Kronengift – Die Coronapandemie im Blick KW 21

Views: 99

Update: 31.5.2021 – Berichtigung einzelner grammatikalischer und Rechtschreibfehler, Verbesserung vereinzelter stilistischer Mängel; ergänzt: Hans Zeger: Mega-Datenbank als Datenschutz-Satire – ARGE Daten, 25.5.2021

ÜBERSICHT

* Auch nach mildem Covid-19-Verlauf ist ein Post-Covid-Syndrom möglich.
* Ein Lichtblick: viele Kinder erholen sich vom lebensgefährlichen multisystemischen postinflammatorischen Syndrom (MIS), auch „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS) genannt, wieder – aber nicht alle: chronische Erschöpfung auch nach einem halben Jahr betrifft viele, wenige laborieren noch an neuropsychiatrischen Störungen, bleibende Herzschäden sind nach Pumpleistungseinschränkungen in der akuten Phase allerdings selten.
* Offenbar auch arteriell-thrombotische Verschlüsse können im Rahmen der seltenen impfstoffinduzierten immunen thrombotischen Thrombozytopenie (VITT) auftreten und zu Hirnschlägen (Insulten) führen; bislang wurden nur Affektionen des venösen Systems berichtet.
* Schlimme Nachricht für Schwangere, die an Covid-19 erkrankt sind: eine symptomatische Infektion erhöht die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen. Das zeigt eine britische Studie.
* Geht ein niedriger Vitamin-D-Mangel mit einem höheren Risiko einher, an Covid-19 zu erkranken? Eine Studie will zeigen, dass dies nicht der Fall ist.
* Woher kommt das Virus wirklich? Die These, das Virus entstamme einem Labor aus China, wird neuerlich diskutiert und geistert schlagzeilend seit Mitte Mai durch die Medien.
* Afrika und Südamerika sind hart getroffen von der Pandemie: Afrika benötigt dringend Impfdosen, um einen weiteren Ausbruch der Seuche aufzuhalten, in Argentinien wütet die Pandemie beschleunigt weiter.
* Nicht nur in Großbritannien löst die indische Corona-Variante Besorgnis aus, auch in Deutschland: breitet sie sich in Großbritannien schneller aus, ist sie impfresistenter, wird sie demnächst die dominante Variante in Großbritannien werden? Die WHO bezeichnet die indische Variante jedenfalls bereits als Variant of Concern. In Deutschland sind die absoluten Verbreitungszahlen noch gering, aber wird das so bleiben?
* Wer impft schneller? Österreich liegt hinsichtlich der relativen Anzahl an Erstimpfungen europaweit im unteren Mittelfeld. Gemessen an der Gesamtzahl an Impfungen seit Dezember 2020 liegen China, die USA und die EU vorne, gefolgt von Indien auf dem vierten Platz. Bezogen auf die Bevölkerungszahl dieser sehr großen Hoheitsbereiche sieht das anders aus: vergleichsweise kleine Länder oder jene, die früh zu impfen begonnen haben wie Großbritannien, haben weltweit die Nase vorne: Gibraltar, Vereinigte Arabische Emirate und Israel belegen erste Plätze.
* Der „schwedische Weg“ im Umgang mit der Pandemie führte nicht nur zu einer höheren Anzahl der an Covid-19 Verstorbenen, sondern bewirkte auch schon vor Einsetzen der Impfungen eine recht hohe Serokoversion bei der schwedischen Bevölkerung: jeder Fünfte wurde schon im ersten Pandemie-Jahr infiziert und wies damals vermutlich eine ausreichende Anzahl an das Coronavirus neutralisierenden Antikörpern auf. Dies ist m.E. ein Hinweis darauf, dass auch bei fehlenden Impfstoffen eine Herdenimmunität erreicht werden kann. Der Preis dafür an von der Seuche hinweggerafften Menschen ist allerdings hoch.
* Impfstoffzulassungen in der ersten Welt: in Großbritannien der Impfstoff von Johnson & Johnson, Biontech/Pfizer in der Europäischen Union für Kinder – aber: sind die Impfrisiken für Kinder bereits ausreichend erforscht?
* Immerhin: Kinder werden als potente Überträger für das Coronavirus diskutiert. Sie zählen zu den PAMS-Personen, also zu jenen Personen, die nur prä-symptomatischen, a-symptomatischen oder nur mild-symptomatischen Krankheitsverläufen unterliegen. Über entsprechende recht eindeutige Großstudien wurde hier im „Kronengift … KW 15“ (siehe dort oder unten) bereits berichtet.
* Bei Teenagern erweist sich der Moderna-Impfstoff in einer Studie als sicherer und als äußerst wirksamer Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus – und dies bereits nach der ersten Impfung. Nebenwirkungsfrei ist die Impfung freilich nicht: grippale Symptomen bis hin zum Schüttelfrost und Schmerzen in jenem Arm, an dem die Impfung durchgeführt wurde, können sich einstellen.
* Mit Blick auf den guten Impfschutz für Jugendliche ist es kein Wunder, das Moderna eine Zulassung seines Impfstoffs für 12- bis 17-jährige in Europa anstrebt.
* Politisch sorgt die Möglichkeit der Impfung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland für Diskussionen: welche Ungerechtigkeiten können entstehen unter geimpften und nicht-geimpften Kindern und Jugendlichen? Was bedeutet das für den Schulbesuch? Kommt es zu Bevorzugungen der Geimpften und zu längerwährenden Rückstellungen Nicht-Geimpfter? Was heißt in diesem Zusammenhang „gerecht“ und welche Chancen und Risiken sind notwendiger Weise gegeneinander abzuwägen?
* Neue Arten von Impfstoffen gegen das Coronavirus sind in der Pipeline pharmazeutischer Unternehmen. Darüber wurde auch letztens hier im Kronengift berichtet.
* Sanofi in Frankreich startet die letzte Testphase seines hingegen geradezu konventionellen Impfstoffs.
* Kinder und Jugendliche leiden physisch und psychisch ganz besonders durch die Pandemie: sie leiden an Bewegungsmangel und dessen Folgen. Die Folgen weggebrochener Chancen für ihr Leben deprimieren insbesondere Jugendliche. Die Entwicklung im psychischen Bereich auf aggregierter Ebene war absehbar, überraschend stellt sich aber ihr Ausmaß dar.
* Eine Umfrage weist aufkommenden Optimismus auf: gut ein Drittel der in Deutschland befragten Personen glaubt, dass die Pandemie im Wesentlichen überwunden sei. Dennoch bleiben noch genügend Pessimisten übrig: ein Fünftel sieht eine vierte Pandemie-Welle auf Deutschland zurollen, zwei Drittel haben da nur geringe Sorgen.
* Dem aufkeimenden Optimismus zum Trotz: europäische Forscher*innen sehen eine vierte Pandemie-Welle auf Europa zukommen. Die sei schwächer und komme erst im Winter, einschränkende Maßnahmen würden wieder nötig werden. Den Hintergrund dafür bilden Menschen, bei denen die Impfungen schlecht angeschlagen habe, Ungeimpfte und immunschwache Personen.
* Es gibt Fortschritte in der Pandemiebekämpfung in Europa: Deutschland und Österreich weisen sinkende Inzidenzen auf, Österreich lockert im Juli noch weiter, so der Plan – fast wieder ein „Sommer wie damals“.
* Virologe Drosten: jetzige Pandemie-Phase stellt für politische Entscheidungen große Herausforderungen: welche Schritte sind nun zu setzen?
* Eine Herausforderung bildet die Pandemie auch im Zusammenhang mit dem Datenschutz: im Zusammenhang mit der Einführung des „Grünen Passes“, der Genesenen, Geimpften und Getesteten mehr Freiheiten zusichern soll als jenen, die weder geimpft, getestet oder genesen sind, wachsen Begehrlichkeiten nach mehr Daten als unbedingt nötig. Wissenschaftler*innen wünschen sich ein möglichst umfassendes Datenregister, in dem neben Impfstatus, Teststatus und Post-Covid-19-Status auch sozioökonomische Daten erfasst werden sollen: Einkommen, Arbeitslosigkeit, Erwerbsleben, Bildungsweg, Rehabilitationsaufenthalte und Krankenstände.

COMMENT: als Pathologe erlebte ich die Datenbegehrlichkeit aus verschiedenen Richtungen und unter Ausübung eines gewissen Drucks, dem ich widerstehen konnte. Öffentliche und Unternehmensverwaltungen, öffentliche und private Arbeitgeber entfalteten gelegentlich ein besonderes Interesse am Gesundheitsstatus einzelner prominenter Persönlichkeiten, entwickelten darin bisweilen eine erstaunliche Hartnäckigkeit. Das Ärztegeheimnis seinerzeit blockte diese Zudringlichkeiten wirkungsvoll ab, die Unabkömmlichkeit meiner eigenen Position als Pathologe im Krankenhausbetrieb schützte.
Die Zeiten haben sich allerdings geändert, und Big Data lässt Forscherherzen höher schlagen. Präzise Daten, zuverlässige Ergebnisse, bessere Voraussagen. Was wünscht man sich mehr, wie kann man als Wissenschaftlerin mehr dem Wohle aller eifrigst dienen? Und fließt nicht dieser gute Dienst ein in die Verwaltung der Polis, des Staates, somit also: der öffentlichen Verwaltung?
Der Rückblick in die nicht allzuferne Vergangenheit zeigt: je nach Regierungsregime änderte sich flugs Forschungsinteresse und willfährige Lieferung „evidenzbasierter“ Forschung.
Lebensraum im Osten? Kein Problem, schon waren die ortspolitisch engagierten Forscher dienstbeflissen-wissenschaftlich am Beforschen Osteuropas. Die Karriere, ja, die Karriere. Lebensraum für die arische Rasse erforschen, welch‘ hehre Aufgabe, wenn man annodazumal an die entsprechende Ideologie glaubte – oder um der Karriere willen glauben wollte oder, schlimmer noch, in den Zugzwang kam, daran glauben zu müssen. Wie viele sind genau daran zerbrochen und eigentlich: wie viele haben sich derart – aus vorgeschützter Ausweglosigkeit – ihrer Verantwortung entzogen?
Die „Erfahrungen“ der deutschen Kolonialherren und kaisertreuen deutschen Wissenschaftler mit den „Hottentotten“ als einer Art Untermenschen in Deutsch-Südwestafrika beflügelten die damalige Erbforschung und bereitete der Ausbildung einer unmenschlichen Anthropologie den Boden, fleißig 1927 weiterbeackert vom Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Das Institut war eine der Essen, in denen die nationalsozialistische Rassepolitik geschmiedet wurde. Diese rassistische „Erbforschung“ wurde im Dritten Reich eifrig weiterbetrieben und ist mit damals hochrangigen Namen verknüpft wie z.B. Erwin Baur, Eugen Fischer oder Fritz Lenz: es wurde an Menschen vermessen, Statistiken erhoben und anthropologische Gutachten erstellt. „Wissenschaftlich“ wurde entschieden, wohin es im Leben der anthropologisch Vermessenen gehen sollte: ins nationalsozialistische Volkswohl arischer Volksgenossen oder in die Gaskammern. Auch in Wien kam es im Prater zu anthropologischen Massenvermessungen ganz im Dienste der „wissenschaftlichen“ anthropologischen Forschung und vor allem der selektierenden „Säuberung“. Das Wohl der Volksgenossen, der völkischen Gemeinschaft stand annodazumal ideologiekonform im Fokus der Bestrebungen.
Erblicher Schwachsinn, vererbte Asozialität? Ein großes Forschungsfeld für ebenso dienstbeflissene Psychologen und Pädagoginnen. Der von Charlotte Bühler und Hildegard Hetzer entwickelte Kleinkindertest, in den 1920er Jahren eingesetzt, um Kindern mit „sozialen Auffälligkeiten“ sozialpädagogische Hilfe angedeihen zu lassen, wurde mit einem Mal zum Selektionsinstrument: Hilfe nein, Sonderanstalt – Kinderfachstation hieß das – ja. Und wer auf die Kinderfachstation „Spiegelgrund“ im Wiener Steinhof kam, der hatte gute Chancen, dort tödlich aussortiert zu werden. Das „Volkswohl“, nun vermischt mit wirtschaftlichen Überlegungen, umgesetzt in der Aktion T4, stand abermals im Mittelpunkt der Staatsverbrechen. „Das Volk“ befand sich ja im kostenintensiven Krieg gegen Bolschewisten, Juden und sonstigen „Untermenschen“ im „Ringen um Lebensraum im Osten“. Schloss Hartheim in Oberösterreich als Vollzugsstätte „wissenschaflicher Erkenntnisse“? Nun ja, schlimm, sehr schlimm, gewiss doch. Aber heute?
Und vielleicht noch befremdlicher pars pro toto zwei Berufskarrieren vor und nach 1945:
– Ein Eugen Fischer (1874-1967) wirkte nicht nur als Direktor des erwähnten Instituts der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) von 1927 bis 1942, sondern wirkte in der KWG von 1933 bis 1946 als Mitglied des Senats; zudem war er Träger der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung im Deutschen und im Dritten Reich, dem „Adlerschild des Deutschen Reiches“. Selbst nach dem Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches galt er als wissenschaftliche Koryphäe, wurde 1952 zum Ehrenmitglied der wiedergegründeten Deutschen Gesellschaft für Anthropologie und im selben Jahr zum Ehrenmitglied von Ernst Kretschmers Gesellschaft für Konstitutionsforschung ernannt. Ehrenwerte Wissenschaft, ehrenwerter Wissenschafter. Wirklich?
– Eine Hildegard Hetzer (1899-1991), die Mit- und Weiterentwicklerin des Wiener Entwicklungstests von Bühler-Hetzer in den 1920er und 1930er Jahren, wurde 1933 nach Berlin berufen. Dort und später unter anderem in verschiedenen nationalsozialistischen Kinderheimen sah sie sich bewogen, die gesellschaftliche „Gesamtheit … von sozial-abnormen Persönlichkeiten möglichst frei[zu]halten“, eine Prämisse, die ihr sicherlich eine Wertgrundierung ihrer Tätigkeit in diversen SS-Umsiedlungslagern im dortigen Umgang mit, wie sie selbst aussagte, „rassisch und erbbiologisch suspekten Kindern“ verschaffte. Allerdings habe sie nach eigenen Aussagen diese Kinder gemeinsam mit anderen Sozialpädagog*innen vor nationalsozialistischen Unmenschlichkeiten geschützt. Recht bald nach dem zweiten Weltkrieg führte sie ihr post-nationalsozialistischer Berufsweg über einige Zwischenstationen 1961 in die Postion einer ordentlichen Professorin für Pädagogische Psychologie an der Universität Gießen, wo sie bis zu ihrer Emeritierung 1967 wirkte, um danach dort bis zu ihrem 90. Geburtstag Semester für Semester eine unter Studierenden beliebte zweistündige Vorlesung zu halten. Ehrenwerte Wissenschaft, ehrenwerte Wissenschafterin. Wirklich?
Nicht nur der Nationalsozialismus formte die Ausrichtung wissenschaftlicher Wißbegierde, auch frühere und spätere Regime taten dies. Die Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Akademie der Geschichte gewordenen DDR bilden eine Fundgrube einer an politischen Maximen und Werten orientierter Wissenschaftstätigkeit. Und wie steht es mit Alamo in den USA und der Entwicklung der Atombombe, wie mit den Atombombenversuchen Frankreichs? Wie sollen wir die Menschenversuche Japans und die der Nazis in den Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs sehen? Wo ist die Grenze zwischen redlichem Wissenschaftsbetrieb und wissenschaftsverbrämten Gefälligkeitsdiensten der herrschenden Obrigkeit gegenüber zu ziehen?
Heute aber sei alles anders, Nationalsozialismus, Mao, DDR, Japan und die USA usw. usf. Geschichte, heute bestehe keine Gefahr mehr, die Wissenschaft könne rein, reiner, am reinsten betrieben werden, am besten mit Big Data. Mag sein, dass das momentan gilt, wenn es denn tatsächlich jetzt gilt.
Gesetzt den Fall, es gelte: wie wird das in Zukunft, unter einer zukünftigen Regierung, einem künftigen Regime sein? Ist es nicht geschichtsvergessen und geradezu naiv zu glauben, ein politisches Streamlining wissenschaftlicher Forschung gäbe es nie wieder, die hochgelobten evidenzbasierten wissenschaftlichen Erkenntnisse – sie waren es aus der Sicht der damaligen Zeitgenossen gleichfalls im Nationalsozialismus wie in der DDR – könnten sich nie wieder gegen Minderheiten richten, sie diskriminieren? Ein Wissenschaftsglaube, ausgetauscht gegen den traditionellen christlichen, jüdischen, islamischen Glauben? Szientismus als Allheilslehre, als neues Opium fürs Volk? Auguste Comte 2.0?
Damit niemand mich missverstehe: wir brauchen Wissenschaft, Forschung, den wissenschaftlichen Diskurs zur Bewältigung der Probleme der Menschheit – wir erleben das gerade in der Pandemie, wie hilfreich wissenschaftliche Erkenntnis sein kann. Wir müssen aber erkennen, dass dieser Diskurs stets gefährdet ist Spielball ideologischer Grundhaltungen zu werden. Nachvollziehbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit, Transparenz, offene Diskussion, das Insgesamt an wissenschaftlicher Redlichkeit, das sich auch darin äußert, argumentierbar eine Meinung zu vertreten selbst dann, wenn ziemlich heftiger Gegenwind diese begründete Meinung zu zerblasen droht. Die Karriere, Ruhm- und Geldsucht treiben: die Gier ist ein Luder, eines, das fürchterlich zu korrumpieren vermag, das Menschen sich selbst niederzwingen lässt, von denen man das nie und nimmer vermutet hätte.
Die Moral von der Geschicht‘? Die nationalsozialistische, die DDR-Verwaltung setzte bereits so etwas wie Big Data ein dank diszipliniert eingesetzter, ausgefeilter Karteikarten-basierter, zentral zusammengeführter Dokumentation im Nationalsozialismus, moderner ausgeführt in der DDR durch zusätzlichen Einsatz von zuletzt großen Computeranlagen, ebenfalls als zentral zusammengeführte Dokumentation.
Man merke auf: zentral zusammengeführt im Verband von Elitarismus, Autoritarismus, Zentralismus.
Abgegriffen als Kampfruf, aber doch wahr: wehret den Anfängen? Sollten wir uns nicht besser diesen Big Data Anfängen zur Wehr setzen?
Jedoch: die Pandemie offenbart die Schwächen der Demokratie, der in der Regel langwierige Prozesse des Aushandelns unterschiedlicher Interessen der einzelnen Gesellschaftsgruppen zu Grunde liegen. Näheres zu dieser „Schwäche“ lese man nach bei Vertretern der sogenannten konservativen Revolution, insbesondere bei Carl Schmitt oder Othmar Spann. Diese nahmen in den kritischen Blick das Spannungsfeld zwischen dringlich nötigem Handeln in Reaktion auf abrupt auftretende Probleme in der Gesellschaft einerseits und demokratisch-parlamentarischem, zeitintensiv-geduldigem Aushandeln mit dem Ziel rational-planvoller Bewältigung ausgespähter, in Zukunft möglicher gesellschaftlicher Problemfelder andererseits, in dem sich Demokratie als Regierungsform bewegt: in der Unmöglichkeit raschen Reagierens auf die zahlreichen, rasch auftretenden Gesellschaftsprobleme im Rahmen zeitintensiven Aushandelns sahen sie eine entscheidende Schwachstelle demokratischer Herrschaftsformen, die diese letztlich delegitimiere.
Je größer die Bedrohung, um so dringlicher werden Maßnahmen dagegen nötig. Je länger sie im Zuge dieser langwierigen Aushandlungsprozesse ausbleiben oder in der Praxis widersprüchlich umgesetzt werden, um so eher werden diese von den Menschen als Kakophonie widerstreitender Meinungen und Handlungen erlebt. Eine Folge davon ist eine zunehmende Verunsicherung der Menschen, eine wachsende Zerspaltung der Gesellschaft, ihre wachsende Polarisierung und Extremisierung.
Einen besseren Nährboden für autoritative Absichten elitärer Gruppen der Gesellschaft gibt es wohl nicht, der den Ruf nach der starken Hand in der Verwaltung, nach dem starken Mann – heute auch in der Tat: nach der starken Frau – in der Politik lauter werden lässt. Wie Dünger wirken da die in der Verunsicherung mühsam errungenen schrillen und schrullen „Einsichten“ in das Wieso und Warum des Geschehens, an deren „geniale“ Einfachheit der sogenannte Mann von der Straße, der „einfache“ Mensch sich um so mehr sich klammert, je schwerer durchschaubar und damit verunsichernder sich die Verhältnisse gebärden.
Gab es das in der Geschichte schon einmal? Sind die angedachten, nun in Österreich ad acta gelegten Big Data Wünsche Vorboten solchen autoritär entfachten und szientistisch untermauerten Denkens? Szentistisch im zweifachen Sinn: als elitär instrumentalisierter Szientismus und als naiver szientistischer Allheilsglaube – zueinander passend wie ein Schlüssel zu seinem Schloss?
Und nochmals gefragt – abgegriffen als Kampfruf, aber doch wahr: wehret den Anfängen? Sollten wir uns nicht besser diesen Big Data Anfängen zur Wehr setzen? Oder zumindest wachsam sein? Aber: genügt Wachsamkeit?
SIEHE DAZU: Warum es zur Ausbildung von stur festgehaltenen Ansichten kommt – Vortrag Paul Watzlawick, 1987
QUELLE (7:48-min-Video): https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=rSA_UiBzRpE&feature=youtu.be

* Wie angegossen passt zu meiner Sicht das Ergebnis der Studie „Value in Crisis – Austria“, in der Salzburger Forscher*innen einen in der Pandemie gewachsenen Konservativismus bei Österreicher*innen gemeinsam mit „deutlicher Pandemiemüdigkeit“, zunehmender Unzufriedenheit mit den Pandemie-Maßnahmen der Regierung und abnehmendem Solidaritätsgefühl mit Mitmenschen feststellen.
* mRNA-Impfstoffe und die Furcht vor der Veränderung des Erbguts – eine Chimäre? Immerhin: jeden Tag kommen wir Menschen gleichsam massenweise mit RNA anderer Lebewesen und mit RNA-Viren in intensiven Kontakt – wenige Atemzüge genügen bereits. Wir müssten also fortlaufend Änderungen unseres Erbgutes erfahren. Wer weiß, vielleicht erleiden Menschen diese, wenn auch nur in geringem Ausmaß und in Form diskreter Erbgutänderungen.
* Covidioten und Impfmuffel besorgen sich gerne einen gefälschten Impfpass. Wer aber gefälschte Impfpässe ausstellt oder zulässt, der unterliegt künftig der Strafverfolgung: Haftstrafen drohen für Nutzer und vor allem für Aussteller solcher Fake-Impfpässe. „Kronengift … KW 20“ hat darüber jüngst berichtet.
* Vor einer Woche waren in Deutschland Notmaßnahmen in Form einer „Coronabremse“ noch ein Thema, nun Lockerungen: Eilanträge gegen die Coronabremse wies das Bundesverfassungsgericht allerdings ab, da nachvollziehbar und im Kampf gegen die Pandemie sinnvoll. Klar: wenn Aluhüte gegen die Ausbreitung der Pandemie wirken, dann braucht man folglich keine Notmaßnahmen. Ist doch logisch, oder? Also her mit der kostenlosen Verteilung von Staniolpapier auf Staatskosten. Jedenfalls meinen das besonders lernunfähige Zeitgenossin*innen.
* Auch eine britische Studie kommt zum Ergebnis: Hunde können Corona-infizierte Menschen am Geruch erkennen. Nicht nur denkbar ist ein Einsatz der Tiere in Flughäfen. Nach entsprechenden Forschungen werden Corona-Schnüffel-Hunde bereits auf den Flughäfen in Helsinki und Dubai eingesetzt. Auch eine französische Studie kam zu einem gleichen Ergebnis wie hier in „Kronengift“ berichtet.
* Was Hunde können, kann offenbar auch die Technik, wenn auch in anderer Weise: in Singapur wurde eine Atemtest entwickelt, der in Augenblicken sicher erkennen können soll, ob jemand Corona-infiziert ist oder nicht. Das teilte die National University of Singapore (NUS) kürzlich mit. Der von der Firma Breathonix entwickelte Test weist massenspektroskopisch flüchtige organische Verbindungen im Atem, sog. VOC oder volatile organic compounds, als Biomarker für eine Corona-Infektion nach. Andere Firmen wie die Firma Silver Factory Technology arbeiten an ähnlichen Geräten, deren Produktion in hoher Stückzahl noch im Juni anlaufen soll. Werden solche Atemtestgeräte die „Nasenbohrer“-Tests ersetzen? Nicht ersetzen können sie positivenfalls die dann nötigen PCR-Tests.
Atemtests solcher Art sind in der Medizin bereits bekannt und werden beispielsweise zum Nachweis von Helicobacter-Bakterien eingesetzt, welche eine bestimmte Form der Magenentzündung, die HLO-assoziierte Gastritis, verursachen. HLO ist die Abkürzung für helicobacter like organism im mikroskopischen Bild bei der bei weitem überwiegenden histologischen Diagnose der Helicobacter-assoziierten Gastritis; der Atemtest spielt bei der Diagnose HLO-assoziierter Gastritiden praktisch keine Rolle.
* Auch positive Effekte zeitigte die Pandemie: der Digitalisierungsgrad der Unternehmen hat allgemein zugenommen, doch nicht alle Unternehmen profitierten gleichermaßen. Solche, die Präsenz- und Online-Handel parallel ausführten, mussten zum Teil erleben, dass die für den Online-Handel eingesetzten Investitionsmittel gar nicht den erhofften Wirtschaftserfolg brachten. Übersehen wurde, dass Online-Handel nicht „nebenbei“, sondern erfolgreich nur mit entsprechender Professionalität betrieben werden kann.

CORONAVIRUS: Epidemiologie-Links

siehe dazu auch auf diesem Blog die Coronavirus: Epidemiologie-Links

NDR-CORONAVIRUS-UPDATE jeden Dienstag mit Prof. Dr. Christian DROSTEN
und Prof.in Sandra CIESEK – Podcasts, Texte, Quellen – auch als Abonnement.

PODCASTS – Das Coronavirus-Update von NDR Info – dienstägliche Audio-Updates in einer Länge von jeweils mehr als ca. 2 Stunden – Beginn mit Folge 01 vom 26.2.2020
Wie steht es um einen Impfstoff? Wie entwickelt sich die Test-Strategie? Besteht Hoffnung auf ein Medikament? In unserem wöchentlichen Podcast wollen wir verlässlich über neue Erkenntnisse der Forschung informieren. Die NDR Wissenschaftsredakteurinnen Korinna Hennig und Beke Schulmann sprechen dazu seit Herbst 2020 wöchentlich, immer dienstags im Wechsel im Gespräch mit Prof. Christian Drosten, dem Leiter der Virologie an der Berliner Charité und Prof. Sandra Ciesek, der Leiterin der Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Die Audios dieses Podcasts stehen unter der Creative Commons-Lizenz CC by-nc-nd 3.0.
QUELLE: https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Mehr dazu siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links

…oooOOOooo…

Impfdashboard des Gesundheitsministeriums – Ausführliche, stets aktualisierte Information zur Impfungssituation in Österreich (u.a. Schaubilder)
3.565.343 Menschen Menschen (47,34% der impfbaren Bevölkerung) haben bis zum 28. Mai 2021 mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten. [Unter diesen] haben 1.451.567 Menschen (19,27%) einen vollständigen Impfschutz [mittels Zweitimpfung] erhalten. Die impfbare Bevölkerung (16+ Jahre) sind 7.531.239 Personen. [Bezogen auf die Gesamtbevölkerung von rund 9 Mio Einwohnerinnen waren am 28. Mai 2021 39,62% erstgeimpft und 16,13% zweitgeimpft und damit derzeit vollimmunisiert.]
Im Schnitt wird alle 1,3 Sekunden in Österreich eine Impfung verabreicht. Errechnet anhand der eingetragenen Impfungen der letzten sieben Tage (Mittelwert über 24 Stunden). …
QUELLE: https://info.gesundheitsministerium.at/

COMMENT: Auch Kinder und Jugendliche stellen ernstzunehmende Vektoren (Überträger) des SARS-CoV-2 dar, weshalb sie m.E. in die Darstellung der relativen Häufigkeit von Geimpften einbezogen werden müssen; siehe dazu die Artikel in Kronengift – Die Corona-Pandemie im Blick für KW 15, welche Studien wiedergeben, die Kinder und Jugendliche als maßgebliche Überträger ausmachen. Diese Sichtweise senkt natürlich die entsprechenden Prozentangaben. Warum führt man sie nicht an? PR-Erfahrene wissen die Antwort darauf.

Die Durchimpfungsrate in Deutschland als 7-Tages-Schnitt setzt sich am 29. Mai 2021 zusammen wie folgt zusammen:

  • Mind. erstgeimpft: 35.453.649 (42,6%)
  • Vollständig geimpft: 14.197.101 (17,1%)

Weitere Übersichten siehe unter Coronavirus: Epidemiologie-Links

NEUES AUS MEDIZIN UND POLITIK (Auswahl in chronologisch absteigender Folge)

28. Mai 2021, Freitag

AMERIKA – ARGENTINIEN: Argentinien: Rekordzahl an Coronaneuinfizierten – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
Trotz restriktiver Ausgangsbeschränkungen haben sich in Argentinien mehr Menschen als jemals zuvor seit Beginn der Coronapandemie vor über einem Jahr mit dem Coronavirus infiziert.
Gestern registrierte das südamerikanische Land 41.080 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden, wie das Ge­sund­heits­mi­nis­terium in Buenos Aires mitteilte. Der bisherige Spitzenwert von 39.652 Neuinfek­tionen war vor gut einer Woche erreicht worden.
Im Herbst auf der Südhalbkugel hat die zweite Coronawelle Argentinien hart erwischt. Bislang haben sich rund 3,6 Millionen Menschen in Argentinien nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 76.000 Patienten sind im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben. Die Auslastung der Intensivstationen liegt bei über 75 Prozent.
Um die Pandemie einzudämmen, hat die Regierung einen harten Lockdown angeordnet. In den beson­ders betroffenen Gebieten gilt eine Ausgangssperre zwischen 18 Uhr und 6 Uhr. Auch tagsüber dürfen sich die Argentinier nur in der Nähe ihres Wohnortes bewegen.
Lediglich essenzielle Geschäfte können öffnen. Soziale, religiöse und sportliche Aktivitäten sind unter­sagt. Schulen und Kindergärten bleiben geschlossen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124192/Argentinien-Rekordzahl-an-Coronaneuinfizierten

AFRIKA: WHO: Afrika braucht dringend 20 Millionen Corona­impfstoffdosen – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
Afrika benötigt nach Angaben der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) binnen der kommenden sechs Wochen mindestens 20 Millionen Impfstoffdosen des Herstellers Astrazeneca. Nur so könnten alle, die eine erste Dosis mit diesem Vakzin erhalten hätten, innerhalb des empfohlenen acht- bis zwölfwöchigen Intervalls den zweiten Piks bekommen, teilte die WHO gestern mit.
Zusätzlich würden weitere 200 Millionen Coronaimpfstoffdosen benötigt, damit der Kontinent bis Sep­tember 2021 zehn Prozent seiner Bevölkerung impfen könne. Bislang wurden nach WHO-Angaben in Afrika 28 Millionen COVID-19-Dosen verschiedener Hersteller verabreicht. Das seien weniger als zwei Dosen pro 100 Menschen in Afrika. Weltweit wurden laut WHO bereits 1,5 Milliarden Coronaimpfungen verabreicht. …
„Wir wissen jedoch, dass die Zahl der Fälle ansteigt und die Uhr tickt. Daher appellieren wir dringend an die Länder, die ihre Hochrisikogruppen geimpft haben, den Austausch von Dosen zu beschleunigen, um die am meisten gefährdeten Menschen vollständig zu schützen.“
Frankreich ist der WHO zufolge das erste Land, das COVID-19-Impfstoffe aus seinen eigenen Beständen zur Verfügung stellt und mehr als 31.000 Dosen an Mauretanien gespendet hat. Zudem habe das Land zugesagt, in den nächsten Wochen eine halbe Million weiterer Dosen an sechs afrikanische Länder zu verteilen.
Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten haben über 100 Millionen Dosen für einkommens­schwache Länder bis Ende 2021 zugesagt. Die USA haben laut WHO zugesagt, 80 Millionen Dosen einkommensschwachen Ländern zur Verfügung zu stellen. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124194/WHO-Afrika-braucht-dringend-20-Millionen-Coronaimpfstoffdosen

EUROPA – RUSSLAND: Russland: Vertrag über Sputnik-Lieferungen für Unicef unterzeichnet – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef soll nach russischen Angaben 220 Millionen Dosen des Coro­na­impfstoffs Sputnik V erhalten. Ein entsprechender Vertrag sei unterzeichnet worden, teilte der staat­liche russische Direktinvestmentfonds RDIF gestern mit.
Mit den Präparaten könnten 110 Millionen Menschen geimpft werden. Bedingung für die Lieferungen ist demnach, dass das russische Vakzin eine Notfallzulassung von der Welt­gesund­heits­organi­sation (WHO) erhält, die im vergangenen Oktober beantragt wurde. Sputnik V ist laut Staatsfonds mittlerweile welt­weit in mehr als 65 Ländern zugelassen.
Russland, das beim Impfen der eigenen Bevölkerung im internationalen Vergleich nur schleppend voran­kommt, hat bereits zahlreiche Lieferverträge mit anderen Staaten abgeschlossen.
Auch ohne Zulassung durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA verwenden in der Europäischen Union bereits Ungarn und die Slowakei den russischen Impfstoff.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124178/Russland-Vertrag-ueber-Sputnik-Lieferungen-fuer-Unicef-unterzeichnet

EUROPA – GROSSBRITANNIEN: Großbritannien lässt Coronaimpfstoff von Johnson & Johnson zu – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
Als vierten Impfstoff gegen das Coronavirus hat Großbritannien das Vakzin des US-Konzerns Johnson & Johnson zugelassen. Ge­sund­heits­mi­nis­ter Matt Hancock sprach heute von einem „weitereren Schub“ für das britische Impfprogramm.
Weil der Impfstoff bereits nach einer Dosis seine volle Wirkung entfaltet, werde er eine wichtige Rolle da­bei spielen, alle Menschen in Großbritannien zu impfen und möglicherweise später im Jahr ein Auffri­schungs­programm zu beginnen, sagte Hancock. Die Regierung hat 20 Millionen Dosen bestellt.
Zuvor waren in Großbritannien bereits die Mittel von Astrazeneca, Biontech/Pfizer und Moderna zuge­lassen worden.
Bei diesen Präparaten sind für den vollen Schutz jeweils zwei Impfungen notwendig. Bisher ist knapp die Hälfte der Erwachsenen im Land vollständig geimpft.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124212/Grossbritannien-laesst-Coronaimpfstoff-von-Johnson-Johnson-zu

EUROPA – EUROPÄISCHE UNION: COVID-19: Biontech/Pfizer-Impfstoff bei Kindern ab 12 Jahren laut EMA sicher und effektiv – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat heute die Zulassung für den mRNA-Impfstoff von Biontech­/Pfizer für Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Grundlage bildet eine Phase-3-Studie, deren Ergebnisse Ende März bekannt gegeben wurden. Einzelheiten zur Verträglichkeit und Effektivität wurden jetzt im New England Journal of Medicine (2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2107456) veröffentlicht.
Der Hersteller hat BNT162b2 an 2.260 Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren mit Placebo ver­gli­chen. Die Ergebnisse wurden dann mit denen einer 2. Gruppe von 3.788 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren in Beziehung gesetzt, die in einer früheren Studie auf eine Impfung mit BNT162b2 oder Placebo randomisiert worden waren. Die Dosis betrug 30µg für die beiden Impfungen, die im Abstand von 21 Tagen erfolgten.
Über die hohe Wirksamkeit hatte der Hersteller bereits Ende März in einer Pressemitteilung informiert. Unter den 12 bis 15 Jahre alten Teilnehmern ohne Anzeichen auf eine frühere SARS-CoV-2-Infektion war es 7 oder mehr Tage nach der 2. Dosis zu keiner einzigen bestätigten Erkrankung an COVID-19 ge­kommen, während es in der Placebogruppe 16 Fälle gab.
Die Wirksamkeit des Impfstoffs betrug damit 100 %. Alejandra Gurtman vom Hersteller Pfizer aus Pearl River bei New York und Mitarbeiter geben das 95-%-Konfidenzintervall mit 75,3 % bis 100 % an. An der guten Wirksamkeit von BNT162b2 bei Jugendlichen ist deshalb nicht zu zweifeln. Sie könnte sogar etwas höher sein als bei Erwachsenen, wo BNT162b2 bekanntlich eine Impfstoffwirksamkeit von 95 % erzielte.
Auf eine bessere Schutzwirkung deutet auch die höhere Produktion von Antikörpern hin. In der Gruppe der 12- bis 15-Jährigen wurde ein Antikörpertiter von im Mittel 1.239,5 erreicht, im Vergleich zu einem mittleren Titer von 706 in der Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen. Der Anstieg um 76 % war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 47 % bis 210 % signifikant. Jugendliche dürften durch die Impfungen sehr gut vor einer Infektion und Erkrankung geschützt werden.
Die Impfung ist allerdings für die 12- bis 15-Jährigen nicht ganz schmerzfrei: 86 % berichteten nach der 1. intramuskulären Injektion über Schmerzen an der Injektionsstelle (gegenüber 23 % in der Placebo­gruppe). Nach der 2. Dosis waren es 79 % versus 18 %. Die Schmerzen waren allerdings in den meisten Fällen erträglich. Schwere Schmerzen an der Injektionsstelle wurden nach einer BNT162b2-Dosis nur von 1,5 % der Geimpften angegeben. Nach Placebogabe wurden keine starken Schmerzen berichtet.
Systemische Reaktionen traten nach der 2. Dosis etwas häufiger auf. Müdigkeit gaben 60 % nach der 1. Dosis und 66 % nach der 2. Dosis an. Die Häufigkeit von Kopfschmerzen betrug 55 % und 65 %. Zu Fieber (orale Körpertemperatur ≥38 °C) kam es nach der 1. Dosis von BNT162b2 bei 10 % und nach der 2. Dosis bei 20 % der Jugendlichen. Insgesamt 37 % nahmen nach der 1. Dosis und 51 % nach der 2. Dosis fiebersenkende Mittel ein. Zu einem Temperaturanstieg auf über 40 °C kam es in 1 Fall (0,1 %) 1 Tag nach der ersten Dosis.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124216/COVID-19-Biontech-Pfizer-Impfstoff-bei-Kindern-ab-12-Jahren-sicher-und-effektiv
SIEHE DAZU:
Comirnaty: Europäische Arzneimittelagentur gibt grünes Licht für 12- bis 15-Jährige – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124205/Comirnaty-Europaeische-Arzneimittelagentur-gibt-gruenes-Licht-fuer-12-bis-15-Jaehrige
Biontech-Vakzin schützt Kinder ab zwölf sicher vor Covid-19 – Science-APA, 27.5.2021
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/6632433956644663740

EUROPA – DEUTSCHLAND: Corona: Mehr Zweit- als Erstimpfungen in Deutschland – Deutsches Ärzteblatt, 28.5.2021
In Deutschland sind auch gestern mehr Zweit- als Erstimpfungen durchgeführt worden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute (Stand: 9.55 Uhr) erhielten fast eine Million Men­schen eine Coronaimpfung, 600.675 davon bekamen ihren vollen Impfschutz.
Insgesamt sind den Angaben zufolge bisher 42,1 Prozent (35 Millionen) der Bevölkerung mindestens einmal geimpft und 16,4 Prozent (13,7 Millionen) vollständig.
Je nach Bundesland variiert die Impfquote. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften verzeichnet das Saarland mit 45,6 Prozent. Sachsen liegt mit 36,8 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück. Während das Saarland jedoch auch bei der Berücksichtigung der Zweitimpfungen beim Impf­tempo an der Spitze liegt, läuft die Kampagne laut RKI in Brandenburg am langsamsten.
Die Impfkampagne in Deutschland hat Ende vergangenen Jahres begonnen. Zunächst waren Menschen über 80, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und medizinisches Personal an der Reihe.
Unter anderem werden auch chronisch Kranke mit erhöhtem Risiko für einen schweren und tödlichen Ver­lauf bevorzugt geimpft. Ab 7. Juni soll die Impfpriorisierung in ganz Deutschland aufgehoben werden, in einigen Bundesländern auch schon etwas früher.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124202/Corona-Mehr-Zweit-als-Erstimpfungen-in-Deutschland

EUROPA – DEUTSCHLAND: Volle Säle und Stadien: Österreich fährt ab Juli Leben wieder hoch – n-tv, 28.5.2021
Ein Versprechen kann Österreichs Kanzler Kurz wohl halten: Im Sommer soll trotz Corona-Pandemie wieder viel Normalität herrschen. Unter anderem sind volle Stadien und Hochzeiten wieder erlaubt – unter gewissen Voraussetzungen.
Österreich erlaubt ab 1. Juli wieder volle Stadien, Konzertsäle und Theater – und verzichtet dabei auch auf die Maskenpflicht. Die Obergrenzen für die Besucherzahl bei Veranstaltungen im Freien und in Gebäuden fielen dann weg, kündigte Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen an. Voraussetzung sei immer, dass die Besucher getestet, genesen oder geimpft seien. Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen seien zudem genehmigungspflichtig.
„Ab 1. Juli kann wieder geheiratet werden, kann wieder gefeiert werden“, sagte Kanzler Sebastian Kurz von der ÖVP. Auch Open-Air Konzerte mit Stehplätzen könnten wieder stattfinden. Während die Maskenpflicht bei Veranstaltungen wegfällt, bleibt sie zum Beispiel in Supermärkten und in Bussen und Bahnen bestehen.
Grundlage für alle anstehenden Lockerungen sei die insgesamt sehr erfreuliche Entwicklung sowohl bei der Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus wie auch bei der immer geringeren Belegung der Klinikbetten mit Corona-Patienten, sagte Kurz. Als weiterer Schritt werde der Platzbedarf für Kunden im Handel bereits ab 10. Juni von 20 auf 10 Quadratmeter pro Kunde halbiert. Die Sperrstunde werde von 22 Uhr auf Mitternacht verlegt, hieß es. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich liegt aktuell bei etwa 40.
*** Situation in Krankenhäusern als Indikator ***
„Werden wir nicht übermütig, bleiben wir nach wie vor vorsichtig“, mahnte Kurz vor allem mit Blick auf die nächsten Wochen. Steigende Infektionszahlen seien zwar aufgrund der Öffnungen möglich, aber sie allein seien nicht entscheidend. „Relevant für uns ist die Lage in den Spitälern“, so Kurz. Hier sei aber angesichts des Impffortschritts nicht davon auszugehen, dass sich die Lage wieder zuspitze. Er sei froh, dass das Versprechen eines weitgehend normalen Sommers erfüllt werden könne, so der Regierungschef.
Für viele Einreisende entfällt ab 1. Juli die Pflicht, sich vor Grenzübertritt online zu registrieren. Wer die Grenze überquert, muss aber weiterhin getestet, genesen oder geimpft sein. Das Alter für die Testpflicht steigt ab 1. Juli von zehn auf zwölf Jahre. Der Tourismus läuft angesichts der immer geringeren Einreisehürden nach Angaben von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger von der ÖVP wieder an. In den Feriengebieten sei die Buchungslage bereits über Pfingsten sehr gut gewesen. „Wir sehen in den Prognosen, dass sich das fortsetzen wird.“
Erleichtert über die Öffnungen auch in der Kultur zeigte sich Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer von den Grünen. „Die Kunst- und Kulturbranche hat stark unter dieser Pandemie gelitten, sie hat sich aber auch resilient und kreativ im Umgang mit der Krise gezeigt“, so die Staatssekretärin. Die großen Sommerfestivals hätten nun eine Planungsperspektive. (ntv.de, hek/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Osterreich-faehrt-ab-Juli-Leben-wieder-hoch-article22582884.html

27. Mai 2021, Donnerstag

INTERNATIONAL – WELTWEIT: Impfungen gegen das Coronavirus (COVID-19) je 100 Einwohner nach ausgewählten Ländern weltweit seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 (Stand: 27. Mai 2021 oder aktuellste verfügbare Daten) – Statista, 27.5.2021

QUELLE und COPYRIGHT 2021: Statista

QUELLE (ZAHLPFLICHT?): https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1195166/umfrage/impfungen-gegen-das-coronavirus-je-einwohner-nach-laendern-weltweit/

AMERIKA – USA: Biden: US-Geheimdienste sollen Ursprung der Coronapandemie aufklären – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
US-Präsident Joe Biden hat amerikanische Geheimdienste beauftragt, dem Ursprung der Coronapandemie auf den Grund zu gehen. Die bisherigen Untersuchungen hätten unterschiedliche Ein­schätzungen ohne abschließende Folgerungen geliefert, hieß es gestern in einer schriftlichen Stel­lung­nahme Bidens. Daher habe er die Geheimdienste angewiesen, ihre Bemühungen zu verstärken und bin­nen 90 Tagen einen weiteren Bericht dazu vorzulegen. China reagierte darauf mit einem heftigen Pro­test.
Biden offenbarte, dass das Szenario eines möglichen Laborunfalls in China – ein Vorwurf, den sein Vor­gänger Donald Trump lautstark verbreitet hatte – zumindest in Teilen des US-Geheimdienstapparates für möglich gehalten wird. Das Virus war Ende 2019 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan erstmals nach­gewiesen worden. Seit langem kursieren unbelegte Mutmaßungen, es könne aus einem dortigen Labor stammen und durch einen Unfall freigesetzt worden seien.
China sprach nach Bidens Ankündigung von einer „Verschwörungstheorie“. „Die Verleumdungskampagne und die Schuldzuweisungen kehren zurück“, sagte ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washing­ton. „Die Suche nach dem Ursprung – eine Sache der Wissenschaft – zu politisieren, wird es nicht nur schwe­rer machen, die Herkunft des Virus zu finden, sondern auch dem ‚politischen Virus‘ freien Lauf lassen und die internationalen Kooperation in der Pandemie ernsthaft behindern.“
China unterstütze eine umfassende Studie aller frühen COVID-19-Fälle weltweit und eine Untersuchung „einiger geheimer Stützpunkte und biologischer Labors überall in der Welt“, sagte der Sprecher. Er spielte damit möglicherweise auf unbewiesene Hypothesen aus Peking an, wonach das Virus aus einem Labor des US-Militärs in Fort Detrick oder anderswo entsprungen und von Teilnehmern der Militärweltspiele im Oktober in Wuhan eingeschleppt worden sein könnte.
China hatte zuvor schon einen Bericht des Wall Street Journal dementiert, wonach drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie in Wuhan im November 2019 so schwer erkrankten, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. In dem Institut wurde an Coronaviren geforscht. Bidens Regierung hatte früher schon weitere Untersuchungen gefordert. Allerdings gibt Biden der Laborunfallthese nun Raum und forciert die Suche nach Antworten.
Biden erklärte, er habe schon im März einen Geheimdienstbericht in Auftrag gegeben – inklusive der Frage, ob das Virus durch menschlichen Kontakt mit einem infizierten Tier oder einen Laborunfall auf­gekommen sein könnte. Diesen Bericht habe er inzwischen. Innerhalb des Geheimdienstapparates gebe es unterschiedliche Einschätzungen. Die Dienste sollten nun weitere Informationen sammeln, „die uns einer endgültigen Schlussfolgerung näherbringen könnten“.
Diese vorsichtige Formulierung lässt auch die Möglichkeit offen, dass es definitive Antworten womöglich nie geben wird. Biden beklagte, dass in den ersten Monaten der Pandemie – also noch unter Trump – US-Inspektoren keinen Zugang vor Ort bekommen hätten. Dies werde „immer jede Untersuchung“ behin­dern.
Die US-Geheimdienste hatten im April vergangenen Jahres mitgeteilt, sie stimmten „mit dem breiten wissenschaftlichen Konsens überein, dass das COVID-19-Virus nicht von Menschen gemacht oder gene­tisch verändert wurde“. Sie kündigten aber auch an, neue Erkenntnisse zu prüfen.
Auch international gibt es große Bemühungen herauszufinden, wie die Pandemie ihren Anfang nahm. Die Welt­gesund­heits­organi­sation WHO vermutet, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppen­tieren seinen Ursprung haben könnte.
Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, sei hingegen „extrem unwahrscheinlich“. Die USA zogen die Qualität dieser Untersuchung jedoch in Zweifel. Sie warfen China ungebührliche Einflussnahme auf die beteiligten internationalen Experten vor.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124154/Biden-US-Geheimdienste-sollen-Ursprung-der-Coronapandemie-aufklaeren
SIEHE DAZU
Die These vom Laborunfall lebt – US-Präsident Joe Biden beauftragt Geheimdienste mit Nachforschungen. China spricht von „Verschwörungstheorie“ und Verleumdungskampagne – Renommierte Wissenschafter wie z.B. der US-Regierungsbeauftragte Anthony Fauci lassen aufhorchen – Wiener Zeitung, 27.5.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/2105918-Die-These-vom-Laborunfall-lebt.html

EUROPA – FRANKREICH: Sanofi startet letzte Testphase für Coronaimpfstoff – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
Der französische Pharmakonzern Sanofi hat die letzte Testphase für seinen Coronaimpfstoff­kandidaten gestartet. Die Wirksamkeit des gemeinsam mit dem britischen Hersteller GSK entwickelten Präparats werde nun in einer internationalen klinischen Studie geprüft, teilte Sanofi heute mit.
35.000 Menschen, darunter Probanden in den USA, nehmen den Angaben zufolge daran teil. Bei den Tests soll auch die Wirksamkeit gegen die südafrikanische Coronamutante untersucht werden.
Sollte die dritte und letzte Testphase erfolgreich abgeschlossen werden, hofft Sanofi auf eine Zulassung des Vakzins im vierten Quartal. Der Pharmakonzern hat bereits mit den Vorbereitungen für eine Massen­produktion des Impfstoffs begonnen.
Die Entwicklung des proteinbasierten Impfstoffkandidaten hatte sich verzögert, nachdem erste Test­reihen bei älteren Menschen im Herbst nicht so gut verlaufen waren wie erhofft.
Sanofi arbeitet auch an der Entwicklung eines weiteren Impfstoffs, der wie die Vakzine der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna auf der mRNA-Technologie basiert. Das Projekt befindet sich aber noch in einem frühen Stadium.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124157/Sanofi-startet-letzte-Testphase-fuer-Coronaimpfstoff

EUROPA – DEUTSCHLAND: Post-COVID-Syndrom auch nach mildem Krankheitsverlauf möglich – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
Auch Patienten mit einem milden Krankheitsverlauf erholen sich manchmal nur langsam von COVID-19. Von den Patienten einer Post-COVID-Ambulanz klagte einer Studie in Lancet Regional Health – Europe (2021; DOI: 10.1016/j.lanepe.2021.100122) zufolge jeder 8. Patient auch 7 Monate nach dem Ende der Erkrankung noch über Residualsymptome.
Die Uniklinik Köln hatte Anfang April 2020 eine Spezialsprechstunde für COVID-19-Genesene einge­richtet, die infolge der Infektion noch unter einer Riech- und/oder Schmeckstörung leiden. Von den 958 Patienten, die sich vorstellten, waren die meisten nur leicht an COVID-19 erkrankt.
Nur 28 Patienten waren in der akuten Phase der Erkrankung im Krankenhaus behandelt worden. Alle Patienten wurden nach einer Eingangsuntersuchung mit Bestimmung des Antikörpertiters zu 2 Nach­folgeterminen nach etwa 4 und 7 Monaten wieder eingeladen. Nur 442 und 353 Patienten nahmen die Termine wahr. Die Leiterin der post COVID-Sprechstunde, Clara Lehmann, geht davon aus, dass die übrigen sich inzwischen großenteils erholt haben.
Von denen, die sich erneut vorstellten, gaben nicht wenige weiterhin Beschwerden an. Nach 4 Monaten klagten von 442 Patienten noch 12,4 % über eine Anosmie, 11,1 % über eine Ageusie, 9,7 % über Abge­schlagenheit und 8,6 % über Kurzatmigkeit.
Nach 7 Monaten litten von 353 Patienten noch 14,7 % unter Anosmie, 13,6 % unter Atemnot, 14,7 % unter Abgeschlagenheit und 11,0 % unter Ageusie. Weitere Residualsymptome waren Kopfschmerzen (3,7 %), Alopezie (2,5 %) und Durchfall (1,1 %).
Eines der 4 Kardinalsymptome eines Post-COVID-Syndroms (Anosmie, Ageusie, Müdigkeit oder Atemnot) trat bei 27,8 % im 4. Monat und bei 34,8 % im 7. Monat nach Beginn der Infektion auf. Bezogen auf die Gesamtzahl aller 958 Patienten, die sich zu Beginn vorgestellt hatten, entspricht dies einem Anteil von 12,8 %.
Er dürfte in Wirklichkeit höher liegen, da auch einige Patienten, die die Mitarbeiter der Post-COVID-Sprechstunde telefonisch kontaktieren konnten, über gesundheitliche Einschränkungen klagten.
Die wichtigsten Prädiktoren für eine Persistenz der Symptome waren multiple Symptome (Odds Ratio OR 1,28), Durchfall (OR 2,19), Ageusie (OR 2,16), Anosmie (OR 3,79) und ein niedriger Antikörpertiter bei der Eingangsuntersuchung. Männer klagten seltener über Residualsymptome als Frauen (OR 0,49).
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124175/Post-COVID-Syndrom-auch-nach-mildem-Krankheitsverlauf-moeglich

EUROPA – DEUTSCHLAND: Drosten: Schwierige Pandemie­phase für politische Entscheidungen – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
Angesichts einer zunehmend schwierigen Deutung der Pandemieentwicklung hat der Berliner Virologe Christian Drosten für vorsichtiges politisches Handeln plädiert. Vorhersagen würden angesichts zunehmender Impfungen immer schwieriger, die Politik müsse mit ge­wissem Augenmaß und gewisser Vorsicht fahren, sagte der Leiter der Virologe an der Charité bei einer Anhörung im Parlamentarischen Begleitgremium COVID-19-Pandemie des Bundestags.
Maßnahmen der Kontaktreduktion seien wirksam, man solle aber nicht zu viel auf einmal zurückneh­men. „Das kann sonst zurückschlagen.“ Bei wieder steigenden Inzidenzen (Fallzahlen pro 100.000 Ein­wohner) stelle sich künftig die Frage, was das bedeutet – denn die dahinterstehende Krankheitslast in der Bevölkerung werde mit der Zeit durch die zunehmenden Impfungen immer weiter reduziert.
„Das ist jetzt eigentlich eine der schwierigsten Phasen überhaupt für die Politik, das Ganze zu navigie­ren“, sagte Drosten. In Deutschland sei der Impffortschritt zwar noch nicht so groß wie in Großbritan­nien. Bei Menschen über 70 Jahren, die ein höheres Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben, sei der Fortschritt aber schon recht ausgeprägt.
Drosten sieht vor diesem Hintergrund Modellierungen, die über den Winter wichtige Grundlagen für das Ergreifen von Maßnahmen gewesen seien, zunehmend erschwert. Schon länger gibt es Vorschläge von Experten, künftig weniger auf die Sieben-Tage-Inzidenzen und mehr auf Klinikeinweisungen wegen CO­VID-19 oder auf die Inzidenzen bei Menschen ab 60 Jahren zu blicken. Krankenhausaufnahmen seien allerdings nach seiner Kenntnis bisher nicht meldepflichtig, sagte Drosten.
Er regte an, erst bei einem größeren Schutz der Risikogruppen durch Impfung, etwa nach dem Sommer, beim Blick auf die Parameter einen fließenden Übergang einzuleiten. Eine Zeit lang könnten etwa Neu­in­fektionen und Neuaufnahmen parallel erhoben werden, um sich abzusichern. Bisher habe die gemel­dete Inzidenz aber die Krankheitslast sehr gut vorausgesagt, betonte Drosten.
Auf lange Sicht rechnet der Virologe damit, dass sich das Virus wie ein Erkältungscoronavirus verhalten werde. In den kommenden zwei bis vier Jahren seien Übergangszustände zu erwarten – das Virus werde Impflücken nutzen. Politisches Nachtarieren werde künftig beinhalten, dass ab einer gewissen Verringe­rung der Krankheitslast auch mehr Infektionen toleriert werden könnten. Die Frage sei, wie weit das gehen könne und wie intensiv man dies mit PCR-Tests verfolgen wolle.
Für eine genaue Analyse plädierte auch die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Man solle genau auf die Variante B.1.617.2 schauen, sagte sie in der Anhörung. Sie sehe eine Gratwanderung zwischen dem Impffortschritt und der Ausbreitung der Variante.
Angesichts des aktuell berichteten Anteils von zwei Prozent werde es bis zu fünf Wochen oder vielleicht auch länger dauern, bis die Variante auch in Deutschland anfange, die Fallzahlen wieder hoch zu brin­gen. Bis dahin gebe es noch nicht genug Impfschutz, um eine Belastung der Intensivstationen auszu­schließen.
Andere Experten mahnten in der Anhörung vor allem die unklare Datenlage an und forderten bessere Forschung. Die Wissenschaftler können sich in Deutschland derzeit oftmals nur auf Daten aus Groß­bri­tannien berufen, es gäbe keine Querschnittsstudien oder andere Instrumente in Deutschland, die ähnli­ches liefern könnten.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124173/Drosten-Schwierige-Pandemiephase-fuer-politische-Entscheidungen

EUROPA – DEUTSCHLAND: RKI: 2,2 Prozent Anteil der in Indien entdeckten Coronavariante – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
Die in Indien entdeckte und inzwischen in vielen Ländern weltweit verbreitete Coronavariante B.1.617 bleibt nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland recht selten.
In der dritten Woche in Folge bewegt sich der Anteil dieser Mutante an den untersuchten Proben im Be­reich von rund zwei Prozent, wie aus einem RKI-Bericht von gestern Abend hervorgeht. Die aktuellsten Daten stammen aus der Woche vom 10. bis 16. Mai.
Bei der Variante unterscheiden Fachleute mehrere Untervarianten. Das RKI spricht von einem langsa­men, aber kontinuierlichen Anstieg der Anteile von Untervariante B.1.617.2 – auf nun 2,2 Prozent. In absoluten Zahlen geht es noch um relativ geringe Werte: Für die 19. Kalenderwoche sind 40 Nachweise im Bericht ausgewiesen.
Diese Mutante sorgt derzeit bei Experten in Großbritannien für Aufsehen. Befürchtet wird, dass sie noch ansteckender sein könnte als frühere Formen; auch könnte sie die Wirksamkeit der Impfungen schwä­chen.
Auch bei den Nachweisen der beiden weiteren als besorgniserregend eingestuften Mutanten (P.1/Brasili­en und B.1.351/Südafrika) gab es im Vergleich zu früheren RKI-Berichten keine wesentlichen Verände­rungen – sie bleiben auf niedrigem Niveau. In Deutschland wird nur ein Teil der positiven Proben auf Varianten untersucht.
Vorherrschend bleibt in Deutschland die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7, mit einem Anteil von rund 90 Prozent.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124153/RKI-2-2-Prozent-Anteil-der-in-Indien-entdeckten-Coronavariante

EUROPA – DEUTSCHLAND: Kinder vermissen Bewegung und Sport – Deutsches Ärzteblatt, 27.5.2021
Rund 90 Prozent der Kinder in Deutschland haben laut einer Umfrage während der Corona­pandemie die Bewegung und den Sport vermisst.
Einer großen Mehrheit (83 Prozent) der Kinder gefällt es besonders, bei Sport und Bewegung mit anderen Mädchen und Jungen zusammen zu sein, wie es in der heute vorgestellten Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks heißt. Fast zwei Drittel der Kinder (62 Prozent) mögen es, dabei an der frischen Luft zu sein.
Wenn nach der Coronapandemie jedes Kind ein Jahr lang kostenlos in einem Sportverein mitmachen könnte, würden demnach 86 Prozent der Kinder dieses Angebot auf jeden Fall oder wahrscheinlich wahr­nehmen, hieß es.
Vor diesem Hintergrund befürworten 86 Prozent der Erwachsenen die Forderung, dass die Bundesre­gie­rung nach der Coronapandemie deutlich mehr in den Kinder- und Jugendsport investieren und dafür unter anderem jedem Kind ein Jahr lang den kostenfreien Zugang zu einem Sportverein ermöglichen sollte.
Für die Umfrage befragte das Politik- und Sozialforschungsinstitut Forsa Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren und Erwachsene im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerks und der Deutschen Sportjugend anlässlich des Weltspieltages morgen. Der Weltspieltag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Lasst uns (was) bewegen!“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124165/Kinder-vermissen-Bewegung-und-Sport

EUROPA – DEUTSCHLAND: Immunologe zu Kinder-Impfung „Wir kennen das spezifische Risiko nicht“ – n-tv, 27.5.2021
Sollen Kinder und Jugendliche geimpft werden und wenn ja, ab welchem Alter? Die STIKO will das nicht generell empfehlen, beim Impfgipfel heute wird Streit darum erwartet. Wir haben keine Chance an Daten zu kommen, die uns Sicherheit geben, sagt der Immunologe Peter Kern, Leiter der Klinik für Immunologie am Klinikum Fulda, im Gespräch mit ntv.de. Eine gute Nachricht für Eltern hat er trotzdem.
QUELLE: https://www.n-tv.de/politik/Wir-kennen-das-spezifische-Risiko-nicht-article22579353.html

EUROPA – DEUTSCHLAND: „Atmen jeden Tag fremde RNA ein“ Eckart von Hirschhausen räumt mit Impf-Mythen auf – n-tv, 27.5.2021
Die Impf-Bereitschaft in Deutschland ist hoch – und steigt. Dennoch verbreiten sich auch hierzulande immer wieder die verrücktesten Verschwörungsmythen rund um die Vakzine. Dr. Eckart von Hirschhausen räumt mit einigen auf und erklärt, worauf es wirklich ankommt.
QUELLE (inkl. 3:21-min-Video): https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wissen/Eckart-von-Hirschhausen-raeumt-mit-Impf-Mythen-auf-article22579334.html

26. Mai 2021, Mittwoch

EUROPA – GROSSBRITANNIEN: Indische SARS-CoV-2-Variante ist leichter übertragbar, aber Impfstoffe wirken noch – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Die ursprünglich aus Indien stammende SARS-CoV-2-Variante B.1.617.2 breitet sich in Groß­britannien schnell aus. Sie hat sich als viel leichter übertragbar erwiesen als die bislang vorherrschende britische Variante.
Insgesamt seien die Inzidenzen zwar weiterhin sehr niedrig, doch der leichte Anstieg der letzten Zeit sei auf die neue Variante zurückzuführen, betonte der Londoner Epidemiologe Neil Ferguson heute bei einer Pressekonferenz des Science Media Center.
Trotzdem sieht der Direktor des MRC Centre for Global Infectious Disease Analysis am Imperial College in London die Situation durch den Impffortschritt und die niedrigeren Fallzahlen in Großbritannien positiver als nach dem Auftreten der britischen Variante Ende vergangenen Jahres. Damals führte die sogenannte britische Virusmutante B.1.1.7 zu einer heftigen 2. Infektionswelle in Großbritannien und kurze Zeit später auch in Kontinentaleuropa.
Unabhängige Experten riefen allerdings in Großbritannien bereits dringend zum Handeln auf. Die Aus­brei­tung der Variante B.1.617.2 erfordere eine sofortige Einleitung von Maßnahmen, um die Fallzahlen zu senken, teilte die als „Independent SAGE“ bekannte Gruppe mit. Sie ist nicht identisch mit dem nur als „SAGE“ (Scientific Advisory Group for Emergencies) bezeichneten offiziellen Expertengremium der briti­schen Regierung.
Schätzungen zufolge sei die indische Variante in Teilen des Landes bereits vorherrschend, weshalb es wahrscheinlich zu spät sei, um zu verhindern, dass sie sich im ganzen Land als dominant durchsetze. Daher empfehlen die unabhängigen Experten Maßnahmen wie zusätzliche Unterstützung für Menschen mit geringen Einkommen bei der Selbstisolierung, bessere Belüftungsmaßnahmen in Schulen und eine Rückkehr der Maskenpflicht in allen weiterführenden Schulen.
In Großbritannien wurden bislang rund 3.400 Infektionen mit der Variante B.1.617.2 registriert. Von der WHO wurde sie bereits als Variant of Concern (VOC) eingestuft. Die erstmals in Indien nachgewiesene Variante B.1.617 ist damit die vierte VOC, die im Laufe der letzten Monate zu Tage trat – nach der in Großbritannien entstandenen und heute weltweit dominanten Variante B.1.1.7. sowie den Varianten B.1.351 aus Südafrika und P.1 aus Brasilien.
Die Mutationen, die B.1.617.2 aufweist, verleihen ihr nicht nur eine erhöhte Übertragbarkeit. Es gibt auch Hinweise auf ein partielles Entkommen vor der Immunantwort von Geimpften und Genesenen. Einen vollständigen Immun Escape hat die Variante allerdings nicht geschafft. Die vorhandenen Impf­stoffe sind immer noch wirksam.
*** Impfschutz vor schweren Verläufen weiter gegeben ***
B.1.617.2 verfügt über die Schlüsselmutationen L452R, E484Q und P681R. Diese verleihen der Variante eine „bescheidene Reduktion der Suszeptibilität gegenüber Vakzinen“, wie Ravindra Gupta, Professor für klinische Mikrobiologie an der University of Cambridge, berichtete. Er betonte aber auch, dass die Impfstoffe weiterhin – auch bei einer Infektion mit B.1.617.2 – vor schweren Verläufen einer COVID-19-Erkrankung schützten (bioRxiv, 2021; DOI: 10.1101/2021.05.08.443253).
In Zusammenarbeit mit einem internationalen Forscherteam hat Gupta außerdem herausgefunden, dass die Mutation P681R mit einer erhöhten Fähigkeit zur Induktion von Zell-Zell-Fusionen und Synzytienbildung in Zellkultur assoziiert ist. Diese könnten es der Variante erlauben, stärker pathogen zu wirken, also schwerere COVID-19-Erkrankungen auszulösen.
Allerdings gibt es aus Gebieten mit hoher B.1.617.2-Verbreitung, etwa Indien, bisher keine eindeutigen Hinweise auf einen Unterschied in der Krankheitsschwere im Vergleich zu anderen Varianten wie B.1.1.7.
„Es gibt eine Andeutung in den bisher vorhandenen Daten, dass sich Menschen unter 21 Jahren etwas häufiger mit dieser Variante infizieren“, ergänzte Ferguson. Ob dem tatsächlich so sei, werde sich aber erst in einigen Wochen zeigen.
„Es ist durchaus möglich, dass diese Beobachtung damit zu tun hat, in welche Populationsgruppen das Virus durch die Reisetätigkeit aus Indien als erstes hineingetragen wurde“, betonte er.
Nicht auf niedrigen Raten ausruhen
Gupta rief auch die anderen europäischen Länder zu erhöhter Wachsamkeit auf. Dass die Raten der Variante B.1.617.2 in Ländern wie Deutschland derzeit noch sehr gering sei, könne auch mit Surveillance-Unterschieden zwischen den Ländern zu tun haben. „Das ist kein Grund zur Beruhigung.“ Bislang wurde die Variante in mehr als 40 Ländern nachgewiesen.
Zu den seit Kurzem geltenden Einreiseeinschränkungen von Großbritannien nach Deutschland sagte Ferguson: „Solche Restriktionen können die Ausbreitung der Variante höchstens geringfügig verlangsamen, aber nicht aufhalten.“
Als einzig sinnvolle Wege zur Bekämpfung dieser und künftiger Varianten von SARS-CoV-2 sieht Gupta eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung und die Anpassung der Impfstoffe durch die Hersteller.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124127/Indische-SARS-CoV-2-Variante-ist-leichter-uebertragbar-aber-Impfstoffe-wirken-noch

EUROPA – GROSSBRITANNIEN: SARS-CoV-2: Die meisten Kinder erholen sich vom multisystemischen inflammatorischen Syndrom – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Die meisten Kinder, die während der 1. Welle von COVID-19 im Anschluss an eine meist harm­lose Infektion mit SARS-CoV-2 mit einem lebensgefährlichen multisystemischen inflammatorischen Syndrom (MIS) auf Intensivstationen behandelt werden mussten, haben sich wieder erholt.
Kardiale Langzeitschäden scheinen nach den in Lancet Child & Adolescent Health (2021; DOI: 10.1016/S2352-4642(21)00138-3) vorgestellten Erfahrungen eines britischen Behandlungszentrums eher selten zu sein. Viele Kinder leiden jedoch auch ein halbes Jahr nach der Entlassung noch unter Erschöpfungszuständen.
Britische Mediziner gehörten zu den ersten, die im April 2020 auf eine schwere Komplikation von SARS-CoV-2 hinwiesen, die vor allem bei Kindern auftrat. Die Kinder erkrankten etwa 2 oder 6 Wochen nach der Infektion, die sie oftmals gar nicht bemerkt hatten, zunächst an hohem Fieber, das von einem Haut­ausschlag, einer konjunktivalen Injektion und gastrointestinalen Symptomen begleitet wurde. Der Zustand der Kinder verschlechterte sich rapide. Viele mussten wegen einer Pumpschwäche des Herzens und einem Multiorganversagen schließlich auf Intensivstation behandelt werden.
Von den etwa 250 Kindern in Großbritannien und Irland mit „Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome“ (PIMS), wie die Krankheit dort bezeichnet wird, wurden 46 damals am Great Ormond Street Hospital behandelt, einer auf Kinderkrankheiten spezialisierten Klinik in London. Ein Team um Karyn Moshal hat die Kinder, die bei der Erkrankung im Mittel 10 Jahre alt waren, nach der Entlassung aus der Klinik über 6 Monate nachbeobachtet.
Alle Kinder waren schwer erkrankt. Bei 15 Kindern wurden bei der Aufnahme in der Echokardiografie Störungen der Herzfunktion beobachtet, bei 22 Kindern musste der Kreislauf mit positiv inotropen Medika­menten gestützt werden, bei 1 Kind wurde eine extrakorporale Membranoxygenierung not­wendig. Insgesamt 24 Kinder hatten neurologische Symptome, bei 42 Kindern war die Nierenfunktion gestört, ebenfalls 42 Kinder hatten gastrointestinale Störungen, bei 40 bestand die Gefahr von Throm­bosen.
Trotz dieser schweren Komplikationen, die vermutlich auf eine Fehlreaktion des Immunsystems zurück­zuführen sind, haben sich nach 6 Monaten fast alle Kinder wieder erholt. Kein Kind ist an PIMS gestorben.
Nur 1 Kind hat weiterhin erhöhte Entzündungswerte. Bei 2 Kindern sind die Echokardiogramme noch auffällig, 1 Kind wird nach der Diagnose eines großen Aneurysmas in der Koronararterie dual antithrom­botisch behandelt, 6 Kinder leiden noch unter leichten gastrointestinalen Beschwerden. Auch die Nie­ren­funktion und die Laborbefunde sind zumeist unauffällig.
Sorgen bereiten derzeit noch neuropsychiatrische Störungen, unter denen 18 Kinder ein halbes Jahr nach der Entlassung aus der Klinik noch leiden. Dazu gehört vor allen eine Muskelschwäche und eine emotionale Labilität. Die Störungen sind laut Moshal jedoch mild und bis auf 1 Kind besuchen alle wieder die Schule.
Die Forscherin hofft, dass die Erkrankung bei den Kindern keine bleibenden Schäden hinterlässt – viel­leicht mit Ausnahme des Koronaraneurysmas, das auch eine bekannte Spätfolge des Kawasaki-Syndroms ist, an das das MIS in vielen Aspekten erinnert.
Das nach einem japanischen Kinderarzt benannte Syndrom tritt in seltenen Fällen nach harmlosen Infektionen auf. Aneurysmata in den Koronargefäßen gehören zu den schweren kardialen Langzeitfolgen der Erkrankung.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124124/SARS-CoV-2-Die-meisten-Kinder-erholen-sich-vom-multisystemischen-inflammatorischen-Syndrom

EUROPA – GROSSBRITANNIEN: VITT: Berichte über Schlaganfälle nach Impfung mit Astrazeneca-Vakzine – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Die impfstoffinduzierte immune thrombotische Thrombozytopenie (VITT), eine seltene Komplikation von Vektor-basierten SARS-CoV-2-Impfstoffen, kann offenbar auch arterielle Thrombosen auslösen. Britische Mediziner berichten im Journal of Neurology Neurosurgery & Psychiatry (2021; DOI: 10.1136/jnnp-2021-326984) von drei jüngeren Patienten, die im Anschluss an die Impfung mit dem Impfstoff AZD1222 des Herstellers Astrazeneca einen Schlaganfall erlitten, der in einem Fall tödlich endete.
Es folgen Fallbeschreibungen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124146/VITT-Berichte-ueber-Schlaganfaelle-nach-Impfung-mit-Astrazeneca-Vakzine

EUROPA – DEUTSCHLAND: Unternehmen tüfteln an Coronaimpfstoffen der nächsten Generation – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Während viele Menschen in Deutschland noch auf ihre Coronaimpfung warten, arbeiten Her­steller schon an der nächsten Impfstoffgeneration. Erste solche Präparate könnten nach Angaben des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa) im Erfolgsfall noch in diesem Jahr zugelassen werden.
Dabei werden einem vfa-Sprecher zufolge vor allem drei Strategien verfolgt: Erstens geht es um eine stärkere Immunisierung, indem die Immunabwehr etwa durch Antikörper noch mehr aktiviert wird. Im zweiten Fall wird an der Immunisierung gegen das Spikeprotein, das an der Außenhülle des Coronavirus sitzt, oder gegen mehrere solche Spikeproteine gearbeitet. Und schließlich wird an der Immunisierung auch gegen andere SARS-CoV-2-Bestandteile geforscht wie etwa dem Nukleokapsid. Dieser zentrale Teil des Virus besteht aus Proteinhülle (Kapsid) und viraler Nukleinsäure.
Die Gründe für derartige Forschung sind unterschiedlich. Zum einen gelten die bisherigen Impf­stoffe zwar als wirksam gegen die ursprüngliche Variante des Virus. Doch schon bei manchen Mutanten lässt die Wirkung nach. Und da sich das Virus weiter verändern wird, will man vorbereitet sein. Zum anderen ist nach wie vor unklar, ob und in welchem Zeitabstand Auffrischimpfungen – sogenannte Booster – notwendig sein werden. …
Doch nicht nur die Hersteller selbst befassen sich mit solchen Forschungen. Der Verband der forsch­en­den Pharmaunternehmen hat eine ganze Reihe an Projekten aufgelistet, die im Moment an Impf­stoffen der zweiten Generation arbeiten. Dazu zählt die Entwicklung einer Schluckimpfung mit gentech­nisch veränderten, lebenden Typhus-Impfbakterien, die zwei verschiedene Proteine von SARS-CoV-2 tragen. An dem Vorhaben ist die Universität Würzburg beteiligt.
Inwiefern das alles nötig ist, kann man derzeit schwer abschätzen. Prognosen sind wegen vieler nicht zu beantwortender Fragen kaum möglich. Die Leiterin der Sektion Infektiologie am Zentrum für Innere Me­dizin des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf, Marylyn Addo, hatte beim Science Media Center gesagt, bei eingedämmtem Infektionsgeschehen gebe es auch weniger Mutationen. „Dann müssen wir uns diesem Thema der neuen Mutationen vielleicht gar nicht so dramatisch stellen.“
Und wenn das doch notwendig wird? Das für die Impfstoffzulassung zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat keinen Einfluss auf die Entwicklungen, verweist aber zumindest auf Aussagen der Hersteller der mRNA-Impfstoffe. Die gingen davon aus, innerhalb von sechs Monaten Anpassungen vornehmen zu können. Innerhalb weiterer sechs Monate wollten sie dann Millionen Impfstoffdosen produzieren können.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124120/Unternehmen-tuefteln-an-Coronaimpfstoffen-der-naechsten-Generation

EUROPA – DEUTSCHLAND: COVID-19: PAMS-Personen sind wichtige Triebfeder der Epidemie – Auch Kinder bis 5 Jahre könnten bedeutende Virus-Verbreiter sein – Wie bereits bekannt: infektiös ab 4. Tag, erste Symptome ab 6. Tag, rascher Viruslast-Anstieg – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Prä-symptomatische, asymptomatische oder nur mild symptomatische (PAMS) Personen sind vermutlich die wichtigsten Verbreiter von SARS-CoV-2 in der Gesellschaft. Dies zeigen Untersuchungen an mehr als 25.000 Berlinern, deren Abstriche auf die Viruslast sowie auf ihre Infektiosität in Zellkul­turen untersucht wurden.
Die in Science (2021; DOI: 10.1126/science.abi5273) vorgestellten Ergebnisse erklären, warum die Epi­demie ohne strenge Maßnahmen zur sozialen Distanz und Maskenpflicht nicht zu stoppen war und warum B.1.1.7 diese Notwendigkeit unterstrichen hat.
In Testzentren in Berlin und Umgebung sind zwischen dem 24. Februar und dem 2. April bei 415.935 Personen fast 1 Million PCR-Tests an Abstrichen aus Nase oder Rachenraum durchgeführt worden. Bei 25.381 Personen (6,1 %) wurde SARS-CoV-2 nachgewiesen.
Die hohe Anzahl der Analysen, deren Ergebnisse ein Team um Christian Drosten von der Berliner Charité in den letzten Wochen ausgewertet hat, ermöglichen neue Einblicke in den Verlauf der Infektion bei einzelnen Personen und deren Infektiosität in verschiedenen Altersgruppen und in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung.
Das Forscherteam hat nicht nur die Viruslast ermittelt – also die Anzahl der Erbgutkopien von SARS-CoV-2 in der PCR-Probe. Es wurde teilweise auch untersucht, ob die Viren aus den Abstrichen in der Lage waren, im Labor Zellkulturen zu infizieren, was ein sicherer Hinweis auf eine Infektiosität ist als der bloße Nachweis der Gene im Abstrich.
Zu den Erkenntnissen gehört, dass PAMS-Personen, also Menschen die sich (noch) nicht krank fühlen oder bei milden Symptomen keine Infektion bei sich vermuten, teilweise höhere Viruslasten hatten als Patienten, die wegen einer schweren COVID-19 im Krankenhaus behandelt wurden. Dies gilt für PAMS in allen Altersgruppen und vermutlich auch für Kinder. Im Schnitt enthielten die Rachenabstriche rund 2,5 Millionen Kopien der SARS-CoV-2-Gene.
Bei den jüngsten Kindern im Alter bis zu 5 Jahren wurden zwar im Mittel nur 800.000 Kopien im Abstrich gefunden, Drosten glaubt jedoch nicht, dass dies auf eine geringere Infektiosität der Kleinsten hindeu­tet. Der Experte gibt zu bedenken, dass bei Kindern in der Regel kleinere Abstrichtupfer benutzt werden, die deutlich weniger Probenmaterial für die PCR-Testung einbringen.
Außerdem würden bei den Kindern häufig statt der schmerzhaften tiefen Nasenrachenabstriche die ein­fachen Rachenabstriche gemacht, in denen sich in der Regel deutlich weniger Viren befinden. Dies deutet darauf hin, dass alle Menschen, wenn sie infiziert sind, das Virus an andere Menschen weiter­geben können. Dafür sprechen auch die Ergebnisse der Labortests. In allen Altersgruppen gelang es in etwa 35 % der Fälle, Zellkulturen mit den Viren aus den Abstrichen zu infizieren.
Bei 1.533 Abstrichen wurde die britische Variante B.1.1.7 nachgewiesen. Die Viruslast war dort im Schnitt 10-fach höher als in Abstrichen mit dem Wildtyp von SARS-CoV-2. Die Laboruntersuchungen deuten sogar auf eine 2,6-fach höhere Infektiosität hin. Dieser Befund liefert eine plausible Erklärung für die rasche Ausbreitung der Variante B.1.1.7, die mittlerweile auch in Deutschland das Infektions­geschehen bestimmt.
Eine Zeitreihenanalyse bei den Personen mit mehreren positiven Abstrichen bestätigte frühere Vermu­tungen, wonach die Infektiosität früh ansteigt. Nach den Berechnungen der Forscher vergehen vom Beginn des Virusnachweises bis zum Gipfel der Viruslast nur 4,3 Tage.
Der Gipfel der Viruslast geht dem Auftreten der ersten Symptome – sofern es überhaupt dazu kommt – um etwa 1 bis 3 Tage voraus. In dieser Zeit können die Infizierten das Virus unbemerkt weitergeben. Die Gefahr steigt mit der Viruslast. Einige Infizierte sind besonders effiziente Überträger, weil sie deutlich mehr Viren ausscheiden.
Die Forscher schätzen den Anteil dieser Superspreader auf etwa 8 %. Es handelt sich dabei keineswegs nur um schwer erkrankte Personen. Der Anteil der potenziellen Superspreader unter den PAMS-Personen lag in der Berliner Kohorte bei 36 %, also bei etwa 1/3, und es handelte sich dabei zumeist um jüngere Menschen (Durchschnittsalter 37,6 Jahre).
Die Daten bestätigen laut Drosten die in epidemiologischen Studien gemachte Beobachtung, nach der nur eine Minderheit der Infizierten für den größten Teil der Übertragungen verantwortlich ist. Dass diese Personen in der Menge der Infizierten nicht zu identifizieren sind, mache klar, warum Maßnahmen wie Abstandsregeln und die Maskenpflicht für die Kontrolle der Pandemie wichtig seien.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124115/COVID-19-PAMS-Personen-sind-wichtige-Triebfeder-der-Epidemie

EUROPA – DEUTSCHLAND: Junge Generation leidet laut Umfrage unter Pandemiebedingungen – Deutsches Ärzteblatt, 26.5.2021
Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen fühlt sich häufiger traurig oder de­pressiv als noch vor einem Jahr. 52 Prozent fehlt in der Coronakrise das Gleichgewicht, sie klagen über innere Unruhe. Vor allem junge Frauen sind derzeit öfter traurig – unter ihnen klagen 63 Prozent darü­ber. Dies sind Ergebnisse der Untersuchung „Generation Corona“ der Pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
Laut der Umfrage finden 64 Prozent der unter 30-Jährigen ihr Leben derzeit schlechter als noch vor zwölf bis 14 Monaten. Frauen und Mädchen leiden stärker unter der Coronapandemie – für 71 Prozent hat sich das Leben negativ verändert, bei den jungen Männern sind es 58 Prozent. Unterschiede bestehen auch in den Altersgruppen: Unter den 16- bis 19-Jährigen sind 81 Prozent überzeugt, dass sich ihr Leben stark verschlechtert hat.
„Die 16- bis 29-Jährigen befinden sich während der Coronakrise in entscheidenden Entwicklungsstufen. Die gravierenden Einflüsse der Lockdowns treffen sie besonders stark, wenn sie erwachsen werden, ihren Abschluss machen, den Berufseinstieg planen“, kommentierte Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK, die Ergebnisse der Befragung.
Zudem bleiben geschlossene Fitnessstudios und weniger Bewegung nicht ohne Folgen. 60 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, ihre körperliche Fitness habe in der Coronakrise gelitten. 58 Prozent fehlen die uneingeschränkten sportlichen Aktivitäten in der Gruppe sehr. Auch Rückenbeschwerden sowie ungesunde Ernährung haben bei 42 Prozent der Befragten zugenommen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124122/Junge-Generation-leidet-laut-Umfrage-unter-Pandemiebedingungen

25. Mai 2021, Dienstag

Impfungen gegen das Coronavirus (COVID-19) nach ausgewählten Ländern weltweit seit Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 (Stand: 25. Mai 2021)

QUELLE und COPYRIGHT 2021: Statista
Das hier abgebildete Schaubild ist unvollständig und setzt sich nach unten in beträchlicher Länge fort. Schlusslichter bilden hinsichtlich der Gesamtzahl der Impfungen die Falklandinseln (4.407 Impfungen), Montserrat (2.428 Impfungen) und Kirgistan (937 Impfungen).

QUELLE (ZAHLPFLICHT?): https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1195157/umfrage/impfungen-gegen-das-coronavirus-nach-laendern-weltweit/

MEDIZIN: SARS-CoV-2: Impfstoffe gegen indische Variante B.1.617.2 wohl etwas schwächer wirksam – Deutsches Ärzteblatt, 25.5.2021
Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und AstraZeneca erzielen laut den Ergebnissen einer Test-negativen Fall-Kontroll-Studie von Public Health England nach der 1. Dosis nur eine verminderte Schutz­­wirkung gegen die indische Variante B.1.617.2 von SARS-CoV-2, die in England zu einem Anstieg der sogenannten S-positiven Infektionen geführt hat. Nach der 2. Dosis steigt die Immunität offenbar an, sie könnte jedoch etwas schwächer ausfallen als gegen die britische Variante B.1.1.7.
Die Mathematiker des Juniper-Konsortiums („Joint UNIversities Pandemic and Epidemiological Research“), das für die Regierung die Entwicklung der Pandemie beobachtet, registriert seit Ende März einen Anstieg der S-Positivität in England. Gemeint sind PCR-Abstriche, bei denen der Nachweis des S-Proteins wieder positiv ausfällt.
Die in England verwendeten PCR-Tests spüren drei Genregionen von SARS-CoV-2 (Gene für Orf-1ab, N Protein und S Protein) auf. Lange Zeit wurden bei den Infizierten alle 3 Targets nachgewiesen. Seit letzt­en Dezember kam es zunehmend häufiger zu isolierten negativen Ergebnissen im Target für das S-Gen.
Wie sich bald herausstellte, war dies ein Hinweis auf die Variante B.1.1.7, die bald das Infektions­geschehen in England dominieren sollte (und sich mittlerweile auch in anderen Staaten ausgebreitet hat). Bei der indischen Variante B.1.617.2 fällt der Nachweis im S-Target wieder positiv aus. Die Zunahme der S-Positivität ist deshalb ein Hinweis für die Ausbreitung von B.1.617.2. Das Juniper-Konsortium vermu­tet, dass B.1.617.2 in absehbarer Zeit B.1.1.7 verdrängen könnte.
Ein Grund könnte eine erhöhte Infektiosität sein, ein anderer – wesentlich unangenehmerer – wäre eine fehlende Schutzwirkung der Impfstoffe. Die Gesundheitsbehörde Public Health England hat deshalb eine Test-negative Fall-Kontroll-Studie durchgeführt.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124090/SARS-CoV-2-Impfstoffe-gegen-indische-Variante-B-1-617-2-wohl-etwas-schwaecher-wirksam

MEDIZIN: Studie: Coronaimpfstoff von Moderna schützt Teenager offenbar vor COVID-19 – Deutsches Ärzteblatt, 25.5.2021
Der Impfstoff mRNA-1273 von Moderna hat sich in einer Phase-2/3-Studie bei Jugendlichen bisher offenbar als sicher und gut verträglich erwiesen und eine hohe Schutzwirkung erzielt.
Nach einer Pressemitteilung des Herstellers sind nach der zweiten Dosis keine Erkrankungen an CO­VID-19 aufgetreten. In einer erweiterten Analyse, die milde Erkrankungen einschloss, betrug die Impf­stoffwirksamkeit 14 Tage nach der ersten Dosis bereits 93 %.
Die Impfkommissionen vieler Länder erwägen derzeit, ob auch Kinder und Jugendliche gegen SARS-CoV-2 geimpft werden können. Voraussetzung für eine Empfehlung sind die Ergebnisse aus klinischen Studien.
Nachdem Biontech/Pfizer bereits im März/April Ergebnisse zu Teenagern vorstellte und die Vakzine Tozi­nameran (Comirnaty) bereits für unter 18-Jährige zugelassen ist, stellt jetzt auch der andere Hersteller eines mRNA-Impfstoffs erste Studiendaten vor.
Moderna hat Sicherheit und Effektivität seiner Vakzine mRNA-1273 in der TeenCOVE-Studie an 3.732 Ju­gendlichen im Alter von 12 bis unter 18 Jahren untersuchen lassen. Die Teilnehmer waren im Verhältnis 2:1 auf zwei 100-µg-Dosen von mRNA-1273 oder Placebo im Abstand von 28 Tagen randomisiert wor­den.
Wie der Hersteller mitteilt, ist es nach 2 Dosierungen zu keinem einzigen Fall von COVID-19 unter den geimpften Teenagern gekommen, während in der Placebo-Gruppe 4 Fälle aufgetreten seien. Die Impf­stoffwirksamkeit würde damit 100 % betragen.
Da Jugendliche insgesamt selten an COVID-19 erkranken, wurde der Endpunkt nach einer Definition der US-Centers for Disease Control and Prevention auf mildere Fälle ausgeweitet. Kriterium ist ein einzelnes Symptom und ein positiver PCR-Test im Nasopharynx-Abstrich oder in einer Speichelprobe. In dieser Analyse wurde eine Impfstoffwirksamkeit von 93 % nach der ersten Dosis registriert.
Angesichts der geringen Gefahr einer Erkrankung dürfte die Empfehlung in erster Linie von der Sicher­heit abhängen. Laut dem Hersteller wurde die Impfung mit mRNA-1273 im Allgemeinen gut vertragen. Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil stimme mit der Phase-3-COVE-Studie bei Erwachsenen über­ein, teilte Moderna mit. Wesentliche Sicherheitsbedenken seien bisher nicht festgestellt worden.
Die Mehrzahl der unerwünschten Ereignisse war laut Hersteller leicht oder mittelschwer. Zu den lokalen Nebenwirkungen zählten vor allem Schmerzen an der Injektionsstelle. Die häufigsten systemischen Ne­benwirkungen nach der 2. Dosis waren Kopfschmerzen, Müdigkeit, Myalgie und Schüttelfrost.
Die Bewertung der Sicherheit ist noch nicht abgeschlossen. Alle Teilnehmer sollen über 12 Monate lang weiter beobachtet werden. Dennoch dürften die Daten, die Moderna noch im Juni mit den Arzneimittel­behörden diskutieren will, für eine vorläufige Zulassung ausreichen. Eine Publikation der Ergebnisse steht noch aus.
Neben Biontech/Pfizer und Moderna lassen auch Astrazeneca und Johnson & Johnson ihre Vakzinen bei Kindern und Jugendlichen testen. Astrazeneca musste eine Studie an Kindern im April wegen atypischer Thrombosen unterbrechen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124113/Studie-Coronaimpfstoff-von-Moderna-schuetzt-Teenager-offenbar-vor-COVID-19

AMERIKA – USA: Moderna will Coronaimpfstoff­zulassung für 12- bis 17-Jährige in Europa – Jugendliche sollten bis August geimpft sein, sonst droht eine vierte Pandemie-Welle – Deutsches Ärzteblatt, 25.5.2021
Eine europäische Impfstoffzulassung für Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren strebt der US-Pharmahersteller Moderna an. Ein Antrag bei der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) sei An­fang kommenden Monats geplant. Das sagte der aus Frankreich stammende Moderna-Vorstandschef Stéphane Bancel der französischen Sonntagszeitung Le Journal du Dimanche.
Die EMA hatte bereits mitgeteilt, sie wolle noch im laufenden Monat über die Zulassung des Corona­impf­stoffs der Hersteller Biontech und Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte das Präparat des deutschen Herstellers Biontech und seines US-Partners Pfizer auch für Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren zugelassen. Das Präpa­rat von Moderna ist einer von vier Corona-Impfstoffen mit einer Zulassung in der Europäischen Union.
„Bis zum Sommer werden alle Erwachsenen, die sich impfen lassen wollen, eine erste Dosis erhalten haben“, sagte Bancel dem Blatt auf die Frage, ob in Frankreich eine vierte Epidemiewelle drohe. „Danach muss man sich sehr rasch an die zwölf bis 17 Jahre alten Jugendlichen wenden“, sagte er.
Die Ideallösung sei, diese Altersgruppe „vor Ende August zu schützen“. Falls nicht massiv geimpft werde, könne das Risiko einer vierten Welle nicht ausgeschlossen werden. Frankreich ist stark von der Coronapandemie betroffen, es starben bereits weit über 100.000 Menschen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124074/Moderna-will-Coronaimpfstoffzulassung-fuer-12-bis-17-Jaehrige-in-Europa

EUROPA – GROSSBRITANNIEN: Britische Studie: Hunde erschnüffeln Coronainfizierte Studienergebnisse mit anderen Studienergebnisen aus anderen Ländern vergleichbar Einsatz trainierter Hunde auf Flughäfen denkbar – Deutsches Ärzteblat, 25.5.2021
Trainierte Hunde können einer britischen Studie zufolge Coronainfizierte am Geruch erkennen. Sechs Hunde hätten Proben von Infizierten mit einer Genauigkeit von 82 bis 94 Prozent erschnüffelt, teilte die London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) gestern mit.
Das Ergebnis betätigt frühere Untersuchungen unter anderem aus Deutschland. Die britischen Forscher nutzten Socken von 400 Probanden. 200 der Menschen waren infiziert, hatten aber keine oder allenfalls leichte Symptome, 200 waren in der Kontrollgruppe.
Die Hunde, die zur Wohltätigkeitsorganisation Medical Detection Dogs gehören, waren auf das ursprüngliche Coronavirus trainiert. Sie hätten aber bereits ohne zusätzliches Training auch die zunächst in Südostengland entdeckte Coronavariante recht gut erschnüffelt, sagte Studienleiter James Logan. „Das macht uns wirklich Hoffnung und legt nahe, dass Hunde in der Lage sind, verschiedene Corona­varianten zu entdecken.“
Bei der noch nicht in einem Journal veröffentlichten Untersuchung wussten weder die Tiere noch die Wissen­schaftler, welche Proben von Infizierten und welche von Gesunden stammten. Gesunde Probanden erkannten die Hunde mit einer Sicherheit von 76 bis 92 Prozent richtig.
In einer nächsten Phase wollen die Forscher prüfen, ob die Hunde das Virus auch an Personen an Orten mit großen Menschenmassen wie Flughäfen oder Stadien erschnüffeln können. Schlagen die Tiere an, könnten die mutmaßlich Infizierten mit einem PCR-Test überprüft werden.
Bislang gab es mehrere derartige Hundestudien. So war ein Forscherteam um Holger Volk von der Tier­ärztlichen Hochschule Hannover zu ähnlichen Ergebnissen gekommen (bioRxiv, 2021; DOI: 10.1101/2021.03.05.434038 ) & DOI: 10.1186/s12879-020-05281-3) . Etwa in Helsinki und Dubai kommen Coronaspürhunde schon am Flughafen zum Einsatz.
Diese Methode könnte nach Ansicht der britischen Forscher dabei helfen, mehr als doppelt so viele Positivfälle aufzuspüren wie bislang. „Diese fantastischen Ergebnisse sind ein weiterer Beleg dafür, dass Hunde einer der zuverlässigsten Biosensoren zur Erkennung des Geruchs menschlicher Krankheiten sind“, sagte Claire Guest von Medical Detection Dogs. Die Studie zeige das enorme Potenzial von Hunden im Kampf gegen das Coronavirus.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124077/Britische-Studie-Hunde-erschnueffeln-Coronainfizierte

EUROPA – DEUTSCHLAND: Diskussion um Coronaimpfung von Jugendlichen – 25.5.2021
Noch im Sommer wollen Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (beide CDU) Jugendliche gegen COVID-19 impfen lassen, um eine Rückkehr zum regulären Unterricht zu ermöglichen. Aus der FDP kam die Forderung, Eltern beim Impfen vorzuziehen.
In der Bild am Sonntag gab Spahn als Ziel aus, dass die Länder minderjährigen Schülern bis Ende August ein Impfangebot machten. „Weil für sie wegen der Zulassung nur ein bestimmter Impfstoff infrage kommt, müssen dafür genügend Biontech-Dosen reserviert werden“, sagte er. Das Impfen sei ein Weg zu regulärem Unterricht nach den Sommerferien.
Karliczek forderte, dass sich der Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag mit den Impfungen für Jugendliche befassen solle. „Es wäre wünschenswert, wenn es schon sehr zeitnah in allen Bundeslän­dern einen Impffahrplan für die Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren geben könnte“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Sie wolle, dass vor allem nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder „relativ normal“ be­ginnen könne. Auch allen Lehrkräften solle bis dahin „wirklich flächendeckend“ ein Impfangebot ge­macht werden, so Karliczek.
Auch die FDP-Bundestagsfraktion mahnte den Zeitungen zufolge an, Kinder und Jugendliche schnellst­möglich zu impfen. „Wir brauchen ein praktikables Konzept, das Impfungen vor Ort in den Schulen an­bietet und vor allem die Kinderärzte von Anfang einbindet“, sagte die FDP-Gesundheitsexpertin Katrin Helling-Plahr.
Der familienpolitische Sprecher der FDP, Grigorios Aggelidis, schlug außerdem vor, Eltern und ältere Ge­schwister nach der Aufhebung der Impfpriorisierung bevorzugt zur Impfung einzuladen. So könne ein Schutzwall um die Kinder errichtet werden, bis diese auch geimpft werden könnten.
Aus Sicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) stellt die angestrebte Rückkehr zum Präsenzunterricht keinen entscheidenden Grund für die Coronaimpfung von Kindern dar.
Im Vordergrund müsse die Frage stehen, wie hoch die Gefährdung der Kinder durch eine Infektion mit dem Coronavirus sei, sagte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens heute im Deutschlandfunk. Auch Pri­vatleben oder Urlaub mit den Eltern seien sekundäre Argumente, „die für sich alleine genommen keine ausreichende Begründung liefern, um jetzt alle Kinder zu impfen“.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124087/Diskussion-um-Coronaimpfung-von-Jugendlichen

EUROPA – ÖSTERREICH: Aus für Super-Datenregister bei Grünem Pass ist fix – Das Gesundheitsministerium bekräftigt die Streichung des strittigen Paragrafen. Zugeständnis soll SPÖ-Zustimmung sichern – Wiener Zeitung, 25-5-2021
Die umfassende Verknüpfung sensibler Daten im Zuge der für 4. Juni vorgesehenen Einführung des Grünen Passes wird nicht kommen. Im Gesundheitsministerium wurden am Pfingstmontag entsprechende Zusagen von Minister Wolfgang Mückstein (Grüne) bekräftigt. Der diesbezügliche, heftig kritisierte § 4 Absatz 8a im Gesetzesentwurf „kommt weg“, wurde der „Wiener Zeitung“ versichert. An der Änderung des Epidemie- und Covid19-Gesetzes für den Beschluss in einer Sondersitzung des Nationalrats am Mittwoch wurde im Laufe des Montags noch gearbeitet.
Mit dem Einlenken soll gewährleistet werden, dass die SPÖ ebenfalls zustimmt. Diese könnte die Regelung sonst im Bundesrat in der Sitzung am Donnerstag blockieren. Damit wäre die Installierung des Grünen Passes ab 4. Juni in Gefahr.
Auslöser für den nunmehrigen Wegfall des heiklen Paragrafen ist, dass dieser neben der Zusammenführung epidemiologischer Daten auch zur Schaffung eines Super-Datenregisters geführt hätte, in dem auch sensible Daten zum Erwerbsleben, Einkommen, Bildungsweg und Krankenstände verknüpft worden wären. Forscher halten das für eine bessere Pandemiebekämpfung für wichtig und notwendig. Datenschützern war das jedoch zu weitreichend, weil trotz Pseudonymisierung der Daten Rückschlüsse auch auf konkrete Personen möglich gewesen wären.
Nach einer Sitzung des Datenschutzrates am Freitag hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein schon eine Änderung seines ursprünglichen Gesetzesentwurfes und den Entfalls des strittigen Paragrafen in Aussicht gestellt. Die Streichung ist jetzt fix. Der geänderte Gesetzesentwurf sei „in finaler Abstimmung“, wurde am Pfingstmontag im Büro des Gesundheitsministers erläutert. Gleichzeitig wurde betont: „Dem Grünen Pass mit dem EU-konformen QR-Code steht nichts mehr im Wege.“
*** Einführung ab 4. Juni vorgesehen ***
Die türkis-grüne Koalition plant diesen ab 4. Juni, bevor die EU-weite Einführung ab Juli, die europaweit einheitliche Regeln für das Reisen bringen soll, kommt. Der geänderte Gesetzesentwurf kann am Mittwoch von ÖVP und Grünen direkt vor dem Beschluss im Plenum des Nationalrats eingebracht werden.
Voraussetzung für den Grünen Pass ab 4. Juni in Österreich ist aber der Sanktus der SPÖ, die einen Beschluss im Bundesrat zumindest theoretisch blockieren und das Vorhaben damit aufschieben könnte. Die SPÖ befürwortet die technische Lösung: „Wir wollen auch den Grünen Pass. Ja, wir unterstützen die Idee. Wir wollen aber auch, dass Datenschutzregeln gewahrt bleiben“, wurde der „Wiener Zeitung“ im SPÖ-Klub versichert.
*** SPÖ erwartet noch weitere Klarstellungen ***
Neben dem besonders umstrittenen Paragrafen für ein umfassendes Datenregister, der nun wegfallen wird, habe es noch andere Kritik am ursprünglichen Gesetzesentwurf des Gesundheitsministers gegeben. Auch in diesen Punkten wartet die SPÖ noch auf Klarstellungen in der geänderten Vorlage des Gesundheitsressorts bis zur Sondersitzung.
Dabei geht es vor allem um die Möglichkeit, dass Bewegungsprofile von Benutzern des Grünen Passes erstellt werden können. Gegen eine zentrale Erfassung der Bewegungsprofile einzelner Nutzer gibt es Widerstand der SPÖ, weil der Entwurf nicht sichergestellt habe, dass dies ausgeschlossen sei. Denn sonst könnte zentral nachverfolgt werden, wenn beispielsweise jemand zuerst beim Friseur, danach im Gasthaus und anschließend im Schwimmbad sei. Eine derartige Zentralerfassung von Bewegungsprofilen der Menschen im Wege des Grünen Passes wird als „überschießend“ kritisiert.
Ein weiterer Punkt betrifft die Vereinbarkeit des Grünen Passes in Österreich mit der künftigen EU-Regelung. Es müsse gesichert sein, dass die Lösung EU-kompatibel sei, sodass es für Österreicher keine Einschränkungen etwa bei Urlaubsreisen gebe.
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2105342-Aus-fuer-Super-Datenregister-bei-Gruenem-Pass-ist-fix.html
SIEHE DAZU
Datenregister für Pandemie kommt nun doch nicht – Mückstein: Umstrittener Paragraf wird aus Entwurf für Grünen Pass zur Gänze herausgestrichen – Wiener Zeitung, 21.5.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2105229-Datenregister-fuer-Pandemie-kommt-nun-doch-nicht.html
Mückstein erntet laufend mehr Kritik für Datensammlung – Auch die Sozialversicherungen lehnen die geplante Zusammenführung verschiedener Daten mit dem Grünen Pass ab Wiener Zeitung, 20.5.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2104948-Mueckstein-erntet-laufend-mehr-Kritik-fuer-Datensammlung.html
Grüner Pass: Corona-Status wird mit Einkommensdaten verknüpft – Datenschützer schlagen Alarm und überlegen eine Verfassungsklage. Gesundheitsminister Mückstein will Bedenken prüfen, sieht die Daten aber „zentral gut aufgehoben“. FPÖ und Neos zeigen sich alarmiert – Wiener Zeitung, 19.5.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2104716-Gruener-Pass-Corona-Status-wird-mit-Einkommensdaten-verknuepft.html
FERNER SIEHE Hans Zeger: Mega-Datenbank als Datenschutz-Satire – ARGE Daten, 25.5.2021
QUELLE: http://www.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=94876xus

24. Mai 2021, Pfingstmontag

ASIEN – SINGAPUR: „Akkurat innerhalb einer Minute“ Singapur testet Corona per Atemanalyse – n-tv, 24.5.2021
Menschenansammlungen vor Corona-Teststationen könnten vielleicht bald der Vergangenheit angehören – zumindest in Singapur. Der Stadtstaat lässt nun Corona-Tests per Atemanalyse zu. Die sollen das Virus innerhalb einer Minute nachweisen können.
Die ungeliebten Corona-Schnelltests durch Abstriche in Nase oder Rachen könnten demnächst vielleicht ersetzt werden: In Singapur haben die Gesundheitsbehörden einen neuartigen Atemtest vorläufig zugelassen, der das Virus „akkurat innerhalb einer Minute“ nachweisen soll, wie die National University of Singapore (NUS) am Montag mitteilte. Der Test wurde von der Firma Breathonix entwickelt.
Das von NUS-Absolventen gegründete Unternehmen arbeitet in der Probephase eng mit dem Gesundheitsministerium des südostasiatischen Stadtstaates zusammen. Das „BreFence Go Covid-19 Breath Test System“ soll den Angaben zufolge nun an der Grenze zwischen Malaysia und Singapur am so genannten Tuas Checkpoint bei Einreisenden verwendet werden.
„Der Atemtest kann einfach von geschultem Personal durchgeführt werden, erfordert aber kein medizinisch geschultes Personal oder Laborverarbeitung“, heißt es in der Mitteilung. „Eine Person muss nur in ein Einweg-Ventilmundstück pusten, das an einen hochpräzisen Atemprobenehmer angeschlossen ist.“ Der Atem wird dabei zur Messung in ein Massenspektrometer eingespeist. Das Gerät identifiziert flüchtige organische Verbindungen im Atem (VOC; volatile organic compounds) als Biomarker für eine Corona-Infektion. Ergebnisse werden in weniger als einer Minute generiert. Fällt ein Test in der Probephase positiv aus, wird zur Bestätigung ein PCR-Test durchgeführt.
In den vergangenen Monaten wurde die Breathonix-Technologie bereits erfolgreich unter anderem am Flughafen von Singapur und in Dubai stichprobenartig getestet. Auch andere Unternehmen arbeiten an Corona-Atemtests. So hat etwa die Firma Silver Factory Technology ein Gerät mit dem Namen „TracieX“ entwickelt, von dem ab Juni 200.000 Stück pro Monat produziert werden könnten. (ntv.de, can/dpa)
QUELLE: https://www.n-tv.de/panorama/Singapur-testet-Corona-per-Atemanalyse-article22573320.html

EUROPA – EUROPÄISCHE UNION: Die EU-Länder im Vergleich: Wer impft schneller gegen Covid-19? – Euronews, 24.5.2021
Die Daten wurden aus offiziellen Regierungsquellen und Medienberichten zusammengetragen. Es gibt keine zentrale Sammlung von Impfzahlen und nicht alle Länder veröffentlichen ihre Daten. In einigen Fällen können sie ungenau sein, da die einzelnen Länder die Impfdosen unterschiedlich zählen.
*** Wie viel Prozent der Bevölkerung ist vollständig geimpft? ***
Während Großbritannien bei der Gesamtzahl der verimpften Dosen in Europa an erster Stelle liegt, haben andere Länder beim Prozentsatz ihrer Bevölkerung, die vollständig gegen die Krankheit geimpft ist, die Nase vorn.
Großbritannien, das seinen ersten COVID-19-Impfstoff am 2. Dezember, fast drei Wochen vor der EU, zugelassen hat, ist mit der Immunisierung seiner Bevölkerung sehr schnell vorangekommen. Kleinere Länder wie Malta haben schnell aufgeholt, aber auch Ungarn ist mit seinen Impfungen schnell voran gekommen.
Interaktive Schaubilder (nicht verlinkbar):
* Corona-Impfkampagne in Europa – Anzahl der Erstinjektionen pro Land:
Österreich wies am 24.5. eine Impfrate von 45,5% der Bevölkerung über 18 Jahre auf: so viele Menschen waren in Österreich zumindest erstmalig geimpft, Deutschland wies an diesem Tag 47,5% als zumindest Erstgeimpfte seiner Bevölkerung aus.
* Fortschritt der Corona-Impfkampagne in Europa – Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung über 18 Jahre:
Österreich lag am 24.5. unter 30 europäischen Ländern auf dem 19. Platz mit einer vollständigen Durchimpfungsrate von 17.3 %, Deutschland auf dem 23. Platz mit einer Durchimpfungsrate von 16.3%
* Wann haben die einzelnen Länder ihre Impfkampagnen begonnen?
Russland (5.12.) und Großbritannien (8.12.) begannen früh, gefolgt von der Schweiz (23.12.), von Serbien (24.12.), Deutschland, Ungarn und der Slowakei (26.12). Am 27.12. starteten die Impfungen in den restlichen und damit meisten europäischen Staaten, darunter auch Österreich.
QUELLE (inkl. interaktiver Schaubilder): https://de.euronews.com/2021/05/24/eu-lander-im-vergleich-wer-impft-schneller-gegen-covid-19
SIEHE DAZU:
EU-Kommission: 70 Prozent Impfrate bis zum Sommer – Diskussionspapier der Brüsseler Behörde vor EU-Videogipfel – Wiener Zeitung/APA/dpa, 19.1.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/europa/2089268–EU-Kommission-70-Prozent-Impfrate-bis-zum-Sommer.html

23. Mai 2021, Pfingstsonntag

EUROPA – DEUTSCHLAND: RTL/ntv Trendbarometer: 35 Prozent der Befragten glauben, dass Deutschland die Corona-Pandemie weitestgehend überwunden hat / 20 Prozent haben große, 67 Prozent etwas Sorge vor einer vierten Welle – Mediengruppe RTL, 23.5.2021
Angesichts der sinkenden Zahl an Neuinfektionen und des Fortschritts beim Impfen gehen 35 Prozent der befragten Bundesbürger laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv davon aus, dass Deutschland die Corona-Pandemie, was das Infektionsgeschehen anbelangt, weitestgehend überwunden hat. Überdurchschnittlich häufig glauben dies die unter 30-Jährigen (47 %) sowie die Anhänger der FDP (50 %) und der AfD (49 %).
Die Mehrheit (60 %) glaubt jedoch nicht, dass Deutschland die Corona-Pandemie im Hinblick auf das Infektionsgeschehen weitestgehend überwunden hat. Von den über 60-Jährigen (73 %) sowie den Anhängern der SPD (72 %) und der Linkspartei (79 %) sind jeweils rund drei Viertel dieser Ansicht.
*** Sorge vor einer vierten Corona-Welle in Deutschland ***
Von den Befragten, die nicht davon ausgehen, dass Deutschland die Corona-Pandemie schon weitestgehend überwunden hat, machen sich 20 Prozent große Sorgen, dass wir hierzulande eine vierte Corona-Welle erleben werden. Zwei Drittel (67 %) sind diesbezüglich etwas besorgt. Keine Sorgen, dass wir in Deutschland eine vierte Corona-Welle erleben werden, machen sich 13 Prozent.
Die Meldungen sind mit der Quellenangabe RTL/ntv-Trendbarometer frei zur Veröffentlichung.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL am 20. und 21. Mai 2021 erhoben. Datenbasis: 1.011 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte. QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52950620-rtl-ntv-trendbarometer-35-prozent-der-befragten-glauben-dass-deutschland-die-corona-pandemie-weitestgehend-ueberwunden-hat-20-prozent-haben-grosse-007.htm

22. Mai 2021, Samstag

21. Mai 2021, Freitag

MEDIZIN: Studie: Niedriger Vitamin-D-Status erhöht Coronarisiko nicht – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
Ein niedriger Vitamin-D-Status ist einer neuen US-Studie zufolge kein Risikofaktor für eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Zwar scheine es eine solche Verbindung zu geben, wenn man die Daten allein betrachte, erläutern die Forscher im Fachmagazin JAMA Open Network (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.11634 ).
Beziehe man aber Ein­fluss­­faktoren wie Alter, Geschlecht, Ethnizität, Body-Mass-Index, Blutdruck, Rau­cher­status und Wohnort mit ein, gebe es keinerlei Zusammenhang. Menschen mit vergleichsweise nie­drigem Vitamin-D-Spiegel haben demnach also kein höheres Risiko, sich mit SARS-CoV-2 anzustecken, als optimal mit dem Vitamin versorgte Menschen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124030/Studie-Niedriger-Vitamin-D-Status-erhoeht-Coronarisiko-nicht

AMERIKA – USA: Kai Stoppel: “Blatt scheint sich zu wenden” Laborthese zum Corona-Ursprung ist zurück – Nach WHO-Besuch in Wuhan: Laborthese „extrem unwahrscheinlich“ – Doch Experten fragen: wurde der Laborthese sorgfältig genug nachgegangen? – n-tv, 21.5.2021
Bis heute ist der Ursprung des Coronavirus unbekannt. Als am wahrscheinlichsten gilt bislang die Übertragung vom Tier auf den Menschen. Die These eines Laborunfalls hingegen wird oft als Verschwörungstheorie abgetan. Doch nun hauchen ihr Forscher neues Leben ein.
Bereits früh nach dem Auftreten der ersten Coronavirus-Fälle außerhalb Chinas kam die Frage auf: Woher stammt das Virus? Bis heute sind die genauen Umstände des ersten Ausbruchs unbekannt. Auf dem mittlerweile berühmten Wildtiermarkt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan wurde zunächst der Übertritt von Tier auf Mensch vermutet. Fledermäuse gerieten als Ursprungswirt in Verdacht, wie auch beim Vorgänger-Virus Sars. Von ihnen oder einem möglichen Zwischenwirt könnte der Erreger auf den Menschen übergesprungen sein. Covid-19 wäre damit eine sogenannte Zoonose.
Doch früh kam eine alternative These auf, die eines Laborunfalls – denn in Wuhan ist auch das Institut für Virologie Wuhan beheimatet, an dem an Sars und anderen Coronaviren geforscht wird. Und die Theorie, dass ein künstlich hochgezüchteter Erreger unbeabsichtigt aus dem Labor entweichen konnte, um eine Pandemie mit mittlerweile mehr als drei Millionen Toten auszulösen, erhält zuletzt Auftrieb. Denn erstmals ziehen auch renommierte Virologen einen Laborunfall als Ursprung öffentlich in Betracht.
Dabei schien das Thema eigentlich so gut wie erledigt. Im März 2020 erteilten Forscher im Fachmagazin „Nature“ der Laborunfallthese eine Absage. …
*** Laborunfallthese bleibt „tragfähig“ ***
Doch die mitunter als Verschwörungstheorie gebrandmarkte These wird nun teilweise rehabilitiert: Im Wissenschaftsmagazin „Science“ wurde ein Brief von 18 Wissenschaftlern veröffentlicht, in dem weitere Bemühungen bei der Suche nach dem Ursprung von Covid-19 gefordert werden – was auch die Überprüfung der Laborunfallthese mit einschließen soll. Diese sei, wie die Theorie eines tierischen Ursprungs, weiterhin „tragfähig“. Die Forscher vermeiden es in dem Brief jedoch, sich für eine der beiden Thesen auszusprechen.
Darin unterscheidet sie sich von der internationalen Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die in Wuhan nach der Herkunft von Sars-CoV-2 gesucht hatte. In ihrem Abschlussbericht wurde der tierische Ursprung des Erregers als „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“ bezeichnet. Ein Laborunfall, urteilten die Experten, sei hingegen „extrem unwahrscheinlich“.
Dies blieb nicht lange unwidersprochen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus höchstselbst hatte daraufhin eine weitere Untersuchung der Laborunfall-Hypothese gefordert – aus den USA und der Europäischen Union kamen ähnliche Aufrufe. Auch die Autoren des „Science“-Briefes bemängeln, dass die WHO-Ermittler der Laborunfallthese nicht genug Raum gegeben hätten. Sie fordern eine neue, transparente und objektive Untersuchung, die von unabhängiger Stelle überprüft werden soll. …
QUELLE: https://www.n-tv.de/wissen/Laborthese-zum-Corona-Ursprung-ist-zurueck-article22567573.html
SIEHE DAZU u.a.:
Klaus Taschwer: Neue Indizien für Hypothese, dass Sars-CoV-2 im Labor entstand –
Wissenschaftsautor Nicholas Wade präsentiert Hinweise, die für einen Unfall bei der sogenannten Gain-of-Function-Forschung sprechen. Beweise bleibt er schuldig – Der Standard, 12.5.2021

QUELLE: https://www.derstandard.de/story/2000126579958/neue-indizien-fuer-hypothese-dass-sars-cov-2-im-labor
Another Group of Scientists Calls for Further Inquiry Into Origins of the Coronavirus NYT, 13.5.2021
Researchers urge an open mind, saying lack of evidence leaves theories of natural spillover and laboratory leak both viable.

QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nytimes.com/2021/05/13/science/virus-origins-lab-leak-scientists.html

EUROPA – EUROPÄISCHE UNION: Gerald John: Forscher erwarten trotz Impfungen neue Corona-Welle im Herbst – 21.5.2021
Wegen Lücken bei der Immunisierung wird das Virus wieder um sich greifen, prognostiziert ein Expertenpapier. Die Welle werde zwar kleiner ausfallen, aber Einschränkungen des Alltags nötig machen.
Steigende Impfraten, sinkende Infektionszahlen, der nahende Sommer: Im Kampf gegen das Coronavirus stehen die Zeichen günstig. Ist die Pandemie endlich überwunden?
Ein Team von Forschern aus verschiedenen EU-Staaten dämpft den Optimismus. Selbst bei optimistischen Annahmen kommen die Experten in Modellrechnungen zum Schluss, dass die Pandemie trotz Impfungen wiederaufleben werde. Dies werde von Neuem Restriktionen im Alltag notwendig machen, heißt es in der Untersuchung, die vorerst als noch nicht begutachtetes Preprint veröffentlicht wurde. Je nach Annahme müssten die sozialen Kontakte um 29 bis 69 Prozent reduziert werden.
*** Impfung wirkt bei chronisch Kranken schlecht ***
„Die Pandemie ist noch nicht bewältigt“, sagt Thomas Czypionka vom österreichischen Institut für Höhere Studien (IHS), der an dem Papier mitgeschrieben hat. „Es wird im Herbst und Winter eine weitere Welle geben.“ Die Wissenschafter erklären dies mit den Lücken in der Immunisierung der Bevölkerung: Ein Teil lässt sich gar nicht impfen, bei einem anderen wirkten die Vakzine nur begrenzt. Letzteres gelte vor allem für chronisch kranke Menschen, von denen es in Österreich 2,8 Millionen gibt, erläutert Czypionka, so etwa für Tumorpatienten oder Menschen nach Nierentransplantationen: „Bei manchen funktioniert der Schutz durch die Impfung nicht gut genug.“
Dass die Corona-Impfstoffe genauso wie Vakzine gegen andere Krankheiten keinen hundertprozentigen Schutz bieten, zeigt auch der Nebenwirkungsbericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Demnach wurden bei Vollimmunisierten bisher 80 Covid-Fälle gemeldet, 20 davon verliefen schwer. Acht Betroffene, überwiegend alte Menschen, starben. Eine Person war in Lebensgefahr, elf landeten im Spital.
Zur Einordnung: Derzeit haben 1,16 Millionen Menschen in Österreich den vollständigen Impfschutz. Folglich kommt auf 14.500 vollimmunisierte Personen ein Impfdurchbruch. Gezählt werden aber nur Menschen mit Symptomen. Eine Infektion ohne erkennbare Erkrankung gilt nicht als Durchbruch.
*** Intensivstationen wieder am Anschlag ***
Um zu verhindern, dass das Virus in anfälligen Gruppen um sich greift, werde mit Anbruch der kälteren Jahreszeit kein Weg an allgemeinen Einschränkungen – auch für geimpfte Menschen – vorbeiführen: „Es wird notwendig sein, die Freiheit wieder ein Stück zu nehmen.“ Czypionka denkt da etwa an die Begrenzung von Massenveranstaltungen und die wohlbekannte FFP2-Masken-Pflicht, sofern diese im Sommer fallen sollte. Überdies sollten die Tests aufrechterhalten bleiben – weniger in Form der Eintrittstests als für permanentes Screening.
Wird sich das Virus tatsächlich wieder so stark ausbreiten, dass dies nötig ist? Die Welle im Herbst werde kleiner ausfallen als die bisherigen, prognostiziert Czypionka, doch eines dürfe nicht übersehen werden: Anders als im letzten Winter drohten sich zu Covid die Grippewelle und andere Atemwegserkrankungen zu gesellen. Ohne Gegenmaßnahmen könnten die Intensivstationen deshalb wieder an die Grenze der Belastbarkeit geraten, warnt der Experte: „Ich fürchte allerdings, dass das Verständnis der Bevölkerung für neuerliche Restriktionen äußerst begrenzt sein wird.“
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000126793856/forscher-erwarten-trotz-impfungen-neue-corona-welle-im-herbst

EUROPA – SCHWEDEN: COVID-19: Seroprävalenz erreicht in Stockholm vor Impfbeginn 20 % – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
In der schwedischen Hauptstadt hat sich im 1. Jahr der Pandemie jeder 5. Erwachsene mit SARS-CoV-2 infiziert und dabei vermutlich ausreichend neutralisierende Antikörper gebildet, um vor einer weiteren Infektion (vorerst) geschützt zu sein. Dies zeigen Untersuchungen des Karolinska Instituts im Journal of Internal Medicine (2021; DOI: 10.1111/joim.13304 ).
Schweden hat bekanntlich weitgehend auf staatliche Maßnahmen gegen COVID-19 verzichtet und auf die freiwillige Initiative der Bevölkerung gesetzt. Erst während der 2. Welle im Winter wurden die Öff­nungszeiten einiger Geschäfte verkürzt. Die Folge war eine deutlich höhere Zahl von Erkrankungen und Todesfällen an COVID-19 als in den benachbarten skandinavischen Ländern. Falls hinter der Strategie die Hoffnung stand, auch ohne Impfungen eine Herdenimmunität zu erreichen, ist die Rechnung nicht aufgegangen. Auch in der Hauptstadt Stockholm hat nur eine Minderheit eine Immunität entwickelt.
Das Karolinska Institut hat im Verlauf des letzten Jahres immer wieder Seroprävalenzstudien bei Blut­spendern und Schwangeren durchführen lassen. Die jetzt von Xaquin Castro Dopico und Mitarbeitern vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die Seroprävalenz langsam, aber stetig anstieg. …
Bis Ende Februar hatten in Schweden außer im Gesundheitswesen und bei älteren Personen (die nicht zu den Blutspendern gehören) kaum Menschen eine Impfung erhalten. Die Prävalenz von etwa 20 % dürfte demnach der natürlichen Immunität entsprechen, zu der es bei einer wenig gebremsten Epide­mie in der Metropole Stockholm mit 2,37 Millionen Einwohnern gekommen ist. Von einer Herdenimmu­nität war Schweden auch in der Hauptstadt weit entfernt. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124040/COVID-19-Seropraevalenz-erreicht-in-Stockholm-vor-Impfbeginn-20

EUROPA-GROSSBRITANNIEN: SARS-CoV-2 erhöht Schwangerschafts- und Geburts­komplikationen – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
In England war die Zahl der Früh- und Totgeburten bei Schwangeren, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, zuletzt doppelt so hoch wie bei anderen Erstgebärenden.
Eine Kohortenstudie im American Journal of Obstetrics and Gynecology (2021; DOI: 10.1016/j.ajog.2021.05.016 ) ermittelt zudem ein erhöhtes Risiko auf eine Präeklampsie und auf unge­plante Kaiserschnitte. Die Kinder mussten wegen der Frühgeburten häufiger im Krankenhaus behandelt werden.
Ein erhöhtes Risiko für Schwangere durch SARS-CoV-2 war früh befürchtet worden, da auch die Influenza das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko für die Mutter und damit das Kind erhöht. Während der Spani­schen Grippe soll jede 2. Schwangere bei einer Infektion gestorben sein.
Auch während der H1N1-Pande­mie von 2009 gehörten Schwangere zu den Hauptleidtragenden. Die Ergebnisse einer kürzlich in JAMA Pediatrics (2021; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.1050 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] ) veröffent­lichten Kohortenstudie ließen befürchten, dass COVID-19 hier keine Ausnahme macht.
Ein Team um Aris Papageorghiou von der Universität Oxford ermittelte bei einem Vergleich von 706 infizierten und der doppelten Anzahl von nicht infizierten Schwangeren ein erhöhtes Risiko von Prä­eklampsie, Frühgeburt und neonataler Morbidität.
Die jetzt von einem Team um Asma Khalil vom St. George’s Hospital in London vorgestellte Auswertung der Klinikregister bestätigt die Befürchtungen. Von 342.080 Frauen, die zwischen Juni 2020 bis Ende Januar 2021 von einem einzelnen Kind entbunden wurden, waren 3.527, also 1,03 %, mit SARS-CoV-2 infiziert. Insgesamt 30 Kinder wurden tot geboren. Die Inzidenz von 8,5/1.000 war mehr als doppelt so hoch wie bei den nicht-infizierten Schwangeren (3,4/1.000). Khalil ermittelt eine adjustierte Odds Ratio (aOR) von 2,21, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,58 bis 3,11 signifikant war.
Auch die Zahl der Frühgeburten war mit 12,1 % gegenüber 5,8 % bei den nicht-infizierten Schwangeren erhöht (aOR 2,17; 1,96 bis 2,42). Bei den mit SARS-CoV-2 infizierten Schwangeren kam es auch häufiger zu einer Präeklampsie/Eklampsie (3,9 % versus 2,5 %, aOR 1,55; 1,29 bis 1,85). Die Zahl der ungeplanten Kaiserschnitte war mit 27,6 % gegenüber 18,5 % ebenfalls erhöht (aOR 1,63; 1,51 bis 1,76).
Die Kinder mussten nach der Geburt häufiger über 3 Tage oder länger in Krankenhaus bleiben (25,8 % versus 17,0 %; aOR 1,57, 1,44 bis 1,72) oder innerhalb der ersten 6 Lebenswochen erneut hospitalisiert werden (4,3 % versus 3,1 %; aOR 1,39; 1,10 bis 1,76).
Die neonatalen Komplikationen waren allerdings vollständig auf die erhöhte Frühgeburtlichkeit zurück­zu­führen. Hinweise auf eine Schädigung der Neugeborenen durch das Virus fand Khalil nicht.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124065/SARS-CoV-2-erhoeht-Schwangerschafts-und-Geburtskomplikationen

EUROPA – DEUTSCHLAND: Mit 37,9% Geimpfter überholft Deutschland andere EU-Staaten beim Impffortschritt dank Arztpraxen – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021

QUELLE und COPYRIGHT 2021: Deutsches Ärzteblatt

Im europäischen Vergleich konnte die Coronaimpfkampagne in Deutschland seit April an Fahrt aufnehmen. Das geht aus einer Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
Der Impffortschritt in Deutschland liegt demnach nun über dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU), während Deutschland in der ersten Märzwoche noch 9,6 Prozent unter dem EU-Durchschnitt bei den täglichen Impfungen pro eine Million Einwohner lag.
Seit dem 6. April 2021 nehmen in Deutschland die ärztlichen Praxen an der Impfkampagne gegen die COVID-19-Pandemie teil. Zuvor wurde nur in Impfzentren geimpft. Schon in der ersten Maiwoche (KW 18) konnten in Deutschland laut Zi durch die Einbindung der Arztpraxen bereits 19,1 Prozent mehr täg­liche Impfungen als im EU-Schnitt durchgeführt werden.
Auch im direkten Vergleich mit den anderen größten EU-Staaten (über 30 Millionen Einwohnende: Po­len, Italien, Spanien und Frankreich) ist nicht nur das tägliche Impftempo deutlich gestiegen, sondern auch eine höhere Durchimpfungsquote bezogen auf die Bevölkerung mit mindestens einer Impfdosis erreicht worden.
Da die EU-Länder vergleichbar viele COVID-19-Impfstoffdosen aus den gemeinsamen Verträgen erhal­ten, sei dieser Vorsprung vor allem auf die gemeinsame Impfkampagne der Impfzentren und ärztlichen Praxen in Deutschland sowie zum Teil auf die Ausweitung des Zweitimpfungsintervalls im Rahmen der STIKO-Empfehlung zurückzuführen, so das Zi. Im europäischen Vergleich zeige sich somit, dass in Deutschland mit den vorhandenen Impfstoffmengen besonders effizient umgegangen wird.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124050/Deutschland-ueberholt-andere-EU-Staaten-beim-Impffortschritt-dank-Arztpraxen
SIEHE DAZU
a) ZDF: stets aktualisierten Impfraten in Deutschland:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-impfung-daten-100.html
b) Robert Koch Institut: Näherungswerte statt einheitlicher Erfassung der Impfraten in Deutschland:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Impfstatus/impfstatus_node.html

EUROPA – DEUTSCHLAND: Fast elf Millionen Deutsche vollständig gegen SARS-CoV-2 geimpft – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
Fast elf Millionen Deutsche sind bereits vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom heute (Stand: 10.20 Uhr) wurden gestern 910.374 Men­schen immunisiert, 465.678 davon bekamen ihre zweite Dosis.
Damit lag der Anteil der Zweitimpfungen bei über der Hälfte. Den Angaben zufolge sind somit bisher 39,3 Prozent (32,7 Millionen) der Deutschen mindestens einmal und 13,1 Prozent (10,9 Millionen) vollständig geimpft.
Je nach Bundesland variiert die Impfquote. Die höchste Quote an mindestens Erstgeimpften verzeichnet das Saarland mit 43,4 Prozent. Sachsen liegt mit 34,3 Prozent leicht hinter den anderen Bundesländern zurück.
Während das Saarland jedoch auch bei der Berücksichtigung der Zweitimpfungen beim Impftempo an der Spitze liegt, läuft die Kampagne laut RKI in Brandenburg am langsamsten.
Die Impfkampagne in Deutschland hat Ende vergangenen Jahres begonnen. Zunächst waren Menschen über 80, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und medizinisches Personal an der Reihe.
Unter anderem werden auch chronisch Kranke mit erhöhtem Risiko für einen schweren und tödlichen Verlauf bevorzugt geimpft. Ab 7. Juni soll die Impfpriorisierung in ganz Deutschland aufgehoben werden, in einigen Bundesländern auch schon etwas früher.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124055/Fast-elf-Millionen-Deutsche-vollstaendig-gegen-SARS-CoV-2-geimpft

EUROPA – DEUTSCHLAND: Corona und Psyche: Experten mahnen, junge Menschen besonders zu unterstützen – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
COVID-19 bringt auch eine Krise der psychischen Gesundheit mit sich. Geschlossene Bildungs­einrichtungen und die damit verbundene Einsamkeit, Schließungen der für studentische Nebenjobs wichtigen Branchen, Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und Zukunftsängste treffen vor allem junge Menschen hart.
„Datenerhebungen zeigen eine deutliche Zunahme von Depressionen oder Angstzuständen bei Kindern und Jugendlichen. Die Zahlen haben sich in Deutschen und einigen anderen Ländern verdoppelt, teil­weise sogar verdreifacht“, sagte Christopher Prinz vom OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusam­men­arbeit und Entwicklung) Berlin Centre, bei einer digitalen Diskussionsveranstaltung mit dem Titel“ Psychische Gesundheit in der Pandemie – Junge Menschen unter Druck“.
Generell sei die Zahl der psychischen Erkrankungen während der Coronakrise in sämtlichen Bereichen angestiegen. „Diese Entwicklung ist nicht überraschend, aber das Ausmaß ist es schon“ sagte Prinz. Ne­ben jungen Menschen hätten insbesondere arbeitslose Menschen, psychisch kranke Menschen, Selbst­ständige und Frauen, vor allem Alleinerziehende, die Homeschooling und Homeoffice gleichzeitig be­wältigen mussten, am meisten in der Pandemie gelitten. „Arbeiten und Lernen, das ausschließlich von zu Hause aus stattfindet, ist für alle ein gesundheitliches Risiko“, sagte Prinz.
Die Schulschließungen haben Prinz zufolge das Lernen in den 37 Ländern der OECD massiv gestört – be­troffen sind vor allem Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien. Die meisten Mit­glie­der der OECD gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen. „Bei den meisten Kindern aus prekären Verhältnissen bleiben die psychischen Probleme unerkannt“, betonte Prinz. In der Pandemie sei der Bedarf an Hilfe enorm gestiegen, gleichzeitig aber auch die Einschränkungen bei psychosozialen Diensten.
*** Schul- und Ausbildungsabbrüche müssen vermieden werden ***
Zu den Belastungen für junge Menschen kommt neben den Schul- und Hochschulschließungen Prinz zu­folge auch hinzu, dass im Pandemiejahr 2020 praktisch keine Ausbildungsstellen verfügbar waren sowie Studenten- und Ferienjobs weggebrochen sind. …
Julia Asbrand, Professorin für Klinische Kinder- und Jugendlichenpsychologie und -psychotherapie an der Humboldt Universität Berlin, wies auf die Versorgungsschwierigkeiten für psychisch kranke Heranwach­sende hin. „Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz waren immer schon lang, und werden immer län­ger.“ Sie verwies auf Umfragen von psychotherapeutischen Berufsverbände, die einen massiven Zuwachs an Hilfebedarf von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie aufzeigten. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124048/Corona-und-Psyche-Experten-mahnen-junge-Menschen-besonders-zu-unterstuetzen

EUROPA – DEUTSCHLAND: Coronaimpfnachweis: Falsche Eintragung und Nutzung falscher Impfpässe strafbar – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
Wer falsche Angaben in Impf-, Genesenen- und Testdokumente einträgt oder wer unrichtige Dokumente dieser Art nutzt, macht sich künftig strafbar. Das hat der Bundestag gestern am späten Abend mit dem Infektionsschutzänderungsgesetz beschlossen.
Danach soll die Nutzung unrichtiger Dokumente dieser Art mit Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe geahndet werden. Das Ausstellen unrichtiger Dokumente wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet.
Mit der Änderung wird nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) eine Strafbarkeits­lücke geschlossen. Bereits jetzt ist die Fälschung von Impfausweisen strafbar. Die Geld- und Freiheits­stra­fen für diese Art der Urkundenfälschung sind sogar noch schärfer.
Außerdem wird neu geregelt, dass Ärzte direkt nach der Impfung COVID-19-Zertifikate ausstellen könn­en. Nachträglich sollen neben Ärzten auch Apotheker Impfzertifikate ausstellen dürfen. Bei einer nach­träglichen Ausstellung von Nachweisen müssen Impfpass und Personalausweis vorgelegt und überprüft werden.
Der Antragsteller ist über die Konsequenzen der Vorlage unrichtiger Dokumente zu belehren. Ein Impf­pass kann nachträglich im Regelfall nur in räumlicher Nähe zum Ort der Impfung ausgestellt werden. Wenn ein Arzt oder Apotheker an der Echtheit eines Impfpasses oder an den Angaben darin zweifelt, ist er angehalten, kein Zertifikat auszustellen. „Entsteht der Verdacht, dass eine unrichtige oder gefälschte Impfdokumentation vorgelegt wird, ist die Ausstellung zwingend zu unterlassen“, heißt es im Gesetz.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte betont, dass Fälschungen kein Kavaliersdelikt seien. Falschangabe aus Gefälligkeit sollten geahn­det werden. „Nur wer wirklich geimpft, genesen oder negativ getestet ist, kann andere kaum noch infizie­ren“, so Spahn.
*** Ausstellung des digitalen Impfpasses nicht verpflichtend ***
Der Neuregelung zufolge dürfen Ärzte und Apotheker künftig auch ein digitales Coronaimpfzertifikat ausstellen und dort auch bereits erfolgte Impfungen nach Prüfung nachtragen. Eine Pflicht, wie zunächst vorgesehen, besteht demnach aber für die Ärzte und Apotheker offenbar nicht. Im Gesetzestext steht da­zu, dass eine „Verpflichtung“ dazu nur dann besteht, wenn sich die Ärzte dazu „bereit erklären“. Das wür­de im Umkehrschluss bedeuten, dass es keine Verpflichtung gibt. …
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123979/Coronaimpfnachweis-Falsche-Eintragung-und-Nutzung-falscher-Impfpaesse-strafbar

EUROPA – DEUTSCHLAND: Bundesverfassungs­gericht weist Eilanträge gegen Coronanotbremse ab – Deutsches Ärzteblatt, 21.5.2021
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat gestern Nachmittag mehrere Eilanträge ge­gen die Coronanotbremse abgewiesen. Die Regelungen hätten „eine nachvollziehbare Grundlage“ und könnten sich auf die bisherigen Erfah­rungen mit der Pandemie stützen.
Nach einer Folgenabwägung wögen die Belastungen durch Kontakt­- und Öffnungsbeschränkungen für den Einzelhandel nicht schwerer als das mit der Notbrem­se verfolgte Ziel des Infektionsschutzes. (Az. 1 BvR 900/21, 1 BvR 968/21 und weitere).
Im ersten Fall wollte der Antragsteller erreichen, dass das Bundesverfassungsgericht die Einschränkung privater Zusammenkünfte aufhebt. Hierzu betonten die Karlsruher Richter, dass diese in vielen Landkrei­sen gar nicht gelten, weil die Sieben-Tage-Inzidenz dort unter 100 liegt.
Auch seien Zusammenkünfte mit älteren Angehörigen nun besser möglich, weil diese bereits geimpft seien oder sich jedenfalls impfen lassen könnten. Auch Kinder unter 14 Jahren seien von den Beschrän­kungen ausgenommen.
Auf der anderen Seite sei zu berücksichtigen, dass sich das Coronavirus überwiegend über die Atemluft in Räumen überträgt. Vor diesem Hintergrund habe der Antragsteller unzumutbare persönliche Nachteile nicht dargelegt.
Auch bei den Öffnungsbeschränkungen für den Einzelhandel wiege nach einer vorläufigen Folgenabwä­gung die Bekämpfung der Coronapandemie schwerer als die Umsatzverluste der Händler.
Zur Begrün­dung verwiesen die Karlsruher Richter auch hier auf das Ziel, Kontakte in Innenräumen zu be­schränken. Eine völlige Schließung gebe es zudem nur bei einer Sieben-Tage-Inzidenz über 150; zwi­schen 100 und 150 seien Verkäufe nach vorheriger Terminvereinbarungen möglich.
In beiden Verfahren behielt sich das Bundesverfassungsgericht eine genauere Prüfung der Verfassungs­mäßigkeit im Hauptverfahren aber vor. Eine weitere Beschwerde gegen die Einschränkung kultureller Veranstaltungen wiederum wies das Bundesverfassungsgericht als unzureichend begründet ab.
Ein Schüler, der sich gegen Schulschließungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 wandte, war davon bislang gar nicht betroffen, seine Beschwerde war daher ebenfalls unzulässig.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/124031/Bundesverfassungsgericht-weist-Eilantraege-gegen-Coronanotbremse-ab

Datenregister für Pandemie kommt nun doch nicht – Mückstein: Umstrittener Paragraf wird aus Entwurf für Grünen Pass zur Gänze herausgestrichen – Wiener Zeitung, 21.5.2021
Datenschützer werden aufatmen, Corona-Forscher eher aufseufzen. Im Rahmen einer geplanten Änderung des Epidemiegesetzes für die Installierung des Grünen Passes hätte ein Register mit sensiblen Daten geschaffen werden sollen. Nach heftiger Kritik wird ein entscheidender Paragraf nun aus dem Entwurf gekippt, wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) nach einem Austausch mit Experten am Freitagabend erklärte. Der Beschluss soll kommende Woche im Nationalrat fallen.
Entzündet hatte sich die Kritik von Datenschützen, aber auch innerhalb des Parlaments am geplanten §4, Absatz 8a., der weniger dem Grünen Pass selbst als Pandemiemanagement diente. Wie seit Monaten von Wissenschaftern gefordert, sollten epidemiologische Daten, also wer sich infiziert, mit Daten über das Erwerbsleben, das Einkommen, etwaige Arbeitslosigkeiten, den Bildungsweg, Reha-Aufenthalte und Krankenstände verknüpft werden. Die Daten sollten dabei pseudonymisiert werden, um keine Rückschlüsse auf konkrete Personen zu ermöglichen.
*** Kritik selbst von Befürwortern ***
Die Forscher erwarten sich durch ein solches Register, dass sie bessere Informationen im Pandemiemanagement erhalten, welche Gruppen sich eher infizieren, welche schwerer erkranken, ob spezielle Vorerkrankungen mit einem Virus besonders schädlich interagieren und so weiter. Seit Beginn der Pandemie steht die Forderung im Raum, um durch die gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse gezielter gegen das Virus vorgehen zu können. Dänemark etwa verfügt über derartige Registerdaten und ist mit weitaus weniger Schaden durch diese Pandemie gekommen.
Doch auch einige grundsätzliche Befürworter eines solchen Registers hatten den Entwurf als undurchdacht kritisiert. Datenschützer hatten moniert, dass trotz Pseudonymisierung Rückschlüsse auf konkrete Personen möglich sind, der Dachverband der Sozialversicherungsträger wollte seine Daten nicht weitergeben, man hätte für die Sicherheit der Daten nicht mehr garantieren können.
SP-Mandatar Christian Drobits hatte schon am Nachmittag nach einer Sitzung des Datenschutzrats berichtet, ein Vertreter des Gesundheitsministeriums habe zugesagt, dass der viel kritisierte §4, Absatz 8a ersatzlos gestrichen werde. „Das war ein wesentlicher Punkt der heutigen Sitzung“, berichtete Drobits im Gespräch mit der APA. Am Abend bestätigte nun Mückstein, dass der komplette Paragraf gestrichen werde.
*** SPÖ für Register für wissenschaftliche Forschung ***
Eine solche Datensammlung „hat nichts mit dem Grünen Pass zu tun, das war klar überschießend und würde die Büchse der Pandora öffnen“, sagte Drobits. Die SPÖ bekenne sich zu einer elektronischen Lösung für den Grünen Pass und habe auch Verständnis dafür, dass Forschung und Wissenschaft statische Daten brauchen, aber der Datenschutz müsse gewährleistet sein. Es müsse zudem eine analoge Lösung für den Grünen Pass geben und zudem sichergestellt werden, dass keine Bewegungsprofile erstellt werden können. Unklar ist für Drobits auch, warum in Österreich noch vor dem europäischen Pass ein eigener Pass eingeführt werde, der dann womöglich mit dem europäischen nicht kompatibel ist.
Um den Datenschutz zu gewährleisten, fordert die SPÖ unter anderem eine dezentrale Lösung analog zum europäischen Weg. „Einen Datenmoloch, in dem jedes Bewegungsprofil zentral gespeichert wird und die Nachverfolgbarkeit bis ins Privatleben der Bürger gegeben ist, wollen wir nicht. Das würde den gläsernen Menschen bedeuten, in dem jeder Wirtshaus- oder Friseurbesuch gespeichert wird“, sagte der stellvertretende Klubchef der SPÖ, Jörg Leichtfried. Es muss möglich sein, dass man anonymisierte statistische Daten sammelt, um seriöse wissenschaftliche Forschung zu ermöglichen. „Es ist in vielen anderen Staaten möglich, Daten für statistische und wissenschaftliche Zwecke zu sammeln und den Missbrauch auszuschließen. Das muss auch Österreich schaffen“, so Leichtfried.
Auch die Neos forderten nach der massiven Kritik rund um den österreichischen Grünen Pass, den Gesundheitsminister für die Sondersitzung kommenden Mittwoch auf: „Datenchaos beseitigen und zurück zum Start. Wir brauchen dringend eine datensichere Lösung, bei der die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs in die persönlichen Daten gegeben ist. Das, was hier allerdings von Gesundheitsminister Mückstein geplant ist, ist ein Datenschutz-Desaster.“ Es brauche eine Lösung, die Forschung ermöglicht, ohne den Schutz persönlicher Daten zu opfern, so Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. (sir/apa)
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2105229-Datenregister-fuer-Pandemie-kommt-nun-doch-nicht.html
Mückstein erntet laufend mehr Kritik für Datensammlung – Auch die Sozialversicherungen lehnen die geplante Zusammenführung verschiedener Daten mit dem Grünen Pass ab Wiener Zeitung, 20-5-2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2104948-Mueckstein-erntet-laufend-mehr-Kritik-fuer-Datensammlung.html
Grüner Pass: Corona-Status wird mit Einkommensdaten verknüpft – Datenschützer schlagen Alarm und überlegen eine Verfassungsklage. Gesundheitsminister Mückstein will Bedenken prüfen, sieht die Daten aber „zentral gut aufgehoben“. FPÖ und Neos zeigen sich alarmiert – Wiener Zeitung, 19.5.2021
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2104716-Gruener-Pass-Corona-Status-wird-mit-Einkommensdaten-verknuepft.html

EUROPA – ÖSTERREICH: Corona: Krise konvertierte Österreicher zu konformen Konservativen – Konservative Werte im Aufwind, hedonistische Einstellungen weniger verbreitet als vor der Pandemie – Im Vordergrund jetzt: „deutliche Pandemiemüdigkeit“, Unzufriedenheit mit den Regierungsmaßnahmen, geschwundenes Solidaritätsgefühl mit Mitmenschen – Science-APA, 21.5.2021
Die Covid-19 Pandemie verstärkt den Trend, dass die Österreicher zunehmend konservativer werden und Konformität schätzen, zeigen Salzburger Forscher in der internationalen Studie „Value in Crises – Austria“. Dass die Menschen hierzulande unabhängiger werden und sich dem Genussstreben hingeben könnten, rücke immer mehr in den Hintergrund. Außerdem starteten sie als „Zuversicht-Weltmeister“ in die Pandemie, resignieren aber mittlerweile leicht.
Laut Befragungen von über 2.000 Personen habe sich die Einstellung der Österreicher nach einem Jahr Pandemie bis April 2021 verändert. Bereits seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 ist ein Trend zu konservativen Werten erkennbar, und nach einem Jahr Coronakrise sind diese weiter im Aufwind, so die Forscher.
Außerdem gehen Werthaltungen wie Unabhängigkeit und Hedonismus, also das Streben nach Sinneslust und Genuss, zurück. Dagegen werde Konformität als Grundwert in der Bevölkerung stärker erkennbar, erklärte Wolfgang Aschauer vom Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie der Universität Salzburg, der die Studie in Österreich gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Seymer und Soziologen der Universitäten Graz und Linz durchgeführt hat.
*** Geringe Angst im Mai 2020 ***
Im internationalen Vergleich war Österreich zu Beginn der Pandemie „Zuversichts-Weltmeister“, so der Forscher in einer Aussendung. In keinem der anderen 16 Länder weltweit, wo solche Befragungen durchgeführt worden sind, wäre im Mai 2020 die Angst der Leute geringer gewesen, dass sie selbst oder Nahestehende lebensbedrohlich erkranken könnten. Auch wirtschaftliche Sorgen gab es hierzulande kaum.
Damals hätten die Menschen auch das staatliche Krisenmanagement als „gut“ angesehen. Seitdem hat die Unzufriedenheit mit den Regierungsmaßnahmen stark zugenommen, und die gefühlte Solidarität zwischen Mitmenschen ist geschwunden, erklären sie. „Bezüglich der Zukunftserwartungen stellte sich eine leicht resignierende Haltung ein“, erklärte Aschauer, der in den Umfrageergebnissen „deutliche Pandemiemüdigkeit“ konstatiert.
QUELLE: https://science.apa.at/power-search/14904747070233191392
SIEHE DAZU: https://data.aussda.at/dataset.xhtml?persistentId=doi:10.11587/H0UJNT

EUROPA – ÖSTERREICH: Coronakrise brachte Digitalisierungsschub für Unternehmen, aber nicht für alle – finanzen.at, 21.5.2021
Die Coronakrise hat nicht nur dem heimischen Handel massive Umsatzeinbußen beschert, sondern auch den Strukturwandel in Richtung Online beschleunigt. Die für den Einzelhandel relevanten Ausgaben der Österreicherinnen und Österreicher stagnierten im Jahr 2020 nominell bei 67,6 Mrd. Euro, unter Berücksichtigung der Inflation fielen sie damit um 1,3 Prozent. Von starken Online-Zuwächsen profitierten nicht alle, zeigt eine Branchenradar-Analyse für den Handelsverband.
In allen Branchen zeigt sich ein wesentlich stärkeres Wachstum der Online-Ausgaben im Vergleich zu den Ausgaben im stationären Handel, sagten Handelsverbandsobmann Rainer Will und Branchenradar-Geschäftsführer Andreas Kreutzer in einem Onlinepressegespräch am Freitag. So wurden beispielsweise 8 Prozent mehr Lebensmittel in Geschäften gekauft, aber der Online-Handel der Branche legte um 46 Prozent zu. Der Verkauf von Unterhaltungselektronik und IT schrumpfte in Geschäften leicht, während er online um ein knappes Fünftel zulegte.
„Ein totaler Irrtum“ sei aber die Erwartung gewesen, dass die Digitalisierung nun breit in der Wirtschaft ankommt und insbesondere die Kombination von Online und Stationär (Multichanneling) sich durchsetzt, sagte Kreutzer. Von 2019 auf 2020 sackte der Anteil dieser Geschäftsform von 22 auf 19 Prozent der Umsätze ab – weil das reine Digitalgeschäft viel schneller wuchs als die Kombination. „Profitiert haben einzig die ausländischen Onlinehändler“, kritisiert Kreutzer, deren Anteil am Onlinehandel sei auf 64 Prozent gestiegen.
Der Glaube, man könne „so nebenbei“ einen Onlinehandel aufziehen sei einfach falsch. Dazu brauche es ein spezielles Know-how und genug Kapital, um sich mit den besonderen Spielregeln auseinanderzusetzen, sagt Kreutzer. …
Manche Produkte eignen sich besser für Online als andere, der Wandel in Richtung Einkauf per Mausklick sei grundsätzlich nicht aufzuhalten, sind sich Will und Kreutzer einig. So rasant wie zu Zeiten geschlossener Geschäfte werde es aber nicht weitergehen, ein Teil der Online-Käufe werde wieder in den stationären Handel zurückkehren. …
Die Branchenradar-Untersuchung verweist darauf, dass die Ausgaben der Haushalte insgesamt, über den Handel hinaus, im Vorjahr um 14 Mrd. Euro geschrumpft sind. Berücksichtigt man, dass sie laut Vorhersagen um 5 Mrd. Euro anwachsen hätten sollen, errechne sich ein Verlust für die heimische Wirtschaft von 19 Mrd. Euro. …
QUELLE: https://www.finanzen.at/nachrichten/aktien/coronakrise-brachte-digitalisierungsschub-aber-nicht-fuer-alle-1030455197