N+C – Montagsblick KW 23/24

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Die zurückliegende Woche war mehr als reichlich mit Meldungen gesegnet – Lesestoff für eine ganze Woche sozusagen. Hier die geraffte Übersicht.

Für den eiligen Leser gibt es – wie letzte Woche ebenso – summa summarum nur zu vermerken, dass sich die Wirtschaft weltweit zwar weiter belebt hat, wenn auch nicht mehr mit Riesenschritten wie in der letzten Zeit, eher mit leichten Eintrübungen da und dort – ebenso steigt allerdings auch die Inflation wegen der deutlich zunehmenden Rohstoff- und Energiepreise. Die vermehrte Geldentwertung sei, so die EZB, nur ein vorübergehendes, kein bleibendes Phänomen. Die gestörten Lieferketten sorgen für reichlichen Preisauftrieb. SENTIX sieht keine Sommerhausse an den Finanzmärkten kommen, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Gold und Silber glänzen weiterhin.

Grund für die Meldungsflut sind zwei Themen: die geldpolitischen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank, der G7-Gipfel und – weit mehr noch und ausgelöst u.a. durch den „Global Wealth Report 2021“ – der öffenliche Diskurs zu steuerminimierenden und steuerflüchtigen Reichen, Vermögen, Vermögensbesteuerung und Vermögensungleichheit. Vieles findet sich hierzu nicht unter der Rubrik INTERNATIONAL, sondern vor allem unter den Rubriken DEUTSCHLAND und ÖSTERREICH. Frohes Lesen der recherchierten Meldungen dazu: wohl bekomm’s!

ÜBERSICHT

FUTUROLOGIE
* EUROPA: Europa sollte sich auf Meeresspiegelanstieg um einen Meter einstellen – Abschmelzende Antarktis bedingt Verschiebung der Wassermassen nach Norden – Störung der Meereszirkulation ruft Klimaveränderung in Europa hervor – Drohende Versauerung der Weltmeere – Alternative Energieproduktion: Windkraft in der Nordsee schwächt ab – Einzige Gegenmaßnahmen: Absenken CO2-reicher Emissionen und Aufbau CO2-speichernder Wälder
* Ernst Wolff: “Globales Finanzsystem – Was erwartet uns als nächstes?”
BÖRSEN / FINANZMÄRKTE
* SENTIX-Sentimente: Keine Sommer-Rallye vor Augen
* Lagarde: EZB berücksichtigt bei PEPP-Käufen Saisonfaktoren
* COMMENT
* Rapid Changes Concerning The Supranational, Sub-sovereign, and Agency (SSA) Market
* US-Millionäre zittern vor dem Gespenst der Inflation – Rund 65 Prozent der finanzstarken Investoren sind besorgt wegen steigenden Preisen
* Studie: Fossile Vermögenswerte könnten zu neuen “Subprimes” werden – Europäische Banken haben €532 Mrd. fossiles Vermögen angehäuft – Banken könnten Finanzkrise wie 2008 mit „Subprimes“ erleben – NGOs fordern strenge Regulierung von Finanzströmen in Fossile – siehe unter EUROPÄISCHE UNION
* Optionen, CFD, Futures Steuerregel macht Handel mit Termingeschäften unattraktiver – siehe unter DEUTSCHLAND
* Österreichs unterbezahlte Aufsichtsräte – Laut Unternehmensberater sind die Vergütungen in Österreich um ein Drittel niedriger als bei vergleichbaren deutschen Firmen
ZENTRALBANKEN und UMFELD
* Volksbegehren: Furcht vor dem digitalen Euro als Furcht vor der Bargeldabschaffung – Viele Österreicher und Österreicherinnen legen auf Bargeld viel Wert – Verhindern von Geldwäsche: Grüne und Rote für eine Obergrenze
* COMMENT
* Lagarde: EZB gibt im Juli OK für Prüfung eines digitalen Euro – EZB-Rat wünscht Digital-Euro: Einführung dauert um fünf Jahre
* EZB bestätigt geldpolitischen Kurs: EZB bestätigt Anleihekaufprogramme PEPP und APP sowie Forward Guidance – PEPP-Käufe bleiben erhöht – EZB bestätigt Leitzinsen und Zins-Guidance – Anleihekäufe unter Pandemieprogramm PEPP im 3Q deutlich höher als im 1Q – PEPP im Blick: Strategieprüfung im zweiten Halbjahr
* EZB rechnet mit höheren Inflations- und Wachstumsraten: BIP-Plus 2021 4,6 Prozent, 2022 +4,7 Prozent, Inflation 2021 + 1,9 Prozent, 2022 +1,5 Prozent – Pandemie-bedingte Risiken bleiben noch bestehen – Inflationsziel: glatte 2 Prozent – Trotz stiegender Kerninflation: keine andauernde Inflationsgefahr in Sicht – PEPP-Anleihe-Kaufprogramm bleibt unverändert – Lohndruck im Dienstleistungsgewerbe und Euro-Aufwertung als Inflationsbremse
* Einleitende Bemerkungen von EZB-Präsidentin Lagarde
* Bundesregierung will EU-Verfahren wegen EZB-Urteil gründlich studieren – EU-Recht vor nationalem Recht – Antwort an BVrüssel in spätestens zwei Monaten
INTERNATIONAL
* OECD-Frühindikator (CLIS) steigt im Mai auf 100,5 Punkte – stetige Konjunkturerholung voraus – USA, Deutschland und Japan etwas stärker, Eurozone etwas schwächer – China steht am Stockerl: 102,5 Punkte
* Warnende Stimmen vor wirtschaftlicher Überhitzung und konsekutivem Absturz – EZB und Fed Inflationsdebatte verunsichert die Märkte – was die Notenbanken unter Druck setzt – In den USA steigt die Inflation auf den höchsten Stand seit 2008. Auch die EZB hebt ihre Prognosen dazu an. Die Notenbanken stehen vor einer Gratwanderung
* G7-GIPFEL/Staaten beschließen globalen Infrastruktur-Plan
* G7-GIPFEL/G7-Länder einigen sich auf ‘konkrete Maßnahmen’ zum Klimaschutz
* G7-GIPFEL/Staaten sagen weitere Milliarde Impfdosen als Spende für ärmere Länder zu
* G7-GIPFEL/Staaten fordern vertiefte WHO-Untersuchung zu Corona-Ursprung
* Studie – Persönliche Vermögen 2020 trotz Pandemie auf Rekordwert – Mehr dazu siehe unter DEUTSCHLAND und ÖSTERREICH
USA
* Starker Anstieg der Ausgaben: US-Haushaltsdefizit steigt auf Rekord von 2,1 Billionen USD – Ausgaben halfen zum Ausstieg aus Konjunktureinbruch – Lieferkettenprobleme als Hürde weiterer Wirtschaftserholung
* Defizit in der US-Handelsbilanz gesunken – Importe rückläufig – Konsumenten stützen Wirtschaftsentwicklung wegen fortschreitender Impfungen und Lockerungen – Wermutstropfen: Lieferenpässe bremsen Wirtschaft
* US-Verbraucherstimmung im Juni besser als erwartet
* US-Preise steigen mit höchster Jahresrate seit fast 13 Jahren
* Der Chart des Tages: Die Kleinen drehen an der Preisschraube
* Der Chart des Tages – Der Druck der USA auf China wird erhöht
* USA: Kreditvergabe an Verbraucher steigt schwächer als erwartet
* US-Realeinkommen sinken im Mai erneut
* Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe auf 376.000 Menschen gesunken – Niedrigster Stand seit 14. März 2020 – Zahl der Empfänger von Arbeitslosenunterstützung gesungen
* Wie sich die US-Milliardäre vor dem Fiskus arm rechnen – Die reichsten Amerikaner haben in der Vergangenheit kaum Einkommenssteuer bezahlt. Das zeigen neue Daten von ProPublica. Jeff Bezos bekam sogar einen Kinder-Bonus
CHINA
* “Anti-Auslandssanktionen-Gesetz”: China verabschiedet Gesetz gegen ausländische Sanktionen als Antwort gegen Maßnahmen von USA und Europa Chinesische Regierung kann künftig gegen ausländische Personen und Unternehmen vorgehen – Verweigerung von Visa, Ausweisungen, Einfrieren von Vermögenswerten u.a.m. als Gegendruckmittel
EUROPÄISCHE UNION / EUROZONE
* Eurozone-BIP für erstes Quartal nach oben revidiert
* Der Chart des Tages – Abgehoben! – Inflationserwartungen der Bürger im Euroraum
* Fossile Vermögenswerte könnten zu neuen “Subprimes” werden – Europäische Banken haben €532 Mrd. fossiles Vermögen angehäuft – Banken könnten Finanzkrise wie 2008 mit „Subprimes“ erleben – NGOs fordern strenge Regulierung von Finanzströmen in Fossile
ITALIEN
* Industrieproduktion auf Vor-Corona-Niveau – Einschränkungen an den Grenzen zu Osteuropa führen zu Saisonarbeitermangel im Tourismus
DEUTSCHLAND
* Öffentlich-rechtlicher Finanzsektor: Der Fünf-Milliarden-Schock: Sparkassen und Landesbanken müssen ihr Sicherungssystem umbauen – Auf Druck der Finanzaufsicht müssen Sparkassen und Landesbanken ihre Institutssicherung umbauen. Das wird teuer – und lässt Konflikte aufbrechen
* Bundestag billigt Reform des Euro-Rettungsfonds ESM
* Beschleunigte Preisentwicklung im Mai: Stärkster Anstieg der deutschen Großhandelspreise seit 2008 auf +9,7 Prozent – Grundstoffe im Preisauftrieb: Mineralölhandel, Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen als Treiber, ebenso Holz, Getreide, Saatgut, Futtermittel
* Bundesbank hebt deutsche BIP-Prognosen für 2021 deutlich auf 3,7 Prozent an – BIP-Wachstum 2022e +5,2 Prozent, 2023e + 1,7 Prozent – Inflationserwartung hält sich für 2021 bis 2023 in Grenzen: +2,6/1,8/1,7 Prozent – Auch die erwartete Kerninflation für 2021 bis 2023 steigt: +1,6/1,5/1,7 Prozent
* Deutscher Maschinenbau erwartet für 2021 Produktionzuwachs von 10% – Rebound: starker Basiseffekt – Lieferengpässe als Sand im Getriebe – Klimazoll international akkordieren
* Auf hohem Roß: ZEW-Konjunkturerwartungen trüben sich überraschend ein – Deutlich besser eingeschätzte aktuelle Wirtschaftslage als Grund des Rückgangs – Finanzexperten erwarten weiterhin starkes Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr
* Deutscher Auftragseingang sinkt im April unerwartet um -0,2 Prozent – Anstieg der Auslandsaufträge, aber Verminderung der Inlandsbestellungen – Bundeswirtschaftsministerium sieht “Stabilisierung” des Auftragseingangs – Branchenunterschiede: Chemienachfrage sinkt, KFZ-Nachfrage steigt
* Deutsche Produktion sinkt im April um 1,0 Prozent – Schwache Umsatzzahlen der Industrie nährten schlechtere Erwartungen – Konsumgüterproduktion und Bauproduktion sinken am stärksten – Starker Zuwachs in der Energieproduktion – Stabile Auftragseingänge und positiver IFO-Geschäftsklimaindes lassen weiter gute Wirtschaftsentwicklung erwarten
* Deutscher Industrieumsatz sinkt im April kräftig
* IAB: Existenzängste deutscher Betriebe nehmen deutlich ab – Vermehrte Einstellung von Personal, nur nicht im Gastgewerbe
* Insolvenzen in Deutschland weiter deutlich unter Vorjahresniveau – Relativ viele Insovenzen im Baugewerbe, Handel und Gastgewerbe – Destatis: Wirtschaftsnot der Unternehmen wird noch nicht abgebildet
* Unicredit: Kein Insolvenz-Tsunami in Deutschland zu erwarten – Erwartet werden dennoch steigende Insolvenzzahlen als klassischer nachlaufender Indikator der Wirtschaftsaktivität
* Corona-Folgen 7000 Bilanzen in der Analyse: Darum bleibt die Pleitewelle in Deutschland aus – Trotz starker Gewinneinbrüche 2020 sind viele Unternehmen robust aufgestellt – auch wegen der üppigen Staatshilfen. Für den Erhalt der Finanzkraft nutzten sie zwei entscheidende Hebel
* Ungleiche Vermögensverteilung Von Geburt an reich – oder für immer arm? Eine Videoreportage
* Online-Banking bei Älteren immer beliebter – Corona-Pandemie verstärkt Trend weiter – Filialgeschäft der Finanzinstitute gerät unter Druck
* “So funktioniert der Markt” Ifo-Chef fordert höhere Löhne – Bitter für Unternehmen, aber öknomisch richtig: knapp Fachkräfte erfordern höhere Löhne – Zweitverdiener: Erwerbsanreize schaffen, z.B. Ehegattensplitting abschaffen – Ausbau der Kinderbetreuung nötig
* Optionen, CFD, Futures Steuerregel macht Handel mit Termingeschäften unattraktiver
* Rekord trotz Corona – Studie: Reiche häufen noch mehr Vermögen an – Zunehmend ungleiche Vermögensverteilung – “Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere”, so Boston Consulting
* Studie im Auftrag der Deutschen Teilkauf: Wo sind die Senioren am reichsten? – Einkommens- und Vermögenssituation deutscher Senioren für alle 401 Kreise in Deutschland
ÖSTERREICH
* Abkühlung im Sommer gefällig? Ab 3. Juli wartet das ewige Eis am Stubaier Gletscher – Freiheit pur: Das Sommerangebot am Stubaier Gletscher verspricht ein unvergessliches Naturerlebnis mit atemberaubendem Panorama
* COMMENT
* Zukunftsprognosen für den Tourismus
* Präsentation des 41. Financial Stability Report der OeNB – Pandemie: Bankensektor erwies sich trotz Geweinneinbruch krisenfest – Staatliche Unterstützungen sicherten Zahlungsfähigkeit von Unternehmens- und Privat-Haushalten – Anstieg der Verschuldung von Unternehmens- und Privathaushalten – Fokus der Aufsicht: Nachhaltigkeit von Immobilienkreditvergaben
* Finanzbranche: Immo-Kredite: Nationalbank wegen gelockerter Vergabe nervös – Österreichs Immobilienmarkt boomt, immer mehr Privathaushalte verschulden sich. An die Banken appelliert die OeNB, die Standards beim Geschäft mit Wohnimmobilienkrediten einzuhalten
* Juniprognose der OeNB: Impffortschritte unterstützen wirtschaftliche Erholung – Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2021 bis 2023
* Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex KW21: Im Vergleich zu 2019 schließt sich BIP-Lücke zunehmend – Vorkrisenniveau scheint bald erreicht zu sein
* “Tourismusanalyse: Auch Erholung im Sommer kann 2021 nicht retten”
* Vermögenssteuern: Reich und solidarisch: Eine Gruppe Vermögender will endlich besteuert werden – Millionärs-Anonymität auch hier: Umfrage ohne Impressum – Es folgen hier eine Reihe von Verweisen auf Artikel und Petitionen, beachtenswert sind die Postings zu den Artikeln und die Lesermeinungen zur Notwendigkeit von Vermögenssteuern
* Wie ändert die Berücksichtigung von öffentlichem Vermögen die Verteilungsfrage? – Wie kann Wohlstand vergleichbar gemessen werden? Und: Wem kommt der Wert des öffentlichen Vermögens besonders zugute? Zu einem umfassenden Bild der Verteilung ist es noch ein langer Weg
* Vermögensreport: Finanzvermögen in Österreich trotz Corona-Krise angewachsen – Für den Zuwachs sorgten vor allem steigende Aktienkurse und ein Plus beim Ersparten – Aktienanteil in Österreich nimmt zu – Größte Vermögen in Nordamerika – Es folgen eine Reihe von Verweisen auf weiterführende Artikel
* Kogler will vor Sparpaket eine Millionärssteuer – Der Grüne Vizekanzler will eine “Sanierung” der Sozialhilfe und setzt Hoffnungen auf CO2-Bepreisung
* 79% der österreichischen Urlauber wollen 2021 mit dem Auto verreisen – TOLLTICKETS Traffic-Trendmonitor veröffentlicht
* Lebensführung: Österreicher mit Wohnsituation so zufrieden wie nie – Viele schätzen ihren Wohnraum nun mehr
KOMMENTARE AUS FREMDER FEDER
* Bert Rürup: Enttäuschung über 2021Q2: versprochener Aufschwung nicht eingetroffen – gebremste Lieferketten als Wirtschaftshemmnis
* BERT RÜRUP: Rentenpolitik ist mehr als Mathematik – Eine sichere Rente ist möglich, doch der Preis dafür ist exorbitant hoch. Ein Ausweg wäre, das System der gesetzlichen Rente mehr auf Armutsvermeidung zu fokussieren und die Ansprüche von Gutverdienern zu begrenzen
* Thorsten Riecke: An die Arbeit, Kapitalisten: Wie eine Reichensteuer den ökonomischen Wandel befördern könnte – Höhere Abgaben für Wohlhabende müssen keine Wachstumsbremse sein. Gerade Deutschland muss sein großes Privatvermögen mehr arbeiten lassen

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FUTUROLOGIE

EUROPA: Europa sollte sich auf Meeresspiegelanstieg um einen Meter einstellen – Abschmelzende Antarktis bedingt Verschiebung der Wassermassen nach Norden – Störung der Meereszirkulation ruft Klimaveränderung in Europa hervor – Drohende Versauerung der Weltmeere – Alternative Energieproduktion: Windkraft in der Nordsee schwächt ab – Einzige Gegenmaßnahmen: Absenken CO2-reicher Emissionen und Aufbau CO2-speichernder Wälder – Science-APA, 8.6.2021
Als „besorgniserregend“ werten Forscher die Zukunft der am Atlantik liegenden europäischen Länder. Diese sollten sich auf einen Meeresspiegelanstieg von einem Meter und mehr bis zum Ende des Jahrhunderts einstellen, warnt eine von der Dachorganisation der europäischen Wissenschafts-Akademien EASAC veröffentlichte Studie, in der Experten zwei Jahre lang den Zustand des Nordatlantiks und Folgen seiner Veränderungen bewertet haben.
Die direkten Auswirkungen des globalen Klimawandels zeigen sich der Studie zufolge im Anstieg der Oberflächentemperatur des Atlantiks seit den 1890er-Jahren um fast ein Grad Celsius, im Anstieg des Meeresspiegels im 20. Jahrhundert um elf bis 16 Zentimeter und im Sinken des pH-Werts des Meerwassers seit Beginn der industriellen Revolution um etwa 0,1 pH-Einheiten. Die neuesten Erkenntnisse über die abschmelzenden Gletscher und Eisschilde in Grönland und der Antarktis würden zeigen, dass sich der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt.
*** Wassermassen verschieben sich in Richtung nördliche Hemisphäre ***
„Die europäischen Länder wären gut beraten, sich auf einen Anstieg von einem Meter oder mehr bis 2100 einzustellen“, erklärte Michael Norton, Umweltdirektor der EASAC, der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angehört, in einer Aussendung. Dieses Plus ist nicht nur auf eine Kombination aus thermischer Ausdehnung der Ozeane und dem zusätzlichen Wasser aus dem Abschmelzen der Eismassen zurückzuführen. Großen Einfluss werde speziell der Verlust der antarktischen Eismasse haben, deren Anziehungskraft auf die Ozeane sich dadurch verändert. „Wenn die Antarktis schmilzt, verschieben sich Wassermassen in Richtung nördliche Hemisphäre und der Meeresspiegel steigt um Europa herum noch schneller“, so Norton.
Ein entscheidender Faktor für das Klima Europas ist die atlantische Umwälzbewegung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC), ein Teil der globalen Meereszirkulationsströme, die durch Unterschiede in Temperatur und Salzkonzentration verursacht werden. Die AMOC transportiert große Wärmemengen aus den Subtropen in die Arktis und als sie vor 12.000 Jahren zusammenbrach, führte das zu einer massiven Abkühlung in Europa.
*** Klimaerwärmung schwächt AMOC ab ***
Modelle würden darauf hindeuten, dass sich die AMOC mit der Klimaerwärmung abschwächt. Doch laut EASAC-Studie zeigen neueste Messungen, dass die periodischen Schwankungen noch keine eindeutigen Trends erkennen lassen. Weil diese Zirkulation aber so wichtig ist und Änderungen nicht nur für Europa, sondern auch für das Klima Tausende von Kilometern weiter entfernt dramatische Folgen haben und Hunderte Millionen Menschen betreffen könnten, fordern die Wissenschafter ein Frühwarnsystem.
Der steigende Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre führt auch dazu, dass die Ozeane weltweit versauern – ein Trend, der sich durch Veränderungen in der Wasserzirkulation noch verschärfen könnte. Für die Bewertung der mit der Versauerung verbundenen Risiken für marine Ökosysteme und die kommerzielle Fischerei fehlen Informationen, heißt es in der Studie, die auch darauf hinweist, dass die Erwärmung der Meere bereits die Erträge der Fischerei vermindert. Um zu einer nachhaltigen Fischerei zu kommen, müsse viel besser verstanden werden, wie marine Ökosysteme auf den Klimawandel reagieren.
Die Änderungen der Meeresströmungen und des damit verbundenen Wetters könnten auch die Versorgung mit erneuerbarer Energie beeinflussen. So verweist die Studie auf Untersuchungen in der Nordsee, wonach Veränderungen in den künftigen Windmustern zu einem Rückgang der in Offshore-Windparks erzeugten Energie um drei Prozent führen könnte.
„Wir haben den Planeten bereits so erwärmt, dass das Eis schmilzt – aber wie schnell das passiert, ist entscheidend für unsere Zukunft“, erklärte der Vorsitzende der EASAC-Expertengruppe, Tor Eldevik, von der Universität Bergen (Norwegen). „Zukünftige Veränderungen der Ozeane hängen von Erfolg oder Misserfolg beim Stopp der Erderwärmung ab.“ Nach Ansicht der Wissenschafter gibt es nur eine mögliche Abhilfe: Die Emissionen müssten gesenkt und die Kohlenstoffaufnahme durch Wälder und andere Kohlenstoffsenken erhöht werden.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/11358061907030942043
SIEHE DAZU:
Europe’s sustainable future depends on the state of the Atlantic Ocean and its connections globally
https://easac.eu/media-room/press-releases/details/europes-sustainable-future-depends-on-the-state-of-the-atlantic-ocean-and-its-connections-globally/

Ernst Wolff: „Globales Finanzsystem – Was erwartet uns als nächstes?“ – Club of Vienna, 8.6.2021
Wichtige Meilensteine für die Organisation des globalen Finanzsystems waren die Durchsetzung des US-Dollars als globale Leitwährung, die Einführung des Petrodollars, die Globalisierung sowie die Deregulierung der Finanzmärkte, die 2007/08 in eine globale Finanzkrise mündete. Im Vortrag von Ernst Wolff wird auf die treibenden Kräfte dieser Veränderungen eingegangen sowie analysiert, wie sich die immens hohen Finanzspritzen, die Staaten im Zuge der Covid-19 Pandemie getätigt haben und noch tätigen werden, auf das globale Finanzsystem auswirken.
QUELLE (1:16:08-min-Video): https://www.youtube.com/watch?v=Cz0n7X2DKaM

BÖRSEN / FINANZMÄRKTE

SENTIX-Sentimente: Keine Sommer-Rallye vor Augen – SENTIX, 13.6.2021
Die Märkte bleiben weiterhin emotions- und sorglos. Die gemessenen Overconfidence-Werte für europäische Aktien mahnen zur Vorsicht, die Anleger schließen in den USA sukzessive ihre Vola-Short-Positionen. Auffällig ist das Positionierungsverhalten am US-Rentenmarkt: Bias und Positionierung gehen getrennte Wege, die aufgebaute kognitive Dissonanz strebt nach Auflösung. Auch bei Bitcoins kann keine Entwarnung gegeben werden. Auf der anderen Seite bleiben Edelmetalle solide unterstützt.
Weitere Ergebnisse: * Bonds: Positionierung der Privaten und US-Bias gehen getrennte Wege * Gold: Nach wie vor solide, Silber auch * sentix Sektor Sentiment: Urlaubsgefühle – Touristik-Branche en vogue, Medien sind im Keller * Erdöl verliert an Glanz
QUELLE: https://www.sentix.de/index.php/sentix-Weekly/ergebnisse-des-sentix-global-investor-survey-kw-24-2021.html

Hans Bentzien: Lagarde: EZB berücksichtigt bei PEPP-Käufen Saisonfaktoren – DJN, 10.6.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird bei ihren Käufen unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde die dünneren Marktumsätze berücksichtigen. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der Ratssitzung, dass die EZB mit einem deutlich höherem Tempo als in den ersten drei Monaten des Jahres kaufen werde und sie fügte hinzu: „Wir werden das entsprechend den Marktbedingungen tun, die natürlich die Saisonalität beinhalten.“ Das Kernelement des PEPP sei seine Flexibilität.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53118099-lagarde-ezb-beruecksichtigt-bei-pepp-kaeufen-saisonfaktoren-015.htm

COMMENT: Wie aufmerksam! Doch mit dieser berücksichtigenden Aufmerksamkeit ist es bislang nicht sehr weit her. Kaum je hat es solche marktverzerrenden und (geld)politisch gewollten Eingriffe in einen großen Markt gegeben wie den der EZB und der nationalen europäischen Zentralbanken in die europäischen Anleihemärkte: Austrocknung der handelbaren Titel in Umsatz und frei verfügbarer Menge machen den Markt eng und sorgen für überstarkt steigende Kurse, somit fallende Renditen bis in den Negativbereich hinein. Wem es nutzt? Den europäischen Staaten, sicher auch der Wirtschaft, der arbeitswilligen Bevölkerung. Die Bedienung von Zinspflichten ist für die öffentliche Hand dank Negativzins ein Leichtes. Eine kluge Entscheidung? In manchen Hinsichten ja, in anderen nein: steigende Immobilienpreise sorgen für steigende Mieten, lassen Zombie-Unternehmen weiterleben und erzeugen einen zunehmenden Run der „Milchmädchen“ auf die Aktienmärkte. Wie wird das ausgehen?

Rapid Changes Concerning The Supranational, Sub-sovereign, and Agency (SSA) Market – ESM, 7.6.2021
The supranational, sub-sovereign, and agency (SSA) market, which includes ESM and EFSF debt, is undergoing unprecedented and rapid changes. Since Europe’s successful handing of the Eurocrisis and the strong monetary and fiscal response to Covid-19, the tough dynamics of 10 years ago for issuers in the market have changed and the euro SSA market has become very attractive for investors. *** Der Markt für supranationale, unterstaatliche und Agency-Anleihen (SSA), zu dem auch ESM- und EFSF-Schulden gehören, durchläuft einen beispiellosen und schnellen Wandel. Seit Europas erfolgreicher Bewältigung der Eurokrise und der starken geld- und fiskalpolitischen Reaktion auf Covid-19 hat sich die harte Dynamik von vor 10 Jahren für Emittenten auf dem Markt verändert und der Euro-SSA-Markt ist für Investoren sehr attraktiv geworden.
QUELLE – NICHT MEHR VERLINKBAR: https://www.esm.europa.eu/blog/changing-face-euro-supra-bond-market

US-Millionäre zittern vor dem Gespenst der Inflation – Rund 65 Prozent der finanzstarken Investoren sind besorgt wegen steigenden Preisen – Pressetext, 10.6.2021
Mit der Präsentation des Haushaltsentwurfs für 2022 in Höhe von sechs Bio. Dollar (rund 4,9 Bio. Euro) hat US-Präsident Joe Biden bei vielen finanzstarken Investoren die Angst vor einer wachsenden Inflation geschürt. Laut einer Umfrage der Spectrum Group http://spectrumgrp.com im Auftrag von „CNBC“ sind 65 Prozent der Millionäre in den USA wegen der angekündigten Budgetpolitik besorgt und befürchten eine inflationäre Entwicklung.
*** Dämpfer für Risikoanlagen ***
„Eine sich hartnäckig fortsetzende Inflation kann sowohl für Konsumenten als auch für Investoren zum Problem werden. Höhere Kosten belasten die Brieftaschen stärker und ein entsprechendes allgemeines Umfeld kann dem Mut zu risikoreicheren Anlagen einen Dämpfer verpassen“, heißt es in dem Bericht. „Man kann generell sagen, dass es Aktienkapital in einem Umfeld mit geringerer Inflation besser geht als bei hoher Inflation“, so David Kostin, Chief Equity Strategist bei Goldman Sachs http://goldmansachs.com. Deshalb sei eine sinkende Inflationsrate besser als eine steigende.
„Die steigenden Preise sind in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu sehen, genauso wie die Störungen der Lieferketten und die statistischen Peaks bei den Ausgaben nach der Wiederöffnung der Wirtschaft“, meint Janet Yellen, seit Februar Finanzministerin im Kabinett Biden. Dass die Regierung nun weitere Ausgaben plane, sei eine gute Sache – auch wenn dadurch die Inflation angekurbelt würde. „Wenn wir damit etwas höhere Zinssätze bekommen, wäre das aus Sicht der Gesellschaft und der Fed ein Pluspunkt“, betont die Politikerin.
*** Mehr Sorgen bei Republikanern ***
Laut der Umfrage, bei der 750 US-Investoren mit Assets im Wert von einer Mio. Dollar und mehr befragt wurden, sind 64 Prozent der Millionäre im Land überzeugt davon, dass die Zinssätze im Laufe des nächsten Jahres nach oben klettern werden. Besonders stark ausgeprägt ist die Angst vor der Inflation übrigens bei den Republikanern. Dort geben sich 85 Prozent besorgt über steigende Preise, bei den Demokraten sind es hingegen nur 42 Prozent.
Interessant ist auch, dass sich jüngere Investoren anscheinend mehr Sorgen machen als ältere. So geben 52 Prozent der Millennials, die zwischen den frühen 1980er- und den späten 1990er-Jahren geboren wurden, an, „sehr besorgt“ über die Inflation zu sein. Bei der Generation X (1965 bis 1979) liegt der entsprechende Wert mit 40 Prozent und bei den Baby Boomern (1945 bis 1964) bei 31 Prozent. Männer sind dabei über alle Altersgruppen hinweg durchwegs besorgter als Frauen.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210610003

Unterbezahlte Aufsichtsräte – Laut Unternehmensberater sind die Vergütungen in Österreich um ein Drittel niedriger als bei vergleichbaren deutschen Firmen – Wiener Zeitung, 13.6.2021
Während die Vorstandschefs der im Wiener Leitindex ATX börsennotierten Unternehmen inzwischen fast so viel verdienen wie die Spitzenmanager des vergleichbaren deutschen MDAX/SDAX, liegt die Entlohnung der Aufsichtsräte noch immer weit unter dem internationalen Niveau. „Man muss in Österreich fast ein Einkommen und Vermögen mitbringen, um Aufsichtsratschef zu werden“, sagt Michael Kramarsch, Partner der Unternehmensberatung hkp-Group.
Mit durchschnittlich 107.000 Euro im Jahr liegt das Vergütungsniveau der österreichischen Aufsichtsratschefs um ein Drittel unter jenem der etwa gleich großen Unternehmen, die im deutschen MDAX/SDAX gelistet sind.
Berücksichtigt wurden in der Berechnung nur die Aufsichtsratsvorsitzenden, die ganzjährig im Amt waren – im Jahr 2019 waren das 13 Aufsichtsratschefs, 2020 waren es 16. „Durch diese unterschiedliche Grundgesamtheit steigt der Vergütungsdurchschnitt um 22 Prozent“, erklärte Kramarsch. „Betrachtet man nur den Ausschnitt der Aufsichtsratschefs, die 2019 und 2020 im Amt waren, dann sind die Vergütungen um 5,6 Prozent zurückgegangen.“
In die hkp-Analyse wurden alle Unternehmen einbezogen, die zum Stichtag 31.12.2020 im ATX gelistet waren. Ausgewertet wurden die entsprechenden Geschäfts- beziehungsweise Vergütungsberichte, die sich auf das Geschäftsjahr beziehen, das 2020 endet. Betrachtet wurden fixe Vergütungen, variable Vergütungen in Abhängigkeit vom Unternehmenserfolg, Vergütungen für die Tätigkeit in Ausschüssen und Sitzungsgelder. Dabei sind die Vergütungen der Aufsichtsräte viel weniger erfolgsorientiert als jene der Vorstände: Nur drei Unternehmen weisen derzeit variable Aufsichtsratsvergütungen aus. Schoeller-Bleckmann hat laut hkp bereits beschlossen, seine Aufsichtsräte zukünftig nur noch fix zu vergüten.
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/2108143-Unterbezahlte-Aufsichtsraete.html
SIEHE DAZU ZWEI SCHAUBILDER (Tabellen):
Bezüge von ATX-Aufsichtsräten und ATX-Vorstandschefs – nicht verlinkbar

ZENTRALBANKEN und UMFELD

Aloysius Widmann: Volksbegehren: Furcht vor dem digitalen Euro als Furcht vor der Bargeldabschaffung – Viele Österreicher und Österreicherinnen legen auf Bargeld viel Wert – Verhindern von Geldwäsche: Grüne und Rote für eine Obergrenze – Der Standard, 13.6.2021
Bares ist Wahres: Großer Zuspruch für Bargeldvolksbegehren, Grüne und SPÖ für Obergrenze – Die EU dürfte mit ihrer Idee, eine Obergrenze bei Bahrzahlungen einzuführen, viele Menschen aufgescheucht haben. Das Volksbegehren hat starken Zulauf.
Bargeld erhitzt die Gemüter. Während die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Pläne für einen digitalen Euro vorantreibt und die EU-Kommission mit einer europaweiten Obergrenze für Barzahlungen kokettiert, fürchten viele Menschen, dass die schrittweise Einschränkung von Bargeld zu dessen sukzessiver Abschaffung führt. In Österreich liegt seit kurzem gar ein Volksbegehren für uneingeschränkte Nutzung von Bargeld zur Unterschrift auf – und hat laut Organisatoren seit 31. Mai schon 73.000 Unterschriften bekommen.
„Das Bargeld ist im vollen Umfang als Zahlungsmittel und Vermögensform zu schützen, ohne Obergrenzen“, wird gefordert. Das könne nur mit einer Verankerung in der Verfassung garantiert werden. Jeder Bürger solle die Wahl haben, wie er bezahlen möchte.
Klar gegen die von der EU-Kommission ins Spiel gebrachte Obergrenze von 10.000 Euro bei Barzahlungen spricht sich Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) aus. Eine schleichende Abschaffung des Bargelds werde man nicht zulassen: „Gerade in der Krise haben viele Bürgerinnen und Bürger die Sicherheit von Bargeld geschätzt. Diese Freiheit und Wahlmöglichkeit muss auch in Zukunft erhalten bleiben.“
*** Grüne und Rote für die Obergrenze ***
Die Frage ist, ob eine Obergrenze tatsächlich einer schleichenden Abschaffung gleichkommt. Für Nina Tomaselli, Finanzsprecherin der Grünen, passen die Freiheit der Bezahlweise und Obergrenzen als Mittel gegen Geldwäsche zusammen: „Jeder hat die Freiheit, so zu bezahlen, wie er möchte, und das soll auch so bleiben“, versichert sie. „Trotzdem darf nicht ignoriert werden, dass Kriminelle und Geldwäscher große Bargeldtransaktionen für ihre Machenschaften ausnutzen.“ Deshalb sei eine betragsmäßige Obergrenze für Bargeld sinnvoll.
Das sehen auch die Roten so. „Eine Obergrenze für sehr hohe Barzahlungen zur Verhinderung von Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung als Ergänzung zu den bestehenden Geldwäschebestimmungen ist vernünftig“, heißt es seitens der SPÖ. Die genaue Höhe müsse diskutiert werden, eine 15.000-Euro-Regelung im Bereich der Geldwäsche biete eine Orientierung.
Auf die Frage, ob es Unternehmen freigestellt werden sollte, Bargeld zu akzeptieren oder nicht, antworten Rote und Grüne unisono: „Nein“.
*** Effektivere Geldpolitik ***
Manche Ökonomen liebäugeln mit der Abschaffung von Bargeld, weil man dann etwa Negativzinsen direkt durchsetzen und die Menschen zum Geldausgeben bringen könnte. Geldpolitik würde so effektiver. Aber dafür müsste Bargeld ganz abgeschafft werden. Eine Obergrenze bei Barzahlungen heißt nicht, dass nicht viel mehr Bargeld unter der Matratze liegen darf. (luis, 13.6.2021)
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000127364656/grosser-zuspruch-fuer-bargeldvolksbegehren-gruene-und-spoe-fuer-obergrenze

COMMENT: Geldwäsche geht heute anders, Bitcoin und Konsorten helfen, es lebe die Blockchaintechnologie. Der Geldkoffer ist längst out, hohe Summen werden von kriminellen Elementen längst mittels modernster Technologien bargeldlos transferiert. ALso: what’s up? Oder besser noch: cui bono?!

Hans Bentzien: Lagarde: EZB gibt im Juli OK für Prüfung eines digitalen Euro – EZB-Rat wünscht Digital-Euro: Einführung dauert um fünf Jahre – DJN, 10.6.2021
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist offenbar gewillt, den nächsten planerischen Schritt zu einem digitalen Euro zu gehen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der jüngsten Ratssitzung: „Mitte Juli wird der Rat empfehlen, mit einer Erkundungsphase fortzufahren, die viele Aspekte umfassen wird, von Technologie über Privatsphäre bis zu Inklusion.“ Dabei handele es sich aber nicht um eine abschließende Entscheidung zur Einführung eines digitalen Euro.
Nach Aussage des federführenden EZB-Direktors Fabio Panetta würden im Fall einer positiven Entscheidung vier bis fünf Jahre vergehen, ehe ein digitaler Euro tatsächlich eingeführt werden könnte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53118736-lagarde-ezb-gibt-im-juli-ok-fuer-pruefung-eines-digitalen-euro-015.htm

Hans Bentzien: EZB bestätigt geldpolitischen Kurs: EZB bestätigt Anleihekaufprogramme PEPP und APP sowie Forward Guidance – PEPP-Käufe bleiben erhöht – EZB bestätigt Leitzinsen und Zins-Guidance – Anleihekäufe unter Pandemieprogramm PEPP im 3Q deutlich höher als im 1Q – PEPP im Blick: Strategieprüfung im zweiten Halbjahr – DJN, 10.6.2021
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine sehr akkommodierende Geldpolitik wie erwartet bestätigt. Wie der EZB-Rat nach seinen turnusmäßigen Beratungen mitteilte, sollen die Käufe unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP auch im dritten Quartal mit einem deutlich höheren Tempo als in den ersten drei Monaten des Jahres erfolgen. Diese Entscheidung basierte auf einer gemeinsamen Beurteilung von Finanzierungsbedingungen und Inflationsausblick. Im April und Mai hatte die EZB im Rahmen des PEPP Anleihen für je 80 Milliarden Euro gekauft, in den Monaten zuvor waren es rund 60 Milliarden gewesen.
Die Käufe sollen laut EZB aber je nach Marktbedingungen flexibel erfolgen, um eine Straffung der Finanzierungsbedingungen zu verhindern, die nicht zu dem Vorhaben passen würde, dem negativen Einfluss der Pandemie auf die Inflation entgegenzuwirken. Die Flexibilität bei den Käufen bezieht sich laut EZB auf Zeitpunkt, Asset-Klassen und Emittenten und soll für eine reibungslose Übertragung des geldpolitischen Signals sorgen.
*** PEPP-Gesamtvolumen muss nicht ausgeschöpft, kann aber erhöht werden ***
Nach Mitteilung der EZB bleibt das Gesamtvolumen des PEPP bei 1.850 Milliarden Euro. Das PEPP soll bis mindestens Ende März 2022 laufen, auf jeden Fall aber so lange, bis die Corona-Krisenphase vorbei ist. Sein Gesamtvolumen muss laut EZB nicht voll ausgeschöpft werden, wenn günstige Finanzierungsbedingungen auch mit weniger Ankäufen aufrechterhalten werden können. Umgekehrt kann das Gesamtvolumen aber auch erhöht werden, wenn das nötig ist, um dem negativen Schock der Pandemie auf die Inflationsentwicklung entgegenzuwirken. Die Tilgungsbeträge fälliger Anleihen werden bis mindestens Ende 2023 voll wieder angelegt.
Die Nettokäufe im Rahmen des APP-Programms werden so lange mit einem monatlichen Volumen von 20 Milliarden Euro fortgeführt, wie dies für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung der Leitzinsen erforderlich ist. Sie sollen kurz vor der ersten Zinserhöhung beendet werden. Die Tilgungsbeträge sollen so lange wie erforderlich voll wieder angelegt werden, auf jeden Fall aber deutlich über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus.
*** Leitzinsen und Zins-Guidance bleiben unverändert ***
Die Leitzinsen sowie die sie betreffende Forward Guidance bleiben ebenfalls konstant. Der Hauptrefinanzierungssatz beträgt 0,00 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz 0,25 Prozent und der Bankeinlagensatz minus 0,50 Prozent.
Der EZB-Rat erwartet, dass die Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er feststellt, dass sich die Inflationsaussichten in seinem Projektionszeitraum deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber unter 2 Prozent liegt. Diese Annäherung soll sich außerdem durchgängig in der Dynamik der Kerninflation widerspiegeln.
Die EZB erklärte in ihrem Statement außerdem, dass sie weiterhin über Refinanzierungsgeschäfte für reichlich Liquidität sorgen wolle. Sie verwies auf die attraktiven Konditionen der TLTRO3-Langfristtender. Die EZB sei überdies bereit, alle ihre Instrumente wie erforderlich anzupassen, um für eine dauerhafte Annäherung der Inflation an den Zielbereich zu sorgen. Der Rat bekräftigte die Symmetrie seines Inflationsziels.
*** Lagarde stellt neue Stabsprojektionen vor ***
EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird die Ergebnisse der Sitzung in einer um 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern. Analysten rechnen damit, dass Lagarde sich unter anderem zu den Modalitäten der PEPP-Käufe im Sommer, zu den Finanzierungsbedingungen und zur laufenden Prüfung der geldpolitischen Strategie äußern wird. Außerdem wird sie die neuen Stabsprojektionen zu Wachstum und Inflation vorstellen.
*** PEPP im Blick: Ergebnis Strategieprüfung „hoffentlich“ im 2. Halbjahr ***
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Ergebnisse ihrer Strategieprüfung nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der zweiten Jahreshälfte präsentieren. Auf die Frage, ob die EZB über diese Ergebnisse vor dem Ende des Pandemiekaufprogramms PEPP entscheiden werde, sagte Lagarde: „Ich hoffe, dass wir das Ergebnis in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 bekannt geben können.“ Daran halte sie weiterhin fest.
Bezugnehmend auf das PEPP sagte sie: „Jegliche Diskussion über eine Beendigung des PEPP wäre verfrüht.“ Sie werde zu gegebener Zeit stattfinden.
QUELLEN:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53116665-ezb-bestaetigt-geldpolitischen-kurs-pepp-kaeufe-bleiben-erhoeht-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53118788-ezb-lagarde-ergebnis-strategiepruefung-hoffentlich-im-2-halbjahr-015.htm

Hans Bentzien: EZB rechnet mit höheren Inflations- und Wachstumsraten: BIP-Plus 2021 4,6 Prozent, 2022 +4,7 Prozent, Inflation 2021 + 1,9 Prozent, 2022 +1,5 Prozent – Pandemie-bedingte Risiken bleiben noch bestehen – Inflationsziel: glatte 2 Prozent – Trotz stiegender Kerninflation: keine andauernde Inflationsgefahr in Sicht – PEPP-Anleihe-Kaufprogramm bleibt unverändert – Lohndruck im Dienstleistungsgewerbe und Euro-Aufwertung als Inflationsbremse – DJN, 10.6.2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich auf etwas mehr Wirtschaftswachstum und Inflation im laufenden Jahr ein, sieht aber nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde weiterhin pandemiebedingte Risiken für den Ausblick. Wie Lagarde in ihrer Pressekonferenz nach der jüngsten Sitzung des EZB-Rats mitteilte, rechnet der volkswirtschaftliche Stab der EZB für 2021 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,6 Prozent. Das ist etwas mehr als die im April prognostizierten 4,0 Prozent. Die Wachstumsprognosen für 2022 und 2023 wurden auf 4,7 (4,1) und 2,1 (2,1) Prozent aktualisiert.
Zugleich rechnet der EZB-Stab mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 1,9 (1,5) Prozent im laufenden und 1,5 (1,2) Prozent im nächsten Jahr. Für 2023 wird weiterhin eine Teuerungsrate von 1,4 Prozent erwartet. Dort sieht die EZB 2023 auch die Kerninflationsrate. Die EZB strebt gemäß ihrer aktuellen geldpolitischen Strategie mittelfristig eine Inflationsrate von unter, aber nahe 2 Prozent an. Dieses Ziel könnte sie aber demnächst zugunsten eines Ziels von glatt 2 Prozent aufgeben.
Lagarde sagte, Indikatoren deuteten darauf hin, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal wieder wachsen und sich im zweiten Halbjahr stark erholen werde. Die Risiken für den mittelfristigen Wachstumsausblick seien im Großen und Ganzen ausgewogener. „Die jüngsten Daten signalisieren einen Aufschwung im Dienstleistungssektor und eine anhaltende Dynamik im verarbeitenden Gewerbe“, sagte Lagarde.
Zu den Inflationsaussichten sagte sie, die Inflation dürfte in den nächsten Monaten weiter steigen. Der unterliegende Inflationsdruck sollte in diesem Jahr aufgrund kurzfristiger Lieferschwierigkeiten und einer Nachfrageerholung steigen, aber insgesamt schwach bleiben. Gründe dafür seien der geringe Lohndruck und die Aufwertung des Euro. „Die Inflation dürfte in den nächsten Jahren unter unserem Ziel bleiben“, sagte sie.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht besorgt über den jüngsten Anstieg der Inflationsraten, da dieser vor allem auf vorübergehenden Faktoren beruhe. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der aktuellen Ratssitzung, die Wirtschaft des Euroraums bestehe zu 60 Prozent aus Dienstleistungen, und dieser Sektor wiederum vor allem „aus Arbeit“. „Wir sehe nicht viel von Preisanstiegen im Dienstleistungssektor“, sagte Lagarde. Bei den Löhnen in diesem Bereich gebe es nur kleine Bewegungen, man hoffe aber auf mehr.
„Es bewegt sich aber etwas, und das ist die Kerninflation“, fügte die EZB-Präsidentin hinzu. Dort gebe es eine leichte Aufwärtsbewegung, weshalb auch die Prognose leicht angehoben worden sei. „Wir sind weit entfernt von unserem Ziel von unter, aber nahe 2 Prozent, und wir sind sicherlich nicht da, wir am Ende der Pandemie gerne sein möchten. Aber wir sehen dort einige Bewegung und wir werden das aufmerksam beobachten“, sagte Lagarde.
Zuvor hatte der EZB-Rat beschlossen, die Leitzinsen und die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance unverändert gelassen. Bestätigt wurde für das dritte Quartal auch das erhöhte Tempo der Anleihekäufe unter dem Pandemieprogramm PEPP.
QUELLEN:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53117649-ezb-rechnet-mit-etwas-hoeheren-inflations-und-wachstumsraten-015.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53118026-lagarde-inflation-weit-von-ziel-entfernt-kerninflation-bewegt-sich-015.htm

DOKUMENTATION: Einleitende Bemerkungen von EZB-Präsidentin Lagarde – DJN, 10.6.2021
After the contraction in the first quarter of the year, the euro area economy is gradually reopening as the pandemic situation improves and vaccination campaigns make significant progress. The latest data signal a bounce-back in services activity and ongoing dynamism in manufacturing production. We expect economic activity to accelerate in the second half of this year as further containment measures are lifted. A pick-up in consumer spending, strong global demand and accommodative fiscal and monetary policies will lend crucial support to the recovery. At the same time, uncertainties remain, as the near-term economic outlook continues to depend on the course of the pandemic and on how the economy responds after reopening. Inflation has picked up over recent months, largely on account of base effects, transitory factors and an increase in energy prices. It is expected to rise further in the second half of the year, before declining as temporary factors fade out. Our new staff projections point to a gradual increase in underlying inflation pressures throughout the projection horizon, although the pressures remain subdued in the context of still significant economic slack that will only be absorbed gradually over the projection horizon. Headline inflation is expected to remain below our aim over the projection horizon.
Preserving favourable financing conditions over the pandemic period remains essential to reduce uncertainty and bolster confidence, thereby underpinning economic activity and safeguarding medium-term price stability. Financing conditions for firms and households have remained broadly stable since our monetary policy meeting in March. However, market interest rates have increased further. While partly reflecting improved economic prospects, a sustained rise in market rates could translate into a tightening of wider financing conditions that are relevant for the entire economy. Such a tightening would be premature and would pose a risk to the ongoing economic recovery and the outlook for inflation.
Against this background, the Governing Council decided to confirm its very accommodative monetary policy stance.
We will keep the key ECB interest rates unchanged. We expect them to remain at their present or lower levels until we have seen the inflation outlook robustly converge to a level sufficiently close to, but below, 2 per cent within our projection horizon, and such convergence has been consistently reflected in underlying inflation dynamics. …
[Es folgen längere Ausführungen und Erläuterungen]
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53117591-dokumentation-einleitende-bemerkungen-von-2-015.htm

Andrea Thomas (WSJ): Bundesregierung will EU-Verfahren wegen EZB-Urteil gründlich studieren – EU-Recht vor nationalem Recht – Antwort an BVrüssel in spätestens zwei Monaten – DJN, 9.6.2021
Die Bundesregierung will sich erst nach einem genauen Studium schriftlich zum Vertragsverletzungsverfahrens äußern, das die EU-Kommission im Zusammenhang mit dem Karlsruher Urteil zum Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) eingeleitet hat.
„Es gibt tatsächlich die Bedenken der Europäischen Kommission seit Verkündung des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom Mai 2020. Über dieses Thema ist die Bundesregierung mit der Europäischen Kommission seit dem Zeitpunkt in einem informellen inhaltlichen Austausch gewesen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Jetzt gibt es das entsprechende Mahnschreiben. Darauf werden wir, genau wie es das Verfahren vorsieht, schriftlich, nachdem wir das uns gründlich angeschaut haben, reagieren.“
Das Bundesverfassungsgericht hatte im Mai 2020 ein im Jahr 2015 gestartetes milliardenschweres EZB-Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen als in Teilen verfassungswidrig eingestuft. Damit stellte sich Karlsruhe gegen den Europäischen Gerichtshof (EuGH), der zuvor das EZB-Anleihekaufprogramm PSPP gebilligt hatte.
Dennis Kolberg, Sprecher im Bundesfinanzministerium, betonte, aus Sicht der Bundesregierung sei „ein gutes Kooperationsverhältnis zwischen den Gerichten wichtig“.
Wie die EU-Kommission am Mittwoch mitteilte, geht sie „wegen der Verletzung grundlegender Prinzipien des EU-Rechts“ gegen Deutschland vor. Dabei gehe es auch um die „Beachtung der Zuständigkeit des Europäischen Gerichtshofs“.
Das Bundesverfassungsgericht hatte im Mai 2020 entschieden, dass die EZB ihre Beschlüsse nicht umfassend begründet und der EuGH das Vorgehen nicht ausreichend geprüft habe. Das Gericht stellte deshalb kompetenzwidrige Beschlüsse fest und forderte die EZB auf, die Verhältnismäßigkeit des Programms binnen drei Monaten zu begründen.
Die Bundesregierung hat nun zwei Monate Zeit, um auf die Kritik der Kommission zu reagieren. Ist die Behörde damit nicht zufrieden, kann sie Berlin nochmals förmlich auffordern, Verpflichtungen aus dem EU-Recht nachzukommen. Tut Deutschland das nicht, kann die Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof klagen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53104515-bundesregierung-will-eu-verfahren-wegen-ezb-urteil-gruendlich-studieren-015.htm

INTERNATIONAL

OECD-Frühindikator (CLIS) steigt im Mai auf 100,5 Punkte – stetige Konjunkturerholung voraus – USA, Deutschland und Japan etwas stärker, Eurozone etwas schwächer – China steht am Stockerl: 102,5 Punkte – DJN, 9.6.2021
Der Frühindikator der OECD weist auf eine stetige Konjunkturerholung in den meisten großen Volkswirtschaften hin. Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitteilte, stieg der Indikator im Mai um 0,21 Prozent auf 100,5 Punkte. Im April hatte der Index um 0,27 Prozent und im März um 0,28 Prozent zugelegt. „Für alle großen OECD-Volkswirtschaften deuten die Frühindikatoren nun auf eine stetige Expansion hin“, hieß es.
Der Frühindikator der OECD dient dazu, sehr früh Anzeichen für konjunkturelle Wenden festzustellen. Die OECD spricht davon, dass Wendepunkte relativ zum Trend sechs bis neun Monate vor der Änderung antizipiert werden sollen.
Der Frühindikator des Euroraums stieg im Mai um 0,32 Prozent auf 100,2 Punkte, Deutschlands Indikator erhöhte sich um 0,37 Prozent auf 101,6 Punkte und der US-Indikator um 0,15 Prozent auf 100,6 Punkte. Japans Indikator legte um 0,15 Prozent auf 100,6 Punkte zu und Chinas um 0,27 Prozent auf 102,5 Punkte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53103122-oecd-fruehindikator-deutet-auf-stetige-konjunkturerholung-015.htm
SIEHE DAZU: https://www.oecd.org/newsroom/composite-leading-indicators-cli-oecd-june-2021.htm

Jan Mallien: Warnende Stimmen vor wirtschaftlicher Überhitzung und konsekutivem Absturz – EZB und Fed Inflationsdebatte verunsichert die Märkte – was die Notenbanken unter Druck setzt – In den USA steigt die Inflation auf den höchsten Stand seit 2008. Auch die EZB hebt ihre Prognosen dazu an. Die Notenbanken stehen vor einer Gratwanderung – CORONA SPEZIAL MORNING BRIEFING / HANDELSBLATT, 10.6.2021
Mit den wirtschaftlichen Nachwirkungen der Coronakrise schlagen sich im Moment die Notenbanker herum. Die zügige Öffnung vieler Volkswirtschaften hat dazu geführt, dass die während des Lockdowns aufgestaute Nachfrage jetzt auf ein dezimiertes Angebot trifft. Dieser Flaschenhals führt in vielen Ländern zu starken Preissteigerungen. In den USA stieg die Inflationsrate im Mai um fünf Prozent. Die meisten Notenbanker und Investoren glauben zwar, dass es sich dabei nur um ein vorübergehendes Problem handelt und die Wirtschaft ihre Kapazitäten schnell wieder hochfährt. Ganz sicher ist man sich allerdings nicht.
QUELLE (ZAHLPFLICHT, aufschlussreiche Schaubilder für die Periode Januar 2020 – um Mai 2021: mtl. Inflation USA & Eurozone, mtl. Beschäftigte USA, mtl. Arbeitslosenquote Eurozone, mtl. EZB-Anleihekäufe brutto & netto, wtl. Rendite der 10-j Anleihen USA, Italien & Deutschland): https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/ezb-und-fed-inflationsdebatte-verunsichert-die-maerkte-was-die-notenbanken-unter-druck-setzt/27273406.html

G7-GIPFEL/Staaten beschließen globalen Infrastruktur-Plan – DJN, 12.6.2021
Als Antwort auf Chinas „Neue Seidenstraße“ haben die G7-Staaten bei ihrem Gipfel in Cornwall einen weltweiten Infrastruktur-Plan zur Unterstützung ärmerer Länder beschlossen. Interessierten Ländern solle eine „an Werten orientierte“ und transparente Partnerschaft angeboten werden, teilte das Weiße Haus am Samstag mit. Damit schaffen die G7-Länder eine Alternative zu Chinas „Belt and Road Initiative“, der sogenannten „Neue Seidenstraße“, über die Peking Infrastrukturprojekte in dutzenden Ländern anschiebt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53134353-g7-gipfel-staaten-beschliessen-globalen-infrastruktur-plan-015.htm

G7-GIPFEL/G7-Länder einigen sich auf ‚konkrete Maßnahmen‘ zum Klimaschutz – dpa-AFX, 13.6.2021
Die Gruppe sieben wichtiger Industriestaaten hat sich nach Angaben der US-Regierung auf „konkrete Maßnahmen“ im Kampf gegen den Klimawandel geeinigt. Das Weiße Haus teilte am Samstag mit, die Staats- und Regierungschefs würden sich bei ihrem G7-Gipfel im südenglischen Cornwall unter anderem zu Schritten verpflichten, um die staatliche Förderung fossiler Energieträger wie Kohle einzuschränken. Die USA, Deutschland, Großbritannien und Kanada wollten Entwicklungsländern zudem bis zu zwei Milliarden Dollar bereitstellen, um deren Ausstieg aus der Kohle zu beschleunigen.
Weiter hieß es in der US-Mitteilung, die G7-Gruppe würde ihre Klimaziele so abstimmen, dass das im Pariser Klimaabkommen festgehaltene Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, „in Reichweite“ bleibe. Klimaschutz gehört zu den zentralen Zielen von US-Präsident Joe Biden, für den es der erste G7-Gipfel seit seiner Amtsübernahme ist.
G7-Gastgeber Großbritannien will die Konferenz nutzen, um die sieben führenden westlichen Wirtschaftsmächte auf ehrgeizige Klimaziele einzuschwören, die dann bei der UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow im November auf globaler Ebene vereinbart werden sollen. Zu den G7-Staaten gehören neben Großbritannien und den USA auch Deutschland, Frankreich, Italien, Japan und Kanada. Auch EU-Vertreter nehmen an dem Treffen in Cornwall teil.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53135450-usa-g7-laender-einigen-sich-auf-konkrete-massnahmen-zum-klimaschutz-016.htm

G7-GIPFEL/Staaten sagen weitere Milliarde Impfdosen als Spende für ärmere Länder zu – DJN, 13.6.2021
Die G7-Staaten werden eine Milliarde weitere Corona-Impfstoffdosen an ärmere Länder spenden. Die Spenden würden entweder direkt oder durch die Bereitstellung von Mitteln an die globale Impfallianz Covax erfolgen, sagte Großbritanniens Premierminister Boris Johnson zum Abschluss des G7-Gipfels im englischen Cornwall. Nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben die G7-Staaten damit bisher insgesamt 2,3 Milliarden Impfdosen zugesagt. Sie sollen demnach bis Ende 2022 verteilt werden.
Deutschland werde sich „in erheblichem Maße“ an der Spendenaktion beteiligen, sagte Merkel. Deutschland sei der zweitgrößte Geber in der Impfallianz Covax und habe darüber bereits über eine Milliarde Euro für die Beschaffung von Impfstoffen zur Verfügung gestellt. Damit zeichne Deutschland insgesamt für „350 Millionen Dosen“ verantwortlich. Aus eigenen Bestellungen werde Deutschland mindestens 30 Millionen Impfdosen spenden. Merkel betonte, dass sich die deutschen Impfdosen-Spenden noch erhöhen könnten.
„Wenn wir etwas überzählig haben, werden wir das natürlich auch weitergeben“, sagte sie. Im Augenblick gebe es aber „das Phänomen, dass nicht alles, was wir bestellt haben und was auch schon an Lieferungen zugesagt war – zum Beispiel von Johnson & Johnson – zum rechten Zeitpunkt geliefert wird“. US-Präsident Joe Biden hatte kurz vor dem G7-Gipfel eine Impfstoff-Spende der USA von 500 Millionen Dosen angekündigt. London wollte laut Ankündigung vom Freitag 100 Millionen Dosen beisteuern.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53136259-g7-gipfel-staaten-sagen-weitere-milliarde-impfdosen-als-spende-zu-015.htm

G7-GIPFEL/Staaten fordern vertiefte WHO-Untersuchung zu Corona-Ursprung – DJN, 13.6.2021
Die G7-Staaten fordern eine vertiefte Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Ursprung der Corona-Pandemie. In ihrer Abschlusserklärung zum Gipfeltreffen in Carbis Bay mahnten die Staats- und Regierungschefs am Sonntag eine „transparente“ und „von Experten geleitete“ Studie an. Dazu seien auch weitere Untersuchungen in China nötig.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53136273-g7-gipfel-staaten-fordern-vertiefte-who-untersuchung-zu-corona-ursprung-015.htm

Studie – Persönliche Vermögen 2020 trotz Pandemie auf Rekordwert – finanzen.at/REUTERS, 10.6.2021
Ungeachtet der Corona-Krise sind die Privatvermögen weltweit auf einen Rekordwert gestiegen.
2020 erreichten die persönlichen Finanzvermögen 250 Billionen Dollar, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht „Global Wealth 2021“ der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht. Geschuldet sei der Zuwachs von 8,3 Prozent binnen eines Jahres dem starken Anstieg der Aktienmärkte und einem sprunghaften Anstieg der Ersparnisse.
BCG zufolge dürften die Vermögen in den nächsten fünf Jahren im Einklang mit der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Erholung weiter deutlich zunehmen. Motoren des Wachstums dürften vor allem Nordamerika, Westeuropa und Asien – ohne Japan – sein. Bis 2025 dürften in diesen Regionen 87 Prozent des erwarteten Vermögenszuwachses generiert werden.
Die Zahl der Ultra-Reichen – Personen mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar – nahm vergangenes Jahr um 6000 zu. Die etwa 60.000 Personen umfassende Gruppe besitze insgesamt 22 Billionen Dollar des investierbaren Vermögens. China sei auf dem besten Weg, die USA bis zum Ende des Jahrzehnts als Land mit den meisten Ultra-Reichen abzulösen.
BCG zufolge sind viele Vermögensverwalter nicht gerüstet, die nächste Generation von Ultra-Reichen zu betreuen. Diese Personen im Alter zwischen 20 und 50 Jahren hätten einen längeren Anlagehorizont, eine größere Risikobereitschaft und oft den Wunsch, mit ihrem Vermögen nicht nur solide Renditen zu erzielen, sondern auch etwas für die Gesellschaft zu bewirken. „Die wachstumsstarken Märkte stellen eine riesige Chance dar, aber die Vermögensverwalter müssen ein echtes Verständnis für die lokalen Unterschiede und auch für wichtige demografische Veränderungen entwickeln“, erklärte Studien-Mitautorin Anna Zakrzewski. Beispielsweise seien inzwischen zwölf Prozent der Ultra-Reichen Frauen.
Für die Branche macht Zakrzewski zudem Personen mit einem Vermögen zwischen 100.000 und drei Millionen Dollar sowie Rentner als attraktive Zielgruppen aus. Diese beiden Gruppe verfügten über 59 beziehungsweise 29,3 Billionen investierbares Vermögen. Und Kunden mit einfachen Investitions-Bedürfnissen würden oft schlecht mit standardisierten Produkten betreut. „Dies ist im Grunde eine verpasste Chance“, erklärte Zakrzewski.
QUELLE: https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/studie-persoenliche-vermoegen-2020-trotz-pandemie-auf-rekordwert-10225299

USA

John McCormick: Starker Anstieg der Ausgaben: US-Haushaltsdefizit steigt auf Rekord von 2,1 Billionen USD – Ausgaben halfen zum Ausstieg aus Konjunktureinbruch – Lieferkettenprobleme als Hürde weiterer Wirtschaftserholung – DJN, 10.6.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Das Haushaltsdefizit der USA ist in den ersten acht Monaten des Fiskaljahres auf einen Rekordwert von 2,1 Billionen US-Dollar gestiegen. Die Ausgaben sind weiterhin höher als die Steuereinnahmen, auch wenn diese steigen, während sich die Wirtschaft von den Schäden der Covid-19-Pandemie erholt. Die Bundeseinnahmen für den Achtmonatszeitraum von Oktober bis Mai stiegen um 29 Prozent auf einen Rekordwert von 2,6 Billionen Dollar, vor allem aufgrund höherer Einnahmen aus der Einkommenssteuer für Privatpersonen und Unternehmen, wie das Finanzministerium am Donnerstag mitteilte.
Die Ausgaben stiegen um 20 Prozent auf einen Rekordwert von 4,7 Billionen Dollar, was auf Zahlungen für Arbeitslosenunterstützung, Ernährungshilfe und Covid-19-Hilfsprogramme, einschließlich Notkrediten für Kleinunternehmen und Konjunkturschecks für Haushalte, zurückzuführen ist.
Für den Monat Mai lag das Haushaltsdefizit bei 132 Milliarden Dollar, etwa einem Drittel des Vorjahreswertes. Die Einnahmen stiegen um 167 Prozent auf 464 Milliarden Dollar, während die Ausgaben um 4 Prozent auf 596 Milliarden Dollar stiegen. Zu den monatlichen Einnahmeschwankungen trugen Verschiebungen der Steuerzahlungsfristen aufgrund der Pandemie bei.
Der Anstieg der Staatsausgaben hat zu einer raschen Erholung von dem durch die Pandemie verursachten Konjunktureinbruch geführt, gleichzeitig aber dazu beigetragen, dass die Staatsverschuldung – als Anteil an der Wirtschaft – auf ein Niveau gestiegen ist, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erreicht wurde. Die Bundeseinnahmen werden wahrscheinlich steigen, wenn die Ausgaben der Verbraucher und Unternehmen wieder anziehen und die Arbeitgeber neue Arbeitsplätze schaffen. Dennoch drohen Probleme in der Lieferkette und ein Mangel an Arbeitskräften für schlechter bezahlte Jobs das Wachstum zu bremsen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53120856-us-haushaltsdefizit-steigt-auf-rekord-von-2-1-billionen-usd-015.htm

Josh Zumbrun: Defizit in der US-Handelsbilanz gesunken – Importe rückläufig – Konsumenten stützen Wirtschaftsentwicklung wegen fortschreitender Impfungen und Lockerungen – Wermutstropfen: Lieferenpässe bremsen Wirtschaft – DJN, 8.6.2021
Das Defizit in der US-Handelsbilanz ist im April gesunken, da Probleme mit globalen Lieferketten zu schwächeren Importen in die USA beitrugen. Das Defizit fiel auf 68,90 Milliarden Dollar nach revidiert 75,03 (vorläufig: 74,45) Milliarden im Vormonat, wie das das Handelsministerium mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Passivsaldo von 69,00 Milliarden Dollar gerechnet; im März hatte das Defizit ein Rekordhoch markiert.
Die Importe fielen im April um 1,4 Prozent auf 273,9 Milliarden Dollar, während die Exporte um 1,1 Prozent auf 205,0 Milliarden stiegen.
Der Welthandel, der während der Pandemie eingebrochen war, hat sich in diesem Jahr wieder erholt, da die Volkswirtschaften zunehmend wieder öffnen. Ein wiedererstarkter US-Konsument, gestützt durch steigende Impfraten, schwindende Restriktionen für Unternehmen und mehrere Runden staatlicher Konjunkturpakete, hat die Nachfrage nach Importen angekurbelt.
Gleichzeitig haben Hersteller auf der ganzen Welt Schwierigkeiten, diese Nachfrage zu befriedigen. Ein großer Teil der Welt hinkt den USA bei den Impfquoten hinterher, und die anhaltende Pandemie hat Lieferketten auf der ganzen Welt unterbrochen, was zu Engpässen bei wichtigen Artikeln und Verzögerungen in der Produktion führt. Ein prominentes Beispiel ist ein schwerer Mangel an Halbleitern, der die Produktion von Computern, Haushaltsgeräten und Autos verlangsamt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53093127-defizit-in-der-us-handelsbilanz-gesunken-importe-ruecklaeufig-015.htm

US-Verbraucherstimmung im Juni besser als erwartet – DJN, 11.6.2021
Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Juni deutlicher als erwartet aufgehellt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA stieg bei der Umfrage zur Monatsmitte auf 86,4. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Stand von 84,4 erwartet. Bei der Umfrage Ende Mai lag er bei 82,9.
Der Index für die Erwartungen belief sich auf 83,8 (Vormonat: 78,8), der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage wurde mit 90,6 (89,4) angegeben. Die Inflationserwartungen der Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten verringerten sich im Vergleich zum Vormonat auf 4,0 von 4,6 Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren gingen sie zurück auf 2,8 von 3,0 Prozent. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53130320-us-verbraucherstimmung-im-juni-besser-als-erwartet-015.htm
SIEHE DAZU: http://www.sca.isr.umich.edu/

Gwynn Guilford, Andreas Plecko: US-Preise steigen mit höchster Jahresrate seit fast 13 Jahren – DJN, 10.6.2021
Die US-Verbraucherpreise sind im Mai weiter stark gestiegen und erreichten mit einem Plus von 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr die höchste jährliche Inflationsrate seit fast 13 Jahren. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, kletterten die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg von 0,5 Prozent gerechnet. Die für den April gemeldete Preissteigerung von 0,8 Prozent wurde bestätigt.
Dadurch erhöhte sich die Jahresteuerung auf 5,0 (Vormonat: 4,2) Prozent. Das ist die höchste Steigerung seit August 2008. Volkswirte hatten nur mit einer Rate von 4,7 Prozent gerechnet. Die Fed verfolgt ein flexibles Inflationsziel: Die Preissteigerung darf für eine Weile höher als 2 Prozent liegen, wenn sie sich zuvor für einen längeren Zeitraum darunter bewegt hat.
In der Kernrate, die die besonders volatilen Preise für Energie und Lebensmittel außen vor lässt, stiegen die Preise um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Volkswirte hatten eine Rate von lediglich 0,5 Prozent erwartet. Die Jahresteuerung betrug 3,8 (Vormonat: 3,0) Prozent. Die Prognose hatte auf 3,5 Prozent gelautet.
Die Preise für gebrauchte Kraftfahrzeuge stieg im Mai mit einem Plus von 7,3 Prozent weiter stark an. Dieser Anstieg machte etwa ein Drittel des saisonbereinigten Anstiegs aller Positionen aus.
Der Index für Nahrungsmittel erhöhte sich im Mai um 0,4 Prozent, der gleiche Anstieg wie im April. Der Energieindex blieb im Mai unverändert, wobei ein erneuter Rückgang des Benzinindexes den Anstieg des Strom- und Erdgasindexes ausglich.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53117460-us-preise-steigen-mit-hoechster-jahresrate-seit-fast-13-jahren-015.htm

Sylvia Walter: Der Chart des Tages: Die Kleinen drehen an der Preisschraube – Finanz & Wirtschaft, 9.6.2021

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Quelle und Copyright: Finanz & Wirtschaft

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Inflation ist das Top-Thema des Jahres. Immer wieder kommen Spekulationen auf, wie lange die Notenbanken die Geldzügel noch dermassen locker halten können. Morgen Nachmittag darf dann wieder spekuliert werden: Die Veröffentlichung des US-Konsumentenpreisindex für den Mai steht an.
Die Ergebnisse der Umfrage des Verbands der kleinen und unabhängigen Unternehmen (NFIB) gaben am Dienstag bereits einen Vorgeschmack auf den anstehenden Preisdruck. Der Nettosaldo der kleinen Gesellschaften, die bereits daran sind, ihre Verkaufspreise anzuheben (rote Linie, linke Skala), liegt bei etwa 40%, während 43% der Firmen planen, dies in nächster Zukunft zu tun. Beide Salden haben Rekordwerte erreicht. Die Datenreihen gelten als verlässlicher Vorlaufindikator für die Kerninflation.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2071/

Frank Heiniger: Der Chart des Tages – Der Druck der USA auf China wird erhöht – Finanz & Wirtschaft, 8.6.2021

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Quelle und Copyright 2021: Finanz & Wirtschaft

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US-Präsident Joe Biden setzt den harten Kurs seines Vorgängers gegen China fort: 59 chinesische Unternehmen, denen Verbindungen zum Militär nachgesagt werden oder die in der Verteidigungs- und Überwachungstechnologie tätig sind, figurieren seit vergangener Woche auf einer schwarzen Liste. Beim Dekret handelt es sich um eine Ausweitung einer von Donald Trump erlassenen Verfügung aus dem November 2020.
Die präsidiale «Executive Order» sieht vor, dass US-Investoren ab dem 2. August dieses Jahres keine Aktien der betroffenen Unternehmen mehr kaufen dürfen. Das Abstossen bestehender Positionen ist bis 3. Juni 2022 erlaubt, danach sind keine Transaktionen mehr möglich. Von Zeit zu Zeit soll die Liste einer Überprüfung unterzogen werden. Werden neue Unternehmen aufgenommen, sind Zukäufe in den Titeln noch maximal sechzig Tage, Devestitionen ein Jahr danach möglich.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2070/

USA: Kreditvergabe an Verbraucher steigt schwächer als erwartet – dpa-AFX, 7.6.2021
In den USA sind die Verbraucherkredite im April schwächer gestiegen als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat habe die Kreditvergabe um 18,61 Milliarden US-Dollar zugelegt, teilte die US-Notenbank Fed am Montag in Washington mit. Volkswirte hatten im Mittel einen Anstieg um 20,0 Milliarden Dollar erwartet. Im März hatte die Kreditvergabe um revidierte 18,58 Milliarden Dollar (zuvor: 25,84) zugelegt.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53084183-usa-kreditvergabe-an-verbraucher-steigt-schwaecher-als-erwartet-016.htm

US-Realeinkommen sinken im Mai erneut – DJN, 10.6.2021
Die Realeinkommen in den USA sind im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozent gesunken. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, hatte es auch im April einen Rückgang um 0,1 Prozent gegeben. Das durchschnittliche Wocheneinkommen betrug den Angaben der Behörde zufolge im Mai saison- und inflationsbereinigt 394,16 US-Dollar nach 394,74 Dollar im Vormonat.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53117542-us-realeinkommen-sinken-im-mai-erneut-015.htm
SIEHE DAZU Webseite: http://www.bls.gov/news.release/realer.t01.htm

Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe auf 376.000 Menschen gesunken – Niedrigster Stand seit 14. März 2020 – Zahl der Empfänger von Arbeitslosenunterstützung gesungen – DJN, 10.6.2021
Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 5. Juni abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 9.000 auf 376.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Das ist der niedrigste Stand seit der Woche zum 14. März 2020. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 370.000 vorhergesagt.
Für die Vorwoche wurde der Wert mit 385.000 bestätigt. Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 25.500 auf 402.500.
In der Woche zum 29. Mai erhielten 3,499 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 258.000.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53117482-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-gesunken-015.htm
SIEHE DAZU Tabelle: http://www.dol.gov/ui/data.pdf

Steuervermeider Bezos, Musk, Bloomberg: Wie sich die US-Milliardäre vor dem Fiskus arm rechnen – Die reichsten Amerikaner haben in der Vergangenheit kaum Einkommenssteuer bezahlt. Das zeigen neue Daten von ProPublica. Jeff Bezos bekam sogar einen Kinder-Bonus – MORNING BRIEFING / HANDELSBLATT, 9.6.2021
Von den Superreichen Amerikas hört man oft zwei Sätze. Satz Nummer eins: Ich stecke von nun an viel Geld in die Rettung der Welt. Satz Nummer zwei: Traut Euch, der Staat kann sich bei mir ruhig mehr Steuern holen! Das klingt nach Philantrokapitalismus at its best, lenkt aber davon ab, dass der Fiskus in den USA bei den Top 25 der Milliardäre fast leer ausgeht. Das ergibt sich aus den Steuererklärungen der Plutokraten, die der Non-Profit-Organisation ProPublica zugespielt wurden.
Elon Musk zahlte 2018 null Einkommenssteuer in den USA. Michael Bloomberg und George Soros überwiesen nur einen minimalen Prozentsatz an den Fiskus. Warren Buffett wurde zwischen 2014 und 2018 um 24,3 Milliarden Dollar reicher, wofür jedoch nur ein Steuersatz von rund 0,1 Prozent fällig wurde. Und Jeff Bezos meldete 2011 – da war er schon Multimilliardär – Verluste und erhielt deshalb eine Steuergutschrift von 4000 Dollar für seine Kinder. Der Arme war offenbar kurz vor der Bedürftigkeitsgrenze.
Die USA machen sich ihre „Räuberbarone“, die sie vor 120 Jahren bekämpften, heute ganz einfach selbst. Aufgebracht will die Bundessteuerbehörde in Washington nun rasch herausfinden, wie diese Daten überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen konnten.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/politik/international/steuervermeider-bezos-musk-bloomberg-wie-sich-die-us-milliardaere-vor-dem-fiskus-arm-rechnen/27268188.html
SIEHE DAZU:
Text https://www.businessinsider.de/politik/welt/bezos-musk-buffet-so-wenig-steuern-zahlen-die-reichsten-milliardaere-der-usa-a/
1:26-min-Video https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Datenleck-enthuellt-Superreiche-zahlen-kaum-Steuern-article22606949.html

CHINA

Chun Han Wong: „Anti-Auslandssanktionen-Gesetz“: China verabschiedet Gesetz gegen ausländische Sanktionen als Antwort gegen Maßnahmen von USA und Europa Chinesische Regierung kann künftig gegen ausländische Personen und Unternehmen vorgehen – Verweigerung von Visa, Ausweisungen, Einfrieren von Vermögenswerten u.a.m. als Gegendruckmittel – DJN, 11.6.2021
In China ist ein neues Gesetz in Kraft getreten, das der Regierung mehr Instrumente gegen ausländische Sanktionen in die Hand gibt. Es ist eine Antwort auf Maßnahmen der USA und Europa, Peking in Bereichen wie Menschenrechten, Handel und Technologie unter Druck zu setzen.
Das „Anti-Auslandssanktionen-Gesetz“ wurde von hochrangigen Mitgliedern der chinesischen Legislative am Donnerstag in einem beschleunigten Verfahren verabschiedet, wie Staatsmedien berichten. Dort heißt es auch, es sei eine Ergänzung der gesetzlichen Möglichkeiten Pekings, sich gegen westlichen Druck zu wehren.
Das Gesetz mandatiert die chinesische Regierung, Gegenmaßnahmen gegen ausländische Personen und Unternehmen zu verhängen, die China mit „diskriminierenden Restriktionen“ unter Druck setzen. Zu den Instrumenten gehören etwa die Verweigerung oder der Widerruf von Visa, Ausweisungen, das Beschlagnahmen und Einfrieren von Vermögenswerten innerhalb Chinas, das Blockieren von Transaktionen und Kooperationen mit chinesischen Personen und Unternehmen sowie „andere notwendige Maßnahmen“, die nicht spezifiziert werden.
Laut dem Gesetz können chinesische Unternehmen und Einzelpersonen zudem Klagen bei chinesischen Gerichten einreichen, um Kompensation für von ausländischen Sanktionen verursachte Schäden einzufordern.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53123699-china-verabschiedet-gesetz-gegen-auslaendische-sanktionen-015.htm

EUROPÄISCHE UNION / EUROZONE

Andreas Plecko: Eurozone-BIP für erstes Quartal nach oben revidiert – DJN, 8.6.2021
Die Rezession im Euroraum ist im ersten Quartal 2021 nicht so tief ausgefallen wie zunächst berichtet. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer dritten Veröffentlichung mitteilte, sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Bei der zweiten Schätzung am 18. Mai war ein Minus von 0,6 Prozent gemeldet worden. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einer Bestätigung dieser Rate gerechnet.
In den meisten Ländern forderten die Restriktionen zur Kontrolle der Coronavirus-Pandemie ihren Tribut. Im vierten Quartal 2020 war das Eurozone-BIP bereits um 0,6 Prozent gesunken. Zwei Quartale in Folge mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung bezeichnen Ökonomen als technische Rezession.
Auf Jahressicht betrug der BIP-Rückgang im ersten Quartal 1,3 Prozent, womit es gegenüber der zweiten Veröffentlichung von 1,8 Prozent ebenfalls zu einer deutlichen Aufwärtsrevision gekommen ist.
In den 27 EU-Ländern zusammen sank das BIP um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal und lag um 1,2 Prozent tiefer als im Vorjahresquartal.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53089864-eurozone-bip-fuer-erstes-quartal-nach-oben-revidiert-015.htm

Andreas Neinhaus: Der Chart des Tages – Abgehoben! – Inflationserwartungen der Bürger im Euroraum – Finanz & Wirtschaft, 7.6.2021
INTERAKTIVE GRAPHIK: nicht verlinkbar
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird diese Woche in einem heiklen Umfeld ihren geldpolitischen Entscheid fällen müssen. Die Märkte erwarten eine Stellungnahme zur Zukunft des Pandemie-Notfallprogramms PEPP, mit dem sie der Eurozone bis März nächsten Jahres Liquidität von insgesamt 1850 Mrd. € zuleitet. Die Konjunkturerholung spricht für eine Drosselung in der einen oder anderen Form, die bereits steigenden Zinsen eher dafür, nicht zu früh restriktive Signale zu senden.
Im Mittelpunkt steht die Inflationsentwicklung. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im Mai 2% höher als vor zwölf Monaten. Die EZB verfolgt ein Inflationsziel von knapp unter 2%. Sie vertritt bisher den Standpunkt, dass der Teuerungsanstieg nur vorübergehender Natur ist und sich am verhaltenen mittelfristigen Inflationsausblick nichts ändert.
QUELLE: https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2069/

Studie: Fossile Vermögenswerte könnten zu neuen „Subprimes“ werden – Europäische Banken haben €532 Mrd. fossiles Vermögen angehäuft – Banken könnten Finanzkrise wie 2008 mit „Subprimes“ erleben – NGOs fordern strenge Regulierung von Finanzströmen in Fossile – life-PR, 10.6.2021
Eine Recherche der Organisationen Rousseau Institute, Friends of the Earth France und Reclaim Finance zeigt, dass führende europäische Banken €532 Milliarden in fossilen Vermögenswerten angehäuft haben. Dies entspricht 95% ihres Eigenkapitals. Plötzliche Wertverluste der fossilen Anlagen können für die Banken ernsthafte Probleme verursachen, so die Studie, die von der deutschen Umweltorganisation urgewald mitgezeichnet wurde. [1]
Die Situation verhindere den Umbau hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und könne eine Finanzkrise mit drastischen wirtschaftlichen und sozialen Folgen auslösen, warnen die VerfasserInnen. Es seien staatliche, Finanzaufsicht- und Zentralbank-Interventionen nötig, um dieses Problem anzugehen. Die Organisationen schlagen Regulierungsmaßnahmen vor und sprechen sich für die Gründung einer europäischen „fossilen Bank“ aus, um konsequent den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu steuern.
Die Studie beleuchtet die Bilanzen der elf größten Banken in der Eurozone. [2] Das Ergebnis: Die Banken haben insgesamt €532 Milliarden Vermögenswerte in Kohle, Öl und Gas angehäuft. Dieser Bestand entspricht im Durchschnitt 95% des gesamten Eigenkapitals der Banken. [3] Die Spanne reicht von 68% bei Santander bis 131% bei Crédit Agricole.
Paul Schreiber, Campaigner bei Reclaim Finance und Mitverfasser der Studie, sagt:
“Wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollen, müssen 84% der fossilen Reserven im Boden bleiben. [4] Nichtsdestotrotz unterstützen europäische Banken Firmen, die neue Kohleminen, fossile Kraftwerke und Bohrvorhaben entwickeln, obwohl daraus gestrandete Vermögenswerte werden. Damit ignorieren sie sowohl die eskalierende Klimakatastrophe, als auch das drohende Finanzchaos. Sie verstecken sich hinter der Entwicklung sogenannter ‚nachhaltiger‘ Finanzprodukte, die leicht dem Greenwashing dienen können. Damit senken sie weder die Emissionen, noch das finanzielle Risiko aus fossilen Energien. Stringente finanzielle Regulierung ist ein Muss – sowohl um die Energiewende herbeizuführen, als auch um Klimarisiken zu kontrollieren.“
Sollten fossile Vermögensanteile im Falle einer schnellen Energiewende – ähnlich wie 2008 bei den „Subprimes“ [5] – 80% ihres Wertes verlieren, besäßen Crédit Agricole und Société Générale laut der Studie nicht genug Eigenkapital, um ihre Verluste abzudecken, während das Eigenkapital der Deutschen Bank und der Commerzbank beinahe ausgeschöpft würde. Jeglicher deutliche Wertverlust würde die Finanzkraft der elf untersuchten Banken enorm schwächen, so dass sie keine Kapazität mehr hätten, die Energiewende zu finanzieren. Dass fossile Vermögenswerte nur die Spitze des Eisbergs bei Klimarisiken darstellen, macht die Lage noch ernster. [6]
QUELLE: https://www.lifepr.de/inaktiv/urgewald-ev/Studie-Fossile-Vermoegenswerte-koennten-zu-neuen-Subprimes-werden/boxid/851949
SIEHE DAZU
Studie: https://reclaimfinance.org/site/wp-content/uploads/2021/06/Report-Fossil-Assets-the-new-subprimes.pdf
FAQ zur Studie: https://reclaimfinance.org/site/wp-content/uploads/2021/06/FAQ-Fossil-Assets-report-EN.pdf

ITALIEN

Italien: Industrieproduktion auf Vor-Corona-Niveau – Einschränkungen an den Grenzen zu Osteuropa führen zu Saisonarbeitermangel im Tourismus – dpa-AFX, 11.6.2021
Die Industrieproduktion in Italien hat nach Angaben der nationalen Statistikbehörde wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Verbände klagen jedoch über Personalmangel. In der norditalienischen Region Venetien etwa hätten die Einschränkungen an den Grenzen nach Osteuropa zum Mangel beigetragen, sagte der Präsident der italienischen Arbeitgeberorganisation Confindustria in Venetien im Interview des „Corriere della Sera“ (Freitag). Dies wirke sich auf die Saisonarbeiter von dort aus, die seit Jahren im Tourismus gearbeitet hätten.
Auch aus anderen Teilen Italiens kamen bereits Hilferufe, etwa von Gastronomen, die kein Personal mehr finden. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass die Menschen während der Pandemie Jobs in anderen Branchen fanden.
Italiens Statistikbehörde hatte am Donnerstag für April einen Anstieg des Index der Industrieproduktion um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat gemeldet. Der Index misst monatlich die Entwicklung des Volumens der industriellen Produktion und war in den vergangenen fünf Monaten stetig gewachsen. Damit hat er ungefähr das Niveau vom Februar 2020 wieder erreicht – der letzte Monat bevor die Corona-Pandemie über Italien hereinbrach, was einen harten Lockdown und eine schwere wirtschaftliche Krise zur Folge hatte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53128342-italien-industrieproduktion-auf-vor-corona-niveau-personalmangel-016.htm

DEUTSCHLAND

Andreas Kröner: Öffentlich-rechtlicher Finanzsektor Der Fünf-Milliarden-Schock: Sparkassen und Landesbanken müssen ihr Sicherungssystem umbauen – Auf Druck der Finanzaufsicht müssen Sparkassen und Landesbanken ihre Institutssicherung umbauen. Das wird teuer – und lässt Konflikte aufbrechen – MORNING BRIEFING / HANDELSBLATT, 7.6.2021
im öffentlich-rechtlichen Bankensektor hatte die Finanzkrise 2007/2008 tiefe Spuren hinterlassen. Das Misstrauen bei den Sparkassen ist noch immer groß, weil damals mehrere Landesbanken in die Bredouille gerieten und hohe Verluste zu tragen waren. Aktuell ist die Beziehung zueinander wieder aufs Äußerste angespannt, wie meine Kollegen erfahren haben – die Bankenaufsicht Bafin hat den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) aufgefordert, aus Vorsorge zusätzliche fünf Milliarden Euro ins eigene Sicherheitssystem einzuzahlen.
Coronakrise, Negativzinsen und Kreditausfälle haben dem Geschäft schwer zugesetzt. Nun fordern etliche Beteiligte in der Sparkassenwelt, dass die ihrer Meinung nach risikofreudigeren Landesbanken überproportional in den Sicherungstopf einzahlen. Die aber weigern sich.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/oeffentlich-rechtlicher-finanzsektor-der-fuenf-milliarden-schock-sparkassen-und-landesbanken-muessen-ihr-sicherungssystem-umbauen/27260630.html

Andreas Kißler: Bundestag billigt Reform des Euro-Rettungsfonds ESM – DJN, 11.6.2021
Der Bundestag hat vier Gesetzentwürfe beschlossen, die die Regierung zur Umsetzung der Reform des Euro-Rettungsfonds ESM vorgelegt hat. Damit sollen die Voraussetzungen für das Inkrafttreten des mit den übrigen Euro-Staaten vereinbarten ESM-Änderungsübereinkommens geschaffen werden. Wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) nach der Abstimmung mitteilte, wurden alle vier Gesetze mit den Stimmen der Koalition und der Grünen beschlossen. Der ESM habe sich als „dauerhafter Krisenbewältigungsmechanismus“ im Nachgang zu der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise bewährt, heißt es darin laut Bundestag. Er werde nun als Krisenbewältigungsinstrument auf verschiedenen Ebenen fortentwickelt. …
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53126514-bundestag-billigt-reform-des-euro-rettungsfonds-esm-015.htm

Beschleunigte Preisentwicklung im Mai: Stärkster Anstieg der deutschen Großhandelspreise seit 2008 auf +9,7 Prozent – Grundstoffe im Preisauftrieb: Mineralölhandel, Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen als Treiber, ebenso Holz, Getreide, Saatgut, Futtermittel – DJN, 11.6.2021
Die Preise im deutschen Großhandel sind im Mai stark gestiegen und verzeichneten mit einem Plus von fast 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr die höchste jährliche Inflationsrate seit fast 13 Jahren. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, erhöhten sich die Preise um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Jahresvergleich lagen die Preise um 9,7 Prozent höher. Das ist die höchste Jahresrate seit Juli 2008.
Der Preisauftrieb hat sich damit nochmals beschleunigt: Im April hatte die Jahresrate 7,2 Prozent und im März 4,4 Prozent betragen.
Den größten Einfluss auf die Jahresrate hatte im Mai der Preisanstieg im Großhandel mit Mineralölerzeugnissen (46,8 Prozent). Besonders kräftige Preisanstiege gab es auch im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (64,6 Prozent) sowie mit Erzen, Metallen und Metallhalbzeug (41,2 Prozent). Roh- und Schnittholz wurde ebenfalls erheblich teurer (37,7 Prozent), ebenso Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (22,9 Prozent) sowie chemische Erzeugnisse (11,4 Prozent).
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53124367-staerkster-anstieg-der-deutschen-grosshandelspreise-seit-2008-015.htm

Hans Bentzien: Bundesbank hebt deutsche BIP-Prognosen für 2021 deutlich auf 3,7 Prozent an – BIP-Wachstum 2022e +5,2 Prozent, 2023e + 1,7 Prozent – Inflationserwartung hält sich für 2021 bis 2023 in Grenzen: +2,6/1,8/1,7 Prozent – Auch die erwartete Kerninflation für 2021 bis 2023 steigt: +1,6/1,5/1,7 Prozent – DJN, 11.6.2021
Die Bundesbank hat ihre Prognosen für das Wachstum der deutschen Wirtschaft im laufenden und kommenden Jahr angehoben. Wie die Bundesbank im Rahmen ihrer halbjährlichen gesamtwirtschaftlichen Prognose mitteilte, rechnet sie für 2021 mit einem kalenderbereinigten Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent. Im Dezember 2020 hatte sie 3,0 Prozent Wachstum prognostiziert. Für 2022 und 2023 werden nun Wachstumsraten von 5,2 (4,5) und 1,7 (1,8) Prozent erwartet.
„Die deutsche Wirtschaft überwindet die pandemiebedingte Krise“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann. In den Vorausschätzungen werde davon ausgegangen, dass die Corona-Pandemie durch die Impfkampagne rasch und nachhaltig zurückgedrängt und die Schutzmaßnahmen zügig gelockert würden. „Vor allem in den zuvor besonders beeinträchtigten Dienstleistungsbereichen und beim privaten Konsum sorgt dies für starke Aufholeffekte“, erläuterte Weidmann.
Zudem legten die Ausfuhren weiter kräftig zu. „Schon in diesem Sommer könnte die Wirtschaftsleistung wieder das Vorkrisenniveau erreichen“, so der Bundesbankpräsident weiter. Und bereits ab dem kommenden Jahr würden die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten überdurchschnittlich ausgelastet werden.
Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessenen Preise sollen laut Bundesbank um 2,6 (1,8) Prozent, 1,8 (1,3) Prozent und 1,7 (1,6) Prozent steigen. Die Preisentwicklung ist im laufenden Jahr laut Bundesbank von den wieder höheren Mehrwertsteuersätzen, den neu eingeführten CO2-Emissionszertifikaten sowie stark gestiegenen Preisen für Rohöl und auch für Nahrungsmittel geprägt. „Dabei sind zum Jahresende vorübergehend Inflationsraten um 4 Prozent möglich“, sagte Weidmann. Die Sondereffekte liefen aber im kommenden Jahr aus.
Auch die Prognose für die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel wurde durchgehend angehoben. Hier werden für 2021 und 2022 und 2023 nun Teuerungsraten von 1,6 (1,5), 1,5 (1,3) und 1,7 Prozent erwartet.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53124431-bundesbank-hebt-deutsche-bip-prognosen-deutlich-an-015.htm

Hans Bentzien: Deutscher Maschinenbau erwartet für 2021 Produktionzuwachs von 10% – Rebound: starker Basiseffekt – Lieferengpässe als Sand im Getriebe – Klimazoll international akkordieren – DJN, 9.6.2021
Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer haben ihre Produktionsprognose für das laufende Jahr angehoben. Wie der Branchenverband VDMA mitteilte, wird für 2021 nun ein preisbereinigter Produktionszuwachs von 10 (bisher: 7) Prozent erwartet. Laut VDMA gewinnt die Konjunktur im Maschinen- und Anlagenbau zunehmend an Fahrt. In den ersten vier Monaten des Jahres stieg die Produktion auf Jahressicht um 6 Prozent, die Auftragseingänge wuchsen, und die Kapazitätsauslastung nahm zu.
„Eine ungewöhnlich niedrige Vorjahresbasis, aber auch eine weltweit kraftvolle Industriekonjunktur verhelfen uns zu hohen Wachstumsraten. Zudem profitiert der Maschinen- und Anlagenbau von umfangreichen Konjunktur- und Wachstumspaketen in wichtigen Absatzmärkten“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen.
Stärke und Breite des Aufschwungs hätten jedoch vielfältige Produktionsbehinderungen zur Folge, erläuterte Haeusgen. „Speziell Lieferengpässe machen uns nicht nur viel Arbeit, sondern bremsen auch unser Wachstum. Außerdem ist noch an vielen Stellen pandemiebedingt Sand im Getriebe, der uns zum Beispiel in Form von Reisebeschränkungen trifft“, sagte er.
Der VDMA-Präsident forderte die EU auf, den derzeit diskutierten „Klimazoll“ (Carbon Border Adjustment Tax) nicht im Alleingang, sondern in Kooperation mit ähnlich gesinnten Ländern wie den USA, Großbritannien oder Japan und Südkorea einzuführen. „Dieser ‚Klimaklub‘ braucht ähnliche Rahmenbedingungen, um auf die gegenseitige Anwendung von Ausgleichsmaßnahmen verzichten zu können“, sagte Haeusgen. Seine Regeln müssten den Vorgaben der Welthandelsorganisation WTO entsprechen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53101564-deutscher-maschinenbau-erwartet-fuer-2021-produktionzuwachs-von-10-015.htm

Auf hohem Roß: ZEW-Konjunkturerwartungen trüben sich überraschend ein – Deutlich besser eingeschätzte aktuelle Wirtschaftslage als Grund des Rückgangs – Finanzexperten erwarten weiterhin starkes Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr – dpa-AFX, 8.6.2021
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juni überraschend eingetrübt. Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW fiel gegenüber dem Vormonat um 4,6 Punkte auf 79,8 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Analysten hatten hingegen einen leichten Anstieg auf 86,0 Punkte erwartet. Im Mai hatte der Indikator mit 84,4 Punkten noch den höchsten Stand seit über 21 Jahren erreicht.
Allerdings wird die aktuelle wirtschaftliche Lage deutlich besser bewertet. Der entsprechende Indikator stieg um 31,0 Punkte auf minus 9,1 Punkte. Erwartet wurde lediglich ein Anstieg auf minus 28,0 Punkte. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland werde inzwischen beurteilt wie vor der Corona-Pandemie im August 2019, erklärte das ZEW.
„Der Rückgang der Erwartungen dürfte größtenteils auf die erheblich bessere Beurteilung der Wirtschaftslage zurückzuführen sein, die inzwischen auf Vorkrisenniveau gestiegen ist“, kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach. „Die Finanzmarktexpertinnen und -experten gehen für das nächste halbe Jahr daher weiterhin von einer kräftigen Konjunkturerholung aus.
„Die wirtschaftliche Erholung schreitet voran“, konstatierte ZEW-Präsident Achim Wambach. „Die ZEW-Konjunkturerwartungen sinken zwar im Juni, befinden sich aber auf einem sehr hohen Niveau.“ Der Rückgang der Erwartungen dürfte nach seinen Worten größtenteils auf die erheblich bessere Beurteilung der Wirtschaftslage zurückzuführen sein, die inzwischen auf Vorkrisenniveau gestiegen sei. „Die Finanzmarktexpertinnen und -experten gehen für das nächste halbe Jahr daher weiterhin von einer kräftigen Konjunkturerholung aus.“
QUELLEN:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53090152-deutschland-zew-konjunkturerwartungen-trueben-sich-ueberraschend-ein-016.htm
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53090605-zew-index-gibt-im-juni-unerwartet-nach-015.htm

Hans Bentzien: Deutscher Auftragseingang sinkt im April unerwartet um -0,2 Prozent – Anstieg der Auslandsaufträge, aber Verminderung der Inlandsbestellungen – Bundeswirtschaftsministerium sieht „Stabilisierung“ des Auftragseingangs – Branchenunterschiede: Chemienachfrage sinkt, KFZ-Nachfrage steigt – DJN, 7.6.2021
Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im April schwächer als erwartet entwickelt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sanken die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 78,9 (März: 29,2) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 0,8 Prozent prognostiziert.
Ohne Großaufträge ergab sich ein Zuwachs von 1,5 Prozent. Den für März gemeldeten Anstieg bei den gesamten Auftragseingängen von 3,0 Prozent revidierten die Statistiker auf 3,9 Prozent.
Die Inlandsbestellungen verringerten sich im April auf Monatssicht um 4,3 (plus 5,8) Prozent, während sich die Auslandsaufträge um 2,7 (plus 2,7) Prozent erhöhten, darunter die aus dem Euroraum um 0,7 (plus 1,2) Prozent. Die Bestellungen von Vorleistungsgütern nahmen um 1,0 (plus 2,7) Prozent ab, während die von Investitionsgütern um 0,2 (plus 4,1) Prozent stiegen und die von Konsumgütern um 1,4 (plus 8,5) Prozent.
Das Bundeswirtschaftsministeriums sprach von einer „Stabilisierung“ des Auftragseingangs bei differenziertem Bild in einzelnen Branchen. So seien die Auftragseingänge im Chemie- und Pharmabereich um 2,1 bzw. 7,2 Prozent gesunken, aber die im Kfz-Bereich um 3,4 Prozent gestiegen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53075776-deutscher-auftragseingang-sinkt-im-april-unerwartet-015.htm

Hans Bentzien: Deutsche Produktion sinkt im April um 1,0 Prozent – Schwache Umsatzzahlen der Industrie nährten schlechtere Erwartungen – Konsumgüterproduktion und Bauproduktion sinken am stärksten – Starker Zuwachs in der Energieproduktion – Stabile Auftragseingänge und positiver IFO-Geschäftsklimaindes lassen weiter gute Wirtschaftsentwicklung erwarten – DJN, 8.6.2021
Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands hat sich im April schwächer als ursprünglich prognostiziert entwickelt, aber besser, als nach schwachen Industrieumsatzzahlen zu erwarten war. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank sie gegenüber dem Vormonat um 1,0 Prozent und lag um 26,4 (März: 4,8) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg von 0,4 Prozent prognostiziert. Allerdings war wegen des am Montag gemeldeten Rückgangs des Industrieumsatzes um 2,6 Prozent bereits ein Produktionsrückgang erwartet worden. Das ursprünglich für März gemeldete Produktionsplus von 2,5 Prozent revidierten die Statistiker auf 2,2 Prozent.
Die Industrieproduktion im engeren Sinne verringerte sich im April auf Monatssicht um 0,7 (plus 0,7) Prozent. Die Erzeugung von Vorleistungsgütern nahm um 0,2 (plus 0,7) Prozent ab, die von Konsumgütern um 3,3 (plus 2,7) Prozent und die Produktion von Investitionsgütern um 0,1 (plus 0,1) Prozent. Die Bauproduktion sank um 4,3 (plus 9,8) Prozent, während die Energieproduktion um 6,0 (plus 0,5) Prozent stieg.
Nach Aussage des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) wurde der Produktionsrückgang durch eine Knappheit bei Vorprodukten (vor allem Halbleiter und Bauholz) verursacht. „Die positive Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimaindexes und die nach wie vor auf hohem Niveau stabilen Auftragseingänge sorgen dennoch für einen positiven Ausblick für die Industrie in den kommenden Monaten“, urteilte das Ministerium.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53087514-deutsche-produktion-sinkt-im-april-um-1-0-prozent-015.htm

Hans Bentzien: Deutscher Industrieumsatz sinkt im April kräftig – DJN, 7.6.2021
Der preisbereinigte Umsatz im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands ist im April kräftig gesunken. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts verringerten sich die Umsätze gegenüber dem Vormonat um 2,6 Prozent. Der für März zunächst vorläufig gemeldete Anstieg von 2,0 Prozent wurde auf 3,1 Prozent revidiert. Im Vergleich zu Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz um 4,9 Prozent niedriger.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53075638-deutscher-industrieumsatz-sinkt-im-april-kraeftig-015.htm

Hans Bentzien: IAB: Existenzängste deutscher Betriebe nehmen deutlich ab – Vermehrte Einstellung von Personal, nur nicht im Gastgewerbe – DJN, 9.6.2021
Der Anteil der deutschen Betriebe, die sich akut in ihrer Existenz bedroht sehen, hat sich nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Mai deutlich verringert. Wie das IAB im Ergebnis einer repräsentativen Befragung mitteilte, fiel er auf 8 (April: 13) Prozent. „Die Inzidenzwerte entspannen sich vielerorts, parallel dazu blicken auch die privatwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland wieder optimistischer in die Zukunft“, sagte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger.
Bei Dienstleistungsbetrieben halbierte sich der Anteil derjenigen, die sich in ihrer Existenz bedroht sahen auf 7 (15) Prozent. Bei Betrieben im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen gab es einen Rückgang auf 0,5 (5) Prozent. Vor allem Kleinstbetriebe mit einem bis neun Beschäftigten berichten von deutlich geringeren Existenzängsten.
Die positive Entwicklung macht sich auch im Einstellungsverhalten der Betriebe bemerkbar. Insgesamt überstiegen die vorgenommenen Einstellungen im Mai in 14 Prozent der Betriebe die Anzahl an Entlassungen. Im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen traf das sogar auf 20 Prozent der Betriebe zu. Auch im Bereich Verkehr und Lagerei stellten 18 Prozent der Betriebe mehr Mitarbeitende ein als sie entließen.
Einzig Betriebe im Gastgewerbe haben eher entlassen als eingestellt. „Das könnte einerseits daran liegen, dass es dieser Branche wirtschaftlich weiterhin schlecht geht. Denkbar ist aber auch, dass die Betriebe aufgrund der nach wie vor bestehenden Unsicherheit zurückhaltend sind“, erklärt IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei.
Zudem wiesen viele Betriebe im Gastgewerbe noch ein hohes Niveau an Kurzarbeit auf. Daher dürften sie nicht gleich in starkem Maße einstellen, sondern setzen zunächst die bereits Beschäftigten wieder in vollem Umfang ein.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53100809-iab-existenzaengste-deutscher-betriebe-nehmen-deutlich-ab-015.htm

Insolvenzen in Deutschland weiter deutlich unter Vorjahresniveau – Relativ viele Insovenzen im Baugewerbe, Handel und Gastgewerbe – Destatis: Wirtschaftsnot der Unternehmen wird noch nicht abgebildet – DJN, 10.6.2021
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Quartal 2021 weiter von der teilweise ausgesetzten Insolvenzantragspflicht beeinflusst gewesen. In diesem Zeitraum haben die deutschen Amtsgerichte 3.762 beantragte Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 19,7 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
„Die wirtschaftliche Not vieler Unternehmen durch die Corona-Krise spiegelte sich somit noch nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider“, erklärte Destatis.
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Baugewerbe mit 608 (Vorjahresquartal: 761) Fällen Im Handel (einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen) waren es 556 (788), im stark von den Corona-Maßnahmen betroffenen Gastgewerbe 415 (514).
Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 17,1 (Vorjahresquartal: 7,3) Milliarden Euro.
Ein Trendindikator – die Zahl der eröffneten Regelinsolvenzverfahren – weist weiter auf rückläufige Insolvenzen: Im Mai wurden 7 Prozent weniger Verfahren eröffnet als im April.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53111896-insolvenzen-in-deutschland-weiter-deutlich-unter-vorjahresniveau-015.htm

Hans Bentzien: Unicredit: Kein Insolvenz-Tsunami in Deutschland zu erwarten – Erwartet werden dennoch steigende Insolvenzzahlen als klassischer nachlaufender Indikator der Wirtschaftsaktivität – DJN, 10.6.2021
Unicredit rechnet nach Veröffentlichung vorläufiger Mai-Daten durch das Statistische Bundesamt (Destatis) nicht damit, dass es in Deutschland zu einem coronabedingten Insolvenz-Tsunami kommen wird. „Deutsche Unternehmen sind widerstandsfähiger, weil sie vor der Krise ihre Eigenkapitalausstattung verbessert haben“, schreibt Volkswirt Andreas Rees in einem Kommentar. Im Jahr 2020 sei die Eigenkapitalquote von 7.000 deutschen Unternehmen laut einer Sparkassen-Umfrage um 1 Punkt auf 35 Prozent gesunken.
Rees verweist darauf, dass die sogenannten angekündigten Unternehmensinsolvenzen, die aus Berichten lokaler Gerichte gezogen werden, im Mai gegenüber dem Vormonat um 7 Prozent gesunken seien – nach einem Minus von 17 Prozent im April. Zwar sei die Zahl der Regelinsolvenzen im März um 32 Prozent gestiegen, doch habe sich dies bereits durch eine entsprechende Entwicklung des oben genannten Frühindikators angekündigt.
Rees geht allerdings davon aus, dass die Insolvenzzahlen in Deutschland infolge der Corona-Pandemie durchaus noch steigen werden. Allerdings seien sie ein klassischer nachlaufender Indikator der Wirtschaftsaktivität. Wegen der vorübergehenden Aussetzung der Insolvenz-Anzeigepflicht und diverser anderer Maßnahmen zur Dämpfung der Corona-Krise besteht derzeit in Deutschland eine erhöhte Unsicherheit hinsichtlich der zu erwartenden Insolvenzzahlen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-06/53114062-unicredit-kein-insolvenz-tsunami-in-deutschland-zu-erwarten-015.htm

Corona-Folgen 7000 Bilanzen in der Analyse: Darum bleibt die Pleitewelle in Deutschland aus – Trotz starker Gewinneinbrüche 2020 sind viele Unternehmen robust aufgestellt – auch wegen der üppigen Staatshilfen. Für den Erhalt der Finanzkraft nutzten sie zwei entscheidende Hebel – MORNING BRIEFING / HANDELSBLATT, 8.6.2021

QUELLE und Copyright 2021: Handelsblatt

Klar, die Klage ist der Gruß des Kaufmanns, und im Corona-Jahr 2020 fiel dieser Gruß besonders laut aus. Monatelang waren Geschäfte geschlossen, die Gewinne brachen im verarbeitenden Gewerbe um durchschnittlich 65 Prozent ein. Doch offenbar sind die Deutschen die Europameister der Rechnungslegung – weder Eigenkapital noch Liquidität ist gefährdet.
Ganz im Gegenteil: Die Eigenkapitalquote von kleinen und mittleren Firmen sank lediglich um einen Prozentpunkt auf majestätische 34,8 Prozent. Auch unsere Analyse bei 300 börsennotierten Firmen bestätigt den Trend: Hier gab es einen leichten Rückgang von 39,1 auf 37,2 Prozent. Noch immer sind die Bilanzen der Deutschen goldgerändert.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/corona-folgen-7000-bilanzen-in-der-analyse-darum-bleibt-die-pleitewelle-in-deutschland-aus/27255616.html

Videoreportage von Martin Jäschke, Rachelle Pouplier, Thies Schnack, Marek Vogel und Jonathan Miske (Animationen): Ungleiche Vermögensverteilung Von Geburt an reich – oder für immer arm?
Wer reiche Eltern hat, kann viel erben. Wer nichts hat, kann kaum Vermögen aufbauen. Wie ungerecht ist das? Und was könnte die Politik machen? Ein Besuch bei einer armen und einer reichen Familie.
QUELLE inkl. 16:44-min-Video: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/vermoegensverteilung-kluft-zwischen-arm-und-reich-in-deutschland-waechst-a-d8179c4b-d660-4d65-bfce-9bb526344669

Online-Banking bei Älteren immer beliebter – Corona-Pandemie verstärkt Trend weiter – Filialgeschäft der Finanzinstitute gerät unter Druck – Pressetext, 9.6.2021
Das Online-Banking erfreut sich durch die Corona-Pandemie wachsender Beliebtheit – insbesondere viele Senioren ab 65 Jahren nutzen die digital zur Verfügung gestellten Services ihrer Finanzinstitute. Darunter leidet das Filialgeschäft vieler Institute, wie eine heute, Mittwoch, präsentierte Umfrage des Berliner Digitalverbands BITKOM http://bitkom.org unter rund 1.000 Personen in Deutschland zeigt.
*** Sturm der Senioren ***
„Bankgeschäfte erledigen schon seit einigen Jahren die allermeisten Menschen ganz selbstverständlich digital. Nur die Älteren blieben beim Online-Banking weitestgehend außen vor. Seit Corona erleben wir einen regelrechten Sturm der Senioren auf die Online-Filialen der Banken“, sagt BITKOM-Präsident Achim Berg. Bereits acht von zehn Bundesbürgern nutzen Online-Banking (2020: 73 Prozent). Unter den Älteren ab 65 Jahren fällt der Anstieg von 22 Prozent auf 39 Prozent in diesem Zeitraum besonders deutlich aus. 6,5 Mio. Senioren nutzen Online-Banking (2020: 3,7 Mio. und 2019: 3,5 Mio. Senioren).
Das Online-Banking wird überdies immer stärker zum Smartphone-Banking. 64 Prozent der Online-Banking-Nutzer greifen dazu zumindest hin und wieder zum Smartphone. Unter den 16- bis 29-Jährigen verwenden sogar drei Viertel (76 Prozent) das Handy zum Online-Banking. 2020 lag der Smartphone-Anteil beim Online-Banking quer durch Altersgruppen erst bei 58 Prozent, vor fünf Jahren sogar nur bei 36 Prozent. Häufiger als das Smartphone wird nur der Laptop genutzt (83 Prozent), dahinter liegen Desktop-PC (51 Prozent) und Tablet (44 Prozent).
*** Kein Kontakt zu Personal ***
38 Prozent derjenigen, die auf Online-Banking setzen, nutzen ausschließlich das Online-Angebot und haben keinen Kontakt mit Bankangestellten mehr in einer Filiale. Rund die Hälfte erledigt ihre Bankgeschäfte überwiegend online und besucht nur hin und wieder eine Filiale und gerade einmal sieben Prozent gehen noch überwiegend in die Filiale und nutzen Online-Banking nur gelegentlich. Unter den Jüngeren von 16 bis 29 Jahren besucht sogar eine Mehrheit (53 Prozent) nie eine Filiale. Berg: „Online-Banking bedeutet längst nicht mehr, dass man nur schnell den Kontostand abfragen oder eine Überweisung tätigen kann. Auch die Qualität der digitalen Beratung nimmt immer stärker zu.“
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210609031

„So funktioniert der Markt“ Ifo-Chef fordert höhere Löhne – Bitter für Unternehmen, aber öknomisch richtig: knapp Fachkräfte erfordern höhere Löhne – Zweitverdiener: Erwerbsanreize schaffen, z.B. Ehegattensplitting abschaffen – Ausbau der Kinderbetreuung nötig – n-tv, 13.6.2021
Ifo-Präsident Clemens Fuest plädiert für höhere Löhne, eine Abschaffung des Ehegattensplittings und eine bessere Kinderbetreuung. „Jeder, der Kinder hat, weiß: Kinderbetreuung schließt oft zu früh, und sobald ein Kind krank ist, hat man ein Problem.“
Der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, fordert einen Anstieg der Löhne in Deutschland. „Wenn Fachkräfte knapp sind, müssen die Löhne steigen“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Auf den Einwand, dass eine Erhöhung der Löhne gerade jetzt für einige Betriebe ein Problem sein könnte, entgegnete Fuest, so funktioniere die Marktwirtschaft. Lohnerhöhungen hätten auch die Funktion, dass Fachkräfte an den Stellen nicht eingesetzt werden, wo sie weniger dringend gebraucht würden. „Insofern sind Lohnerhöhungen selbst dann richtig, wenn deswegen keine einzige Fachkraft zuwandert.“ Wenn durch die Lohnerhöhungen Betriebe verschwänden, sei dies bitter für die betroffenen Betriebe, aber ökonomisch richtig.
Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter in Deutschland werde in den kommenden Jahren sinken, sagte Fuest. „Das beschränkt auch das Wachstumspotential. Hier liegt eins der wichtigsten Themen für die Wirtschaftspolitik der nächsten zehn oder 20 Jahre“, sagte der Ifo-Präsident.
Fuest forderte daher mehr Erwerbsanreize, um das Wachstum anzukurbeln. „In Deutschland gibt es durchaus ungenutzte Potentiale. Das betrifft vor allem die Zweitverdiener.“ Um vor allem Frauen einen Anreiz zu geben, mehr zu arbeiten, plädiert Fuest für eine Abschaffung des Ehegattensplittings. Ein Grund für die hohe Teilzeitquote bei Frauen in Deutschland sei, dass Zweitverdiener steuerlich stärker belastet würden. Als Ersatz für das Ehegattensplitting schlägt der Ifo-Chef ein Realsplitting vor, „bei dem man einen gewissen Betrag auf den Partner übertragen kann, der die Unterhaltspflichten reflektiert“.
Klar sei allerdings: „Die Reform der Ehegattenbesteuerung wird die Arbeitskräfteknappheit nicht allein lösen.“ Fuest forderte in diesem Zusammenhang einen Ausbau der Kinderbetreuung. „Jeder, der Kinder hat, weiß: Kinderbetreuung schließt oft zu früh, und sobald ein Kind krank ist, hat man ein Problem. Dafür brauchen wir Lösungen. Nur dann können wir mehr Erwerbstätigkeit erreichen.“
Kinderbetreuung dürfe nicht von einem Moment auf den anderen zusammenbrechen, betonte Fuest. Die Kinderbetreuung müsse generell flexibler und länger verfügbar sein. „Es kann nicht sein, dass Eltern immer unter diesem Damoklesschwert leben, dass, wenn ein Kind krank ist oder man einmal etwas länger arbeiten muss, die Betreuung fehlt.“ (ntv.de, hvo/AFP)
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ifo-Chef-fordert-hoehere-Loehne-article22616311.html

Laura de la Motte: Optionen, CFD, Futures Steuerregel macht Handel mit Termingeschäften unattraktiver – FINANCE BRIEFING / HANDELSBLATT, 7.6.2021
Verluste aus Termingeschäfte können bei der Steuer nur noch begrenzt verrechnet werden. Optionsscheine und Knock-Out-Zertifikate sind davon ausgenommen. Warum es trotzdem Klagen geben wird.
Das Warten für alle Privatanleger, die auf Termingeschäfte setzen, hat ein Ende. Seit Anfang des Jahres handelten sie Produkte wie Optionsscheine, Zertifikate oder CFDs, ohne zu wissen, ob ihre Geschäfte möglicherweise steuerschädigend sind. Termingeschäfte werden zur Absicherung, aber auch zur Spekulation genutzt. Nun hat das Bundesfinanzministerium (BMF) ein Schreiben veröffentlicht, in dem die Details geregelt werden.
Alle Verluste aus Geschäften mit Optionen, CFDs, Futures und Forwards dürfen künftig nur noch mit Gewinnen aus ebendiesen Termingeschäften verrechnet werden. Bisher war dies auch mit Gewinnen aus anderen Kapitalanlagen möglich. Jetzt wird ein eigener Verlustverrechnungstopf „Termingeschäfte“ eingeführt. Optionsscheine und Knock-out-Zertifikate zählen laut BMF aber nicht zu diesen Termingeschäften.
Auch wenn das Gesetz an Schärfe verloren hat, bleibt Kritik. Laut Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Anlegerschutzgemeinschaft DSW sei das Konstrukt juristisch fragwürdig und widerspreche der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs. Dieser hat bereits entschieden, dass es für die steuerliche Verrechnung von Totalverlusten bei Aktien keine Begrenzung geben darf, (Az.: VIII R 34/16) und auch, dass es keinen separaten Aktienverrechnungstopf geben darf (Az.: VIII R 11/18).
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/steuern/optionen-cfd-futures-steuerregel-macht-handel-mit-termingeschaeften-unattraktiver/27263450.html

Rekord trotz Corona – Studie: Reiche häufen noch mehr Vermögen an – Zunehmend ungleiche Vermögensverteilung – „Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere“, so Boston Consulting – ZDF, 10.6.2021
Das Corona-Jahr 2020 hat die Menschen weltweit reicher gemacht, zumindest in der Summe. Das Finanzvermögen steigt auf einen Rekordwert – ist aber ungleich verteilt.
Die Menschen rund um den Globus haben einer Studie zufolge im Corona-Krisenjahr 2020 in der Summe so viel Reichtum angehäuft wie nie. Das private Finanzvermögen stieg gegenüber dem Vorjahr um gut acht Prozent auf den Rekordwert von 250 Billionen Dollar (rund 205 Billionen Euro), wie aus einer Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht.
Dazu trugen steigende Börsenkurse und wachsende Ersparnisse bei. Erstmals berücksichtigte BCG auch Sachwerte wie Grundbesitz oder Gold. Das Gesamtvermögen abzüglich Schulden belief sich so auf 431 Billionen Dollar.
Ungleiche Verteilung der Vermögen
Das Vermögen ist jedoch ungleich verteilt. Vor allem der Club der Reichen und Superreichen wuchs kräftig. In Deutschland stieg das private Finanzvermögen unter anderem aus Bargeld, Kontoguthaben, Aktien, Pensionen und Lebensversicherungen den Angaben zufolge um rund sechs Prozent auf rund neun Billionen Dollar. Das Sachvermögen erhöhte sich um fünf Prozent auf 13 Billionen Dollar.
Abzüglich der Schulden besaßen die privaten Haushalte in Deutschland insgesamt knapp 20 Billionen Dollar. Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie, analysierte:
…….
ZITAT: Traditionell investieren die Deutschen lieber in Immobilien als in Wertpapiere, Anna Zakrzewski, BCG
…….
Das zeige die Sachwertquote von knapp 60 Prozent deutlich, so Zakrzewski. Gleichzeitig würden Anlegerinnen und Anleger in Deutschland überdurchschnittlich stark sparen.
Viele Menschen hielten in der Krise ihr Geld zusammen, zudem bremsten die zeitweisen Schließungen im Einzelhandel und Reisebeschränkungen den Konsum.
*** Zahl der Dollar-Millionäre in Deutschland steigt ***
Die Zahl der Dollar-Millionäre hierzulande erhöhte sich den Angaben zufolge um 35.000 auf 542.000. Das Beratungsunternehmen führte den Anstieg auch auf die Entwicklung des Eurokurses zurück, der im Vergleich zum Dollar zulegte. Das machte sich bei der Umrechnung in die US-Währung bemerkbar. Weltweit besaßen den Angaben zufolge 26,6 Millionen Menschen ein Finanzvermögen von einer Million Dollar und mehr, das waren 1,8 Millionen mehr als im Vorkrisenjahr.
Der Club der Superreichen mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar wuchs im Krisenjahr weltweit um 6.000 auf rund 60.000 Personen. Diese besitzen den Angaben zufolge 15 Prozent des weltweit investierbaren Vermögens. In Deutschland leben demnach 2.900 Superreiche, Platz drei im globalen Ranking. An der Spitze stehen die USA, gefolgt von China.
*** USA führten weltweites Vermögens-Ranking an ***
Die USA führten auch insgesamt das weltweite Vermögens-Ranking an mit 136 Billionen Dollar, gefolgt von Asien ohne Japan (111,9 Billionen) und West-Europa (103 Billionen). Für die kommenden Jahre rechnet BCG angesichts der erwarteten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise mit einem stetigen Wachstum des weltweiten Privatvermögens.
Bis 2025 dürfte es um jährlich durchschnittlich knapp fünf Prozent auf dann 544 Billionen Dollar zulegen. Reicher werden der Prognose zufolge in der Summe vor allem Menschen in Nordamerika, Asien ohne Japan und Westeuropa.
QUELLE: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/corona-2020-privatvermoegen-rekordhoch-bcg-100.html

Studie im Auftrag der Deutschen Teilkauf: Wo sind die Senioren am reichsten? – Einkommens- und Vermögenssituation deutscher Senioren für alle 401 Kreise in Deutschland – Empirica, 5.5.2021
Nicht alle Eier in ein Nest legen! So lautet die oft gehörte Standardfloskel aller Berater für Vermögensanlagen. Will sagen: Vermögen soll diversifiziert angelegt werden. Das ist vollkommen richtig. Im wahren Leben eines Durchschnittshaushaltes sieht Vermögensbildung aber dennoch völlig anders aus. Meist steckt keine ausgefeilte Strategie dahinter, sondern ergibt sich Höhe und Mix des Vermögens aus einer Summe der Zufälligkeiten des Alltags im Lebenszyklus. Wer Kinder hat, findet spätestens beim zweiten oder dritten Nachwuchs keine ausreichend große und bezahlbare Mietwohnung. Also kratzt man sein Geld zusammen und wird Eigentümer. Weil Eigentümer jederzeit mit größeren Ausgaben für allfällige Reparaturen rechnen müssen, sparen sie mehr liquide Mittel als im Einkommen vergleichbare Mieterhaushalte. Und weil die Bank zurecht auf monatliche Tilgungsraten besteht, sind die meisten Selbstnutzer am Vorabend des Ruhestandes weitgehend schuldenfrei.
*** Das Vermögens-Dilemma ***
Im Ergebnis erfreuen sich Haushalte mit selbstgenutztem Wohneigentum nicht nur eines überdurchschnittlichen Geldvermögens, hinzu kommt auch noch ein Immobilienvermögen, das gut und gerne fünf- bis sechsmal höher ausfällt als das Geldvermögen vergleichbarer Mieter. Man kann dieses empirische Faktum als Vermögens-Dilemma bezeichnen: Rentnerhaushalte haben nicht entweder dickes Bankguthaben oder ein Eigenheim, nein, sie haben in aller Regel entweder beides oder keines von beidem. Deswegen gilt der regionalen Wohneigentumsquote ein besonderes Augenmerk, wenn man der Frage nachgehen will, wo in Deutschland die reichsten Senioren wohnen. Als Senioren werden dazu alle über 60-Jährigen betrachtet.
QUELLE: https://www.empirica-institut.de/nc/nachrichten/details/nachricht/wo-sind-die-senioren-am-reichsten/
SIEHE DAZU:
Studie (12-Seiten-PDF): https://www.empirica-institut.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen_Referenzen/PDFs/Publikation_2021006.pdf
Pressemitteilung der Deutschen Teilkauf (5-Seiten-WORD-Dokument): https://www.empirica-institut.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen_Referenzen/PDFs/210505_PM_Studie_Wo_leben_die_reichsten_Senioren_Deutschlands.docx

ÖSTERREICH

STATISTIK AUSTRIA
Großhandelspreisindex im Mai 2021 um 10,9% höher als im Mai 2020
Außenhandel im März 2021: markante Zuwächse bei Importen (+23,7%) und Exporten (+16,8%)
Produktionsindex stieg im April 2021 um 35,9%
Pkw-Neuzulassungen im Mai 2021 um 11,3% gestiegen; alternative Antriebe deutlich im Plus
Knapp ein Viertel der Bevölkerung in Österreich hat Migrationshintergrund
Zahl der Verurteilungen im Jahr 2020 auf historischem Tiefststand
QUELLE: http://www.statistik.at

Abkühlung im Sommer gefällig? Ab 3. Juli wartet das ewige Eis am Stubaier Gletscher – Freiheit pur: Das Sommerangebot am Stubaier Gletscher verspricht ein unvergessliches Naturerlebnis mit atemberaubendem Panorama – Tourismuspresse, 8.6.2021
Neustift im Stubaital (OTS) – Der Stubaier Gletscher ist an Vielfalt kaum zu überbieten und auch im Sommer das ideale Ausflugsziel. Egal ob Jung oder Alt, Bergsportler oder Genießer – hier ist ab dem 3. Juli 2021 für jeden etwas dabei: die Eisgrotte, die Gipfelplattform TOP OF TYROL oder der Mammut Erlebnisspielplatz auf 2.900 Metern Höhe. Für Action sorgen eine Tour auf dem Gletscherpfad oder das Klettererlebnis im Kletterpark Fernau. …
QUELLE: https://www.tourismuspresse.at/presseaussendung/TPT_20210608_TPT0001/abkuehlung-im-sommer-gefaellig-ab-3-juli-wartet-das-ewige-eis-am-stubaier-gletscher-bild

COMMENT: Als lernunfähig erweist sich die österreichische Tourismusindustrie, wie dieses Beispiel zeigt. Raubbau und Naturzerstörung feiern fröhliche Auferstehung, kaum dass der Rückzug der Pandemie begonnen hat. Das „ewige Eis“ am Stubaier Gletscher ist keineswegs ein ewiges, die Abschmelzung der Gletscher ist in vollem Gang. Umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmitteln karren dann im Sommer die gaffenden Tourist*innenmassen ins gefährdete Gletschergebiet in 2.900 bis 3.210 m Höhe, das dann abenteuergeil mit Skiern auf aberwitzigen Pisten tracktiert wird. Für teures Geld, versteht sich: mein Auto, mein Haus, mein Pferd, mein Gletscherpistenabfahrt. Ein Spielplatz für Neureiche und ähnliche Zeitgenossen. Müll, Unverstand, Ichsucht, Bildungsmangel und Geldgier als Treiber einer kaum reparierbaren Umweltzerstörung.
Merke: umweltfreundlichen Massentourismus gibt es nicht. Österreich täte gut daran, sich in anderen Wirtschaftsbranchen zu engagieren. Wie wäre es mit Softwareentwicklung, Entwicklung grüner Technologien, Weiterentwicklung funktionierender Informationstechnologien?

Zukunftsprognosen für den Tourismus – Universität Innsbruck, 7.6.2021
Open Data als Basis für Zukunftsprognosen im Tourismus – im Rahmen eines Transferprojektes im Innovationslehrgangs „Digital Tourism Experts“ haben Elias Kärle und Stefan Häusler, gemeinsam mit der Tirolwerbung, easybooking und drei Tourismusverbänden eine Plattform für Preisprognosen im Tourismus entwickelt.
Die Digitalisierung wird den Tourismus nachhaltig verändern. Um Unternehmen auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten, hat an der Uni Innsbruck der Innovationslehrgang „Digital Tourism Experts“ unter der Leitung von Mike Peters, Professor am Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus, stattgefunden. In Transferprojekten wurden die Teilnehmenden dazu aufgefordert, das erworbene Wissen in ihre Unternehmen zu bringen. Eines dieser Transferprojekte wurde von Elias Kärle vom Institut für Informatik und Stefan Häusler vom Institut für Wirtschaftsinformatik, Produktionswirtschaft und Logistik geleitet. Gemeinsam mit teilnehmenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Betrieben der Tirolwerbung, easybooking und den drei Tourismusverbänden Mayrhofen/Hippach, Kaiserwinkel und Montafon wurde eine Prognose-Plattform für Buchungsdaten, Buchungslagen und die Preisentwicklung im Tourismus entwickelt. „Als Basis werden unzählige Daten benötigt. Wir haben uns entschieden, dafür Linked Open Data zu nützen. Glücklicherweise wurden uns diese wertvollen Daten von den beteiligten Unternehmen sowie von weiteren 30 Tourismusverbänden in ganz Tirol zur Verfügung gestellt“, so Elias Kärle. Im Unterschied zu Open Data werden Linked Open Data in einem maschinenlesbaren und maschineninterpretierbaren Format zur Verfügung gestellt. „Im Transferprojekt sind wir sogar noch einen Schritt weitergegangen und haben die verfügbaren Daten in einem sogenannten Knowledge Graph gespeichert“, verdeutlicht der Informatiker, der sich über das rege Interesse und das große Engagement aller Beteiligten sehr freut. Darauf aufbauend war ein weiteres Ziel, ein Dashboard für Zukunftsprognosen zur Preisentwicklung und Auslastung in den touristischen Gebieten zu entwickeln, das von Stefan Häusler, auch unterstützt von seinen Studierenden, umgesetzt wurde. „Für uns war es besonders spannend, auch mit den Daten aus dem vergangenen Corona-Jahr zu arbeiten. Trotz dieses statistischen Ausreißers waren die Prognosen sehr solide und auch die jene für die kommende touristische Saison erstaunlich gut“, verdeutlicht Kärle. Über ein Jahr haben die Beteiligten im Transferprojekt die Entwicklungen im Tourismus beobachtet, Daten aus den vergangenen Jahren gesammelt und Zukunftsprognosen erstellt. „Daher hatten wir auch die Möglichkeit, unsere Prognosen vom Beginn des Projektes mit der tatsächlichen Buchungslage ein Jahr später zu vergleichen – und die Ergebnisse waren erstaunlich gut“, freut sich der Informatik-Experte. Die Beteiligten planen, die entwickelte Plattform und das Dashboard noch bis zur Marktreife weiter auszubauen, damit auch andere Unternehmen über den Innovationslehrgang hinaus, von den Ergebnissen profitieren können.
*** Innovative Weiterbildung ***
Das Ziel des Innovationslehrgangs war es Tourismusunternehmen relevantes Wissen und Know-how zu digitalen Entwicklungen in der Branche und zum Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien zu vermitteln, damit deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einerseits digitale Marketingstrategien umsetzen können und andererseits fähig sind ihr Unternehmen auf die digitale Herausforderung vorzubereiten. Der Innovationslehrgang „Digital Tourism Experts“ wurde von der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert und gemeinsam mit vier weiteren Hochschulen von der Universität Innsbruck angeboten und durchgeführt. Die IT-Verantwortlichen der teilnehmenden Tourismusunternehmen sollten hier relevantes Wissen zu digitalen Entwicklungen und zum Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien erwerben.
QUELLE: https://www.uibk.ac.at/newsroom/zukunftsprognosen-fuer-den-tourismus.html.de

Präsentation des 41. Financial Stability Report der OeNB – Pandemie: Bankensektor erwies sich trotz Geweinneinbruch krisenfest – Staatliche Unterstützungen sicherten Zahlungsfähigkeit von Unternehmens- und Privat-Haushalten – Anstieg der Verschuldung von Unternehmens- und Privathaushalten – Fokus der Aufsicht: Nachhaltigkeit von Immobilienkreditvergaben – OeNB, 7.6.2021
Der österreichische Bankensektor musste in der COVID-19-Pandemie einen signifikanten Gewinneinbruch hinnehmen, hat jedoch seine Krisensicherheit bewiesen. Die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen und privaten Haushalte wurde auch von staatlichen Maßnahmen unterstützt, wovon die Banken indirekt profitierten. Die Verschuldung von Unternehmen und Haushalten ist dabei allerdings gestiegen. Hier rückt insbesondere die Nachhaltigkeit der Immobilienkreditvergabe in den aufsichtlichen Fokus.
Sowohl auf internationaler Ebene als auch in Österreich hielt die Beeinträchtigung der Wirtschaftsaktivität durch die COVID-19-Pandemie bis zuletzt an, auch wenn die jüngsten Konjunktursignale als Folge nachlassender Inzidenzen und der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen überwiegend positiv waren. „Mit ihren umfassenden geldpolitischen Maßnahmen dämpft die Geldpolitik des Eurosystems die Renditeentwicklung auf den Finanzmärkten und unterstützt die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte“, sagte Gouverneur Robert Holzmann anlässlich der Präsentation der 41. Ausgabe des Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

Der österreichische Bankensektor musste in der COVID-19-Pandemie einen signifikanten Gewinneinbruch hinnehmen, hat jedoch seine Krisensicherheit bewiesen. Die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen und privaten Haushalte wurde auch von staatlichen Maßnahmen unterstützt, wovon die Banken indirekt profitierten. Die Verschuldung von Unternehmen und Haushalten ist dabei allerdings gestiegen. Hier rückt insbesondere die Nachhaltigkeit der Immobilienkreditvergabe in den aufsichtlichen Fokus.
Sowohl auf internationaler Ebene als auch in Österreich hielt die Beeinträchtigung der Wirtschaftsaktivität durch die COVID-19-Pandemie bis zuletzt an, auch wenn die jüngsten Konjunktursignale als Folge nachlassender Inzidenzen und der Lockerung der pandemiebedingten Einschränkungen überwiegend positiv waren. „Mit ihren umfassenden geldpolitischen Maßnahmen dämpft die Geldpolitik des Eurosystems die Renditeentwicklung auf den Finanzmärkten und unterstützt die Kreditvergabe an Unternehmen und private Haushalte“, sagte Gouverneur Robert Holzmann anlässlich der Präsentation der 41. Ausgabe des Financial Stability Report der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Ein zentrales Element zur Aufrechterhaltung der Finanzierung der Unternehmen bildete die durch geldpolitische Maßnahmen des Eurosystems sowie durch nationale Zahlungsmoratorien und staatliche Garantien unterstützte Kreditvergabe der Banken. Die jährliche Wachstumsrate der Kredite an nichtfinanzielle Unternehmen blieb bis zuletzt hoch. Die anhaltend starke Inanspruchnahme von Krediten ließ die Verschuldung des Unternehmenssektors ansteigen. Diese ging jedoch mit einem starken Aufbau liquider Mittel (Bargeld und Einlagen) einher. Überdies verminderte sich dank umfangreicher staatlicher Unterstützungsmaßnahmen der Bruttobetriebsüberschuss der nichtfinanziellen Unternehmen im Jahr 2020 nur geringfügig.
Die Verschuldungsquote der privaten Haushalte verzeichnete im Zuge der Pandemie den stärksten Zuwachs seit 15 Jahren. Die Zunahme ging sowohl auf eine höhere Kreditaufnahme als auch auf gesunkene Einkommen zurück. Während die Konsumkredite im Einklang mit dem rückläufigen Konsum langlebiger Konsumgüter erheblich zurückgingen, blieb das Wachstum der Wohnbaukredite angesichts günstiger Finanzierungsbedingungen und der anhaltenden Nachfrage nach Wohnraum bis zuletzt hoch.
Der österreichische Bankensektor hat die Realwirtschaft trotz des herausfordernden Umfelds im Jahr 2020 verlässlich begleitet. Die in den letzten Jahren aufgebauten makroprudenziellen Kapitalpuffer sowie die aufsichtliche Empfehlung zur Gewinneinbehaltung führten zu einer höheren regulatorischen Kapitalquote der Banken, die eine unterstützende Funktion des Bankensektors auch in der Aufschwungsphase ermöglicht. Zusammen mit öffentlichen Unterstützungsmaßnahmen konnten daher auch während der Pandemie die Finanzmarktstabilität und das Vertrauen von Marktteilnehmern und internationalen Ratingagenturen in den österreichischen Finanzplatz gestärkt werden. Die Banken bildeten im Jahr 2020 bereits früh Wertberichtigungen für Kreditrisiken aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Allerdings hat diese vorausschauende Geschäftspolitik auch den Gewinn des österreichischen Bankensektors im vergangenen Jahr signifikant geschmälert.
Obwohl manche Unterstützungsmaßnahmen bereits ausgelaufen sind, zeigt die Kreditqualität bei den österreichischen Banken derzeit noch keine Verschlechterung. Das historisch niedrige Zinsumfeld, aber auch die geänderten Ansprüche an das Wohnen als Folge der Pandemie, haben eine starke Kredit- und Preisdynamik im Wohnimmobilienbereich hervorgerufen. Dabei ist ein signifikanter Anteil der neu vergebenen Kredite weiterhin variabel verzinst. Die aktuellen Vergabestandards für Wohnimmobilienkredite überschreiten zunehmend die Kriterien für nachhaltige Immobilienkreditvergabe des Finanzmarktstabilitätsgremiums (FMSG). „Bereits mehr als die Hälfte der Neukredite wird mit weniger als 20% eigenen Mitteln finanziert und bei einem Fünftel macht der Schuldendienst mehr als 40% des Nettoeinkommens aus“, merkt Vize-Gouverneur Gottfried Haber an. Diese Entwicklungen erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit, um potenziell systemische Stabilitätsrisiken aus der Immobilienkreditvergabe frühzeitig hintanzuhalten.
Zur Sicherung der Finanzmarktstabilität in diesen herausfordernden Zeiten empfiehlt die OeNB den österreichischen Banken:

- das Augenmerk auf eine solide Kapitalbasis zu legen, d. h. in Übereinstimmung mit europäischen Empfehlungen Abstand von Aktienrückkäufen zu nehmen und Gewinnausschüttungen sorgfältig abzuwägen,
- sich auf das Auslaufen von Zahlungsmoratorien und staatlichen Garantien für Kredite vorzubereiten und die Transparenz bezüglich der Qualität ihres Kreditportfolios sicherzustellen,
- nachhaltige Kreditvergabestandards einzuhalten, insbesondere bei Wohnimmobilien­krediten gemäß der quantitativen Leitlinie des FMSG,
- auch in herausfordernden Zeiten die Effizienz weiter zu steigern, um eine nachhaltige Profitabilität zu sichern, und
- geeignete Strategien zum Umgang mit Herausforderungen aufgrund neuer Informationstechnologien und des Klimawandels zu entwickeln und umzusetzen.

Der halbjährlich in englischer Sprache erscheinende Financial Stability Report der OeNB analysiert finanzmarktstabilitätsrelevante Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld sowie Spezialthemen im Zusammenhang mit der Finanzmarktstabilität.
QUELLE: https://www.oenb.at/Presse/20210607.html
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Präsentation: Financial Stability Report 41 (95-Seiten-PDF)
https://www.oenb.at/dam/jcr:357946d0-d45c-4220-805c-b5f1bfbcb055/praesentation_FSR_41.pdf

Finanzbranche: Immo-Kredite: Nationalbank wegen gelockerter Vergabe nervös – Österreichs Immobilienmarkt boomt, immer mehr Privathaushalte verschulden sich. An die Banken appelliert die OeNB, die Standards beim Geschäft mit Wohnimmobilienkrediten einzuhalten – Wiener Zeitung, 7.6.2021
In der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) herrscht derzeit eine gewisse Unruhe. Der Grund: Die heimischen Banken haben die vom Finanzmarktstabilitätsgremium 2018 vorgegebenen Standards für die Neuvergabe von Wohnimmobilienkrediten zuletzt nicht mehr strikt eingehalten. Diese Verwässerung könnte dazu führen, dass sich Risiken aufbauen, die die künftige Stabilität des österreichischen Finanzmarktes gefährden könnten, wie Notenbank-Vize Gottfried Haber am Montag zu bedenken gab. Deshalb hat die OeNB, die unter anderem auch für die Bankenaufsicht zuständig ist, das Marktgeschehen bei Immobilienkrediten derzeit verstärkt unter ihre Lupe.
Grundsätzlich dazu angehalten sind die Geldinstitute, bei der Vergabe darauf zu achten, dass der Kreditnehmer mindestens 20 Prozent der Finanzierung mit eigenem Kapital stemmt, die Tilgung des Kredits 40 Prozent seines verfügbaren Einkommens nicht übersteigt und die Laufzeit nicht mehr als 35 Jahre beträgt. Etliche Banken halten sich auch daran. Dennoch – und das scheint mittlerweile ein Trend zu sein: „Bereits mehr als die Hälfte der Neukredite wird mit weniger als 20 Prozent eigenen Mitteln finanziert“, so Haber. „Und bei einem Fünftel macht der Schuldendienst mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens aus.“
Aus Habers Sicht erfordern solche Entwicklungen „erhöhte Aufmerksamkeit“, um potenziell systemische Stabilitätsrisiken frühzeitig hintanzuhalten. Eine unmittelbare Gefahr bestehe zwar nicht, sagte der Notenbanker. Doch schon jetzt wäre es für die Banken ratsam, wieder mehr Augenmerk auf die Einhaltung der Vergabestandards zu richten.
Indes ist der Kauf einer Immobilie auch in der Viruskrise oft ein Grund für private Haushalte, sich zu verschulden. Vor allem wegen des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der geänderten Ansprüche ans Wohnen als Folge der Pandemie sind Wohnimmobilienkredite stark nachgefragt, auf sie entfielen 2020 mit 27 Milliarden Euro zwei Drittel aller Kredite, die an private Haushalte gingen.
Nach Angaben der OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald hat die insgesamt gestiegene Kreditaufnahme bei der Verschuldungsquote der Haushalte zusammen mit den gesunkenen Einkommen für den stärksten Zuwachs seit 15 Jahren gesorgt. Im Gegensatz zu Immobilienkrediten gab es bei Konsumkrediten jedoch einen deutlichen Rückgang, da ein Konsumieren wegen der Lockdowns vielfach nur eingeschränkt möglich war. Wenig überraschend stieg deshalb auch die Sparquote, zum Jahresende 2020 lag sie mit mehr als 14 Prozent auf einem historischen Höchststand.
*** OeNB bescheinigt Banken Krisenfestigkeit ***
Bei den heimischen Unternehmen sei die Verschuldungsquote hingegen nur moderat angestiegen so Ritzberger-Grünwald. Angesichts der dramatischen Krise und ihrer Auswirkungen sei dies „ein beachtliches Ergebnis“.
Vor allem dank der geldpolitischen Maßnahmen der EZB, aber auch dank der staatlichen Garantien und Moratorien habe die Aufrechterhaltung der Liquidität in der Krise gesichert werden können, sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann bei der Präsentation des Finanzmarktstabilitätsberichts. Der heimische Bankensektor habe sich jedenfalls als krisensicher erwiesen.
Damit das so bleibt, müsse er sich jedoch zunehmend auf das Auslaufen der staatlichen Corona-Hilfen vorbereiten, betonte Haber. Dabei gelte es vor allem, die Qualität der vergebenen Kredite gut im Auge zu behalten. Im Fokus der Banken sollte auch eine „solide Eigenkapitalbasis“ stehen. Bei Gewinnausschüttungen, Aktienrückkäufen und Boni sei nach wie vor Zurückhaltung angesagt. Zudem sollten die Banken ihre Effizienz steigern und Strategien im Zusammenhang mit der Digitalisierung und dem Klimawandel entwickeln und umsetzen.
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/2107215-Immo-Kredite-Nationalbank-wegen-gelockerter-Vergabe-nervoes.html

Juniprognose der OeNB: Impffortschritte unterstützen wirtschaftliche Erholung – Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2021 bis 2023 – OeNB, 11.6.2021
Die mit dem Impffortschritt einhergehende Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von COVID-19 führt zur Jahresmitte 2021 zu einem starken Aufschwung der österreichischen Wirtschaft. „Die Jahre 2021 und 2022 sind von einem deutlichen Aufholprozess geprägt“, so OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Nach einem Rückgang des realen BIP um 6,7 % im Vorjahr erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) für die Jahre 2021 und 2022 ein Wachstum von 3,9 % bzw. 4,2 %. 2023 wird der Aufholprozess abgeschlossen sein und sich das Wirtschaftswachstum mit einem Wert von 1,9 % in Richtung des langfristigen Durchschnitts bewegen. Die HVPI-Inflationsrate wird im Jahr 2021, getrieben von höheren Rohstoffpreisen, auf 2,0 % ansteigen und 2022 sowie 2023 auf jeweils 1,8 % zurückgehen. Der Budgetsaldo wird sich im Jahr 2021 auf –6,9 % des BIP belaufen und sich bis zum Jahr 2023 weiter auf etwa –2 % des BIP verbessern. Die Schuldenquote wird nach einem weiteren Anstieg im Jahr 2021 (85,1 % des BIP) ab 2022 wieder rückläufig sein und 2023 knapp unter 82 % des BIP zu liegen kommen.
QUELLE (inkl. Schaubild und Tabelle): https://www.oenb.at/Presse/20210611.html

Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex KW21: Im Vergleich zu 2019 schließt sich BIP-Lücke zunehmend – Vorkrisenniveau scheint bald erreicht zu sein – Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), 8.6.2021
„Die gesamtwirtschaftliche BIP-Lücke zum Vorkrisenjahr 2019 verkleinerte sich zuletzt deutlich. Ende Mai betrug sie rund 1%. Das Vorkrisenniveau dürfte innerhalb der nächsten Monate erreicht werden“, so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Christian Glocker.
Aufgrund der umfangreichen behördlichen Maßnahmen sank die österreichische Wirtschaftsleistung im I. Quartal um 1,1% gegenüber dem Vorquartal. Der gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungsverlust ist allerdings das Resultat einer sehr heterogenen, teils gegenläufigen Entwicklung der Teilkomponenten. Dies gilt sowohl für die Angebots- als auch für die Nachfrageseite. Vorlaufindikatoren zeichnen ein günstiges Bild der weiteren Konjunkturentwicklung. Auch die schrittweise Rücknahme der Restriktionen gibt Anlass zu einem positiven Ausblick auf das II. Quartal.
Die behördlichen COVID-19-Maßnahmen prägten auch im I. Quartal 2021 die Entwicklung der österreichischen Wirtschaft. Bis 8. Februar war die Geschäftstätigkeit in vielen Branchen (Handel, Gastronomie, Beherbergung, körpernahe Dienstleistungen) durch die umfangreichen Restriktionen stark eingeschränkt. Dementsprechend ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,1% gegenüber dem IV. Quartal 2020 angebotsseitig vor allem den konsumnahen Dienstleistungen zuzurechnen. Zu letzteren zählen u. a. Beherbergung und Gastronomie sowie persönliche Dienstleister wie etwa Frisöre und der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung. Die günstige Industrie- und Baukonjunktur dämpfte dagegen den Wertschöpfungsverlust.
Auf der Nachfrageseite bestimmte vor allem der deutliche Rückgang des privaten Konsums die Entwicklung im I. Quartal. Die Investitionen und die öffentliche Konsumnachfrage wurden hingegen ausgeweitet.
Wichtige Vorlaufindikatoren zeichnen ein günstiges Bild: Im April lag der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (ESI) für viele EU-Länder erstmals seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie wieder über dem langjährigen Durchschnitt. Im Mai verbesserte sich dieser Indikator abermals. Neben der Industrie zeichnet sich auch für den Dienstleistungsbereich eine Erholung ab. Auch in Österreich beurteilten die Unternehmen die wirtschaftliche Lage optimistischer als bisher: Laut WIFO-Konjunkturtest von Mai verbesserten sich die Konjunktureinschätzungen in allen untersuchten Branchen deutlich.
Auf dem Arbeitsmarkt setzte sich die Erholung fort. Nach vorläufiger Schätzung war die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Mai erneut etwas höher als im Vormonat, während die Arbeitslosigkeit abermals zurückging (–2,5% gegenüber April). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote (nationale Definition) dürfte im Mai 7,7% betragen haben.
QUELLE: https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1621537942601
SIEHE DAZU:
Stimmungslage deutlich gebessert: Konjunktur nimmt Fahrt auf – Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), 28.5.2021
QUELLE: https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1621537942123
2-Seiten-PDF: https://newsletter.wifo.ac.at/sys/r.aspx?sub=1aTDXj_2YxwsA&tid=2-1ZyFSc-Zinpz&link=rTeZ
Wöchentlicher WIFO-Wirtschaftsindex inkl. Schaubilder: https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1612794804236
FERNER: „Zügige Konjunkturerholung zeichnet sich ab“ – Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), 8.6.2021
QUELLE: https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1621537942601
Wifo erwartet Wirtschaft bald auf Vorkrisenniveau – Beherbung, Gastronomie und andere Dienstleistungen schwächelten: in 2021Q1 lag BIP – 1,1 Prozent unter Vorquartal – In allen Branchen wachsender Optimismus in österreichischen Unternehmen – Mai 2021: Rückgang der Arbeitslosen, Anstieg der unselbständig Beschäftigen – Salzburger Nachrichten, 9.6.2021
QUELLE: https://www.sn.at/wirtschaft/oesterreich/wifo-erwartet-wirtschaft-bald-auf-vorkrisenniveau-104974486

„Tourismusanalyse: Auch Erholung im Sommer kann 2021 nicht retten“ – Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), 10.6.2021
Nach Einbußen von über 90% im Winter werden für das Gesamtjahr rund –40% im Vergleich zum Vorkrisenniveau erwartet Für das gesamte Jahr 2021 bleiben die Aussichten mit rund 12% weniger Nächtigungen als 2020 und einer um 43½% geringeren Nachfrage als im Vorkrisenjahr 2019 trüb. Nachdem die Wintersaison von November 2020 bis April 2021 Lockdown-bedingt fast vollständig ausfiel (Ankünfte -92,7%, Nächtigungen -90,7%, Einnahmen nominell -90,6%, real -90,7%), dürfte sich der Tourismus in Österreich aktuellen Schätzungen des WIFO zufolge im Sommer 2021 erholen (Nächtigungen rund +22½% gegenüber 2020 bzw. 16½% im Vergleich zur Normalsaison 2019).
QUELLE: https://www.wifo.ac.at/main.jart?rel=de&content-id=1487278189573&j-cc-node=news&j-cc-id=1621537942679
SIEHE DAZU 6-Seiten-PDF: https://newsletter.wifo.ac.at/sys/r.aspx?sub=1aWRPX_ZbRqd&tid=1-mlree-2cOuq2&link=rUgI

Lisa Nimmervoll: Vermögenssteuern: Reich und solidarisch: Eine Gruppe Vermögender will endlich besteuert werden – Millionärs-Anonymität auch hier: Umfrage ohne Impressum – Der Standard, 12.6.2021
Corona habe die Ungleichheit verschärft, die Reichsten sollten einen Beitrag leisten, fordern Betuchte in einem offenen Brief. Auch ohne Pandemie gibt es Argumente Vermögen zu besteuern
Geht es jetzt den Reichen ans Vermögen? „Corona verstärkt Ungleichheit, verschärft Gesundheitsrisiken, reduziert Bildungschancen für Arme, während manche Vermögende und Unternehmen zu den Krisengewinnern gehören und in der Krise noch reicher geworden sind“, so beginnt ein Schreiben, das mit einer Forderung nach Vermögenssteuern schließt.
Die Worte stammen nicht etwa von der Industriestaatennation OECD, die wie andere Institutionen für die Bewältigung der Corona-Krise empfiehlt, auf Vermögen zuzugreifen. Sie stammen auch nicht von einer politischen Partei, die sich dem Kampf gegen Ungleichheit verschrieben hat. Unterzeichnet hat den offenen Brief, der im STANDARD und in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht wird, eine Gruppe reicher Menschen aus Deutschland und Österreich, die endlich mehr besteuert werden wollen. (Für den genauen Wortlaut siehe Infobox oder taxmenow.eu)
*** Gewachsene Ungleichheit ***
Während die Pandemie dem Anstieg von Aktienkursen und Immobilienpreisen wenig bis nichts anhaben konnte, wurden zahlreiche Menschen arbeitslos oder mussten in Kurzarbeit wechseln. Ökonomen debattieren aber nicht nur wegen der Krise immer stärker über Möglichkeiten, einen Teil des Reichtums der Allgemeinheit zu erschließen.
Lange hielt man Vermögenssteuern für eine rein politische Frage. Heute weiß man: Es geht auch um gesamtwirtschaftliche Effekte. „Extrem ungleiche Vermögen bedeuten, dass etwa der Zugang zu Bildung für viele erschwert wird“ erklärt Margit Schratzenstaller vom Wifo. „Reiche haben Zugang zu den besten Schulen und Universitäten, obwohl Jugendliche aus ärmeren Haushalten auch talentiert wären.“
HINTERGRUND: Österreich hatte eine Vermögenssteuer, nur brachte die wenig ein. Was sie eingespielt hat, wurde größtenteils von Unternehmen berappt, Privatvermögen wohlhabender Einzelner waren vom Bankgeheimnis geschützt. 1993 wurde die Steuer vom roten Finanzminister Ferdinand Lacina abgeschafft, die geplante Reform der Erbschaftssteuer blieb aus. 2008 wurde auch diese Steuer abgeschafft. Wer ein Haus oder ein Grundstück erbt, muss nur eine Grunderwerbsteuer von maximal 3,5 Prozent entrichten. Liegenschaften sind zudem mit einer Grundsteuer belastet – laut Experten ist diese reformbedürftig, es brauche ein progressives Element.
*** Der offene Brief im Wortlaut ***
Millionär*innen fordern höhere Besteuerung von Millionenvermögen
Corona verstärkt Ungleichheit, verschärft Gesundheitsrisiken, reduziert Bildungschancen für Arme, während manche Vermögende und Unternehmen zu den Krisengewinnern gehören und in der Krise noch reicher geworden sind. Seit Jahrzehnten nimmt die Ungleichheit in Deutschland und international zu. Demokratiegefährdende Machtkonzentration in Form von Kapital und Einfluss von wenigen steht wachsende materielle Unsicherheit von vielen gegenüber. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt nach Schätzungen 35% des Vermögens in Deutschland, vierzig Prozent haben keinerlei Rücklagen.
Wir sind Vermögende und setzen uns für eine höhere Besteuerung von Vermögen ein, um mehr Chancen, Teilhabe und Zukunftsinvestitionen für alle zu ermöglichen. Unabhängig davon, ob wir durch Arbeit, Erbschaft, Unternehmertum oder Kapitalanlage zu Vermögen gekommen sind, rufen wir zu Reformen in fünf Bereichen auf:

Wiedereinführung der Vermögenssteuer für Millionen- und Milliardenvermögen
Begrenzung von Ausnahmen für Betriebsvermögen und anderen Sonderregelungen bei der Erbschafts- und Schenkungssteuer
Progressive Steuersätze statt Einheitssatz bei der Kapitalertragssteuer
Eine Vermögensabgabe für Millionen- und Milliardenvermögen im Falle einer Schuldenbremse
Striktere Regeln gegen Steuervermeidung und -hinterziehung und bessere Ausstattung der Steuerbehörden

Nicht nur eine Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland spricht sich in Umfragen für Reformen zur Vermögensbesteuerung aus. Auch internationale Organisationen wie die OECD, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank mahnen Reformen an, um die weltweite Ungleichheit zu bekämpfen und die Folgen der Coronakrise zu bewältigen.
Wir sind überzeugt, dass mehr Steuergerechtigkeit der zukunftsweisende Weg zu einer Gesellschaft ist, die sich an den Werten Gemeinwohl, Chancengleichheit und Zusammenhalt orientiert. Diejenigen, die viel besitzen, können einen höheren Beitrag leisten, um die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen: Klimawandel, Digitalisierung, demographischer Wandel, Wohnungsmangel, Bildungsgerechtigkeit und Förderung einer effektiven Vermögensbildung für alle
Die bevorstehenden Wahlen bieten eine einmalige Gelegenheit, die Orientierung von Vermögen am Wohle der Allgemeinheit im Sinne des Grundgesetzes zu stärken. Unterstützen Sie diesen Appell, damit unsere Forderungen mehr Gewicht haben. Ob vermögend oder anderweitig unterstützend: Melden Sie sich bei uns!
Kontakt: mitmachen@steuergerechtigkeit.eu
FERNER: * Einzementierte Ungleichheit * Umdenken? * Mordsunterfangen * Fokus auf Erben * Selbstbild geraderücken
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000127328152/reich-und-solidarischeine-gruppe-vermoegender-will-besteuert-werden
SIEHE DAZU
Erben mit Verantwortung: Millionenerbin Marlene Engelhorn: „Besteuert mich endlich!“ – Die 29-jährige Wienerin erklärt, warum sie mindestens 90 Prozent ihres Erbes spenden und keinesfalls als Philanthrokapitalistin à la Gates und Co enden will – Der Standard, 23.5.2021
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000126792517/millionenerbin-marlene-engelhorn-besteuert-mich-endlich
Lisa Nimmervoll: Kopf des Tages: Philanthropin in spe: Marlene Engelhorn: Von einer, die ihr Millionenerbe teilen will – Der Standard, 29.4.2021
Die 28-jährige Germanistikstudentin aus Wien möchte 90 Prozent ihres Erbes spenden und setzt sich für Vermögenssteuern „für das oberste Prozent“ ein
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000126244498/marlene-engelhorn-die-ihr-millionenerbe-teilen-will
Millionäre fordern höhere Besteuerung von Vermögen – Die wachsende Ungleichheit zwischen Reichen und Armen wird nun auch von einer Gruppe Wohlhabender kritisiert – Kurier, 12.6.2021
QUELLE: https://kurier.at/wirtschaft/millionaere-fordern-hoehere-besteuerung-von-vermoegen/401410953
Vermögende starten Initiative „#taxmenow: Besteuert uns!“ – ORF; 12.6.2021
QUELLE: https://orf.at/stories/3217030/
Große Schlupflöcher für Reiche Millionäre fordern höhere Steuern – n-tv, 12.6.2021
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Millionaere-fordern-hoehere-Steuern-article22614716.html
DIW-Chef zum Grünen-Programm „Vermögenssteuer ist aus wirtschaftlicher Sicht klug“ – Klimaschutz und Ökonomie unter einen Hut zu bekommen, ist die große Aufgabe der nächsten Bundesregierung. Die Grünen wollen diese Balance unter anderem über eine Vermögenssteuer erreichen. DIW-Chef Marcel Fratzscher gibt eine wirtschaftliche Perspektive auf das grüne Wahlprogramm – n-tv, 11.6.2021
QUELLE inkl. 4:07-min-Video: https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Vermoegenssteuer-ist-aus-wirtschaftlicher-Sicht-klug-article22612585.html
Sonja Zekri: Initiative „Tax me now“:Hoch die Steuern! – Es gibt immer mehr Superreiche in Deutschland, die immer weniger abgeben müssen. Einigen von ihnen reicht es jetzt — sie wollen endlich mehr bezahlen. Zu Besuch bei Millionären, die nur mal kurz die Welt retten wollen – Süddeutsche Zeitung, 12.6.2021
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.sueddeutsche.de/politik/millionaere-steuern-superreiche-taxmenow-vermoegen-1.5319499
LESERMEINUNGEN (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG):
Corona-Krise: Ist eine Vermögensabgabe für Reiche sinnvoll? – Süddeutsche Zeitung, 17.1.2021
QUELLE: https://www.sueddeutsche.de/politik/vermoegensabgabe-reichensteuer-coronakrise-1.5176901
Braucht Deutschland eine Vermögensteuer? – Süddeutsche Zeitung, 9.6.2021
QUELLE: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/leserdiskussion-braucht-deutschland-eine-vermoegensteuer-1.5316877
PETITIONEN
Millionär*innen fordern höhere Besteuerung von Millionenvermögen – Unterschriftsleistung für Menschen ab einem Netto-Vermögen von 1 Mio Euro gemäß Selbsteinschätzung – Start der Petition am 11.6.2021
QUELLE: https://www.change.org/p/bundesregierung-million%C3%A4r-innen-fordern-h%C3%B6here-besteuerung-von-millionenverm%C3%B6gen?utm_content=cl_sharecopy_29344212_de-DE%3A3&recruiter=1210648265&utm_source=share_petition&utm_medium=copylink&utm_campaign=share_petition
Millionaires for Humanity – Offener Brief (englisch) mit vollen Namen der Unterzeichner vornehmlich aus den USA, aber auch aus Dänemark, Deutschland, Kanada, Österreich, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Schweiz, Schweden, United Kingdom – Juni 2020
QUELLE: https://millionairesforhumanity.org/letter/

Severin Rapp: Wie ändert die Berücksichtigung von öffentlichem Vermögen die Verteilungsfrage? – Wie kann Wohlstand vergleichbar gemessen werden? Und: Wem kommt der Wert des öffentlichen Vermögens besonders zugute? Zu einem umfassenden Bild der Verteilung ist es noch ein langer Weg – DER ÖKONOMISCHE BLICK / Die Presse, 7.6.2021
Durch eine Reform der öffentlichen Haushaltsführung in Österreich sind Länder und Gemeinden seit kurzem verpflichtet, einen Vermögenshaushalt zu erstellen. Detailreiche regionale Daten sind öffentlich zugänglich. Sie geben Aufschluss über das Vermögen im Besitz von Österreichs Gemeinden. Darunter fallen zum Beispiel Kulturgüter, öffentliche Gärten und Wälder, Verkehrsinfrastruktur, Gebäude, aber auch Beteiligungen an Unternehmen und vieles mehr. Regionale Unterschiede in den öffentlichen Vermögen stellt die Messung von Ungleichheit vor Herausforderungen: Wie kann Wohlstand vergleichbar zwischen Personen gemessen werden? Wem kommt der Wert des öffentlichen Vermögens besonders zugute?
*** Öffentliches und privates Vermögen – Äpfel und Birnen? ***
Wie öffentliches und privates Vermögen gemeinsam betrachtet werden können beschäftigt auch ein Forschungsteam rund um den Starökonomen Thomas Piketty. Die Gruppe arbeitet an international vergleichbaren Ungleichheitsindikatoren. In manchen Ländern befinden sich wichtige Teile des Nationalvermögens in öffentlicher Hand. Die Bewohner/innen Wiens beispielsweise würden im Durchschnitt deshalb weniger wohlhabend aussehen, wenn gemeinschaftliches Vermögen wie der soziale Wohnbau nicht berücksichtigt wird. In solchen Fällen könnten öffentliche Vermögen rechnerisch auf das private Vermögen aufgeschlagen werden, so das Forschungsteam.
„Weil Vermögen eng mit politischem Einfluss, aber auch mit Lebenserwartung, Gesundheit und gesellschaftlicher Teilhabe zusammenhängt, ist seine Verteilung ein zentrales Thema“, schreiben Franziska Disslbacher und Kollegen am 26.4.2021 im NOeG-Blog der Presse. Da öffentliches Vermögen für große Teile der Bevölkerung hinsichtlich des Lebensstandards von großer Bedeutung ist, liegt dessen Berücksichtigung nahe. Auch generiert Vermögen in Form des sozialen Wohnbaus beispielsweise ähnlich wie privates Vermögen de facto ein individuelles Einkommen – in Form der vergünstigten Wohnkosten. Während allgemeine Effekte des sozialen Wohnbaus auf das Niveau der privaten Mieten denkbar sind, profitieren die Bewohner/innen der Gemeindewohnungen besonders von den vergünstigten Mieten. Dennoch gibt es wichtige Unterschiede zum Privatvermögen, zum Beispiel bei den Verfügungsrechten. Ein Vergleich von öffentlichem und privatem Vermögen muss daher vorsichtig vorgenommen werden.
*** Kommunaler Wohnbau verteilt um ***
In einer kürzlich erschienenen Studie zu Vermögen in Wien wird anhand des kommunalen Wohnbaus beispielhaft illustriert, wie ein Schritt in Richtung einer solchen gemeinsamen Betrachtung aussehen könnte. Laut Studie lebt ungefähr ein Viertel der Haushalte in Wien im öffentlichen Wohnbau. Gemeinsam mit den Genossenschaftswohnungen ergibt dies eine Abdeckung des geförderten Wohnbaus von fast 45 Prozent. Im Durchschnitt sind die Mieten in diesen Wohnobjekten niedriger als in vergleichbaren Objekten am privaten Mietmarkt. Das de facto Einkommen liegt demnach bei Mieten in Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen vor. Aus diesem Einkommen errechnet die Studie die Höhe eines hypothetischen Vermögens, das in der Lage ist ein solches Einkommen zu einer bestimmten Rendite zu erzeugen. So können die Verteilungswirkungen gemessen werden.
Die Ergebnisse bestätigen, dass insbesondere Menschen in Haushalten mit geringem Vermögen von der Bereitstellung des öffentlichen Vermögens in Form des sozialen Wohnbaus profitieren. Das gilt auch für Frauen und Haushalte mit Alleinerzieher/innen. Die Effekte auf die Verteilung sind in Wien aufgrund des umfangreichen sozialen Wohnbaus im Vergleich mit den anderen Bundesländern besonders ausgeprägt. Trotz der Berücksichtigung des sozialen Wohnbaus bleibt die Vermögensungleichheit insgesamt sehr hoch. Würde man die besonders verteilungswirksamen Elemente des kommunalen Wohnbaus einfach zum Privatvermögen hinzurechnen, besäße das vermögendste Fünftel der Wiener Haushalte immer noch etwa drei Viertel des Gesamtvermögens (gegenüber 84% ohne Hinzurechnung).
*** Langer Weg zum umfassenden Bild der Verteilung ***
Die erhöhte Transparenz der öffentlichen Finanzgebarung lädt dazu ein, auch den öffentlichen Teil des Nationalvermögens in der Verteilungsanalyse zu berücksichtigen. Der soziale Wohnbau beispielsweise wird besonders von wenig vermögenden Personen in Anspruch genommen. So kann geringes Privatvermögen vieler Haushalte teilweise kompensiert werden. Dennoch bleibt es ein langer Weg bis zur konsistenten und umfassenden Zurechnung der öffentlichen Vermögen. Verschiedene Bevölkerungsgruppen werden beispielsweise je nach Vermögenstyp unterschiedliche Nutzungsverhalten aufweisen, die es zu berücksichtigen gilt. Gleichzeitig sollte mit einem besseren Verständnis von den Wirkungen des öffentlichen Vermögens auch eine Verbesserung der Datenlage zu den privaten Vermögen einhergehen. Nur so kann ein umfassendes Bild der Verteilung entstehen.
QUELLE: https://www.diepresse.com/5990079/wie-andert-die-berucksichtigung-von-offentlichem-vermogen-die-verteilungsfrage
SIEHE DAZU
Zur Studie „Vermögen in Wien“ (Dabrowski, Lasser, Lechinger Rapp, 2021)
https://www.wien.gv.at/wirtschaft/standort/pdf/vermoegen-in-wien.pdf
Intratextlinks:
https://wid.world/document/distributional-national-accounts-guidelines-2020-concepts-and-methods-used-in-the-world-inequality-database/
https://www.diepresse.com/5961673/die-vermogensungleichheit-in-europa-wird-massiv-unterschatzt
https://www.wien.gv.at/wirtschaft/standort/pdf/vermoegen-in-wien.pdf

Vermögensreport: Finanzvermögen in Österreich trotz Corona-Krise angewachsen – Für den Zuwachs sorgten vor allem steigende Aktienkurse und ein Plus beim Ersparten – Aktienanteil in Österreich nimmt zu – Größte Vermögen in Nordamerika – Wiener Zeitung, 10.6.2021
Trotz der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen auf die globale Konjunktur hat das private Finanzvermögen weltweit auch im Jahr 2020 weiter zugelegt – dank steigender Aktienkurse und eines deutlichen Zuwachses beim Ersparten. Gesamt lag das Vermögen im Vorjahr bei 250 Billionen US-Dollar (205 Billionen Euro) und damit 8,3 Prozent über dem Niveau von 2019. Auch Österreich war keine Ausnahme, hierzulande wuchs das private Vermögen um fünf Prozent auf 1 Billion US-Dollar an.
Der weltweite Zuwachs beim globalen Vermögen sei entgegen vieler Erwartungen „überraschend stark“ angestiegen, heißt im aktuelle Global Wealth Report des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group (BCG), der am Donnerstag veröffentlicht wurde. „Grund für diesen Rekordzuwachs sind nicht nur die äußerst robusten Aktienmärkte, sondern auch der sprunghafte Anstieg der Nettoersparnis um fast elf Prozent,“ so Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. „Noch nie in den vergangenen 20 Jahren haben Private ihre Bargeld- und Sichteinlagenbestände so stark ausgebaut.“
*** Aktienanteil nimmt auch in Österreich zu ***
Auch in Österreich schlugen sich beide Faktoren auf die Vermögensentwicklung nieder. Zwar gelten die Österreicher oft als Anlagemuffel, dennoch liegen bereits 35 Prozent des privaten Vermögens in Aktien und Investmentfonds. Das sind laut BCG neun Prozentpunkte mehr als im westeuropäischen Durchschnitt.
Überdurchschnittlich viel werde in Österreich aber auch gespart. Rund 40 Prozent des Privatvermögens liegen laut dem Report in Spareinlagen oder Bargeld. Auch diese Quote liege um 10 Prozentpunkte über dem Schnitt in Westeuropa.
Zusätzlich zum Finanzvermögen wurde im Rahmen des heurigen Reports auch das weltweite Sachvermögen – vor allem Grundbesitz, aber auch Wertgegenstände wie Kunst oder Gold – ermittelt. Inkludiert man dieses und zieht gleichzeitig die Schulden ab, sitzen Private weltweit auf einem Vermögen von 431 Billionen Dollar. Bis 2025 dürfte der Betrag bis auf 554 Billionen Dollar anwachsen.
*** Größte Vermögen in Nordamerika ***
Der größte Anteil des Gesamtvermögens entfiel 2020 auf Nordamerika mit 136 Billionen Dollar, gefolgt von Asien ohne Japan (117 Billionen Dollar) und Westeuropa (103 Billionen Dollar).
Österreich belegt in dem Ranking Platz 22. Hierzulande machte das Sachvermögen im Vorjahr 2,1 Billionen Dollar aus, abzüglich der Schulden in Höhe von 0,2 Billionen Dollar besaßen private Haushalte ein Gesamtnettovermögen von 2,9 Billionen Dollar. Bis 2025 erwartet die BSG einen Zuwachs auf 3,3 Billionen Dollar.
Der weltweite Vermögensberg verteilt sich jedoch keineswegs über alle gleich. So halten 60.000 Superreiche, sogenannte Ultra-High-Networth-Individuals (UHNWI), mit einem Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar etwa 15 Prozent des weltweiten investierbaren Finanzvermögens. Die Gruppe der Superreichen wächst seit 2015 stetig an, 2020 seien laut BCG mehr als 6.000 dazugekommen. Die meisten davon leben in den USA (20.600), China (7.800) und Deutschland (2.900).
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/2107772-Finanzvermoegen-in-Oesterreich-trotz-Corona-Krise-angewachsen.html
SIEHE DAZU:
2021
Trotz Corona: Private Vermögen wachsen weltweit auf Rekordhoch – Gesamtnettovermögen summiert sich auf 431 Billionen US-Dollar – Österreicher im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens auf Platz 22 – Vermögensverwalter sollten stärker auf Kundenbedürfnisse eingehen – BCG, 10.6.2021
https://www.bcg.com/de-at/press/10june2021-despite-corona-private-assets-growing-at-record-high-worldwide
Global Wealth 2021: When Clients Take the Lead – BCG, 10.6.2021
https://www.bcg.com/publications/2021/global-wealth-report-2021-delivering-on-client-needs
25.Seiten-PDF: https://web-assets.bcg.com/d4/47/64895c544486a7411b06ba4099f2/bcg-global-wealth-2021-jun-2021.pdf
2020
2020: Corona bremst weltweites Vermögenswachstum so stark wie seit elf Jahren nicht mehr – Positive Entwicklung am Kapitalmarkt ließ Vermögen im Jahr 2019 um zehn Prozent steigen – Deutschland bei Gesamt­vermögen auf Platz fünf – Corona-Krise könnte Wachstumsstopp auslösen – Erfolgreiche Vermögensverwalter begegnen Krise mit digitaler Transformation – BCG, 18.6.2020
https://www.bcg.com/de-at/press/18juni2020-pm-bcg-global-wealth-2020
Global Wealth 2020: Global Wealth 2020: The Future of Wealth Management—A CEO Agenda
inkl. 1:47-min-Video: https://www.bcg.com/publications/2020/global-wealth-management-collection
Global Wealth Report 2020: The Future of Wealth Management—A CEO Agenda , BCG, 2020
36-Seiten-PDF: https://image-src.bcg.com/Images/BCG-Global-Wealth-2020-Jun-2020_tcm58-251066.pdf
https://web-assets.bcg.com/37/f8/5f033c4b451084efda22ee34998d/bcg-global-wealth-2020-jun-2020.pdf

Kogler will vor Sparpaket eine Millionärssteuer – Der Grüne Vizekanzler will eine „Sanierung“ der Sozialhilfe und setzt Hoffnungen auf CO2-Bepreisung – Kurier, 5.6.2021
Die Grünen würden einem Sparpaket zum Abtragen der Coronaschulden im Bundeshaushalt nicht zustimmen, wenn davor nicht bei Millionenerben und Milliardenstiftern eingegriffen würde. Das sagte Parteichef und Vizekanzler Werner Kogler am Samstag im Ö1-Interview. Er bekräftigte damit die bisherige Position der Grünen in Sachen Vermögenssteuern. Auch bei der Sozialhilfe stellte er sich gegen die Linie des Koalitionspartners ÖVP, der auf Umsetzung vor allem in Wien pocht.
Kogler forderte bei der unter Türkis-Blau wieder zur Sozialhilfe zusammengekürzten Mindestsicherung eine „Neubewertung und Sanierung“. Zuletzt hatte das auch der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein gefordert. Wünsche in diese Richtung kämen auch aus ÖVP-geführten Bundesländern, denn die Sozialhilfe habe dazu geführt, dass bestimmte Menschengruppen aus der Krankenversicherung „rausgekickt“ würden. Dies sei vor allem dort passiert, wo in den Ländern die Reform bereits umgesetzt sei. „In Wahrheit wird es darum gehen, ob diese Bundesländer sich nicht wieder anders helfen, und wir werden ihnen dabei helfen.“
Kogler beruhigt
Angesprochen auf das geplante Klimaschutzgesetz mit dem von Wirtschaftsseite kritisierten Automatismus beim Anstieg der Steuern auf fossile Energieträger bei Nichteinhaltung der Ziele, versuchte Kogler zu beruhigen. „Es wird ihn hintendran gar nicht brauchen, weil vorne rein in viel größerem Ausmaß eine vernünftige, richtige und auch sozial verträgliche CO2-Bepreisung kommen wird“, betonte er. Dies werde jetzt verhandelt und ab nächstem Jahr schrittweise eingeleitet.
QUELLE: https://kurier.at/wirtschaft/kogler-will-vor-sparpaket-eine-millionaerssteuer/401403663

79% der österreichischen Urlauber wollen 2021 mit dem Auto verreisen – TOLLTICKETS Traffic-Trendmonitor veröffentlicht – Tourismuspresse, 9.6.2021
Gut drei Viertel der Urlauber in Österreich werden in diesem Jahr am wahrscheinlichsten mit dem Auto verreisen. Allerdings befürchten 66 Prozent Staus auf den Autobahnen und lange Wartezeiten an den Mautstationen. Das sind Ergebnisse des TOLLTICKETS Traffic-Trendmonitors 2021. Bevölkerungsrepräsentativ wurden N=1.000 Österreicherinnen und Österreicher von einem Marktforschungsinstitut befragt.
„Das Auto erlebt aktuell eine Renaissance als bevorzugtes Transportmittel für Urlaubsreisen“, sagt Wolfgang Ressler von der Kapsch-TrafficCom-Tochter tolltickets. „In Pandemiezeiten bewerten
95 Prozent der Österreicher das Auto als sicheres oder sehr sicheres Transportmittel. Zum Vergleich: Flugzeug oder Schiff werden dagegen von mehr als 60 Prozent als weniger sicher oder sogar unsicher eingestuft.“
FERNER: * Mautabbuchung per Funk hoch im Kurs * Mautbox für Europa
QUELLE: https://www.tourismuspresse.at/presseaussendung/TPT_20210609_TPT0001/79-der-oesterreichischen-urlauber-wollen-2021-mit-dem-auto-verreisen-bild

Lebensführung: Österreicher mit Wohnsituation so zufrieden wie nie – Viele schätzen ihren Wohnraum nun mehr – Die Presse/APA, 10.6.2021
*** Auf einen Blick ***
Für die Trendstudie „Wohnen – Wunsch und Wirklichkeit“ hat die Integral Markt- und Meinungsforschung im November 2020 für ImmoScout24 1000 Österreicher/innen von 18 bis 69 Jahren online befragt.
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Jeder Siebente, darunter vor allem Eigentümer, meint, dass die Pandemie positive Auswirkungen hatte. Jeder Zehnte bewertet die Entwicklungen negativ.
Die Pandemie hat die Wohnzufriedenheit der Österreicher nicht nur zum Negativen verändert. Laut einer aktuellen Integral-Umfrage für „ImmoScout24“ ist demnach die Zufriedenheit der Österreicher so hoch wie nie. Jeder Siebente gab an, dass die Pandemie positive Auswirkungen bezüglich der Wohnsituation hatte, jeder Zehnte sieht diese Entwicklung negativ.
Für ein Viertel der Befragten (23 Prozent) hatte die Pandemie unmittelbare Auswirkungen. Besonders positiv auf das Wohnbefinden hat sich die Pandemie bei Hausbewohnern, Eigentümern und Bewohnern von Immobilien über 130 Quadratmeter ausgewirkt. Auch diejenigen, die über einen Garten (18 Prozent sind zufriedener) oder eine Terrasse (19 Prozent sind zufriedener) verfügen, sind ihrer Bleibe heute gewogener.
*** Zehn Prozent sind unzufriedener ***
Zehn Prozent wiederum sind nunmehr unzufriedener. Die Gründe liegen auf der Hand, so sind beispielsweise Wohnungsgröße (58 Prozent), Zimmeranzahl (53 Prozent) und das Wohnumfeld bzw. die Nachbarschaft (47 Prozent) die Haupttreiber der Unzufriedenheit. Aber auch die bauliche Qualität der Immobilie (46 Prozent) fehlendes Grün (45 Prozent), ein fehlendes Arbeitszimmer (43 Prozent), Lärmentwicklung und fehlende Freiflächen (je 42 Prozent) haben das ihre dazu beigetragen.
Die Unzufriedenheit wenig beeinflusst haben Aspekte, die im Normalfall besonders wichtig sind. Darunter fallen die Nähe zum Arbeitsplatz, die Verkehrsanbindung und die Parkplatzsituation – Faktoren, die in der Pandemie für die Österreicher kaum eine Rolle gespielt haben.
„Im Jahr der Krise spielte Verkehrsanbindung kaum eine Rolle, die Prioritäten waren andere. Doch wir sehen darin nur eine kurzfristige Entwicklung. Denn Homeoffice und Homeschooling werden weniger, die Mobilität wird dadurch wieder wichtiger“, meinte Markus Dejmek, Österreich-Chef von ImmoScout24.
Trotz hoher Zufriedenheit ist die Verbesserung der eigenen Wohnsituation knapp der Hälfte der Befragten ein Anliegen. Corona als Treiber des Verbesserungswunsches gaben 16 Prozent der Befragten an. Wobei nicht alle gleich umziehen möchten, vielmehr denkt die Hälfte der Verbesserungswilligen an Umbau oder Renovierung.
QUELLE: https://www.diepresse.com/5991528/osterreicher-mit-wohnsituation-so-zufrieden-wie-nie

KOMMENTARE AUS FREMDER FEDER

Bert Rürup: Enttäuschung über 2021Q2: versprochener Aufschwung nicht eingetroffen – gebremste Lieferketten als Wirtschaftshemmnis – HANDELSBLATT CHEFÖKONOM, 11.6.2021
wer auf einen kräftigen Aufschwung im zweiten Quartal gesetzt hat, sah sich spätestens in dieser Woche getäuscht. Der große Hoffnungsträger vieler Konjunkturauguren patzte; die deutsche Industrie kam im April nicht vom Fleck.
Die Aufträge gingen um 0,2 Prozent zurück, und die Produktion sank gar um ein Prozent. Lediglich die Exporte legten im April leicht um 0,3 Prozent zu. Offensichtlich bremsen fehlende Vorprodukte, wie etwa Halbleiter, die Produktion merklich aus.
Und so ist es zwar eine schlechte, aber keine wirklich überraschende Nachricht, dass sich auch die Produktionserwartungen der deutschen Industrie im Mai eintrübten. Der entsprechende Ifo-Indikator sank auf 27 Punkte, nach 32 im April.
*** Schwache Baukonjunktur ***
Und auch auf dem scheinbar boomenden Bau herrscht keineswegs eitel Sonnenschein. Zum einen berichten immer mehr Unternehmen über markante Preiserhöhungen bei Baustoffen und über Materialknappheit – sowie drohende Kurzarbeit. Zum anderen sackte der Umsatz im ersten Quartal ins Minus.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres war der Umsatz um 9,4 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum. Dies mag zum Teil auf das frostige Wetter und auf Vorzieheffekte infolge der Wiederanhebung der Mehrwertsteuersätze zum Jahreswechsel zurückzuführen sein. Gleichwohl gilt: Gute Konjunkturnachrichten sehen anders aus.
Sicher, die Anzahl der Corona-Neuinfektionen sinkt jetzt rapide; mittlerweile ist das Niveau von Anfang Oktober 2020 wieder erreicht. Zudem steigt die Anzahl der geimpften Personen von Tag zu Tag, auch wenn noch immer Millionen Menschen auf die ersehnten Spritzen warten müssen
*** Noch keine Rückkehr zur Normalität ***
Doch selbst wenn nichts mehr schiefgeht, dürften aus diesem Grund viele Einschränkungen auch noch in weiten Teilen des dritten Quartals bestehen bleiben; zahlreiche für den Sommer oder Herbst geplante Großveranstaltungen sind bereits abgesagt. Und so dürfte es zwar kräftiges Wachstum im Sommer geben, doch eine Rückkehr zu alter Normalität und zu alter wirtschaftlicher Stärke gibt es noch nicht.
Dies räumt auch die Bundesregierung ein – und verlängerte deshalb die Überbrückungshilfen für betroffene Unternehmen und Soloselbstständige bis zum 30. September 2021. Neu hinzu kommt die „Restart-Prämie“, mit der Unternehmen einen höheren Zuschuss zu den Personalkosten erhalten können.
*** Keine Pleitewelle vor der Wahl ***
Dass vier Tage vor diesem Termin die Bundestagswahl stattfindet, dürfte ganz sicher kein Zufall sein. Eine Pleitewelle und steigende Arbeitslosigkeit wären wohl das Letzte, was Union und SPD kurz vor dem Wahltag sehen möchten – koste es, was es wolle.
Ja, und dann war da noch die EZB: Sie entschied gestern wieder einmal nichts und blieb damit bei ihrem expansiven Kurs. Obwohl die Verbraucherpreise im Euroraum im Mai um zwei Prozent stiegen und in den kommenden Monaten mit einem – mutmaßlich – temporären Anziehen der Inflation zu rechnen ist.
QUELLE: nicht verlinkbar

BERT RÜRUP: Rentenpolitik ist mehr als Mathematik – Eine sichere Rente ist möglich, doch der Preis dafür ist exorbitant hoch. Ein Ausweg wäre, das System der gesetzlichen Rente mehr auf Armutsvermeidung zu fokussieren und die Ansprüche von Gutverdienern zu begrenzen – HANDELSBLATT CHEFÖKONOM, 11.6.2021
Das Grundprinzip der gesetzlichen Rentenversicherung ist einfach: Wer in einem Jahr viel Geld in die Versicherung zahlt, der bekommt dafür eine höhere Rente als jemand, der im gleichen Jahr weniger Beiträge einzahlt. Die jährlich erworbenen Ansprüche werden aufaddiert und ergeben so den lebenslangen Rentenanspruch.
Die Idee hinter diesem 1957 etablierten Äquivalenzprinzip ist, dass der am Lohn gemessene soziale Status während der Erwerbsphase auch im Rentenalter beibehalten wird. Soziale Umverteilung innerhalb des Systems ist nicht beabsichtigt. Dieses in Deutschland einer Monstranz gleich hochgehaltene Prinzip ist den meisten OECD-Staaten nicht vermittelbar, da dort niedrige Renten
wie selbstverständlich aufgestockt werden. …
QUELLE (6-Seiten-PDF, Schaubilder zur Veranschaulichung des Rentenproblems in Deutschland, Zusatzartikel): https://click.redaktion.handelsblatt.com/?qs=7f59b28b81ee488c87a04d3261d5b8ba96e6e13fe55da772e3144bbd2593ae21a86b8c6e958297042bc75e2e2124622559b616971764f5b6

Thorsten Riecke: An die Arbeit, Kapitalisten: Wie eine Reichensteuer den ökonomischen Wandel befördern könnte – Höhere Abgaben für Wohlhabende müssen keine Wachstumsbremse sein. Gerade Deutschland muss sein großes Privatvermögen mehr arbeiten lassen – CHEFÖKONOM HANDELSBLATT, 17.5.2021
Olaf Scholz will sie. Annalena Baerbock will sie. Joe Biden will sie. Reichensteuern sind en vogue. Insbesondere seit die massiven Corona-Hilfen riesige Löcher in die Haushalte vieler Staaten gerissen haben, wollen viele Politiker die Besserverdienenden und Vermögenden verstärkt zur Kasse bieten.
Dafür gibt es gesellschaftspolitisch und ökonomisch gute Argumente. Dass die Stärkeren mehr Lasten schultern sollten, gehört nicht erst seit der Pandemie zum Credo einer Sozialen Marktwirtschaft. Progressive Einkommensteuern sind seit Langem Ausdruck dieser sozialpolitischen Überzeugung.
Hinzu kommt, dass gerade die Superreichen zu den finanziellen Gewinnern der Coronakrise gehören – auch in Deutschland. Das Vermögen der Milliardäre ist in den vergangenen zwölf Monaten dank boomender Kapital- und Finanzmärkte weltweit um fünf auf 13 Billionen Dollar gestiegen, hat der Morgan-Stanley-Ökonom Ruchir Sharma gerade ausgerechnet. In den meisten Industrieländern steigt das Privatvermögen weitaus stärker als das nationale Volkseinkommen.
Die Gerechtigkeitsdebatte können FDP-Chef Lindner und seine Bataillone gegen Steuererhöhungen also kaum gewinnen. Meinungsumfragen zeigen, dass zumindest eine befristete Reichensteuer bei der Bevölkerung auf große Zustimmung stößt.
*** Superreiche sind die Krisengewinner der Pandemie ***
Dennoch wird den modernen Nachfahren Robin Hoods von Wirtschaftsliberalen ein kräftiges „Ja, aber“ entgegengehalten. Und das „Aber“ wird immer größer, je länger man über das ökonomische Für und Wider einer Reichensteuer diskutiert: Zu kompliziert, zu aufwendig, nicht effektiv und kontraproduktiv sind die gängigen Einwände, je nachdem ob die Reichen mit höheren Spitzensteuersätzen, einer Vermögensteuer oder höheren Erbschaftsteuern geschröpft werden sollen.
*** Steuersenkungen für die Reichen sind keine Garantie für Wachstum ***
Die wirtschaftliche Vernunft ist jedoch keineswegs das Totschlagargument gegen jede Form von Reichensteuer. Im Gegenteil. Selbst ideologisch unverdächtige Institutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fordern zusätzliche Abgaben für Vermögende und begründen das auch mit guten wirtschaftlichen Argumenten.
Das populärste Argument gegen eine Reichensteuer ist zugleich das schwächste. Wer wie die FDP niedrige Einkommen- und vermögensbezogene Steuern als wichtigen Motor für Wachstum und Wohlstand für alle betrachtet, ist durch zahlreiche empirische Studien widerlegt worden.
So hat zuletzt die London School of Economics (LSE) die Wirkungen von Steuersenkungen in den vergangenen 50 Jahren in 18 OECD-Ländern untersucht. Und sie kam zu dem Ergebnis, dass niedrige Steuern für die Reichen die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft kaum, die Ungleichheit aber umso mehr erhöhen.
*** Kapitalisten für Vermögensteuer ***
Komplizierter wird es bei der Frage, welche Reichensteuer ökonomisch die richtige ist.
Aus Sicht eines dynamischen Kapitalismus spricht viel für eine progressive Abgabe auf das Nettovermögen oberhalb eines Steuerfreibetrages. So macht es viel mehr Sinn, das Nettovermögen zu besteuern als etwa die Vermögensweitergabe zum Beispiel durch Erbschaften oder Schenkungen. Solche Transaktionssteuern führen dazu, dass Vermögen gehortet und nicht zeitgerecht ihrer produktivsten Verwendungsart zugeführt werden.
Gerade Deutschland mit seinem chronischen Kapitalmangel für Risikoinvestitionen könnte den Umbau in eine digitale Wirtschaft schneller finanzieren, wenn es sein enormes Privatvermögen mehr arbeiten lassen würde. Bei den Betriebsvermögen des Mittelstandes geschieht das bereits.
Gegen eine Vermögensteuer sprechen unter anderem die hohen administrativen Kosten, die nach Schätzungen von Steuerexperten bis zu ein Drittel der Einnahmen verzehren können. Allerdings sorgt die gerade auf den Weg gebrachte Reform der Grundsteuer dafür, dass die Immobilienbewertung deutlich einfacher wird. Die Schweiz zeigt, dass eine Steuer auf das um Hypothekendarlehen verminderte Nettovermögen den Immobilienbesitz fördert und die Altersvorsorge flexibler macht.
*** OECD fordert höhere Erbschaftsteuern ***
Eine politische Wiederauferstehung der Vermögensteuer ist dennoch unwahrscheinlich. Frankreichs Präsident Macron hat sie gerade abgeschafft, und US-Präsident Biden will an anderen Steuerschrauben drehen, um die Reichen stärker am wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie zu beteiligen. Dass Scholz und Baerbock beim kommenden Koalitionspoker eine Vermögensteuer zur Conditio sine qua non für eine Regierungsbeteiligung machen werden, ist unwahrscheinlich.
Die Reichensteuern sind damit aber nicht vom Tisch. Gerade hat sich die OECD für eine höhere Erbschaftsteuer ausgesprochen und das mit ihrer hohen Effizienz und leichten Umsetzung begründet. In Deutschland beträgt deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt jedoch nur 0,2 Prozent. Das wird kaum reichen, um die Corona-Löcher zu stopfen.
Die Krux mit einer Reichensteuer ist nicht, dass sie eine „Mission impossible“ ist. Sie erfordert jedoch politischen Mut und eine kluge ökonomische Güterabwägung: Soll das Kapital mehr arbeiten, oder sollen die Arbeitenden mehr Steuern zahlen? Letzteres wäre die schlechteste aller Optionen.
QUELLE (ZAHLPFLICHT, siehe die wenigen LESERREAKTIONEN): https://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/globale-trends/globale-trends-an-die-arbeit-kapitalisten-wie-eine-reichensteuer-den-oekonomischen-wandel-befoerdern-koennte/27195450.html