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Für den eiligen Leser wichtig zu wissen ist: Delta-Variante gibt Anlass zu Besorgnis. Keinesfalls zweite Impfung auslassen. Weltweit geringe, aber doch Zunahme der Inzidenzen. Kollateralschäden eingetreten: viele medizinische Operationen und Behandlungen wurden aufgeschoben. Mehr Wissen über Wirksamkeit der Impfstoffe: Moderna und Biontech/Pfizer erhalten gute, Astrazeneca etwas weniger gute Noten, u.U. eine dritte Impfung gar nicht mehr nötig (?). Langanhaltender Schutz für Genesene und Geimpfte wahrscheinlich. Neue Testmethoden: Maske erkennt Infizierten. Spätfolgen einer Infektion nicht zu unterschätzen: 2 Monate im Schnitt im Krankenstand, Zahl nötiger Rehabilitationen werden wegen Long-Covid zunehmen. Corona ließ Menschen zu tief ins Glas schauen: bisweilen war das tödlich. Frauen und Männer waren in der Pandemie unterschiedlich belastet: u.a. Körperpflege litt darunter.
SPEZIALTHEMEN: Malaria und Medizingeschichte
- MALARIA: China laut WHO erstmals seit 70 Jahren frei von Malaria
- MEDIZINGESCHICHTE: Erste Impfung gegen die Pocken liegt 225 Jahre zurück
ÜBERSICHT – Von Tag zu Tag KW 26
- VIROLOGIE
- Warum Alpha ansteckender ist und Beta eher der Immunantwort entgeht – Methodisch eingesetzte zeitaufwändige Kryelektronenmikroskopie: Ergebnisse für die Gamma-Variante (Südafrika) und die Delta-Variante (Indien) folgen erst
EPIDEMIOLOGIE - Lockdown-Folge Alkoholmissbrauch: Mehr Fälle von Leberversagen während des Lockdowns – Frankfurter Universitätsmedizin: Pandemiebedingte soziale Isolation kostete womöglichen vielen Alkoholikern das Leben
MEDIZIN - Experten-Warnung: Zweite Impfung nicht unnötig verschieben
- Myokarditis und Pericarditis nach Gabe der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna: US-Impfkommission sieht keine Gefährdung durch seltene Komplikation von mRNA-Vakzinen – Sehr seltene Komplikation: unter 300 Millionen Impfdosen insgesamt 1.226 Verdachtsfälle – Klinik – Kasuistik
- Neuer Test erkennt Infektionen binnen Minuten – DNA-basierte Technologie macht gezielte Therapie möglich: entsickelter Test der McMaster University verspricht schnelle, exakte Diagnose beim Arzt ohne Labor – Breit anwendbar: auch Krebsmarker und Covid-19-Erreger bald bestimmbar
- SARS-CoV-2 – Vaxveria, Comirnaty und Moderna-Impfstoff in Vergleichsstudien: Astrazeneca-Impfstoff Vaxveria erzeugt weniger Antikörper gegen Delta-Variante als mRNA-Vakzine – Delta-Variante: möglicherweise ein Drittel nach zweiter, vier Füntel nach erster Astrazeneca-Impfung ungeschützt – Biontech-Pfizer (Comirnaty): verminderter Schutz vor Virus-Varianten durch zirkulierende Antikörper, aber Astrazeneca (Vaxveria) bietet noch schwächeren Schutz als Biontech/Pfizer (Comirnaty) – Obwohl schwächer: Moderna-Impfstoff bekommt im Labortest gute Noten – Auswirkungen der Vaxveria-Impfungen in England auf Epidemiverlauf ungewiss
- Astrazeneca: Hoher Impfschutz auch bei längerem Abstand der Impfdosen – Der Schutz des Astrazeneca-Impfstoffs vor Covid-19 wird bei einem längeren Abstand zwischen erster und zweiter Dosis einer aktuellen Studie zufolge nicht beeinträchtigt
- Verlängerung der Intervalle und 3. Dosis verstärken Immunität (und Schutz vor Varianten) – Unklar, ob eine 3. Dosis überhaupt nötig ist
- Wechsel des Impfstoffs und Verlängerung des Impfintervalls kann Immunität verbessern – Zulassungsstudien ließen außen vor: Impfstoffmangel erzwang heterologe Impfung – Keine glänzenden Noten für Vaxveria – Aussagekraft der Labortests noch unklar – Alpha- und Deltavariante: heterologer Impf-Schutz vor Hospitalisierung hoch
- Erster VITT-Fall nach Moderna-Verimpfung
- Hälfte der Covid-Patientinnen leidet an Long COVID: auch 52 Prozent der jüngeren Patientinnen haben nach milden Erkrankungen Residualsymptome – Müdigkeit, Geruchsstörung, Konzentrationsmangel und Gedächtnisdefizite dominieren
- COVID-19: Riechstörungen halten selten länger als 8 Monate an
- Krankheitslast einer Sepsis lässt sich mindern: Konsequenzen aus der Coronapandemie für die Sepsisbekämpfung – Überschießende Immunantwort als Ansatz wirkungsvoller Therapie – Long-Covid: auch Sepsis-Überlebende leiden an Spätfolgen – 75.000 Sepsis-Tote jährlich in Deutschland: Sepsis-Stiftung fordert Nationalen Sepsisplan
MEDIZIN – TECHNOLOGIE - Gesichtsmaske erkennt SARS-CoV-2 in Atemluft Infizierter – Stromquelle nicht nötig: Isotherme RNA-Amplifikation und Farbreaktion als zu Grunde liegende Methoden – Längere Testzeit, aber wahrscheinlich gleiche Genauigkeit wie PCR-Test
FORSCHUNG - Curevac rechnet sehr bald mit Ergebnissen der finalen Impfstoffstudie
- SARS-CoV-2: Forscher finden in Lymphknoten Hinweise auf langfristigen Impfschutz – Auch Knochenmark bildet langfristige B-Gedächtniszellen aus
- Immungedächtnis: mRNA-Impfungen dürften sehr langen Schutz bieten ähnlich wie durch Infektionen – Zwei Studien eines US-Forscherteams legen nahe, dass Infektionen mit Sars-CoV-2, aber auch mRNA-Impfstoffe die zelluläre Immunität nachhaltig aktivieren
GESELLSCHAFT – WISSENSCHAFT - Corona-Erklärer Krammer: Forscher müssen „ins kalte Wasser springen“
INTERNATIONAL - WHO meldet leichten Coronazahlen-Anstieg weltweit seit Mitte April, Afrika mit plus 33 Prozent besonders betroffen – Im Vorwochen-Vergleich: Afrika plus 33 Prozent WHO-Region Europa plus 10 Prozent, weltweit plus 2 Prozent – Weltweit aktuell so wenig Covid-19-Todesfälle gemeldet wie seit November 2020 nicht mehr – Hohe Dunkelziffer – Meiste Neuinfektionen in absoluten Zahlen in Brasilien, gefolgt von Indien, Kolumbien und Russland – Delta-Variante in 96 Ländern aufgetaucht, auch hier hohe Dunkelziffer
- UN-Bericht: Coronakrise treibt mehr Menschen zum Drogenmissbrauch – Illegaler Anbau von Schlafmohn und Koka wird zunehmen – Zunahme von Medikamentenmissbrauch und Cannabis-Konsum – Weltgrößter Schlafmohn-Produzent Afghanistan: Anbaufläche hat 2020 um 37 Prozent zugenommen – Trotz eingeschränktem Flugverkehr ist weltweiter Drogen-Schmuggel gewachsen
- Tropenmediziner warnen vor Kollateralschäden der Coronapandemie: Präventionsprogramme, Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Medikamenten vor allem im globalen Süden eingeschränkt – Afrika und Asien: Malaria, HIV oder Tuberkulose auf dem Vormarsch – Kollateralschäden womöglich ausgeprägter als die durch Covid-19 – Starker Impfrückgang in manchen Ländern
USA - COVID-19: Pandemie hat Lebenserwartung in den USA stärker gesenkt als in anderen Ländern – Schwund der Lebenserwartung: Afroafrikaner (minus 3,25 Jahre) und Hispanics (minus 3,88 Jahre) mehr betroffen als Kaukasier (minus 1,87 Jahre) – Rückblicke auf die Lebenserwartung in den USA; 1950, 1970, 2010, jetzt – 41. (Männer) und 42. (Frauen) Platz im internationalen Vergleich der Lebenserwartung
BRASILIEN - Riskante Lage, aber wieder fast normaler Alltagsbetrieb: Brasilien verzeichnet neuen Tageshöchstwert der Coronaneuinfektionen – Dritte Corona-Welle: rasante Inzidenz-Entwicklung seit einem Monat – Schleppendes Vorankommen der Impfkampagne: erst ein Zehntel der Bevölkerung geimpft – Bis 90-Prozent-Auslastung der Intensivbetten und steigende Verstorbenenzahlen
CHINA - Suche nach Corona-Ursprung: Forscher stellen China Ultimatum
INDIEN - Einheimische Firma als Importeur: Nach Sputnik V läss Indien auch Coronaimpfstoff von Moderna zu
SÜDAFRIKA - Delta-Variante hat Kap-Staat im Griff: Südafrika setzt Coronaalarmstufe herauf – Ballungszentren Johannesburg und Pretoria besonders betroffen – Gesundheitsinfrakstruktur ist bedroht – Deutliche Restriktionen: Reisen verboten, Alkoholverbot, Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbot im Freien – Dramatische Pandemie-Folgen: Südafrika als Hotspot unter den afrikanischen Ländern
TUNESIEN - Starke Ausbreitung der Pandemie, viele Coronatote in Tunesien – Hilfe aus Deutschland und Italien erwartet: Medizinische Ausrüstung und Beatmungsgeräte fehlen – Jeder dritte Coronatest positiv – Klinken an Belastungsgrenze – Schleppender Verlauf der Impfkampagne: ein Zehntel der Bevölkerung erstgeimpft, jeder Zwanzigste zweitgeimpft
ISRAEL - Deutscher Experte beunruhigt: Israel kämpft trotz hoher Impfzahlen mit der Delta-Variante – Quarantäne als Achillesferse: Infizierte Reiserückkehrer hielten sich nicht an Quarantänebestimmungen – Mögliche Erklärung des Ausbruchs: 90 Prozent der Hochalten geimpft, aber nur 20 Prozent der 10-19-jährigen potentiellen Infektoren – Kompletter Impfschutz schützt vor schwerer Delata-Varianten-Erkrankung – Nicht zu früh Lockerungen zulassen – Lehre aus Israel-Erfahrung: Durchimpfung jungen Menschen erforderlich
- Besorgniserregende Delta-Variante verbreitet sich: Geimpfte in Israel neu infiziert – Anstieg auf Inzidenzen über 100 in den letzten drei Tagen – Häfte der Neuinfizierten war geimpft – Reiserückkehrer sollen Delta-Variante eingeschleppt haben
- Israel verschiebt geplante Einreiseerlaubnis für geimpfte Touristen vom 1. Juli auf 1. August – In Zusammenhang mit der Delta-Variante: erster starker Anstieg Infektionsanstieg seit zwei Monaten
- Nach Aufhebung Mitte Juni erneut Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wegen Anstiegs von Coronazahlen – Delta-Variante als Treiber des Infektionsausbruchs
RUSSLAND - Delta-Variante grassiert: Russland meldet höchste Zahl an neuen Coronatodesfällen innert 24 Stunden, hohe Inzidenzen, große Dunkelziffer – Länger stockende Impfkampagne zuletzt im Aufwind: Zahl der Impfwilligen steigt wegen jüngst verhängten stärkeren Ristriktionen, in Moskau gilt Impfpflicht, negativer PCR-Test als Eintrittskarte in Restaurants – Moskau und seine Spitäler im Griff des Virus – Gesundheitsminister Muraschko ruft zur Impfung auf – Kommendes Fußball-Viertelfinalspiel in Moskau als Risiko
- Delta-Variante des Coronavirus verbreitet sich weiter in Russland – Moskau als Hotspot der Infektionen – Europameisterschaftsspiel in St. Petersburg: Dutzende finnische Fußballfans infiziert – Nur 14 Prozent geimpft: rusische Impfkampagne trotz Einsatz diverser Impfstoffe ins Stocken geraten
GROSSBRITANNIEN - Delta-Variante in Großbritannien rafft höheralte und gesundheitlich beeinträchtige Menschen dahin – Mehr als die Hälfte der an der Delta-Variante Verstorben war geimpft, darunter zwei Drittel mit kompletter Impfung – Merkel für EU-weite Quarantäne für Reisende aus Großbritannien – Großbritannien mit hoher Durchimpfungsrate von 83 Prozent Erstgeimpfte und 60 Prozent Zweitgeimpfte – In Diskussion: hohe Inzidenz der Delta-Viarianten-Fälle wegen der ausdehnten Testungen oder den verbreiteten Virus-Genom-Dequenzierungen
- Corona: Kritik an vollen Stadien bei Fußball-EM – Kritische Politikeraussagen zum Fußball-Event im Wembley-Stadion
- Delta-Variante in GB: Kritik an vollen Rängen bei EM-Spielen
EUROPÄISCHE UNION - EU-Kommission nennt fünf vielversprechende Coronamedikamente: vier Antikörper-basierte Therapeutika und das antientzündlich wirksame Rheuma-Mittel Olumiant – Kombinationsmedikamente weiter auf der Liste: Bamlanivimab und Etesevimab sowie Casirivimab und Imdevimab Vor möglicher Zulassung: Regdanvimab und Sotrovimab
- EU liegt mit ihrem Impfziel von 70 Prozent bis Ende Juli auf Kurs: Bald 60 Prozent der Erwachsenen einmal geimpft – Für Juli Lieferung von 90 Mio Impfdosen erwartet – Rasches Impfen erforderlich: für neue Varianten höhere Durchimpfungsrate als 70 Prozent nötig
PORTUGAL - Coronakrise in Portugal spitzt sich zu: Lockerungen ausgesetzt, EU-weit höchste 14.Tage-Inzidenz von 124 – Lissabon mit 14-Tage-Inzidenz von 240: in 70 Prozent der Infektionsfälle Delta-Variante nachgewiesen
- Delta-Variante ist vorherrschend in Portugal, Urlauber kehren zurück – Rund 1.000 Deutsche urlaubten in Portugal
SPANIEN - Corona: Mehr als 800 Schüler nach Klassenfahrten auf Mallorca miot Alpha-Variante infiziert – Jugendliche auch andernorts betroffen: Madrid (410 Personen), Baskelnland (126 Personen) Vacencia (104 Personen) u.a.m. – Vermutung: Jugendliche fuhren mit selber Fähre von Valencia nach Mallorca und Kontakte untereinander auf der Insel – Spanische Jugendliche wegen Alterspriorisierung großteils noch nicht geimpft – Jüngste Lockerungen bleiben aufrecht
ITALIEN - Maskenpflicht im Freien und letzte regionale Ausgangssperre in Italien im Aostatal aufgehoben – Ein Drittel der Bevölkerung geimpft – Offizielle Mahnung zur Wachsamkeit
GRIECHENLAND - 150 Euro: Griechenland zahlt 18-25-Jährigen Bonus für Erstimpfung – „Freiheitskarte“ als Impfanreiz
FRANKREICH - Frankreich erwägt Impfpflicht gegen Corona für Pflegekräfte – Unzureichende Impfrate mit Blick auf die Delta-Variante: 55 Prozent der Pflegekräfte in Pflegeheimen zumindest einmal geipmpft – Die Hälfte der Bevölkerung einmal, ein Drittel zwei Mal geimpft
DEUTSCHLAND - RKI: Jede zweite Neuinfektion mit Delta-Variante – Ansteckung zu Hause: Verbreitung vor allem in ungeimpfter Bevölkerung unter 60 Jahre
- Aufnahmestopp auf Paderborner Krankenhausstation nach Auftreten von Eta-Variante – Infektionsort der 89-Jährigen Patientin noch unklar – Im Direkten Zusammenhang mit Paderborn: Nachbarort Höxter gleichfalls von einem Infektionsfall betroffen
- Nach schnellem ersten Impfstart der USA: Deutschland holt USA bei Coronaerstimpfungen ein – Genügend Impfstoff und engagiertes medizinisches Personal als Treiber – Sachliche Impf-Information begünstigt positive Impf-Einstellung der Bevölkerung – Impf-Skepsis vieler Menschen bedingt aktuelle Impf-Stagnation in den USA
- COVID-19: Vergleichsstudie deckt lange Fehlzeiten von Beschäftigten nach Krankenhausbehandlung auf – Durchschnittliche Fehlzeit rund 2 Monate im Vergleich zu 15 Tagen bei „Normal-Kranken“ – Fehlzeit nach stationörer Behandlung infolge Covid-19: 46 Tage, aber längere Nachbehandlungszeit nötig
- Langes Leiden an COVID: Steigende Rehazahlen in den nächsten Monaten erwartet – Häufige Beschwerden: Belastungsatemnot, Fatigue, eingeschränkte Belastbarkeit, muskuläre Schwäche, Angststörungen, Depression, chronische Nierenerkrankungen und Brustschmerz – Long-Covid-Diagnose nicht einfach: Quantitative Entwicklung von Long-Covid noch nicht einschätzbar – Long-Covid auch nach leichten Covid-19-Erkrankungen ziemlich häufig – Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Folgen
- Charité-Forscher rät Senioren zu dritter Coronaimpfung im Herbst – Auffrischimpfungen für Jüngere und Gesunde noch kein Thema
- Coronakrise und häusliche Gewalt: Keine signifikanten Veränderungen messbar – Bedeutsame Verschlechterungen bei spezifischen oder unterrepräsentierten Risikogruppen nicht ausgesachlossen – Coronakrise und Abwassermonitoring: im Kampf gegen die Pandemie-Ausbreitung – Xoronakrise und onkologische Operationen: deutlicher Rückgang der chirurgischen Tumoreingriffe – Operationsdefizit betrifft insbesondere bei strukturierten Vorsorgeuntersuchungen entdeckte Fälle
ÖSTERREICH - Vergleichsstudie vor und nach dem Lockdown: Kaum Erleichterung für Frauen und Körperpflegeminus – Änderungen für Männer: Erwerbsarbeitszeit und Mobilität vermindert, etwas mehr Zeitaufwand für Hausarbeit und Schlaf – Situation für Frauen zwar annähernd gleichgeblieben, aber geringes Schlafdefizit – Vor allem Familien mit Kindern betroffen: Multitasking im Lockdown regulär – Körperpflege kleingeschrieben
- Appell zum Bleiben! Wir müssen gemeinsam den Exodus der Gesundheitsdienstleister verhindern
CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links inkl. Verweis auf den NDR-CORONAVIRUS-UPDATE von jedem Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN und Prof.in Sandra CIESEK
siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links
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Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
4.758.717 Menschen Menschen (60,23% der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 30. Juni 2021, 23:59 Uhr, mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 3.098.684 Menschen (39,22%) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.901.417 Personen.
[Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohner*innen waren am 30. Juni 2021, 23:59 Uhr, 52,87% erstgeimpft und 34,43% zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,1 Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/
COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.
Die Durchimpfungsrate in Deutschland bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 83 Mio Einwohner*innen gemäß ZDF – Corona-Impfstatistik als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 1. Juli 2021, 8:00 Uhr zusammen wie folgt zusammen:
- Mind. erstgeimpft: 45.817.029 (55,1%)
- Vollständig geimpft: 30.986.128 (37,3%)
Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links
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SPEZIALTHEMEN: Malaria und Medizingeschichte
MALARIA: China laut WHO erstmals seit 70 Jahren frei von Malaria – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
China hat den Kampf gegen die Infektionskrankheit Malaria gewonnen. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) heute mitteilte, wurde das bevölkerungsreichste Land der Welt offiziell als malariafrei eingestuft.
„Heute gratulieren wir dem chinesischen Volk dazu, dass es das Land von Malaria befreit hat“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus laut einer Mitteilung. Mit dem hart erarbeiteten Erfolg habe sich China der wachsenden Zahl von Ländern angeschlossen, die der Welt zeigen, dass eine malariafreie Zukunft ein machbares Ziel sei.
Bislang haben nach WHO-Angaben rund 40 Staaten den Kampf gegen Malaria gewonnen und ein entsprechendes Zertifikat erhalten. China ist demnach das erste Land seit 30 Jahren, das in der westlichen Pazifikregion diesen Durchbruch geschafft hat.
In den 1940er-Jahren hatte China rund 30 Millionen Malariaerkrankungen pro Jahr gemeldet. Zahlreiche Regierungsprogramme führten seitdem zu rückläufigen Infektionszahlen.
Laut WHO habe China bereits vor Jahrzehnten damit begonnen, Medizin zur Prävention der Krankheit in Risikogebieten auszugeben. Auch wurden die Brutgebiete von Moskitos systematisch reduziert und Insektenschutzmittel sowie Schutznetze weiträumig verfügbar gemacht.
Malaria wird von infizierten Anophelesmücken übertragen. Ein Parasit löst eine Infektionskrankheit aus, die unter anderem hohes Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost verursacht. Wird Malaria nicht schnell behandelt, kann die Krankheit lebensgefährlich sein.
Laut dem neuesten Welt-Malaria-Bericht der WHO gab es 2019 weltweit 229 Millionen Malariafälle gegenüber 228 Millionen Fällen im Jahr 2018. Die geschätzte Zahl der Malariatoten belief sich 2019 auf
409.000, verglichen mit 411.000 Todesfällen in 2018.
Afrika, wo zuletzt 94 Prozent aller Malariafälle auftraten, ist mit Abstand am schwersten von der Krankheit betroffen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125159/China-erstmals-seit-70-Jahren-frei-von-Malaria
MEDIZINGESCHICHTE: Erste Impfung gegen die Pocken liegt 225 Jahre zurück – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Inmitten der Coronapandemie und im Kampf gegen SARS-CoV-2 erhält das Impfen weltweit große Aufmerksamkeit. Dank gebührt auch Edward Jenner, dem Entdecker der ersten Schutzimpfung gegen die Pocken im Jahr 1796. Die Versuche sind heute 225 Jahre her und sie waren riskant.
Der britische Arzt Edward Jenner (1749-1823) gilt als „Vater der Immunologie“, der Lehre von Abwehrmechanismen des Körpers. Vor 225 Jahren vollzog er die erste erfolgreiche Impfung gegen die gefährlichen Pocken mit einem „Kuhpockenimpfstoff“ – in Zeiten der Coronoapandemie eine wichtige Erinnerung an die Bedeutung dieser Entdeckung.
Jenner wird 1749 in Berkley in der Grafschaft Gloucestershire geboren. Sein Vater ist der Vikar Berkleys. Vater und Mutter sterben, als Jenner fünf Jahre alt ist. Seine ältere Schwester nimmt sich seiner an und sorgt dafür, dass er bis zu seinem 13. Lebensjahr die Schule besucht.
In seiner Kindheit erkrankt Jenner infolge einer sogenannten Variolation, einer bewussten Ansteckung mit einer geringen Menge Pockenviren, schwer an den Pocken und überlebt nur knapp. Die ersten Versuche einer Immunisierung gegen Infektionskrankheiten sind eine riskante Frühform der Lebendimpfung, die etwa in China praktiziert wird.
Im Anschluss an seine Schulzeit beginnt Jenner bei Wundärzten und Chirurgen, unter anderen bei den Brüdern Daniel und Edward Ludlow, in die Lehre zu gehen. 1770 nimmt er eine dreijährige Ausbildung in Anatomie und Chirurgie am St. George’s Hospital auf und kehrt bereits 1772 nach Berkley zurück, um dort eine eigene Arztpraxis zu eröffnen.
Im 18. Jahrhunderts sind Infektionskrankheiten ein Übel, das Millionen Menschen das Leben kostet. Darunter sind gefährliche Krankheiten wie der „Würgeengel“ der Kinder, später Diphtherie genannt, die Masern, Cholera oder Typhus. Die Pocken sind ein besonders gefährlicher und tödlicher Erreger.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sterben Schätzungen zufolge bis zu zehn Prozent aller Kleinkinder an den Pocken. Noch wissen die Menschen nicht, dass Viren und Bakterien die Krankheiten auslösen und wie sie bekämpft oder gar ausgerottet werden können.
Jenner wird oft zugeschrieben, dass er erstmals erkannte, dass die – auf den Menschen übertragbaren, aber für ihn ungefährlichen – Rinderpocken gegen die „richtigen“ Pocken immunisierten. Vor ihm hatte aber bereits ein Kollege, der Landarzt John Fewster, diese Entdeckung gemacht. Landarbeiter, die sich mit harmloseren Kuhpocken infizierten, waren offensichtlich gegen die gefährlichen Menschenpocken immun.
Jenner forscht weiter zu dieser Entdeckung und wagt am 14. Mai 1796 den entscheidenden Schritt. Er infiziert den achtjährigen James Philipps, Sohn seines Gärtners, über eine Wunde am Arm mit dem Kuhpockeneiter einer erkrankten Milchmagd. Der Junge wird ebenfalls krank an den unangenehmen, aber harmlosen Kuhpocken. Nach zehn Tagen ist er wieder gesund.
Sechs Wochen später, am 1. Juli 1796, also vor genau 225 Jahren, wagt Jenner den zweiten und riskanteren Schritt, wieder an dem Jungen, der als zweifaches Versuchskaninchen herhalten muss. Jenner ritzt Philipps erneut eine Wunde in den Oberarm und reibt dieses Mal das infektiöse Wundsekret einer an den echten Pocken erkrankten Person in die Wunde.
Weder der Arzt noch der Vater des Kindes wissen, ob der Junge dieses Experiment überleben wird. Doch er erkrankt nicht. Die erste Pockenschutzimpfung mit dem Impfstoff Rinderpockenlymphe ist geglückt. Jenner nennt sein Verfahren „Vaccination“, nach vacca, dem lateinischen Wort für Kuh.
Um seine Methode bekannt zu machen, schreibt er darüber einen Artikel. Dieser wird jedoch zunächst von der Royal Society zurückgewiesen. Deshalb infiziert Jenner weitere Menschen, auch seinen wenige Monate alten Sohn.
Der Grundstein für die laut Robert-Koch-Institut (RKI) „wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen“, ist gelegt. Was folgt, ist der Beginn einer weltweiten Impfkampagne gegen die Pocken, die 1980 zur völligen Ausrottung der Krankheit führt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125177/Erste-Impfung-gegen-die-Pocken-liegt-225-Jahre-zurueck
Von Tag zu Tag KW 26
MEDIZIN: SARS-CoV-2 – Vaxveria, Comirnaty und Moderna-Impfstoff in Vergleichsstudien: Astrazeneca-Impfstoff Vaxveria erzeugt weniger Antikörper gegen Delta-Variante als mRNA-Vakzine – Delta-Variante: möglicherweise ein Drittel nach zweiter, vier Füntel nach erster Astrazeneca-Impfung ungeschützt – Biontech-Pfizer (Comirnaty): verminderter Schutz vor Virus-Varianten durch zirkulierende Antikörper, aber Astrazeneca (Vaxveria) bietet noch schwächeren Schutz als Biontech/Pfizer (Comirnaty) – Obwohl schwächer: Moderna-Impfstoff bekommt im Labortest gute Noten – Auswirkungen der Vaxveria-Impfungen in England auf Epidemiverlauf ungewiss – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Die Impfung mit Vaxzevria (AZD1222) von Astrazeneca hat in einer Langzeitstudie, die in einer Kohorte regelmäßig die Immunreaktion auf die COVID-19-Impfung untersucht, eine schwächere Antikörperreaktion gegen die Variante Delta von SARS-CoV-2 erzielt als Comirnaty (BNT162b2) von Biontech/Pfizer.
Dies geht aus 2 Berichten im Lancet (2021; DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01290-3 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] und 01462-8) hervor. Die Immunogenität des mRNA-Impfstoffs von Moderna ist nach Angaben des Herstellers nur leicht abgeschwächt.
Die „Legacy“-Studie untersucht seit Anfang des Jahres regelmäßig die Immunität von geimpften Personen. Das Francis Crick Institute in London hat dazu eigens einen Test entwickelt, mit dem sich innerhalb kurzer Zeit die neutralisierende Wirkung der Antikörper bestimmen lässt, die vor einer Infektion schützen sollen.
Die derzeit brennendste Frage lautet, ob die Impfstoffe, die gegen den Wildtyp entwickelt wurden, auch vor den derzeit zirkulierenden Virusvarianten schützen. In Großbritannien hatte sich ab Dezember die Variante Alpha durchgesetzt, inzwischen wurde sie von der Variante Delta verdrängt.
Der 1. ab Dezember 2020 in Großbritannien eingesetzte Impfstoff war Comirnaty von Biontech/Pfizer, im Januar 2021 folgte dann Vaxzevria von Astrazeneca. Die von David Bauer und Mitarbeitern durchgeführten Untersuchungen deuten auf eine etwas bessere Schutzwirkung von Comirnaty hin. Bei 95 % der Geimpften waren nach der 2. Dosis neutralisierende Antikörper nachweisbar. Nach der Impfung mit Vaxzevria betrug der Anteil nur 62 %.
Dies könnte bedeuten, dass 1/3 der vollständig Geimpften nicht vor einer Infektion mit der Variante Delta geschützt ist. Bei den Teilnehmern, die erst 1 Dosis erhalten haben, könnte der Anteil sogar bei 85 % liegen. Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass die zelluläre Abwehr, die in der Studie nicht untersucht wurde, die Schwäche der humoralen Immunabwehr abmildert.
Auch die Wirksamkeit der neutralisierenden Antikörper war vermindert. Im dem Labortest war die Schutzwirkung von Comirnaty gegen die Variante Delta 5,8-fach schwächer als gegen den Wildtyp. Die Wirkung gegen die Variante Alpha war nur um den Faktor 2,6 reduziert. Für die Variante Beta (Südafrika) war die Wirksamkeit um den Faktor 4,9 reduziert.
Die Immunität von Vaxzevria ist noch einmal schwächer. Die neutralisierende Wirkung der Antikörper war bereits gegen den Wildtyp 2,1-fach schwächer als auch einer Impfung mit Comirnaty. Gegenüber der Variante Alpha war die Wirkung um den Faktor 2,4 vermindert. Auch gegen Beta erzielten die durch Vaxzevria induzierten Antikörper eine 2,5-fach schwächere neutralisierende Wirkung als nach den beiden Impfungen gegen Comirnaty.
Welche Auswirkungen die schwächere Schutzwirkung auf den weiteren Verlauf der Epidemie in Großbritannien hat, bleibt abzuwarten. Die Zahl der Infektionen ist in den letzten Wochen deutlich angestiegen. Betroffen scheinen jedoch vor allem jüngere Menschen zu sein, die noch nicht doppelt geimpft wurden und bei denen schwere Erkrankungen selten sind. Die Behörde Public Health London verzeichnete zuletzt einen Anstieg der Hospitalisierungen. Die Zahl der Todesfälle ist jedoch weiterhin gering.
Bei dem Impfstoff von Moderna, der wie Comirnaty zu den mRNA-Vakzinen gehört, scheint die Schutzwirkung gegen die Varianten ebenfalls nur leicht abgeschwächt zu sein. Die Untersuchung von 8 Teilnehmern der Phase-1-Studie aus dem letzten Jahr ergab laut einer Pressemitteilung des Herstellers, dass die Antikörper aus dem Blut der Geimpften alle getesteten Virusvarianten erkennen. Dazu gehörten in den Labortests die Beta-Variante, 3 Varianten aus Indien (darunter Delta und Kappa), die Eta-Variante (aus Nigeria) sowie die Varianten A.23.1 und A.VOI.V2, die erstmals in Uganda beziehungsweise Angola identifiziert wurden.
Die neutralisierende Wirkung der Antikörper war jedoch abgeschwächt: Gegen die Variante Delta (2,1-fach), Gamma (3,2-fach), Kappa (3,3-3,4-fach) und Eta (4,2-fach) im Vergleich zum Wildtyp, gegen den der Impfstoff ursprünglich konzipiert wurde.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125191/SARS-CoV-2-Astrazeneca-Impfstoff-erzeugt-weniger-Antikoerper-gegen-Delta-Variante-als-mRNA-Vakzine
MEDIZIN: Astrazeneca: Hoher Impfschutz auch bei längerem Abstand der Impfdosen – Der Schutz des Astrazeneca-Impfstoffs vor Covid-19 wird bei einem längeren Abstand zwischen erster und zweiter Dosis einer aktuellen Studie zufolge nicht beeinträchtigt – Salzburger Nachrichten/dpa, 30.6.2021
Forscher der Universität Oxford konnten bei einem Abstand von bis zu 45 Wochen zwischen beiden Impfdosen eine ebenso starke oder teilweise sogar bessere Immunantwort nachweisen wie bei dem standardmäßigen kürzeren Intervall, wie aus den veröffentlichten Ergebnissen hervorgeht. Die Studie ist noch nicht von Fachleuten begutachtet.
„Das ist eine beruhigende Nachricht für Länder mit niedrigen Impfstoffmengen, die sich um Verzögerungen der zweiten Dosis in ihren Bevölkerungen sorgen“, sagte der Immunologe Andrew Pollard, der auch an der Entwicklung des Vakzins beteiligt war, laut einer Mitteilung. „Sogar nach zehn Monaten Abstand nach der ersten Dosis gibt es eine exzellente Immunantwort.“
Die Forscher untersuchten außerdem, welche Wirkung eine dritte Dosis mit Astrazeneca, die mindestens sechs Monate nach der zweiten verabreicht wird, auf den Impfschutz hat. Hierbei wurde eine deutlich stärkere Immunantwort festgestellt, außerdem soll der Schutz vor den derzeit kursierenden Varianten besser sein. In Ländern mit hohen Impfquoten wie Großbritannien wird bereits darüber diskutiert, ob im Herbst mit Auffrischungsimpfungen begonnen werden soll.
QUELLE: https://www.sn.at/panorama/wissen/astrazenecahoher-impfschutz-auch-bei-laengerem-abstand-der-impfdosen-105955429
MEDIZIN: Erster VITT-Fall nach Moderna-Verimpfung – Kasuistik: Klinik und Therapie – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
In den USA ist es erstmals nach einer Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Moderna zu einer impfstoffinduzierten immunen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT) gekommen, die bisher nur nach vektorbasierten Impfstoffen beobachtet wurde.
Der Fall wurde in den Annals of Internal Medicine (2021; DOI: 10.7326/L21-0244 ) vorgestellt. Dem Vernehmen nach sind in Großbritannien auch Verdachtsfälle nach der Gabe des mRNA-Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer aufgetreten. Eine offizielle Bestätigung steht aus.
Der 65-jährige Mann aus Pennsylvania war 10 Tage nach der 2. Impfdosis des Moderna-Impfstoffs wegen starker Beschwerden in den Beinen, intermittierenden Kopfschmerzen und Luftnot in eine Klinik des Allegheny Health Network in Pittsburgh aufgenommen worden. Nach Angaben von Swathi Sangli und Mitarbeitern wurde in einer CT-Angiographie des Thorax eine ausgedehnte bilaterale akute Lungenembolie entdeckt. In der Dopplersonographie werden tiefe Venenthrombosen in beiden unteren Extremitäten gefunden.
Der Patient hatte zudem eine schwere Thrombozytopenie (14 × 10 hoch 9 Zellen/l) und erfüllte damit die Falldefinition der Brighton Collaboration eines „Thrombosis with Thrombocytopenia Syndrome“ (TTS). Laboruntersuchungen zeigten einen Anstieg des D-Dimers und den Nachweis von Antikörpern gegen Thrombozytenfaktor 4/Polanion-Komplexe, womit auch die VITT-Kriterien der International Society on Thrombosis and Haemostasis erfüllt waren.
Die Ärzte implantierten einen Vena Cava-Filter und behandelten den Patienten hochdosiert mit intravenösen Immunglobulinen sowie mit 40 mg Dexamethason. Auf eine therapeutische Antikoagulation wurde zunächst verzichtet. Später wurde er mit Bivalirudin behandelt, das nicht zu den Heparinen gehört. Der Patient hatte jedoch inzwischen eine Enzephalopathie entwickelt und verstarb wenig später an den Folgen eines septischen Schocks.
Der zeitliche Zusammenhang deutet auf die Impfung als Auslöser des TTS hin. Eine alternative Erklärung wäre eine spontane „autoimmune“ Variante einer heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT), zu der es auch ohne vorherige Heparingabe kommen kann. Sie ist allerdings extrem selten und in der Literatur erst bei 33 Patienten beschrieben worden. Als Auslöser werden orthopädische Operationen diskutiert, die allerdings bei dem Patienten ebenso ausgeschlossen werden konnten wie eine frühere Heparingabe.
Bislang war die VITT nur nach der Gabe der vektorbasierten Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson beobachtet worden. Ob auch die mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer betroffen sind, wird sich bei der Analyse der Meldungen an die UAW-Datenbanken zeigen.
Beverley Hunt vom King’s College London und Leiterin der Stiftung Thrombosis UK berichtete gegenüber dem Science Media Centre, dass dem „Yellow Card Scheme“ der Zulassungsbehörde MHRA 12 Verdachtsfälle zum Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer gemeldet wurden, die allerdings noch nicht bestätigt sind. Comirnaty war der erste Impfstoff in Großbritannien mit bisher mehr als 25 Millionen verimpften Dosen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125190/SARS-CoV-2-1-VITT-Fall-nach-Moderna-Impfstoff
FORSCHUNG: SARS-CoV-2: Forscher finden in Lymphknoten Hinweise auf langfristigen Impfschutz – Auch Knochenmark bildet langfristige B-Gedächtniszellen aus – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Niemand kann derzeit vorhersagen, wie lange die Schutzwirkung einer Impfung gegen COVID-19 anhält. Die Untersuchung von Lymphknoten in Nature (2021; DOI: 10.1038/s41586-021-03738-2 ) zeigt jedoch, dass das Immunsystem Monate nach der Impfung auf eine mögliche Infektion vorbereitet ist.
Die Coronaepidemie hat mRNA-Impfstoffen zum Durchbruch verholfen. Bei der Impfung wird die Boten-RNA für das S-Protein von SARS-CoV-2 in den Muskel injiziert. Die Zellen nehmen die Gene auf und stellen daraus das S-Protein her, das der eigentliche Impfstoff ist.
In den letzten Monaten wurden weltweit mehrere hundert Millionen Menschen mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna geimpft (hinzu kommen weitere Million, die Vektor-basierte Impfstoffe von Astrazeneca und Janssen erhalten haben, die im Prinzip auf die gleiche Weise funktionieren).
Derzeit wird gehofft, dass die hohe Immunogenität und die Schutzwirkung von längerer Dauer sein werden. Die Untersuchungen der letzten Wochen haben jedoch gezeigt, dass die Antikörpertiter langsam fallen.
Für Ali Ellebedy von der Washington University School of Medicine in St. Louis spricht dies nicht gegen eine längere Schutzwirkung. Entscheidend sei, so der Immunologe und Pathologe, ob das Immunsystem ein immunologisches Gedächtnis aufbaut, das im Fall einer Infektion eine schnelle Reaktion mit der Bildung von Antikörpern und T-Zellen erlaubt.
Kürzlich konnte Ellebedy nachweisen, dass das Knochenmark langfristige B-Gedächtniszellen bildet, die im Fall einer Infektion rasch die Produktion neuer Antikörper veranlassen.
In der aktuellen Studie haben Ellebedy und Mitarbeiter die Lymphknoten von 14 Personen untersucht, die den Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer erhalten hatten. Die Forscher spürten zunächst in der Achselhöhle mittels Dopplerultraschall die Lymphknoten auf, die zum Drainagegebiet des Deltamuskels gehören, in den der Impfstoff injiziert wird. Dort wurde dann per Feinnadelbiopsie eine Gewebeprobe entnommen und im Labor unter die Lupe genommen.
Das Ziel der Untersuchung war der Nachweis von sogenannten Keimzentren, in denen nach einem Antigenkontakt die Immunabwehr orchestriert wird. Tatsächlich wurden bei allen Patienten Keimzentren in den Lymphknoten gesichtet. Dort fanden die Forscher B-Zellen, die das S-Protein von SARS-CoV-2 erkennen, was die Voraussetzung für eine Antikörperproduktion ist.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125173/SARS-CoV-2-Forscher-finden-in-Lymphknoten-Hinweise-auf-langfristigen-Impfschutz
INTERNATIONAL: WHO meldet leichten Coronazahlen-Anstieg weltweit seit Mitte April, Afrika mit plus 33 Prozent besonders betroffen – Im Vorwochen-Vergleich: Afrika plus 33 Prozent WHO-Region Europa plus 10 Prozent, weltweit plus 2 Prozent – Weltweit aktuell so wenig Covid-19-Todesfälle gemeldet wie seit November 2020 nicht mehr – Hohe Dunkelziffer – Meiste Neuinfektionen in absoluten Zahlen in Brasilien, gefolgt von Indien, Kolumbien und Russland – Delta-Variante in 96 Ländern aufgetaucht, auch hier hohe Dunkelziffer – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Die Zahl der gemeldeten Coronainfektionen weltweit ist vergangene Woche erstmals seit Mitte April wieder leicht gestiegen. Das berichtete die sation (WHO) heute in Genf. Gleichzeitig wurden weltweit so wenig Todesfälle durch eine Coronainfektion gemeldet wie seit November 2020 nicht mehr. Die Zahlen beziehen sich auf die sieben Tagen bis zum 27. Juni.
Die WHO ruft Behörden auf, besonders bei religiösen und sportlichen Großveranstaltungen strikt auf die Einhaltung von Hygienemaßnahmen zu achten. „Ungenaue Planung oder Einschätzung von Ansteckungsrisiken erlauben es dem Virus, sich auszubreiten“, warnt die WHO.
Besorgniserregend seien die Zahlen aus Afrika. Dort stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen im Vergleich zur Vorwoche um 33 Prozent, die Zahl der gemeldeten Todesfälle um 42 Prozent. In der WHO-Europaregion stieg die Zahl der gemeldeten Fälle um zehn Prozent. Zu der Region gehören 53 Länder von Albanien bis Usbekistan.
Weltweit wurden vergangene Woche 2,6 Millionen Infektionen gemeldet, zwei Prozent mehr als in der Vorwoche, und 57.000 Todesfälle, zehn Prozent weniger als in der Vorwoche. Seit Beginn der Pandemie haben sich nach der WHO-Statistik mindestens 180 Millionen Menschen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert, fast vier Millionen sind ums Leben gekommen.
Bei beiden Fällen dürfte es nach Expertenmeinung hohe Dunkelziffern geben, weil nicht in allen Ländern gleich viel getestet wird und nicht alle Infektionen und Todesfälle registriert werden.
In absoluten Zahlen gab es vergangene Woche die meisten Neuinfektionen in Brasilien, gefolgt von Indien, Kolumbien und Russland. Berechnet auf 100.000 Einwohner war der Anstieg besonders groß auf den Seychellen, in Namibia und der Mongolei.
Bis zum 29. Juni haben 96 Länder das Auftauchen der Virusvariante Delta gemeldet. Weil in vielen Ländern aber Kapazitäten zur Bestimmung der Varianten fehlt, geht die WHO davon aus, dass sie viel weiter verbreitet ist. Weil sie ansteckender ist als andere Varianten werde sie sich in den kommenden Monaten zur dominanten Variante entwickeln, so die WHO.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125178/Coronazahlen-weltweit-steigen-Afrika-besonders-betroffen
INDIEN: Einheimische Firma als Importeur: Nach Sputnik V läss Indien auch Coronaimpfstoff von Moderna zu – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Indien hat den Coronaimpfstoff von Moderna zugelassen. Das Land habe einer einheimischen Firma eine Importzulassung für den Impfstoff des US-amerikanischen Herstellers gegeben, sagte der Chef der indischen COVID-Taskforce, Vinod Kumar Paul, bei einer Pressekonferenz gestern in Neu Delhi. Moderna ist der vierte in Indien zugelassene Impfstoff.
Zunächst wurden in Indien, das auch als „Apotheke der Welt“ bekannt ist, nur zwei im Inland produzierten Impfstoffen die Zulassung erteilt – Astrazeneca und einem einheimisch entwickelten Vakzin. Während der heftigen zweiten Welle, die unter anderem im Zusammenhang mit der Delta-Variante steht, wurde erstmals einem im Ausland produzierten Impfstoff eine Genehmigung erteilt – dem russischen Sputnik V.
Bislang sind etwas mehr als vier Prozent der mehr als 1,3 Milliarden Inderinnen und Inder vollständig geimpft – und dies obwohl das Land massenhaft Impfstoff herstellt und im April den Export von Coronaimpfstoff gestoppt hat.
In Indien wurde die Delta-Variante zuerst entdeckt, die im Zusammenhang mit einer heftigen zweiten Welle im April und Mai steht. Inzwischen nehmen dort die Fälle aber seit Wochen stark ab. Laut dem bekannten indischen Virologen T. Jacob John dürfte das hauptsächlich eine natürliche Ursache haben: So habe sich das Virus schnell verbreitet, wodurch immer weniger empfängliche Menschen übrig blieben.
Dadurch sei die Welle abgeflaut. John geht basierend auf Berechnungen davon aus, dass während der beiden bisherigen Wellen in Indien insgesamt mindestens eine Milliarde der mehr als 1,3 Milliarden Menschen im Land Corona gehabt und dadurch einen gewissen Schutz hätten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125164/Indien-laesst-Coronaimpfstoff-von-Moderna-zu
NORDKOREA: SARS-CoV-2 entfesselte schwere Krise – Pflichtverletzung: Nordkoreas Machthaber kritisiert Fehler hochrangiger Beamter bei der Coronaabwehr – Kim Jong Un moniert nicht näher bezeichnete „Sicherheitsrisiken“ – Offiziell keine Erkrankungen eingetreten: Unklarheit zu Krankheitsfällen in Nordkorea – Wirtschaftliche Schwierigkeiten wegen Abschottung des Landes – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Schwere Fehler im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 haben Nordkorea nach den Worten von Machthaber Kim Jong Un in eine Krise gestürzt. Kim gab bei einem erweiterten Treffen des Politbüros der herrschenden Arbeiterpartei in Pjöngjang „hochrangigen Beamten“ die Schuld für die Krisensituation und warf ihnen Pflichtverletzung vor.
Sie hätten einen „entscheidenden Fall“ herbeigeführt, der eine große Krise für die Sicherheit des Staats und der Bevölkerung ausgelöst habe, wurde Kim heute von den staatlich kontrollierten Medien zitiert. Was passierte und was konkret die Sicherheitsrisiken sind, wurde in den Berichten nicht erwähnt.
Das weithin isolierte Nordkorea ist eines der wenigen Länder, die bisher keinen einzigen Infektionsfall mit SARS-CoV-2 gemeldet haben. Das Land hatte bereits frühzeitig die Grenzen dichtgemacht und ein „nationales Notfallsystem“ gegen das Virus eingerichtet. Beobachter gehen aber davon aus, dass es bereits zu Erkrankungen gekommen ist.
Das Politbürotreffen wurde nach diesen Berichten gestern einberufen, um sich mit den Nachlässigkeiten von Führungskräften der Partei und des Staats zu beschäftigen, die die Entscheidungen der Partei nicht umgesetzt hätten.
Es gehe dabei um Maßnahmen, die die „Präventionskampagne“ gegen die weltweite Gesundheitskrise erforderten. Den betroffenen Kadern drohen laut Kim auch rechtliche Konsequenzen. „Jetzt ist die Zeit, eine Revolution in der Personalverwaltung durchzuführen, bevor die akuten wirtschaftlichen Probleme gelöst werden.“
In Südkorea wird davon ausgegangen, dass die durch die Coronapandemie begründete verschärfte Abschottung die Wirtschaftsprobleme des Landes verschärft hat. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125158/Nordkoreas-Machthaber-kritisiert-Fehler-bei-der-Coronaabwehr
TUNESIEN: Starke Ausbreitung der Pandemie, viele Coronatote in Tunesien – Hilfe aus Deutschland und Italien erwartet: Medizinische Ausrüstung und Beatmungsgeräte fehlen – Jeder dritte Coronatest positiv – Klinken an Belastungsgrenze – Schleppender Verlauf der Impfkampagne: ein Zehntel der Bevölkerung erstgeimpft, jeder Zwanzigste zweitgeimpft – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
In Tunesien breitet sich die Coronapandemie weiter stark aus. Allein im Juni sind mehr als 2.000 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Im selben Zeitraum behandelten Krankenhäuser knapp 3.000 COVID-19-Patienten, wie gestern aus Zahlen des Gesundheitsministeriums hervorgeht.
Die Kliniken arbeiten an der Belastungsgrenze und es mangelt an medizinischer Ausrüstung. Das Land setzt deshalb nun auf Hilfe aus dem Ausland. Aus Deutschland sollen etwa laut einer Erklärung von Präsident Kais Saied 25 Beatmungsgeräte geliefert werden. Auch Italien schickt demnach Ausrüstung.
In der vergangenen Woche waren täglich rund 3.500 Neuinfektionen gemeldet worden, vorgestern waren es knapp 2.000. Mehr als jeder dritte Coronatest fällt positiv aus. Auch 18 Fälle der besonders ansteckenden Delta-Variante wurden inzwischen registriert.
Besonders betroffen ist die Provinz Siliana – dort beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 700. Das ist die höchste Rate in Tunesien bislang. Deutschland betrachtet Regionen und Länder ab einem Wert von 50 als Risikogebiete.
Lokalen Medien zufolge ignoriert die Bevölkerung indes lokale Beschränkungen in besonders betroffenen Regionen. Mancherorts soll nun die Armee helfen, die Maßnahmen durchzusetzen.
Die Impfkampagne geht nur langsam voran: Von den rund 11,5 Millionen Einwohnern wurden bislang knapp 1,8 Millionen geimpft, gut 500.000 von ihnen haben den vollen Impfschutz erhalten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125161/Viele-Coronatote-in-Tunesien-Hilfe-aus-Deutschland-erwartet
RUSSLAND: Delta-Variante grassiert: Russland meldet höchste Zahl an neuen Coronatodesfällen innert 24 Stunden, hohe Inzidenzen, große Dunkelziffer – Länger stockende Impfkampagne zuletzt im Aufwind: Zahl der Impfwilligen steigt wegen jüngst verhängten stärkeren Ristriktionen, in Moskau gilt Impfpflicht, negativer PCR-Test als Eintrittskarte in Restaurants – Moskau und seine Spitäler im Griff des Virus – Gesundheitsminister Muraschko ruft zur Impfung auf – Kommendes Fußball-Viertelfinalspiel in Moskau als Risiko – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
In Russland sind so viele Coronatodesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet worden wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Registriert wurden 652 neue Todesfälle und mehr als 20.000 Neuinfektionen, wie die Behörden gestern mitteilten.
Für den Anstieg machen Experten die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus verantwortlich. Zudem geht die Impfkampagne nur stockend voran, weil viele Russen sich einer Impfung verweigern.
Nicht nur ganz Russland, sondern auch einzelne Städte verzeichneten gestern erneut traurige Höchststände. In der Hauptstadt Moskau wurden binnen 24 Stunden 121 Todesfälle durch COVID-19 registriert. In St. Petersburg starben 119 Menschen, auch dies ist die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie.
Trotzdem soll in der zweitgrößten Stadt Russlands am Freitag vor zehntausenden Zuschauern eines der Viertelfinalspiele der Fußball-Europameisterschaft stattfinden. Offiziell hat Russland seit Beginn der Pandemie nun schon mehr als 134.500 Todesfälle registriert – die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch deutlich höher. 151.000 Menschen werden aktuell aufgrund einer COVID-19-Erkrankung in russischen Krankenhäusern behandelt.
„Die Situation ist angespannt, besonders in den großen Städten“, sagte Gesundheitsminister Michail Muraschko bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen des Coronakrisenstabs der Regierung. Allein in Moskau werden derzeit nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin täglich rund 2.000 Infizierte in die Krankenhäuser eingeliefert.
„Die Situation in Moskau bleibt extrem schwierig“, sagte Sobjanin. In der Hauptstadt seien fast 15.000 Krankenhausbetten mit COVID-19-Patienten belegt und die Zahl der Neuinfektionen sei weiter auf einem „sehr hohen Niveau“. 90 Prozent der Infektionen in Moskau sind nach Angaben von Sobjanin inzwischen auf die zuerst in Indien aufgetretene Delta-Variante des Coronavirus zurückzuführen, die deutlich ansteckender ist als bisherige Varianten.
Am Wochenende hatte Sobjanin alle Einwohner nochmals eindringlich dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen. In Russland, das schon früh einen eigenen Impfstoff hatte, ist die Impfskepsis besonders verbreitet. Erst 22,2 Millionen der 146 Millionen Russen erhielten nach Angaben der Gogow-Website, die angesichts fehlender landesweiter Statistiken Daten aus den Regionen zusammenträgt, bisher mindestens eine Impfdosis.
Das Ziel der russischen Regierung, bis zum Herbst 60 Prozent der Bevölkerung zu impfen, ist damit nicht mehr zu erreichen, wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gestern einräumte. Erst seit dieser Woche nehme die Zahl der Impfwilligen zu, sagte der Sprecher von Präsident Wladimir Putin. Auch Gesundheitsminister Muraschko sprach von einem „deutlichen Anstieg“ der Impfrate.
Der Grund für den Stimmungsumschwung könnten verschärfte Pandemiebestimmungen sein, die seit dieser Woche in Moskau gelten: Unternehmen müssen 30 Prozent ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice schicken – Geimpfte sind davon aber ausgenommen. Zutritt zu Restaurants haben nur noch Moskauer, die vollständig geimpft sind, in den vergangenen sechs Monaten eine Coronainfektion durchgemacht haben oder einen negativen PCR-Test vorweisen können.
Moskau ordnete zudem als erste russische Stadt eine Impfpflicht an. Dienstleistungsunternehmen müssen künftig nachweisen, dass 60 Prozent ihrer Belegschaft geimpft sind. Mindestens ein dutzend andere russische Regionen folgten dem Beispiel der Hauptstadt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125163/Russland-meldet-hoechste-Zahl-an-neuen-Coronatodesfaellen
FRANKREICH: Frankreich erwägt Impfpflicht gegen Corona für Pflegekräfte – Unzureichende Impfrate mit Blick auf die Delta-Variante: 55 Prozent der Pflegekräfte in Pflegeheimen zumindest einmal geipmpft – Die Hälfte der Bevölkerung einmal, ein Drittel zwei Mal geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Frankreich erwägt die Einführung einer Coronaimpfpflicht für Pflegekräfte im Herbst. Ziel der Regierung sei es, dass bis September 80 Prozent des Pflegepersonals in Seniorenheimen und in Krankenhäusern mindestens eine Impfdosis erhalten haben, schrieb Gesundheitsminister Olivier Véran in einem Brief an die Krankenhäuser und Altenheime im Land.
Sollte diese Vorgabe nicht erfüllt werden, werde eine Impfpflicht für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen auf den Weg gebracht.
In den Pflegeheimen und den Einrichtungen für Langzeitpflege seien bislang 55 Prozent der Beschäftigten mindestens einmal geimpft worden. Dies sei insbesondere mit Blick auf die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus „unzureichend“, betonte Véran.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung haben 50 Prozent der Franzosen nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens eine Impfdosis erhalten. Ein Drittel der Bevölkerung, rund 22 Millionen Menschen, ist demnach vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125160/Frankreich-erwaegt-Impfpflicht-gegen-Corona-fuer-Pflegekraefte
DEUTSCHLAND: Nach schnellem ersten Impfstart der USA: Deutschland holt USA bei Coronaerstimpfungen ein – Genügend Impfstoff und engagiertes medizinisches Personal als Treiber – Sachliche Impf-Information begünstigt positive Impf-Einstellung der Bevölkerung – Impf-Skepsis vieler Menschen bedingt aktuelle Impf-Stagnation in den USA – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Deutschland hat die USA bei den Coronaerstimpfungen eingeholt. 45,3 Millionen der rund 83 Millionen Bürger in Deutschland oder 54,5 Prozent seien mindestens einmal geimpft, erklärte heute Bundesgesundheitsgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
„Die USA sind schnell gestartet, heute liegt Deutschland bei Erstimpfungen erstmals gleichauf“, schrieb Spahn heute bei Twitter. Die Webseite der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigte heute für die USA eine Quote von 54,2 Prozent Erstimpfungen an. Allerdings lagen dort zunächst noch die Daten vom Vortag vor.
Beim Blick auf die vollständigen Impfungen liegt Deutschland allerdings noch deutlich hinter den Vereinigten Staaten: Spahn zufolge haben inzwischen 30,3 Millionen Menschen in Deutschland (36,5 Prozent) den vollen Impfschutz. In den USA sind es laut CDC mehr als 46 Prozent der rund 330 Millionen Einwohner.
Das Interesse an den Impfungen in Deutschland sei nach wie vor ungebrochen, sagte heute ein Sprecher der Bundesregierung. Im Tagesschnitt gebe es aktuell 800.000 Impfungen. Spahn rief angesichts der Delta-Variante dazu auf, das Impfangebot wahrzunehmen.
„Es gibt verschiedene Gründe für diese Entwicklung“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP, Christdemokraten) Peter Liese. Zum einen gebe es sehr viel mehr Impfstoff als noch zu Beginn des Jahres. Das habe die Impfkampagne in Deutschland kräftig angeschoben.
„Ein Dank muss hier sicherlich auch an die vielen Ärzte, Pflegekräfte und das weitere medizinische Personal gehen, die nicht nur einen Löwenanteil der Covidpandemie stemmen mussten, sondern auch so engagiert beim Impfen helfen.“
Liese führt die Stagnation in den USA auf die Impfskepsis in weiten Teilen der Bevölkerung zurück. Man müsse zwar neidlos anerkennen, dass die USA mit ihrer Barda-Agentur sehr viel schneller in Impfstoffproduktion und -beschaffung investieren konnten, letztlich zeige sich aber, dass eine große Menge an Impfstoff noch keine erhöhte Menge an Geimpften bedeute.
Um unentschiedene Menschen zu überzeugen, sich impfen zu lassen, komme es jetzt auf sachliche Argumente an. „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Verfahren einer bedingten Zulassung, das mehr Sicherheit und unter anderem die Haftung der Firmen vorsieht, am Ende zum Vorteil der EU wird“, so Liese.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125181/Deutschland-holt-USA-bei-Corona-Erstimpfungen-ein
DEUTSCHLAND: COVID-19: Vergleichsstudie deckt lange Fehlzeiten von Beschäftigten nach Krankenhausbehandlung auf – Durchschnittliche Fehlzeit rund 2 Monate im Vergleich zu 15 Tagen bei „Normal-Kranken“ – Fehlzeit nach stationörer Behandlung infolge Covid-19: 46 Tage, aber längere Nachbehandlungszeit nötig – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Arbeitnehmer, die wegen einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt worden sind, haben neun Monate später im Durchschnitt mehr als zwei Monate an ihrem Arbeitsplatz gefehlt. Das zeigt eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis der Krankmeldungen der 14,7 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen.
Die etwa 2.600 AOK-versicherten Arbeitnehmer, die in die Langzeitauswertung einbezogen wurden, hatten innerhalb der betrachteten neun Monate seit der Krankenhausbehandlung wegen COVID-19 durchschnittlich exakt 61,4 krankheitsbedingte Fehltage – und damit viermal so viele wie der Durchschnitt der Erwerbstätigen mit 15 Fehltagen.
In einem sechsmonatigen Zeitraum fehlten die AOK-versicherten Erwerbstätigen mit stationärer Behandlung wegen COVID-19 45,9 Tage krankheitsbedingt im Betrieb – und damit ebenfalls mehr als viermal so lange wie der Durchschnitt aller Beschäftigten (10,1 Tage). Wenn drei Monate nachbeobachtet werden, zeigt sich ein ähnliches Ergebnis (31,0 versus 5,1 Fehltage).
Ursache für die Fehlzeiten bei den Erwerbstätigen, die zuvor wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden, waren dem WIdO zufolge vor allem Atemwegserkrankungen. Innerhalb des neunmonatigen Beobachtungszeitraums entfallen im Durchschnitt 27,1 Fehltage auf diese Diagnosegruppe.
In der Vergleichsgruppe der AOK-versicherten Beschäftigten mit mindestens einer Krankschreibung in diesem Zeitraum sind es nach Angleichung der Alters- und Geschlechtsunterschiede zwischen den Gruppen lediglich 5,0 Fehltage.
Weitere relevante Diagnosegruppen sind infektiöse und parasitäre Krankheiten (9,6 Fehltage), Herz- und Kreislauferkrankungen (9,5 Fehltage), psychische Erkrankungen (7,7 Fehltage), Erkrankungen des Nervensystems (6,8 Fehltage), Stoffwechselerkrankungen (5,6 Fehltage) und Erkrankungen des Verdauungssystems (3,3 Fehltage). „Bei allen genannten Diagnosegruppen liegen die Fehlzeiten deutlich über dem Vergleichswert aller Beschäftigten mit mindestens einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“, schreibt das AOK-Institut.
„Die Ergebnisse zeigen, dass eine schwere COVID-19-Erkrankung auch mittel- und längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten haben kann und dass diese Beschäftigten auch im weiteren zeitlichen Verlauf noch überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz fehlen“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante gelte es, weiterhin vorsichtig zu bleiben und die Gesundheit der Beschäftigten durch entsprechende Maßnahmen in den Betrieben zu schützen.
Wie das WIdO weiter mitteilte erhielten von den 14,7 Millionen AOK-versicherten Beschäftigten im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 mehr als 241.000 Beschäftige (1,6 Prozent) eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aufgrund eines dokumentierten Nachweises des SARS-CoV-2-Virus (ICD-10 GM: U07.1!).
Knapp 21.000 (8,7 Prozent) dieser Beschäftigten, die vom Arzt wegen einer Infektion krankgeschrieben wurden, mussten wegen eines besonders schweren Verlaufs der Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125187/COVID-19-Lange-Fehlzeiten-von-Beschaeftigten-nach-Krankenhausbehandlung
DEUTSCHLAND: Langes Leiden an COVID: Steigende Rehazahlen in den nächsten Monaten erwartet – Häufige Beschwerden: Belastungsatemnot, Fatigue, eingeschränkte Belastbarkeit, muskuläre Schwäche, Angststörungen, Depression, chronische Nierenerkrankungen und Brustschmerz – Long-Covid-Diagnose nicht einfach: Quantitative Entwicklung von Long-Covid noch nicht einschätzbar – Long-Covid auch nach leichten Covid-19-Erkrankungen ziemlich häufig – Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Folgen – Deutsches Ärzteblatt, 30.6.2021
Tausende Patienten in Deutschland leiden nach einer COVID-19-Erkrankung an Langzeitfolgen. Allein bei der zweitgrößten deutschen Krankenkasse, der Barmer, waren zwischen November 2020 und März 2021 mehr als 2.900 Versicherte von einem Post-COVID-Syndrom betroffen, wie eine Auswertung von Versichertendaten der Kasse zeigt. Die Deutsche Rentenversicherung erwartet eine steigende Zahl an Rehafällen wegen Post- oder Long-COVID.
„Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Monaten eine deutliche Steigerung sehen werden“, sagte Susanne Weinbrenner vom Geschäftsbereich Prävention der Rentenversicherung vor Journalisten in Berlin.
Zu den häufigsten Langzeitfolgen bei den Patienten in Rehaeinrichtungen der Rentenversicherung zählen demnach Belastungsatemnot, Fatigue, eingeschränkte Belastbarkeit, muskuläre Schwäche, Angststörungen, Depression, chronische Nierenerkrankungen und Brustschmerz. Die zahlenmäßige Bedeutung von Long-COVID sei derzeit aber noch schwer einzuschätzen.
Der ärztlicher Direktor am Rehazentrum Seehof in Teltow und Leiter der Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation der Charité Berlin, Volker Köllner, sagte, wahrscheinlich führe COVID-19 häufiger zu länger anhaltenden Folgesymptomen als andere Infektionen. Rund jeder vierte beatmete Patient sei psychisch stark belastet.
Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer, geht davon aus, dass vielen Betroffenen wegen der uneinheitlichen Symptome nicht bewusst sei, dass sie unter Long-COVID leiden. Nicht immer sei leicht erkennbar, wann die akute Virusinfektion aufhöre und die Langzeitfolgen anfingen. Erst seit Januar 2021 könne Post-COVID auch als Erkrankung offiziell im Abrechnungssystem der Ärzte codiert werden.
Von den Barmer-Versicherten, die von Januar bis März 2021 zunächst wegen Corona krankgeschrieben waren, waren mindestens 6,3 Prozent anschließend wegen Post-COVID arbeitsunfähig. Post-COVID-Syndrome treten der Barmer-Erhebung zufolge bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Sie seien zudem stark altersabhängig. So entwickelten Frauen ab 60 Jahren nach leichten Verläufen etwa sechsmal häufiger Post-COVID-Syndrome als Männer unter 40 Jahren.
Post- oder Long-COVID kommt diesen Daten zufolge auch nach leichtem Infektionsverlauf recht häufig vor. So seien 47 Prozent der wegen Post-COVID Krankgeschriebenen zuvor nicht wegen einer COVID-19-Infektion arbeitsunfähig gewesen. In diesen Fällen habe zuvor vermutlich eine asymptomatische Erkrankung vorgelegen.
Der Psychosomatikexperte Köllner erwartet wegen der hohen Zahl an Coronainfizierten nun auch einen „relevanten Bedarf“ nach Rehabilitation für Long-COVID-Patienten. Betroffene mit Organschäden bräuchten eine Reha im jeweiligen somatischen Fachgebiet.
Besonderes Augenmerk legte der Arzt aber auf die Betroffenen ohne wesentliche Organschäden: Angst, Depression und dysfunktionale Verhaltensmuster etwa bei der Atmung spielten hier eine besondere Rolle – und müssten entsprechend behandelt werden. Geeignet seien etwa bei anderen Krankheiten bereits bewährte Patientenschulungen, Bewegungstherapie und psychotherapeutische Angebote.
Die Mehrheit der leicht betroffenen Patienten erhole sich aber innerhalb von rund drei Monaten ohne gravierende Folgen. Köllner taxierte deren Anteil auf rund 90 Prozent.
Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin, bezeichnete die Zahlen der Barmer heute als „erschreckend“. Die Passivität der Bundesregierung bei dem Thema sei „völlig unverständlich“. Erst ganz allmählich würden Forschungsgelder bereitgestellt und Arbeitsgruppen gebildet, monierte Klein-Schmeink.
„Wie bei so vielen Themen in dieser Pandemie handelt die Bundesregierung zu spät, zu zögerlich und zu wenig vorausschauend“, sagte sie. Eine Kleine Anfrage der Grünen habe gezeigt, dass sich die Regierung noch vor wenigen Wochen überhaupt nicht mit den Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung beschäftigt habe.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125156/Langes-Leiden-an-COVID-Steigende-Rehazahlen-erwartet
ÖSTERREICH: Vergleichsstudie vor und nach dem Lockdown: Kaum Erleichterung für Frauen und Körperpflegeminus – Änderungen für Männer: Erwerbsarbeitszeit und Mobilität vermindert, etwas mehr Zeitaufwand für Hausarbeit und Schlaf – Situation für Frauen zwar annähernd gleichgeblieben, aber geringes Schlafdefizit – Vor allem Familien mit Kindern betroffen: Multitasking im Lockdown regulär – Körperpflege kleingeschrieben – Science-APA, 30.6.2021
Der erste Lockdown hat neben bekannten Effekten, wie dem starken Rückgang bei der Mobilität, u.a. auch die Zeit reduziert, die Herr und Frau Österreicher zur Körperpflege aufwendeten. Das ist ein Ergebnis einer für Österreich repräsentativen Studie von Wiener Forschern. Während sich etwa für Männer die Erwerbsarbeitszeit reduzierte und die Freizeit verlängerte, brachte die ungewohnte Situation für Frauen im Schnitt jedoch kaum Erleichterungen, zeigen die Daten.
Ein Forschungsteam vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien untersucht immer wieder das Mobilitätsverhalten, die Zeitnutzung und die Konsumausgaben der Bevölkerung. Derartige Erhebungen wurden auch im Herbst 2019 bis zum Frühjahr 2020 und dann vor allem während des ersten Lockdowns in Kombination mit der Konsumerhebung der Statistik Austria durchgeführt. Mit an Bord waren auch Experten der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, des Fonds Gesundes Österreich und der Austrian Energy Agency, heißt es in einer Aussendung der Boku. An den Befragungswellen des sogenannten „Mobility-Activity-Expenditure Diary“ (MAED) nahmen insgesamt 908 repräsentativ ausgewählte Österreicher teil, wie die Forscher auf der Projektwebsite darlegen.
„Es gibt vermutlich weltweit keine derart umfassende Vergleichsstudie, weil niemand mit dieser Krise gerechnet hat und die vielen Studien, die dann folgten, die Vorher-Situation nicht haben. Wegen der Einmaligkeit dieser Daten, werden die Ergebnisse dieses Mal nicht nur in wissenschaftlichen Journalen publiziert, sondern auch auf einer allgemein zugänglichen Website“, so Projektleiter Reinhard Hössinger.
*** Unterschiede von Hausarbeit bis Schlafzeit ***
Die bereits in zahlreichen Erhebungen gefundenen Unterschiede zwischen Frau und Mann im Lockdown fanden sich auch hier: So reduzierte sich die für die Erwerbsarbeit aufgewendete Zeit bei Männern um fast eine Stunde täglich im Durchschnitt, bei Frauen lag die Reduktion nur bei wenigen Minuten. Zwar wendeten Männer im ersten Lockdown um rund eine halbe Stunde täglich mehr Zeit für Hausarbeit auf, blieben aber trotzdem deutlich hinter der Hausarbeitszeit von Frauen zurück. Männer konnten sich laut den Angaben auch über einen etwas größeren Freizeitzuwachs freuen als Frauen. Im Schnitt kamen Männer auch auf ein Schlaf-Plus von 20 Minuten, während Frauen etwas an Schlafenszeit einbüßten.
Der vielfach dokumentierte und mit den Eindämmungsmaßnahmen angestrebte Mobilitätsrückgang wirkte sich insgesamt am stärksten aus: „In unseren Daten ist die Mobilitätsnachfrage um 36 Prozent eingebrochen, aber die einzelnen Verkehrsmittel waren sehr unterschiedlich betroffen. Der öffentliche Verkehr hat über 60 Prozent verloren“, so Hössinger.
*** Zunahme an Sekundäraktivitäten ***
Auch dokumentiert wurde die Zunahme an sogenannten „Sekundäraktivitäten“ – also Dinge, die während der Erledigung einer Haupttätigkeit noch zusätzlich nach Aufmerksamkeit schreien. Ein Lied davon singen können etwa Menschen, die das erzwungene Homeoffice mit von Kindergarten- oder Schulschließungen betroffenen Kindern verbrachten. Allerdings sei auch die zunehmende Computerarbeit ein Antreiber des Trends zum Multitasking.
Ein für die Wissenschafter überraschender Effekt war „der starke Rückgang in der Zeit für persönliche Tätigkeiten, womit hauptsächlich die Körperpflege gemeint ist. Dafür wurden nach dem Lockdown im Schnitt um 25 Minuten weniger pro Tag aufgewendet“, sagte der Projektleiter. Das hänge mit den Mobilitätsrückgang zusammen: „In dem Ausmaß, in dem Leute seltener aus dem Haus gegangen sind, haben sie auch die Körperpflege nicht mehr so genau genommen.“
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/13134281342055870098
SIEHE DAZU
=> Studie: Website mit Studienergebnissen
QUELLE: http://ive.boku.ac.at/covid/
29.6.2021, Dienstag
MEDIZIN: Experten-Warnung: Zweite Impfung nicht unnötig verschieben – Science-APA, 29.6.2021
In Europa werden durchschnittlich 40 Menschen pro Sekunde gegen Corona geimpft. Die EU könne damit ihr Ziel, bis Ende Juli 70 Prozent der Erwachsenen die Impfung anzubieten, gut erfüllen, sagte Wolfgang Bogensberger, stv. Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, bei einer Online-PK zur Covid-19-Immunisierungskampagne. Karl Zwiauer vom Nationalen Impfgremium (NIG) warnte davor, die zweite Teilimpfung auszulassen oder auch nur unnötig zu verschieben.
Die jetzt grassierende Delta-Variante sei um 60 Prozent ansteckender. Zwiauer verglich die Ausbreitungsgeschwindigkeit mit jener der Beta-Variante: Delta habe sich binnen 30 Tagen so stark verbreitet wie Beta in fünf Monaten. Nach der ersten Teilimpfung betrage der Schutz dagegen Studien zufolge nur etwa 30 Prozent. Deswegen sei es unerlässlich, die Impfserie vollständig zu absolvieren. „Alle, die nicht oder nur einfach geimpft sind, werden sich mit der Delta-Variante anstecken.“ Ein Verschieben der zweiten Teilimpfung über den empfohlenen Abstand hinaus, etwa wegen Urlaubs, sieht er deswegen als Risiko.
*** Kürzere Impfabstände empfohlen ***
Das NIG empfiehlt wegen der neuen Virus-Variante wieder kürzere Abstände zwischen erstem und zweitem Stich, nämlich drei bzw. vier Wochen bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna sowie vier bis sechs Wochen beim Vektorimpfstoff von AstraZeneca, bei Johnson & Johnson ist nur eine einmalige Gabe nötig. Kreuzimpfungen mit verschiedenen Vakzinen sind derzeit nicht vorgesehen.
Die Einbeziehung sehr junger Kinder werde noch dauern, meinte Zwiauer. Er erwartet um die Jahreswende Studienergebnisse für die Gruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen. In Österreich werden seit kurzem die Zwölf- bis 15-Jährigen geimpft, mit der gleichen Dosis wie Erwachsene. Für Jüngere hingegen müssten die Studien erst einmal mit der Dosisfindung beginnen, man habe es in diesem Alter mit einem sehr unerfahrenen, aber stark reaktiven Immunsystem zu tun und würde bei gleicher Dosis eine höhere Immunantwort und wohl auch mehr Impfreaktionen verursachen, als nötig sei. Generell sei die Risiko-Nutzen-Abwägung auch für Junge, trotz eines vermuteten Zusammenhangs von Myokarditis (Herzmuskelentzündungen) vor allem bei Burschen, „eindeutig alternativlos zugunsten der Impfung“.
*** Auch Junge können sich infizieren ***
Zur Krankheitslast für Junge zeigte Zwiauer auf, in der dritten Corona-Welle hätten jede Woche ein bis vier Kinder in Österreich intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Insgesamt wurden von Februar 2020 bis Ende März dieses Jahres 838 Kinder und Jugendliche mit einer SARS-CoV-2-Infektion stationär aufgenommen, 54 Prozent mit Hauptdiagnose Covid. Neun Prozent (75 Personen) brauchten Intensivpflege. Von Februar 2020 bis Ende Jänner 2021 traten 51 Fälle eines Hyperinflammationssyndroms (PIMS, MIS-C) auf, das ist ein Fall auf 1.000 Corona-Infektionen bei Kindern. 20 dieser Patientinnen und Patienten mussten ebenfalls auf Intensivstationen versorgt werden.
Seit Impfbeginn Ende Dezember 2020 bis 11. Juni wurden laut Barbara Tucek, Leiterin der Abteilung Klinische Begutachtung Sicherheit & Wirksamkeit der AGES, bei 6.171.865 verabreichten Impfungen in Österreich 27.829 vermutete Nebenwirkungen gemeldet. Beim Großteil habe es sich um erwartbare Symptome – die üblichen Impfreaktionen – gehandelt. Die meisten traten mit einer Melderate von 15,79 pro 1.000 Impfungen bei Astra-Zeneca auf, was die Expertin u.a. mit der anfänglichen Verabreichung primär an Jüngere, die eher stärker reagieren, in Verbindung brachte. Die niedrigste Rate – 1,87 pro 1.000 Impfungen – wurde bei Biontech-Pfizer registriert.
In zeitlicher Nähe zur Impfung wurden 124 allergische Reaktionen verzeichnet, 422 allergische Hautreaktionen sowie 73 Fazialsparesen bzw. Empfindungsstörungen, also Gesichtslähmungen. Die Zahl „widerspiegelt das, was sonst auch passiert“, betonte Tucek, also das Vorkommen solcher Beschwerden in der Bevölkerung auch ohne Impfung. Als schwere vermutete Nebenwirkungen gelten zwölf Fälle von VITT (Vakzin-induzierte thrombotische Thrombozytopenie oder TTS (Thrombose mit Thrombozytopenie-Syndrom), sehr seltene, aber schwere Gerinnungsstörungen, die in zeitlichem Zusammenhang zur AZ-Impfung stehen dürften. Weiters traten 18 Fälle einer Herzmuskelentzündung auf – zwölf nach Biontech/Pfizer, sechs nach AstraZeneca. Eine 81-Jährige sei danach an einem Multiorganversagen verstorben, acht Patientinnen und Patienten genesen und neun Fälle seien noch in Abklärung.
*** Frage nach Booster-Impfstoff noch ungeklärt ***
Die Frage, ob in nächster Zeit ein Booster- oder angepasster Variantenimpfstoff notwendig sein wird, lasse sich noch nicht beantworten, so die Experten. Entsprechend der Richtlinien der Europäischen Gesundheitsbehörde EMA seien jedenfalls dafür keine großen Wirksamkeitsstudien mehr erforderlich, was Tempo bei allenfalls nötigen Anpassungen verspreche, so Tucek.
Ungelöst ist ein Problem, das zur Reisezeit viele Covid-Genesene betrifft: Laut Zwiauer ist aus medizinischer Sicht für diese Gruppe eine einzelne Impfung eigentlich ausreichend. Für den internationalen grünen Pass seien jedoch oft zwei Teilimpfungen vorgeschrieben. Aus immunologischer Sicht spreche aber auch nichts gegen den zweiten Stich für Genesene.
Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), warnte vor dem „Impfdilemma“: Impfungen würden häufig „Opfer ihres eigenen Erfolgs“, bei sinkenden Fallzahlen sinke dann auch die Impfbereitschaft. „Diese Situation müssen wir bei Covid-19 unbedingt vermeiden.“ Mehr als 2,5 Milliarden Corona-Impfdosen seien weltweit verimpft worden, in Österreich allein über sieben Millionen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/15508680885138021248
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Verlängerung der Intervalle und 3. Dosis verstärken Immunität (und Schutz vor Varianten) – Unklar, ob eine 3. Dosis überhaupt nötig ist – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Ein längeres Intervall zwischen den beiden Dosierungen des Astrazeneca-Impfstoffs Vaxzevria scheint die Immunität nach der 2. Dosis nicht zu beeinträchtigen, sondern eher zu verstärken. Nach den in den Preprints with The Lancet (Abstract 3873839) vorgestellten Ergebnissen könnte eine 3. Dosis den Impfschutz auch gegen die neuen Varianten weiter verbessern.
Der Impfstoffmangel hat viele Länder bewogen, die 2. Dosis der Impfung gegen COVID-19 hinauszuschieben, um möglichst schnell möglichst vielen Menschen eine Grundimmunisierung zu ermöglichen, die bereits vor schweren Verläufen von COVID-19 schützt.
Die zulassungsrelevanten Studien zu Vaxzevria ermöglichen es, die Auswirkungen der Intervalle zu untersuchen. Dies hängt damit zusammen, dass in den Studien zunächst keine 2. Dosis geplant war. Erst als sich in anderen Studien herausstellte, dass eine 2. Dosis die Immunität steigert, wurde das Protokoll geändert. Zu diesem Zeitpunkt lag die 1. Impfdosis bei einigen Patienten jedoch bereits länger zurück. Bis zur 2. Dosis vergingen bis zu 45 Wochen.
In dieser Zeit ist es zwar zu einem allmählichen Rückgang der Antikörpertiter gekommen. Sie waren, wie die jetzt von Teresa Lambe und Amy Flaxman von der Universität Oxford vorgestellten Daten zu 321 Teilnehmern zeigen, jedoch auch noch 320 Tage nach der 1. Impfdosis in einer Konzentration nachweisbar, die einen gewissen Impfschutz erwarten lässt. Auch eine zelluläre Immunität, die zuletzt am Tag 182 nach der 1. Dosis untersucht wurde, war noch nachweisbar.
Nach der 2. Dosis kam es dann bei allen Geimpften zu einem Anstieg der Antikörpertiter. Dieser Booster fiel interessanterweise bei den Personen, die die 2. Dosis am spätesten erhalten hatten, am stärksten aus, was Impfexperten nicht überrascht. Auch bei anderen Impfstoffen, etwa gegen humane Papillonaviren, sei ein stärkerer Booster nach der 2. Dosis beobachtet worden, meinte Peter English von der Plattform „Vaccines Today“ gegenüber dem Science Media Centre in London.
Auch der Impfschutz gegen die Varianten wird nach den Daten von Lambe und Flaxman nicht gefährdet. Die IgG-Titer aller 4 getesteten Varianten (Wildtyp D614G, Alpha, Beta und Delta) lagen nach der verzö
gerten 2. Dosis höher. Das einzige Risiko einer verzögerten 2. Dosis bleibt, dass Personen, die sich vor der 2. Dosis mit SARS-CoV-2 infizieren, ein erhöhtes Risiko haben, an COVID-19 zu erkranken, auch wenn der Verlauf deutlich milder sein dürfte als bei einem völligen Verzicht auf die Impfung.
Die Virusvarianten, die sich mittlerweile ausgebreitet haben, werfen die Frage auf, ob eine 3. Impfdosis den Schutz weiter verstärken könnte. Insgesamt 90 Studienteilnehmer haben zwischen dem 11. und 21. März eine 3. Dosis Vaxzevria erhalten. Die 1. Untersuchungen zeigen jetzt, dass die Antikörpertiter deutlich ansteigen. Die T-Zell-Antwort und die Immunantwort gegen die Varianten Alpha, Beta und Delta wurden ebenfalls verstärkt.
Die Nachbeobachtungszeit ist jedoch bisher auf 28 Tage begrenzt und die Zahl der Teilnehmer ist gering. Es fehlt zudem eine randomisierte Vergleichsgruppe. Ob eine 3. Dosis notwendig wird, ist nach Ansicht von Lambe noch offen. Falls sie erfolgt, könne jedoch mit einer guten Immunität gerechnet werden.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125117/SARS-CoV-2-Verlaengerung-der-Intervalle-und-3-Dosis-verstaerken-Immunitaet-(und-Schutz-vor-Varianten)
MEDIZIN: SARS-CoV-2: Wechsel des Impfstoffs und Verlängerung des Impfintervalls kann Immunität verbessern – Zulassungsstudien ließen außen vor: Impfstoffmangel erzwang heterologe Impfung – Keine glänzenden Noten für Vaxveria – Aussagekraft der Labortests noch unklar – Alpha- und Deltavariante: heterologer Impf-Schutz vor Hospitalisierung hoch – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Erwachsene, die nach dem Astrazeneca-Impfstoff Vaxzevria als 2. Dosis die Biontech/Pfizer-Vakzine Comirnaty erhielten, erzielten in einer randomisierten Studie eine deutlich bessere Antikörperantwort als nach einer erneuten Impfung mit Vaxzevria. Auch die T-Zell-Antwort fiel nach den in Preprints with The Lancet (2021; DOI: 10.2139/ssrn.3874014 ) veröffentlichten Ergebnissen besser aus.
Der Impfstoffmangel und die geänderten Empfehlungen der Impfkommissionen haben für viele Menschen eine heterologe Impfung zur Folge. In Deutschland müssen viele Menschen unter 60 Jahren, die als 1. Dosis Vaxzevria erhalten haben, bei der 2. Dosis auf einen mRNA-Impfstoff wechseln (um vor der seltenen aber schweren Komplikation VITT bewahrt zu werden).
Die Wirksamkeit einer heterologen Impfung wurde in den Zulassungsstudien nicht untersucht, so dass derzeit streng genommen eine Evidenzlücke besteht. Die britische „Com-COV Study“ sammelt derzeit Daten zum Einfluss des Wechsels auf die Immunogenität. An 8 britischen Zentren wurden 830 Erwachsene über 50 Jahre auf die 4 möglichen Kombinationen von Vaxzevria und Comirnaty randomisiert.
Für 463 Teilnehmer, die die beiden Impfungen im Abstand von 4 Wochen erhielten, liegen jetzt erste Daten zur Immunität vor: Wie das Team um Matthew Snape von der Universität Oxford berichtet, ist die geometrische Mittelkonzentration der IgG-Antikörper bei den Teilnehmern, die 2 Mal mit Comirnaty geimpft wurden, 28 Tage nach der 2. Dosis auf 14.080 ELU/ml angestiegen. Die 2-malige Impfung mit Vaxzevria erreichte dagegen nur 1.392 ELU/ml, es wurden also 10-fach weniger Antikörper gebildet.
Die Teilnehmer, die von Vaxzevria auf Comirnaty wechselten, erreichten dagegen 12.906 ELU/ml. Das ist 9,2-fach mehr als nach einer homologen Impfung mit Vaxzevria und ein sicheres Zeichen, dass der Wechsel, zu dem viele Menschen unter 60 Jahren in Deutschland gezwungen werden, sicherlich keine Nachteile auf die Immunität hat. Die Impfstoffwirkung könnte sogar deutlich besser sein.
Die Gruppe, die von Comirnaty auf Vaxzevria wechselte, erreichte eine Antikörperkonzentration von 7.133 ELU/ml, was etwa der Halbierung des Antikörpertiters gegenüber einer homologen Impfung mit Comirnaty entspricht. Der Unterschied war nach den Berechnungen von Snape jedoch statistisch nicht signifikant
Auch in einem Test zur T-Zell-Wirkung schnitt die homologe Impfung mit Vaxzevria am schlechtesten ab. In einem ELISPOT, der die Zahl der zytokinfreisetzenden (weil durch die Impfung aktivierten) T-Zellen misst, erreichte die doppelte Impfung mit Vaxzevria nur einen Wert von 50 „Spot forming cells“ (SFC) auf 1 Million mononukleäre Zellen im peripheren Blut. Leukozyten.
Beim Wechsel auf Comirnaty stieg der Wert auf 185 SFC/Mio. Leukozyten und war damit sogar noch besser als nach einer homologen Impfung mit Comirnaty oder ein Wechsel von Comirnaty auf Vaxzevria (99 SFC/Mio. Leukozyten).
Wie aussagekräftig die Laborergebnisse sind, ist unklar. Snape weist darauf hin, dass die homologe Impfung mit Vaxzevria in den Zulassungsstudien eine Impfstoffwirksamkeit von 76 % gegen symptomatische Erkrankungen und von 100 % gegen schwere Erkrankungen erzielt hat.
Bei einer Verlängerung des Impfstoffintervalls auf 8 bis 12 Wochen stieg die Impfstoffwirksamkeit weiter an. Sie erreicht nach derzeitigem Kenntnisstand auch gegen die Alpha- und Delta-Variante eine Schutzwirkung vor einer Hospitalisierung von 86 % und 92 %.
Es ist deshalb möglich, dass der schwächere Anstieg der Antikörper und die schlechteren Ergebnisse im T-Zell-Test sich nicht auf die Schutzwirkung auswirken. Andererseits dürften sie jedoch das Vertrauen in die heterologe Impfstrategie erhöhen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125153/SARS-CoV-2-Wechsel-des-Impfstoffs-kann-Immunitaet-verbessern
MEDIZIN: Klaus Taschwer: Immungedächtnis: mRNA-Impfungen dürften sehr langen Schutz bieten ähnlich wie durch Infektionen – Zwei Studien eines US-Forscherteams legen nahe, dass Infektionen mit Sars-CoV-2, aber auch mRNA-Impfstoffe die zelluläre Immunität nachhaltig aktivieren – Der Standard, 29.6.2021
Die Delta-Variante ist gerade dabei, uns ein wenig den Sommer zu vermiesen, und spätestens im Herbst drohen wieder höhere Infektionszahlen. Doch es gibt auch gute Nachrichten – vor allem für diejenigen, die eine Infektion überstanden und/oder einen mRNA-Impfstoff erhalten haben: Sie werden wahrscheinlich für den größten Teil ihres Lebens Antikörper gegen das Virus bilden.
Mögen zwar die Antikörper im Laufe der Zeit schwinden, so gibt es auch noch die sogenannte zelluläre und humorale Immunität: Damit ist das Immungedächtnis angesprochen, zu dem vor allem die T-Zellen und die B-Zellen gehören, Hauptbestandteile unseres Immungedächtnisses.
Stabiler als Antikörper
Zwei Studien eines Teams um den US-Immunologen Ali Ellebedy (Washington University in St. Louis, Missouri) legen nun nahe, dass zwar nach Infektionen wie auch nach mRNA-Impfungen die Zahlen der Sars-CoV-2-Antikörper relativ bald absinken. Sehr viel stabiler dürften aber die Gedächtniszellen sein, die in beiden Fällen auch noch Monate nach der Impfung oder der Infektion Antikörper bilden.
Die erste Untersuchung Ellebedys erschien bereits Ende Mai im Fachblatt „Nature“ und verfolgte die Immunantworten von 77 Personen, die sich von meist leichten Fällen von Covid-19 erholt hatten. Hier zeigte sich, dass sogenannte Plasmazellen des Knochenmarks (BMPCs), die sich im Knochenmark verstecken, nach einer CoV-Infektion womöglich jahrzehntelang Antikörper produzieren könnten.
mRNA-Impfungen leisten Ähnliches
Bereits unmittelbar nach dieser Untersuchung vermuteten Ellebedy und andere Forscher, dass diese erfreuliche Reaktion des Immungedächtnisses auch für mRNA-Impfungen gelten könnte. Genau das scheint eine ebenfalls im Fachblatt „Nature“ publizierte Untersuchung zu bestätigen, die am Montag erschien. Der aus Ägypten stammende Wissenschafter hat mit seinen Kolleginnen und Kollegen diesmal über vier Monate antigenspezifische B-Zell-Antworten im peripheren Blut und in den Lymphknoten von 14 Personen untersucht, die zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatten, also von Comirnaty.
Die Forschenden konzentrierten sich bei ihren Analysen auf das sogenannte Keimzentrum in den Lymphknoten. Diese Struktur ist eine Art „Eliteschule“ für B-Zellen. Je länger die B-Zellen üben können, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie in der Lage sind, auch auftauchende Varianten des Virus abzuwehren.
Ellebedy und Kollegen fanden heraus, dass 15 Wochen nach der ersten Impfdosis das Keimzentrum bei allen 14 Teilnehmern immer noch hoch aktiv war und dass die Anzahl der Gedächtniszellen, die das Coronavirus erkannten, nicht abgenommen hatte. Normalerweise ist nach Impfungen oder Infektionen von diesen Keimzentren nach vier bis sechs Wochen nicht mehr viel übrig.
Lebenslange Immunität?
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mRNA-Geimpfte langfristig zumindest vor schweren Covid-19-Erkrankungen geschützt sein könnten – auch nach Infektionen mit den bis jetzt bekannten vorhandenen Varianten. Menschen mit einem wegen Alters oder Medikamenten geschwächten Immunsystem werden aber vermutlich Auffrischungsimpfungen benötigen. Unklar ist, ob auch Vektorimpfstoffe Ähnliches leisten können.
Ob die Immunität tatsächlich ein Leben lang anhält, lässt sich indes noch schwer sagen. Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr sich das Virus noch verändert. Womit wir wieder bei der Delta-Variante und anderen unangenehmen Mutanten wären.
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000127794034/mrna-impfungen-duerften-sehr-langen-schutz-bieten-aehnlich-wie-infektionen
SIEHE DAZU:
=> Nature: „SARS-CoV-2 infection induces long-lived bone marrow plasma cells in humans“
QUELLEN:
https://www.nature.com/articles/s41586-021-03647-4
(15-Seiten-PDF): https://www.nature.com/articles/s41586-021-03647-4.pdf
=> Nature: „SARS-CoV-2 mRNA vaccines induce persistent human germinal centre responses“
QUELLEN:
https://www.nature.com/articles/s41586-021-03738-2
(25-Seiten-PDF): https://www.nature.com/articles/s41586-021-03738-2_reference.pdf
MEDIZIN: Krankheitslast einer Sepsis lässt sich mindern: Konsequenzen aus der Coronapandemie für die Sepsisbekämpfung – Überschießende Immunantwort als Ansatz wirkungsvoller Therapie – Long-Covid: auch Sepsis-Überlebende leiden an Spätfolgen – 75.000 Sepsis-Tote jährlich in Deutschland: Sepsis-Stiftung fordert Nationalen Sepsisplan – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Internationale Fachgesellschaften rufen dazu auf, die Lehren aus der Pandemie auch für den Kampf gegen Sepsis zu nutzen.
„Die Maßnahmen, die im Rahmen der COVID-19-Pandemie ergriffen wurden, könnten auch die globale Krankheitslast durch Sepsis verringern“, schreiben die Global Sepsis Alliance (GSA), die European Society for Intensive Care Medicine (ESICM) und die Society for Critical Care Medicine (SCCM) in der Fachzeitschrift Intensive Care Medicine (2021; DOI: 10.1007/s00134-021-06409-y) . Die deutsche Sepsis-Stiftung unterstützt diesen Aufruf.
„Das gemeinsame Kennzeichen einer Sepsis ist, dass eine überschießende Immunantwort des Körpers auf eine Infektion die eigenen Organe schädigt“, erläutert der Initiator dieses Aufrufs, Konrad Reinhart, Vorstandsvorsitzender der Sepsis-Stiftung und Senior Professor an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Dies könne zu einer schweren Funktionsstörung der Lunge, der Niere, des Herz-Kreislaufsystems oder des Gerinnungssystems führen.
Rund 85 % der Menschen, die einen schweren COVID-19-Verlauf erleiden, zeigen laut den Fachgesellschaften die typischen Zeichen einer Sepsis. „Das Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe ist die Hauptursache für die hohen Sterberaten bei COVID-19 und Sepsis durch andere Erreger“, so Reinhart.
Ermutigend ist laut den Autoren die Tatsache, dass in einer Reihe von Studien bei schwer an COVID-19 Erkrankten die medikamentöse Hemmung des Immunsystems zu einer Reduzierung der Sterblichkeit, der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und der Sepsisfolgen führte. In dem Aufruf fordern sie daher, die klinische Forschung auf diesem Gebiet auszubauen. Die innovativen Therapieansätze, die hier entwickelt wurden, könnten sich auch bei der Behandlung von schweren Infektionen und Sepsis aus anderen Ursachen als effektiv erweisen, hoffen sie.
In dem Statement machen die Autoren auch deutlich, dass Überlebende von COVID-19 sehr häufig und in ähnlicher Weise wie Patienten, die eine Sepsis überlebt haben, unter schwerwiegenden körperlichen, psychischen und kognitiven Langzeitfolgen leiden.
„Für diese Menschen fehlen derzeit interdisziplinäre und sektorenübergreifender Behandlungs- und Rehabilitations- sowie Forschungskonzepte, die für andere schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt gut etabliert sind“ so Reinhart.
In Deutschland sterben laut der Stiftung mindestens 75.000 Menschen jedes Jahr an einer Sepsis, bis zu 20.000 dieser Todesfälle gälten als vermeidbar. Die Sepsis-Stiftung fordert daher seit Jahren, das Thema weit oben auf die politische Agenda zu setzen und einen Nationalen Sepsisplan zu etablieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125140/Konsequenzen-aus-der-Coronapandemie-fuer-die-Sepsisbekaempfung
MEDIZIN – TECHNOLOGIE: Gesichtsmaske erkennt SARS-CoV-2 in Atemluft Infizierter – Stromquelle nicht nötig: Isotherme RNA-Amplifikation und Farbreaktion als zu Grunde liegende Methoden – Längere Testzeit, aber wahrscheinlich gleiche Genauigkeit wie PCR-Test – Patent liegt vor, Produzent gesucht – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
US-Forscher haben eine Gesichtsmaske entwickelt, die in etwa 90 Minuten erkennt, ob der Träger mit SARS-CoV-2 infiziert ist. Die in Nature Biotechnology (2021; DOI: 10.1038/s41587-021-00950-3 ) vorgestellte Technik könnte auch zum Nachweis anderer Erreger oder von Toxinen genutzt werden.
Die Gesichtsmaske, die Peter Nguyen und Luis Soenksen vom Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering in Cambridge/Massachusetts entworfen haben, unterscheidet sich äußerlich nur durch einen roten Knopf von einer herkömmlichen FFP2-Maske. Wird der Knopf gedrückt, öffnet sich auf der Innenseite ein Wasserreservoir, das eine 3-stufige chemische Reaktion startet.
Zunächst diffundieren die Viren, die in einer Sammelkammer aus der Atemluft des Maskenträgers gefiltert wurden, mit dem Wasser in eine 1. Reaktionskammer. Hier wird die Virushülle zerstört. Die aus dem Inneren des Virus freigesetzte RNA diffundiert in die 2. Kammer. Dort befindet sich ein Enzym, das Kopien von bestimmten Abschnitten der RNA herstellt.
Das Verfahren wird als isotherme RNA-Amplifikation bezeichnet, da anders als bei der PCR-Reaktion kein zyklischer Wechsel aus Erwärmung und Abkühlung notwendig ist (die bei einer Gesichtsmaske kaum zu realisieren wäre).
Die kopierten Genschnipsel gelangen mit dem Wasser in die 3. Kammer. Dort befindet sich ein CRISPR-Cas12-System, das die Forscher SHERLOCK nennen. Es wird durch die Schnipsel aktiviert und produziert dann einen Fluoreszenzfarbstoff. Dieser Fluoreszenzfarbstoff führt in einem „Lateral Flow Assay“ zu einer Farbreaktion, die anzeigt, ob sich im Vlies der Gesichtsmaske SARS-CoV-2 befinden.
Das Ergebnis der Reaktion liegt nach etwa 90 Minuten vor. Der Test ist damit langsamer als ein Antigentest. Da er allerdings die Virusgene nachweist, ist er vermutlich zuverlässiger. Im Prinzip könnte er die gleiche Genauigkeit wie ein PCR-Abstrich erzielen. Die Anwendung wäre angenehmer und das Ergebnis würde schneller vorliegen.
Damit der Test anschlägt, musst die Sammelzone der Maske laut Nguyen und Soenksen etwa 1 Million bis 10 Millionen Viren aus der Atemluft gefiltert haben, was bei einem Infizierten rasch der Fall ist, da dieser etwa 1.000 bis 100.000 Viren pro Minute ausatmet.
Die Vorteile des Tests bestehen darin, dass er keine Stromquelle benötigt, nach dem Öffnen des Wasserreservoirs von selbst abläuft und relativ schnell ein Ergebnis liefert. Die gesamte Testeinheit wiegt nur etwa 3 Gramm und würde deshalb den Tragekomfort der Maske nicht beeinträchtigen. Die Masken könnten trocken bei Raumtemperatur über Monate gelagert werden, sie wären deshalb überall einsatzbereit.
Der Test ist eine Weiterentwicklung eines papierbasierten Nachweistests für Ebola und Zikaviren. Er könnte neben Krankheitserregern auch Toxine, etwa Nervengifte, nachweisen. Dazu müssten lediglich die chemischen Reaktionen variiert werden.
Die Fluoreszenzreaktion könnte im Prinzip über einen Sensor gemessen und drahtlos an ein Mobiltelefon übertragen werden, das dem Nutzer dann eine Warnung übermittelt. Die Forscher haben die Technik patentieren lassen und suchen derzeit wohl nach einer Firma, die die Gesichtsmasken herstellt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125134/Gesichtsmaske-erkennt-SARS-CoV-2-in-der-Atemluft
SIEHE DAZU:
=> Lutz Steinbrück: Gesichtsmaske schlägt bei Corona Alarm – Hochspezialisierte Sensor-Technologie lässt sich auch in Kleidung nutzen, die Viren ausfindig macht – Pressetext, 29.6.2021
Eine neue Gesichtsmaske von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) http://mit.edu und der Harvard University http://harvard.edu erkennt eine COVID-19-Infektion. Details wurden im Fachjournal „Nature Biotechnology“ publiziert.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210629002
FORSCHUNG: Curevac rechnet sehr bald mit Ergebnissen der finalen Impfstoffstudie – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Der Vorstandsvorsitzende des Tübinger Impfstoffentwicklers Curevac, Franz-Werner Haas, rechnet sehr bald mit finalen Ergebnissen der zulassungsrelevanten Studienphase.
„Es wird nicht länger als eine Woche oder zehn Tage dauern. Wir rechnen kurzfristig mit den Ergebnissen“, sagte Haas gestern Abend in Tübingen bei einer Pressekonferenz mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz (beide CDU), der Wahlkreisabgeordneten für Tübingen-Hechingen.
Curevac hatte kürzlich bekanntgegeben, dass sein Coronaimpfstoffkandidat der ersten Generation nach einer vorläufigen Auswertung über eine Wirksamkeit von rund 47 Prozent verfügt. Damit wäre der Impfstoff deutlich weniger wirksam als andere Impfstoffe.
Die Mitteilung hatte für einen deutlichen Rückgang des Börsenkurses und Enttäuschung bei Politikern gesorgt. Karliczek sagte, man hätte sich gewünscht, dass die aktuellen Zwischenergebnisse besser ausgefallen wären. Es sei richtig, auf die mRNA-Technologie zu setzen, um die Souveränität in Europa zu erhalten im Vergleich zu China und den USA. Es gehe auch um strategische Investitionen im internationalen Wettbewerb.
Der Bund war im vergangenen Jahr über die Aufbaubank KfW mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen und hält laut KfW damit einen Anteil von 16 Prozent. Aus einem Sonderförderprogramm stehen Curevac rund 250 Millionen Euro zur Verfügung.
Haas zeigte sich weiter überzeugt davon, den Impfstoff zur Zulassung bringen zu können. „Wir planen auch heute noch mit einer Zulassung dieses Impfstoffs.“ Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in Amsterdam hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125129/Curevac-rechnet-sehr-bald-mit-Ergebnissen-der-finalen-Impfstoffstudie
GESELLSCHAFT – WISSENSCHAFT: Corona-Erklärer Krammer: Forscher müssen „ins kalte Wasser springen“ – Science-APA, 29.6.2021
Die „wahnsinnige Geschwindigkeit, mit der die Wissenschaft gearbeitet hat“, hat auch die Position von Forschern in der Covid-Krise deutlich verändert, sagte der Virologe Florian Krammer bei einer Online-Veranstaltung. Auch der umtriebige Corona-Kommunikator musste bei seinen vielen Medienauftritten „ins kalte Wasser springen“. Das war wichtig, um Fake-News und Co entgegenzuwirken. Für die Zukunft bräuchte es eine Art „interdisziplinären Pandemierat“, erklärten Forscher.
Wenn es etwa darum ging, im ORF-Radio Ö3 zur Sonntagvormittags-Primetime aufzutreten und dort auch über Privates zu plaudern, sei das für den an der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York tätigen Vakzinologen ein Schritt weit aus der Komfortzone gewesen. Das war aber kurz bevor die ersten Impfstoffe zugelassen wurden und viel Skepsis in der Bevölkerung herrschte. Daher war klar, dass er es tun müsse, sagte der Österreicher bei einem von der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Gesellschaft der Ärzte organisierten Symposium mit dem Titel „Was können die Wissenschaften in der Corona-Pandemie leisten?“ am späten Montagnachmittag. Es sei in der Pandemie schlichtweg mit zur Aufgabe von Forschern geworden, sich zu exponieren.
*** Kaum Wissen zum Beginn der Pandemie vorhanden ***
Verlegen, sich zu äußern, war er auch vor SARS-CoV-2 nicht, allerdings hatte er damals rund 2.000 Twitter-Follower, aktuell sind es rund 200.000. Vor allem in den USA mussten Forscher am Pandemiebeginn offensiv informieren, da dies die Politik nicht tat und den Behörden dies teils untersagte. Er habe immer versucht „viel unabhängige Info zu bieten“, die Sachlage unaufgeregt auf eine Weise zu schildern, die auch „meine Großeltern verstehen“. Man dürfe aber nicht vergessen, wie gering der Wissensstand eigentlich war. Mittlerweile gebe es in der Bevölkerung und in Medien erstaunlich viel Fachwissen.
Wichtig war für Krammer auch „nicht Wasser zu predigen und Wein zu trinken“. Er habe sich daher rasch im Zuge einer Studie impfen lassen und darüber gesprochen, um Menschen die Angst zu nehmen. Letztlich müsse man in der Krise auch wissenschaftliche Publikationen anders schreiben, denn sie werden plötzlich auch von Laien und Journalisten gelesen. Sei man hier missverständlich, könne das im schlimmsten Fall zu Paniken führen, so eine Erkenntnis.
*** Auf Augenhöhe begegnen ***
Letztlich habe sich aber auch gezeigt, dass viele Teile der Bevölkerung kaum Vertrauen zur Wissenschaft haben – in den USA und Europa. Man müsse auf diese Menschen „auf Augenhöhe“ zugehen und Zweifel und Fragen ernst nehmen. Mit richtigen Covid-19-Leugnern habe er aber leider „nie eine gute Diskussion zusammenbekommen“. Hier plädierte Krammer für ein Ignorieren.
„Ein neues Verhältnis zwischen Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik“ und eine „Tagespolitisierung der Wissenschaft“, machte Politikwissenschafterin Barbara Prainsack von der Universität Wien aus. Angesichts der teils tiefen Gräben in der Gesellschaft durch die Covid-19-Maßnahmen seien „Gespräche über Wissenschaft zu Weltanschauungsdiskussionen geworden“, die auch parteipolitisch motiviert sind. Das Vorhandensein eines positiven Bildes von der Wissenschaft hängt stark von der politischen Ausrichtung ab. Diese Entwicklung habe zwar schon bei der Klimaerwärmung begonnen, wurde aber durch Covid-19 extrem verstärkt.
*** Streit innerhalb der Wissenschaft sorgte für Unsicherheit ***
Traten früher Forscher mit über Jahre erarbeiteten, belastbaren Erkenntnissen vor die Presse, konnte man ihnen nun in einer „Wissenschaftsrealityshow“ live beim Denken und auch Streiten zusehen. Die Öffentlichkeit wurde Zeuge eines normalen wissenschaftlichen Prozesses, und hat teils mit Schrecken gesehen, „dass Wissenschaft nicht immer Sicherheit und Gewissheit transportiert“. Letztlich konnte die Wissenschaft das extrem große Bedürfnis nach Gewissheit für viele nicht befriedigen.
An die Politik appelliert Prainsack daher der Entfremdung entgegenzutreten, indem ökonomische, soziale und psychologische Unsicherheiten reduzieren werden. „Wir sind vielleicht alle im selben Sturm, aber nicht im selben Boot“, so die Forscherin. Menschen seien sehr unterschiedlich durch die Krise gekommen. Will man Vertrauen wiedergewinnen, müsse man die Menschen auch angemessen unterstützen.
In Österreich und vielen anderen Ländern brauche es jetzt ein intensives Nachdenken darüber, wie Politikberatung durch die Wissenschaft bestmöglich organisiert wird, sagte der Soziologe Alexander Bogner vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW. Er vermisse einen „interdisziplinären Pandemierat“, wo auch die Bevölkerung über eine Art Bürgerräte, sowie Vertreter aus der Kultur, den Kirchen, etc. in einem Mehrebenenmodell beteiligt sind. Letztlich ließen sich politische Abwägungsprozesse aber nicht durch Wissenschaft ersetzen, so Bogner auch im Hinblick auf zukünftige ähnliche Krisensituationen.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/10021318302777047431
GROSSBRITANNIEN: Corona: Kritik an vollen Stadien bei Fußball-EM – Kritische Politikeraussagen zum Fußball-Event im Wembley-Stadion – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Angesichts der Coronalage mehren sich die Stimmen, die im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft (EM) zu mehr Vorsicht raten. Ab dem EM-Halbfinale (6. und 7. Juli) sind im Wembley-Stadion 60.000 Zuschauer erlaubt.
In der Gruppenphase und beim ersten Achtelfinale war die Zahl auf 21.500 begrenzt worden, für die Partie zwischen England und Deutschland heute sind 45.000 Fans zugelassen. Weil die Coronazahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten.
EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas forderte von der UEFA, eine Entscheidung über ein EM-Halbfinale und EM-Finale in einem stark gefüllten Stadion in Wembley sorgfältig abzuwägen. Sie erinnerte daran, dass Großbritannien die Reisemöglichkeiten seiner Bürger einschränke und es einer „gewisse Symmetrie“ und Verhältnismäßigkeit bei diesen Entscheidungen brauche.
Vor allem in Großbritannien seien Zehntausende Fans im Stadion „unverantwortlich“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) der Süddeutschen Zeitung. Er appellierte an die UEFA und die britische Regierung, Zuschauerzahlen „deutlich nach unten zu korrigieren“.
Die Auslastung von 20 Prozent der Plätze in München sei „ein Maßstab, der auch für die anderen Austragungsorte gelten könnte, denn man muss in den Konzepten auch die An- und Abreise berücksichtigen“, sagte Seehofer der Augsburger Allgemeinen und nannte es „unverantwortlich, wenn in Ländern, die als Virusvariantengebiet der hoch ansteckenden Delta-Mutation gelten, zigtausende Menschen auf engem Raum zusammenkommen“. Das sei auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit der er sich dazu abgestimmt habe.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann kritisierte die Zuschaueraufstockung für das Wembley-Stadion in London und die bisherigen Bilder von vollen Stadien bei der Fußball-Europameisterschaft scharf.
Es folgen eine Reihe weiterer Auslassungen von Politiker*innen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125124/Corona-Kritik-an-vollen-Stadien-bei-Fussball-EM
GROSSBRITANNIEN: Delta-Variante in GB: Kritik an vollen Rängen bei EM-Spielen – ORF, 29.6.2021
Vor dem EM-Achtelfinale zwischen England und Deutschland wird die Kritik an der Zuschaueraufstockung für das Londoner Wembley-Stadion und am Fanverhalten in der CoV-Pandemie lauter. 45.000 Zuschauer sind am Dienstag (18.00 Uhr MESZ) im Stadion zugelassen, bei den Halfinal-Spielen und im Finale noch mehr. Experten warnen – und verweisen auf mehrere Cluster, die durch die deutlich ansteckendere Delta-Variante nach EM-Spielen in Europa entstanden.
QUELLE: https://orf.at/stories/3219152/
EUROPÄISCHE UNION: EU-Kommission nennt fünf vielversprechende Coronamedikamente: vier Antikörper-basierte Therapeutika und das antientzündlich wirksame Rheuma-Mittel Olumiant – Kombinationsmedikamente weiter auf der Liste: Bamlanivimab und Etesevimab sowie Casirivimab und Imdevimab Vor möglicher Zulassung: Regdanvimab und Sotrovimab – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Die EU-Kommission hat fünf Medikamente vorgestellt, mit denen bald COVID-19-Erkrankungen behandelt werden könnten. Die Kandidaten seien bereits weit in der Entwicklung und könnten schon im Oktober zugelassen werden, teilte die Brüsseler Behörde heute mit. Bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA laufen derzeit enstprechende Verfahren für die Medikamente.
Vier der Mittel enthalten sogenannte monoklonale Antikörper. Diese werden im Labor hergestellt und sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen. Ein weiteres Medikament mit dem Namen Olumiant reduziert die Aktivität des Immunsystems und soll eigentlich gegen Rheuma helfen. Die Hoffnung ist, dass die entzündungshemmende Wirkung auch bei schweren COVID-19-Verläufen hilft.
Das Bundesgesundheitsministerium hatte im Januar für 400 Millionen Euro Antikörpermittel eingekauft. Noch werden sie jedoch nur im Einzelfall und beim Risiko eines besonders schweren Verlaufs verabreicht. Studienergebnisse hatten zuvor darauf hingewiesen, dass eine Therapie im frühen Krankheitsstadium die Viruslast verringern könnte.
Zuletzt hatte es jedoch auch Berichte gegeben, wonach die Medikamente alleine gegen Virusvarianten nicht mehr wirksam seien. In den USA etwa wurde dem Mittel Bamlanivimab die Notfallzulassung für die alleinige Anwendung entzogen. Deutschland will auf eine Kombination der Wirkstoffe setzen.
Auch in der Liste der EU-Kommission sind zwei kombinierte Wirkstoffe enthalten (Bamlanivimab und Etesevimab sowie Casirivimab und Imdevimab). Außerdem sind die Mittel Regdanvimab und Sotrovimab im engeren Kreis für eine Zulassung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125151/EU-Kommission-nennt-fuenf-vielversprechende-Coronamedikamente
DEUTSCHLAND: RKI: Jede zweite Neuinfektion mit Delta-Variante – Ansteckung zu Hause: Verbreitung vor allem in ungeimpfter Bevölkerung unter 60 Jahre – Deutsches Ärzteblatt, 29.6.2021
Die ansteckendere Delta-Variante greift in Deutschland immer mehr um sich. Sie mache mittlerweile einen Anteil von mindestens 35 Prozent an untersuchten Proben aus, sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, in einer Schalte der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, wie es gestern aus Teilnehmerkreisen hieß.
Zuvor hatten auch mehrere Medien darüber berichtet. Da die Daten bereits einige Tage alt seien, sei der Anteil derzeit tatsächlich sogar auf rund 50 Prozent zu schätzen. Offiziell veröffentlicht das RKI die neuen Angaben zu den Virusvariantenanteilen stets am Mittwochabend.
Delta ist noch ansteckender als Alpha, wie Wieler bereits am vergangenen Freitag gesagt hatte. Die Variante verbreite sich vor allem in der ungeimpften Bevölkerung.
Wieler hatte bereits gesagt, dass die Fallzahlen deshalb voraussichtlich wieder steigen werden. Dass die bundesweite 7-Tage-Inzidenz rückläufig ist, erklärten Experten zuletzt mit dem deutlichen Rückgang der Fallzahlen durch die bisher vorherrschende Alpha-Variante.
In der zweiten Juni-Woche hatte der Delta-Anteil nach den jüngsten RKI-Zahlen in Deutschland schon bei 15 Prozent gelegen. Betroffen von der Delta-Variante sind den Experten zufolge im Moment vor allem Menschen unter 60 Jahren. Die meisten Ansteckungen passierten dabei im privaten Haushalt.
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Coronainfektionen ist erneut leicht zurückgegangen und liegt nun bei 5,4., wie das RKI unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte. Am Vortag hatte die Inzidenz bei 5,6 gelegen, vor einer Woche bei 8,0.
Nach den jüngsten Angaben des RKI wurden binnen eines Tages 404 Neuinfektionen mit dem Coronavirus sowie 57 weitere Todesfälle registriert. Vor einer Woche waren 455 Neuansteckungen sowie 77 Todesfälle verzeichnet worden.
Die in den vergangenen Wochen stark gesunkene Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab für die Verschärfung oder Lockerung von Corona-Auflagen. Sie gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb dieses Zeitraums an.
Die Zahl der Neuinfektionen liegt in der Regel am Wochenende und am Montag niedriger als im Wochendurchschnitt, weil an den Wochenenden weniger getestet wird und weniger Testergebnisse übermittelt werden.
Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Fälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie liegt laut den jüngsten RKI-Angaben bei 3.727.333. Die Zahl der insgesamt registrierten Todesfälle stieg auf 90.819. Die Zahl der von einer COVID-19-Erkrankung Genesenen bezifferte das RKI auf rund 3.622.600.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125125/RKI-Jede-zweite-Neuinfektion-mit-Delta-Variante
28.6.2021, Montag
VIROLOGIE: SARS-CoV-2: Warum Alpha ansteckender ist und Beta eher der Immunantwort entgeht – Methodisch eingesetzte zeitaufwändige Kryelektronenmikroskopie: Ergebnisse für die Gamma-Variante (Südafrika) und die Delta-Variante (Indien) folgen erst – Deutsches Ärzteblatt, 28. Juni 2021
Die rasche Ausbreitung der Alphavariante und der Immunescape der Betavariante von SARS-CoV-2 sind Folgen von Mutationen, die das S-Protein des Coronavirus verändert haben. US-Forscher haben dies mit der Kryoelektronenmikroskopie genauer analysiert. Die Ergebnisse wurden in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abi9745 ) vorgestellt.
Welche Folgen die verschiedenen Mutationen von SARS-CoV-2 haben, hat sich in den letzten Wochen bei der Entwicklung der Infektionszahlen und der Belastung der Krankenhäuser gezeigt. Die Alphavariante hat sich zuerst in England und in anderen Ländern innerhalb weniger Wochen durchgesetzt und dort zu einem Anstieg der schweren Erkrankungen geführt. Bin Chen vom Boston Children’s Hospital führt dies vor allem auf die Mutationen A570D und S982A zurück.
Es folgt eine Darstellung der spezifischen Eigenschaften der Alpha-Variante, die stärkere Ansteckungen erlaubt.
Bei der Betavariante, die zuerst in Südafrika beobachtet wurde, ist die Situation anders. Die Struktur des S-Proteins blieb nach den kryoelektronenmikroskopischen Aufnahmen weitgehend erhalten. Das S-Protein öffnet demnach nicht seine Arme, um RBS und ACE2 näher zu bringen. Die Mutationen N501Y, K417N und E484K in der Rezeptorbindungsstelle hätten hier keine größeren strukturellen Veränderungen verursacht, so Chen.
Es folgt eine Darstellung der spezifischen Eigenschaften der Beta-Variante, die die Immunantwort negativ beeinflusst.
Chen geht davon aus, dass ein Booster mit einem neu konzipierten Impfstoff nötig wird, um Infektionen mit der Beta-Variante sicher zu verhindern (falls sich diese Variante ausbreiten sollte).
Eine echte neue Bedrohung geht nach Einschätzung von Chen weder von der Alpha- noch von der Betavariante aus. Problematisch wäre ein Virus, dass sich in allen drei Aspekten verändert. Es müsste sich leichter ausbreiten, die Immunität von geimpften oder genesenen Personen umgehen und schwerere Krankheiten verursachen.
Da die Kryoelektronenmikroskopie zeitaufwendig ist, liegen noch keine Ergebnisse zu den Varianten Gamma (Brasilien) und Delta (Indien) vor. Derzeit nehmen die Forscher die Deltavariante näher unter die Lupe.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125074/SARS-CoV-2-Warum-Alpha-ansteckender-ist-und-Beta-eher-der-Immunantwort-entgeht
EPIDEMIOLOGIE: Sascha Zoske: Lockdown-Folge Alkoholmissbrauch: Mehr Fälle von Leberversagen während des Lockdowns – Frankfurter Universitätsmedizin: Pandemiebedingte soziale Isolation kostete womöglichen vielen Alkoholikern das Leben – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.6.2021
Die soziale Isolation während der Corona-Krise könnte viele Alkoholiker das Leben gekostet haben. Diesen Verdacht weckt eine Studie aus der Frankfurter Universitätsmedizin.
Die Corona-Pandemie hat offenbar zu mehr Fällen von Leberversagen wegen Alkoholkonsums geführt. Das lässt sich aus einer Studie von Medizinern des Frankfurter Uniklinikums schließen. Die Ärzte des Universitären Leberzentrums haben erfasst, wie viele Patienten mit sogenanntem akut-auf-chronischem Leberversagen dort in den vergangenen vier Jahren behandelt wurden.
Von 2017 bis 2020 wurden insgesamt mehr als 200 Betroffene mit dieser Diagnose auf die Intensivstation gebracht. 2020 war dabei der Anteil jener Patienten, deren Organversagen auf Alkoholismus zurückzuführen war, weit höher als sonst: Hatte er in den Vorjahren stets bei etwa 25 Prozent gelegen, erhöhte er sich im ersten Pandemiejahr auf 57 Prozent.
*** Rund 70 Prozent der Patienten starben ***
Im November und Dezember 2020 waren sogar mehr als 80 Prozent der Fälle mit Alkoholmissbrauch zu erklären, im Vergleichszeitraum 2019 nur knapp 20 Prozent. Die Prognose bei alkoholbedingtem Leberversagen ist sehr schlecht: Rund 70 Prozent der Patienten starben, auch weil die Krankheit oft den Ausfall weiterer Organe nach sich zog.
Nach Ansicht der Frankfurter Mediziner haben die Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die soziale Isolation durch den Lockdown dazu geführt, dass Alkoholkranke noch mehr tranken. Daraus könne man schließen, dass Abhängige in solchen Situationen besondere Unterstützung bräuchten, um nicht in Lebensgefahr zu geraten.
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/mehr-faelle-von-alkoholbedingtem-leberversagen-waehrend-des-lockdowns-17411612.html
SIEHE DAZU:
=> E. Görgülü et al. (2021): Acute-on-chronic liver failure (ACLF) precipitated by severe alcoholic hepatitis: another collateral damage of the COVID-19 pandemic? Gut http://dx.doi.org/10.1136/gutjnl-2021-325278
QUELLE:
https://gut.bmj.com/content/early/2021/06/16/gutjnl-2021-325278
(2-Seiten-PDF): https://gut.bmj.com/content/gutjnl/early/2021/06/16/gutjnl-2021-325278.full.pdf
MEDIZIN: Thomas Pichler: Neuer Test erkennt Infektionen binnen Minuten – DNA-basierte Technologie der McMaster Diagnose-basierte Therapie möglich: University verspricht schnelle, exakte Diagnose beim Arzt ohne Labor – Breit anwendbar: auch Krebsmarker und Covid-19-Erreger bald bestimmbar – Pressetext, 28.6.2021
Eine exakte Diagnose im Krankheitsfall erfordert bislang oft längeres Warten auf Labortests. Eine Entwicklung von Forschern der kanadischen McMaster University http://mcmaster.ca könnte das für Infektionskrankheiten unnötig machen. Denn der Schnelltest in der Größe eines USB-Sticks verspricht eine genaue, zuverlässige Bestimmung von Erregern in weniger als einer Stunde. Dadurch könnten Hausärzte praktisch sofort mit der wirklich richtigen Behandlung beginnen.
*** Schnelle diagnostische Klarheit in der Arztpraxis ermöglicht bessere Behandlung ***
Das Gerät nutzt DNA-basierte Technologie. Ein Mikrochip analysiert einen Tropfen Blut, Speichel oder Urin mithilfe von Molekülen, um die charakteristische Protein-Signatur einer Infektion nachzuweisen. Der Stick wird dann an ein Smartphone gesteckt, um die Ergebnisse anzuzeigen. In „Nature Chemistry“ beschreibt das Team konkret, dass das mit echten Proben für Harnwegsinfekte funktioniert. Die Forscher haben nun daran gearbeitet, derart diverse Bakterien und Viren nachzuweisen. „Das wird Ärzten Fakten geben, um zu stützen, was sie aufgrund ihrer Fähigkeiten und Erfahrung vermuten“, sagt Yingfu Li, McMaster-Professor für Biochemie und Biomedizin.
Mit dem Schnelltest ließe sich also direkt in der Arztpraxis ermitteln, was genau der Patient hat, statt auf einen Labortest warten zu müssen. „Dies bedeutet, dass Patienten eine bessere Behandlung bekommen und schwerwiegende Komplikationen vermeiden könnten“, meint Leyla Soleymani, McMaster-Professorin für Technische Physik. Nicht nur für den Einzelnen wichtig ist, dass sich somit Fehlbehandlungen verhindern lassen dürften. „Das könnte unnötige Antibiotikagabe vermeiden, was uns Zeit im Kampf gegen Antibiotikaresistenz verschaffen könnte“, betont Soleymani.
*** Breit anwendbar: auch Krebsmarker und Covid-19-Erreger bald bestimmbar ***
Die Technologie soll einerseits durch ihre Vielseitigkeit punkten. So arbeitet das Team derzeit auch daran, damit COVID-19 nachzuweisen. Die Forscher wollen zudem testen, ob der Ansatz neben Bakterien und Viren auch Krebsmarker nachweisen kann. Jedenfalls befasst man sich bei der McMaster University schon mit dem regulatorischen Rahmen für eine Zulassung sowie möglichen Industriepartnerschaften, damit die Technologie bald zum Praxiseinsatz kommt – und das nicht nur in Kanada. Denn sie könnte gerade in jenen Teilen der Welt von großem Nutzen sein, wo Labortests und damit gesicherte Diagnosen ohnehin schwer möglich sind.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210628001
CHINA: Suche nach Corona-Ursprung: Forscher stellen China Ultimatum – n-tv, 28.6.2021
Eine informell als „Paris Group“ bekannte Gruppe internationaler Forscher setzt sich für neue Ermittlungen zum Ursprung von Sars-CoV-2 ein. Dabei soll auch die Möglichkeit eines Forschungsunfalls untersucht werden. Sollte China dabei nicht kooperieren, sehen die Forscher nur einen Ausweg.
Noch immer ist unklar, was der Ursprung des Coronavirus Sars-CoV-2 ist. Eine erste Mission im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Wuhan konnte die Frage nicht abschließend klären. Zudem hagelte es nach Abschluss der Untersuchung Kritik. Mit einem weiteren offenen Brief, in den ntv.de bereits vor Veröffentlichung Einsicht erhielt, setzt sich eine Gruppe internationaler Forscher nun für einen neuen Anlauf ein – und stellt dabei China ein Ultimatum.
Die als „Paris Group“ bekannte Gruppe ist ein loser Verbund von etwa 40 Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen. Sie setzt sich dafür ein, dass bei der Suche nach dem Ursprung der Pandemie allen Hypothesen nachgegangen wird – neben einer Zoonose, also einer Übertragung durch Tiere auf den Menschen, auch der Möglichkeit eines Forschungsunfalls. Dabei müsse es sich nicht zwangsläufig um ein genmanipuliertes Virus handeln, betonen die Forscher. Auch ein Unfall beim Sammeln von Proben aus Fledermäusen sei denkbar – oder ein Leck in einem Labor, durch das Viren in die Außenwelt gelangt sein könnten.
Ob ein Laborunfall der Auslöser der Pandemie sein könnte, war zuletzt unter Forschern und in den Medien wieder deutlich reger diskutiert worden. Im Mai hatten sich erstmals renommierte Forscher aus den Bereichen Biologie und Epidemiologie in einem viel beachteten Brief an das Fachmagazin „Science“ ebenfalls dafür ausgesprochen, die Laborunfall-These ernst zu nehmen. Auch in Teilen des US-Geheimdienstapparates wird ein Unfall für möglich gehalten – US-Präsident Joe Biden hatte die Geheimdienste schließlich aufgefordert, bis zum Ende des Sommers einen neuen Bericht zum Ursprung des Virus vorzulegen.
*** China eines der Hauptprobleme ***
Im aktuellen offenen Brief der „Paris Group“ machen die Forscher keinen Hehl daraus, dass aus ihrer Sicht bisher China eines der Hauptprobleme bei den Ermittlungen war. Was den Corona-Ursprung betrifft, gebe es „derzeit keine wirkliche internationale Untersuchung“, sagt Virginie Courtier, französische Genetikerin und Mitunterzeichnerin des offenen Briefes, laut einer Mitteilung. Die WHO könne sich „keinen Zutritt zu China und den relevanten chinesischen Institutionen verschaffen, ohne vorher die Erlaubnis der chinesischen Regierung einzuholen“.
Die Forscher fordern die Regierung in Peking daher dazu auf, bei einer neuen Phase der Ermittlungen „vollumfänglich“ zu kooperieren. Ein neu aufgestelltes internationales Ermittlerteam soll Zugang zu allen relevanten Daten erhalten und auch vertraulich mit chinesischen Experten sprechen dürfen – ohne Einmischung oder Kontrolle durch die chinesische Regierung. Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte nach der ersten Mission von „Schwierigkeiten beim Zugang zu Rohdaten“ gesprochen.
Um zu verhindern, dass sich der Start einer neuen Mission im Auftrag der WHO unnötig verzögert, stellt die „Paris Group“ der chinesischen Regierung zudem ein Ultimatum: Peking bekommt zwei Monate Zeit, um neue Ermittlungen unter den genannten Bedingungen zu akzeptieren. Sollte die chinesische Regierung nicht darauf eingehen, soll alternativ eine internationale Ermittlung ohne Beteiligung Chinas in die Wege geleitet werden – etwa unter Führung der OECD oder der G7.
*** Forscher: Neue Ermittlung wohl ohne China ***
Dass sich China von den Forschern auf diese Weise tatsächlich zu einer umfassenden Kooperation bewegen lässt, daran hat Genetikprofessor Günter Theißen, einer der Unterzeichner des Briefes, seine Zweifel. Er bezeichnet gegenüber ntv.de die Aufforderung zur Kooperation vielmehr als ein „diplomatisches Angebot“ an Peking. „Dass China darauf eingeht, die Wahrscheinlichkeit halte ich für sehr gering“, so Theißen. Dennoch sei eine Zusammenarbeit mit Peking natürlich absolut wünschenswert, weil das die Erfolgsaussichten der Untersuchung erheblich erhöhen würde.
Allerdings glaubt Theißen, dass eine neue Untersuchung zum Ursprung von Sars-CoV-2 ohne China ablaufen werde. „Und diese Anstrengungen werden ja schon jetzt von zahlreichen Forschern auf der Welt unternommen.“ Ob das ohne Beteiligung Chinas Erfolg haben könnte, hänge davon ab, wie viele Informationen noch aufzufinden seien – etwa in Online-Datenbanken. Aber Theißen gibt auch zu bedenken: Selbst mit einer vollständigen Kooperation Chinas sei es nicht gesichert, dass das Rätsel um die Herkunft des Virus gelöst werden kann.
Die „Paris Group“ ist mit ihrer Forderung nach einer neuen Untersuchung nicht allein. So hatten zuletzt etwa die G7-Staaten in ihrer Abschlusserklärung nach dem Gipfel in Carbis Bay eine „zeitnahe, transparente, von Experten geleitete und wissenschaftlich fundierte Phase-2-Studie zum Ursprung von Covid-19“ gefordert – und zwar auch in China. WHO-Chef Tedros hatte im März ebenfalls zu weiteren Ermittlungen aufgerufen. Die Details, wie und in welchem Umfang diese durchgeführt werden sollen, sind bisher jedoch weiter offen.
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/Forscher-stellen-China-Ultimatum-article22648392.html
SIEHE DAZU:
=> Offener Brief: Call for a Comprehensive Investigation of the Origin of SARS-CoV-2, if Possible with Chinese Government Participation – 28.6.2021
QUELLE (8-Seiten-PDF): https://jamiemetzl.com/wp-content/uploads/2021/06/Letter-4-Draft-1.pdf
=> J.D. Bloom et al.: Investigate the origins of COVID-19 – Science 372 (2021) 6543, 694 ff., 14.5.2021
QUELLE: https://science.sciencemag.org/content/372/6543/694.1 oder DOI: 10.1126/science.abj0016
=> Abschlusserklärung: CARBIS BAY G7 SUMMIT COMMUNIQUÉ – The White House, 13.6.2021
QUELLE: https://www.whitehouse.gov/briefing-room/statements-releases/2021/06/13/carbis-bay-g7-summit-communique/
SÜDAFRIKA: Delta-Variante hat Kap-Staat im Griff: Südafrika setzt Coronaalarmstufe herauf – Ballungszentren Johannesburg und Pretoria besonders betroffen – Gesundheitsinfrakstruktur ist bedroht – Deutliche Restriktionen: Reisen verboten, Alkoholverbot, Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbot im Freien – Dramatische Pandemie-Folgen: Südafrika als Hotspot unter den afrikanischen Ländern – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
Nach einem ungewöhnlich starken Anstieg der Infektionszahlen verschärft Südafrika seine Coronabeschränkungen deutlich. Präsident Cyril Ramaphosa setzte die Alarmstufe gestern Abend in einer TV-Rede auf die zweithöchste Stufe herauf.
Am Vortag war bekanntgeworden, dass die hochansteckende Delta-Variante den Kap-Staat im Griff hat. Auch bereits zuvor mit der Beta-Variante infizierte und danach genesene Südafrikaner seien nun gefährdet, so Ramaphosa. „Wir sind im Griff einer verheerenden Welle.“
Besonders betroffen ist das Ballungszentrum um die Städte Pretoria und Johannesburg (Gauteng-Provinz), wo mehr als 60 Prozent aller Neuinfektionen registriert wurden. Die Gesundheitsinfrastruktur befindet sich an der Kapazitätsgrenze.
Reisen sind dort nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Die neuen Restriktionen sehen neben nächtlichen Ausgangsbeschränkungen nach 21 Uhr auch ein Alkoholverbot sowie weitgehende Versammlungsverbote im Freien vor.
Südafrika ist zahlenmäßig das am schwersten von der Pandemie betroffene Land in Afrika. Bislang wurden dort 1,9 Millionen Fälle dokumentiert. Kapp 60.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Geimpft sind rund 2,7 Millionen der insgesamt knapp 60 Millionen Südafrikaner.
Die bisherigen Einschränkungen haben verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Millionen Menschen kämpfen ums Überleben, Armut und Nahrungsmittelunsicherheit haben sich in wenigen Wochen dramatisch verschärft. Bereits vor der Epidemie steckte Afrikas zweitgrößte Volkswirtschaft in einer schwierigen Lage.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125081/Suedafrika-setzt-Coronaalarmstufe-herauf
ISRAEL: Deutscher Experte beunruhigt: Israel kämpft trotz hoher Impfzahlen mit der Delta-Variante – Quarantäne als Achillesferse: Infizierte Reiserückkehrer hielten sich nicht an Quarantänebestimmungen – Mögliche Erklärung des Ausbruchs: 90 Prozent der Hochalten geimpft, aber nur 20 Prozent der 10-19-jährigen potentiellen Infektoren – Kompletter Impfschutz schützt vor schwerer Delata-Varianten-Erkrankung – Nicht zu früh Lockerungen zulassen – Lehre aus Israel-Erfahrung: Durchimpfung jungen Menschen erforderlich – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
Deutschland hat bisher mit einer Mischung aus Neid und Faszination auf Israels erfolgreiche Impfkampagne geblickt. Gut 55 Prozent der 9,3 Millionen Israelis sind bereits gegen das Coronavirus geimpft. Doch seit rund einer Woche steigen die Zahlen der registrierten Neuinfektionen in dem Mittelmeerland deutlich an. Viele haben sich dabei mit der aggressiveren Delta-Variante angesteckt.
Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen zeigt sich angesichts der Entwicklung in Israel beunruhigt. „Es ist in der Tat besorgniserregend“, sagt Zeeb, dass trotz der hohen Impfquote „mit einem sehr gut wirksamen Impfstoff wieder Ausbrüche stattfinden“. Könnte das auch Deutschland blühen?
Noch Mitte Juni wurden in Israel Coronaneuinfektionen nur noch im einstelligen Bereich registriert – landesweit. Die Regierung schaffte fast alle Einschränkungen ab. Für viele Israelis fühlte es sich an, als gehöre die Coronapandemie der Vergangenheit an.
*** Neuer Ausbruch vor rund einer Wocher ***
Doch vor rund einer Woche wurden erstmals seit April wieder mehr als 100 Neuinfektionen pro Tag nachgewiesen. Am Donnerstag stieg die gemeldete Zahl auf 227. Vorgestern lag sie bei 113, allerdings wurde dabei deutlich weniger getestet. In Deutschland mit rund neunmal mehr Einwohnern lagen die Zahlen in den vergangen Tagen bei mehreren Hundert bis rund 1.000. Die Neuinfektionen pro 100.000 Menschen in sieben Tagen sinken seit Wochen und lagen gestern bei 5,7.
Nach Untersuchungen des israelischen Gesundheitsministeriums haben rund 90 Prozent der Neuinfizierten die aggressivere Delta-Variante – und rund die Hälfte ist geimpft. Die Variante wurde zuerst in Indien nachgewiesen. Die meisten der Infizierten sind Kinder.
Am vergangenen Freitag führte die Regierung wieder die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen ein. Ministerpräsident Naftali Bennett warnte bereits zuvor vor einem „neuen Ausbruch“ des Coronavirus im Land. Die Zahl der Schwerkranken blieb mit 26 zunächst stabil und niedrig.
*** Warum steigt die registrierte Zahl der Infizierten plötzlich so deutlich an? ***
Das geht offenbar vor allem auf Menschen zurück, die infiziert aus dem Ausland zurückkamen – und sich nicht an die Quarantäneauflagen gehalten haben. „Die Einhaltung der Quarantäne ist unsere Achillesferse“, sagte der Coronabeauftragte Nachman Asch dem israelischen Fernsehen. „Quarantänebrecher sind das Problem von uns allen – auf diese Weise breitet sich die Krankheit im Moment aus.“
Er forderte die Bevölkerung dazu auf, möglichst nicht ins Ausland zu fliegen, besonders nicht mit ungeimpften Kindern. Mehrere Ausbrüche in den vergangenen Tagen waren an Schulen geknüpft, Hunderte mussten in Quarantäne. Zudem hatten wegen der Überlastung von Teststationen Tausende Menschen bei der Einreise ungetestet den Flughafen verlassen.
In Israel haben bereits mehr als 5,5 Millionen der neun Millionen Landesbewohner eine erste Coronaimpfung erhalten, rund 5,2 Millionen davon auch die zweite Dosis. Dabei wird der Impfstoff von Pfizer/Biontech verwendet. In den vergangenen Wochen stagnierten die Impfzahlen allerdings. Eltern zögerten zunächst, ihre 12- bis 15-jährigen Kinder impfen zu lassen, nachdem es Fälle von Herzmuskelentzündungen in Verbindung mit der Impfung gegeben hatte.
*** Geringe Durchimpfung der 10- bis 19-Jährigen als des Rätsels Lösung? ***
Derzeit sind zwar mehr als 90 Prozent der über 90-Jährigen geimpft, aber nur rund 20 Prozent der 10- bis 19-Jährigen. Mit den Zahlen der Neuinfektionen steigen nun auch insgesamt die Zahlen der Impfungen an. Ministerpräsident Bennett hat Eltern klar dazu aufgefordert, Kinder im entsprechenden Alter zügig impfen zu lassen.
In Deutschland sind ein halbes Jahr nach Beginn der Impfkampagne mehr als die Hälfte der Menschen mindestens einmal geimpft, über ein Drittel (34,8 Prozent) sogar vollständig, wie Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Samstag zeigen. Der Delta-Anteil an den Infektionen ist nach jüngsten RKI-Zahlen noch klein, steigt aber rasch und lag in der zweiten Juni-Woche bei 15 Prozent.
In Israel wirft der hohe Anteil Geimpfter unter den Neuinfizierten Fragen auf. Der Coronabeauftragte Asch führt dies schlicht darauf zurück, dass es in Israel so viele Geimpfte gibt. Da sei mit geimpften Infizierten zu rechnen. Studien zufolge hat Delta eine deutlich erhöhte Ansteckungsfähigkeit und eine leichte Immunflucht, also die Eigenschaft, den Schutz nach Impfung oder durchgemachter Infektion zu umgehen.
*** Kompletter Impfschutz schützt vor schwerer Delata-Varianten-Erkrankung ***
Die Botschaft aus der Fachwelt ist aber: Wer den kompletten Impfschutz hat, ist auch bei Delta vor schwerer Erkrankung geschützt.
*** Weitere Schutzmaßnahmen in Europa nötig – Lockerungen nicht zu früh zulassen ***
Experte Zeeb aus Bremen betont angesichts der Lage in Israel, trotz des Impffortschritts werde es in Schulen in Europa und Deutschland weiter Schutzmaßnahmen wie Aerosolfilter und Masken geben müssen, sowie intensives Testen. „Andererseits bleibt auch richtig, dass schwere Verläufe zum Glück selten bleiben“, sagt Zeeb. „Dennoch kann man ein ,Durchrauschen‘ der Infektion durch die Gruppe der Ungeimpften oder bisher nicht Infizierten nicht wünschen, weil es zu vermeidbarem Leiden und gegebenenfalls auch Langzeitfolgen führt.“
Der RKI-Präsident Lothar Wieler sagte am vergangenen Freitag, zu den Lehren aus der Entwicklung in Ländern wie Israel zähle, dass man nicht zu früh ungezielt lockern sollte. Impfungen alleine reichten nicht aus, um Deutschland vor einem Anstieg der Fallzahlen im Herbst zu schützen. Notwendig seien weiterhin einfache Maßnahmen, wie das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes.
Der Impfexperte der Berliner Charité, Leif Erik Sander, sagte ebenfalls am Freitag, er halte die Entwicklung in Israel nicht für beunruhigend, sondern eher für lehrreich. „Wir haben ja in Israel erstaunlich früh erfreulicherweise diese Effekte der Impfung gesehen.“ Bereits bei einer Impfquote von um 50 Prozent seien deutliche Effekte beobachtet worden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wiederum betonte, Israel sei ein relativ junges Land im Vergleich zu Deutschland. Es zeige sich die Problematik einer nicht ausreichenden Impfbereitschaft bei Jüngeren, die sich eigentlich impfen lassen könnten. Auch hierzulande steige die Bereitschaft, sich immunisieren zu lassen, mit dem Alter. Er könne nur auch bei Jüngeren dafür werben, das Impfangebot wahrzunehmen. Auch das zeige Israel.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125084/Israel-kaempft-trotz-hoher-Impfzahlen-mit-der-Delta-Variante
PORTUGAL: Delta-Variante ist vorherrschend in Portugal, Urlauber kehren zurück – Rund 1.000 Deutsche urlaubten in Portugal – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
In Portugal ist die Delta-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 inzwischen die vorherrschende Virusvariante. Wie aus Daten der Gesundheitsbehörde DGS vom vergangenen Freitagabend hervorgeht, macht sie landesweit mittlerweile mehr als 50 Prozent aller Neuinfektionen aus – im Großraum Lissabon sind es sogar mehr als 70 Prozent. Die zuerst in Indien aufgetretene Delta-Variante hat in Portugal damit die zuerst in England entdeckte Alpha-Mutante überholt, die im Mai noch vorherrschend war.
Die starke Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante hat in Portugal zu einem Wiederanstieg der Infektionszahlen geführt. In einigen Regionen gelten deshalb wieder strengere Beschränkungen. In Lissabon wurden die Öffnungszeiten von Restaurants und Geschäften teilweise wieder beschränkt, die Region darf am Wochenende bis auf wenige Ausnahmen auch weder betreten noch verlassen werden.
Wegen der starken Ausbreitung der Delta-Variante hatte die Bundesregierung Portugal am vergangenen Freitagabend als Virusvariantengebiet eingestuft. Ab morgen um Mitternacht gelten nun wieder besonders strenge Regeln bei der Wiedereinreise nach Deutschland.
Dies bedeutet auch ein umfangreiches Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen. Sie dürfen Bundesbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland aber zurückbringen. Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine 14-tägige Quarantänepflicht. Sie kann nicht durch einen Test verkürzt werden und gilt auch für vollständig Geimpfte und Genesene.
Unterdessen haben Hunderte Deutsche haben ihren Portugalurlaub vorzeitig beendet, um das neue Virusvariantengebiet so schnell wie möglich zu verlassen. Rund 270 Touristen hätten das Angebot angenommen, in den Flieger Richtung Heimat zu steigen, sagte etwa Pascal Zahn vom deutschen Reiseanbieter Olimar in Köln, der auf Portugal spezialisiert ist.
Nach Schätzungen des Deutschen Reiseverbandes DRV machen zurzeit etwa 1.000 Deutsche in Portugal Urlaub. „Es sind noch nicht so viele, weil Portugal erst seit kurzem wieder leicht zugänglich ist“, sagte DRV-Sprecherin Kerstin Heinen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125083/Delta-Variante-ist-vorherrschend-in-Portugal-Urlauber-kehren-zurueck
SPANIEN: Corona: Mehr als 800 Schüler nach Klassenfahrten auf Mallorca miot Alpha-Variante infiziert – Jugendliche auch andernorts betroffen: Madrid (410 Personen), Baskelnland (126 Personen) Vacencia (104 Personen) u.a.m. – Vermutung: Jugendliche fuhren mit selber Fähre von Valencia nach Mallorca und Kontakte untereinander auf der Insel – Spanische Jugendliche wegen Alterspriorisierung großteils noch nicht geimpft – Jüngste Lockerungen bleiben aufrecht – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
Mehr als 800 Schüler aus mehreren Teilen Spaniens haben sich auf Abschlussfahrten nach Mallorca Mitte Juni mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Nach jüngsten Angaben der verschiedenen Regionalregierungen erhöhte sich die Zahl der infizierten Teenager gestern um mehr als 200 auf mindestens 848.
Allein in Madrid sind demnach mindestens 410 Jugendliche betroffen. Fälle meldeten auch das Baskenland (126), Valencia (104), Galizien (70), Katalonien (64), die Balearen (33), Murcia (20), Kastilien-La Mancha (11) und Aragonien (10).
Es wird vermutet, dass sehr viele der betroffenen jungen Leute mit ein und derselben Fähre von Valencia nach Mallorca fuhren. Andere kamen vermutlich auf der Insel miteinander in Kontakt. Alle Schülerinnen und Schüler hätten sich mit der Alpha-Variante des Virus infiziert, die zuerst in Großbritannien entdeckt worden war, hieß es.
In den verschiedenen Regionen wurden auch Hunderte Kontaktpersonen unter Quarantäne gesetzt. Gesundheitsministerin Carolina Darias rief Jugendlichen und junge Erwachsene, von denen die meisten wegen der strikten Alterspriorisierung in Spanien noch nicht geimpft sind, zu „verantwortungsvollem Verhalten“ auf.
Die Coronazahlen gehen in Spanien seit Monaten fast kontinuierlich zurück. Seit einigen Tagen stagniert aber die Zahl der landesweiten Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zwischen 40 und 50.
Im Zuge der relativ entspannten Coronalage beschloss die Regierung eine deutliche Lockerung der strengen Maskenpflicht im Freien: Seit vorgestern muss der Mund- und Nasenschutz nur aufgesetzt werden, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern zu haushaltsfremden Personen nicht gewahrt werden kann.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125082/Corona-Mehr-als-800-Schueler-nach-Klassenfahrten-auf-Mallorca-infiziert
GRIECHENLAND: 150 Euro: Griechenland zahlt 18-25-Jährigen Bonus für Erstimpfung – „Freiheitskarte“ als Impfanreiz – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
In Griechenland erhalten junge Menschen künftig eine Bezahlkarte im Wert von 150 Euro, wenn sie sich gegen das Coronavirus SARS-COV-2 impfen lassen. Dies kündigte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis heute in Athen an.
Das Angebot richtet sich an 940.000 junge Griechen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Insgesamt sind dafür bis zu 141 Millionen Euro eingeplant. Ziel ist, dass in dem 11-Millionen-Einwohner-Land bis Ende Juli knapp 60 Prozent der Bevölkerung voll geimpft sind.
Die so genannte Freiheitskarte sei als Dank für die Geduld junger Menschen während der Pandemie gedacht, aber auch als Anreiz, sich impfen zu lassen, sagte Mitsotakis.
Sie kann für Hotelbuchungen, Fähr- und Flugtickets sowie Konzerte und Museumsbesuche genutzt werden. „Es kann sein, dass Jüngere denken, sie kriegen kein Corona, oder wenn, dann erkranken sie nicht stark“, so der Ministerpräsident. „Aber sie sind Träger des Virus und ermöglichen dadurch die Weiterverbreitung.“
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125110/Griechenland-zahlt-Bonus-fuer-Erstimpfung
ITALIEN: Maskenpflicht im Freien und letzte regionale Ausgangssperre in Italien im Aostatal aufgehoben – Ein Drittel der Bevölkerung geimpft – Offizielle Mahnung zur Wachsamkeit – Deutsches Ärzteblatt, 28.6.2021
Angesichts sinkender Coronafallzahlen ist in Italien heute die Maskenpflicht im Freien aufgehoben worden. Landesweit gilt die Pflicht zum Tragen einer Mundmaske nun nur noch in öffentlich zugänglichen Innenräumen sowie an stark frequentierten Orten an der frischen Luft.
Auch die letzte noch geltende regionale Ausgangssperre fiel weg. Im nordwestlichen Aostatal wurde die nächtliche Sperrstunde zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens aufgehoben. Ein Drittel der italienischen Bevölkerung über zwölf Jahren war nach Angaben der Regierung bis Sonntag geimpft worden – insgesamt mehr als 17,5 Millionen Menschen.
Trotz der Fortschritte mahnte Gesundheitsminister Roberto Speranza die Bevölkerung, wachsam zu bleiben. „Der Kampf ist noch nicht vorbei“, sagte er. Auch für Touristen aus der Europäischen Union, Großbritannien, den USA, Kanada und Japan, ist die Einreise wieder ohne Quarantäne möglich – wenn sie geimpft sind oder einen negativen Test vorweisen können.
Italien war im vergangenen Frühjahr das erste europäische Land, in dem sich das Coronavirus stark ausbreitete. Insgesamt ist Italien eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder der Welt mit mehr als 4,25 Millionen nachgewiesenen Infektionen und über 127.000 Toten. Zuletzt waren die Ansteckungs- und Todeszahlen stark gesunken. Allerdings breitet sich auch in Italien derzeit die als besonders ansteckend geltende Delta-Variante des Coronavirus aus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125080/Maskenpflicht-und-letzte-regionale-Ausgangssperre-in-Italien-aufgehoben
ÖSTERREICH: Thomas Sekeres: Appell zum Bleiben! Wir müssen gemeinsam den Exodus der Gesundheitsdienstleister verhindern – Blog Thomas Szekeres, 28.6.2021
Die Situation ist besorgniserregend: Nahezu jede zweite Pflegekraft überlegt vorzeitig aus dem Job auszusteigen. Nach wie vor gehen zumindest 4von 10 Absolventen der Medizinuniversitäten ins Ausland und bleiben nicht hier. Auch ein Mehr an Studierenden würde die Relation nicht verändern, sondern ausschließlich eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Unter Rahmenbedingungen verstehen wir nicht nur erhebliche und spürbare finanzielle Besserstellung sowohl für Ärzte als auch Pflegekräfte, sondern deutlich mehrPersonal, um geregelte Dienste und Zeit für die Patienten zu garantieren. Seit mehr als einem Jahr arbeiten Österreichs Gesundheitsdienstleister hart an der Schwelle zum roten Bereich. Die Folgen sind: Burnout, Erschöpfung und mitunter auch Zweifel, ob der Beruf, den man erwählt hat, auch der richtige ist.
Da helfen auch gelegentliche Applaussuaden von Politikern nicht. Solange die fundamentalen Rahmenbedingungen nicht geändert werden, wird sich am Abfluss der Gesundheitsberufe nichts ändern. In Deutschland haben Ärzte erfolgreich darum gestreikt, dass zumindest zwei Wochenenden pro Monat garantiert frei sind. Das mag nach wenig klingen, verglichen zu sonstigen Berufen. Ist aber eine deutliche Verbesserung.
In Österreich ist auf weiter Linie nicht einmal das garantiert. Im Gegenteil, Ärzte in Ausbildung sind oft darauf angewiesen, Nachtschichten und Wochenendschichten einzulegen, um halbwegs gut zu leben. Ärzte haben im Schnitt eine längere Ausbildungszeit als alle anderen Berufe, und arbeiten um ein gutes Drittel mehr als der Normangestellte.
Das alles wird in der öffentlichen Debatte viel zu wenig berücksichtigt. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir Redundanzen brauchen, dass Krankenhäuser nicht planbar sind, wie Fabriken, die etwa Möbel oder sonstiges herstellen, und dass vor allem die Krankheitsverläufe individuell höchst unterschiedlich sind.
Wir kennen seit Jahrzehnten die Zustände in den Pflegeheimen: Zu wenig Personal, zu wenig ausgebildete Kräfte, zu wenig Gehalt und zu wenig öffentliche Anerkenntnis. Wir können uns auch in Zukunft nicht mehr darauf verlassen, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der notwendigen Pflege von Angehörigen erbracht werden wird, einfach deshalb, weil die Angehörigen selbst alt sind, oder weil Familienverbände nicht mehr funktionieren. Die Mobilität der Gesellschaft ist ebenso gestiegen, wie es neue Formen von Partnerschaften gibt.
Wenn jetzt die Politik eine Erhöhung der Studierendenanzahlen an medizinischen Universitäten einfordert, dann ist sie nicht bereit die Rahmenbedingungen zu ändern, sondern obliegt dem Trugschluss der Milchmädchenrechnung.
Solange die Chancen für Absolventen an österreichischen Universitäten nicht deutlich verbessert werden, werden viele es vorziehen ins Ausland zu gehen: Wegen der Bezahlung, wegen der Arbeitsbedingungen und möglicherweise auch wegen der Karrierechancen.
Dasselbe gilt für die Pflege: Wir können nicht rechnen, dass auch in Zukunft weiterhin 90% der mobilen Pflegekräfte aus dem Ausland kommen. Allein die Bedarfslücke beträgt in den kommenden 10 bin 15 Jahren mehr als 100.000.
Damit werden aber nicht Qualitätsdifferenzen geschlossen, sondern rein quantitative Lücken. Deshalb gerade jetzt: Die Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem ändern, mehr Geld in die Hand nehmen und langfristig die Ausbildungsqualität erhöhen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Wer sich heute entschließt Medizin zu studieren oder eine akademische Pflegeausbildung zu absolvieren, braucht zwischen 5 und 15 Jahren, ehe er den Beruf ausüben kann.
Was tun in der Zeit dazwischen? Dahinwurschteln geht nicht. Das ist klar.
QUELLE: https://www.szekeres.at/appell-zum-bleiben-wir-muessen-gemeinsam-den-exodus-der-gesundheitsdienstleister-verhindern/
27.6.2021, Sonntag
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26.6.2021, Samstag
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25.6.2021, Freitag
MEDIZIN: COVID-19: Riechstörungen halten selten länger als 8 Monate an – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Die Riechstörungen, unter denen viele Patienten mit COVID-19 leiden, bessern sich in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate. In einer Kohortenstudie aus Frankreich in JAMA Network Open (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.15352 ) hatten nach 1 Jahr nur noch wenige Patienten eine objektive Einschränkung der Geruchssinns.
Das Elsass gehörte im Frühjahr 2020 zu den ersten Epizentren von COVID-19. Damals fiel auf, dass viele Patienten auch nach milden Erkrankungen über Riechstörungen klagten, die über das Ende der Infektion hinaus anhielten.
Marion Renaud von der HNO-Klinik der Universität Straßburg hat in der Folge eine Gruppe von 97 Patienten, deren Riechstörung länger als 7 Tage bestand, regelmäßig nachuntersucht. Bei 51 Patienten wurde neben einer Befragung auch ein objektiver Geruchstest durchgeführt.
Bei der 1. Nachuntersuchung nach 4 Monaten hatten bereits 43 Patienten (84,3 %) einen Normalbefund im Riechtest. Nach 8 Monaten hatte sich der Geruchssinn bei 49 von 51 Patienten (96,1 %) normalisiert . Die beiden übrigen Patienten hatten sich allerdings auch nach 1 Jahr noch nicht völlig von ihrer objektiven Riechstörung erholt.
Bei einem Patienten war die olfaktorische Schwelle, also die Konzentration der Duftstoffe, die gerade noch wahrgenommen wird, erhöht. Der andere Patient litt unter einer Parosmie: Er konnte die angebotenen Gerüche nicht richtig identifizieren.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125002/COVID-19-Riechstoerungen-halten-selten-laenger-als-8-Monate-an
ISRAEL: Nach Aufhebung Mitte Juni erneut Maskenpflicht in geschlossenen Räumen wegen Anstiegs von Coronazahlen – Delta-Variante als Treiber des Infektionsausbruchs – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Israel hat nach einem deutlichen Anstieg der Coronaneuinfektionen erneut eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen verhängt. Diese war erst Mitte des Monats fast komplett aufgehoben worden. Ab heute Mittag (11.00 Uhr/MESZ) müssten grundsätzlich alle Personen in Innenräumen einen Mund-Nasen-Schutz tragen, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Ausnahmen gelten demnach nur etwa für Menschen, die Sport treiben, Kleinkinder und für den Aufenthalt in den eigenen vier Wänden. Außerdem empfiehlt das Ministerium das Tragen von Masken auf Großveranstaltungen im Freien, wie der Gay-Pride-Parade heute in Tel Aviv.
Am Montag waren in Israel erstmals seit April wieder mehr als 100 Neuinfektionen an einem Tag nachgewiesen worden. Am Donnerstag war die Zahl laut nisterium mit 227 noch höher.
Die meisten Neuinfektionen stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der sogenannten Delta-Variante des Virus. Diese gilt als besonders ansteckend und wurde zuerst in Indien nachgewiesen. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen und auch viele geimpfte Personen.
Mehr als 5,5 Millionen der neun Millionen Landesbewohner haben bereits eine erste Corona-Impfung erhalten, rund 5,2 Millionen davon auch die zweite Dosis. Die Impfkampagne war besonders zu Beginn sehr erfolgreich und sorgte international für Aufsehen. In den vergangenen Wochen stagnierten die Impfzahlen allerdings. Mit den Zahlen der Neuinfektionen steigen nun auch wieder die Zahlen der Impfungen an
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125049/Israel-Erneut-Maskenpflicht-nach-Anstieg-von-Coronazahlen
RUSSLAND: Delta-Variante des Coronavirus verbreitet sich weiter in Russland – Moskau als Hotspot der Infektionen – Europameisterschaftsspiel in St. Petersburg: Dutzende finnische Fußballfans infiziert – Nur 14 Prozent geimpft: rusische Impfkampagne trotz Einsatz diverser Impfstoffe ins Stocken geraten – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Im Zusammenhang mit der zunehmenden Ausbreitung der Delta-Variante hat Russland gestern mehr als 20.000 Coronaneuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Nach Angaben der Regierung starben 568 Menschen innerhalb eines Tages, so viele wie zuletzt im Januar.
Der starke Anstieg der Fallzahlen ist auf die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus zurückzuführen, die zuerst in Indien festgestellt worden war.
Der Moskauer Bürgermeister verpflichtete aufgrund der zahlreichen Ansteckungen alle Arbeitnehmer im Servicebereich zu einer Impfung gegen das Virus. Mit mehr als 8.500 Infektionen gilt Moskau als Zentrum der neuen Coronawelle. Dort macht die Delta-Variante bereits etwa 90 Prozent der Ansteckungen aus.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass wurde in der russischen Hauptstadt mit 92 Coronatoten an einem Tag ebenfalls ein neuer Höchstwert seit Beginn der Pandemie registriert.
Derweil haben sich auch dutzende finnische Fußballfans bei einem Europameisterschaftsspiel ihrer Nationalmannschaft in Sankt Petersburg mit dem Coronavirus angesteckt. Bei an der russisch-finnischen Grenze vorgenommenen Tests wurden 86 Ansteckungen festgestellt, wie die Behörden gestern mitteilten. Medienberichten zufolge hatten die Grenzbehörden wegen des hohen Verkehrsaufkommens nach dem Fußballspiel aber viele Fahrzeuge durchgelassen, ohne zu testen.
„Es ist wichtig, dass jeder getestet wird. Dadurch werden mögliche Fälle identifiziert und die Ausbreitung der Krankheit verhindert“, appellierte die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin.
Obwohl verschiedene Impfstoffe in Russland zum Einsatz kommen, ist die Impfkampagne ins Stocken geraten. Bis gestern hatten nur 20,7 Millionen der 146 Millionen Einwohner mindestens eine Impfdosis erhalten, wie die Website „Gogow“ schrieb, die die COVID-Zahlen aus den Regionen und den Medien zusammenfasst.
Mit 131.463 Todesfällen ist Russland das am schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas. Die Statistikagentur Rosstat gab die Zahl der Verstorbenen mit etwa 270.000 an.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125030/Delta-Variante-des-Coronavirus-verbreitet-sich-weiter-in-Russland
GROSSBRITANNIEN: Jochen Buchsteiner: Delta-Variante in Großbritannien rafft höher alte und gesundheitlich beeinträchtige Menschen dahin – Mehr als die Hälfte der an der Delta-Variante Verstorben war geimpft, darunter zwei Drittel mit kompletter Impfung – Merkel für EU-weite Quarantäne für Rewisende aus Großbritannien – Großbritannien mit hoher Durchimpfungsrate von 83 Prozent Erstgeimpfte und 60 Prozent Zweitgeimpfte – In Diskussion: hohe Inzidenz der Delta-Viarianten-Fälle wegen der ausdehnten Testungen oder den verbreiteten Virus-Genom-Dequenzierungen – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.6.2021
In Großbritannien sind Patienten trotz Impfung nach einer Infektion mit der Delta-Mutante gestorben. Die englische Gesundheitsbehörde Public Health England hat dazu Zahlen veröffentlicht.
Eine Auswertung der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England hat ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Personen, die bisher mit der sogenannten Delta-Variante gestorben sind, geimpft waren. Von den 117 Patienten, die zum Zeitpunkt ihres Todes mit der Virus-Variante infiziert waren, hatten 50 zwei Impfstoffdosen erhalten und 20 eine Dosis. Nur acht der 117 Toten waren unter fünfzig Jahre alt; sechs von ihnen waren ungeimpft, zwei einmal geimpft. Wissenschaftler erklärten am Freitag, dass es sich bei den geimpften Toten überwiegend um sehr alte oder gesundheitlich angeschlagene Patienten gehandelt habe.
Insgesamt wurden bis Anfang der Woche 1320 Patienten mit der Delta-Variante in britischen Krankenhäusern behandelt. 902 von ihnen waren unter fünfzig Jahre alt. Von diesen waren 77 Prozent ungeimpft. Bei den über Fünfzigjährigen, die klinisch behandelt wurden, ergibt sich ein anderes Bild: Ein Drittel war ungeimpft, ein Viertel mit einer Dosis geschützt, und 39 Prozent hatten zwei Dosen erhalten.
Insgesamt haben sich in Großbritannien bisher etwas mehr als 111.000 Menschen mit der Delta-Variante infiziert; sie ist schon länger zur dominanten Variante geworden. Zuletzt stieg die Zahl der Ansteckungen binnen einer Woche auf etwas mehr als 35.000. Das waren 46 Prozent mehr als in der Woche zuvor. Wegen der anhaltenden Verbreitung wirbt Bundeskanzlerin Angela Merkel seit Tagen dafür, eine EU-weite Quarantäne für Reisende aus Großbritannien einzuführen; in Deutschland müssen sie schon seit vergangenem Monat für 14 Tage in Quarantäne. Die meisten Urlaubsländer verzichten bisher auf solche Maßnahmen.
*** Hohe Inzidenz nur aufgrund vieler Tests und weitläufigem Sequenzieren des Virus-Genoms? ***
Umgekehrt verpflichtet Großbritannien seit Monaten Reisende aus fast allen europäischen Ländern zu einer mindestens fünftägigen Isolation und mindestens zwei amtlichen Tests. Merkels Appell, der vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron unterstützt wurde, stieß in der britischen Presse und in der Politik auf Befremden. Mehrere Minister wiesen auf den höheren Impfstand im Königreich hin, wo 83 Prozent der Erwachsenen einmal und mehr als 60 Prozent zweimal geimpft sind. Am Freitag wurde bekannt, dass Merkel am nächsten Freitag im Regierungslandsitz Chequers erwartet wird, um mit Premierminister Boris Johnson zu sprechen.
Im Königreich wird von einigen Wissenschaftlern argumentiert, dass die Infektionslage in der EU nur oberflächlich besser aussehe. Die vergleichsweise hohen Ansteckungszahlen im Königreich seien auch darauf zurückzuführen, dass je Tag fast eine Million Tests durchgeführt würden – zehnmal mehr als in manchen EU-Ländern. Dafür habe Großbritannien, wo die Hälfte aller weltweit durchgeführten Virusstruktur-Untersuchungen („Sequencing“) vorgenommen werden, einen besseren Überblick über den tatsächlichen Verbreitungsgrad der Delta-Variante.
QUELLE (inkl. eines Schaubilds): https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/delta-in-grossbritannien-gestorben-trotz-impfung-17408275.html
EUROPÄISCHE UNION: EU liegt mit ihrem Impfziel von 70 Prozent bis Ende Juli auf Kurs: Bald 60 Prozent der Erwachsenen einmal geimpft – Für Juli Lieferung von 90 Mio Impfdosen erwartet – Rasches Impfen erforderlich: für neue Varianten höhere Durchimpfungsrate als 70 Prozent nötig – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Bis übermorgen sollen 220 Millionen Europäer mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft sein – rund 60 Prozent der Erwachsenen in der EU. Die Zahl nannte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestern beim EU-Gipfel.
Für Juli erwartet die Kommission dann noch einmal die Lieferung von mindestens 90 Millionen Impfdosen von Biontech, Moderna und Johnson & Johnson. Hinzu kommen könnten mehr als 30 Millionen Dosen von Astrazeneca, was aber nicht bestätigt sei.
Mit den Prognosen liegt die Kommission auf Kurs für ihr Impfziel: Bis Ende Juli soll so viel Impfstoff ausgeliefert sein, dass 70 Prozent der Erwachsenen mindestens eine Spritze bekommen können.
Wissenschaftler nehmen jedoch an, dass dies zur Eindämmung der Pandemie nicht reicht. Zum einen sind für eine Immunisierung bei fast allen Impfstoffen zwei Spritzen nötig. Zum anderen muss ein möglichst hoher Anteil der Gesamtbevölkerung erreicht werden und nicht nur der Erwachsenen.
„Jetzt gilt es, das Tempo der Impfkampagnen in den Mitgliedstaaten zu erhöhen“, schrieb von der Leyen auf Twitter. Die Impfstofflieferungen sollen im zweiten Halbjahr wachsen.
So sollen von Anfang Juli bis Ende September 497 Millionen Dosen kommen, von Oktober bis Ende Dezember weitere 399 Millionen Dosen. Bisher wurden seit Beginn der Impfkampagne nach Angaben der Kommission insgesamt 424 Millionen Dosen geliefert.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125036/Europaeische-Union-Bald-60-Prozent-der-Erwachsenen-einmal-geimpft
PORTUGAL: Coronakrise in Portugal spitzt sich zu: Lockerungen ausgesetzt, EU-weit höchste 14.Tage-Inzidenz von 124 – Lissabon mit 14-Tage-Inzidenz von 240: in 70 Prozent der Infektionsfälle Delta-Variante nachgewiesen – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Wegen einer besorgniserregenden Ausbreitung der Delta-Variante und einer Zunahme der Infektionsfälle hat die Regierung Portugals die für Montag vorgesehenen Lockerungen der Coronaeinschränkungen für weite Teile des Landes ausgesetzt. „Wir befinden uns in einer kritischen Phase“, erklärte Präsidentschaftsministerin Mariana Vieira da Silva gestern in Lissabon.
Mit 1.556 neuen Ansteckungen binnen 24 Stunden wurde gestern nach Angaben des Gesundheitsministeriums der höchste Wert seit Februar registriert. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC hat Portugal inzwischen mit einer 14-Tage-Inzidenz von gut 124 den höchsten Wert aller 30 erfassten Länder. Zum Vergleich: Deutschland weist 25 auf.
Besonders schlecht ist die Lage im Großraum Lissabon sowie in Sesimbra und Albufeira, die alle 14-Tage-Inzidenzen von mehr als 240 aufweisen. Dort werden die Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie deshalb sogar verschärft. Gastronomiebetriebe und Einzelhandel (Lebensmittelläden ausgenommen) müssen dort etwa an den Wochenenden und Feiertagen wieder bereits um 15.30 schließen.
Lissabon – wo die Delta-Variante bereits mehr als 70 Prozent aller Fälle ausmacht – wird wieder zwischen heute Nachmittag und dem frühen Montagmorgen abgeriegelt. Allerdings dürfen die gut 2,8 Millionen Bewohner anders als vor einer Woche den Großraum „Area Metropolitana“ diesmal nicht nur aus „triftigem Grund“ wie etwa Arbeit oder Arztbesuch verlassen.
Man darf auch dann raus, wenn man einen negativen Test, einen Nachweis über eine vollständige Immunisierung oder über eine Genesung von der Krankheit vorlegt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125039/Coronakrise-in-Portugal-spitzt-sich-zu-Lockerungen-ausgesetzt
DEUTSCHLAND: Charité-Forscher rät Senioren zu dritter Coronaimpfung im Herbst – Auffrischimpfungen für Jüngere und Gesunde noch kein Thema – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Ein halbes Jahr nach Beginn der Coronaimpfungen in Berlin empfehlen Wissenschaftler eine dritte Impfung für Senioren und Menschen mit Immunschwächen in diesem Herbst. „Wir müssen die nächste Phase beim Impfen jetzt schon andenken“, sagte Leif Erik Sander, Infektionsimmunologe an der Berliner Charité, der Deutschen Presse-Agentur.
„Ich gehe davon aus, dass wir bei älteren Menschen, die zu Beginn dieses Jahres ihre Erst- und Zweitimpfung erhalten haben, eine nachlassende Immunantwort sehen werden.“ Für Jüngere und Gesunde seien Auffrischungsimpfungen dagegen noch kein Thema, so Sander.
In Berlin ist inzwischen fast ein Drittel der Erwachsenen vollständig gegen das Virus geschützt. Mehr als die Hälfte hat eine erste Spritze erhalten. Für Kinder unter 12 Jahren sind Impfstoffe noch nicht zugelassen. Für ältere Kinder und Jugendliche steht Eltern die Wahl frei. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung bisher nur für junge Leute mit bestimmten Vorerkrankungen. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125046/Charite-Forscher-raet-Senioren-zu-dritter-Coronaimpfung-im-Herbst
DEUTSCHLAND: Aufnahmestopp auf Paderborner Krankenhausstation nach Auftreten von Eta-Variante – Infektionsort der 89-Jährigen Patientin noch unklar – Im Direkten Zusammenhang mit Paderborn: Nachbarort Höxter gleichfalls von einem Infektionsfall betroffen – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
Auf einer Paderborner Krankenhausstation ist wegen des erstmaligen Auftretens der sogenannten Eta-Variante des Coronavirus ein Besuchs- und Aufnahmestopp verhängt worden. Die Variante, die nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erstmalig im Dezember 2020 in Angola nachgewiesen wurde, sei in der Klinik bei einer 89-Jährigen festgestellt worden, teilte der Kreis gestern mit.
„Vorsorglich“ seien daher entsprechende Schritte auf der Station veranlasst worden. Die Hygienemaßnahmen seien verschärft und eine regelmäßige Testung mit PCR-Tests, die beim Erkennen von Infektionen mit dem Coronavirus als sehr genau gelten, angeordnet worden. Wo sich die Frau infiziert haben könnte, sei nicht bekannt.
Nach Angaben des Kreises war es das erste Mal, dass die Eta-Variante im Kreisgebiet labordiagnostisch nachgewiesen wurde. Das RKI führt sie in der Liste der „unter Beobachtung stehende Varianten“. Sie zählt nicht zu den „besorgniserregende Varianten“, unter denen etwa die Delta-Variante geführt wird.
Heute bestätigte der Kreis Paderborn dann den Nachweis von fünf weiteren Fällen, darunter bei vier Patienten aus dem Krankenhaus und einer engen Kontaktperson. Ebenso gab es einen Fall im benachbarten Kreis Höxter ebenfalls einen Fall.
„Es besteht ein direkter Zusammenhang mit dem Nachweis im Kreis Paderborn“, sagte Wilfried Münster, Leiter des Gesundheitsdienstes des Kreises Höxter. Die erkrankte Person sowie die engen Kontaktpersonen seien in angeordneter Quarantäne, hieß es in einer Mitteilung.
In Nordrhein-Westfalen hat der Kreis Höxter mit 0,0 Coronaneuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen derzeit die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz. Der neue Fall ist bereits aus dieser Statistik gefallen. Der Nachweise der Variante erfolgte nach Angaben eines Sprechers verspätet.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125041/Aufnahmestopp-auf-Krankenhausstation-nach-Auftreten-von-Eta-Variante
DEUTSCHLAND: Coronakrise und häusliche Gewalt: Keine signifikanten Veränderungen messbar – Bedeutsame Verschlechterungen bei spezifischen oder unterrepräsentierten Risikogruppen nicht ausgesachlossen – Coronakrise und Abwassermonitoring: im Kampf gegen die Pandemie-Ausbreitung – Xoronakrise und onkologische Operationen: deutlicher Rückgang der chirurgischen Tumoreingriffe – Operationsdefizit betrifft insbesondere bei strukturierten Vorsorgeuntersuchungen entdeckte Fälle – Deutsches Ärzteblatt, 25.6.2021
In der Öffentlichkeit wird derzeit häufiger über eine Zunahme häuslicher Gewalt im COVID-19-bedingten Lockdown diskutiert. Dass es eine solche Entwicklung insgesamt nicht gegeben hat, legen die Ergebnisse zweier bundesweiter bevölkerungsrepräsentativer Befragungen aus den Jahren 2016 und 2021 nahe, über die im Deutschen Ärzteblatt (Ausgabe 27/28) berichtet wird.
Demnach konnten weder für die partnerschaftliche Gewalt aus Opfer- oder Täterperspektive noch für physische oder psychische Gewalt signifikante Veränderungen der Prävalenzraten in den beiden Jahren festgestellt werden.
Die Autoren weisen einschränkend darauf hin, dass spezifische und eventuell unterrepräsentierte Risikogruppen womöglich dennoch bedeutsame Verschlechterungen hinsichtlich häuslicher Gewalt erfahren mussten.
Eine weitere Originalarbeit befasst sich mit dem Abwassermonitoring von SARS-CoV-2. Die Fallstudie aus dem Berchtesgadener Land zeigt, wie ein Abwassermonitoring gezielt gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 eingesetzt werden kann.
Da die Viren bei Infizierten in den ersten Tagen nach dem Auftreten von Symptomen, aber auch bei asymptomatischem Krankheitsverlauf mit dem Stuhl ausgeschieden wird, ist es möglich, im Abwasser über CoV-2-Biomarker das Ausmaß des Infektionsgeschehens für gesamte Siedlungsgebiete unabhängig von einer Teilnahme an Individualtests zu erfassen.
Auf geringere Fallzahlen onkologischer Operationen weist darüber hinaus eine Analyse der Daten von rund neun Millionen Versicherten der Barmer hin. In der Zeit des Lockdowns von April bis Juni 2020 kam es in Deutschland demnach im Vergleich zu den Vorjahren zu einem deutlichen Rückgang der Tumoroperationen.
Bei separater Betrachtung der drei Monate wurden 14,3 % weniger Tumoroperationen als im Vergleichszeitraum 2017–19 durchgeführt. Die Mehrzahl dieser Fälle betrifft Krebserkrankungen, die im Rahmen strukturierter Vorsorgeuntersuchungen erkannt würden (Mammakarzinome, kolorektale Karzinome) und die mit einer guten Prognose verbunden sind, wenn die Diagnose in einem frühen Stadium erfolgt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125031/Coronakrise-Keine-signifikanten-Veraenderungen-bei-haeuslicher-Gewalt-messbar
SIEHE DAZU:
=> Häusliche Gewalt vor und während der COVID-19-Pandemie – Ein Vergleich von zwei bevölkerungsrepräsentativen Befragungen – Deutsches Ärzteblatt 118 (2021) 483-484
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/archiv/artikel
24.6.2021, Donnerstag
MEDIZIN: Myokarditis und Pericarditis nach Gabe der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna: US-Impfkommission sieht keine Gefährdung durch seltene Komplikation von mRNA-Vakzinen – Sehr seltene Komplikation: unter 300 Millionen Impfdosen insgesamt 1.226 Verdachtsfälle – Klinik – Kasuistik – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben auf einer Tagung der Impfkommission ACIP („Advisory Committee on Immunization Practices“) neue Daten zum Auftreten einer Myokarditis und/oder Perikarditis nach der Gabe der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna vorgestellt.
Da die Komplikation insgesamt sehr selten ist und bei den zumeist jüngeren Impflingen in der Regel ohne Folgen bleibt, sind keine Einschränkungen zu erwarten. Die FDA dürfte einen Warnhinweis in die Fachinformationen aufnehmen.
Nach den von CDC-Mitarbeiter Tom Shimabukuro vorgestellten Zahlen wurden dem „Vaccine Adverse Event Reporting System“ (VAERS) nach etwa 300 Millionen Impfdosen insgesamt 1.226 Verdachtsfälle einer Myokarditis/Perikarditis gemeldet (791 zur Biontech- und 435 zur Moderna-Vakzine). Die meisten Fälle traten nach der 2. Dosis auf (827 versus 267 nach der 1. Dosis bei 132 unklaren Meldungen). Das mittlere Alter betrug nach der 1. Dosis 30 Jahre und nach der 2. Dosis 24 Jahre, 66 % beziehungsweise 79 % waren männlich.
Die Komplikation wurde median 4 beziehungsweise 3 Tage nach der 1. beziehungsweise 2. Dosis bemerkt. Die meisten Fälle waren mild. Die Patienten klagten zumeist über Abgeschlagenheit, Brustschmerzen und Herzrhythmusstörungen, die nur von kurzer Dauer waren. Von 309 Patienten, die hospitalisiert wurden, konnten 295 wieder entlassen werden. Von diesen sind laut Shimabukuro 218 beschwerdefrei. Nur 9 Patienten befanden sich zuletzt weiter im Krankenhaus, davon 2 auf einer Intensivstation. Bei 5 Personen lagen keine Daten zum Ausgang der Komplikation vor.
Die CDC-Mitarbeiterinnen Megan Wallace und Sara Oliver sehen selbst für die jüngste Gruppe der 12- bis 17-Jährigen weiterhin ein eindeutig positives Nutzen-Risiko-Verhältnis: Bei den männlichen Teenagern kämen auf 1 Million 2. Dosierungen 56 bis 69 Myokarditisfälle. Durch die Impfung würden 5.700 COVID-19-Erkrankungen, 215 Hospitalisierungen, 71 Intensivbehandlungen und 2 Todesfälle verhindert.
Bei den weiblichen Teenagern stehen nach den Berechnungen der beiden CDC-Mitarbeiterinnen 8 bis 10 Myokarditisfälle nach der 2. Dosis 8.500 vermiedene COVID-19-Erkrankungen, 183 vermiedene Hospitalisierungen, 38 vermiedene Intensivbehandlungen und 1 vermiedener Todesfall gegenüber.
Angesichts dieser Relationen ist nicht mit Einschränkungen der Impfung zu rechnen. Eine Reihe von medizinischen Fachgesellschaften wirbt nach der Tagung in einer Stellungnahme noch einmal für die Impfung. Die Fakten seien klar, heißt es in einer Stellungnahme.
Die Myokarditis sei eine äußerst seltene Nebenwirkung, die nur bei sehr wenigen Menschen nach der Impfung auftrete. Wichtig sei, dass die Betroffenen sich oft von selbst oder nach minimaler Behandlung erholen. Eine Myokarditis und/oder Perikarditis könne auch im Rahmen einer COVID-19-Erkrankung auftreten, und für die Patienten sei das Risiko höher als nach einer Impfung.
Bei der FDA wird dem Vernehmen nach über eine Änderung der Fachinformation nachgedacht. Ob es zu einem umrahmten Warnhinweis kommt, erscheint aufgrund des milden Verlaufs der Komplikation jedoch fraglich.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124979/Myokarditis-US-Impfkommission-sieht-keine-Gefaehrdung-durch-seltene-Komplikation-von-mRNA-Vakzinen
MEDIZIN: Hälfte der Covid-Patientinnen leidet an Long COVID: auch 52 Prozent der jüngeren Patientinnen haben nach milden Erkrankungen Residualsymptome – Müdigkeit, Geruchsstörung, Konzentrationsmangel und Gedächtnisdefizite dominieren – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Viele Patienten erholen sich auch nach einer milden COVID-19-Erkrankung nur langsam. In einer Kohortenstudie aus Norwegen litt 6 Monate nach der Erkrankung noch jeder 2. Patient an Residualsymptomen. Betroffen waren nach der Publikation in Nature Medicine (2021; DOI: 10.1038/s41591-021-01433-3 ) auch jüngere Patienten. Nur bei Kindern scheint Long COVID selten zu sein.
Dass Patienten sich nur langsam von einer schweren Virusinfektion erholen, ist nicht ungewöhnlich. Nach einer Grippe oder einer Epstein-Barr-Erkrankung kommt es häufiger zu Residualsymptomen, die über viele Monate anhalten können. Bekannt ist auch, dass Intensivpatienten nach der Entlassung mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben, vor allem wenn sie beatmet werden mussten. Dass die Beschwerden einer COVID-19 über das Ende der Infektion hinaus anhalten können, ist deshalb nicht verwunderlich.
Ungewöhnlich ist dagegen, dass es bei COVID-19 auch nach milden Verläufen häufiger zu Residualsymptomen kommt, so auch in einer Kohorte von 312 Patienten, die ein Team um Nina Langeland von der Universität Bergen in Norwegen seit ihrer Erkrankung im letzten Jahr begleitet. Es handelt sich um 82 % aller dokumentierten COVID-19-Erkrankungen, die während der 1. Welle in der zweitgrößten Stadt des Landes dokumentiert wurden.
Von den 312 Patienten waren 247 nur leicht an COVID-19 erkrankt. In dieser Gruppe klagten bei einer Untersuchung nach 6 Monaten noch 136 Patienten (55 %) über Residualsymptome: Am häufigsten waren Fatigue (30 %), Geschmacks- und/oder Geruchsstörungen (27 %), Konzentrationsstörungen (19 %), Gedächtnisstörungen (18 %) und Dyspnoe (15 %).
Auch bei den jungen Erwachsenen (im Alter von 16 bis 30 Jahren) hatten 52 % nach 6 Monaten noch Symptome. Dazu gehörten Geschmacks-/Geruchsverlust (28 %), Fatigue (21 %), Dyspnoe (13 %), Konzentrationsstörungen (13 %) und Gedächtnisstörungen (11 %).
Nur die 16 Kinder unter 15 Jahren hatten die Infektion gut verkraftet. Nur 2 der jüngeren Patienten (13 %) klagten nach 6 Monaten noch über Geschmacks- und/oder Geruchsstörungen. Einer hatte außerdem Magenbeschwerden.
Dass die Patienten zu der Nachuntersuchung eingeladen und intensiv nach ihren Beschwerden befragt wurden, könnte natürlich dazu geführt haben, dass die Symptome genauer und intensiver beschrieben wurden. Nicht jeder der Betroffenen dürfte von sich aus einen Arzt aufgesucht haben.
Dass auch eine milde COVID-19 Nachwirkungen haben kann, dürfte angesichts der hohen Inzidenz jedoch außer Zweifel stehen. Für einen Zusammenhang mit der Infektion spricht auch, dass die bei den Patienten bestimmten Antikörpertiter mit den Beschwerden korrelierten. Weitere Risikofaktoren für ein Long-COVID waren Asthma oder andere vorbestehende chronische Lungenerkrankungen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125015/Long-COVID-Viele-juengere-Patienten-haben-nach-milden-Erkrankungen-Residualsymptome
INTERNATIONAL: Tropenmediziner warnen vor Kollateralschäden der Coronapandemie: Präventionsprogramme, Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Medikamenten vor allem im globalen Süden eingeschränkt – Afrika und Asien: Malaria, HIV oder Tuberkulose auf dem Vormarsch – Kollateralschäden womöglich ausgeprägter als die durch Covid-19 – Starker Impfrückgang in manchen Ländern – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie schränken im globalen Süden Hilfs- und Präventionsprogramme ein und erschweren den Zugang zu medizinischer Versorgung und Medikamenten.
In den ärmeren Ländern Afrikas und Asiens sind daher Infektionskrankheiten wie Malaria, HIV oder Tuberkulose und andere auf dem Vormarsch. Darauf haben die Teilnehmer des gerade zu Ende gegangenen 15. Kongresses für Infektiologie und Tropenmedizin (KIT) hingewiesen. Sie warnen davor, die Länder mit der Pandemie und deren direkten und indirekten Folgen allein zu lassen.
Frank Mockenhaupt, kommissarischer Leiter des Instituts für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit der Berliner Charité, erläuterte im Rahmen des Kongresses, die Gesundheitssysteme vieler Länder seien bereits mit dem Management herkömmlicher Infektionskrankheiten wie HIV oder Malaria ausgelastet.
Die Eindämmung von COVID-19 gehe daher oftmals zulasten der Bekämpfung anderer Gesundheitsprobleme. „Manchen Modellierungen zufolge könnten die so entstehenden Kollateralschäden sogar schwerer wiegen als die Schäden durch COVID-19“, erläuterte er.
So gingen mancherorts die Impfungen gegen andere Krankheiten um bis zu zwei Drittel zurück, Impfstofflieferungen seien teilweise um 70 bis 80 Prozent eingebrochen. Auch die Zahl der Tests auf Tuberkulose und HIV sei mancherorts deutlich zurückgegangen – „sei es, weil es an Materialien mangelt, sei es, weil die Menschen aus Angst vor Ansteckung den Kontakt zu Gesundheitseinrichtungen meiden“, so der Experte. Für all diese Erkrankungen sagten Modellierungen einen deutlichen Anstieg der Todesfälle in den kommenden Jahren voraus, warnte er.
Der KIT wird alle zwei Jahre von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) veranstaltet. Er fand in diesem Jahr vom 16. bis 19. Juni online statt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125023/Tropenmediziner-warnen-vor-Kollateralschaeden-der-Coronapandemie
INTERNATIONAL: UN-Bericht: Coronakrise treibt mehr Menschen zum Drogenmissbrauch – Illegaler Anbau von Schlafmohn und Koka wird zunehmen – Zunahme von Medikamentenmissbrauch und Cannabis-Konsum – Weltgrößter Schlafmohn-Produzent Afghanistan: Anbaufläche hat 2020 um 37 Prozent zugenommen – Trotz eingeschränktem Flugverkehr ist weltweiter Drogen-Schmuggel gewachsen – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Die Coronakrise treibt einem UN-Bericht zufolge mehr Menschen zum Drogenmissbrauch. Durch die Pandemie verstärkte Faktoren für Drogensucht wie Ungleichheit, Armut und psychische Probleme würden die Lage voraussichtlich „auf Jahre hinaus“ verschlimmern, warnt das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in seinem Weltdrogenbericht 2021, der heute in Wien vorgestellt wurde.
Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise drohe zudem der illegale Anbau der Heroin- und Kokainrohstoffe Schlafmohn und Koka zuzunehmen. In der Coronakrise habe der Missbrauch von Medikamenten als Droge zugenommen, heißt es in dem UN-Bericht. Außerdem hätten die meisten UN-Staaten eine Zunahme des Cannabiskonsums registriert. Die durchaus existierenden Risiken dieser Droge würden ohnehin zunehmend geringer eingeschätzt.
Bei Drogen, die „typischerweise in sozialen Kontexten“ konsumiert würden wie Kokain, habe der Konsum hingegen abgenommen. Dem Bericht zufolge konsumierten weltweit rund 275 Millionen Menschen Drogen, 2018 waren es noch 269 Millionen.
Das UNODC hält fest, „dass die Drogenmärkte ihre Aktivitäten nach der anfänglichen Unterbrechung zu Beginn der Pandemie schnell wieder aufgenommen haben“. Afghanistan, aus dem mehr als 80 Prozent der weltweiten Schlafmohnproduktion stammen, meldete demnach, dass die für den illegalen Anbau des Drogenrohstoffs genutzten Fläche 2020 um 37 Prozent gewachsen sei.
Obwohl der internationale Flugverkehr durch die Pandemie weitgehend lahmgelegt wurde, habe der internationale Schmuggel illegaler Drogen weiter zugenommen, heißt es im Jahresdrogenbericht weiter.
Vor der Pandemie hatte die weltweite Kokainproduktion bereits deutlich zugenommen: Zwischen 2014 und 2019 verdoppelte sie sich und erreichte einen neuen Höchststand von schätzungsweise 1784 Tonnen. Die Vertriebswege für die Kokainlieferungen nach Europa wurden laut aktuellem UNODC-Jahresbericht weiter ausgebaut, so dass die Droge billiger geworden sei.
Mittlerweile seien vermehrt kleine Banden, darunter einige aus dem Balkan, am Kokainhandel in Europa beteiligt. Dies habe zu „verstärktem Wettbewerb und verstärkter Effizienz“ geführt, heißt es in den Bericht.
Weltgrößter Kokainproduzent ist weiterhin Kolumbien. Allerdings ging die dortige Kokaproduktion dem Bericht zufolge 2019 erstmals seit sechs Jahren nennenswert zurück. Auf globaler Ebene trug dies zu einem Rückgang des Kokaanbaus um fünf Prozent bei.
Für den Weltdrogenbericht trägt das UNODC eigene Informationen, Behördenangaben der UN-Mitgliedstaaten, öffentlich zugängliche Analysen und Berichte sowie Medienberichte zusammen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125022/UN-Bericht-Coronakrise-treibt-mehr-Menschen-zum-Drogenmissbrauch
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QUELLE: https://www.unodc.org/unodc/frontpage/2021/June/unodc-world-drug-report-2021_-pandemic-effects-ramp-up-drug-risks–as-youth-underestimate-cannabis-dangers.html
USA: COVID-19: Pandemie hat Lebenserwartung in den USA stärker gesenkt als in anderen Ländern – Schwund der Lebenserwartung: Afroafrikaner (minus 3,25 Jahre) und Hispanics (minus 3,88 Jahre) mehr betroffen als Kaukasier (minus 1,87 Jahre) – Rückblicke auf die Lebenserwartung in den USA; 1950, 1970, 2010, jetzt – 41. (Männer) und 42. (Frauen) Platz im internationalen Vergleich der Lebenserwartung – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
In den USA sind mittlerweile mehr als 600.000 Menschen mit oder an COVID-19 gestorben. Die Lebenserwartung der Bevölkerung ist laut einer Studie im Britischen Ärzteblatt (BMJ, 2021; DOI: 10.1136/bmj.n1343 ) um 1,87 Jahre gesunken.
Bei den Afroamerikanern betrug der Rückgang sogar 3,25 Jahre und bei den Hispanics 3,88 Jahre. Die Krise hat die USA damit wesentlich stärker getroffen als andere vergleichbare Länder. Die Kluft zwischen den Bevölkerungsgruppen hat sich geweitet.
Um 1950 hatten US-Amerikaner weltweit mit die höchste Lebenserwartung. Die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die Einführung neuer Behandlungen und Massenimpfprogramme hatten zu einem deutlichen Rückgang der Sterblichkeit geführt.
Der Trend schwächte sich von Mitte der 1950er Jahre bis etwa 1970 ab. Während der „kardiovaskulären Revolution“ kam es danach infolge der Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und der häufigeren Behandlung von hohen Blutdruck- und Cholesterinwerten wieder zu einem Anstieg der Lebenserwartung, von dem die USA jedoch weniger profitierten als andere westliche Länder.
Einen ersten Einschnitt gab es seit 2010, als die Lebenserwartung wieder stagnierte und in einigen Gruppen sogar zurückging, was unter anderem auf die Opiatkrise infolge der leichtfertigen Verordnung von Schmerzmitteln durch Ärzte und Zahnärzte zurückgeführt wird.
In den aktuellen Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegen die USA in der Lebenserwartung bei den Männern nur Platz 41 vergleichbar mit Peru, Kolumbien, Chile, Kroatien und Thailand und bei den Frauen Platz 42 knapp vor China, Kuba und der Türkei.
In den nächsten Jahren könnten die USA weiter zurückfallen, da die COVID-Krise zu einem spürbaren Rückgang der Lebenserwartung geführt hat. Nach den Berechnungen von Steven Woolf von der Virginia Commonwealth University School of Medicine in Richmond/Virginia und Mitarbeiter ist die Lebenserwartung zwischen 2018 und 2020 bei Männern um 2,16 Jahre und bei Frauen um 1,50 Jahre gefallen.
In der Gruppe der schwarzen Bevölkerung sank die Lebenserwartung bei den Männern um 3,56 Jahre und bei den Frauen um 2,65 Jahre. Afroamerikanische Männer sterben jetzt im Durchschnitt mit 67,73 Jahren gegenüber einer Lebenserwartung von 74,50 Jahren bei den weißen Männern europäischer Herkunft. Bei den Frauen ist der Unterschied mit 75,34 gegenüber 79,99 Jahren nicht ganz so groß.
Zum größten Einbruch der Lebenserwartung kam es bei den Männern lateinamerikanischer Herkunft. Ihre Lebenserwartung sank in der Krise um 4,58 Jahre auf 74,50 Jahre und ist damit erstmals in der Geschichte niedriger als bei den weißen Männern europäischer Herkunft (74,70 Jahre). Hispanische Frauen leben mit 81,38 Jahren noch immer länger als Frauen europäischer Herkunft (79,99 Jahre), obwohl die Krise ihre Lebenserwartung um 2,94 Jahre verkürzt hat.
Eine Gegenüberstellung zu 16 anderen Staaten vergleichbarer wirtschaftlicher Entwicklung ergab, dass der Unterschied zu den USA sich vergrößert hat. Im Jahr 2010 starben die US-Amerikaner 1,88 Jahre früher als in den Peer-Ländern.
Dieser Abstand nahm im Lauf des Jahrzehnts weiter zu und erreichte im Jahr 2018 3,05 Jahre. Zwischen 2018 und 2020 stieg der Abstand auf 4,69 Jahre: Der Rückgang der Lebenserwartung um 1,87 Jahre in den USA war 8,5-mal so hoch wie der durchschnittliche Rückgang in den Vergleichsländern, in denen die Lebenserwartung infolge der Krise um 0,22 Jahre abgenommen hat.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125033/COVID-19-Pandemie-hat-Lebenserwartung-in-den-USA-staerker-gesenkt-als-in-anderen-Laendern
BRASILIEN: Riskante Lage, aber wieder fast normaler Alltagsbetrieb: Brasilien verzeichnet neuen Tageshöchstwert der Coronaneuinfektionen – Dritte Corona-Welle: rasante Inzidenz-Entwicklung seit einem Monat – Schleppendes Vorankommen der Impfkampagne: erst ein Zehntel der Bevölkerung geimpft – Bis 90-Prozent-Auslastung der Intensivbetten und steigende Verstorbenenzahlen – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Brasilien hat gestern mit 115.228 Coronaneuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Tageshöchstwert verzeichnet. Das brasilianische Gesundheitsministerium teilte zudem mit, dass 2.392 neue Todesfälle binnen 24 Stunden registriert worden seien.
Die Gesamtzahl der Coronatoten in dem 212-Millionen-Einwohner-Land stieg damit auf 507.109. Weltweit verzeichnen nur die USA eine höhere offizielle Opferzahl der Pandemie.
„Wir befinden uns schon in der dritten Welle,“ hatte der Präsident des Nationalrats der Gesundheitsminister, Carlos Lula, am vergangenen Montag angesichts der rasanten Entwicklung der Zeitung O Globo gesagt. Seit der vergangenen Woche sterben in Brasilien im Schnitt täglich 2.000 Menschen durch das Virus. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Braslien steigt bereits seit mehr als einem Monat.
Laut einer Bilanz des Gesundheitsinstituts Fiocruz ist die Situation in 19 der 27 brasilianischen Staaten kritisch. Die Intensivstationen sind dort zu 80 Prozent ausgelastet. In acht der Staaten sind die Betten sogar zu 90 Prozent belegt.
Die Impfkampagne geht zudem weiterhin schleppend voran. Nur 11,36 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft, 30,7 Prozent der Brasilianer haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
Trotz der riskanten Lage ist das Leben in Braslien fast wieder zur Normalität zurückgekehrt. Viele Menschen bewegen sich ohne Masken auf der Straße. Gastronomie und Geschäfte haben geöffnet.
Staatschef Jair Bolsonaro spielt das Ausmaß der Pandemie weiterhin wieder herunter. Eine Untersuchungskommission des Senats setzt sich seit fast zwei Monaten mit der als unverantwortlich geltenden Strategie der brasiliansichen Regierung während der Pandemie auseinander.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125024/Brasilien-verzeichnet-neuen-Tageshoechstwert-der-Coronaneuinfektionen
ISRAEL verschiebt geplante Einreiseerlaubnis für geimpfte Touristen vom 1. Juli auf 1. August – In Zusammenhang mit der Delta-Variante: erster starker Anstieg Infektionsanstieg seit zwei Monaten – Deutsches Ärzteblatt, 24.6.2021
Wegen eines Anstiegs von Coronaneuinfektionen verschiebt Israel die geplante pauschale Einreiseerlaubnis für geimpfte Individualtouristen um einen Monat. Erst ab 1. August sollen Urlauber ohne vorherige Genehmigung ins Land kommen dürfen, wie eine Sprecherin des Tourismusministeriums gestern bestätigte.
Noch am Sonntagabend hatte Innenministerin Ajelet Schaked von der ultrarechten Jamina-Partei auf Facebook geschrieben, geimpfte Individualtouristen dürften ab 1. Juli einreisen. Am Montag stieg allerdings die Zahl der registrierten Coronaneuinfektionen auf mehr als 100 innerhalb von 24 Stunden – das erste Mal seit zwei Monaten. Die meisten davon stehen nach offiziellen Angaben in Verbindung mit der Deltavariante des Virus.
Diese war zuerst in Indien entdeckt worden und gilt als besonders ansteckend. Unter den Neuinfizierten in Israel sind viele jüngere Menschen. Ministerpräsident Naftali Bennett sprach von einem „neuen Ausbruch“ des Coronavirus im Land.
In einem ersten Öffnungsschritt hatte Israel Ende Mai wieder in begrenzter Anzahl die Einreise von Gruppen geimpfter Touristen erlaubt. Das Mittelmeerland hatte sich nach Beginn der Pandemie praktisch abgeschottet. Ausländern war die Einreise nur in Ausnahmefällen möglich. Die Tourismusindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sie hat stark unter den Folgen der Coronakrise gelitten.
Mehr als 5,5 Millionen der neun Millionen Landesbewohner haben bereits eine erste Coronaimpfung erhalten, rund 5,2 Millionen Menschen auch die zweite Dosis.
Die Impfkampagne in Israel war besonders zu Beginn sehr erfolgreich, schritt schnell voran und sorgte damit international für Aufsehen. Zuletzt gab es allerdings eine gewisse Stagnation. Mit der steigenden Zahl der Neuinfektionen steigt nun auch wieder die Zahl der Impfungen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/125000/Israel-verschiebt-Einreiseerlaubnis-fuer-geimpfte-Touristen
ISRAEL Jochen Stahnke: Besorgniserregende Delta-Variante verbreitet sich: Geimpfte in Israel neu infiziert – Anstieg auf Inzidenzen über 100 in den letzten drei Tagen – Häfte der Neuinfizierten war geimpft – Reiserückkehrer sollen Delta-Variante eingeschleppt haben – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.6.2021
Israel sorgt sich wegen der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Weil auch Geimpfte neu infiziert wurden, nimmt das Land Lockerungen zurück und lässt Individualtouristen vorerst nicht einreisen.
In Israel haben örtliche Corona-Ausbrüche in den Städten Binjamina und Modiin zur Sorge vor einer Ausbreitung der sogenannten Delta-Variante des Virus geführt. Am Donnerstag meldeten die israelischen Gesundheitsbehörden 138 neu infizierte Personen innerhalb von 24 Stunden. Es ist der dritte aufeinanderfolgende Tag, an dem in Israel mehr als 100 Fälle bekannt wurden. Zuvor hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen in dem Land bei oft kaum mehr als einem Dutzend gelegen. Derzeit sind rund 700 der mehr als neun Millionen Israelis akut an Covid-19 erkrankt.
Von den neu Infizierten seien 40 bis 50 Prozent geimpft gewesen, sagte Chezi Levi, der Generaldirektor des israelischen Gesundheitsministeriums. Er nannte dies vor Journalisten besorgniserregend. Unbestätigten Berichten zufolge ist ein größerer Teil der Neuinfektionen auf die zuerst in Indien festgestellte Delta-Variante zurückzuführen.
Der nationale Pandemie-Koordinator Nachman Ash sagte, man könne noch nicht sagen, ob der Ausbruch unter Kontrolle sei. Es handele sich jedoch nicht um einen landesweiten Ausbruch. Zuvor hatte Levi gesagt, dass die meisten Fälle „klaren Infektionsketten zuzuordnen sind, von denen einige bei Reiserückkehrern begannen, die keine Quarantäne gehalten haben“. …
QUELLE (inkl. zweier instruktiver Schaubilder): https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/delta-variante-in-israel-corona-geimpfte-neu-infiziert-17405313.html