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Die zurückliegende Woche war wiederum reich an Meldungen. Hier die geraffte Übersicht.
Für den eiligen Leser empfiehlt sich ein Blick auf die US-Inflationsentwicklung – und nicht nur dort – und die Stimmung an Aktienmärkten und beim US-Konsumenten. Anleihefreunde erwachen aus dem Tiefschlaf …
FUTUROLOGIE
* Gleichmäßige Arbeitsteilung als Zukunftsherausforderung. Das Institut für die detusche Wirtschaft sieht die Gesellschaft auf dem Weg dorthin.
INTERNATIONAL
* Staat, Erbschafts- und Vermögenssteuern. OECD besorgt über die in dieser Hinsicht herrschende Ungleichheit.
COMMENT: Einkommen – auch Finanzeinkommen – , nicht Vermögen und Erbschaften besteuern.
BÖRSEN
* SENTIX: keine Stimmungsumkehr, Korrekturbewegung dürfte anhalten.
* Inflation als Aktien-Börsengift. Ein interaktives Schaubild gibt Auskunft.
* Nachfrage nach Anleihen, speziell grünen, nimmt zu. Nicht zuletzt stecken Hedgefonds hinter den gestiegenen Anleihekäufen. Europäische Regierungen geraten langsam in Harnisch.
USA
* Inflationssorgen nehmen zu. Aber sie sind wohl – einstweilen – nicht von Dauer.
* Dem Konsumklima bekommt die ansteigende Inflation nicht so gut.
* Der Arbeitsmarkt nimmt es gelassen, aber dennoch gibt es sehr großen Arbeitsmangel, dem eine unbefriedigte Arbeitskräftenachfrage gegenübersteht: ohne Grundausmaß an Bildung wird man schwer Arbeit finden.
* Hackerangriff ließ für Tage den Benzinbedarf der USA unbefriedigt.
* Facebook vor juristischem Scherbenhaufen?
CHINA
* Bevölkerungswachstum im Reich der Mitte im Retourgang.
* Chinas Emissionen sind Spitze! Nun ja …
EUROPA – SCHWEIZ
* Bankpräsident fordert europäisches Pendant zu US-amerikanischen Investmentbanken.
EUROPA – EUROPÄISCHE UNION
* Schleppender Industriewirtschaftsgang im März.
DEUTSCHLAND
* Ungebrochener Wirtschaftsoptimismus, kräftige Konjunjunktursignale – so die Erwartungen.
* G DATA: Warnung vor weiter ausufernder Cyberkriminalität.
* Armut- und Reichtumsbericht – Wasser auf die Mühle der Vemögenssteuer-Freunde.
* Bargeld, Bargeld über alles – zumindest an den Kassen der deutschen Discounter, aber anders als man denkt:
wenn Bares an der Supermarkt-Kasse klingelt …
ÖSTERREICH
* Wirtschaft kommt in Fahrt – so die Erwartungen.
* Wer zahlt die Pandemie-Zeche? Die Reichen? Und wie?
* Schulden tun weh, vermutlich bald bei vielen noch viel mehr.
* Mit Schuld an der Privat-Schuldenentwicklung ist das Schuldenmachen – och, da schau! Aber es ist ja so modern! Dazu schlagen sich steigende Mietkosten – dank der überaus lockeren Geldpolitik. So hat diese neben positiven auch negative Auswirkungen: welche davon sind größer? Das ist die Kardinalfrage.
* Die Post ist da: mit Quartalsgewinnen.
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FUTUROLOGIE
Auf dem Weg in eine gleichmäßigere Arbeitsteilung – Institut für die deutsche Wirtschaft, 12.5.2021
Väter kümmern sich heute mehr um den Haushalt und um die Erziehung der Kinder als früher. Gleichzeitig ist das Modell, bei dem der Mann in Vollzeit und die Frau in Teilzeit oder in einem Minijob arbeitet, noch immer weit verbreitet. Ökonomisch sicherer und mit Blick auf den demografischen Wandel auch gesellschaftlich sinnvoller wären zwei Vollzeitverdiener oder Modelle vollzeitnaher Teilzeit – allerdings fehlen dafür oft die Rahmenbedingungen.
Um sich ökonomisch bestmöglich abzusichern, sollten in Familien beide Elternteile arbeiten. Dafür gibt es zwei Gründe:
Zum einen stieg die Scheidungsrate bis zum Jahr 2004 deutlich an und nimmt seitdem nur langsam wieder ab. In etwa einem Fünftel der Haushalte mit Kindern lebt heute nur ein Elternteil. Und Alleinerziehende sind besonders armutsgefährdet, wenn sie nicht oder nur wenig arbeiten können.
Zum anderen befindet sich die Wirtschaft im Wandel: Digitalisierung und Dekarbonisierung führen dazu, dass sich Berufe und Arbeitswelt stark verändern. Durch den Strukturwandel könnten Qualifikationen entwertet werden. Dadurch drohen in vermeintlich stabilen Familien, in denen nur ein Elternteil arbeitet, große ökonomische Risiken, wenn der Alleinverdiener seinen Job verliert.
Weitere Themen: 340.000 Kitaplätze für U3-Jährige fehlen – Elterngeld müsste überarbeitet werden
*** Änderung der elterlichen Rollenteilung ***
Auch eine veränderte Rollenteilung der Eltern könnte einen Beitrag leisten, um die Risiken wegbrechender Erwerbseinkommen stärker auf beide Partner zu verteilen: Untersuchungen zum Elterngeld zeigen, dass sich Väter langfristig stärker an der Betreuung von Kindern beteiligen, wenn sie sich aktiv in der Elternzeit engagieren, also mehrere Monate das Kind in den ersten Lebensjahren umfassend betreuen. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes belegen zudem, dass ein Viertel der Elterngeldbeziehenden im Jahr 2020 männlich war. Knapp 72 Prozent der Väter planen aber noch immer nur den minimalen Bezugszeitraum von zwei Monaten, die wenigsten Väter nutzen das Elterngeld für mehr als ein Jahr. Würde das Elterngeld weiterentwickelt, könnte das dazu beitragen, dass sich immer mehr Eltern Haushalt und Kindererziehung gleichmäßiger aufteilen. Denkbar wären beispielsweise mehr individuelle Elterngeldmonate in Kombination mit einem höheren Lohnersatz für die ersten Monate des jeweiligen Partners.
QUELLE: https://www.iwkoeln.de/presse/iw-nachrichten/beitrag/axel-pluennecke-auf-dem-weg-in-eine-gleichmaessigere-arbeitsteilung.html
INTERNATIONAL
Inheritance, estate and gift taxes could play a stronger role in addressing inequality and improving public finances – OECD, 11.5.2021
GRAPHIK: https://media-exp1.licdn.com/dms/image/C4E22AQHBbpYEkBj9xw/feedshare-shrink_800/0/1620759904795?e=1623888000&v=beta&t=EuORQ3Dln_ziRro33shZHAps6CXwKYAZbui5fffPyG4
Inheritance taxation can be an important instrument to address inequality, particularly in the current context of persistently high wealth inequality and new pressures on public finances linked to the COVID-19 pandemic, according to a new OECD report.
Inheritance Taxation in OECD Countries provides a comparative assessment of inheritance, estate and gift taxes across the 37-member OECD, and explores the potential role these taxes could play in raising revenues, addressing inequalities and improving the efficiency of tax systems in the future.
The report highlights the high degree of wealth concentration in OECD countries as well as the unequal distribution of wealth transfers, which further reinforces inequality. On average, the inheritances and gifts reported by the wealthiest households (top 20%) are close to 50 times higher than those reported by the poorest households (bottom 20%).
The report points out that inheritance taxes – particularly those that target relatively high levels of wealth transfers – can reduce wealth concentration and enhance equality of opportunity. It also notes that inheritance taxes have generally been found to generate lower efficiency costs than other taxes on the wealthy, and to be easier to assess and collect than other forms of wealth taxation.
QUELLE (mit interaktiver Graphik): https://www.oecd.org/newsroom/inheritance-estate-and-gift-taxes-could-play-a-stronger-role-in-addressing-inequality-and-improving-public-finances.htm
SIEHE DAZU:
https://www.oecd.org/tax/tax-policy/inheritance-taxation-in-oecd-countries-e2879a7d-en.htm
STUDIE – ONLINE-READ (149 Seiten): https://read.oecd-ilibrary.org/taxation/inheritance-taxation-in-oecd-countries_e2879a7d-en#page1
STUDIE (149-Seiten-PDF, Login-Pflicht): https://read.oecd.org/10.1787/e2879a7d-en?format=pdf
COMMENT: Vermögen und Erbschaften egalisieren sich mit der Zeit von selbst – das Einkommen ist zu besteuern. Volkswirtschaften brauchen aus wirtschaftlichen Gründen starke nationale Kapitalgeber. Das ist der Grund der zögerlichen Besteuerung von Vermögen und Erbschaften. Nur aus einem Fehlverständnis „sozialer Gerechtigkeit“ heraus sind Forderungen nach Vermögens- und Erbschaftssteuern verständlich.
Nachhaltig sind diese in ihrer Wirkung nämlich nicht: einmal wegversteuertes Vermögen ist – theoretisch gesehen – künftig nicht mehr als Steuerquelle vorhanden – oiweia!
Vermögensbasierte Investitionen jedoch generieren Einkommen – auch künftig und dies zum Wohl der Gemeinschaft / Gesellschaft.
Man frage einmal Vermögensberater und Vermögensverwalter von Familien, Unternehmen oder Organisationen nach der Entwicklung von Vermögen: auf einmal ist es weg, aufgeteilt auf Kinder und Kindeskinder, verloren durch teure Streitereien, verloren durch Fehlallokationen. Das kann ganz schnell gehen. Und dann ist da noch die Geschichte mit der berühmten dritten Generation, die außer Vermögen zu verprassen nichts kann. Aber es gibt auch dritte Generationen, die das sehr wohl können.
Die Geschichte kennt etliche Beispiele zum unvorhergesehenen Vermögensverlust. Eines dieser Beispiele stellt die Lebensgeschichte des Zündholzkönigs dar. Dazu lässt sich hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ivar_Kreuger
Nicht gewürdigt wird: Erbschaften & Vermögen entlasten Staaten in durchaus hohem Ausmaß hinsichtlich der staatlichen Altersvorsorge: sie senken die staatlichen Kosten für die Altersvorsorge, die durch ein Umlagesystem der Pensionsversicherungen nicht mehr gedeckt werden können.
Großbritannien und Deutschland sind für ihre schmalen Pensionen bekannt. Doch die dortigen Pensionistinnen können ihren Lebenssil halten dank ihres zeitlebens angesammelten Privatvermögen. Dieses ist in der Regel im Lebensalterabschnitt zwischen rund 60 bis 70 Jahren am größten. Sie tragen auf aggregierter Ebene nicht unwesentlich zu den bekannten statistischen Größen bei wie: 26, 30, 40% der Menschen einer Vorlkswirtschaft verfügen über 10, 5, 1 % der aggregierten Privatvermögen.
Vergessen wird, dass diese von den „goldenen Alten“ angesammelte Vermögen in nicht mehr so goldenen Lebensendphasen zumindest teilweise aufgezehrt wird. Grund für diesen aus privater Sicht Vermögensverschleiß – der in anderer Hinsicht volkswirtschaftlich Einkommen generiert! – sind erhöhter bis sehr hoher Pflegebedarf im Alter und Behandlungskosten schwerer oder chronischer Krankheiten: hier kommt es zwangsläufig zur Umverteilung von Vermögen zu Einkommen der an der Pflege und Therapie teilhabenden Gesellschaftsanteile.
Die Zugriffsfreudigkeit des Staates auf das Vermögen der jetzt jungen Generation stellt in meinen Augen eine ziemlich freche Anmaßung des Staates dar; dies im Hinblick darauf, dass die jungen Menschen heute im Alter von 20 bis 30 Jahren kaum mehr auskömmliche Pensionsanwartschaften durch fortlaufende Arbeitsanstellungen erwerben können werden. Ihnen nimmt man die Möglichkeit, wenn sie ins Erbenalter von rund 50 Jahren gelangt sein werden, ausreichend erben zu können, um dann eine lebensstilgerechte Lebensführung zu führen, wenn sie selbst zu Pensionist*innen geworden sein werden.
Das sei ungerecht, da ungleichheitsfördernd, so sehen das die einen. Man könne diese Ungleichheit ja durch Vermögens- und Erbschaftssteuern mildern. Zugleich entreichert man die Volkswirtschaft und entrechtet die Bürger*innen. Diese werden zu Almosenempfängern von Renten und Subventionen. Da wird dann auf Herz und Nieren geprüft werden, was das Zeug hält. So sehen das die anderen.
BÖRSEN
SENTIX-Sentimente: Keine wirklich neue Situation – Sentix, 16.5.2021
Das Sentiment für US-Aktien bleibt moderat bearish und quittiert damit die jüngste Schwäche am US-Aktienmarkt. Die Volatilitäten sind angestiegen, das P/C Ratio hat die letzten Umkehrniveaus touchiert. Im Strategischen Bias zeigen sich noch keine Schnäppchenjäger. Dies spricht für eine anhaltende Korrekturbewegung. Der europäische Aktienmarkt profitiert von „weniger Technologie“. Trotzdem könnte der Rentenmarkt auch hier zum Spielverderber werden.
Weitere Ergebnisse: Bonds: Neues 52-Wochentief im Bias, Bitcoins: Negativer Sentimentimpuls
QUELLE: https://www.sentix.de/index.php/sentix-Weekly/ergebnisse-des-sentix-global-investor-survey-kw-20-2021.html
Alexander Trentin: Der Chart des Tages – Das Inflationsgespenst des Fed – Finanz & WIrtschaft, 14.5.2021
Zwar läuft die Konjunktur gemäss Indikatoren wie den Einkaufsmanagerindizes rund. Doch der Aufschwung sorgt für Verwerfungen, die manche Marktakteure stark verunsichern. Denn es wird immer schwieriger, die Nachfrage zu bedienen. Vorprodukte werden knapp, und auch die Konsumentenpreise ziehen an. In den USA ist die Teuerung deutlich stärker als erwartet gestiegen.
Optimisten glauben, dass sich das Anziehen der Inflation nur als vorübergehendes Phänomen entpuppen wird. Man müsse einfach warten, bis die Unternehmen ihre Kapazitäten ausgebaut haben und die Lieferketten wie gehabt funktionieren. Der Anleihenmarkt zeichnet aber ein anderes Bild: Die amerikanischen inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS) sind als Hedge gegen die Teuerung nun bei Anlegern stark nachgefragt. Das senkt die Rendite und erhöht die implizierte Inflationserwartung. Sie ist von fast 0% im März 2020 gerade zu explodiert. Mitte Woche notierte sie kurzfristig auf über 2,8% und damit so hoch wie zuletzt vor sechzehn Jahren.
QUELLE (interaktive Graphik, ZAHLPFLICHT): https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2054/
Frank Heiniger: Der Chart des Tages Verwöhnte Anleger – Finanz & Wirtschaft, 11.5.2021

GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/05/screenshot-2021-05-10-160850-640×419.jpg
Am europäischen Aktienmarkt nähert sich die Berichtssaison langsam ihrem Ende. Gemessen an der Marktkapitalisierung haben bereits 90% der Unternehmen im MSCI Europe die Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 60% der Unternehmen haben die Gewinnerwartungen der Analysten um mindestens 5% übertroffen, während 19% die Prognosen um mehr als 5% verfehlt haben. Diese Nettodifferenz von 41 Prozentpunkten markiert den höchsten Wert seit mindestens 2007 – so weit, wie die Erhebung von Morgan Stanley zurückreicht. Auf Ebene der einzelnen Branchen waren es vor allem Gesellschaften aus den Sektoren Finanz und zyklischer Konsum, die mit starken Zahlen aufwarten konnten.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2052
Anna Hirtenstein: HINTERGRUND/Hedgefonds blähen Nachfrage nach Euro-Anleihen auf – DJN, 11.5.2021
Europäische Regierungen wollen die Beteiligung von Hedgefonds am Markt für die Emission neuer Staatsanleihen begrenzen. Die Nachfrage dieser Hauser nach solchen Papieren war zuletzt stark gestiegen.
Den Vorstoß der Regierungen lösten ungewöhnlich große Käufe durch Hedgefonds aus, die dann möglicherweise – manchmal innerhalb von Stunden – mit Gewinn an die Europäische Zentralbank (EZB) weiter verkauft werden, wie Finanzexperten berichten. Die Auftragsbücher, die die Nachfrage nach neuen Anleihen registrieren und helfen, die Preise zu bestimmen, haben sich aufgebläht, seit Hedgefonds begannen haben, sich auf diesen Handel zu stürzen.
*** Spanien und Italien setzen Obergrenzen fest ***
Die Finanzagenturen von Spanien und Italien haben Obergrenzen von 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro für Aufträge von Hedgefonds für Anleihen festgelegt, die direkt von den Ländern auf dem Primärmarkt ausgegeben werden, so Banker, die an den Geschäften gearbeitet haben. Auch Frankreich habe die Auftragsgrößen begrenzt, bestätigt ein Beamter.
Millennium Management, Brevan Howard, Doubleline, Tenaron Capital und Bluebay gehören zu den Hedgefonds, die in den vergangenen Monaten auf dem Primärmarkt für Staatsanleihen aktiv waren, so die Banker. Einige Hedgefonds hätten Aufträge für Anleihen im Wert von bis zu 3 Milliarden Euro in einem einzigen Angebot abgegeben, was weit mehr ist, als sie realistischerweise kaufen können.
*** Emittenten meiden normalerweise Kurzfrist-Investoren ***
Große Investmentfirmen, Pensionsfonds, Versicherer und die Finanzabteilungen der Banken sind normalerweise die größten Käufer von Staatsanleihen auf dem Primärmarkt. Länder, die Anleihen ausgeben, versuchen typischerweise, Investoren mit einem kurzfristigen Horizont zu vermeiden. Das liegt daran, dass heißes Geld, das schnell in und aus ihren Schulden fließt, die Kurse volatil machen und möglicherweise andere Käufer vertreiben kann, was ihre Kreditkosten erhöhen könnte.
Hedgefonds wurden zu größeren Akteuren auf dem europäischen Markt für Staatsanleihen, nachdem die EZB im vergangenen Jahr ein Programm zum Ankauf von bis zu 1,85 Billionen Euro an Schuldtiteln zur Stützung der Kreditmärkte initiiert hatte, und haben ihre Aktivitäten 2021 verstärkt. Die Zentralbank kauft Staatsanleihen nur auf dem Sekundärmarkt, was Investoren die Möglichkeit gibt, Anleihen direkt von den Regierungen zu kaufen und an die EZB weiter zu verkaufen.
*** Hedgefonds bekommen nur Bruchteil zugeteilt ***
Im Oktober zog die erste Emission von europäischen Staatsanleihen laut der EU-Kommission Aufträge über 233 Milliarden Euro an. Das war die höchste Summe, die jemals laut den Statistiken, die bis ins Jahr 2003 zurückreichen, verzeichnet wurden. Etwa 80 Prozent der Gebote kamen von Hedgefonds, so ein Banker, der an dem Geschäft gearbeitet hat. Die EU-Kommission sammelte letztendlich 17 Milliarden Euro ein.
Banken, die Schuldenverkäufe für Regierungen abwickeln, neigen dazu, weniger als 10 Prozent einer Emission an Hedgefonds zu vergeben. Die Hedgefonds erhalten typischerweise nur etwa 1 Prozent des gewünschten Volumens. Das wiederum ermutigt sie dazu, große Aufträge zu platzieren, so die Banker. Das bedeutet, dass ein Angebot über etwa 2 Milliarden Euro eine Zuteilung von rund 20 Millionen Euro bringen könnte.
*** Hedgefonds erschweren Preisbestimmung ***
Das steigende Interesse von Hedgefonds auf dem Primärmarkt macht es schwierig, den Preis für die Anleihen zu bestimmen. Es sei schwieriger, die tatsächliche Nachfrage abzuschätzen, so Benjamin de Forton von BNP Paribas.
Zum Beispiel erhielt Spanien im Januar Kaufaufträge über 130 Milliarden Euro für eine zehnjährige Anleihe. Doch als die Banker die endgültigen Bedingungen für den Verkauf ausarbeiteten und der vorgeschlagene Preis kletterte, halbierte sich die Nachfrage nach den Anleihen plötzlich. Das lag daran, dass Hedgefonds ihre Aufträge zurückzogen, da ihre ohnehin schon geringen Gewinnspannen schrumpften, so Banker.
Die Regierung sammelte schließlich 10 Milliarden Euro ein, wobei der Großteil der Käufer traditionelle Vermögensverwalter waren. Hedgefonds erhielten etwa 5,5 Prozent der verkauften Anleihen, wie Banker berichten, die an dem Geschäft beteiligt waren.
*** Gespräche mit Hedgefonds ***
Bluebay sei bereit, alle zum Kauf angebotenen Anleihen auch zu erwerben, bekräftigt eine Sprecherin. Millennium und Brevan lehnten eine Stellungnahme ab. Doubleline und Tenaron reagierten nicht auf mehrfache Bitten um Kommentare.
Laut Anthony Requin, Leiter von Frankreichs Schuldenmanagementagentur, hat sein Arbeitgeber im März die Banken gebeten, Gespräche mit Hedgefonds zu führen, um diese zu ermutigen, kleinere Aufträge zu erteilen. Firmen, die unrealistisch große Aufträge erteilten, würden mit einer kleineren Zuteilung bestraft als andere Firmen, die „vernünftige Aufträge“ erteilten, stellt er klar.
*** Schlechte Qualität des Orderbuchs ***
„Die Beziehung zwischen dem, was als gute Transaktion angesehen werden könnte, und der schieren Größe des Orderbuchs stimmt nicht mehr“, sagt Requin weiter. „Man kann mit einem explodierenden Auftragsbuch konfrontiert sein, das aber in Wirklichkeit von schlechter Qualität ist. In diesem Fall könnte es eine Herausforderung oder ein Risiko sein, den Preis zu straffen, wenn man auf eine Transaktion von einer bestimmten Größe abzielt.“
Italiens Finanzministerium sagte, dass es keine Obergrenzen gebe, „aber in unserem ständigen Dialog mit den Marktteilnehmern haben wir betont, dass es keine Vorteile bringt, die Aufträge aufzublähen.“ Spaniens Finanzagentur reagierte nicht auf Anfragen für einen Kommentar.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52839747-hintergrund-hedgefonds-blaehen-nachfrage-nach-euro-anleihen-auf-015.htm
Markus Frühauf: Nachhaltige Finanzen: Neue grüne Bundesanleihe stößt auf großes Interesse – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.5.2021
Trotz der Verkaufswelle am Anleihemarkt bleiben ökologische Schuldtitel des deutschen Staats sehr begehrt. Sie ermöglichen auch günstigere Zinskonditionen. Investoren fragen den neuen Titel mit 38,9 Milliarden Euro nach.
Grün ist auch am Anleihemarkt ein großer Verkaufsschlager. Davon hat der deutsche Staat am Dienstag profitiert, als er erstmals eine grüne Bundesanleihe mit 30-jähriger Laufzeit begeben hat. Das Emissionsvolumen von 6 Milliarden Euro fragten die Investoren mit 38,9 Milliarden Euro nach. Auch die beiden ersten grünen Bundesanleihen, eine über zehn Jahre, die andere über fünf Jahren, waren auf ein hohes Interesse am Finanzmarkt gestoßen. Dies sorgt für günstige Finanzierungskonditionen.
Die für die Schuldenverwaltung des Bundes zuständige Finanzagentur verfolgt bei grünen Anleihen das von ihr entwickelte Zwillingskonzept. Jedem für nachhaltige Ausgaben dienenden Titel steht eine konventionelle Anleihe gegenüber. Die grüne Anleihe mit 30-jähriger Laufzeit lag um 0,02 Prozentpunkte oder zwei Basispunkten unterhalb der Rendite der konventionellen Anleihe. Der Zinskupon des grünen Titels beträgt 0,0 Prozent. Allerdings liegt die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen derzeit mit knapp 0,4 Prozent im positiven Bereich.
Die erfolgreiche Platzierung des neuen Schuldtitels ist deshalb bemerkenswert, weil es am Dienstag aufgrund der Inflationssorgen zu einer Verkaufswelle am Anleihemarkt kam. Die sinkenden Kurse ließen die Renditen steigen. Die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihe zog um gut vier Basispunkte an. In der zehnjährigen Laufzeit sprang der Marktzins um fast fünf Basispunkte auf minus 0,163 Prozent.
QUELLE: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/neue-gruene-bundesanleihe-stoesst-auf-grosses-interesse-17336929.html
USA
Gwynn Guilford: US-Verbraucherpreise steigen sprunghaft im April – Jahresteuerung: 4,2% – DJN, 12.5.2021
WASHINGTON (Dow Jones)–Der Preisauftrieb in den USA hat sich im April sprunghaft erhöht, da der wirtschaftliche Aufschwung und Lieferunterbrechungen die Preise für Waren und Dienstleistungen in die Höhe trieben. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, stiegen die Verbraucherpreise um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet. Die für den März gemeldete Preissteigerung von 0,6 Prozent wurde bestätigt.
Dadurch erhöhte sich die Jahresteuerung auf 4,2 (Vormonat: 2,6) Prozent. Das ist die höchste Steigerungsrate seit September 2008. Volkswirte hatten nur mit 3,6 Prozent gerechnet. Die Fed verfolgt ein flexibles Inflationsziel: Die Preissteigerung darf für eine Weile höher als 2 Prozent liegen, wenn sie sich zuvor für einen längeren Zeitraum darunter bewegt hat.
In der Kernrate, die die besonders volatilen Komponenten für Energie und Lebensmittel außen vor lässt, stiegen die Preise um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das ist der stärkste Anstieg seit April 1982. Volkswirte hatten lediglich eine Rate von 0,3 Prozent erwartet. Die Jahresteuerung betrug 3,0 (Vormonat: 1,6) Prozent. Die Prognose hatte auf 2,3 Prozent gelautet.
Die Energiepreise sanken um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, die Benzinpreise fielen um 1,4 Prozent. Die Lebensmittelpreise stiegen um 0,4 Prozent, die Preise für Wohnraum um 0,4 Prozent.
Die Preise für Gebrauchtwagen schossen im April um 10,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat in die Höhe – der größte monatliche Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies machte mehr als ein Drittel des Anstiegs aus, so das Arbeitsministerium.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52855314-us-verbraucherpreise-steigen-sprunghaft-im-april-015.htm
USA: Einfuhrpreise steigen so stark wie seit 2011 nicht mehr – dpa-AFX, 14.5.2021
Der Preisauftrieb von in die USA importierten Gütern bleibt hoch. Die Einfuhrpreise stiegen im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,6 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Das ist der deutlichste Zuwachs seit Oktober 2011. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 10,2 Prozent gerechnet. Im Monatsvergleich erhöhten sich die Importpreise um 0,7 Prozent, was ebenfalls etwas stärker war als erwartet.
Importierte Kraftstoffe waren im April zwar wesentlich günstiger als im Vormonat, allerdings auch deutlich teurer als vor einem Jahr. Letzteres ist eine Folge des Ölpreiseinbruchs während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020. Andere Importe außer Treibstoffe verteuerten sich ebenfalls deutlich. Mit 5,0 Prozent fiel der Anstieg so stark aus wie seit September 2011 nicht mehr.
Die Einfuhrpreise fließen teilweise in die Verbraucherpreise ein, an denen die US-Notenbank Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Nach Zahlen vom Mittwoch hat sich die Inflationsrate im April stark auf mehr als 4 Prozent erhöht. Die Fed hat jedoch schon zu erkennen gegeben, dass sie den Preisanstieg als übergangsweise Entwicklung betrachtet und geldpolitisch nicht reagieren will.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52878459-usa-einfuhrpreise-steigen-so-stark-wie-seit-2011-nicht-mehr-016.htm
USA: Erzeugerpreise steigen stärker als erwartet – dpa-AFX, 13.5.2021
In den USA sind die Erzeugerpreise im April stärker als erwartet gestiegen. Sie legten zum Vormonat um 0,6 Prozent zu, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Ohne Berücksichtigung der stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie betrug der Preisanstieg 0,7 Prozent im Monatsvergleich.
Im Jahresvergleich stiegen die Erzeugerpreise im April um 6,2 Prozent. Analysten waren von einer Jahresrate von 5,8 Prozent ausgegangen, nachdem sie im März 4,2 Prozent betragen hatte. Die Steigerungsrate erreichte den höchsten Wert seit September 2011. Zuletzt hatten Störungen der Lieferketten und steigende Rohstoffpreise die Erzeugerpreise beflügelt.
Die Daten dürften die Inflationserwartungen weiter anheizen. Die Erzeugerpreise beeinflussen die Verbraucherpreise. Diese waren im April deutlich gestiegen. Dies schürte die Erwartung einer näher rückenden geldpolitischen Wende.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52866849-usa-erzeugerpreise-steigen-staerker-als-erwartet-016.htm
Sylvia Walter: Der Chart des Tages – Taper Tantrum gefällig? – Finanz & Wirtschaft, 12.5.2021

GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/05/nfib-selling-prices-1-640×362.png
Für Panikmacher in Sachen Inflation gab es gestern einen weiteren Puzzlestein im Gesamtbild zum drohenden Teuerungsschub. Der Branchenverband kleiner und mittlerer Unternehmen in den USA (NFIB) hat die Umfrageergebnisse des Monats April veröffentlicht.
Neben Fragen zu allgemeinem Geschäftsgang und -ausblick werden auch Aspekte wie die Beschäftigungsabsichten der KMU, die Vergütung der Mitarbeiter und die erzielten Verkaufspreise (Reported Selling Prices, hellblaue Kurve: linke Skala; Core CPI Inflation: linke Skala) der Produkte erfasst. Dabei spricht die Datenreihe zu den Verkaufspreisen eine deutliche Sprache: Knapp 36% der KMU erhöhen ihre Preise. Dies ist ein Sprung um zehn Prozentpunkte vom Vormonat und der höchste Wert seit 1981.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2053/
US-Verbraucherstimmung fällt im Mai wegen Inflationssorgen – DJN, 14.5.2021
Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im Mai wegen großer Inflationssorgen stark abgeschwächt. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den USA fiel bei der Umfrage zur Monatsmitte auf 82,8. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg auf 90,1 erwartet. Bei der Umfrage Ende April lag der Indikator bei 88,3.
Der Index für die Erwartungen belief sich auf 77,6 (Vormonat: 82,7), der Index für die Einschätzung der aktuellen Lage wurde mit 90,8 (97,2) angegeben.
Die Inflationserwartungen der Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten erhöhten sich im Vergleich zum Vormonat auf 4,6 von 3,4 Prozent. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Auf Sicht von fünf Jahren legten die Inflationserwartungen auf 3,1 von 2,7 Prozent zu.
„Die steigende Inflation bedeutet auch, dass die realen Einkommenserwartungen so schwach waren wie seit fünf Jahren nicht mehr“, sagte Richard Curtin, Herausgeber der Umfrage. „Der Durchschnitt der Nettopreiserwähnungen für die Kaufbedingungen von Häusern, Fahrzeugen und langlebigen Gebrauchsgütern war so negativ wie noch nie seit dem Ende der letzten Inflationsära im Jahr 1980. Wichtig ist, dass die Konsumausgaben trotz höherer Preise aufgrund des Nachholbedarfs und der rekordhohen Sparguthaben weiter steigen werden.“
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52879372-us-verbraucherstimmung-faellt-im-mai-wegen-inflationssorgen-015.htm
SIEHE DAZU: http://www.sca.isr.umich.edu/
USA: Konsumklima der Uni Michigan trübt sich überraschend ein – dpa-AFX, 14.5.2021
Das Konsumklima in den USA hat sich im Mai überraschend eingetrübt. Die von der Universität Michigan erhobene Verbraucherstimmung fiel gegenüber dem Vormonat um 5,5 Punkte auf 82,8 Zähler, wie die Universität am Freitag nach einer ersten Erhebung mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg auf 90,0 Punkten gerechnet.
Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen der Konsumenten trübten sich unerwartet ein. Zudem sind die Inflationserwartungen der Verbraucher deutlich gestiegen.
Im April hatte der Indikator mit 88,3 Punkten noch den höchsten Wert seit März 2020 erreicht. Die erhebliche fiskalische Unterstützung der Regierung und die rasch fortschreitende Corona-Impfungen hatten damals die Verbraucherstimmung positiv beeinflusst.
Der Indikator der Uni Michigan ist ein Maß für das Kaufverhalten der amerikanischen Verbraucher. Er basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52879420-usa-konsumklima-der-uni-michigan-truebt-sich-ueberraschend-ein-016.htm
US-Industrie steigert Produktion im April – DJN, 14.5.2021
Die Industrieproduktion in den USA ist im April aufgrund der starken Nachfrage nach Gütern gewachsen, aber der Sektor wurde weiterhin durch große Engpässe in der gesamten Lieferkette behindert. Die Industrieproduktion stieg um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Zugleich kletterte die Kapazitätsauslastung auf 74,9 (Vormonat: 74,4) Prozent, wie die Federal Reserve weiter mitteilte.
Damit verlangsamte sich das Wachstumstempo der Industrieproduktion im Vergleich zum März, als die Produktion um aufwärts revidiert 2,4 (vorläufig: 1,4) Prozent gestiegen war.
Ökonomen hatten für April einen Anstieg der Produktion um 0,8 Prozent prognostiziert, für die Kapazitätsauslastung war ein Wert von 74,9 Prozent vorhergesagt worden. „Die Ergebnisse der Industrie waren durchwachsen, wobei Schwierigkeiten in der Lieferkette möglicherweise die Produktion behinderten“, so der Bericht der Fed.
Im verarbeitenden Gewerbe, das für einen Großteil der Industrieproduktion steht, wurde im April binnen Monatsfrist ein Produktionsplus von 0,4 Prozent (Vormonat: 3,2 Prozent) verzeichnet.
Die Aussichten für den US-Industriesektor sind angesichts der starken Nachfrage nach Gütern aufgrund der Wiederbelebung der Wirtschaft und der Ausgaben der Verbraucher rosig, aber Lieferengpässe schränken die Produktion ein, und diese Belastungen werden wahrscheinlich nicht so bald nachlassen, sagen Ökonomen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52879006-us-industrie-steigert-produktion-im-april-015.htm
Amara Omeokwe: Umsätze der US-Einzelhändler stagnieren im April – DJN, 14.5.2021
Die Umsätze der US-Einzelhändler haben sich im April schwächer entwickelt als erwartet. Die gesamten Umsätze stagnierten gegenüber dem Vormonat, während von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte mit einem Anstieg um 0,8 Prozent gerechnet hatten. Wie das US-Handelsministerium weiter berichtete, sanken die Umsätze ohne Kfz um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ökonomen hatten in dieser Kategorie einen Zuwachs um 0,6 Prozent erwartet.
Für den März gab das Ministerium einen Anstieg von revidiert 10,7 (vorläufig: 9,8) Prozent für die Gesamtrate an. Der Anstieg der Umsätze ohne Kfz wurde auf 9,0 (vorläufig: plus 8,4) Prozent revidiert.
Die Einzelhandelsdaten gelten als wichtiger Indikator für die Konsumausgaben der US-Verbraucher, die mit einem Anteil von rund 70 Prozent am Bruttoinlandsprodukt eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft spielen.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52878334-umsaetze-der-us-einzelhaendler-stagnieren-im-april-015.htm
US-Realeinkommen steigen im April – DJN, 12.5.2021
Die Realeinkommen in den USA sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen. Wie das US-Arbeitsministerium mitteilte, war im März ein Anstieg um 0,1 Prozent zu verzeichnen. Das durchschnittliche Wocheneinkommen betrug den Angaben der Behörde zufolge im April saison- und inflationsbereinigt 395,74 US-Dollar nach 394,87 Dollar im Vormonat.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52855417-us-realeinkommen-steigen-im-april-015.htm
SIEHE DAZU: http://www.bls.gov/news.release/realer.t01.htm
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gesunken – DJN, 13.5.2021
Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung hat in der Woche zum 8. Mai abgenommen. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Zahl der Anträge auf saisonbereinigter Basis um 34.000 auf 473.000, wie das US-Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 500.000 vorhergesagt. Für die Vorwoche wurde der Wert nach oben revidiert, auf 507.000 von ursprünglich 498.000.
Der gleitende Vierwochendurchschnitt verringerte sich gegenüber der Vorwoche um 28.250 auf 534.000. In der Woche zum 1. Mai erhielten 3,655 Millionen Personen Arbeitslosenunterstützung. Dies war eine Abnahme gegenüber der Vorwoche um 45.000.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52866833-erstantraege-auf-us-arbeitslosenhilfe-gesunken-015.htm
SIEHE DAZU Tabelle als PDF: http://www.dol.gov/ui/data.pdf
Peter Rohner: Der Chart des Tages – Millionen Arbeitslose, aber Arbeitskräftemangel – Finanz & Wirtschaft, 10.5.2021

GRAPHIK: https://www.fuw.ch/wp-content/uploads/2021/05/screen-shot-2021-05-10-at-09.03.50-640×324.png
Der US-Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag war ein Schocker. Statt wie erwartet 1 Mio. Jobs wurden im April laut dem Arbeitsstatistikbüro BLS nur 266’ooo geschaffen. Natürlich zeugt diese Fehleinschätzung auch von den eklatanten Schwächen der Prognosemodelle, doch das enttäuschende Ergebnis zeigt: Es läuft am US-Arbeitsmarkt noch lange nicht so rund, wie andere Konjunkturindikatoren erhoffen lassen.
Den Finanzmärkten mag es recht sein, denn keine Vollbeschäftigung bedeutet keine straffere Geldpolitik. So haben die Börsenkurse neue Höchst erklommen.
Doch der US-Arbeitsmarkt gibt weiterhin Rätsel auf.
Während knapp 10 Mio. Amerikaner arbeitslos sind, beklagen Unternehmen, dass sie keine Leute finden. Nicht nur Tech-Konzerne, sondern auch KMU haben Mühe. Das geht aus einer Umfrage des Branchenverbands National Federation of Independent Business (NFIB) hervor: Wie die obige Grafik zeigt, geben 42% an, dass sie offene Stellen haben, die sie nicht besetzen können (Job openings hard to fill) – ein Rekord.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.fuw.ch/article/der-chart-des-tages-2051/
Nach Hackerangriff: US-Pipeline nimmt Betrieb wieder auf – ORF, 13.5.2021
Die größte Benzinpipeline in den USA hat den Betrieb nach einem Hackerangriff schrittweise wiederaufgenommen. Das teilte die Betreibergesellschaft Colonial gestern (Ortszeit) mit. Sie warnte jedoch, dass es mehrere Tage dauern dürfte, bis die Anlage wieder normal läuft. Nach einer Cyberattacke hatte Colonial Ende der Vorwoche bestimmte Systeme abgeschaltet, wodurch die Pipeline komplett zum Erliegen kam. Das hatte auch Benzinengpässe zur Folge.
QUELLE: https://orf.at/stories/3212877/
SIEHE DAZU:
Ende der US-Benzinknappheit nach Pipeline-Angriff in Sicht – ORF, FR 14.5.2021
… „Das Ende ist in Sicht“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jennifer Psaki, gestern. Es werde allerdings noch „ein paar Tage“ dauern, bis wieder Normalität hergestellt sei. …
QUELLE: https://orf.at/stories/3213085/
Cyberangriff auf Pipeline: Regionaler Notstand in den USA – ORF, MO 10.5.2021
Nach dem Hackerangriff auf die größte Pipeline der USA hat die Regierung in Washington am Sonntag den regionalen Notstand ausgerufen. Hinter dem Angriff steckt offenbar die Verbrecherorganisation DarkSide, die gesperrte Daten nur gegen Zahlung eines Lösegelds wieder freigibt. Behörden und Fachleute versuchen derzeit mit Hochdruck, an die gesperrten Daten zu kommen. In weiten Teilen der USA dürfte Sprit nun teurer werden.
QUELLE: https://orf.at/stories/3212453/
Facebook erleidet juristische Niederlage gegen irische Datenschutzbehörde – DJN, 14.5.2021
Facebook hat in Irland eine juristische Niederlage erlitten, die einen baldigen Stopp des Datentransfers aus der EU in die USA zur Folge haben könnte. Das Oberste Gericht Irlands wies am Freitag die Forderung des Tech-Giganten ab, eine Untersuchung der irischen Datenschutzkommission (DPC) zu dem Datentransfer zu blockieren.
Er weise jede Forderung von Facebook Irland zurück, erklärte der Richter David Barniville. Im September hatte das Gericht einer vorläufigen Blockade der Untersuchung zunächst zugestimmt.
Die Datenschutzkommission begrüßte die Gerichtsentscheidung. Die DPC könnte nun die Übermittlung persönlicher Daten von Facebook-Nutzern aus der EU in die USA untersagen – und damit das Geschäftsmodell von Facebook entscheidend treffen.
Facebook hat seine europäische Zentrale in Irland. Es obliegt daher der irischen Datenschutzbehörde, Verstöße des Unternehmens gegen EU-Regularien zu verfolgen.
Mit der von Facebook juristisch bekämpften Untersuchung reagierte die irische Behörde auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom vergangenen Juli. Dieser hatte fünf Jahre nach dem Aus für das EU-Datenschutzabkommen „Safe Harbor“ mit den USA auch das Nachfolgeabkommen „Privacy Shield“ für ungültig erklärt. Grundsätzlich möglich blieb die Datenweitergabe in die USA für Unternehmen aber auf Basis sogenannter Standardvertragsklauseln, weil dabei nach Ansicht des EuGH ausreichende Schutzmechanismen bestehen.
Die irische Datenschutzbehörde ging jedoch davon aus, dass auch diese Klauseln nicht legal sein könnten, und veranlasste am 28. August eine Untersuchung.
Der Österreicher Max Schrems, der sich seit Jahren einen Rechtsstreit mit Facebook liefert, erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, die DPC könne nun „binnen zwei Monaten“ die Übermittlung von Facebook-Daten aus der EU in die USA blockieren. Von Facebook-Sprechern lag trotz Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zunächst keine Stellungnahme vor.
Erst am Dienstag hatte die Hamburger Datenschutzbehörde Facebook die Verarbeitung von Nutzerdaten seines Messengerdienstes Whatsapp zu eigenen Zwecken verboten. Das Verbot werde im Rahmen eines Dringlichkeitsverfahrens für drei Monate erlassen, teilte die Hamburger Datenschutzbehörde mit. Hintergrund ist ein umstrittenes Update bei Whatsapp, dem Nutzerinnen und Nutzer bis zum 15. Mai zustimmen sollen. Zuletzt war internationale Kritik laut geworden, dass durch das Update Nutzerdaten von Whatsapp in die Hände des Tech-Giganten Facebook gerieten.
Die neuen Nutzungsbedingungen sollen es Unternehmen ermöglichen, mit Kunden auf Whatsapp zu chatten oder zu telefonieren. Allerdings sollen auch Kontakte und Profildaten von Nutzern an Facebook übermittelt werden.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52881503-facebook-erleidet-juristische-niederlage-gegen-irische-datenschutzbehoerde-015.htm
CHINA
Chinas Bevölkerungswachstum auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten – Deutsches Ärzteblatt, 11.5.2021
Chinas Bevölkerungswachstum hat den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten erreicht. Wie aus den jüngsten heute veröffentlichten Zensusdaten aus Peking hervorgeht, wuchs die Bevölkerung des Landes um 5,4 Prozent in zehn Jahren – die niedrigste Rate seit den 1960er Jahren. Demnach leben in China heute 1,41 Milliarden Menschen.
Vor allem die sinkende Geburtenrate und die schnell alternde Bevölkerung seien für den Rückgang des Wachstums verantwortlich. Auch die Abschaffung der umstrittenen Ein-Kind-Politik im Jahr 2016 habe diesen Trend bisher nicht umkehren können. „Die Anpassung von Chinas Geburtenpolitik hat positive Ergebnisse gebracht“, sagte Ning Jizhe vom Nationalen Statistikbüro. Die Alterung der Bevölkerung übe aber einen „anhaltenden Druck auf die langfristige ausgewogene Entwicklung der Bevölkerung“ aus.
So habe die Zahl der Chinesen im Alter zwischen 15 und 59 Jahren fast um sieben Prozentpunkte abgenommen, während die Gruppe der über 60-Jährigen um fünf Prozentpunkte zulegt habe.
Die Geburtenrate sei zudem durch weitere Faktoren gesenkt worden, darunter etwa die sinkende Zahl von Eheschließungen, steigende Lebenshaltungskosten sowie Frauen, die bewusst auf Kinder verzichten oder sich erst später für Kinder entscheiden.
Die Coronapandemie habe die Zahl der Geburten ebenfalls gesenkt. „Die COVID-19-Epidemie hat die Unsicherheit im täglichen Leben sowie die Sorgen vor einer Geburt im Krankenhaus erhöht“, sagte Ning vor Journalisten. 2020 gab es demnach rund zwölf Millionen Geburten im Vergleich zu 14,65 Millionen im Vorjahr.
Auch in anderer Hinsicht hat sich die chinesische Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren verändert. Der Anteil der Stadtbevölkerung ist dem Bericht zufolge seit der letzten Erhebung um etwa 15 Prozent gestiegen. Mehr als 63 Prozent der Chinesen würden nun im urbanen Raum leben. China erhebt seine Bevölkerungsdaten alle zehn Jahre. An der Erhebung im vergangenen Jahr seien mehr als sieben Millionen Freiwillige beteiligt gewesen.
Experten zweifeln an den offiziellen Zahlen. So schätzt Yi Fuxian von der Universität Wisconsin-Madison in den USA, dass Chinas Bevölkerung bereits 2018 zu schrumpfen begonnen hat.
Die Zensusdaten würden dazu dienen, ein „politisches Erdbeben“ zu verhindern. Sie würden aber auch dazu führen, dass in wichtigen Politikfeldern wie der Sozial- oder der Wirtschaftspolitik mit falschen Bevölkerungsdaten gearbeitet werde.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123771/Chinas-Bevoelkerungswachstum-auf-niedrigstem-Stand-seit-Jahrzehnten
China überholt in Post-Corona-Phase mit Emissionen erstmals alle Industrieländer zusammen – Deutsches Ärzteblatt, 7.5.2021
Chinas jährlicher Ausstoß von Treibhausgasen übersteigt nach einer Untersuchung erstmals die Emissionen aller entwickelten Länder zusammen.
In einem Vergleich mit den EU-Ländern, den USA und den anderen Mitglieder der Industrieländerorganisation OECD schätzt die amerikanische Denkfabrik Rhodium Group, dass das bevölkerungsreichste Land 2019 allein zu 27 Prozent der weltweiten Emissionen an CO2-Äquivalenten (CO2e) beigetragen habe.
Das wäre weit mehr als die USA auf dem zweiten Platz mit elf Prozent. Erstmals kletterte Indien nach den Berechnungen mit 6,6 Prozent auf den dritten Platz.
CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase, die nicht in gleichem Maße zum Treibhauseffekt beitragen und über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre bleiben.
Nach der Studie haben Chinas Emissionen 2019 erstmals 14 Gigatonnen CO2e überschritten. Seit 1990 hätten sie sich verdreifacht, stellten die Forscher weiter fest. Über das vergangene Jahrzehnt seien sie noch um 25 Prozent gestiegen.
Weltweit kletterte der Ausstoß 2019 auf 52 Tonnen CO2-Äquivalente – ein Zuwachs um 11,4 Prozent über das vergangene Jahrzehnt, wie die Berechnungen ergaben.
Mit seinen rund 1,4 Milliarden Menschen erreichen Chinas Emissionen pro Kopf gerechnet 10,1 Tonnen und liegen damit aber etwas unter dem OECD-Niveau mit 10,5 Tonnen – deutlich niedriger als die USA, die mit 17,6 Tonnen pro Kopf gerechnet viel stärker zur Erderwärmung beitragen.
QUELLE: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/123676/China-ueberholt-mit-Emissionen-erstmals-alle-Industrielaender-zusammen
Sam Schechner: Amazon erfolgreich im Streit um Steuervergünstigungen mit der EU – DJN, 12.5.2021
Der Onlinehandelskonzern Amazon hat im Streit um Steuervergünstigungen mit der Europäischen Union einen juristischen Erfolg erzielt. Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg hob am Mittwoch eine Entscheidung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2017 auf, die Amazon zur Zahlung von Steuern in Höhe von 250 Millionen Euro an Luxemburg verurteilt hatte.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52852555-amazon-erfolgreich-im-streit-um-steuerverguenstigungen-mit-der-eu-015.htm
EUROPA – SCHWEIZ
CH/Bankenpräsident fordert europäisches Gegengewicht zu US-Investmentbanken – DJN, 14.5.2021
Der Schweizer Bankenpräsident Herbert Scheidt fordert verstärkte Anstrengungen und Kooperationen in Europa, um gegen die US-Investmentbanken zu bestehen. „Wir brauchen in Europa eine starke Corporate Finance Kompetenz, sonst gehen alle europäischen Industriekunden zur amerikanischen Konkurrenz“, sagt Scheidt der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dazu brauche es „Offenheit, Phantasie und Durchsetzungswillen der handelnden Akteure“, sagte er mit Blick auf die Debatte um Fusionen von Banken in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Die Schweiz sei weiterhin sehr gefragt als Hort von ausländischem Vermögen, gerade aus Deutschland, sagte. „Allein in den letzten fünf Jahren kam Vermögen im Wert von 310 Milliarden Franken aus dem Europäischen Ausland zu uns.“ Auf die Frage, wie viel Schwarzgeld aus Deutschland dabei sei, antwortete der Präsident der Bankiersvereinigung: „Bei den Banken gar keins, es ist alles sauber.“ Scheidt, der auch dem Verwaltungsrat der Privatbank Vontobel vorsteht, verwies dabei auf den seit 2017 gültigen automatischen Informationsaustausch: „Alle Informationen zu Konten von Ausländern werden zentral an die Schweizer Behörden gemeldet, und von dort an die Steuerverwaltungen im Ausland, auch an die deutschen Behörden, die haben vollen Einblick.“
Den Wechsel des Chefs der Schweizer Finanzaufsicht an die Spitze der deutschen Bafin bezeichnete Scheidt in dem Interview als „ausgezeichnete Wahl“ der Bundesregierung: „Mark Branson ist jemand, der das Geschäft exzellent kennt und weit im Voraus denkt.“
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52885325-ch-bankenpraesident-fordert-europaeisches-gegengewicht-zu-us-investmentbanken-015.htm
EUROPA – EUROPÄISCHE UNION
Eurozone-Industrie steigert Produktion nur minimal im März – DJN, 12.5.2021
Die Industrie im Euroraum hat ihre Produktion im März nur minimal erhöht. Wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte, stieg die Produktion (ohne Bauwirtschaft) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,1 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen stärkeren Anstieg um 0,7 Prozent erwartet.
Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion um 10,9 Prozent höher. Volkswirte hatten mit 11,7 Prozent gerechnet.
Wie Eurostat weiter mitteilte, stieg die Industrieproduktion in der EU-27 im März um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 11,0 Prozent zum Vorjahresmonat.
Die höchsten Anstiege gegenüber dem Vormonat wurden in Dänemark (4,9 Prozent), Litauen (4,5 Prozent) und Bulgarien (3,7 Prozent) registriert. Die stärksten Rückgänge gab es in Luxemburg (4,4 Prozent), Belgien (4,0 Prozent) und Finnland (2,1 Prozent).
Binnen Jahresfrist wurden die höchsten Zuwächse in Italien (37,7 Prozent), der Slowakei (24,5 Prozent), Ungarn und Polen (beide 16,3 Prozent) verzeichnet. Rückgänge wurden aus Malta (2,8 Prozent) und Finnland (2,2 Prozent) gemeldet.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52851675-eurozone-industrie-steigert-produktion-nur-minimal-im-maerz-015.htm
DEUTSCHLAND
Andreas Kißler: ZEW-Index klettert im Mai auf höchsten Stand seit über 20 Jahren – DJN, 11.5.2021
Die Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren für Deutschland haben sich im Mai deutlich verbessert und den höchsten Stand seit über 20 Jahren erreicht. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index der Konjunkturerwartungen stieg auf 84,4 Punkte von 70,7 Zählern im Vormonat. „Dies ist der bislang höchste Wert seit Beginn der Corona-Pandemie“, erklärte das ZEW. „Zuletzt gab es einen höheren Wert für die ZEW-Konjunkturerwartungen im Februar 2000.“
Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg der Konjunkturerwartungen auf 71,0 vorausgesagt. Der Index der Lagebeurteilung verbesserte sich von minus 48,8 auf minus 40,1 Punkte. Erwartet worden war lediglich ein Anstieg auf minus 43,0.
„Das Bremsen der dritten Covid-19-Welle hat die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten noch optimistischer werden lassen“, erklärte Institutspräsident Achim Wambach. „Die ZEW-Konjunkturerwartungen erreichen in der Mai-Umfrage den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren.“ Die Einschätzung der Wirtschaftslage verbessere sich ebenfalls spürbar. „Die Expertinnen und Experten rechnen mit einem deutlichen Wirtschaftsaufschwung in den nächsten sechs Monaten“, betonte Wambach. Auch der Konjunkturausblick für das Eurogebiet und für die Vereinigten Staaten verbesserte sich erheblich.
Im April waren die ZEW-Konjunkturerwartungen noch um 5,9 Punkte auf 70,7 Zähler gesunken und hatten damit den ersten Rückgang seit November 2020 verzeichnet. Der Index der Lagebeurteilung hatte hingegen um 12,2 Punkte zugelegt.
Die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verbesserten sich im Mai ebenfalls deutlich. Der entsprechende Indikator stieg um 17,7 Punkte gegenüber dem Vormonat auf 84,0. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum erhöhte sich um 14,1 auf minus 51,4 Zähler.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52838196-zew-index-klettert-im-mai-auf-hoechsten-stand-seit-ueber-20-jahren-015.htm
Andreas Kißler: IMK-Konjunkturindikator signalisiert kräftige Erholung, DJN, 12.5.2021
Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland wird in den kommenden Monaten laut dem Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) kräftig an Fahrt gewinnen. Die Voraussetzungen dafür hätten sich in den letzten Wochen noch einmal verbessert, signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wahrscheinlichkeit für ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum, die der Indikator als „Boomwahrscheinlichkeit“ ausweise, sei aktuell rund 15 Mal so hoch wie das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft demnächst in eine Rezession gerate. Das IMK rechnet für 2021 mit über 4 Prozent Wachstum.
Konkret zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, für den Drei-Monatszeitraum von Mai bis Ende Juli eine mittlere Boomwahrscheinlichkeit von 65,7 Prozent an, während die Rezessionswahrscheinlichkeit nur 4 Prozent beträgt. Im Vergleich zum April seien diese Werte um 5 Prozentpunkte gestiegen respektive um 2,5 Prozentpunkte zurückgegangen.
Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, sei auf ein historisch niedriges Maß gesunken und liege nur noch bei 3,2 Prozent. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator zeige „grün“ (keine Rezessionsgefahr).
Grundsätzlich getragen werde die positive Entwicklung von der dynamischen Auftragssituation im Produzierenden Gewerbe. Die Erholung der Weltwirtschaft, vor allem in China und den USA, stimuliere den deutschen Export. Das sei aber nicht der einzige Grund.
So kämen deutlich positive Signale auch von den Finanzmärkten: Der „Finanzmarkstress“, den das IMK mit einem eigenen Indikator misst, sei erneut spürbar zurückgegangen. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft habe sich ebenfalls weiter verbessert.
Die aktuellen Ergebnisse des Konjunkturindikators stützten die Einschätzung des IMK, dass der Konjunkturaufschwung in Deutschland mit der zunehmenden Zahl geimpfter Personen an Breite und Stärke gewinnen wird und sich im Jahresverlauf auch die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte verstärken werden.
„Die deutsche Wirtschaft steht vor einer kräftigen Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Die Industrie profitiert dabei schon jetzt von der anziehenden Weltkonjunktur, die inländischen Dienstleister werden in den kommenden Wochen nachziehen, wenn mit fortschreitendem Impferfolg die Kontaktbeschränkungen allmählich gelockert werden“, sagte IMK-Chef Sebastian Dullien.
Im Jahresdurchschnitt 2021 rechneten die Düsseldorfer Konjunkturforscher daher mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als 4 Prozent.
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52850732-imk-konjunkturindikator-signalisiert-kraeftige-erholung-015.htm
Deutschland: Benzinpreis steigt auf höchsten Stand seit fast zwei Jahren – dpa-AFX, 12.5.2021
Benzin ist so teuer wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Ein Liter der Sorte Super E10 kostete am Montag und Dienstag im bundesweiten Tagesdurchschnitt 1,487 beziehungsweise 1,484 Euro, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. Zuletzt war der Kraftstoff im Juni 2019 so teuer. …
Die Spritpreise haben seit einem Tief Anfang November 2020 rund 30 Cent angezogen. Bis Anfang März war es zügig nach oben gegangen. Danach stagnierte die Entwicklung. Aktuell geht es allerdings bereits die zweite Woche klar nach oben.
Deutlich unangenehmer ist die Situation an den Zapfsäulen derzeit für Autofahrer in den USA. Dort kam es wegen eines Cyberangriffs auf die größte Benzin-Pipeline des Landes zeitweise zu Versorgungsengpässen. Die Preise stiegen auf den höchsten Stand seit 2014. Die US-Regierung rechnet aber mit einer baldigen Normalisierung
QUELLE: https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-05/52853260-deutschland-benzinpreis-steigt-auf-hoechsten-stand-seit-fast-zwei-jahren-016.htm
G DATA-Bedrohungsreport: Qbot löst Emotet ab – Cyberattacken auf Unternehmen steigen stark an – Pressedienst, 11.5.2021
Der aktuelle Bedrohungsreport von G DATA https://www.gdata.de/ zeigt, dass Cyberkriminelle bereits einen Nachfolger für Emotet gefunden haben: Qbot. Bei fast jedem vierten abgewehrten Angriff war die Schadsoftware mit von der Partie. Die Zahlen belegen, dass im ersten Quartal besonders Unternehmen im Fokus von Cyberkriminellen standen. Binnen Jahresfrist stieg die Zahl der abgewehrten Attacken um mehr als 60 Prozent.
Der aktuelle Bedrohungsreport von G DATA CyberDefense zeigt, dass Unternehmen stärker im Visier von Cyberkriminellen stehen. Während sich die Zahl der abgewehrten Cyberangriffe auf Privatanwender nur leicht verändert hat ein Anstieg um 1,9 Prozent im Vergleich vom ersten Quartal 2020 zum ersten Quartal 2021 – hat sich die Zahl der Attacken auf Unternehmen deutlich erhöht. Um 61,7 Prozent lag die Zahl der abgewehrten Attacken zwischen Januar und März dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In diesen Zeitraum fallen auch die zahlreichen Angriffe auf Exchange-Server, die viele Unternehmen vor Probleme gestellt haben – und noch stellen werden.
„Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie haben Unternehmen immer noch gewaltigen Nachholbedarf bei der Absicherung ihrer IT“, sagt Tim Berghoff, Security Evangelist bei G DATA CyberDefense. „Cyberkriminellen spielt die weiter anhaltende Homeoffice-Situation in die Karten und sie schlagen daraus Kapital. IT-Verantwortliche müssen endlich handeln und sich von den schnell aufgesetzten, provisorischen Home-Office-Strukturen verabschieden und eine sichere IT-Infrastruktur schaffen.“
*** Emotet ist tot! Lang lebe Qbot! ***
Als Ende Januar Emotet durch eine international koordinierte Aktion abgeschaltet wurde, stand schnell eine Frage im Raum: Welche Schadsoftware beerbt die Allzweckwaffe des Cybercrime? Die Antwort lautet: Qbot. Aktuelle Zahlen zeigen, dass bei 22 Prozent aller abgewehrten Angriffe Qbot beteiligt ist. Der ursprüngliche Bankingtrojaner wurde von den Angreifern nach und nach modular weiterentwickelt, besitzt jetzt zusätzliche Wurmelemente und ist als Credential Stealer und als Loader aktiv. Zurzeit nutzen die Kriminellen bestehende Mail-Konversationen aus und fügen eine neue Nachricht hinzu, die einen Link auf eine kompromittierte Webseite mit einem .zip-Archiv enthält. Diese .zip lädt Qbot nach und installiert die Malware auf dem Rechner. Aktuell stehen neben Gesundheitsorganisationen, Regierungsbehörden, Finanzinstitutionen, auch Einzelhandelsunternehmen auf der Angriffsliste von Qbot.
*** Angriffe werden immer professioneller ***
Neben Qbot sind zurzeit auffällig viele Remote Access Trojaner (RAT) aktiv. Mehr als 30 Prozent der abgewehrten Angriffe wurden mit AveMariaRAT oder njRAT ausgeführt. RATs ermöglichen eine vom Nutzer unbemerkte Fernsteuerung und administrative Kontrolle eines fremden Rechners. So können Angreifer unter anderem den Desktop des Opfers einsehen, Tastatureingaben protokollieren, auf die Kamera zugreifen sowie die in Browsern gespeicherte Anmeldeinformationen kopieren oder Dateien hoch- bzw. herunterladen.
Insbesondere die aktuellen RAT-Kampagnen zeigen, dass der Trend hin zu immer professionelleren Cyberangriffen geht. Kriminelle agieren dabei verstärkt arbeitsteilig und bauen einzelne Bausteine als Malware-as-a-Service zu einer modularen Infektionskette zusammen. Eine genaue Analyse einer aktuellen Kampagne der Aggah-Gruppe zeigt, dass die Angreifer versuchen, Schutz- und Erkennungsmechanismen auf dem infizierten Rechner zu deaktivieren, nachdem der Nutzer ein schadhaftes Makro in einer Phishing-Mail aktiviert hat. Das initiale Skript schaut, welche Endpoint-Protection-Lösung auf dem System installiert ist und wählt dann das nächste Skript aus, um die Schutzlösung auszutricksen. Hinzu kommt, dass die Angreifer auch ihre Infrastruktur modularisieren, indem sie schädlichen Code auf der Text-Sharing-Plattform Pastebin speichern und von dort aufrufen.
„Gerade jetzt müssen sich Unternehmen verstärkt um den Faktor Mensch in der IT-Sicherheit kümmern. Die Homeoffice-Situation und die Pandemie setzen Mitarbeitende unter Stress und macht sie anfälliger für Angriffsversuche. Durch die Gleichzeitigkeit von Arbeit- und Privatleben ist die Konzentration bei vielen Angestellten geringer, sodass sie schneller eine gefälschte Mail anklicken. Auch, weil der direkte Austausch mit den Kollegen fehlt, die man um Rat fragen könnte“, sagt Tim Berghoff.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210511035
SIEHE DAZU:
https://www.gdata.de/news/2021/05/36808-g-data-bedrohungsreport-qbot-loest-emotet-ab
https://www.gdata.de/blog/2021/05/36774-die-elf-groessten-bedrohungen-fuer-die-cybersicherheit-im-jahr-2021
https://www.gdata.de/tipps-tricks/wlan-sicher-einrichten
https://www.gdata.de/ratgeber/was-ist-eigentlich-ein-vpn
https://www.gdata.de/tipps-tricks/arbeiten-im-homeoffice
Judith Niehues, Maximilian Stockhausen: Armut- und Reichtumsbericht Größtenteils gute Nachrichten – Institut der deutschen Wirtschaft, 12.5.2021
Rekordbeschäftigung, sinkende Langzeitarbeitslosigkeit, steigende Realeinkommen und eine recht stabile Verteilung – die positiven Entwicklungen der Jahre vor der Pandemie spiegeln sich auch im sechsten Armuts- und Reichtumsberichts (ARB) wider, der heute dem Bundeskabinett vorgelegt wurde. Eine Einordnung der wichtigsten Ergebnisse.
*** Beschäftigung ***
Die Arbeitslosigkeit verringerte sich, die Beschäftigungssicherheit stieg und auch die Anzahl langzeitarbeitsloser Menschen ging zurück, von 1,14 Millionen Menschen im Jahr 2010 auf 727.000 in 2019. Der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen, die so genannte Lohnquote, hat insbesondere seit 2017 gegenüber den Unternehmens- und Vermögenseinkommen überdurchschnittlich stark zugenommen und liegt nun wieder auf dem Niveau der 1990er Jahre.
*** Einkommen ***
Das vergangene Jahrzehnt war von einem deutlichen Einkommenswachstum geprägt. Nach einem vorherigen Anstieg der Ungleichheit konstatiert der Bericht für den Zeitraum seit 2005 eine weitestgehend stabile Entwicklung der Einkommensungleichheit. Die aktuellsten Daten der Haushaltsbefragung SOEP, die noch nicht berücksichtigt wurden, verdeutlichen das starke und breitflächige Einkommenswachstum ab dem Jahr 2015 (Abbildung): So sind seitdem die bedarfsgewichteten realen Haushaltsnettoeinkommen der unteren zehn Prozent um rund sieben Prozent gestiegen (1. Dezil), in der Mitte (5. Dezil) ebenfalls um rund sieben Prozent und bei den oberen zehn Prozent um rund fünf Prozent.
*** Armut ***
Die Armutsgefährdungsquote (auch Niedrigeinkommensquote) ist zwischen 2005 und 2017 von 13,8 auf 16,1 Prozent angestiegen, wobei der Anstieg vor allem in den Jahren 2012 bis 2015 stattfand. Mit der positiven Einkommensentwicklung auch im unteren Einkommensbereich zeigt sich seither keine weitere Erhöhung. Dabei ist zu beachten: Mit dem steigenden Medianeinkommen ist die Schwelle gestiegen, ab der ein Haushalt als armutsgefährdet gilt, von 1.037 Euro im Jahr 2005 auf 1.168 Euro im Jahr 2017 (in Preisen von 2017). Dabei schaffte es knapp die Hälfte der Niedrigeinkommensbezieher im Zeitraum zwischen 2006 und 2016, den Niedrigeinkommensbereich nach spätestens fünf Jahren wieder zu verlassen. Der Anteil derjenigen, die unter materiellen Entbehrungen leiden, ist zwischen 2010 und 2019 beinahe kontinuierlich gesunken.
*** Vermögen ***
Die mittleren Vermögen sind seit der Finanzkrise spürbar gestiegen. Die Indikatoren zur Vermögensungleichheit deuten in der letzten Dekade auf eine stabile bis leicht sinkende Entwicklung hin. Eine Befragung der Hochvermögenden impliziert gegenüber den Ursprungsdaten erwartungsgemäß eine höhere Vermögensungleichheit – die Top-Vermögensanteile liegen jedoch im Bereich der Kennziffern bisheriger Studien, die hohe Vermögen mit Hilfe von Reichenlisten dazu schätzen. Eine steigende Nettovermögensungleichheit lässt sich daraus nicht ableiten.
*** Corona-Krise ***
Mit Blick auf die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie geht das BMAS in seiner Pressemitteilung zum Bericht auf Basis der ersten vorliegenden Forschungsergebnisse davon aus, „dass die Sozialschutzpakete bislang negative Verteilungseffekte weitgehend vermieden haben“. Auch eine IW-Studie hatte gezeigt, dass die Corona-Krise Ungleichheiten in Erwerbseinkommen und Markteinkommen tendenziell erhöhen wird, dieser Anstieg jedoch durch die sozialstaatlichen Maßnahmen effektiv abgefedert wird.
*** Subjektive Wahrnehmung ***
Die überwiegend positive Entwicklung vieler Indikatoren vor der Corona-Pandemie spiegelt sich auch in einer positiven Einschätzung der eigenen Lage wider. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Entwicklungen deutlich pessimistischer wahrgenommen, als sie laut Datenlage eigentlich sind. Die fehlende Anerkennung positiver Entwicklungen kann jedoch die Entfremdung von staatlichen wie auch politischen Institutionen begünstigen. Problemlagen gilt es ernst zu nehmen, wünschenswert ist aber auch, dass die zahlreichen positiven Entwicklungen Widerhall in der Berichterstattung finden.
QUELLE: https://www.iwkoeln.de/presse/iw-nachrichten/beitrag/judith-niehues-maximilian-stockhausen-groesstenteils-gute-nachrichten.html
SIEHE DAZU: https://www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Startseite/start.html
Kasse statt Bankschalter – Welche Supermärkte den Service anbieten – Besonders in der Corona-Pandemie zahlen Kunden immer mehr via Karte. Doch die Deutschen lieben weiterhin Bargeld und holen es sich direkt an der Kasse. Diese Supermärkte bieten Cashback an – HANDELSBLATT MORNING BRIEFING/HANDELSBLATT, 12-5-2021
Die Liebe der Deutschen zum Bargeld ist legendär. In der Pandemie erfreut sich zwar die Kartenzahlung steigender Beliebtheit – aber die Kundinnen und Kunden holen sich bei dieser Gelegenheit ihr Bargeld eben gern an der Kasse. Wir haben zusammengefasst, welche Supermärkte das sogenannte Cashback unter welchen Bedingungen anbieten.
QUELLE (mit interaktiver Verlaufsgraphik: Entwicklung der bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen seit 2005): https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/bargeld-an-der-supermarktkasse-abheben-kasse-statt-bankschalter-welche-supermaerkte-den-service-anbieten/27036824.html
ÖSTERREICH
WIFO: Die Wirtschaft kommt in Fahrt – Euro-Zone holt auf – Einschätzungen in allen Branchen verbessert – ORF, 12.5.2021
Während in China und den USA die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2021 schon gestiegen ist, war sie in der Euro-Zone niedriger als im Vorquartal. Aber auch in Europa mehren sich die Anzeichen für eine Erholung, und in Österreich sind die Unternehmen schon deutlich optimistischer als zuletzt, hier legte die Wirtschaftsleistung sogar leicht zu, schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) in seinem aktuellen Konjunkturbericht heute.
„Die seit Jahresbeginn beobachtbare Erholung des Unternehmens- und Konsumentenvertrauens gewann im April deutlich an Dynamik“, sagte die Autorin des aktuellen Konjunkturberichts, Sandra Bilek-Steindl.
Mit der weltweiten Erholung, ausgehend von China und asiatischen Schwellenländern, stiegen auch die Rohstoffpreise wieder an: Im Vorjahresvergleich betrug der Anstieg gegenüber dem langjährigen Tiefststand von April 2020 auf Euro-Basis 116 Prozent, gegenüber März 2021 verlor das Wachstum an Schwung. Während in den USA die Effekte fiskalpolitischer Maßnahmen die Wirtschaft stützten (+1,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal), ging das BIP im Euro-Raum im ersten Quartal um 0,6 Prozent zurück.
Allerdings zeichne sich auch für die Euro-Zone eine wirtschaftliche Erholung für die Industrie und bei den Dienstleistungen ab, sagen die WIFO-Ökonomen. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (ESI) lag im April für viele EU-Länder erstmals seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie wieder über dem langjährigen Durchschnitt.
Auch in Österreich beurteilten die Unternehmen die wirtschaftliche Lage merklich optimistischer als bisher. Laut WIFO-Konjunkturtest von April verbesserten sich die Konjunktureinschätzungen in allen Branchen deutlich. Durch den beginnenden weltweiten Aufschwung kam es aber zu Engpässen bei Vorprodukten, was die weitere Erholung bremsen könnte. Bauwirtschaft und Industrie stützten im ersten Quartal die heimische Wirtschaft, das BIP stieg um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Allerdings war die Wertschöpfung in den konsumrelevanten Dienstleistungsbereichen erneut rückläufig.
QUELLE: https://orf.at/stories/3212738/
András Szigetvari: Erholung: EU-Kommission erwartet deutlich mehr Wachstum in Österreich – Die Prognose für das Wirtschaftswachstum bleibt aber unter dem Wert der Eurozone. Erst 2022 soll das Vorkrisenniveau erreicht sein. Konsumenten sollten das Wachstum vorantreiben. – Der Standard, 12.5.2021
Die Ökonomen könnten ihre Prognosen auch gleich würfeln. Angesichts dessen, wie schnell sich derzeit die Erwartungen ändern, lässt sich dieser Eindruck nicht ganz von der Hand weisen. Am Mittwoch hat die EU-Kommission ihre Frühjahrsprognose für Österreich präsentiert. Diese fällt deutlich optimistischer aus als noch im Februar und liegt auch über vergleichbaren Einschätzungen der heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute vom März.
Nach dem desaströsen Jahr 2020 sollte der Aufschwung heuer stärker werden, so die Kommission. Sie prognostiziert für Österreich ein Wirtschaftswachstum von 3,4 Prozent in diesem Jahr. Noch im Februar war sie von gerade einmal zwei Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr erwartet die Kommission 4,3 Prozent Wachstum.
Die Kehrseite dieser Nachricht: Mit diesen Werten bleibt Österreich in beiden Jahren unter dem Schnitt der übrigen Euroländer, vor allem heuer fällt die Differenz sogar kräftig aus. Die deutsche Volkswirtschaft wird etwa so stark wachsen wie jene in Österreich, ein deutlich größeres Plus gibt es aber in Spanien, Frankreich oder auch Italien, wo allerdings der wirtschaftliche Absturz 2020 doch etwas heftiger war. Ebenfalls stärker fällt das Wachstum in Schweden aus, wo der Einbruch auch 2020 nicht so heftig war.
*** Unsicherheit im Tourismus ***
In Österreich selbst wird das Wachstum laut der EU neben einem robusten Exportsektor vor allem von einer Erholung des Konsums angetrieben. Erst in der ersten Jahreshälfte 2022 soll die heimische Wirtschaftsleistung das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt dabei der Tourismus. Die EU-Experten rechnen hier mit einer kräftigen Erholung, aber die Entwicklung sei nur schwer abschätzbar. Und: Auch Ende 2022 dürfte der Tourismus das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht haben.
Der Schuldenstand wird heuer rund 87 Prozent erreichen und sollte danach langsam sinken. Auch die Arbeitslosigkeit sollte angesichts der Erholung graduell zurückgehen.
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000126588371/eu-kommission-erwartet-deutlich-mehr-wachstum-in-oesterreich
SIEHE DAZU:
Brüssel rechnet mit rascher wirtschaftlicher Erholung Europas – Risiken „bleiben hoch“ – Aufschwung für Österreich erwartet – ORF, 12.5.2021
QUELLE: https://orf.at/stories/3212778/
Philanthropie: Werden die Reichen die Krise mitzahlen? – Superreiche wollen Teile ihres Vermögens spenden oder freiwillig höhere Steuern zahlen. Über öffentlichkeitswirksame Philanthropie und Spendierfreudigkeit versus Reichensteuern – Wiener Zeitung, 12.5.2021
Ein Prozent der Österreicher besitzt etwa 40 Prozent des Vermögens im Land. Die weltweite Vermögensungleichheit ist noch deutlicher. Zwar ist dies kein neues Phänomen, es hat sich in den letzten Jahren jedoch verstärkt, und die Corona-Pandemie hat dies noch weiter verschärft.
Laut UNO wuchs das Kapitalvermögen der reichsten Menschen der Welt inmitten der Krise um geschätzte fünf Billionen Dollar. Das „Forbes“-Magazin schätzt, dass das Vermögen der Milliardäre 2020 um ein Fünftel zugelegt hat. Gleichzeitig kämpfen Menschen weltweit mit Jobverlust und Armut. Und Staaten nehmen immer mehr Schulden auf, um die Pandemiefolgen abzufedern.
Kaum eine Regierung wagt es jedoch, ihre besonders vermögenden Bürger zur Kasse zu bitten. Daher rief zuletzt gar UNO-Generalsekretär Antonio Guterres die Regierungen auf, „eine Solidaritäts- oder Vermögenssteuer für diejenigen in Betracht zu ziehen, die während der Pandemie Profit gemacht haben, um extreme Ungleichheiten zu reduzieren.“ …
* Reichensteuer, Steuerflucht und Philantropie*
Während die meisten Regierungen die „Reichensteuern“ derzeit nicht am Tapet haben, kündigte US-Präsident Joe Biden kürzlich fast eine Verdoppelung der Kapitalertragssteuer auf knapp 40 Prozent für die reichsten Bürger des Landes an. Bidens Plan dürfte ein Gesamtvolumen von einer Billion Dollar haben. – Acht bis neun (je nach Zählmethode) der zehn reichsten Personen weltweit sind übrigens US-Amerikaner.
Allerdings verzeichnen Vermögensberater von Superreichen seit vergangenem Jahr bereits Anzeichen von Steuerflucht bei ihren Klienten. Diese richten zunehmend Treuhandfonds für ihre Erben ein und suchen neue Wohnsitze in Ländern, wo sie weniger Steuern zahlen müssen. Insbesondere Superreiche aus Schwellenländern fürchten offenbar, die Pandemiefolgen in erheblichem Ausmaß mitbezahlen zu müssen.
Gleichzeitig scheint sich jedoch eine Wende abzuzeichnen. Aufrufe für mehr Beteiligung der Reichen an der weltweiten Krise kamen letztes Jahr sogar aus den Reihen der Vermögenden selbst. Die „Millionaires for Humanity“, 83 Millionäre aus sieben Ländern, setzten sich im Juni 2020 in einem offenen Brief für höhere Steuern für Superreiche ein. …
Die durch die Pandemie verursachten Probleme „lassen sich nicht durch Wohltätigkeit lösen, egal wie generös sie auch sein mag“, so die Unterzeichner. Erforderlich zur Finanzierung des Wiederaufbaus seien „dauerhaft höherer Steuern für die reichsten Menschen auf diesem Planeten, für Menschen wie uns“.
Eine von ihnen ist die österreichische Erbin Marlene Engelhorn. Sie kündigte im April 2021 unter landesweitem Aufsehen an, 90 Prozent ihres Erbes, offenbar ein zweistelliger Millionenbetrag, spenden zu wollen. Engelhorn erbt über ihre Großmutter einen Teil des milliardenschweren Familienvermögens aus dem Pharmaunternehmen Boehringer Mannheim (Roche).
Zum Spenden ruft auch eine extrem prominente Initiative auf: 2010 von Bill und Melinda Gates mit Warren Buffett gegründet, soll „The Giving Pledge“ (auf Deutsch in etwa: Das Versprechen zu geben“) Superreiche animieren, einen Großteil ihres Vermögens zu Lebzeiten oder per Testament für wohltätige Zwecke zu spenden. Mittlerweile sind laut Eigenangaben 220 Milliardäre Mitglieder des Superreichen-Spendenclubs. …
QUELLE: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/international/2103845-Werden-die-Reichen-die-Krise-mitzahlen.html
Ansturm auf Schuldnerberatung erwartet – Österreich.ORF, 10.5.2021
Ein wesentlicher Teil der Auswirkungen der Pandemie ist wegen der staatlichen Maßnahmen noch nicht zu spüren und zu erfassen. Viele Betroffene schieben das Überschuldungsproblem nur auf, warnte gestern die Schuldnerberatung und riet allen Betroffenen, früh genug Hilfe zu suchen.
„Wir befinden uns in einer Phase, die ich die ‚Ruhe vor dem Sturm‘ nennen würde“, so der Geschäftsführer der Schuldnerberatung Niederösterreich, Michael Lackenberger. Hauptgruppen werden die Arbeitslosen und gescheiterten Selbstständigen sein, denn eine höhere Arbeitslosenquote ziehe immer zeitverzögert einen Zuwachs bei den Beratungen nach sich.
„2022 rechnen wir mit einem Anstieg der Klienten um 36 Prozent“, sagte der Schuldenexperte am Montag in einem Onlinepressegespräch. Hinzu kämen dann noch eventuell ehemalige Selbstständige, die es nicht durch die Krise geschafft haben.
*** Privatkonkurse stark rückläufig ***
Die Zahl der Privatkonkurse ging dank staatlicher Intervention aber stark zurück. Im ersten Jahr der Pandemie verringerte sich die Zahl der Privatkonkursanträge gegenüber 2019 noch um 24,9 Prozent auf 7.936, geht aus dem aktuellen Schuldenreport 2020 hervor. Tatsächlich eröffnet wurden 7.296 Schuldenregulierungsverfahren – ein Minus von 23,2 Prozent. Zwei Drittel davon (67 Prozent) wurden von einer kostenlosen Schuldenberatung begleitet.
Ursache für den paradox anmutenden Rückgang waren der coronavirusbedingte weitgehende Stillstand der Justiz und die in der Krise gesetzten Maßnahmen der Regierung, vor allem die gesetzlichen Stundungen. Sobald aber die Stundungen, Förderungen und Kurzarbeitsmodelle auslaufen, dürften die Insolvenzen in die Höhe gehen. „Das finanzielle Problem ist nicht geringer geworden – die Schulden sind da und müssen beglichen werden“, hielt der Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH (ASB), Clemens Mitterlehner, fest. Die Stundungen verschafften nur „eine Verschnaufpause“.
Eine große Gruppe in den Schuldenberatungsstellen machen jetzt schon die ehemaligen Selbstständigen aus. „Es ist zu befürchten, dass diese Personengruppe unsere Hilfe künftig stärker brauchen wird“, sagte Mitterlehner. Die ASB ist die Dachorganisation der zehn staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich, die den Betroffenen unentgeltlich zur Verfügung steht. Die Beratungsstellen werden mit öffentlichen Mitteln finanziert.
*** Knapp 55.000 Beratungen im Vorjahr *** …
*** Arbeitslosigkeit bei Gründen an erster Stelle ***
Bei den Gründen für die Überschuldung führte 2020 mit Abstand Arbeitslosigkeit (32,9 Prozent). Dahinter rangieren mangelhafter oder ungeplanter Umgang mit Geld (20,1 Prozent), gescheiterte Selbstständigkeit (19,6 Prozent), Scheidung oder Trennung (13,9 Prozent), persönliche Härtefälle (10,7 Prozent) und Wohnraumbeschaffung (9,6 Prozent).
„Unsere Kinder brauchen unabhängige Basisfinanzbildung im Laufe ihrer Pflichtschulzeit“, so Mitterlehners dringender Appell. Fast jeder dritte Klient hatte dem aktuellen Schuldenreport zufolge monatlich höchstens 1.000 Euro. Ein Viertel war 30 Jahre oder jünger – davon waren 43 Prozent arbeitslos. Der jüngere Klient sei auch schlechter ausgebildet als die durchschnittliche Klientel. Das erschwere die Arbeitssuche. Gleichzeitig sind die Unternehmen in der Krise sparsam mit Neueinstellungen, meist kämpfen sie vielmehr damit, das bestehende Personal halten zu können.
QUELLE: https://oesterreich.orf.at/stories/3103213/
Alexander Hahn: Schuldenreport 2021: Jung, arbeitslos, überschuldet: Auf Pump leben ist salonfähig geworden – Nicht nur die Jobmisere der Corona-Krise treibt mehr junge Menschen in eine Schuldenspirale. Auch gesellschaftliche Entwicklungen nähren diesen Trend. Schon die monatlichen Kosten für Handy, Streamingdienste oder Fitnesscenter summieren sich für etliche junge Leute zu hohen finanziellen Belastungen. – Der Standard, 10.5.2021
Immer mehr Österreicher geraten bereits in jungen Jahren in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Jeder vierte Klient der heimischen Schuldenberatungen war im Vorjahr höchstens 30 Jahre alt, wie aus dem Schuldenreport 2021 hervorgeht. Diese Altersgruppe ist von der Misere am Jobmarkt infolge der Corona-Krise besonders stark betroffen, wobei Arbeitslosigkeit generell der Hauptgrund für Überschuldung ist. Sie betrifft 38 Prozent aller Klienten heimischer Schuldnerberatungen, unter den Jungen sogar 42 Prozent. Aber die Jobkrise durch Corona ist wie so oft nur ein Brandbeschleuniger der zugrunde liegenden Entwicklung.
Diese lautet im Grunde: Schulden machen wird immer leichter, wie Clemens Mitterlehner, Chef der ASB, der Dachorganisation heimischer Schuldnerberatungen, betont. Aber auch das Geld auszugeben, etwa durch den bei Jungen besonders stark ausgeprägten Trend zu unbaren Zahlungen. „Der Trennungsschmerz ist bei Bargeld viel ausgeprägter als bei Kartenzahlungen“, sagt Mitterlehner.
Gleichzeitig müssen junge Leute auch mehr finanzielle Posten stemmen als frühere Generationen in diesem Alter. Etwa einen Handyvertrag – oft der teure mit Gratisgerät der Spitzenklasse –, das Abo beim Fitnesscenter oder diverse Streamingdienste. Die Posten summieren sich und können laut Mitterlehner dazu führen, dass das Konto überzogen wird – also der teuerste aller Kredite in Anspruch genommen wird.
Wenn dann andere Posten nicht mehr beglichen werden können, ist der Grundstein für die Schuldenspirale aus Zinsen, Zinseszinsen und Mahnkosten gelegt – was sie Außenstände immer weiter nach oben treibt. „Das sind die Privatkonkurse von morgen“, befürchtet Mitterlehner. Im Durchschnitt sind die Klienten der Schuldnerberatungen zwar 42 Jahre alt, aber die Schulden wurden vorher gemacht. „Es ist nur das Alter, in dem sie zu einem unüberwindbaren Problem werden.“
*** Kaum leistbares Wohnen ***
Auch die enorm gestiegenen Kosten für Wohnen machen besonders den Jungen das finanzielle Leben immer schwerer. „Für eine junge Familie ist Wohnen kaum noch leistbar“, betont Mitterlehner, der darin ein „Riesenproblem“ sieht. Zur Verdeutlichung: Österreichweit nehmen etwa fünf Prozent der Bevölkerung Kredite für Alltagsgüter auf, in Ballungszentren mit hohen Wohnkosten sind es mit elf Prozent mehr als doppelt so viele.
„Es hat einen gesellschaftlichen Wandel gegeben“, sagt Konsumforscherin Bernadette Kamleitner von der WU Wien. „In unserem Verhältnis zu Geld hat sich viel verändert.“ Früheren Generationen sei Sparsamkeit viel stärker als Wert vermittelt worden, nennt sie ein Beispiel. Dies sei einerseits durch die Nullzinspolitik der EZB untergraben worden, da klassisches Sparen keine Erträge abwirft. Zudem betont sie wie Mitterlehner, dass gleichzeitig auch Schuldenmachen salonfähig geworden sei. Dies zeigt sich Kamleitner zufolge etwa darin, dass Konsumkredite erst seit den 2010er-Jahren beworben werden.
Begünstigt werde die Schuldenspirale auch durch soziale Medien, wo man mit Neuanschaffungen oder Urlauben punkten könne, aber kaum von finanziellen Problemen berichtet werde. Was für die WU-Expertin zu einer paradoxen Situation führt, die durch soziale Medien verstärkt werde: „Kurzfristig wird man für Konsumkredite sogar durch die Bewunderung anderer belohnt.“ Aus ihrer Sicht ein weiteres Problem: Während Schulden zu machen entstigmatisiert werde, sei ein Privatkonkurs weiterhin mit einem großen Stigma behaftet.
Im Teufelskreis
Die Folge: Viele würden sich erst spät eingestehen, dass sie zu den Betroffenen zählen – zumal dies mit dem unangenehmen Gefühl des Kontrollverlusts verbunden sei. „Man muss schon sehr verzweifelt sein, um sich Hilfe zu suchen“, sagt Kamleitner. „Dann sind viele schon im Teufelskreis drinnen.“
Mitterlehner empfiehlt, finanzielle Probleme früh anzugehen – dann seien noch Auswege ohne Konkurs möglich. Zudem verweist er auf anstehende Gesetzesänderungen: Das neue Exekutionsrecht werde ab Juli automatisch zu einer Art Schuldenregulierung führen. „Dann fehlt nur noch ein Antrag auf einen Privatkonkurs“, sagt Mitterlehner. Dieser werde ab Mitte Juli die Möglichkeit einer Entschuldung in drei Jahren bringen, derzeit sind es noch fünf. Gelten soll dies nicht nur für gescheiterte Selbstständige, sondern zur Krisenbewältigung vorerst auch für Konsumenten.
QUELLE: https://www.derstandard.at/story/2000126540362/jung-arbeitslos-ueberschuldetschuldenmachen-ist-wieder-salonfaehig
SIEHE DAZU:
Airbnb-Verbot für Wiener Gemeindewohnungen – Wien.ORF, 12.5.2021
Städtische Wiener Gemeindewohnungen dürfen nicht zur Vermietung durch Airbnb angeboten werden. Das hat das Handelsgericht Wien erstinstanzlich entschieden. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig
QUELLE: https://wien.orf.at/stories/3103557/
So lebt es sich in Österreichs Gemeinden – WIFO-Index: Aktualisierung für das Jahr 2019 – WIFO, 12.5.2021
Der WIFO-Lebenssituationsindex beleuchtet die Lebensumstände auf kleinräumiger Ebene in den Wohngemeinden Österreichs. Dabei werden die auf die Lebensumstände einwirkenden Faktoren wie Einkommen, Erwerbsintensität, Alter und Qualifikation in einer Zahl gebündelt. Je höher der Indexwert ausfällt, desto günstiger ist die Lebenssituation in der Gemeinde. Finden Sie bitte hier die interaktive Landkarte des lokalen Nachrichtennetzwerkes der Regionalmedien Austria.
QUELLE: https://www.wifo.ac.at/news/news_detail?j-cc-id=1618515790119&j-cc-node=news
UNTERNEHMEN IN ÖSTERREICH
Post legte im ersten Quartal stark zu – ORF, 12.5.2021
Die teilstaatliche, börsennotierte Österreichische Post AG blickt auf ein starkes erstes Quartal 2021 zurück und voller Optimismus ins laufende Jahr. Das Betriebsergebnis (EBIT) legte um 79,2 Prozent auf 59,8 Mio. Euro zu, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 51,5 Prozent auf 99. Mio. Euro.
Beim Umsatz gab es ein Plus von 28,5 Prozent auf 646,1 Mio. Euro. Das Paketgeschäft, Osteuropa und die Pakettochter in der Türkei befeuerten das Ergebnis, der Briefsektor schwächelte.
Die Paketmengen in Österreich legten um 33,5 Prozent zu, in Südosteuropa gab es ein Plus von 39 Prozent, in der Türkei bei der Tochter Aras gab es einen Zuwachs von 37 Prozent. Im Gegensatz dazu ging das Briefvolumen um sechs Prozent zurück.
Die Werbesendungen gaben im ersten Quartal im Jahresvergleich um 8,5 Prozent nach. Das Ergebnis ist, dass die Divisionen Brief und Werbepost bzw. Paket und Logistik nun gleich groß sind. Im Bereich Filiale und Bank berichtete heute die Post AG von einem Zuwachs von 27,3 Prozent auf 16,7 Mio. Euro.
Zum Ausblick hielt die Post in einer Aussendung fest, dass sie einen Umsatzanstieg von zehn Prozent erwartet. Beim EBIT wird ein Plus von 15 Prozent angepeilt.
QUELLE: https://orf.at/stories/3212722/
KOMMENTARE AUS FREMDER FEDER
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