Views: 98
Die zurückliegende Woche war einmal mehr mit reichlichen Meldungen gesegnet – Lesestoff für eine ganze Woche sozusagen. Hier die geraffte Übersicht.
FÜR DEN EILIGEN LESER gibt es – wie in den letzten Wochen hier praktisch wortgleich festgehalten: so auch dieses Mal – summa summarum nur zu vermerken, das es der Wirtschaft rund um den Erdball “supertoll” geht – noch: neben kurzfristigen – oder vielleicht: mittelfristigen – Inflationsgefahren dämmert seit wenigen Wochen immer zudringlicher eine andere, in ihrem Ausmaß nicht ganz klar zu umreißende Gefahr namens Delta-Virus herauf: wachsende Unruhe herrscht deshalb nicht nur bei Gesundheitsexperten, sondern sie nimmt auch bei Finanzanlegern, Unternehmen und in der Politik zu.
SENTIX verweist auf eine ungewöhnlich stabile positive Einschätzung der Anlegerschaft trotz technisch angeschlagener Marktverfassung an den Börsen: das bedeute nichts Positives. Vor gut einem Jahr schrieb ich an anderer Stelle, die Pandemiefolgen kröchen langsam in das Getriebe der Wirtschaft, sorgten für Kursverluste spätestens im Herbst. Welch‘ eklatanter Irrtum! Nichts dergleichen passierte, offene Geldschleusen und aufmunternde Worte aus Politikermund, Friedhofszahlen der Wirtschaftsforscher, extrapoliert in die Zunkunft, hebelten den Optimismus an den Börsen höher und höher. Nach einem halben Jahrhundert Finanzmarktbeobachtung passierte mir eine mehr als bemerkenswerte Fehleinschätzung. Dass ich früher oft wenige Monate mit meinen Einschätzungen im Voraus recht hatte, ist eines, aber hier sind es nicht wenige, sondern viele Monate grober Fehleinschätzung. Kommt noch das dicke Ende wie erwartet? Gerade hat die EZB an ihrem Inflationsziel „geschraubt“: nach oben. Das bedeutet: weiter lockere Geldpolitik ohne Ende. Und die Folgen? Weiter „gut“ gehende Börsen? Alte Börsenweisheiten adé?
Wie so oft in letzter Zeit gibt es zahlreiche Meldungen zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Wie an anderer Stelle bemerkt lese ich dies als Hinweis auf verstärkte Unruhe in den höheren Gremien dieser Institution; und siehe da: Kreise glauben, einen Dissens über die angekündigten geldpolitischen Maßnahmen erkennen zu können. Am 22. Juli wissen wir dazu mehr.
Weiter sehr gute Nachrichten von der Wirtschaftsfront weltweit, blickt man auf die Industrieländer. Zugemischt sind Meldungen von steigender Inflation, Lieferketten-Störungen und konsekutivem Missverhältnis zwischen drängender Nachfrage und knappem Angebot.
Das Kapital allerdings ist nicht knapp, es ist überreichlich vorhanden, auch und gerade in privater Hand: wohin damit? Eine Möglichkeit nach den neueren Theorien: weitere Verschuldung der öffentlichen Hand (!) und neuer natürlicher Zins im Negativbereich. Ja, da hat Carl Christian von Weizäcker schon recht: aus der Modellperspektive ist das alles rechtens. Aber ist das die einzig wahre Sicht? Und wie ist das mit der Saldenmechanik und dem wachsenden Schuldenberg? Und überhaupt: ist solch‘ lockere Geldpolitik, die bis ins Kleinste in das Leben aller hineinwirkt, alternativlos?
Und wie hängt die seit Jahren hochgetriebene Schuldenspirale mit der Klimakrise zusammen? Keine Frage, sie hängt damit zusammen, sie ist sogar damit engstens verzahnt. Politik des billigen Geldes als Rettung vor Arbeitslosigkeit sowie vor politischen und sozialen Unruhen? Rettung oder doch eher eine Verschiebung des Problems in die Zukunft hinein? Welches Problem? Dass man nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag über seine Verhältnisse leben kann: als Privater, als Unternehmen, als Staat, als Menschheit? Eine vernünftige Sicht oder die eines konservativen analen Zwangscharakters: Sparsamkeit als Selbstzweck oder nach Sigmund Freud als gefährliche, schärfer: gemeingefährliche neurotische Fehlhaltung, vor allem anzutreffen bei den „Stützen der Gesellschaft“?
WEITERLESEN