweils rund 40 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In beiden Ländern war die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder angestiegen. Fachleute führen dies auf die Delta-Variante zurück, die erstmals in Indien festgestellt worden war.
In Frankreich zeigte die halbstündige Ansprache Macrons umgehend Wirkung. Nach Macrons Rede buchten die Franzosen im Internet zahlreiche Menschen Coronaimpftermine, wie die Buchungsseite Doctolib heute mitteilte.
Innerhalb weniger Stunden nach Macrons Rede am Montagabend um 20 Uhr wurden in Frankreich 926.000 neue Impftermine online vereinbart, wie Doctolib-Chef Stanislas Niox-Chateau dem Sender BFM-TV sagte. Besonders unter 35-Jährige ließen sich demnach überzeugen: Auf sie entfielen fast zwei Drittel der Buchungen.
Mehr als 22 Millionen Menschen hatten die Präsidentenansprache im Fernsehen verfolgt. Macron hatte damit fast doppelt so viele Zuschauer wie das Finale der Fußball-Europameisterschaft am vergangenen Sonntag.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125469/Frankreich-und-Griechenland-fuehren-Impfpflicht-fuer-Gesundheitskraefte-ein
DEUTSCHLAND: Bayern ohne Vorabregistrierungen: Impfungen „to go“ in Schwimmbädern und Gasthäusern, Impfstoff droht abzulaufen – „Wer kommt, bekommt“: mobile Impfzentren und Drive-Ins – Deutsches Ärzteblatt, 13.7.2021
Menschen sollen sich in Bayern künftig ohne Vorabregistrierung und Termin, landkreis- und bundeslandübergreifend und auch bei mobilen Impfteams gegen SARS-CoV-2 impfen lassen können.
Solche Impfteams sollen sich beispielsweise vor Geschäften, auf Märkten oder bei Sportveranstaltungen aufstellen. Impfzentren sollen ergänzend auch Drive-in-Schalter anbieten können. Das hat das bayerische Kabinett heute beschlossen.
Ziel sei es, den Impfstoff vor allem mit Hilfe mobiler Teams zu den Menschen zu bringen, hieß es. Dabei helfen sollen nach dem Willen des Kabinetts Partner wie Hotel- und Gaststättenverband, Jugendring,
Sport- und Wirtschaftsverbände, aber auch die Betreiber großer Einkaufszentren.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte zum Wegfall der Registrierungspflicht, jeder solle auch so eine Impfung bekommen. „Wer kommt, bekommt.“ Er sprach von Impfen „to go“ etwa in Schwimmbädern und bei Vereinen oder „am oder im Wirtshaus“.
Auch mit Fast-Food-Ketten werde über die Etablierung von Impfangeboten gesprochen. Verkaufsoffene Sonntage, Markttage, Supermärkte und Malls sollten in die Überlegungen mit einbezogen werden, Söder nannte als weitere Beispiele aber auch Arbeitsämter oder Jobcenter.
Zudem soll es künftig möglich sein, dass Erst- und Zweitimpfungen von niedergelassenen Ärzten und Impfzentren in Kombination vorgenommen werden. Impfzentren sollen auch „Familiensonntage“ für Eltern und Kinder ab zwölf Jahren anbieten können, „vielleicht mit einem kleinen Eis hinterher für die Jüngeren“, sagte Söder. Er betonte: „Wir müssen jetzt den Sommer nutzen, so viel wie möglich zu machen.“
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) räumte ein: „Der Kampf um den Impfstoff ist zum Kampf um den Impfling geworden.“ Es liege jetzt aber in der Hand von jedem einzelnen. „Es ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, aus dem sich keiner wegducken kann.“
Holetschek wies auch darauf hin, dass in den knapp 100 Impfzentren Bayerns derzeit rund 15.300 Dosen des Coronaimpfstoffs Astrazeneca akut vom Verfall bedroht. Die Haltbarkeit laufe Ende Juli ab, sagte er. Holetschek betonte, dass letztlich der Bund über das weitere Vorgehen zu entscheiden habe und mahnte zugleich an, keinen Impfstoff verfallen zu lassen.
Bayern habe aus diesem Grund dem Bund bereits Vorschläge gemacht, wie der Impfstoff dort eingesetzt werden könne, „wo er Akzeptanz findet“, sagte Holetschek. „Vielleicht finden sich ja auch Länder, die in einer engen Beziehung zum Freistaat Bayern stehen oder in enge Beziehungen zu den Städten, wo der Impfstoff ist.“
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind in Bayern derzeit rund 280.000 Astrazeneca-Impfdosen vorrätig. Ende August würden davon weitere rund 22.000 Dosen ablaufen, bis Ende September rund 5.600. Der größte Teil der Dosen, rund 239.000, könnten noch bis Ende Oktober verwendet werde.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125545/Bayern-Impfungen-to-go-Impfstoff-droht-abzulaufen
12.7.2021, Montag
INNOVATION: Kleiner Biosensor erkennt Coronavirus sofort – Befund landet im Zugangscomputer oder auf dem Handy – Pressetext, 12.7.2021
Forscher der RMIT University https://www.rmit.edu.au und des Unternehmens Soterius https://www.soterius.com.au haben einen Biosensor entwickelt, der COVID-19-Viren und seine Varianten innerhalb von einer Minute detektieren kann. Der Sensor bindet gezielt die gesuchten Mikroorganismen an sich und analysiert sie. Der Befund wird direkt an Smartphone oder Computer weitergeleitet. Das Gerät kann den Zugang zu sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern, Flughäfen und Altenpflegeeinrichtungen regeln: Der Eintritt wird nur freigegeben, wenn der Besucher negativ ist.
*** Kompakt und präzise ***
„Unser Biosensor ist so klein, dass er auf eine persönliche Schlüsselanhängerkarte passt, und er ist einfach zu bedienen – Sie müssen ihre Karte nur an Kontrollpunkten über ein Lesegerät ziehen“, sagt Alasdaire Wood, Mitbegründer von Soterius. Auch Menschen, die infiziert sind, aber keine Symptome haben, entgingen der Kontrolle nicht. Zudem würde das Gerät keine Infektionen melden, wenn jemand nicht infiziert ist – falsch positive Ergebnisse seien ausgeschlossen.
Der Sensor kann im derzeitigen Stadium acht Virus-Varianten erkennen. Er könne problemlos angepasst werden, wenn neue Mutationen auftauchen, versichert Wood und ebenso für andere Mikroorganismen ausgelegt werden, etwa für Influenza. „Wir hoffen, dass unser Scout-Biosensor ein wichtiges Werkzeug für das Management von COVID-19 wird, indem er eine genaue Früherkennung ermöglicht, um Ausbrüche zu verhindern und zukünftige Kontaktsperren zu vermeiden“, so Wood. Sein Unternehmen will den Sensor ab 2022 in den Handel bringen.
*** Sensor erkennt sogar Fragmente ***
Prototypentests, die am RMIT in Zusammenarbeit mit dem Burnet Institute durchgeführt wurden, zeigen, dass der Sensor sogar Virenfragmente mit beeindruckender Genauigkeit und ohne Fehlalarme erkennt. Die Entwickler denken auch daran, den Sensor als schnelles und einfach zu bedienendes Diagnosewerkzeug für diverse Viruserkrankungen weiterzuentwickeln.
RMIT-Projektleiter Professor Sharath Sriram glaubt, dass das Virus nicht so schnell verschwindet. „Deshalb brauchen wir intelligente Lösungen, die uns helfen, das Virus zu erkennen und Ausbrüche einzudämmen“, so Sriram.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210712022
MEDIZIN: Lena Stallmach: Bei Kindern ist Long Covid selten – Neue Zürcher Zeitung, 12.7.2021
Das ist passiert: Long Covid ist bei Kindern mit einer Häufigkeit von 2 Prozent eher selten. Forscher der Universität Zürich analysierten Daten aus der Ciao-Corona-Studie, in der Kinder an Schulen mittels Antikörpertest auf eine Covid-19-Infektion getestet wurden und Fragen zu ihrem Befinden beantworteten. Demnach berichteten die Kinder, die im Herbst letzten Jahres Antikörper gegen Sars-CoV-2 aufwiesen, nicht viel häufiger von langanhaltenden Symptomen als Kinder, die sich nicht infiziert hatten.
Ähnlich wie Erwachsene leiden manche Kinder nach einer Sars-CoV-2-Infektion unter langanhaltenden Symptomen. Wie häufig das genau ist, wird relevant, wenn es um die Frage geht, ob man Kinder impfen sollte.
Die grosse Mehrheit der Kinder hat bei einer Covid-19-Infektion nur leichte Symptome. Dennoch leiden einige von ihnen unter anhaltenden Beschwerden wie Müdigkeit bis zu Erschöpfung, Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Atemnot, Konzentrationsschwierigkeiten und anderen neurologischen Symptomen. Dies kann mehrere Monate anhalten und das Leben der Kinder schwer beeinträchtigen, wie Studien zeigen.
Deshalb ist es relevant, zu wissen, wie häufig solche langanhaltenden Verläufe sind, besonders wenn es um die Frage geht, ob man Kinder impfen sollte. Forscher um Susi Kriemler und Milo Puhan von der Universität Zürich zeigten kürzlich eine erste Berechnung zur Häufigkeit in der Schweiz. Die Preprint-Publikation wird demnächst in der Zeitschrift «Jama» veröffentlicht. Die Forschenden analysierten die Daten aus der Ciao-Corona-Studie, in der Kinder an Schulen mittels Antikörpertest auf eine Covid-19-Infektion getestet werden und Fragen zu ihrem Befinden beantworten.
Demnach berichteten die Kinder, die im Oktober/November letzten Jahres Antikörper gegen Sars-CoV-2 aufwiesen, später nicht viel häufiger über langanhaltende Symptome als Kinder, die sich nicht infiziert hatten. Die insgesamt 1355 befragten Kinder waren zwischen 6 und 16 Jahre alt und wurden über sechs Monate nach dem Antikörpertest begleitet. 109 von ihnen hatten sich infiziert, alle mit lediglich milden Symptomen.
*** Etwa zwei Prozent geht auf Long Covid zurück ***
9 Prozent der Infizierten berichteten über verschiedene Symptome, die länger als vier Wochen anhielten, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, eine verschnupfte Nase oder Bauchschmerzen. Jedoch hatten auch 10 Prozent der Kinder in der Gruppe der Nicht-Infizierten solche Symptome.
Von Long Covid spricht man per Definition erst, wenn Symptome länger als 12 Wochen anhalten. Dies war bei 4 Prozent der Kinder nach einer Infektion der Fall und bei 2 Prozent der Kinder, die sich nicht infiziert hatten. Anhaltende Symptome bei Letzteren standen oft im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen, die nichts mit Covid-19 zu tun hatten.
Die Forscherinnen und Forscher schliessen daraus, dass Long Covid bei Kindern mit einer Häufigkeit von 2 Prozent eher selten ist. Das passe gut zu den Ergebnissen einer britischen Studie, die auf eine Häufigkeit von 1,8 Prozent bei Schulkindern komme und zu einer anderen Studie, in der sich alle untersuchten Kinder vollständig erholt hätten, heisst es in der Publikation. Bei vielen Infektionen könne das absolut gesehen schon zu vielen Fällen führen, schreibt Puhan. Aber zum Glück hätten die meisten Kinder nur milde anhaltende Symptome.
*** Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen ***
Zwar gibt es auch Studien, die deutlich höhere Zahlen feststellen. Das hat laut den Autoren mit Unterschieden im Studiendesign zu tun. So werden in manchen Studien nur Kinder mit schweren Verläufen eingeschlossen oder solche, deren Symptome bereits mehr als vier Wochen anhalten. Unterschiede gibt es auch bei der Erfassung der Symptome und der Dauer der Beobachtung der Kinder.
Die Schweizer Studie zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine relativ grosse, repräsentative Studiengruppe mit einer nicht erkrankten Vergleichsgruppe untersucht hat. Allerdings war die Zahl der infizierten Kinder eher klein. Da das Ergebnis aber zu anderen Studien passt, die ebenfalls Kinder mit milden Krankheitsverläufen untersucht haben, scheint das Risiko von Long Covid für Kinder tatsächlich gering zu sein.
QUELLE: https://www.nzz.ch/wissenschaft/relevant-bei-der-impfung-long-covid-ist-bei-kindern-selten-ld.1635146
SIEHE DAZU
=> Studie 1
QUELLE: https://www.preprints.org/manuscript/202103.0271/v1
=> Studie 2
QUELLE: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.16.21257255v1
=> Website
QUELLE: https://www.ciao-corona.ch/
=> Studie 3
QUELLE: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.05.21256649v1
=> Studie 4
QUELLE: https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(21)00124-3/fulltext
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Berichte über Doppelinfektionen mit unterschiedlichen Varianten – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.20212
Menschen können gleichzeitig mit verschiedenen Varianten von SARS-CoV-2 infiziert sein. Zuletzt wurden mehrere Fälle aus Portugal, Brasilien und Belgien vermeldet.
Immunologen der Universität Porto war im vergangenen Jahr aufgefallen, dass sich das Erbgut von SARS-CoV-2, das sie bei einer 17-jährigen Patientin mit einer komplizierten Erkrankung insgesamt 7 Mal sequenziert hatten, im Verlauf der Erkrankung stark veränderte.
In der 1. Probe war die Patientin nur mit der Variante 20A infiziert. Schon in der 2. Probe, die 9 Tage nach der Diagnose entnommen wurde, war neben 20A in geringer Menge die Variante 20B nachweisbar, die sich im Sommer des vergangenen Jahres auf der iberischen Halbinsel stark ausgebreitet hatte.
Beide Varianten unterscheiden sich so stark, dass das Team um Luisa Pereira von der Universität Porto/Portugal in Microorganisms (2021: 9: 300) eine Evolution des Virus im Körper der Patientin ausschließt. Die Forscher vermuten, dass sich die Frau mit zwei unterschiedlichen Varianten von SARS-CoV-2 infizierte. Dies könnte ihrer Ansicht nach den für die junge Patientin ungewöhnlich schweren Verlauf erklären.
Die Patientin erlitt thrombotische Komplikationen, die eine Antikoagulation mit Heparin erforderlich machten. 2 Monate nach der Entlassung wurde sie erneut in der Klinik aufgenommen, erholte sich dieses Mal jedoch innerhalb von 2 Tagen. In den Abstrichen waren jetzt nur noch Viren der Variante 20B nachweisbar. Diese hatten sich während der ungewöhnlich langen Infektion, die vermutlich über mehrere Monate andauerte, durchgesetzt.
Virologen am Laboratório Nacional de Computação Científica in Petrópolis nördlich von Rio de Janeiro hatten im letzten Winter die Entwicklung einer zweiten Welle in Brasilien beobachtet. Die Variante B.1.1.248, die heute als Gamma bezeichnet wird, breitete sich damals im südlichen Bundesstaat Rio Grande do Sul aus. Die Sequenzierung von 92 Proben ergab, dass 2 Patienten offensichtlich mit unterschiedlichen Viren infiziert waren.
Wie das Team um Ana Tereza Vasconcelos in medRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.01.21.21249764 ) berichtete, betrug der Anteil von B.1.1.248 bei einem Patienten 17 %, bei dem anderen 80 %. Auch hier waren die Unterschiede zum jeweils anderen Stamm, mit dem die Patienten infiziert waren, zu groß, um eine Evolution im Körper der Infizierten anzunehmen, zumal die beiden jungen Patienten in den 30ern nicht allzu schwer erkrankt waren und sich innerhalb kurzer Zeit erholten.
Bei einer 90-jährigen Frau, über die Anne Vankeerberghen von einer Klinik in Aalst bei Brüssel jetzt auf einer Tagung der European Society of Clinical Microbiology & Infectious Diseases berichtete, endete die Doppelinfektion dagegen unglücklich. Die Frau war Anfang März wegen mehrerer Stürze in der Klinik eingeliefert worden. Sie wurde am selben Tag positiv auf COVID-19 getestet. Sie lebte allein in häuslicher Pflege und war nicht gegen COVID-19 geimpft.
Anfangs hatte die Patientin keine Anzeichen von Atemnot und die Sauerstoffsättigung war gut. Im Verlauf der nächsten Tage kam es dann jedoch zu einer schnell fortschreitenden Atemwegserkrankung. Die Frau starb nach 5 Tagen in der Klinik.
Die Ärzte ließen die Proben aus den Atemwegen auf besorgniserregende Varianten (VOC) von SARS-CoV-2 testen. Das Ergebnis war, dass die Patientin sowohl mit der Variante Alpha (B.1.1.7) als auch mit der Variante Beta (B.1.351) infiziert war. Laut Vankeerberghen handelt es sich um den ersten dokumentierten Fall einer Infektion mit den beiden aktuellen VOC. Da die beiden Varianten zur Zeit der Infektion in Belgien kursierten, sei von einer Doppelinfektion auszugehen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125511/SARS-CoV-2-Berichte-ueber-Doppelinfektionen-mit-unterschiedlichen-Varianten
MEDIZIN: VITT: Plasmaaustausch bei schwerer Komplikation der Coronaimpfung effektiv – Hohe VITT-Mortalität: Fallserie legt Einsatz einer Apharese nahe – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Ein mehrmaliger therapeutischer Plasmaaustausch kann eine Impfstoff-induzierte immune thrombotische Thrombozytopenie (VITT) durchbrechen, zu der es in seltenen Fällen nach der Gabe von Vektor-basierten Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 kommen kann.
Kanadische Mediziner berichten im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMc2109465 ) über ihre Erfahrungen an 3 Patientinnen.
Alle 3 Frauen im Alter von 45, 46 und 48 Jahren waren nach einer Impfung mit AZD1222 (Vaxzevria) von Astrazeneca an einer schweren VITT erkrankt, die nicht auf eine intravenöse Behandlung mit Immunglobulinen (IVIG) angesprochen hatte. 2 Patientinnen hatten außerdem Prednison erhalten.
Die Behandlung soll die Zerstörung weiterer Blutplättchen verhindern, die durch Antikörper gegen den Plättchenfaktor 4 (PF4) ausgelöst wird. Die Thrombozytenwerte hatten sich auch nach 3 bis 5 Tagen nicht erholt. Erhöhte D-Dimer-Werte zeigten an, dass es weiter zur Bildung von Thromben in Arterien und Venen kam, obwohl die Patientinnen mit dem Antikoagulans Argatroban behandelt wurden.
In dieser Situation entschieden sich Christopher Patriquin vom University Health Network Toronto und Mitarbeiter für einen therapeutischen Plasmaaustausch. Dabei wurde das Blut der Patientinnen durch eine Apheresemaschine geleitet, die das Plasma von den übrigen Blutbestandteilen trennt und verwirft. Zum Ersatz erhielten die Patientinnen Plasma von gesunden Spendern. Die Behandlung sollte im Prinzip die PF4-Antikörper entfernen, die für die Thrombozytopenie verantwortlich sind.
Diese Wirkung wurde allerdings erst nach einem mehrmaligen therapeutischen Plasmaaustausch erreicht. Bei 1 Patientin wurde die Behandlung an 7 aufeinander folgenden Tagen durchgeführt und dabei an den letzten 4 Tagen mit IVIG kombiniert. Die anderen 2 Patientinnen benötigten einen 5-maligen Plasmaaustausch, bei 1 Patientin wurde er mit der Gabe von Rituximab kombiniert. Das Biologikum sollte mit den B-Zellen die Produzenten der PF4-Antikörper beseitigen.
Laut Patriquin haben sich die Thrombozytenwerte bei allen 3 Patientinnen erholt. Ein Rückgang des D-Dimers zeigte das Ende der Thrombosierungen an. Alle Patientinnen überlebten, bei 1 Patientin musste jedoch ein Bein oberhalb des Knies amputiert werden.
Eine Fallserie kann die Wirksamkeit des therapeutischen Plasmaaustauschs zwar nicht belegen. Die Mortalität der VITT wird allerdings mit 30 % bis 60 % angegeben, so dass ein Behandlungsversuch gerechtfertigt erscheint. Patriquin rät dazu, wenn sich Thrombozytenwerte und D-Dimer nach 5 Tagen unter einer Standardbehandlung mit IVIG und Steroiden noch nicht gebessert haben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125510/VITT-Plasmaaustausch-bei-schwerer-Komplikation-der-Coronaimpfung-effektiv
INTERNATIONAL: WHO und EMA: Myokarditis seltene Komplikation von mRNA-Impfstoffen – Einsatz bei Jüngeren nicht infrage gestellt – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Nach der US-Impfkommission geht jetzt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass es nach Impfungen mit mRNA-Vakzinen in seltenen Fällen bei jüngeren zumeist männlichen Personen zu einer Myokarditis oder Perikarditis kommen kann.
Der Pharmakovigilanzausschuss PRAC der europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) riet Ende der Woche, die Komplikation in die Fachinformationen von Comirnaty (BNT162b2) von Biontech/Pfizer und Spikevax (mRNA-1273) von Moderna aufzunehmen. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlichten im Morbidity and Mortality Weekly Report (2021; DOI: 10.15585/mmwr.mm7027e2 ) aktuelle Zahlen aus den USA.
Die Einschätzung des PRAC beruht auf einer eingehenden Analyse von 145 Fällen einer Myokarditis, die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) nach der Impfung mit Comirnaty aufgetreten waren. Nach der Verimpfung von Spikevax wurden 19 Fälle beobachtet. Bis Ende Mai wurden im EWR rund 177 Millionen Dosen Comirnaty und 20 Millionen Dosen Spikevax verabreicht.
Laut PRAC treten die Komplikationen in der Regel innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung auf und zwar häufiger nach der 2. Dosis. Betroffen sind vor allem jüngere erwachsene Männer. In 5 Fällen, die sich im EWR ereigneten, verlief die Komplikation tödlich. Alle waren entweder im fortgeschrittenen Alter oder hatten Begleiterkrankungen.
Die Todesfälle stehen im Gegensatz zu den Berichten aus den USA. Dem „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS), das die CDC zusammen mit der Arzneimittelbehörde FDA eingerichtet hat, wurden bis zum 11. Juni 1.226 Verdachtsfälle gemeldet (bei 296 Millionen verimpften Dosen, davon 22 Millionen an jüngere Menschen im Alter von 12 bis 29 Jahren).
In den USA sind ebenfalls die meisten Fälle (76 %) nach der 2. Dosis aufgetreten. Die CDC konnte bisher 484 Fälle überprüfen. Von den 323, die die Falldefinition der CDC erfüllten, wurden 309 hospitalisiert. Die meisten (95 %) konnten nach einem milden Verlauf jedoch bereits wieder nach Hause entlassen werden. Todesfälle sind laut CDC bisher nicht aufgetreten.
Einig sind sich alle Seiten, dass die Myokarditiden oder Perikarditiden den Einsatz der mRNA-Impfstoffe auch bei jüngeren Menschen nicht infrage stellen. Die Erkrankungen verlaufen milde und in den meisten Fällen komme es unter einer konservativen Behandlung mit Ruhe und nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) innerhalb kurzer Zeit zu einer Besserung, heißt es in der Pressemitteilung der WHO.
Der PRAC rät jedoch zur Vorsicht. Die geimpften Patienten sollten auf die äußerst seltene Komplikation aufmerksam gemacht werden, die sich durch Atemnot, Palpitationen oder auch Brustschmerzen bemerkbar macht. Zur Vorsicht sollten die Patienten dann einem Kardiologen vorgestellt werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125475/WHO-und-EMA-Myokarditis-seltene-Komplikation-von-mRNA-Impfstoffen
KUBA: Kuba lässt selbst entwickelten Coronaimpfstoff Abdala zu – Weitere kubanische Impfstoffe in Entwicklung – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Kuba hat dem selbst entwickelten Coronaimpfstoff Abdala eine Notfallzulassung erteilt. Das Vakzin habe in der Testphase III eine Effektivität von 92,28 Prozent gezeigt, teilte das staatliche Zentrum für die Kontrolle von Medikamenten und medizinischen Geräten (Cecmed) mit.
Damit ist Abdala der erste in Lateinamerika entwickelte und zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. „Ein Licht am Ende des Tunnels in diesem langen Wettlauf gegen die Pandemie“, schrieb Präsident Miguel Díaz-Canel auf Twitter.
Zwar verfügt Kuba über viel Erfahrung bei der Entwicklung von Impfstoffen. Bislang wurden die Studienergebnisse zu Abdala aber nicht unabhängig geprüft.
Bei Abdala handelt es sich um einen Untereinheitenimpfstoff aus aufbereiteten Proteinen des Erregers. Für den vollen Impfschutz werden drei Dosen verabreicht. Neben Abdala entwickelt Kuba derzeit auch noch weitere Impfstoffe gegen COVID-19, darunter das Vakzin Soberana 02.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125483/Kuba-laesst-selbst-entwickelten-Coronaimpfstoff-Abdala-zu
EUROPA: Viele Europäer in Sorge wegen neuer Coronamutationen – Neun Zehntel der Befragten wegen Corona-Mutationen beunruhigt – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Mehr als 90 Prozent der Menschen in Europa haben offenbar Angst vor neuen Coronamutationen und einer vierten Welle im Herbst. Das zeigt eine kürzlich von der Universität Hamburg veröffentlichte Befragung von Menschen in mehreren europäischen Ländern.
Am größten ist die Angst vor neuen Varianten demnach in Spanien und Portugal. 96 beziehungsweise 97 Prozent der Befragten sind dort beunruhigt. 75 Prozent der portugiesischen Bevölkerung gaben an, sich große Sorgen zu machen.
In Deutschland sind den Angaben zufolge knapp neun von zehn Befragten angesichts weiterer Virusmutationen beunruhigt. 51 Prozent machen sich große Sorgen; 57 Prozent fürchten eine vierte Welle.
In fast allen untersuchten Ländern ist die Impfbereitschaft laut der Umfrage in den vergangenen Monaten gestiegen. Sie liegt zwischen 67 Prozent in Frankreich und 84 Prozent in Dänemark und Großbritannien. In Deutschland wuchs der Wert auf 74 Prozent an. Die Frage, ob sie ihre Kinder gegen Corona impfen lassen wollen, bejahten hierzulande 53 Prozent der Eltern.
Einige coronabedingt eingeführte Verhaltensweisen und Regeln könnten der Umfrage zufolge auch nach der Pandemie bestehen bleiben. So planen 16 Prozent aller Befragten, künftig ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten, weitere 30 Prozent erwägen es zumindest zeitweise. Gut die Hälfte der Teilnehmenden erklärte, auch künftig eine Maske tragen zu wollen – zumindest zeitweise während der Grippesaison.
Auch wollen ebenso viele Befragte Flugreisen überwiegend vermeiden und auf größere Menschenansammlungen verzichten. Das Händeschütteln und andere Begrüßungen wie Umarmungen oder Küsse will jeder Zweite in Zukunft unterlassen.
Die European Covid Survey (ECOS) wird seit April 2020 gemeinsam von mehreren europäischen Universitäten rund alle zwei Monate durchgeführt.
Dieses Mal wurden laut Angaben zwischen dem 21. Juni und dem 5. Juli 8.000 Menschen aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Spanien und Portugal befragt. Ziel sei es, die Einstellungen und Sorgen der Menschen in Europa über den Verlauf der Pandemie zu messen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125468/Viele-Europaeer-in-Sorge-wegen-neuer-Coronamutationen
GROSSBRITANNIEN: Gegen den Rat von Experten: Johnson hebt die Coronaregeln auf und mahnt zur Vorsicht – Johnson: „Wir alle müssen Verantwortung übernehmen“ – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Angesichts der bevorstehenden Aufhebung aller Coronaregeln in England hat der britische Premierminister Boris Johnson die Menschen zur Vorsicht aufgerufen. „Wir sind dem letzten Meilenstein unseres Fahrplans aus dem Lockdown verlockend nah“, sagte Johnson einer Mitteilung aus der Nacht zu heute zufolge.
„Aber der Plan, unsere Freiheiten wiederherzustellen, muss mit einer Warnung einhergehen.“ Die Zahl der Neuinfektionen werde aufgrund der Lockerungen weiter zunehmen. „Deshalb ist unsere Botschaft, wenn wir heute unsere Pläne bestätigen, eindeutig: Vorsicht ist von zentraler Bedeutung“, betonte Johnson.
Der Premier will heute Nachmittag endgültig die Aufhebung der verbliebenen Coronaregeln in England zum 19. Juli verkünden – trotz eines enormen Anstiegs der Neuinfektionen wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante.
Damit soll der größte britische Landesteil bereits in einer Woche zur Normalität zurückkehren. Nachtclubs können wieder öffnen, Gäste in Pubs ihre Pints eng an eng genießen. Für Veranstaltungen gibt es keine Zuschauerbegrenzungen mehr.
Auch Abstandsregeln und Maskenpflicht fallen dann – gegen den Rat von Wissenschaftlern und trotz Kritik von Gewerkschaften, Bürgermeistern und Oppositionspolitikern. Unter dem Druck der Öffentlichkeit haben mehrere Regierungsmitglieder die Bevölkerung aufgerufen, an Orten mit vielen Menschen, etwa im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften, weiterhin Masken zu tragen. Das beruht aber rein auf Freiwilligkeit.
„Obwohl die phänomenale Impfkampagne allen Erwachsenen einen gewissen Schutz vor dem Virus bietet und die entscheidende Verbindung zwischen Fällen sowie Krankenhausaufenthalten und Todesfällen geschwächt ist, ist die globale Pandemie noch nicht vorbei“, sagte Johnson.
„Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, um unseren Fortschritt nicht zu gefährden und sicherzustellen, dass wir unseren NHS (Nationalen Gesundheitsdienst) schützen.“ Bisher haben etwa zwei Drittel der Erwachsenen im Vereinigten Königreich – 34,5 Millionen Menschen – die für den vollen Schutz notwendigen zwei Impfdosen erhalten.
Johnson hatte die Lockerungen vor einer Woche angekündigt, aber eine letzte Prüfung angekündigt. Bereits beschlossen wurde, dass vom 19. Juli an vollständig geimpfte Menschen sowie Minderjährige mit Wohnsitz im Vereinigten Königreich ohne Quarantäne ins Land einreisen dürfen. Touristen etwa aus Deutschland müssen aber weiterhin nach Ankunft für mindestens fünf Tage in Selbstisolation.
Die Lockerungen gelten nur für den größten britischen Landesteil England, der keine eigene Regierung hat. Für die Gesundheitspolitik in Schottland, Wales und Nordirland sind die jeweiligen Landesregierungen zuständig. Dort wird es noch länger dauern, bis die letzten Coronavorschriften aufgehoben werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125480/Johnson-hebt-die-Coronaregeln-auf-und-mahnt-zur-Vorsicht
EUROPÄISCHE UNION: Lieferung von Coronaimpfstoff: EU-Kommission sieht Pflicht erfüllt – van der Leyen: „Die EU hat Wort gehalten“ – Bis Sommerende 70 Prozent der 366 Mio EU-Bürger impfen, Experten fordern angesichts der Delta-Variante 85 Prozent – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Die Europäische Union (EU) hat nach den Worten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihr Ziel erreicht, genügend Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 bereitzustellen, um 70 Prozent der Erwachsenen abzudecken.
„Die EU hat ihr Wort gehalten“, erklärte von der Leyen vorgestern. „An diesem Wochenende haben wir genügend Impfstoff in die Mitgliedstaaten geliefert, um in diesem Monat mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig zu impfen“.
Nach Angaben der EU-Kommissionspräsidentin wurden bis gestern EU-weit „rund 500 Millionen Dosen“ verteilt sein. Bisher wurden demnach durch das gemeinsame EU-Beschaffungsprogramm 330 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer, 100 Millionen von Astrazeneca, 50 Millionen von Moderna und 20 Millionen von Johnson&Johnson geliefert. Mit Ausnahme von Johnson&Johnson sind für einen maximalen Schutz zwei Impfungen nötig.
„COVID-19 ist noch nicht besiegt“, erklärte von der Leyen weiter. „Aber wir sind bereit, weiter Impfstoffe zu liefern – auch gegen neue Varianten“. Ihrerseits müssten die Mitgliedsstaaten nun „alles dafür tun, dass die Impfungen vorankommen“. Nur dann seien „alle sicher“.
Die EU-Kommission ist für das gemeinsame Impfbeschaffungsprogramm verantwortlich. Von der Leyen hatte im Frühjahr das Ziel ausgegeben, bis Ende des Sommers mindestens 70 Prozent der rund 366 Millionen erwachsenen EU-Bürger zu impfen.
Allerdings liegt die Verantwortung für die Impfkampagnen bei den Regierungen der 27 Mitgliedsstaaten, und die Fortschritte unterscheiden sich erheblich. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) liegt der Anteil der vollständig Geimpften ab 18 Jahren in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum bei 44,1 Prozent.
Die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante macht Experten zufolge inzwischen sogar eine noch höhere Impfquote zur Eindämmung der Coronapandemie erforderlich als bislang angenommen.
Nach den Modellszenarien des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten für eine Herdenimmunität 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und sogar 90 Prozent der Menschen ab 60 Jahren geimpft sein. Der wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung hält eine Impfquote von bis zu 95 Prozent für erforderlich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125484/Lieferung-von-Coronaimpfstoff-EU-Kommission-sieht-Pflicht-erfuellt
MALTA: Malta schließt Grenzen für Reisende ohne vollständigen Coronaimpfschutz – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Die Mittelmeerinsel Malta schließt ihre Grenzen für Reisende, die nicht vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft sind. Gesundheitsminister Chris Fearne sagte am vergangenen Freitag, ab dieser Woche werde bei der Einreise ein Impfzertifikat verlangt.
Ab dem 14. Juli muss jeder, der nach Malta kommt, im Besitz eines anerkannten Impfausweises sein: ein maltesisches Zertifikat, ein britisches Zertifikat oder ein Zertifikat der EU“, erklärte Fearne. Wegen eines Anstiegs der Infektionszahlen sei Malta „das erste Land in Europa, das diesen Schritt geht“.
Kinder dürfen mit einem negativen PCR-Test einreisen. Die Regierung von Malta hatte die Impfkampagne im Land rasch vorangetrieben: 79 Prozent der Erwachsenen sind bereits vollständig geimpft.
Am 28. Juni hatte der Inselstaat keine Neuinfektionen und lediglich 28 aktive Fälle verzeichnet, zuletzt stiegen die Fallzahlen jedoch wieder an. Am vergangenen Freitag lag sie bei 96 Neuinfektionen und 252 aktiven Fällen. Seit Pandemiebeginn haben sich in Malta 30.851 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 420 starben.
Rund 90 Prozent der Infektionsfälle betreffen laut Fearne ungeimpfte Menschen. Viele Infektionen seien auf Englisch-Sprachschulen zurückzuführen. Bislang traten an neun Schulen Infektionsfälle auf. Ab dem 14. Juli müssen deshalb nun alle Englisch-Sprachschulen schließen.
Anders als in anderen europäischen Ländern führen die Behörden den Anstieg der Fallzahlen in Malta nicht auf die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zurück. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden ist die Variante nur für sieben der 252 aktiven Fälle verantwortlich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125486/Malta-schliesst-Grenzen-fuer-Reisende-ohne-vollstaendigen-Coronaimpfschutz
NIEDERLANDE: Viele Infektionen: Parlament der Niederlande unterbricht Sommerpause – Explodierende Inzidenzen in einer Woche – Tourismus: Furcht vor dem Makel „Risikogebiet“ – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Wegen einer starken Zunahme von Coronainfektionen in den Niederlanden unterbricht dort das Parlament seine gerade erst begonnene Sommerpause und kommt zu einer Sondersitzung zusammen. Sie wurde vorgestern für den kommenden Mittwoch angesetzt.
Zuvor hatte Gesundheitsminister Hugo de Jonge Alarm geschlagen. Nach Angaben des staatlichen Gesundheitsinstituts RIVM wurden in den Niederlanden zwischen dem vergangenen Freitag und vorgestern 10.345 neue Ansteckungen festgestellt, einen Tag zuvor waren es noch knapp 7.000 und am Samstag voriger Woche 1.100.
Angesichts dieser Entwicklung hat das Land eine Reihe von Coronamaßnahmen wieder verschärft. Clubs und Discos müssen seit vorgestern Samstag erneut geschlossen bleiben, für Gaststätten ist um Mitternacht Schluss. Auch Festivals und andere Großveranstaltungen, bei denen kein Sicherheitsabstand gewährleistet werden kann, sind nun wieder untersagt.
„Wir müssen die schnelle Verbreitung des Virus abbremsen“, hatte Regierungschef Mark Rutte schon am vergangenen Freitag gemahnt.
Die Regierung ist besorgt, dass das Land erneut den Status eines Risikogebiets bekommt und Urlaubsreisen nicht mehr möglich sind. Die Niederlande hatten zum 26. Juni fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben. Das war vielfach als zu schnell und fahrlässig kritisiert worden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125482/Viele-Infektionen-Parlament-der-Niederlande-unterbricht-Sommerpause
DEUTSCHLAND: STIKO wartet beim Thema Kinderimpfungen auf Daten aus den USA – Deutsches Ärzteblatt, 12.7.2021
Vor einer Stellungnahme zum Thema Kinderimpfungen wartet die Ständige Impfkommission (STIKO) nach Angaben ihres Vorsitzenden Thomas Mertens auf Daten aus den USA.
Die Auswertungen würden „sehr dringend“ erwartet, sagte Mertens am vergangenen Freitag dem Sender RTL/ntv. „Dort gibt es zwar Meldungen über Herzmuskelentzündungen nach Impfungen, aber die wirkliche Auswertung liegt da noch nicht vor.“ Er hoffe, diese „in den nächsten Wochen zu bekommen“, sagte Mertens.
Der STIKO-Chef betonte, nicht nur die Mitglieder seiner Kommission, sondern auch die Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts (RKI) täten alles, um die Empfehlungen aufgrund der aktuellen Erkenntnis zu erarbeiten und auch anzupassen.
„Insofern sind so Einzelmeinungen, die von Politikern spontan geäußert werden, eigentlich nicht besonders förderlich“, sagte Mertens. Es sei aber „natürlich verständlich, dass gerade in Zeiten des Wahlkampfes die Politiker das Bedürfnis verspüren, sich zu Dingen zu äußern, die die Menschen bewegen“, fügte er hinzu.
In den vergangenen Tagen waren wiederholt Forderungen aus der Politik laut geworden, die Coronaimpfung für alle Zwölf- bis 17-Jährigen zu empfehlen. Mertens bekräftigte, dass ihn das nicht beeinflusse.
„Wir werden weiter so vorgehen wie bisher“, sagte der STIKO-Vorsitzende. Es sei das Wichtigste, alle Erwachsenen zu impfen. „Das ist entscheidend für den Schutz der Erwachsenen und auch letztlich für den Schutz der Kinder.“ Je mehr Erwachsene geimpft seien, desto mehr könne eine künftige Welle abflachen.
Zwar gibt es in der EU einen Impfstoff, der für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen ist. Die STIKO sprach bisher aber keine generelle Impfempfehlung für Jugendliche aus.
Das unabhängige Gremium verweist vor allem auf den fehlenden medizinischen Nutzen, da für junge Menschen ein sehr geringes Gesundheitsrisiko besteht. Lediglich für Kinder und Jugendliche mit bestimmten Vorerkrankungen empfiehlt die Kommission eine Impfung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125474/STIKO-wartet-beim-Thema-Kinderimpfungen-auf-Daten-aus-den-USA
DEUTSCHLAND: Studie rät von flächendeckenden Luftreinigern an Schulen ab – Science-APA, 12.7.2021
Ein flächendeckender Einsatz von Luftreinigungsgeräten an Schulen ist „nicht indiziert“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung der Universität Stuttgart. Zwar seien die Geräte durchaus wirksam, schreiben die Wissenschafter – allerdings senken sie das Infektionsrisiko auch nicht stärker als das Tragen von FFP2-Masken und haben „Nebenwirkungen“ wie Lärm und Zugluft.
Für die Studie im Auftrag der Stuttgarter Schulverwaltung wurden von Jänner bis Juni 2021 in zehn Schulen jeweils ein bis zwei Klassenräume hinsichtlich des Infektionsrisikos vermessen. Dazu wurde die luftgetragene Ausbreitung ausgeatmeter Aerosole anhand der Freisetzung von Spurengas und Testpartikeln nachgestellt – nicht an „echten“ Lehrern und Schülern, sondern an „thermischen Dummies“, die die Wärmeabgabe von Menschen nachbildeten. Betrachtungszeitraum war eine Doppelstunde mit 90 Minuten – dazu wurden verschiedene Strategien der Fensterlüftung (Dauerkippen bzw. Stoßlüften in verschiedenen Intervallen) erprobt sowie eben Luftreinigungsgeräte und (fix verbaute) raumlufttechnische (RLT-) Anlagen bei unterschiedlichen Stufen bzw. Volumenströmen.
*** Laut und zugig ***
Am schlechtesten schnitt dabei erwartungsgemäß jenes Szenario ab, bei dem bei geschlossenem Fenster ohne FFP2-Maske und ohne Luftreinigung gemessen wurde. Hier betrug das Infektionsrisiko durchschnittlich 38 Prozent. Mit der besten Lüftungsvariante (2,5 Minuten Stoßlüften nach jeweils zehn Minuten) reduzierte sich dies auf 15 Prozent. Noch besser wirkten die Luftreiniger – bei großen Volumenströmen sank die Infektionswahrscheinlichkeit auf sechs Prozent. „Hierbei wurden jedoch die Behaglichkeitskriterien bezüglich Akustik und Zugluftrisiko überwiegend nicht eingehalten“, heißt es in der Studie. Sprich: Es wurde laut und zugig. Außerdem wurden CO2 und die Feuchtigkeit nicht abtransportiert.
Besser bezüglich der Akustik wurde es, wenn die Luftreiniger auf geringere Volumenströme eingestellt wurden. Dann stieg aber umgekehrt wieder das Infektionsrisiko an (auf knapp zehn Prozent).
Auf genau diesem Niveau lag auch das Infektionsrisiko bei geschlossenen Fenstern und dem Tragen einer FFP2-Maske (ohne Luftreinigung). Lüftet man zusätzlich, sank die Wahrscheinlichkeit einer Infektion (je nach Lüftungsart) auf rund vier Prozent, mit Luftreinigung sogar auf zwei Prozent.
*** Lärm größtenteils nicht als störend empfunden ***
Etwas relativiert wurden die Vorgaben bezüglich Lautstärke und Zugluft durch eine Schüler- und Lehrkräftebefragung. Diese empfanden die Geräte großteils als nicht störend – allerdings nach nur 15 Minuten „Probebetrieb“ und im Juni. Die Wissenschafter vermuten, dass bei längerer Beschallung bzw. in der kälteren Jahreszeit Lärm und Zugluft stärker stören würden.
Angesichts der Ergebnisse empfehlen die Forscher Luftreinigungsgeräte nur dort, wo etwa aufgrund ungenügender Fensteröffnungsfläche unzureichend gelüftet werden kann. Vor allem könne „der Einsatz von Luftreinigungsgeräten nicht andere Maßnahmen (Abstand, Hygiene, Lüften, Maske, Testen, Impfen) zur Eindämmung der Infektionsausbreitung ersetzen oder gar negieren“. Die resultierende Infektionswahrscheinlichkeit beim Tragen einer FFP2-Maske bewege sich unabhängig von den untersuchten Lüftungskonzepten (Luftreinigungsgerät, Fensterstoßlüftung und RLT-Anlage) im selben Größenbereich. „Mittelfristiges Ideal“ wären die fix verbauten RLT-Anlagen, die auch hinsichtlich CO2- und Feuchtigkeit die Raumluftqualität sicherstellen – in der Studie selbst spielten sie nur eine untergeordnete Rolle, da nur zwei Klassen mit solchen ausgestattet waren.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/4254610906599657631
SIEHE DAZU:
=> Studie
QUELLE: https://www.stuttgart.de/service/aktuelle-meldungen/juli-2021/studie-mobile-luftreiniger-sind-keine-universalloesung-im-unterricht-stadt-plant-anschaffung-nur-fuer-schlecht-belueftbare-unterrichtsraeume.php
11.7.2021, Sonntag
MEDIZIN: Doppelansteckung möglich Forscher berichten von tödlicher Ko-Infektion – n-tv, 11.7.2021
Belgische Wissenschaftler spüren einem beunruhigenden Befund nach: Es gibt Covid-Patienten, die sich gleichzeitig mit verschiedenen Varianten des Virus anstecken. Noch sind es Einzelfälle, weil Studien fehlen. Aber Experten glauben, dass Ko-Infektionen ein unterschätztes Phänomen sind.
In Belgien ist eine 90-Jährige gestorben, die zeitgleich mit zwei unterschiedlichen Varianten des Coronavirus infiziert war. Wie Wissenschaftler mitteilten, lebte die ungeimpfte Frau alleine zu Hause, wo sie von einem Pflegedienst betreut wurde. Nach mehreren Stürzen sei sie Anfang März in ein Krankenhaus in Aalst eingeliefert worden, wo sie noch am selben Tag positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.
Anfangs sei die Sauerstoffsättigung ihres Bluts noch gut gewesen, dann habe sich der Zustand der Patientin aber rasch verschlechtert und sie sei binnen fünf Tagen gestorben, hieß es in einer Erklärung des Europäischen Kongresses für Klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten. Tests auf Coronavirus-Varianten hätten ergeben, dass sie sowohl mit der Alpha- als auch mit der Beta-Variante des Coronavirus infiziert war. „Beide Varianten zirkulierten zu der Zeit in Belgien, daher ist es wahrscheinlich, dass die Dame mit verschiedenen Viren von zwei verschiedenen Personen ko-infiziert war“, sagte die Molekularbiologin Anne Vankeerberghen des OLV-Krankenhauses in Aalst, die die Studie leitete.
Ob diese Ko-Infektion für die rasche Verschlechterung des Gesundheitszustandes der alten Dame verantwortlich war, sei schwer zu sagen, erklärte Vankeerberghen. Auch wenn es bisher keine in Fachzeitschriften veröffentlichten Fälle solcher Ko-Infektionen gebe, gehe sie davon aus, dass es sich „wahrscheinlich um ein unterschätztes Phänomen“ handele, da nicht ausreichend auf Varianten getestet werde.
Bisher keine Veröffentlichungen.
m Januar hatten Wissenschaftler aus Brasilien berichtet, dass zwei Menschen gleichzeitig mit zwei verschiedenen Stämmen des Coronavirus infiziert worden waren, aber auch diese Studie wurde noch nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht.
Die belgische Studie mache deutlich, „dass weitere Studien notwendig sind, um festzustellen, ob eine Infektion mit mehreren bedenklichen Varianten den klinischen Verlauf von Covid-19 beeinflusst und ob dies in irgendeiner Weise die Wirksamkeit von Impfungen beeinträchtigt“, erklärte der Virologe Lawrence Young von der Universität von Warwick. (ntv.de, mau/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wissen/Forscher-berichten-von-toedlicher-Ko-Infektion-article22674730.html
10.7.2021, Samstag
GESELLSCHAFT: Harald Staun: Ein längeres Interview mit Soziologe Benjamin Bratton über Pandemie: „Corona war eine Krise, unsere Reaktionen waren ebenso eine Katastrophe“ – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.7.2021
Wie hat die Pandemie unseren Blick auf die Welt verändert? Der Soziologe Benjamin Bratton über kollektive Risiken, die richtigen Daten und die Ethik des Maskentragens. …
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/benjamin-bratton-ueber-die-ethik-von-corona-masken-17417660.html
EUROPÄISCHE UNION: Vakzin für 70 Prozent der Bürger EU erreicht Impf-Meilenstein – n-tv, 10.7.2021
Die EU beschafft den Impfstoff für ihre Mitgliedsstaaten zentral und dabei ist nun ein wichtiger Meilenstein erreicht, wie Kommissionspräsidentin von der Leyen mitteilt. An diesem Wochenende soll Impfstoff für 70 Prozent der Bürger ausgeliefert sein. Das ist aber noch nicht genug.
Die Europäische Union hat nach den Worten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihr Ziel erreicht, genügend Impfstoff gegen das Coronavirus bereitzustellen, um 70 Prozent der Erwachsenen abzudecken. „Die EU hat ihr Wort gehalten“, erklärte von der Leyen. „An diesem Wochenende haben wir genügend Impfstoff in die Mitgliedstaaten geliefert, um in diesem Monat mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig zu impfen“.
Nach Angaben der EU-Kommissionspräsidentin werden bis Sonntag EU-weit „rund 500 Millionen Dosen“ verteilt sein. Bisher wurden demnach durch das gemeinsame EU-Beschaffungsprogramm 330 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer, 100 Millionen von Astrazeneca, 50 Millionen von Moderna und 20 Millionen von Johnson&Johnson geliefert. Mit Ausnahme von Johnson&Johnson sind für einen maximalen Schutz zwei Impfungen nötig.
„Covid-19 ist noch nicht besiegt“, erklärte von der Leyen weiter. „Aber wir sind bereit, weiter Impfstoffe zu liefern – auch gegen neue Varianten“. Ihrerseits müssten die Mitgliedsstaaten nun „alles dafür tun, dass die Impfungen vorankommen“. Nur dann seien „alle sicher“. Die EU-Kommission ist für das gemeinsame Impfbeschaffungsprogramm verantwortlich. Von der Leyen hatte im Frühjahr das Ziel ausgegeben, bis Ende des Sommers mindestens 70 Prozent der rund 366 Millionen erwachsenen EU-Bürger zu impfen.
44 Prozent vollständig Geimpfte
Allerdings liegt die Verantwortung für die Impfkampagnen bei den Regierungen der 27 Mitgliedsstaaten, und die Fortschritte unterscheiden sich erheblich. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) liegt der Anteil der vollständig Geimpften ab 18 Jahren in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum bei 44,1 Prozent.
Die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante macht Experten zufolge inzwischen sogar eine noch höhere Impfquote zur Eindämmung der Corona-Pandemie erforderlich als bislang angenommen. Nach den Modellszenarien des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten für eine Herdenimmunität 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und sogar 90 Prozent der Menschen ab 60 Jahren geimpft sein. Der wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung hält eine Impfquote von bis zu 95 Prozent für erforderlich. (ntv.de, vpe/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/EU-erreicht-Impf-Meilenstein-article22674259.html
EUROPÄISCHE UNION: Vakzin für 70 Prozent der Bürger EU erreicht Impf-Meilenstein – n-tv, 10.7.2021
Die EU beschafft den Impfstoff für ihre Mitgliedsstaaten zentral und dabei ist nun ein wichtiger Meilenstein erreicht, wie Kommissionspräsidentin von der Leyen mitteilt. An diesem Wochenende soll Impfstoff für 70 Prozent der Bürger ausgeliefert sein. Das ist aber noch nicht genug.
Die Europäische Union hat nach den Worten von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihr Ziel erreicht, genügend Impfstoff gegen das Coronavirus bereitzustellen, um 70 Prozent der Erwachsenen abzudecken. „Die EU hat ihr Wort gehalten“, erklärte von der Leyen. „An diesem Wochenende haben wir genügend Impfstoff in die Mitgliedstaaten geliefert, um in diesem Monat mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig zu impfen“.
Nach Angaben der EU-Kommissionspräsidentin werden bis Sonntag EU-weit „rund 500 Millionen Dosen“ verteilt sein. Bisher wurden demnach durch das gemeinsame EU-Beschaffungsprogramm 330 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer, 100 Millionen von Astrazeneca, 50 Millionen von Moderna und 20 Millionen von Johnson&Johnson geliefert. Mit Ausnahme von Johnson&Johnson sind für einen maximalen Schutz zwei Impfungen nötig.
„Covid-19 ist noch nicht besiegt“, erklärte von der Leyen weiter. „Aber wir sind bereit, weiter Impfstoffe zu liefern – auch gegen neue Varianten“. Ihrerseits müssten die Mitgliedsstaaten nun „alles dafür tun, dass die Impfungen vorankommen“. Nur dann seien „alle sicher“. Die EU-Kommission ist für das gemeinsame Impfbeschaffungsprogramm verantwortlich. Von der Leyen hatte im Frühjahr das Ziel ausgegeben, bis Ende des Sommers mindestens 70 Prozent der rund 366 Millionen erwachsenen EU-Bürger zu impfen.
*** 44 Prozent vollständig Geimpfte ***
Allerdings liegt die Verantwortung für die Impfkampagnen bei den Regierungen der 27 Mitgliedsstaaten, und die Fortschritte unterscheiden sich erheblich. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) liegt der Anteil der vollständig Geimpften ab 18 Jahren in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum bei 44,1 Prozent.
Die Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante macht Experten zufolge inzwischen sogar eine noch höhere Impfquote zur Eindämmung der Corona-Pandemie erforderlich als bislang angenommen. Nach den Modellszenarien des Robert-Koch-Instituts (RKI) sollten für eine Herdenimmunität 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen und sogar 90 Prozent der Menschen ab 60 Jahren geimpft sein. Der wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung hält eine Impfquote von bis zu 95 Prozent für erforderlich. (ntv.de, vpe/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/EU-erreicht-Impf-Meilenstein-article22674259.html
SPANIEN: Kurzvideo – Spanien ab Sonntag: Risikogebiet: n-tv-Reporterin Rullmann: „Kam zu Massenansteckung bei Abschlussfeier“ – n-tv, 10.7.2021
Wegen explosionsartig steigender Infektionszahlen und hoher Sieben-Tage-Inzidenz erklärt die Bundesregierung ganz Spanien zum Risikogebiet. ntv-Reporterin Eva Rullmann ist auf Mallorca und berichtet über die möglichen Ursachen der Situation.
QUELLE (inkl. 2:49-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Rullmann-Kam-zu-Massenansteckung-bei-Abschlussfeier-article22673971.html
9.7.2021, Freitag
MEDIZIN: Drei Szenarien für eine Zukunft mit SARS-CoV-2: 1) Landauernde Pandemie und Weiterentwicklung des Virus; 2) Übergang in saisonale Krankheit; 3) Übergang in vergleichsweise harmlose Erkältungskrankheit – Experten: Übergang in Erkältungskrankheit am wahrscheinlichsten, landauernde Pandemie am unwahrscheinlichsten – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Fachleute gehen davon aus, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 vorerst nicht ausgerottet werden kann. Ob und wann es ein Ende geben könnte und welche Risiken drohen, damit hat sich ein Wissenschaftlerteam jetzt auseinandergesetzt. Der Beitrag ist in Nature erschienen (DOI: 10.1038/s41586-021-03792-w) .
Der Artikel beginnt zwar optimistisch mit der Aussage, dass es eine realistische Erwartung sei, die Pandemie dank der globalen Anstrengungen beim Impfen unter Kontrolle zu bringen. Das Autorenteam um Amalio Telenti und Davide Corti, das beim Pharmaunternehmen Vir Biotechnology und verschiedenen Forschungsinstitutionen arbeitet, geht aber auch auf noch unabsehbare Entwicklungen und Unsicherheiten ein.
Von 3 vorstellbaren Szenarien, die das Team nennt, ist eines besonders beunruhigend: Dass die Menschheit die Pandemie eben doch nicht schnell kontrollieren könne und auch künftig mit schweren Verläufen und einer hohen Zahl an Infizierten zu kämpfen haben werde – was wiederum die Weiterentwicklung des Virus begünstigen könne.
Ein 2. und wahrscheinlicheres Szenario sei der Übergang von Corona in eine saisonale Krankheit wie die Grippe. Effektive Therapien wie etwa im Labor hergestellte Antikörperpräparate könnten helfen, die Krankheitsschwere und die Rate der Krankenhausaufnahmen und Todesfälle massiv zu senken, schreiben die Autoren.
Die Autoren des Nature-Beitrags erinnern aber auch daran, dass mit Influenza pro Jahr schätzungsweise mehrere Hunderttausend Todesfälle weltweit einhergehen. „Dies ist eine äußerst erhebliche gesundheitliche Belastung und entspricht einem relativ optimistischen Blick auf die Zukunft der SARS-CoV-2-Pandemie“, halten sie zu diesem Szenario fest.
Als 3. – und wohl optimistischste – Option nennen die Autoren den Übergang von Corona in eine Krankheit mit vergleichsweise deutlich weniger schwerer Symptomatik, ähnlich bei den altbekannten Coronaviren. Mehrfach betonen die Autoren jedoch, dass es nicht möglich sei, sicher vorherzusagen, ob die Krankheitsschwere von Corona tatsächlich mit der weiteren Anpassung an den Menschen zu- oder abnimmt und wie lange eine solche Entwicklung dauern könnte.
Eine irgendwann mögliche Entwicklung hin zu einem grippe- oder erkältungsähnlichen Erreger vielleicht mit Spitzen in den Wintermonaten dürfte nach Schätzung der Autoren jedenfalls nicht eintreten, bevor es unter anderem eine weiter verbreitete Immunität in der Bevölkerung gibt. Telenti und Corti blicken auch auf die Influenzapandemie von 1918/19: Nachkommen des Erregers H1N1 hätten noch bis in die 1950er-Jahre hinein Epidemien hervorgerufen.
Auch die Entwicklung von Varianten, die dem Immunsystem von Geimpften und Genesenen entgehen können, bleibt laut dem Beitrag ein Risiko. Dadurch, dass die Pandemie derzeit in vielen Weltregionen nicht oder nur unvollständig unter Kontrolle sei, bestehe die Gefahr, dass sich mehr Virusvielfalt herausbilde.
Solche Entwicklungen mit neuen Werkzeugen vorhersagen zu können, wäre laut den Autoren förderlich. Auch eine mögliche Rolle von Tierarten, in denen das Virus zirkulieren und sich weiter verändern könnte, heben sie hervor.
Sie halten jedoch fest, dass bisher eine relativ begrenzte Zahl an Mutationen unabhängig voneinander in mehreren Varianten auftauchte, was auf eine konvergente und möglicherweise eingeschränkte Evolution von Corona hinweise.
Das deckt sich mit Einschätzungen des Berliner Virologen Christian Drosten: „Es gibt aus virologischer Sicht gute Gründe anzunehmen, dass SARS-2 gar nicht mehr so viel mehr auf Lager hat als das, was es uns bisher zeigen konnte“, sagte er kürzlich in einem Interview mit dem Schweizer Onlinemagazin „Republik“.
Drosten rechnet auf lange Sicht damit, dass sich SARS-CoV-2 wie ein Erkältungscoronavirus verhalten werde. In den kommenden 2 bis 4 Jahren seien Übergangszustände zu erwarten – das Virus werde Impflücken nutzen, sagte er Ende Mai in einer Anhörung im Parlamentarischen Begleitgremium COVID-19-Pandemie des Bundestags.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125446/Drei-Szenarien-fuer-eine-Zukunft-mit-SARS-CoV-2
MEDIZIN: Pfizer/Biontech: Auffrischungsimpfung wahrscheinlich erforderlich – STIKO wartet vor Empfehlung noch Daten ab – Deutsches Äzrteblatt, 9.7.2021
Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech gehen von einem Rückgang der Schutzwirkung des gemeinsamen Coronavakzins nach einem halben Jahr aus.
„Wie anhand der vom israelischen Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus der praktischen Anwendung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und symptomatischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung“, hieß es gestern in einer gemeinsamen Mitteilung.
Auf Basis der bisher vorliegenden Daten sei es wahrscheinlich, „dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“.
Bei einer laufenden Studie zu einer dritten Impfung seien „ermutigende Daten“ zu beobachten, teilten die beiden Unternehmen mit. Details sollten bald in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert werden. Außerdem sei geplant, die Daten in den kommenden Wochen bei der US-Arzneimittelbehörde FDA, dem europäischen Pendant EMA und bei anderen Zulassungsbehörden einzureichen.
Pfizer und Biontech gingen davon aus, dass eine dritte Dosis das höchste Schutzniveau gegenüber allen bisher getesteten Coronavarianten erhalte, hieß es weiter. Das gelte auch für die sich ausbreitende Delta-Variante. Man entwickle zugleich aber auch eine angepasste Version des gemeinsamen mRNA-Impfstoffs.
Kurz nach dem Statement von Pfizer und Biontech hieß es gestern in einer von US-Medien verbreiteten Mitteilung der FDA und der US-Gesundheitsbehörde CDC, Amerikaner, die vollständig geimpft seien, benötigten derzeit keine Auffrischungsimpfung.
Man sei aber auf die Verabreichung von Auffrischungsdosen vorbereitet, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sie notwendig seien. Die US-Gesundheitsbehörden untersuchten die Frage, verließen sich dabei aber nicht ausschließlich auf Daten von Pharmafirmen.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) sieht noch keine Datengrundlage für Auffrischungsimpfungen. „Es ist im Moment zu früh zu bestätigen, ob und wann eine Boosterdosis bei Coronaimpfstoffen nötig sein wird“, teilte die EMA heute mit. Es gebe noch nicht genug Daten aus Impfkampagnen und Studien zur Dauer des Impfschutzes.
Daten würden rasch begutachtet, sobald sie zur Verfügung stünden, schrieb die EMA. Man stehe mit den Herstellern bezüglich Boostern in Kontakt, um regulatorische Schritte so schnell wie möglich unternehmen zu können, falls dies notwendig sei.
Bund und Länder bereiten sich nach Angaben der Bundesregierung auf Auffrischungsimpfungen gegen Corona vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hätten über dieses Thema bereits gesprochen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
„Die Bürger können sicher sein, dass Bund und Länder sich vorbereiten auf das, was vorbereitet werden muss, nämlich dass nach einer ersten Immunisierungswelle Impfstoff und Impfungen zur Auffrischung zur Verfügung stehen und auch verfügbar gemacht werden“, fügte er hinzu.
Auf die Frage, ob das Bundesgesundheitsministerium eine dritte Impfung nach einem halben Jahr empfehle, sagte ein Ministeriumssprecher, dazu sei die Datenlage noch nicht ausreichend.
Eine Auffrischungsimpfung werde aber aller Wahrscheinlichkeit nach nötig sein. „Wir warten jetzt noch die Daten, die vorgelegt werden, ab, und entsprechend wird auch eine Empfehlung seitens der Ständigen Impfkommission dazu erfolgen.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125447/Pfizer-Biontech-Auffrischungsimpfung-wahrscheinlich-erforderlich
MEDIZIN: Israel-Daten zeigen, dass „Schutzwirkung sinkt“ – Biontech: Dritte Dosis nach halbem Jahr nötig – n-tv, 9.7.2021
Daten aus Israel zeigen es bereits: Das Schutzniveau des Biontech/Pfizer-Impfstoffs geht nach einigen Monaten zurück. Die Impfstoffhersteller forschen dazu noch, machen aber schon jetzt bekannt: Es empfiehlt sich eine dritte Auffrischungsdosis nach sechs Monaten.
Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech gehen von einem Rückgang der Schutzwirkung des gemeinsamen Coronavirus-Vakzins nach einem halben Jahr aus. „Wie anhand der vom israelischen Gesundheitsministerium erhobenen Daten aus der praktischen Anwendung bereits deutlich wurde, sinkt die Schutzwirkung des Impfstoffs gegenüber Infektionen und symptomatischen Erkrankungen sechs Monate nach der zweiten Impfung“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Auf Basis der bisher vorliegenden Daten sei es wahrscheinlich, „dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“.
Bei einer laufenden Studie zu einer dritten Impfung seien „ermutigende Daten“ zu beobachten, teilten die beiden Unternehmen mit. Erste Daten zeigen demnach, dass eine dritte Impfung mit dem Biontech-Vakzin die Menge an Antikörpern um das Fünf- bis Zehnfache erhöht. Details sollten bald in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert werden. Außerdem sei geplant, die Daten in den kommenden Wochen bei der US-Arzneimittelbehörde FDA, dem europäischen Pendant EMA und bei anderen Zulassungsbehörden einzureichen.
Pfizer und Biontech gingen davon aus, dass eine dritte Dosis das höchste Schutzniveau gegenüber allen bisher getesteten Coronavirus-Varianten erhalte, hieß es weiter. Das gelte auch für die sich ausbreitende Delta-Variante. Man entwickle zugleich aber auch eine angepasste Version des gemeinsamen mRNA-Impfstoffs.
Kurz nach dem Statement von Pfizer und Biontech hieß es am Donnerstag in einer von US-Medien verbreiteten Mitteilung der FDA und der US-Gesundheitsbehörde CDC, Amerikaner, die vollständig geimpft seien, benötigten derzeit keine Auffrischungsimpfung. Man sei aber auf die Verabreichung von Auffrischungsdosen vorbereitet, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sie notwendig seien. Die US-Gesundheitsbehörden untersuchten die Frage, verließen sich dabei aber nicht ausschließlich auf Daten von Pharmafirmen. (ntv.de, jog/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Biontech-Dritte-Dosis-nach-halbem-Jahr-noetig-article22671509.html
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=> „Schutzwirkung sinkt“: Biontech: Dritte Dosis nach halbem Jahr nötig – n-tv, 9.7.2021
QUELLE (inkl. 1:42-min-Video): https://www.n-tv.de/panorama/Biontech-Dritte-Dosis-nach-halbem-Jahr-noetig-article22671509.html
MEDIZIN: Studie: Geimpfte und Rekonvaleszente vor Delta und Kappa geschützt – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Die beiden indischen SARS-CoV-2-Varianten Delta (B.1.617.2) und Kappa (B.1.617.1) haben in einem Labortest zwar die neutralisierende Wirkung des Serums von rekonvaleszenten oder mit mRNA-Impfstoffen geimpften Personen abgeschwächt. Ein völliger Verlust der Abwehr war nach den jetzt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMc2107799 ) vorgestellten Ergebnissen jedoch nicht erkennbar.
Die Variante Delta hat sich in den vergangenen Wochen in Europa stark ausgebreitet und die Furcht vor einer erneuten Krankheitswelle geschürt. Bisher ist unklar, ob es bei einem Anstieg der Infektionen bleibt oder ob mit vermehrten Erkrankungen und Todesfällen zu rechnen ist. Labortests können die weitere Entwicklung der Epidemie nicht vorhersagen, sie liefern jedoch Hinweise auf die allgemeine Abwehrlage in der Bevölkerung.
Ein Team um Mehul Suthar von der Emory University School of Medicine gibt sich in seinem Beitrag optimistisch. Die Schutzwirkung einer früheren Infektion mit dem Wildtyp oder einer Impfung mit den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer sei zwar abgeschwächt. Nur wenige Rekonvaleszenten und kein einziger durchgeimpfter Proband war in der Studie jedoch völlig wehrlos gegen die beiden neuen Virusvarianten, die zuerst in Indien beobachtet wurden.
Die Forscher führten ihre Neutralisationstests nicht, wie vielerorts üblich, mit Laborviren durch (die mit dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 bespickt sind), sondern mit echten Viren. Die Variante Kappa hatten sie im Abstrich eines Patienten aus Stanford gefunden, der im März positiv getestet wurde. Die Variante Delta war im Mai bei einem Patienten isoliert worden.
Die Viren wurden zunächst in Zellkulturen vermehrt und dann mit dem Serum von 24 rekonvaleszenten Patienten oder von 25 Personen gemischt, die beide Dosierungen von mRNA-1273 (Moderna) oder BNT162b2 (Biontech/Pfizer) erhalten hatten. Zum Zeitpunkt des Tests waren 31 bis 91 Tage seit der Erkrankung vergangen. Die 2. Dosis von mRNA-1273 lag 35 bis 51 Tage und die 2. Dosis von BNT162b2 7 bis 27 Tage zurück.
In dem Neutralisationstest FRNT („focus reduction neutralization test“) wurde untersucht, ob die mit dem Serum gemischten Viren der Varianten Delta und Kappa in der Lage waren, Zellen zu infizieren und zu zerstören. Die Ergebnisse wurden jeweils mit einem Experiment verglichen, in dem die Seren mit dem Wildtyp WA1/2020 von SARS-CoV-2 gemischt wurden.
Tatsächlich erzielten die Seren aller 3 Gruppen eine um den Faktor 3 geringere neutralisierende Wirkung gegen die Variante Delta als gegen den Wildtyp. Unter den rekonvaleszenten Patienten gab es jedoch nur 1 Serum, das keine neutralisierende Wirkung gegen Delta erzielte. Bei den beiden Impfstoffgruppen gab es laut Suthar keinen einzigen Ausfall.
Die neutralisierende Wirkung gegen die Kappa-Variante war um dem Faktor 7 und damit deutlich stärker abgeschwächt als gegen die Delta-Variante: 5 der 24 rekonvaleszenten Patienten wären nach den Laborexperimenten nicht vor einer Infektion mit Kappa geschützt. Kappa wird derzeit allerdings wegen einer geringen Verbreitung nicht zu den besorgniserregenden Virusvarianten gezählt.
Insgesamt betrachtet Suthar die Abwehrlage als ausreichend. Eine frühere Erkrankung oder eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff würden aller Wahrscheinlichkeit nach vor einer Infektion mit den beiden Varianten schützen, schreibt der Impfstoffexperte.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125443/Studie-Geimpfte-und-Rekonvaleszente-vor-Delta-und-Kappa-geschuetzt
MEDIZIN: CoronaVac von Sinovac: Impfstoff aus China erzielt hohe Schutzwirkung in der Türkei und Chile – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Der inaktivierte Impfstoff CoronaVac des chinesischen Herstellers Sinovac, der seit Juni von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wird, hat nach den jetzt im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01429-X ) publizierten Ergebnissen einer Phase-3-Studie aus der Türkei eine gute Schutzwirkung erzielt.
Die Beurteilung wurde durch die zwischenzeitige Zulassung des Impfstoffs erschwert, weshalb chilenische Forscher sich für eine Evaluierung in einer Beobachtungsstudie entschieden haben. Nach den im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2107715 ) veröffentlichten Ergebnissen hat CoronaVac in Chile ebenfalls eine gute Wirkung erzielt.
CoronaVac ist neben BBIBP-CorV von Sinopharm (beide mit Sitz in Peking) der zweite inaktivierte Impfstoff aus China, den die WHO empfiehlt. Der Impfstoff besteht aus Viren, die zunächst in Vero-Zellen vermehrt und dann chemisch mit Propiolacton inaktiviert wurden.
Inaktivierte Impfstoffe können ein breites Reservoir an Antikörpern induzieren, da sie dem Immunsystem das komplette Virus präsentieren. Die Immunantwort fällt jedoch häufig relativ schwach aus, weshalb die Impfstoffe in der Regel mit einem Adjuvans verstärkt werden. Bei CoronaVac ist dies Aluminiumhydroxid, das auch bei anderen inaktivierten Impfstoffen etwa gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis oder Hepatitis A zum Einsatz kommt.
Die Herstellung von inaktivierten Impfstoffen ist wegen der langdauernden Vermehrung der Viren zeitaufwändig. Sinopharm konnte deshalb erst spät mit den klinischen Studien beginnen, die in Brasilien, Chile, der Türkei und Indonesien durchgeführt wurden. Die Phase-3-Studie in der Türkei wurde erst Mitte September begonnen. Bis zum 5. Januar waren an 24 Zentren 20.214 Erwachsene im Verhältnis 2 zu 1 auf eine zweifache Impfung mit CoronaVac im Abstand von 2 Wochen oder Placebo randomisiert worden.
Bereits am 15. Januar erteilte das türkische Gesundheitsministerium eine Notfallzulassung für CoronaVac. Das Team um Murat Akova von der Universitätsklinik Hacettepe in Ankara musste zu diesem Zeitpunkt die Studie abbrechen, da auch die Teilnehmer der Vergleichsgruppe impfberechtigt waren. Die Nachbeobachtungszeit war mit median 43 Tagen relativ kurz. Gezählt wurden bestätigte Infektionen, die frühestens 14 Tage nach der 2. Dosis aufgetreten waren.
Unter den 6.646 Geimpften kam es zu 9 symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen. In der Placebogruppe erkrankten 32 von 3.470 Teilnehmer. Dies ergibt eine Impfstoffwirksamkeit von 83,5 % mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 65,4 % bis 92,1 %. Die Schutzwirkung fällt damit geringer aus als in der Pressemitteilung des Herstellers von Anfang Februar. Damals war noch von 91,25 % die Rede.
Von den erkrankten Patienten mussten nur 6 hospitalisiert werden. Alle waren mit Placebo geimpft worden. Die Impfstoffwirksamkeit gegen schwere Erkrankungen könnte deshalb bei 100 % liegen, allerdings mit einem weiten 95-%-Konfidenzintervall von 20,4 bis 100 %.
In einer Untergruppe wurden immunologische Untersuchungen durchgeführt. Bei 89,7 % der Impfstoffempfänger und 4,4 % in der Placebo-Gruppe wurden Antikörper gegen das Spike-Protein des Virus gefunden.
Die Verträglichkeit von CoronaVac war gut. Unerwünschte Ereignisse wurden von 18,9 % der Impfstoffgruppe und 16,9 % der Placebogruppe berichtet. Die Nebenwirkungen waren laut der Publikation leicht und klangen innerhalb eines Tages ab.
Es traten keine potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen auf, nur eine Person musste wegen einer allergischen Reaktion im Krankenhaus behandelt werden. Auch in der Phase 1/2-Studie, die im Frühjahr letzten Jahres in China durchgeführt wurde, sind keine ernsthaften Sicherheitsprobleme aufgetreten. Die Ergebnisse hat der Hersteller dieser Tage in EClinicalMedicine (2021; DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101010 ) veröffentlicht.
Die Ergebnisse zu den Phase-3-Studien aus Brasilien, Chile und Indonesien sind bisher nicht publiziert. Auch hier dürfte die Auswertung durch die frühzeitige Zulassung von CoronaVac erschwert werden.
CoronaVac wird bereits in 22 Ländern eingesetzt, darunter auch Chile. Dort wurde Anfang Februar 2021 mit einer Impfkampagne begonnen. Bis zum 10. Mai waren fast 14 Millionen Dosen an die knapp 12 Millionen Chilenen im Alter von über 16 Jahren verimpft. Viele Chilenen sind bereits vollständig geimpft.
Ein Team um Rafael Araos von der Clínica Alemana Universidad del Desarrollo in Santiago de Chile hat die Impfstoffwirksamkeit jetzt in einer Beobachtungsstudie evaluiert. Dabei wurden die dokumentierten Erkrankungen, Krankenhauseinweisungen, Intensivbehandlungen und Todesfälle mit dem Impfstatus der Patienten in Beziehung gesetzt.
Dies ist in Chile leicht möglich, da 80 % der Bevölkerung über die staatliche Krankenkasse FONASA („Fondo Nacional de Salud“) versichert sind, in deren Akten Impfungen und Erkrankungen verzeichnet werden.
Araos ermittelt eine Schutzwirkung ab dem 14. Tag nach der 2. Dosis von 65,9 % (95-%-Konfidenzintervall 65,2 % bis 66,6 %) vor bestätigen Erkrankungen. Die Zahl der Hospitalisierungen wurde um 87,5 % (86,7 % bis 88,2 %) gesenkt. Intensivbehandlungen traten zu 90,3 % (89,1 % bis 91,4 %) und COVID-19-bedingte Todesfälle zu 86,3 % (84,5 % bis 87,9 %) seltener auf.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125463/CoronaVac-Impfstoff-aus-China-erzielt-hohe-Schutzwirkung-in-der-Tuerkei-und-Chile
MEDIZIN: Kubanischer Impfstoff soll zu 91,2 % wirksam sein – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Der Coronaimpfstoff des kubanischen Herstellers Finlay de Vacunas erreicht nach dessen Angaben eine hohe Wirksamkeit.
„Wir konnten einen Impfstoff mit 91,2 % Wirksamkeit entwickeln“, sagte der Leiter des Forschungsinstituts, Vicente Vérez, im kubanischen Fernsehen. Demnach sind 3 Impfdosen für diesen umfassenden Schutz vor dem Coronavirus nötig.
Das amtliche Nachrichtenportal Cubadebate berichtete unter Berufung auf das Forschungsinstitut Finlay, dass der Impfstoff zu 91,2 % Krankheitssymptomen von COVID-19 vorbeugt. In 75,5 % der Fälle schützt er demnach vor einer Ansteckung und zu 100 % vor schweren Erkrankungen und Tod infolge einer Infektion.
Institutsleiter Vérez hatte die Wirksamkeit von Soberana 2 zuvor mit 62 % bei Anwendung von 2 Dosen angegeben.
Dieses Zwischenergebnis lag bereits über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten 50 %. Für den umfassenderen Schutz soll demnach zusätzlich eine Dosis des abgewandelten Mittels Soberana Plus verabreicht werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125445/Kubanischer-Impfstoff-soll-zu-91-2-wirksam-sein
MEDIZIN: Behandlung von COVID-19 mit Rekonvaleszentenplasma: Uneinheitliche Studienlage erschwert die Bewertung – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Es ist offenbar weiterhin unklar, ob die Behandlung von COVID-19-Patienten mit sogenanntem Rekonvaleszentenplasma (RKP) klinisch sinnvoll ist – beziehungsweise, wie dies geschehen sollte.
„Der Nachweis klinischer Wirksamkeit auf Basis eines zielführenden klinischen Prüfungsdesigns könnte durch eine Analyse und den Vergleich der Ergebnisse bisheriger Studien gelingen, wird aber durch eine Vielzahl von Studienansätzen mit unterschiedlicher Methodologie erschwert“, schreiben Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Clinical Pharmacology & Therapeutics (DOI: 10.1002/cpt.2281 ).
Bei RKP handelt es sich um Blutplasma von Personen, die eine Infektionskrankheit erfolgreich überstanden und eine Immunität gegen den entsprechenden Erreger entwickelt haben. Im Blutplasma von genesenen Personen befinden sich unter anderem Antikörper, die den Erreger gezielt bekämpfen können.
Der Einsatz von RKP zur Prophylaxe oder Behandlung schwerer Krankheitsverläufe ist in der Vergangenheit bereits bei verschiedenen durch Viren ausgelöste Infektionskrankheiten untersucht worden. „Belege für die Wirksamkeit von RKP aus kontrollierten klinischen Prüfungen sind allerdings sehr begrenzt“, schreiben die Wissenschaftler.
Seit Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie untersuchen Arbeitsgruppen weltweit mit Hochdruck Therapieoptionen und Impfstoffkandidaten gegen COVID-19 in klinischen Prüfungen. Die PEI-Forscher der Abteilung Hämatologie und Transfusionsmedizin unter Leitung von Anneliese Hilger haben mithilfe einer COVID-19-spezifischen Datenbank die Studiendesigns von über 140 klinischen Studien zur RKP-Therapie verglichen. Sie kommen zu dem Schluss, dass die bisher angewandten heterogenen Studiendesigns es erschweren, einen Nachweis der Wirksamkeit der COVID-19-Behandlung mit RKP zu führen.
Als besonders kritisch stellten sich Unterschiede in der RKP-Herstellung, unzureichende Vergleichsmöglichkeiten von Behandlungsschemata und die verschiedenen statistischen Modelle zur Berechnung der Studiengröße und Wirksamkeitsanalyse heraus.
Grundsätzlich ist es laut den Forscherinnen und Forschern aber möglich, über klinische Studien valide Aussage über die Wirksamkeit einer RKP-Behandlung zu gewinnen.
„Rekonvaleszentenplasma ist ein rasch zur Verfügung stehendes Therapeutikum für schwer Erkrankte, deshalb ist eine Abklärung der Wirksamkeit des COVID-19-Therapiekonzepts auch für zukünftige Ausbrüche dringend notwendig,“ sagte der Erstautor der Studie, Mirco Müller-Olling
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125459/Behandlung-von-COVID-19-mit-Rekonvaleszentenplasma-Uneinheitliche-Studienlage-erschwert-die-Bewertung
MEDIZIN: Studie läuft an: Priorisierte Impfung für 30.000 Jugendliche und Studenten – Forschungsfrage: wie wirkt sich eine Querschnittsimpfung auf das Infektionsgeschehen aus? – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Wissenschaftlich begleitet sollen Kinder ab zwölf Jahren, Jugendliche und Studierende im nordrhein-westfälischen Kreis Siegen-Wittgenstein bevorzugt geimpft werden. Ab Dienstag erhalten sie im Rahmen einer Studie im Impfzentrum in Siegen ein Impfangebot, wie die Projektbeteiligten heute erklärten.
Zielgruppe sind demnach rund 30.000 junge Menschen von Schulen und Berufsschulen aus dem Kreis und der Universität in Siegen. Die Forscher der Universität des Saarlandes sowie der Universitäts-Kinderklinik in Bochum wollen herausfinden, wie sich eine solche Querschnittsimpfung auf das Infektionsgeschehen auswirkt und mit einer Befragung ermitteln, was die Beweggründe junger Menschen für eine Coronaimpfung sind.
Aus Sicht der Mediziner, die die Studie betreuen, überwiegt der Nutzen einer Coronaimpfung auch in der jüngeren Altersgruppe das Risiko schwerer Nebenwirkungen deutlich. Eine priorisierte Impfung der jungen Leute ermögliche eine rasche Rückkehr in den gewohnten schulischen und universitäten Alltag, betonten sie. Dieser sei dringend notwendig – auch um andere psychische und gesundheitliche Folgen der fehlenden Teilhabe abzumildern.
Bislang gibt es in Deutschland keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Impfungen für diese Altergruppe zur Zeit im wesentlichen nur für Vorerkrankte.
Mit dem für diese Altersgruppe zugelassenen Impfstoff von Biontech können aber auch Kinder ab zwölf nach individueller Entscheidung von Eltern mit ihren Kindern und den Ärzten eine Immunisierung bekommen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125471/Studie-Priorisierte-Impfung-fuer-30-000-Jugendliche-und-Studenten
MEDIZIN: Internationaler Genomvergleich findet neue Risikofaktoren für COVID-19 – Beitrag zur Klärung des Erkrankungsrisikos gering – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Eine internationale Genom-weite Assoziationsstudie (GWAS) hat 13 Genloci entdeckt, die das Risiko auf COVID-19 erhöhen. Sie erklären laut der Publikation in Nature (2021; DOI: 10.1038/s41586-021-03767-x ) zwar nur einen verschwindend geringen Anteil des Erkrankungsrisikos, könnten jedoch neue Einblicke in die Pathogenese erlauben und möglicherweise Ansatzpunkte für neue Medikamente liefern.
Infektionen mit SARS-CoV-2 können unbemerkt verlaufen, sie können aber auch schwere Erkrankungen mit Organversagen und einem raschen Tod auslösen. Die bekannten Risikofaktoren wie Alter, männliches Geschlecht oder Body-Mass-Index können diesen unterschiedlichen Verlauf nur teilweise erklären.
Eine erste GWAS hat im letzten Jahr bereits zwei genetische Risikofaktoren ermittelt. Dazu gehört das Gen für die Blutgruppe A, deren Träger aus unbekannten Gründen schwerer an COVID-19 erkranken, während die Blutgruppe 0 mit einem verminderten Risiko verbunden ist.
Die damalige Untersuchung basierte auf 1.980 Patienten, die auf dem Höhepunkt der 1. Welle in Spanien und Italien erkrankt waren. Die „COVID-19 Host Genetics Initiative“ um Andrea Ganna von der Universität Helsinki hat jetzt die Gendaten von 49.562 Patienten mit etwa 2 Millionen Gesunden verglichen. Darunter waren Personen, die laut ihrer elektronischen Krankenakte positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, solche, die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden und eine 3. Gruppe von Patienten, die wegen einer schweren Erkrankung auf Intensivstation behandelt wurden oder gestorben sind. Die Studie kann deshalb abschätzen, ob eine Genvariante nur das Infektionsrisiko erhöht oder ob sie einen schweren Verlauf ankündigt.
Die Hoffnung, einen genetischen Risikofaktor zu finden, der wie Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index das Erkrankungsrisiko deutlich beeinflusst, hat sich nicht erfüllt. Die Heritabilität der 13 Faktoren liegt zusammen im Bereich von unter 1 %. Einen Gentest, mit dem sich der Verlauf vorhersagen lässt, wird es deshalb nicht geben.
Einige der Genloci könnten jedoch ein neues Licht auf die Erkrankung werfen. Dazu gehört das Gen FOXP4. Sein Genprodukt wird in den Epithelzellen der Atemwege gebildet, die von SARS-CoV-2 zuerst infiziert werden und die möglicherweise den weiteren Verlauf beeinflussen. Das FOXP4-Gen wurde in früheren Studien mit der Entwicklung von Lungenkrebs in Verbindung gebracht.
Bei COVID-19 kündigt seine vermehrte Expression einen ungünstigen Verlauf an. Dies eröffnet prinzipiell die Möglichkeit einer therapeutischen Strategie, da sich Gene heute gezielt ausschalten lassen. Ob es zur Entwicklung eines solchen Wirkstoffs kommt, bleibt abzuwarten. Interessanterweise ist die Variante im FOXP4-Gen vor allem in Ostasien und Lateinamerika verbreitet. In der europäischen Bevölkerung tritt sie kaum auf.
Zu den anderen Genvarianten, die einen schweren Verlauf begünstigen, gehören DPP9, das an der Entwicklung von Lungenkrebs und Lungenfibrosen beteiligt ist, und TYK2, dessen Träger vor bestimmten Autoimmunerkrankungen geschützt sind.
Trotz der insgesamt bescheidenen Ausbeute wollen die Forscher an ihrem Projekt festhalten. Als nächstes wollen sie untersuchen, ob es Gene gibt, die die Erholung von der Erkrankung und das Risiko auf ein Long COVID beeinflussen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125462/Internationaler-Genomvergleich-findet-neue-Risikofaktoren-fuer-COVID-19
EPIDEMIOLOGIE: Timo Ulrichs im ntv-Interview Wie gefährlich ist die Lambda-Variante? – n-tv, 9.7.2021
In Peru gibt es eine neue Coronavirus-Variante, die die WHO beobachtet. Bei ntv spricht Professor Timo Ulrichs darüber, wie groß die davon ausgehende Gefahr und was von derzeitigen Lockerungen angesichts nicht mehr sinkender Infektionszahlen zu halten ist.
AUS DEM INTERVIEW:
– Wenn sich das [die Inzidenzen] so einigermaßen stabil halten sollte, dann ist das gut, dann können wir mit diesen Zahlen auch gut weitergehen. Aber wenn jetzt langsam wieder eine Trendumkehr zu sehen ist, dann ist es leider eben wieder vorbei mit den Abnahmen, dann haben wir mehrere Gründe für eine Zunahme. Die Delta-Variante könnte einen Teil dazu beitragen, aber sicherlich nicht alles. Aber möglicherweise haben wir eben auch zu schnell und zu stark gelockert.
– Solange sich das Ganze [umfangreiche Lockerungen] draußen abspielt, ist es relativ ungefährlich. Aber sobald das in Innenräumen ist, beispielsweise in Diskotheken, da haben wir ja mittlerweile auch sehr gute Daten vorliegen, da ist das wirklich hochgefährlich. Da kann sich dann auf alle, die nicht immungeschützt sind, das Virus übertragen. Und deswegen sollte man mit so etwas wirklich vorsichtig sein.
– Wenn alle ein Impfangebot erhalten haben, ist es eher nicht so, dass dann damit auch gleichzeitig alles sicher und alles gut ist. Es muss das Maß genommen werden, wie viele tatsächlich vollständig geimpft sind in Deutschland. Und das ist dann eben die Seite, wo man sagen kann, das ist eine gute Zahl, um zu sagen: Jetzt können wir uns auch langsam locker machen bezüglich der Abstands- und Hygieneregeln. Solange das nicht der Fall ist, sollte man die auf jeden Fall beibehalten, vor allen Dingen in Innenräumen.
– Die WHO entscheidet bei diesen neuen Varianten des Coronavirus zwischen denen, die sehr besorgniserregend sind, zum Beispiel Alpha oder Delta, und den anderen, die so ein bisschen beobachtet werden. Und diese Lambda-Variante gehört zur letzteren Gruppe. Da muss man genau gucken, ob die fitter bei der Übertragung ist, ob sie schwerere Krankheitsverläufe verursachen kann oder ob die Impfabdeckung nicht mehr so gut ist. Alle diese drei Parameter sind eben noch nicht sicher. Man kann aber sagen, dass es bei dieser Lambda-Variante nicht so schlimm ausfällt, deswegen ist die ja nicht hochgestuft worden. Man muss aber sehen: Sie hat in Peru schon einige Ausbrüche mit verursacht und deswegen ist sie auch unter Beobachtung. Es sind auch zum Teil schon einige Fälle in Europa aufgetreten und in anderen Weltregionen. Dort scheint sie sich aber gegenüber zum Beispiel der Delta-Variante nicht durchsetzen zu können. Und das spricht dafür, dass es zwar eine neue Variante ist, aber eben eine, die jetzt nicht alles übernehmen wird.
– Nach wie vor ist die Beurteilung [der Lage in Afrika] sehr ernst. Es ist jetzt so, dass sich die Delta-Variante sehr stark durchsetzt und sehr viele schwere Erkrankungen auftreten, viele Todesfälle. Das ist gerade mit dieser weiteren Welle, die sich dort ausbreitet, nochmal schlimmer. Und deswegen müssen wir dafür sorgen, dass da die Gesundheitsversorgung besser wird, dass auch die Kapazitäten erhöht werden, was eben Abstands- und Hygieneregeln und andere Dinge angeht, und vor allen Dingen, dass genug Impfstoff bereitgestellt wird, damit auch diese Populationen geimpft werden kann und wir eine Grundimmunisierung reinbekommen.
– Alle reichen Länder sind in der Verantwortung. Wir haben ja Impfstoff, und den einfach nicht zu exportieren oder herauszulassen ist ein großer Fehler, weil wir auf diese Art und Weise dem Virus immer weiteren Raum geben, um sich zu verändern.
_ [Indonesien meldet sehr hohe Zahlen; Grund dafür ist, dass es] ein Land mit sehr vielen Inseln und die Gesundheitsversorgung auf diesen sehr entfernten Inseln … einfach sehr schlecht [ist]. Dann kommt aber noch dazu, dass da bisher auch nicht genug geimpft worden ist. Jetzt kommt noch dazu, dass neben der Delta-Variante eben auch noch ein verändertes Verhalten in der Population dafür sorgt, dass viele Kontakte stattfinden, nämlich nach dem Ende des Ramadan, es ist ja ein muslimisches Land. Da hat eben das Virus mehr Möglichkeiten, sich auszubreiten, weil die Menschen wieder reisen und einander besuchen.
Professor TIMO ULRICHS ist Infektionsepidemiologe an der Akkon-Hochschule in Berlin.
QUELLE: https://www.n-tv.de/wissen/Wie-gefaehrlich-ist-die-Lambda-Variante-article22672817.html
INTERNATIONAL: Corona: Pandemie bedroht Geschlechtergerechtigkeit – Global erreichte Entwicklungsziele in Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit gefährdet – Armutsspirale: insbesondere Mädchen und junge Frauen betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Die Coronapandemie bedroht laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) wichtige globale Entwicklungsziele.
Auch wenn sich die Folgen noch nicht gänzlich absehen ließen, zeige sich eine Bedrohung der Erfolge in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit, teilten die Organisationen heute in Wiesbaden und Hannover mit.
DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg verwies auf die Rückschritte für Mädchen und junge Frauen. „Die Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen führen zu einer starken Zunahme von Teenagerschwangerschaften und Frühverheiratungen – das sehen wir etwa in unseren ostafrikanischen Partnerländern“, erklärte er.
Tausende Mädchen gerieten so in eine Armutsspirale und verlören ihre Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft. Die Regierungen weltweit müssten sich noch stärker für Geschlechtergerechtigkeit, körperliche Selbstbestimmung und für die Verbesserung von Bildungschancen inklusive Sexualaufklärung einsetzen – auch Deutschland sei hier gefordert.
Die Studienprojektleiterin Elke Loichinger vom BiB verwies darauf, dass Mädchen und Frauen besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen seien. Sie seien häufig in systemrelevanten Bereichen tätig und trügen auch die Hauptlast im Bereich der familiären Pflege.
Vor allem in ärmeren Ländern sei die Zahl der Mädchen gestiegen, die ihre Schulausbildung vorzeitig beenden mussten. Die beiden Organisationen wollen ihre Analyse mit Blick auf den Weltbevölkerungstag am kommenden Sonntag veröffentlichten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125458/Corona-Pandemie-bedroht-Geschlechtergerechtigkeit
USA: Delta inzwischen die dominante Coronavirusvariante in den USA – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 ist in den USA Schätzungen zufolge inzwischen für mehr als die Hälfte aller untersuchten Infektionen verantwortlich.
Dies gehe aus Genomanalysen des Virus hervor, sagte gestern die Chefin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky. Vor knapp drei Wochen sei die Variante noch für ein Viertel der analysierten Infektionen verantwortlich gewesen.
„Dieser rasche Anstieg ist besorgniserregend, obwohl wir erwartet hatten, dass die Delta-Variante in den USA dominant werden würde“, sagte Walensky. In einzelnen Landesteilen wie dem Mittleren Westen liege der Anteil bereits bei rund 80 Prozent, erklärte Walensky. Die Variante setze sich vor allem in Regionen mit niedriger Impfquote rasch durch.
Walensky forderte daher alle Menschen mit Nachdruck auf, sich möglichst schnell impfen zu lassen, zumal die Impfungen auch gegen die Delta-Variante wirkten. Sie betonte, dass ungeimpfte Menschen in den USA derzeit 99,5 Prozent aller Coronatodesfälle ausmachten.
In den USA haben bislang rund 67 Prozent der Erwachsenen, oder etwas mehr als 173 Millionen Menschen, mindestens die erste Impfung erhalten, wie CDC-Daten zeigen. Gut 58 Prozent aller Erwachsenen haben bereits beide Spritzen bekommen.
In Bezug auf die Gesamtbevölkerung von rund 330 Millionen haben bislang 55 Prozent der Menschen mindestens die erste Impfung erhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125456/Delta-inzwischen-die-dominante-Coronavirusvariante-in-den-USA
AFRIKA: Afrika im Griff der dritten Coronawelle – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
In Afrika sind bisher erst 1,19 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, obwohl sich der Kontinent aktuell im Griff einer dritten Infektionswelle befindet. „Das ist zu diesem Zeitpunkt der Pandemie viel zu wenig“, rügte gestern John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union, der Africa CDC.
Die Infektionswelle werde von der hochansteckenden Delta-Variante getrieben, die bisher in 15 afrikanischen Ländern nachgewiesen wurde. In den sieben Tagen bis zum 4. Juli hat der Kontinent laut der Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, Matshidiso Moeti, die schlimmste Pandemiewoche seit Beginn der Pandemie erlebt.
Seit Beginn der dritten Welle im Mai ist die Zahl der Coronafälle demnach sieben Wochen in Folge gestiegen. In der vergangenen Woche wurden auf dem Kontinent mehr als 251.000 neue Fälle gemeldet, was einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber der Vorwoche entspricht.
In 16 afrikanischen Ländern steige die Zahl der Fälle. „Aber das Schlimmste steht noch bevor, da die schnelllebige dritte Welle weiter an Geschwindigkeit gewinnt und neue Wege einschlägt“, warnte Moeti. „Das Ende dieses steilen Aufstiegs ist noch Wochen entfernt.“
Insgesamt wurden bisher in Afrika laut CDC gut 5,7 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 148.000 tödlich waren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen aber höher liegen. Dennoch ist die Gesamtzahl gering im Vergleich zu anderen Weltregionen: Afrika macht 3,1 Prozent aller weltweiten Infektionsfälle aus.
Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika laut CDC erst 70,4 Millionen Impfdosen von den für dieses Jahr geplanten 700 Millionen beschafft. 53 Prozent davon wurden bereits verabreicht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125435/Afrika-im-Griff-der-dritten-Coronawelle
GROSSBRITANNIEN: Ein Drittel mehr Delta-Fälle in Großbritannien in einer Woche – Delta-Variante bedingt 99 Prozent aller Corona-Fälle in Großbritannien – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
In Großbritannien ist die Zahl der Coronainfektionen mit der hochansteckenden Delta-Variante im Vergleich zur Vorwoche um rund ein Drittel gestiegen.
Die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) machte 54.268 Neuinfektionen aus. 44 Fälle beträfen die Delta-Plus-Variante. Die Delta-Variante ist landesweit mittlerweile für 99 Prozent aller Coronafälle im Land verantwortlich.
PHE-Chefin Jenny Harries rief auch angesichts der geplanten Aufhebung aller Coronaregeln zur Vorsicht auf. Sie wies aber darauf hin, dass Impfungen offensichtlich gegen die Delta-Variante wirken.
„Die Daten zeigen weiterhin, dass dem starken Anstieg, den wir bei Neuinfektionen beobachten, kein ähnlicher Anstieg bei Krankenhauseinweisungen und Todesfällen folgt“, sagte Harries. Zwei Impfdosen böten also ein großes Maß an Schutz.
Wegen der Delta-Variante war die Zahl der neuen Coronafälle in Großbritannien in den vergangenen Wochen wieder in die Höhe geschossen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Menschen in einer Woche, stieg von unter 20 auf zuletzt 267 (Stand: 3. Juli).
Dennoch will die Regierung von Premierminister Boris Johnson am 19. Juli alle verbliebenen Coronaregeln aufheben.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125470/Ein-Drittel-mehr-Delta-Faelle-in-Grossbritannien-in-einer-Woche
SPANIEN: Ganz Spanien wird Coronarisikogebiet – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
Wegen stark steigender Coronainfektionszahlen stuft die Bundesregierung am Sonntag ganz Spanien und damit auch Mallorca und die Kanaren als Risikogebiet ein. Das gab das Robert-Koch-Institut (RKI) heute bekannt. Das bedeutet, dass das Auswärtige Amt mitten in den Sommerferien wieder von touristischen Reisen in das beliebteste Urlaubsland der Deutschen abraten wird.
Praktische Folgen ergeben sich für Urlauber kaum: Wer mit dem Flugzeug aus Spanien nach Deutschland zurückkehrt, muss wie bisher einen negativen Test oder einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder Genesung dabeihaben. Damit entfällt dann die Quarantänepflicht.
Anders sieht es bei der ebenfalls sehr beliebten Urlaubsinsel Zypern aus, die am Sonntag als Hochinzidenzgebiet mit besonders hohen Infektionszahlen eingestuft wird. Wer dort Urlaub macht und nicht geimpft oder genesen ist, muss künftig für fünf bis zehn Tage in Quarantäne.
Die neuen Einstufungen sind Folge der in vielen Regionen Europas wieder deutlich steigenden Infektionszahlen. In Spanien gelten bereits 6 der 17 Regionen – darunter die Urlaubsgebiete Katalonien und Andalusien – sowie die Exklave Ceuta in Nordafrika als Risikogebiete. Die Balearen mit Mallorca, der beliebtesten Urlaubsinsel der Deutschen, sowie die Kanaren blieben aber bisher verschont.
Als Risikogebiete werden Länder und Regionen eingestuft, in denen die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) über 50 liegen. Es ist die niedrigste von drei Risikostufen. Mallorca war Mitte März von der Liste der Risikogebiete gestrichen worden. Inzwischen liegt die Inzidenz auf den Balearen, zu denen auch Menorca, Ibiza und Formentera gehören, im Schnitt schon bei 141. In ganz Spanien sind es sogar 179.
Bei einer Inzidenz über 200 droht die Einstufung als Hochinzidenzgebiet mit Quarantänepflicht für diejenigen, die nicht geimpft oder genesen sind. Erst dann wären auch für die Reisebranche erhebliche Folgen zu erwarten. Dass die Hochstufung sehr schnell kommen kann, zeigt Zypern. Das Land wurde erst vergangenen Sonntag zum Risikogebiet erklärt. Schon eine Woche später wird es nun zu einem von vier Hochinzidenzgebieten in Europa neben Portugal, Großbritannien und Russland.
Außenminister Heiko Maas (SPD) hatte Spanien-Urlauber erst am vergangenen Montag bei einem Besuch in Madrid beruhigt und die Infektionslage als nicht besorgniserregend bezeichnet. Es bestehe weiterhin Grund zur Vorsicht. Aber er gehe derzeit nicht davon aus, dass eine Wiedereinführung der Quarantänepflicht für rückkehrende Spanien-Urlauber kurz bevorstehe.
Die Inzidenz in Spanien lag zu diesem Zeitpunkt knapp über 100 und ist seitdem um fast 80 gestiegen. Wenn es in dem Tempo weitergeht, könnte Spanien nächste Woche dasselbe Schicksal wie Zypern drohen: Hochstufung zum Hochinzidenzgebiet.
Neben Spanien und Zypern stuft die Bundesregierung am Sonntag folgende weitere Länder und Regionen neu ein: Zwei Regionen in Irland werden zum Risikogebiet, Fidschi im Südpazifik wird zum Hochinzidenzgebiet. Saudi-Arabien und eine Region in Schweden werden von der Liste der Risikogebiete gestrichen. Das arabische Königreich Bahrain und Trinidad und Tobago in der Karibik werden vom Hochinzidenzgebiet zum Risikogebiet heruntergestuft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125452/Ganz-Spanien-wird-Coronarisikogebiet
NIEDERLANDE: Niederlande mit höchster Inzidenz seit Mai: Coronainfektionen steigen explosionsartig – Nachtclubs und Discos als Hotspots: vor allem Jugendliche betroffen, Krankenhäuser noch nicht – Deutsches Ärzteblatt, 9.7.2021
In den Niederlanden ist die Zahl der Coronaneuinfektionen explosionsartig angestiegen. Gestern wurden rund 5.500 Fälle gemeldet. Das ist die höchste Zahl seit dem 14. Mai, wie das nationale Institut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) gestern mitteilte.
Vor genau einer Woche waren es noch rund 800 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Auf 100.000 Einwohner kommen nun etwa 67 Neuinfektionen in sieben Tagen. Die Regierung erwägt neue Maßnahmen, um das Virus einzudämmen.
Die Niederlande hatten zum 26. Juni fast alle Coronamaßnahmen aufgehoben. Nur noch in den öffentlichen Verkehrsmitteln muss eine Maske getragen werden. Vielerorts wird aber die Grundregel vom Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten.
Der Anstieg der Neuinfektionen wird mit der Verbreitung der Delta-Variante begründet. Noch führte das aber nicht zu mehr Patienten in den Krankenhäusern. Von den Neuinfektionen sind den Angaben zufolge vor allem Jugendliche betroffen. Viele haben sich demnach in Diskotheken und Nachtclubs angesteckt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125440/Niederlande-Coronainfektionen-steigen-explosionsartig
DEUTSCHLAND: Kurzvideo – Nach halbem bis ganzem Jahr STIKO-Chef: „Dritte Impfung wird nötig sein“ – n-tv, 9.7.2021
Die STIKO warnt: Der Kampf gegen das Corona-Virus und seine Mutationen macht immer neue Immunisierungen notwendig. Laut Biontech-Pfizer stünden jetzt bereits die ersten Auffrischungs-Pikse an. Regierungssprecher Seibert versichert indes, dass es genug Impfstoff geben wird.
QUELLE (inkl. 1:42-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/STIKO-Chef-Dritte-Impfung-wird-noetig-sein-article22672927.html
DEUTSCHLAND: Kurzvideo – Das gilt jetzt für Mallorca-Reisen: Regierung erklärt ganz Spanien zum Risikogebiet – n-tv, 9.7.3032
Weil die Corona-Zahlen in Spanien rasant nach oben schnellen, erklärt die Bundesregierung das ganze Land zum Risikogebiet. Betroffen sind neben dem Festland demnach auch Mallorca und die Kanaren. Was sich für Reisende ändert, erklärt ntv.
QUELLE (inkl. 1:07-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/videos/panorama/Regierung-erklaert-ganz-Spanien-zum-Risikogebiet-article22671475.html
8.7.2021, Donnerstag
MEDIZIN: Vollständige Impfungen laut Studie gegen Delta-Variante essenziell – Science-APA, 8.7.2021
Die Delta-Variante des Coronavirus scheint im Laborversuch Antikörpern von Erstgeimpften und ungeimpften Genesenen teilweise zu entkommen. Darauf liefert eine Studie im Fachblatt „Nature“ weitere Hinweise. In den Experimenten seien die nach einer Einzeldosis von Biontech/Pifzer und Astrazeneca gebildeten Antikörper kaum in der Lage gewesen, an die in Indien entdeckte Mutante zu binden und sie unschädlich zu machen, berichten Forscher um Olivier Schwartz vom Institut Pasteur in Paris. Eine effiziente Reaktion gegen Delta hätten beide Vakzine erst nach der zweiten Dosis hervorgerufen – bei 95 Prozent der Personen (nach einer Dosis: zehn Prozent).
Auch Antikörper in Blutproben von ungeimpften Genesenen sind laut der Studie im Vergleich zur bisher vorherrschenden Variante Alpha weniger gut in der Lage, an Delta zu binden. Nach Analysen von Proben von Genesenen, die bereits eine Impfung erhalten hatten, schreiben die Forscher, die Ergebnisse deuteten stark darauf hin, dass ein solcher Booster Genesene höchstwahrscheinlich gegen eine Vielzahl zirkulierender Virusstämme schütze, darunter Delta.
Ergebnisse aus derartigen Laborexperimenten können nicht unmittelbar auf den Impfschutz in der Praxis übertragen werden. Das Autorenteam schreibt, die untersuchten Spiegel sogenannter neutralisierender Antikörper würden jedoch als starker Hinweis auf den Immunschutz gegen symptomatische Corona-Infektionen gelten. Das menschliche Immunsystem wehrt sich nicht nur mit Antikörpern gegen Krankheitserreger, es gibt auch noch eine zelluläre Immunität.
*** Delta resistent gegen einige Antikörper-Präparate ***
Wie die Forscher weiter berichten, ist Delta resistent gegen manche der im Labor hergestellten Antikörper-Präparate, darunter Bamlanivimab. Derartige Therapien werden mancherorts bei Risikopatienten zu Beginn der Infektion verwendet, um einen schweren Verlauf von Covid-19 abzuwenden. Zumindest in Deutschland sind sie aber noch nicht in der Breite im Einsatz.
Die Delta-Variante war zuerst in Indien entdeckt worden und hat sich in vielen Ländern weltweit ausgebreitet. Sie gilt als deutlich ansteckender als bisherige Varianten und ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregend eingestuft worden. Sie weist mehrere Veränderungen am sogenannten Spike-Protein auf, mit dem das Virus menschliche Zellen entert.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3912595076608039843
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Fitnesstracker erkennen Long COVID – Vor allem Herzfreuenz auffällig: über Wochen erhöhter Puls – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Die Fitnesstracker, die mittlerweile viele Erwachsene Tag und Nacht tragen, können genutzt werden, um die durchschnittliche Dauer von Erkrankungen zu ermitteln. In einer US-Studie in JAMA Network Open (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.15959 ) kam heraus, dass die Herzfrequenz bei COVID-19-Patienten über 2 bis 3 Monate erhöht bleibt, während Schlaf und körperliche Aktivität sich schneller normalisieren. Neu ist der Nachweis einer relativen Bradykardie, zu der es in der Akutphase der Erkrankung kommen kann.
In den USA trägt bereits jeder 4. Erwachsene einen Fitnesstracker wie Fitbit, Apple Watch, Garmin, Amazefit, OURA oder Beddit. Die Armbänder übertragen ihre Daten auf das Smartphone, von wo aus sie an das Scripps Research Translational Institute in La Jolla/Kalifornien weitergeleitet werden, wenn die Anwender die DETECT-App des Instituts aus dem App-Store geladen haben.
Vom 25. März 2020 bis 24. Januar 2021 haben 37.146 US-Amerikaner ihre Daten übermittelt. Darunter waren auch 827 Personen, die der App mitgeteilt hatten, dass sie sich wegen einer akuten Atemwegserkrankung auf SARS-CoV-2 testen ließen. Bei 234 Teilnehmern fiel der Test positiv aus.
Jennifer Radin und Mitarbeiter vom Scripps Institute haben die Daten ausgewertet. Zunächst einmal hatte COVID-19 deutlich stärkere Auswirkungen auf die von den Fitnesstrackern gemessenen Körperfunktionen als eine einfache Erkältung.
In der akuten Phase kam es zu einem Anstieg der Herzfrequenz und der Schlafdauer, während die tägliche Schrittzahl abnahm. Eine Besonderheit von COVID-19 im Vergleich zu anderen Atemwegserkrankungen war eine vorübergehende „Bradykardie“, ein leichter Rückgang der Schlagzahl, der bereits anderen Forschern aufgefallen war und dessen Bedeutung weiter unklar ist.
Die Verlangsamung der Herzfrequenz um wenige Schläge pro Minute trat bei den Patienten etwa zwischen dem 9. und 15. Tag der Erkrankung auf. Danach stieg die Herzfrequenz wieder an. Der Puls der COVID-19-Patienten blieb über durchschnittlich 79 Tage über den Werten vor der Erkrankung, was Radin als einen Hinweis auf ein Long COVID deutet.
Bei den meisten Patienten lag der Puls nur 1 bis 5 Schläge über der Frequenz vor der Erkrankung und damit weit von einer klinisch relevanten Tachykardie entfernt. Nur bei 32 Patienten nahm die Schlagzahl des Herzens um mehr als 5 pro Minute zu. Diese Patienten benötigten im Mittel 133 Tage, bis sich ihr Herz wieder vollständig beruhigt hatte. Diese Patienten hatten in der Akutphase der Erkrankung häufiger Husten, Körperschmerzen und Atemnot angegeben.
Schneller als die Herzfrequenz hatten sich das Schlafverhalten und die körperliche Aktivität normalisiert. Die Schlafdauer hatte nach 24 Tagen und die Schrittzahl nach 32 Tagen die Vor-COVID-19-Werte erreicht.
In einer früheren Studie in Nature Medicine (2021; DOI: 10.1038/s41591-020-1123-x ) hatten die Forscher zeigen können, dass die Daten aus dem Fitnesstracker eine Verdachtsdiagnose von COVID-19 erleichtern können. Allein aufgrund der Symptome konnte die Diagnose mit einem AUC-Wert („area under the curve“) von 0,71 auf der ROC-Kurve („receiver operating characteristic“) vorhergesagt werden.
Mit den zusätzlichen Daten aus dem Fitnesstracker stieg die „Trefferrate“ auf 0,80. Die ROC-Kurve kombiniert Sensitivität und Spezifität. Ein AUC-Wert von 0,5 ist ein reiner Zufall, bei einem Wert von 1,0 gelingt die Diagnose in jedem Fall.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125419/SARS-CoV-2-Fitnesstracker-erkennen-Long-COVID
EPIDEMIOLOGIE: US-Forscher: Bereits vier Millionen Coronatote weltweit – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Seit Beginn der Pandemie sind weltweit bereits mehr als vier Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Das ging gestern Abend aus Daten der Universität Johns Hopkins in Baltimore hervor.
Damit stieg die Zahl der global bekannten Coronatodesfälle innerhalb von knapp drei Monaten von drei auf vier Millionen an. Weltweit gab es bislang rund 185 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Virus, wie Daten der Universität zeigten. Experten gehen bei Infektionen und Todesfällen von einer noch höheren Dunkelziffer aus.
Die Webseite der Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden die Zahlen aber auch wieder zeitweise nach unten korrigiert. Nach Angaben der WHO gab es bisher 3,98 Millionen bestätigte Todesfälle und knapp 184 Millionen bekannte Infektionen.
In absoluten Zahlen wurden die meisten Coronatodesfälle bislang aus den USA gemeldet. In dem Land mit 330 Millionen Einwohnern starben seit Anfang vergangenen Jahres rund 605.000 Menschen.
An zweiter Stelle folgt Brasilien mit 525.000 Toten, auf Rang drei liegt das bevölkerungsreiche Indien mit gut 400.000 Toten. In Deutschland waren nach den Johns-Hopkins-Daten bislang gut 91.000 Coronatote zu beklagen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125408/US-Forscher-Bereits-vier-Millionen-Coronatote-weltweit
INTERNATIONAL: „Extreme Vorsicht angesagt“: WHO warnt vor breiter Aufhebung von Coronaregeln – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt angesichts von Öffnungsplänen in Ländern wie Großbritannien vor voreiligen Schritten.
Die Annahme, dass schon alle durch Coronaimpfungen geschützt seien und daher wieder völlige Normalität hergestellt werden könne, sei gefährlich für Europa und andere Regionen, warnte WHO-Krisenmanager Mike Ryan gestern in Genf. „Jetzt ist extreme Vorsicht angesagt“, sagte er bei einer Pressekonferenz.
Ryan äußerte auf die Frage nach der geplanten völligen Aufhebung von Restriktionen in Großbritannien zwar keine direkte Empfehlung oder Kritik. Er sagte jedoch: „Wenn man öffnet, wird die Übertragung ansteigen.“
Noch seien nicht alle geimpft, und noch sei nicht klar, wie sehr Vakzine gegen Infektionen und Übertragungen schützen. Regierungen sollten jetzt nicht überhastet die Fortschritte im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzen, sagte Ryan.
„Im Rennen gegen Impfstoffe liegen derzeit die Virusvarianten vorne“, warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er gab erneut reichen Ländern die Schuld daran, dass ansteckendere Varianten durch die massive Unterversorgung ärmerer Länder mit Impfstoffen sich leichter ausbreiten und auch mutieren können.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125402/WHO-warnt-vor-breiter-Aufhebung-von-Coronaregeln
USA: „Die wahren Helden“: New York feiert systemrelevante Berufsgruppen mit großer Parade – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Ärzte, Pflegepersonal, Lieferanten, U-Bahn-Fahrer: New York hat mit einer großen Parade die Mitarbeiter systemrelevanter Branchen in der Coronapandemie gewürdigt. Vertreter der verschiedenen Berufsgruppen marschierten gestern über den Broadway und ließen sich von den Bewohnern der Millionenstadt an der US-Ostküste als „Helden“ feiern. Zahlreiche Menschen versammelten sich am Straßenrand, um ihren Dank zum Ausdruck zu bringen.
„Diese oft nicht anerkannten Arbeiter des Alltags haben uns buchstäblich das Leben gerettet“, sagte die New Yorkerin Melinda Mlinac. Sie sei gekommen, um ihnen zu danken. Dankesworte allein seien aber nicht ausreichend – die Berufsgruppen müssten auch höhere Löhne erhalten.
„Sie sind die wahren Helden“, sagte die Medizinerin Yomaris Pena. „Die Busfahrer, die U-Bahn-Fahrer, die Leute, die die Krankenhäuser geputzt haben, die Krankenschwestern, die Mitarbeiter in Lebensmittelgeschäften.“
New York war im vergangenen Frühjahr das Epizentrum der Coronapandemie in den USA, mehr als 33.000 Menschen starben in der Millionenstadt. Mit einem harten Lockdown konnte die Lage schließlich unter Kontrolle gebracht werden. Angesichts der stark gesunkenen Infektionszahlen und der Fortschritte bei der Impfkampagne wurden die Coronabeschränkungen inzwischen weitestgehend aufgehoben.
In weiten Teilen der USA ist inzwischen der Alltag zurückgekehrt – allerdings ist die Zahl der Infektionen zuletzt wieder angestiegen. Im Siebentagesschnitt lag die Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt bei knapp 14.000, ein Anstieg um 21 Prozent im Vergleich zu vor zwei Wochen. Die Delta-Variante des Coronavirus macht in den USA inzwischen nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC mehr als 50 Prozent der Infektionen aus.
Sorgen bereitet den Behörden die ins Stocken geratene Impfkampagne. Die USA verfehlten das von Präsident Joe Biden ausgerufene Ziel, dass bis zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli 70 Prozent der Erwachsenen mindestens eine Impfdosis erhalten haben sollen. Derzeit liegt der Anteil bei etwas über 67 Prozent. Die Infektionszahlen steigen derzeit besonders in Regionen mit niedrigen Impfraten, etwa im Süden und im Mittleren Westen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125407/New-York-feiert-systemrelevante-Berufsgruppen-mit-grosser-Parade
JAPAN: Olympia: Japan verhängt vierten Coronanotstand für Tokio – Deutlicher Anstieg der Inzidenz – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Während der Olympischen Spiele wird in Tokio erneut der Coronanotstand herrschen. Das entschied die Regierung von Ministerpräsident Yoshihide Suga heute. Der Notstand werde von kommendem Montag bis vorläufig zum 22. August gelten, hieß es. Die Olympischen Spiele sollen vom 23. Juli bis 8. August stattfinden. Grund für den inzwischen vierten Notstand für Tokio sind wieder deutlich steigende Coronainfektionszahlen.
Mit dem Notstand will die Regierung vor allem verhindern, dass Restaurants und Bars Alkohol ausschenken. Auch das Singen von Karaoke soll unterbunden werden, um eine Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen. Die Bürger sollen möglichst zu Hause bleiben.
Viele Menschen in Japan fürchten, dass die Spiele zu einem Superspreaderevent werden könnten. Japans Olympia-Macher und das Internationale Olympische Komitee betonten bisher immer, dass alles „sicher“ ablaufen werde. Allerdings ohne Zuschauer, wie die japanischen Gastgeber nach Beratungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee heute bekannt gaben. „Wir hatten keine andere Wahl“, sagte Organisationschefin Seiko Hashimoto.
Bis zuletzt hatten die Olympia-Macher noch an ihren Plänen festgehalten, bis zu 10.000 Fans aus dem Inland pro Wettkampf in den Arenen zuzulassen. Diese Hoffnung ist nun zerplatzt. In Tokio und in drei Nachbarpräfekturen werden bei den Spielen die Arenen leer bleiben. Ausländischen Zuschauern war bereits im März die Einreise untersagt worden.
Unterdessen traf der Präsident des IOC, Thomas Bach, zwei Wochen vor Beginn der Spiele in Tokio ein. Er fuhr vom Flughafen Haneda zum IOC-Hauptsitz, einem Fünf-Sterne-Hotel in der Innenstadt. Dem Vernehmen nach soll er dort zunächst drei Tage in Quarantäne bleiben.
Am Tag seiner Ankunft meldete die Stadtverwaltung von Tokio 896 neue Infektionsfälle. Damit liegt die Zahl der Neuinfektionen seit nunmehr 19 Tagen jeweils über dem Wert des gleichen Tages der Vorwoche. Eine Absage der Spiele scheint jedoch weder Japans Olympia-Machern noch dem IOC in den Sinn zu kommen.
Eigentlich hatte Premier Suga nur eine Verlängerung des bis zu diesem Sonntag angesetzten Quasinotstands mit weniger strengen Maßnahmen geplant. Man hoffe, mit dem erneuten Notstand die Bürger davon abzuhalten, während der Sommerferien und der Feiertage im Zuge des Ahnenfestes O-Bon umherzureisen, bis der Impfprozess weiter vorangeschritten sei, wurde der für die Corona-Maßnahmen zuständige Minister Yasutoshi Nishimura zitiert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125420/Olympia-Japan-verhaengt-Coronanotstand-fuer-Tokio
AFRIKA: UNICEF schließt Lieferabkommen mit Johnson&Johnson ab: Afrika erhält 220 Millionen Coronaimpfdosen – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef hat ein erstes Lieferabkommen mit dem Hersteller des Coronaimpfstoffs von Johnson & Johnson für die Afrikanische Union geschlossen. Demnach sollen bis Ende 2022 bis zu 220 Millionen Dosen geliefert werden, wie das UN-Hilfswerk heute in Genf mitteilte.
Bis Ende dieses Jahres sollen rund 35 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Ziel der Afrikanischen Union ist, in jedem ihrer 55 Mitgliedsländer 60 Prozent der Bevölkerung zu impfen.
Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore verlangte, die afrikanischen Staaten müssten Coronaimpfstoffe bezahlbar und gleichberechtigt erhalten können. Bislang sei der Zugang zu Vakzinen „ungleich und unfair“. Aktuell seien weniger als ein Prozent auf dem afrikanischen Kontinent gegen COVID-19 geimpft.
„Das kann nicht so weitergehen“, sagte Fore. Die weltweite Impfkampagne gegen das sich ausbreitende und mutierende Virus nannte sie „eine der größten und komplexesten medizinischen Unternehmungen“ in der Geschichte.
Unicef verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen und ist nach eigenen Angaben der größte einzelne Impfstoffkäufer weltweit. Der jetzige Liefervertrag komme zu einer Zeit, in der Afrika den bisher steilsten Anstieg von Coronafällen erlebe und Versorgungshürden breite Bevölkerungsgruppen ungeimpft ließen, teilte das Hilfswerk mit.
Eine bereits im März geschlossene Kaufvereinbarung zwischen den afrikanischen Staaten und dem belgischen Pharmaproduzenten Janssen Pharmaceutica beinhaltet eine Option auf zusätzliche 180 Millionen Dosen, so dass bis Ende 2022 insgesamt 400 Millionen Dosen des Einfachimpfstoffs verfügbar wären.
Neben dem aktuellen Abkommen mit der Afrikanischen Union beteiligt sich Unicef an der internationalen Impfstoffinitiative Covax.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125434/Afrika-erhaelt-220-Millionen-Coronaimpfdosen
GROSSBRITANNIEN: Großbritannien: Euro 2020 steigert Infektionen unter männlichen Fans – REACT-Verlaufsstudie – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Großbritannien befindet sich auf einem steil aufsteigenden Arm der nächsten Welle von COVID-19 – und das Zusammentreffen von jüngeren überwiegend männlichen Fußballfans im Stadion oder beim Public Viewing könnte die Epidemie in den letzten Wochen befeuert haben, wie aktuellen Daten der REACT 1-Studie zeigen.
Das Imperial College London bittet in der „REal-time Assessment of Community Transmission 1“ (REACT 1), regelmäßig eine Stichprobe der Bevölkerung, Abstriche aus Nase oder Rachenraum für einen PCR-Test auf SARS-CoV-2 einzuschicken. Die jüngste 13. Runde der Studie vom 24. Juni bis 5. Juli fiel in die 2. Phase der Euro 2020. Sie zeigt einen starken Anstieg der Infektionen.
Nach den von Steven Riley und Mitarbeitern vorgestellten Zwischenergebnissen ist die gewichtete Prävalenz auf 0,59 % gestiegen gegenüber 0,15 % in der 12. Runde vom 20. Mai bis 7. Juni, also kurz vor der Euro 2020. Die Verdopplungszeit der Fälle hat sich von 15 auf 6,1 Tage verringert, der R-Wert ist auf 1,87 gestiegen, was ein starkes exponentielles Wachstum anzeigt.
Ein Zusammenhang mit der Euro 2020 lässt sich gleich aus drei Entwicklungen ableiten. Zum einen ist die Zahl der Infektionen vor allem in den jüngeren Altersgruppen gestiegen, in der die Neigung am größten ist, sich anlässlich eines Spiels in Gruppen vor Leinwand oder Fernseher zu treffen. Von den 13- bis 17-Jährigen waren 1,33 % aktiv infiziert. Bei den 18- bis 24-Jährigen betrug die Prävalenz 1,40 %.
Zum zweiten haben sich die Infektionszahlen in London innerhalb weniger Wochen von 0,13 % auf 1,08 % mehr als verachtfacht. London ist der wichtigste Austragungsort mit einem großen Stadion, in dem mehrmals Zigtausende Fans den „Three Lions“ zujubelten, ohne Masken und ohne den geforderten Abstand voneinander einzuhalten.
Der dritte Hinweis ist eine Umkehr der Geschlechterrelation. Waren in der 12. Runde noch 34 % mehr Frauen als Männer infiziert, sind es jetzt 31 %. Da Fußballfans in der überwiegenden Zahl männlich sind, deutet dies auf ein Ansteckungsgeschehen beim gemeinsamen Bangen und Jubeln innerhalb oder außerhalb des Stadions hin.
Britische Epidemiologen sind angesichts dieser Zahlen um eine „stiff upper lip“ bemüht. Solange die Zahl der Erkrankungen und der Todesfälle nicht stark ansteigt, wird die Situation nicht als bedrohlich angesehen.
Die hohe Impfquote von mittlerweile 86,4 % für die erste und 64,6 % für die zweite Impfung lässt die Epidemiologen hoffen, dass zumindest schwere Erkrankungen durch die inzwischen dominierende Delta-Variante verhindert werden. Tatsächlich ist die Zahl der Hospitalisierungen mit 2.460 und der Todesfälle mit 161 in ganz Großbritannien noch gering. Gegenüber der Vorwoche sind die Zahlen jedoch um mehr als 40 % gestiegen.
Unter den Teilnehmern der REACT-1-Studie, die in der Regel nicht oder nur milde erkrankt sind, ist die Prävalenz bei den doppelt geimpften Personen unter 65 Jahren dreimal niedriger als bei den ungeimpften Personen (0,35 % versus 1,15 %). Unter den über 65-Jährigen, die in aller Regel doppelt geimpft sind, ist die Prävalenz weiter niedrig. Sie ist aber von 0,06 % auf 0,24 % um mehr als das Vierfache gestiegen.
Die Virologen forderten alle Briten, die noch nicht geimpft sind, auf, dies möglichst rasch nachzuholen. Die Regierung hofft angesichts der hohen Impfquote vor dem schlimmsten bewahrt zu werden. Die allgemeine Meinung ist, dass die Bevölkerung lernen müsse, mit dem Virus zu leben, und dass strenge Maßnahmen bei einer niedrigen Rate von Erkrankungen und Todesfällen nicht mehr durchzusetzen sind.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125417/Grossbritannien-Euro-2020-steigert-Infektionen-unter-maennlichen-Fans
SCHWEIZ: Referendumskomitee reicht mehr als 60 000 Unterschriften gegen das Covid-19-Gesetz ein – Newsletter / Neue Zürcher Zeitung, 8.7.2021
Das ist passiert: Die Schweizerinnen und Schweizer stimmen erneut über das Covid-19-Gesetz ab. Die Kritiker der Corona-Politik des Bundesrats, bestehend aus dem «Aktionsbündnis Urkantone», den «Freunden der Verfassung» und dem «Netzwerk Impfentscheid», sammelten innerhalb von 24 Tagen mehr als 60 000 Unterschriften. Am Donnerstag überreichte das Referendumskomitee sie der Bundeskanzlei in Bern. Zum Bericht
Darum ist es wichtig: Mit dem Covid-19-Gesetz sind die Corona-Massnahmen des Bundes, darunter Beschlüsse zu drastischen Einschränkungen des Lebens sowie Milliardenhilfen, nachträglich legitimiert worden. Im Juni nahm das Stimmvolk das Gesetz an, das Referendum der Corona-Kritiker war gescheitert. Noch am Abstimmungssonntag kündigten sie ein weiteres Referendum an – dieses Mal gegen die Gesetzesrevision vom März 2021.
Das ist der Hintergrund: Die Gegner des Gesetzes lehnen vor allem die Einführung des Covid-Zertifikats ab, das in ihren Augen Ungeimpfte diskriminiert und eine «Zweiklassengesellschaft» schafft. Zudem sei das Gesetz durch das Contact-Tracing eine Grundlage für Massenüberwachung.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/schweiz/die-schweizer-stimmen-bald-schon-wieder-ueber-das-covid-19-gesetz-ab-ueber-100-000-referendums-unterschriften-kamen-in-24-tagen-zusammen-ld.1634585
DEUTSCHLAND: Knapp 4.000 Coronaerkrankungen trotz Impfung – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.20212
Bislang sind knapp 4.000 Menschen in Deutschland trotz vollständigem Impfschutz an COVID-19 erkrankt – bei rund 975.000 registrierten Coronaerkrankungen insgesamt im selben Zeitraum. Das geht aus dem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) von gestern Abend hervor. Die Effektivität der Impfung bewertet das RKI auch aufgrund dieser Werte als hoch, ohne nach Impfstoffen zu differenzieren.
Bislang seien 3.806 sogenannte Impfdurchbrüche – also symptomatische Coronainfektionen mindestens zwei Wochen nach vollständiger Impfung – registriert worden, schreibt das RKI. Zum Stichtag 4. Juli hatten in Deutschland rund 25 Millionen Menschen einen vollständigen Impfschutz, wie aus RKI-Daten hervorgeht.
Der größte Teil der in den vergangenen Monaten übermittelten COVID-19-Fälle sei nicht geimpft gewesen, schreibt das Institut in dem Lagebericht. Die vom RKI geschätzte Impfeffektivität über alle Impfstoffe hinweg liegt bei Erwachsen bei knapp über 90 Prozent. Das bestätige die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien.
Das RKI betont jedoch, dass die registrierten Werte mit Vorsicht interpretiert werden sollten und „vor allem der Einordnung der Impfdurchbrüche und einer ersten Abschätzung der Impfeffektivität“ dienten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125413/Knapp-4-000-Coronaerkrankungen-trotz-Impfung
DEUTSCHLAND: Auswertung des RKI: Knapp 4000 Geimpfte erkrankten an Covid-19 – n-tv, 8.7.2021
Ein vollständiger Impfschutz heißt nicht, dass sich eine Person nicht mehr mit Sars-CoV-2 infizieren und Symptome entwickeln kann. Diese Erkenntnis untermauert eine aktuelle Erhebung des RKI. Doch der Anteil der Betroffenen ist im Vergleich zur Gesamtzahl der Geimpften verschwindend gering.
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Knapp-4000-Geimpfte-erkrankten-an-Covid-19-article22670531.html
DEUTSCHLAND: Delta-Variante dominiert in Deutschland: Inzidenz steigt wieder, rund zwei Drittel der Neuinfektion Delta-induziert – Bei weiterem Anstieg Anti-Corona-Maßnahmen wieder verschärfen – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Die besonders ansteckende Delta-Variante ist in der Coronapandemie in Deutschland zur vorherrschenden Mutante geworden. Sie dominiere erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hieß es gestern Abend in der jüngsten Auswertung des Robert-Koch-Instituts (RKI) mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni). Damit habe sich ihr Anteil innerhalb einer Woche erneut fast verdoppelt.
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), Christine Falk, rät deshalb dringend weiter zum Maskentragen und anderen Coronaregeln bis hin zum Testen. „Wenn wir nichts tun, geht uns das Ding durch die Decke“, sagte sie.
Es sei anzunehmen, dass es sich nun bei knapp zwei Dritteln der PCR-bestätigten neuen Coronainfektionen in Deutschland um eine Ansteckung mit der Delta-Variante (B.1.617.2) handele, heißt es beim Robert-Koch-Institut.
Nur noch bei einem Drittel gingen Infektionen auf die Alpha-Mutante zurück, die im vergangenen Winter die Infektionszahlen in Deutschland in die Höhe getrieben hatte. Der Alpha-Anteil sank damit rasch von 91 Prozent Ende Mai auf nur noch 33 Prozent Ende Juni. Andere Virusvarianten spielen hierzulande momentan keine Rolle.
Für Falk zeigen die jüngsten RKI-Ergebnisse, dass sich die Delta-Variante bei den momentan niedrigen Inzidenzen in Deutschland leichter durchsetzen kann. „Es sind nur wenige neue Fälle insgesamt, aber von denen beruhen viele auf Delta“, erläuterte sie.
„Wir haben seit vorgestern wieder steigende Zahlen. Man kann jetzt schon den Schluss ziehen, dass diese Variante dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Menschen anstecken. Denn es ist für das Virus ein Leichtes, von einer Person zur nächsten zu springen.“
Ein Beispiel für Falk ist Australien. Das habe sich für coronafrei gehalten. „Und dann ist eine Flugzeugcrew durch das sehr engmaschige Quarantänenetz geschlüpft.“ Ein Crewmitglied sei in eine Shoppingmall gegangen. „Es gibt Animationen, da sehen Sie, wie er an Menschen vorbeigeht, die sich dadurch das Virus eingefangen haben. Denn in Australien gab es da keine Maskenpflicht mehr.“
Die Alpha-Variante hätte nicht auf diese Weise überspringen können. „Das heißt, dass es bei Delta wenige Viruspartikel schaffen, einen Menschen zu infizieren. Und wir haben in Deutschland noch einen großen Anteil ungeimpfter oder nicht vollständig geimpfter Menschen. Ohne Maske geht es hier also auf gar keinen Fall.“ Auch Abstandhalten, Hygiene, Lüften und Testen seien die Methoden der Wahl. „Das sollte im Moment reichen, um den Vorteil, den Delta gegenüber Alpha hat, bei uns wieder einzufangen.“
Für die wöchentliche RKI-Analyse wird nur ein Teil der positiven Coronaproben auf Varianten hin untersucht. Dazu kommt das Risiko einer Untererfassung der Fälle: Mehr als 40 Prozent aller mit dem Coronavirus Infizierten wissen nach einer Studie der Universitätsmedizin Mainz nichts von ihrer Ansteckung.
Für das RKi steht fest, dass der Anteil der Variante Delta weiterhin stark zunimmt – zuletzt von 37 auf 59 Prozent innerhalb von nur einer Woche. Diese starke Zunahme gehe mit einer leichten Erhöhung der Fallzahlen und einem weiterhin niedrigen einstelligen Niveau der Sieben-Tage-Inzidenz einher. Viele Fachleute befürchten mit zunehmender Delta-Verbreitung trotz steigender Impfquoten eine Trendumkehr. Das war unter anderem in Großbritannien im Mai beobachtet worden.
„Wenn wir jetzt klug sind, sollten wir nicht wieder denken: Das wird schon von alleine“, mahnte Falk. „Denn das hatten wir schon mal.“ Man sehe jetzt Menschengruppen, die feierten ohne Schutz, ob beim Fußball oder privat. „Das ist aber einfach keine gute Idee mit dieser Variante. Noch können wir es bei den geringen Inzidenzen durch milde Maßnahmen schaffen.“
Wenn die Zahlen durch die Decke gingen, müssten auch die Maßnahmen wieder verschärft werden. „Also muss man sagen: Leute, handelt jetzt. Verhaltet euch so schlau wie möglich.“ Die Delta-Variante sei wahrscheinlich nicht weniger krankmachend. „Man darf diesem Virus einfach keine Sekunde über den Weg trauen und es für harmloser halten als die Alpha-Variante. Sonst gibt es möglicherweise ein böses Erwachen.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125409/Delta-Variante-dominiert-in-Deutschland
DEUTSCHLAND: Impftempo in Deutschland lässt etwas nach – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Das Impftempo in Deutschland hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) zuletzt etwas nachgelassen. So seien in der vergangenen Woche bis einschließlich Sonntag im Schnitt 710.100 Dosen pro Tag verabreicht worden, heißt es im RKI-Situationsbericht von gestern Abend. In der Vorwoche seien es 800.500 Dosen pro Tag gewesen. In der Woche davor waren es im Schnitt mehr als 820.000 Dosen pro Tag.
Von den bis einschließlich Sonntag ausgelieferten Impfstoffen waren bis vorgestern 93 Prozent der Dosen von Biontech/Pfizer (Comirnaty), 91 Prozent von Moderna, 78 Prozent von Astrazeneca und 56 Prozent von Johnson & Johnson verimpft worden.
Bislang sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die Quote stieg heute auf 40,8 Prozent – gestern hatte sie mit 39,9 Prozent noch knapp unter der 40er-Marke gelegen. Mehr als 47,8 Millionen Menschen (57,6 Prozent) haben mindestens eine Impfung bekommen, rund 33,9 Millionen Menschen sind vollständig geimpft.
Unter den Bundesländern verzeichnet Bremen mit 66,5 Prozent weiterhin den höchsten Anteil Erstgeimpfter. Nur Sachsen hat die 50-Prozent-Marke bislang nicht erreicht (49,1). Das Saarland zählt mit 45,6 Prozent den höchsten Anteil an vollständig geimpften Einwohnern. Brandenburg ist hier mit 37,0 Prozent Schlusslicht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) twitterte heute: „Mit knapp einer Million Impfungen gestern ist das Tempo weiter hoch, geht aber zurück. Mit Blick auf Herbst und Winter zählt jetzt jede Impfung!“
In Nordrhein-Westfalen hat Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Menschen eindringlich dazu aufgefordert, sich gegen Corona impfen zu lassen. „Die vierte Welle wird auf uns zukommen. Lassen Sie sich impfen“, sagte Laumann dem Sender WDR 2.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125405/Impftempo-in-Deutschland-laesst-etwas-nach
DEUTSCHLAND: Todesursachenstatistik: 30.136 Menschen starben 2020 an COVID-19, 6.155 Menschen starben in Folge einer anderen Erkrankung – Deutsches Ärzteblatt, 8.7.2021
Bei 36.291 Todesbescheinigungen in Deutschland ist im Jahr 2020 laut vorläufigen Daten COVID-19 als Erkrankung vermerkt worden. In 30.136 Fällen war dies die Todesursache, in den anderen 6.155 Fällen war es eine Begleiterkrankung, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden mitteilte.
Nach dieser ersten vorläufigen Todesursachenstatistik starben somit in 83 Prozent dieser Fälle die betroffenen Personen an COVID-19 als sogenanntem Grundleiden, das heißt die Krankheit war die für den Tod verantwortliche Todesursache. In 17 Prozent der Fälle starben die Personen mit COVID-19 als Begleiterkrankung, jedoch an einem anderen Grundleiden.
Die vorläufigen Daten der Todesursachenstatistik zeigen zudem dem Bundesamt zufolge kaum Veränderung bei Suiziden. Die Zahl der Suizide lag demnach im Jahr 2020 bei 8.565 und damit bislang leicht unter der Zahl von 2019 mit 9.041 Suiziden.
Diese Daten gehen aus den vorläufigen Ergebnissen der Todesursachenstatistik hervor, die ab dem Berichtszeitraum Januar 2020 erstmals monatlich veröffentlicht werden und die bis zur vorliegenden Auswertung knapp 92 Prozent aller Sterbefälle umfassen.
Das Statistische Bundesamt machte auf Unterschiede zwischen den Ergebnissen der Todesursachenstatistik und der Meldungen nach Infektionsschutzgesetz aufmerksam. COVID-19-Sterbefälle werden demnach auf zwei Meldewegen erfasst: Zum einen über die amtliche Todesursachenstatistik, zum anderen über die Meldepflichten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG).
Das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Landesgesundheitsbehörden veröffentlichen COVID-19-Sterbefallzahlen nach dem IfSG. Die Unterschiede in den beiden Dokumentationsformen führen demzufolge dazu, dass die Fallzahlen diese Sterbefälle in beiden Statistiken nicht identisch sind. In der RKI-Statistik werden 41.476 verstorbene COVID-19-Fälle für das Jahr 2020 ausgewiesen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125406/Todesursachenstatistik-30-136-Menschen-starben-2020-an-COVID-19
ÖSTERREICH: Maßgeschneiderte Impfstoffe für Tiere: Mückstein besuchte AGES – Science-APA, 8.7.2021
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) einen Besuch abgestattet. Grund war der Start der Entwicklung und Produktion von Veterinär-Impfstoffen, die für die Tiere maßgeschneidert sein sollen. Durch diese bestandsspezifischen Impfstoffe kann der Antibiotika-Einsatz reduziert und Resistenzen vermieden werden.
„Die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe stellt eine der großen Gefahren des 21. Jahrhunderts für die Bevölkerung, aber auch für die heimischen Nutztierbestände dar“, sagte Mückstein. Das betreffe in erster Linie die Gesundheit durch länger andauernde und schwieriger zu behandelnde Erkrankungen, aber auch höhere Gesundheitskosten und in weiterer Folge auch wirtschaftliche Auswirkungen für die Gesellschaft. Umso wichtiger sei es, alle Möglichkeiten zu ergreifen, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. „Ich halte es daher für einen wichtigen Schritt, dass die AGES nun bestandsspezifische Impfstoffe entwickelt“, so der Minister beim Besuch des AGES-Instituts für veterinärmedizinische Untersuchungen in Mödling.
*** Gesündere Nutztierbestände ***
Bei einem bestandsspezifischen Vakzin handelt es sich laut Aussendung um einen inaktivierten Impfstoff (keine Lebendimpfstoffe), der unter Verwendung eines aus einem bestimmten Bestand oder von einem Tier isolierten Krankheitserregers (z. B. Viren, Bakterien, Pilze) hergestellt wird und nur in diesem Bestand oder an diesem Tier angewendet wird. „Diese maßgeschneiderten Impfstoffe und Autovakzine umfassen das aktuelle Keimspektrum des jeweiligen Betriebes und werden von der Tierärztin bzw. vom Tierarzt zur gezielten Impfprophylaxe bei Rind, Schwein, Geflügel, Ziegen, Schafen, Fischen und anderen Tierarten eingesetzt“, erklärte die Leiterin der Abteilung Bestandsspezifische Impfstoffe, Astrid Weiss. Sie sieht großes Potenzial für die Verbesserung der Gesundheit von Nutztierbeständen, aber auch im Heim- und Kleintierbereich. „Für uns ist der direkte Kontakt zu den Tierärztinnen und Tierärzten sowie eine Verbesserung des Wissens bei den Landwirtinnen und Landwirten wichtig, um gemeinsam die gezielten Einsatzmöglichkeiten von bestandsspezifischen Impfstoffen zu vertiefen.“
„Das Angebot einer bestandsspezifischen Impfstoffproduktion durch die AGES sichert die heimische Produktion und Versorgung mit Impfstoffen und Autovakzinen in hoher Qualität“, so die AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger und Anton Reinl. Das Geschäftsfeld Tiergesundheit der AGES beherbergt nationale Referenzlabore für zahlreiche Tierkrankheiten und fungiert als Überwachungs- und Forschungseinrichtung im Zusammenhang mit der Verminderung des Antibiotikaeinsatzes bzw. Resistenzen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/17352957139819682543
ÖSTERREICH: Corona – Studie legt „gravierende Folgen“ für Bildungslaufbahn nahe – Weniger Lehrlinge, weniger Übertritte in Sekundarstufe II – Weniger Selektion führt wohl zu weniger Schulabbrüchen – Unwissen über Kohorte der 15-Jährigen – Auswirkungen über Jahre nach Pandemie: NEOS sehen aufgehende Bildungsschere, SPÖ besorgt: kein Kind zurücklassen – Science-APA, 8.7.2021
Die coronabedingte Umstellung auf Fernunterricht hat vor allem bei benachteiligten Schülern Kompetenzverluste gebracht, zeigt eine aktuelle Studie von Mario Steiner vom Institut für Höhere Studien (IHS). Er hat außerdem „erste Evidenzen“ gefunden, die auf „durchaus gravierende Auswirkungen“ der Schulschließungen auf die Bildungslaufbahn hindeuten. So waren zuletzt 3.800 Jugendliche, die sonst eine Lehre beginnen oder in weiterführende Schulen wechseln würden, „unversorgt“.
„Der Distanzunterricht bleibt nicht ohne Folgen“, fasst Steiner die Ergebnisse seines Teams vor Journalistinnen zusammen – auch wenn eine abschließende Analyse erst mit dem Vorliegen der offiziellen Schulstatistik Mitte 2022 möglich sein wird. „Aber man kann sich herantasten auf Basis einzelner Datenkörper“: Für seine Analyse, wie sich die Corona-Schulmaßnahmen auf die Bildungslaufbahnen ausgewirkt haben, hat Steiner in der Studie „Lehren und Lernen unter Pandemiebedingungen“ die Entwicklung der Neueintritte bei den Lehrlingen und die Übergänge von der Mittelschule/AHS-Unterstufe in die Bundesschulen der Sekundarstufe II (Berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS, AHS-Oberstufe) analysiert.
*** Zahl der Lehrlinge gesunken ***
Die Zahl der Neueintritte in die betriebliche Lehre ist laut Steiners Berechnungen seit der Pandemie kontinuierlich gesunken, zwischen Juni 2019 und Juni 2021 gab es demnach einen Rückgang um 8,4 Prozent (der Vergleichszeitraum ist auf Datenprobleme bei der Lehrlingsstatistik zurückzuführen). „Das ist schon ordentlich.“ Im selben Zeitraum ist diese Zahl bei der Überbetrieblichen Lehre (ÜBA), die als Sicherheitsnetz für jene dient, die keine Lehrstelle in einem Unternehmen finden, um 39,1 Prozent gestiegen. „Die ÜBA fängt einen Teil der Jugendlichen auf“, so Steiner, aber eben weit weniger als zuvor verloren gegangen seien. Berücksichtigt man betriebliche Lehre und die (weit seltenere) ÜBA, haben insgesamt 570 Jugendliche weniger eine Lehre begonnen. „Es besteht also die Gefahr, dass ein Teil davon zu frühen Bildungsabbrechern geworden ist.“
Auch bei den Übertritten in die Sekundarstufe II ortet Steiner „deutliche Corona-Auswirkungen“: Hier zeigen die sogenannten SORG-Daten des Bildungsministeriums für die Schulorganisation zwischen den Schuljahren 2019/20 und 2020/21 ebenfalls ein Minus bei den Neueinsteigern in die BHS (minus 2,4 Prozent), die AHS-Oberstufen (minus 4,2 Prozent) und am stärksten ausgeprägt bei den BMS (minus 7,1 Prozent). Burschen waren dabei stärker betroffen als junge Frauen. Die Daten weisen außerdem darauf hin, dass die mittleren Schulen und damit benachteiligte Jugendliche stärker betroffen sein könnten. „Aber hier ist die Datenlage noch löchrig.“ Weiteres interessantes Detail: In den höheren Schulstufen gab es gleichzeitig weniger Abbrüche als üblich, was laut Steiner möglicherweise an geringerer Selektivität in Zeiten der Coronapandemie liegen könnte.
*** 3.800 Jugendliche „unversorgt“ ***
Berücksichtigt man, dass die Zahl der 15-Jährigen gestiegen ist, sind nach Steiners Berechnungen damit insgesamt rund 3.800 Jugendliche „unversorgt“. Damit wisse man bei 4,5 Prozent der Kohorte nicht, wo sie sich momentan befinden. Diese Jugendlichen könnten sich in AMS-Schulungen oder in SMS-Schulungen (des Sozialministeriumsservice) befinden, wodurch sie immerhin noch Anschluss an das System hätten. „Sie können aber auch ihre Bildungslaufbahn abgebrochen haben“, so Steiner. Vermutlich werde ein Teil da und der andere dort sein.
*** Fernunterricht führte zu Kompetenzverlusten ***
Ernüchternd fallen auch die Ergebnisse der Lehrerbefragung zum Fernunterricht im ersten und zweiten Lockdown (Mai bzw. Ende November/Anfang Dezember 2020) an Mittelschulen und AHS-Unterstufen aus, die in der Studie referiert werden: Aus Sicht der Pädagogen hat der Fernunterricht insgesamt zu Kompetenzverlusten bei den Schülerinnen und Schülern geführt, diese Ergebnisse sieht Steiner auch durch internationale Kompetenzerhebungen bestätigt. Besonders stark habe es jene Jugendlichen getroffen, die nach Einschätzung ihrer Lehrer daheim wenig Lernunterstützung bekommen oder etwa bei der technischen Ausstattung benachteiligt sind. Die in Österreich ohnehin schon großen sozialen Unterschiede seien durch Corona noch einmal deutlich gewachsen, konstatiert der Forscher, im zweiten Lockdown Ende 2020 habe sich die Situation noch einmal verschärft.
Steiner fordert angesichts dieser Ergebnisse in der Pandemie mehr politische Aufmerksamkeit für den Bildungsbereich. Immerhin könnten Langzeitfolgen wie Bildungsabbruch oder geringere Karrierechancen der heutigen Schüler durchaus Dimensionen erreichen, die sich volkswirtschaftlich auswirken. Seine Forderung: „Wenn es epidemiologisch notwendig ist, dass man zusperrt, dann sollten die Schulen das sein, was als letztes zusperrt.“ Außerdem brauche es im Herbst mehr als nur Laptops und eine Breitbandausbau für die Schulen: Unterstützungssysteme wie Schulsozialarbeiter und -psychologen oder Jugendcoaches müssten ausgebaut werden, gegebenenfalls notwendiger Fernunterricht müsse die Schüler aktiv einbinden. Für die „Generation Corona“ brauche es außerdem aktive Strategien, um sie beim Übergang in die Sekundarstufe II zu unterstützen, und zwar vor allem für benachteiligte Schüler.
*** NEOS sehen Bildungsschere weiter aufgegangen ***
NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre sieht sich durch die IHS-Studie in ihrer Kritik bestätigt. „Die Bildungsschere ist nachweislich weiter aufgegangen. Unternommen wurde unserer Ansicht nach seitens der Bundesregierung zu wenig“, so Künsberg Sarre in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Nun müsse nicht nur das Gesundheits- und Wirtschaftssystem resilienter gestaltet werden, sondern auch der gesamten Bildungsbereich.
Vor der Sommerpause brachten die NEOS daher im Plenum des Nationalrats mehrere Anträge für Maßnahmen ein, die Bildungsverluste abfedern sollen, darunter einen bundesweiten Chancenindex, über den Standorte mit besonders vielen Schülern mit Förderbedarf mehr Mittel erhalten. Außerdem fordert die NEOS-Bildungssprecherin ein umfassendes Unterstützungsangebot für alle Schülerinnen und Schüler über einen langen Zeitraum, die zwei Wochen Sommerschule seien zu wenig. Zusätzlich brauche es mehr Mittel für Sozialarbeit, Schulpsychologie und Schulärztinnen und Schulärzte.
Auch SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler zeigte sich besorgt: „Wie müssen jetzt alles, alles, alles tun, um kein Kind zurückzulassen, wenn wir verhindern wollen, dass uns die Kollateralauswirkungen von Corona noch über Jahrzehnte bleiben“, so Vorderwinkler in einer Aussendung. Gleichzeitig untermauerte sie die SP-Vorschläge nach einem „Bonussemester“ und einem Bildungsscheck in der Höhe von 1.000 Euro für jedes Kind.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/3966283308147010658
ÖSTERREICH: Corona – „Die Pandemie geht, die Diskussion wird bleiben“ – Sommer als Risiko – Pandemie-Folgen: Kindern fehlt der Sport, den Alten die Kirche – Grundrechte in Konkurrenz – Ex-Gesundheitsminister zum „überrumpelten“ Gesundheitsministerium: Anschober handelt als Gesundheitsminister sensibel – Fülle an Verordnungen löste Verunsicherung aus – Science-APA, 8.7.2021
„Wann sind die Corona-Maßnahmen als verhältnismäßig anzusehen?“ Diese Frage wurde im Klagenfurter Konzerthaus von einem breit gestreuten Teilnehmerfeld aus Kultur, Behörden, Medizin und Recht diskutiert. Dabei wurde kritisch und auch selbstkritisch auf den bisherigen Verlauf der Pandemie zurückgeblickt und vorsichtig in die Zukunft – und vor allem auf den Herbst – geschaut.
Zur Veranstaltung geladen hatte die im vergangenen Jahr anlässlich der Verhängung der Corona-Maßnahmen gegründete „Initiative für Grund- und Freiheitsrechte“. Gleich zu Beginn stellte Moderator Christian Liebhauser-Karl klar: „Wir sind keine Coronaleugner, wir akzeptieren Maßnahmen, die notwendig und verhältnismäßig sind. Aber sie müssen im Einklang mit Grund- und Freiheitsrechten sein.“ Unter diesem Gesichtspunkt sei auch die Podiumsdiskussion zu verstehen.
*** Der Sommer birgt Gefahren ***
Marlies Krainz-Dürr, die Rektorin der pädagogischen Hochschule Kärntens, meinte, im Sommer des vergangenen Jahres habe man wohl einiges verschlafen – „und ich fürchte, dass wir das wieder tun“. Es dürfe jedenfalls nicht mehr passieren, dass im Herbst wieder Schulen geschlossen werden, „man braucht immer einen sozialen Kontakt. Kinder brauchen ihre Kollegen.“ Wissensdefizite machen ihr dabei am wenigsten Sorgen, „das holt man rasch wieder auf“. Aber traumatische Erlebnisse, solche der Eingeschränktheit, das sei „wesentlich schwieriger zu beheben“.
„Die Verhältnismäßigkeit, das Tempo und manche absurden Umsetzungen sind schon hinterfragenswert gewesen“, erklärte Ernest Hötzl von der Kunstuniversität Graz. Ensembles seien während der Pandemie „eingerostet – da hätte man schon etwas machen können“, meinte er und illustrierte das mit einem Beispiel: „Man hat am Wiener Rathausplatz mit gefühlt tausend anderen eislaufen können, aber daneben, ins Burgtheater, durften keine zehn.“ Auf die Frage, ob die Kunstuniversität vorbereitet sei für den Herbst, antwortete er: „Gäbe es eine Impfpflicht, dann ja.“
*** Kindern fehlt der Sport ***
Der Präsident des Kärntner Fußballverbandes, Klaus Mitterdorfer, verwies besonders auf die soziale Funktion des Sports für Kinder: „Das ist ihnen jetzt genommen worden.“ Auch er sei der Überzeugung, man hätte „einiges differenzierter“ machen können: „Kinder und Jugendliche hätten mit Abstand trainieren können. Die Vereine haben alle Präventionskonzepte gehabt.“ Dabei sei es nicht um Meisterschaften gegangen, sondern um soziale Kontakte und Werte.
„Wir waren an der Front“, resümierte die Bezirkshauptfrau von St. Veit an der Glan, Claudia Egger-Grillitsch, die Hochphase der Pandemie. Bis zu 1.500 Anrufe habe ihre Behörde pro Tag entgegengenommen, 14.212 Absonderungsbescheide seien allein im Bezirk St. Veit ausgestellt worden. Die Verordnungsqualität nun sei sicher besser: „Zu Beginn war das sehr unbestimmt, die Verordnungen waren sehr schwierig auszulegen.“ Auf den Herbst sei man „sehr gut“ vorbereitet.
Der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier verwies auf den hohen Wert der Religionsfreiheit: „Wenn ein Grundrecht existiert, dann muss es auch verteidigt werden.“ Von Seiten der Kirche habe man sich bei den Schließungen „vielleicht etwas überrumpeln“ lassen: „Wir haben so etwas wie eine Untertanenmentalität gezeigt.“ Vor allem für alte Menschen, die ohnehin schon mit Isolation zu kämpfen haben, sei die Zeit der Lockdowns schwer gewesen.
*** Miteinander konkurrierende Grundrechte ***
Der Kärntner Rot-Kreuz-Präsident Peter Ambrozy verwies auf die Grundrechte, die miteinander konkurriert hätten: Das Grundrecht der Freiheit und das Grundrecht der Sicherheit der Bürger eines Staates: „Es ist eine Gratwanderung des Staates gewesen.“ Hervorzuheben sei, dass man in Kärnten „keine einzige Sekunde“ einen Ausfall des Rettungswesens gehabt habe. Angesprochen auf das Spannungsfeld Zentralismus und Föderalismus sagte der ehemalige SPÖ-Landeshauptmann, er sei nach wie vor der Meinung, dass die föderalen Strukturen „total in Ordnung sind, weil sie mehr Bürgernähe zustande bringen als jede Form des Zentralismus“.
Die ehemalige Kleine Zeitungs-Chefredakteurin Antonia Gössinger merkte zur Rolle der Medien an, dass man gewisse Fragen, etwa nach Grundrechten, „zu spät gestellt“ habe. Allerdings: „Kein Mensch hatte zuvor mit einer Pandemie zu tun.“ Begriffe, wie exponentielles Wachstum, seien „abstrakt“ gewesen. Und aus Sorge, „keinen Fehler zu machen, nicht aus Fahrlässigkeit dafür zu sorgen, dass das Virus weiter verbreitet wird und Leugnern eine zu große Plattform geschenkt wird“, habe man vielleicht „den Regierungskurs zu stark verbreitet“. Es gebe durchaus Bereiche, denen sich die Medienbranche selbstkritisch widmen müsse.
Ex-Gesundheitsminister Michael Ausserwinkler sagte, er habe während der Pandemie oft zurückgeblickt auf seine aktive Zeit als Minister: „Ich war damals schon erschrocken, welche Macht da dem Minister zugebilligt wird.“ Rudolf Anschober (Grüne) habe „sehr sensibel und mit Fingerspitzengefühl“ gehandelt, aber das Ministerium sei von der Pandemie dennoch regelrecht „überrollt worden.“
*** Zu viele Verordnungen führten zu Unsicherheiten ***
„Die Unsicherheit im März 2020 war groß, es kamen dann Verordnungen sonder Zahl“, erinnerte sich Markus Thoma, Senatspräsident am Verwaltungsgerichtshof. Bei VfGH-Prüfungen seien dann Begründungen vom Ministerium verlangt worden, die aber nicht dargelegt wurden. Der Staat könne sich insgesamt schwer aus seiner Verantwortung zurückziehen und sagen, man setze auf ein freies Spiel der Kräfte: „Der Staat hat einen Gestaltungsspielraum, aber er soll das immer hinreichend begründen.“
Intensivmediziner Rudolf Likar meinte, bei Grundrechten müsse man in jeder Situation – vor allem wenn es um sterbende Menschen in Krankenhäusern geht – die richtigen Entscheidungen treffen: „Wir haben auf der Palliativstation, auch bei Covid-Patienten, immer Besucher zur Verabschiedung zugelassen.“ Er glaube, die Pandemie ist noch nicht zu Ende. Für den Herbst gehe es einerseits um die Inzidenzen, andererseits auch um die Kapazitäten in den Spitälern, „aber auch um die Eigenverantwortung der Menschen“. Gewisse, sinnvolle Maßnahmen müsse man mitnehmen in den Herbst, wie Hygiene, Masken oder Abstände. Jetzt müsse Geld, etwa für Isolierstationen, Pflegepersonal und Ärzte in die Hand genommen werden, man soll „nicht warten, dass uns der Herbst überrascht“. Und: Er sei für eine Impfpflicht für alle, „die im Gesundheitswesen tätig sind“, erklärte Likar auf Nachfrage.
Jedenfalls: „Auch wenn die Pandemie zu Ende ist, werden die Diskussionen um Grundrechts-Einschränkungen bestehen bleiben“, resümierte Gernot Murko, der Präsident der Rechtsanwaltskammer für Kärnten.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14265383409629671431