N&C – Montagsblick KW 13/14

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INTERNATIONAL
* Für die Eiligen unter meinen Leser*innen empfehle ich den ersten Beitrag aus equisiter Quelle. Der ist nicht nur für Börsianer interessant: es geht um den globalen Makro- und Marktbericht aus Liechtenstein’scher Sicht.
* Die Jubel-Stimmung an den Börsen zeigt SENTIX auf: wenn die Geigen fideln, dann ist es Zeit zu verkaufen.
* IMF-Direktorin Kristalina Georgieva spricht über globale Wirtschaftsaussichten und über unterstützende Finanzmaßnahmen angesichts einer fragmentierten Weltwirtschaft.

USA
* Rette sich wer kann scheint das Motto der Superreichen in den USA zu sein.
* Hedgefonds erschüttert Bankenwelt für einen Augenblick – oder doch für länger?
CHINA
* WIe man vertraglich seine Schuldner knebelt? China führt es vor. Schuldner sind die Entwicklungsländer. Das alte Lied: Schulden machen abhängig von Gläubigern. Schuldenmachen selbst bleibt neutral – solange es in erfolgversprechende Investments mündet und die Schulden tragbar sind.
EUROPA
* Einsichten zur Europäischen Zentralbank und ihrer Geldpolitik vermittelt Robert Holzmann, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, in einem Interview mit der Wiener Zeitung: wie geht des mit den Zinsen weiter? Ist die EZB klimapolitisch aktiv?
* Die Corona-Pandemie verschärft die Ungleichheit in der Gesellschaft, so eine aktuelle Studie der ETH Zürich.
* Wie britische Studierende ihr Studium finanzieren? Gelegentlich auf außergewöhnliche Weise, berichtet die Zeitschrift Stern.
DEUTSCHLAND
* Wirtschaftsjournalist Stefan Schaaf auf der Suche nach einer Erklärung: wieso heben die Börsen ins Himmelhohe ab?
ÖSTERREICH
* Wiener Börse jagt ins Spitzenfeld der Börsen. Anleiheemissionen stark gestiegen. Österreichische Unternehmen überzeugen Investoren mit etablierten Geschäftsmodellen, hohen Forschungsquoten und einer verlässlichen Dividendenstrategie.
* WIFO und IHS prognostizieren bessere Wirtschaftsaussichten.
* Private Haushalte sparen außergewöhnlich, öffentliche Haushalte ent-sparen ebenso außergewöhnlich.
* Wirtschaftsflaute auch im Donauschiffsverkehr: starker Rückgang in 2020.
* Der Zinshausmarkt spiegelt die Stadflucht ebenso wider wie die Pandemie-bedingt schleppende Verbücherung. Das Coronavirus infziert nicht nur Menschen, sondern sorgt für harzigen Gang selbst von Verwaltungsvorgängen: viele Arbeitsvorgänge im Alltag waren und sind noch umständlich und arbeitsaufwändig, mehr als in Vor-Corona-Zeiten. Hilft die Digitalisierung? Ja, aber arbeitsärmer wird es eher nicht, in manchen Lebens- und Berufsbereichen ganz und gar nicht.
KOMMENTARE AUS FREMDER FEDER
* Philippe Aghion kämpft für einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz.
* Wirtschaftsjournalist Michael Ferber kontrapunktiert die positiven Aussagen Robert Holzmanns zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: Das billige Geld der Zentralbanken zieht Spieler an. Moral Hazard als Begleiterscheinung von NIRP und ZIRP. Wieweit hat das etwas mit Silvio Gsell’s Freigeld zu tun? Doch darüber vielleicht ein anderes Mal.
* Der ehemalige Chef der britischen Notenbank, Mervyn King:, meint „Wenn ein Teil der Regierung die Wirtschaft herunterfährt, ist es Unfug, dass ein anderer Teil die Nachfrage ankurbelt.“ Ob die optimistischen Wirtschaftsprognosen halten werden? Und wie steht es überhaupt mit Wirtschaftsprognosen im Allgemeinen?

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INTERNATIONAL

Finanzmärkte weltweit: strategische Positionierung des Finanzvermögens (Asset Allocation) im März 2021 – Globaler Makro- und Marktbericht der LGT-Bank – LGT-Bank, 30.3.2021
Der reflationäre Trend bleibt intakt, obwohl die möglichen Folgen des daraus resultierenden Zinsausblicks insbesondere für die überhitzten Marktsegmente ab und an Sorgen bereiten. Wir sehen daher vorerst von einer weiteren Aufstockung unseres Aktienübergewichts ab. Stattdessen kaufen wir Schwellenländeranleihen und die NOK gegen den EUR.
QUELLE (6-Seiten-PDF): https://www.lgt.at/shared/.content/publikationen/marktinformationen/20210331_Beacon_de.pdf

Die beste Aktienmarkt-Stimmung seit Ende 2019 – Sentix, 4.4.2021
Die Vorzeichen verdichten sich, dass die aktuelle Aktien-Rallye bald ihr Ende erreicht hat. Dies wird gleich an mehreren Indikatoren deutlich. So steigt die Stimmung auf den optimistischsten Wert seit Ende 2019. Das strategische Grundvertrauen dagegen bröckelt. Gleichzeitig sind die Portfolien offensiv ausgerichtet. Und zu guter Letzt messen wir einen fallenden Anteil an Aktien, die noch neue 52-Wochen-Hochs erreichen. Eine solche Divergenz ist ebenfalls als kritischer Vorbote zu klassifizieren.
Weitere Ergebnisse:
* Renten: Stabilisierungsphase läuft
* Gold: Das strategische Grundvertrauen kehrt zurück
* sentix Konjunkturindex: Dienstag, 06.04.2021 um 10:30h MESZ
QUELLE: https://www.sentix.de/

Financing for Development in the Era of COVID-19 and Beyond Initiative – IMF, 29.3.2021
Remarks by IMF Managing Director Kristalina Georgieva at the Meeting of Heads of State and Government on the International Debt Architecture and Liquidity
First, the global economic outlook is improving—thanks to incredible efforts on vaccines, and unprecedented actions by governments and the international community.
But prospects for recovery are diverging dangerously.
Emerging and developing countries are at risk of languishing with weaker growth. Relative to pre-crisis projections and excluding China, this group is projected by 2022 to have cumulative per capita income losses as high as 20 percent versus 11 percent in advanced economies.
Which brings me to my second point: We need a comprehensive approach to support vulnerable countries and people. It must include domestic measures to improve revenue collection, spending efficiency, and the business environment, as well as substantial international support, includinggrants and concessional lending. We will do our part through concessional lending.
And the good news today is that we have advanced on the consideration of a new SDR allocation of US$650 billion to address the long-term global need for reserve assets. I will present a formal SDR proposal in June, including measures to enhance transparency and accountability. …
My third point: action on debt in an integral part of this comprehensive response.
The DSSI provided valuable relief to eligible countries of around US$5.7 billion in 2020 and it was rightly extended to June 2021. We strongly support a further extension until the end of 2021, which is currently under consideration by G20 members. I hope they will say yes to that. …
QUELLE: https://www.imf.org/en/News/Articles/2021/03/29/sp032921-md-international-debt-architecture-and-liquidity

USA

Angst vor Corona-Rechnung: Millionäre und Milliardäre bringen ihr Vermögen in Sicherheit – RTL, 29.3.2021
Vermögen der Milliardäre wächst während Corona um ein Fünftel
Im Corona-Jahr 2020 gingen ganze Länder in den Lockdown und Angestellte ins Homeoffice – zugleich wuchs das Vermögen der Milliardäre um ein Fünftel. Fast zwei Drittel von ihnen wurden deutlich reicher, wie weiter aus Daten des Magazins „Forbes“ bis Mitte Dezember hervorgeht. Nun überlegen die Superreichen offenbar, wie sie ihr Geld in Sicherheit bringen können.
QUELLE: https://www.rtl.de/cms/angst-vor-corona-rechnung-wie-millionaere-und-milliardaere-ihr-vermoegen-in-sicherheit-bringen-4731672.html

Schieflage eines Hedgefonds reißt Banken in den Strudel Handelsblatt-Morningbriefing, 20.3.2021
Die Älteren von uns erinnern sich vielleicht noch an den Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM). Die von namhaften Ökonomen und ihren Rechenmodellen getragene Firma verursachte 1998 mit ihrer Fast-Pleite eine veritable Weltfinanzkrise, die nur durch ein Rettungspaket der Banken über 3,6 Milliarden Dollar beigelegt wurde. Nun, 23 Jahre später, scheinen sich die Ereignisse zu wiederholen.
Wieder reißt die Schieflage eines Hedgefonds Banken in den Strudel, nur dass diesmal nicht Professoren der Wirtschaftswissenschaften zu Werke waren, sondern ein windiger Fondsmanager namens Bill Hwang, der 2012 Betrug im Handel mit chinesischen Wertpapieren eingeräumt hat. Diesmal hatte Hwangs Archegos Capital – aufgesetzt als Family Office – stark mit den Medienaktien Viacom CBS und Discovery gezockt, deren Kurse aber vorige Woche verfielen. Irgendwann konnte Archegos Nachschussforderungen der Kreditbanken nicht nachkommen, worauf diese in einem Notverkauf („Firesale“) chinesische und amerikanische Aktien im Wert von 30 Milliarden Dollar losschlugen.
Jetzt Artikel lesen (ZAHLPFLICHT): https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/marktberichte/dow-jones-nasdaq-sundp-500-probleme-bei-hedgefonds-archegos-wall-street-schliesst-uneinheitlich/27050404.html

CHINA

Chinas Banken knebeln Entwicklungsländer – Kreditverträge enthalten laut IfW-Kiel-Studie ungewöhnliche Geheimhaltungsbestimmungen – Pressetext, 31.3.2021
Ungewöhnliche Geheimhaltungsbestimmungen sowie Klauseln, die zulasten anderer internationaler Geldgeber gehen: Chinas Banken positionieren sich bewusst als vorrangige Gläubiger und schränken die Handlungsoptionen der Schuldnerländer im Falle einer Zahlungsunfähigkeit teilweise stark ein. Zu dem Schluss kommt ein Forscher-Team unter Beteiligung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel)
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210331030

Geheime Verträge: Studie enthüllt Chinas Kreditvergabepraxis der Belt and Road Initiative – Institut für Wirtschaft Kiel, 31.3.2021
Einem Forschungsteam unter Beteiligung des IfW Kiel gelang erstmals der Zugang zu 100 Originalverträgen chinesischer Gläubiger und damit die Enthüllung bisher unbekannter Details über Chinas Kreditvergabepraxis an Entwicklungsländer. Die Kontrakte enthalten demnach ungewöhnliche Geheimhaltungsbestimmungen sowie Klauseln, die zulasten anderer internationaler Geldgeber gehen. Chinesische Banken positionieren sich bewusst als vorrangige Gläubiger und schränken die Handlungsoptionen der Schuldnerländer im Falle einer Zahlungsunfähigkeit teilweise stark ein. Der Schuldendienst ist zudem oft durch Auslandskonten und Projekteinnahmen abgesichert.
„Durch die Belt and Road Initiative ist China zum größten öffentlichen Gläubiger für Entwicklungsländer aufgestiegen, die finanzierenden Staatsbanken treten als sehr versierte Kreditgeber auf, die ihre Verhandlungsmacht gekonnt zu ihrem Vorteil ausnutzen“, sagt Christoph Trebesch, Forschungsdirektor am IfW Kiel und Mitautor von How China Lends. Die Studie entstand in Kooperation von AidData at William & Mary, dem Center for Global Development, dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und dem Peterson Institute for International Economics. Die Autorinnen und Autoren untersuchen darin 100 chinesische Kreditverträge mit 24 Ländern, viele davon sind Teil der Belt and Road Initiative.
Die Auswertung von Originalverträgen chinesischer Kredite ist in dieser Form einzigartig und die bislang erste systematische Analyse der rechtlichen Konditionen von Chinas Kreditvergabe im Ausland.
Die Verträge fanden sich auf Regierungswebseiten der Schuldnerländer und waren offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Der von AidData zusammengestellte Vertragsdatensatz ist die bislang größte Quelle für Schuldverträge zwischen staatlichen chinesischen Kreditgebern und Entwicklungsländern und über eine Online-Datenbank öffentlich einsehbar.
Ein Online-Datenbank mit digitalisierten Kopien der Originalverträge kann unter https://www.aiddata.org/how-china-lends aufgerufen und nach Kreditgeber, Kreditnehmer, Sektor und Vertragsklausel durchsucht werden.
STUDIE „How China Lends: A Rare Look into 100 Debt Contracts with Foreign Government“ https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/journal-article/2021/how-china-lends-a-rare-look-into-100-debt-contracts-with-foreign-government-16100/
QUELLE: https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/medieninformationen/2021/geheime-vertraege-studie-enthuellt-chinas-kreditvergabepraxis-der-belt-and-road-initiative/

EUROPA

Wirtschaftsklima und Beschäftigungserwartungen verbessern sich stark im Euro-Raum und EU-weit – WIFO, 30.3.2021
Im März stieg der Economic Sentiment Indicator (ESI) im Euro-Raum (+7,6 Punkte auf 101,0 Punkte) und EU-weit (+6,9 Punkte auf 100,0 Punkte). Zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona Pandemie bewegt sich der ESI für die EU auf dem Niveau des langjährigen Durchschnittes, wobei der ESI für den Euro-Raum sogar etwas darüber liegt. Der Vertrauensindikator der Beschäftigungserwartungen (EEI) stieg um 6,1 Punkte auf 98,0 Punkte in der EU und um 6,8 Punkte auf 97,7 Punkte im EuroRaum und hebt den Indikator in beiden Region nahezu auf den langjährigen Durchschnitt.
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QUELLE (2-Seiten-PDF): https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunkturtest/EU_ESI_2021-03.pdf

EZB beim Klimaschutz nicht im Fahrersitz – OeNB-Gouverneur Robert Holzmann über den Ausweg aus der Nullzispolitik und die ökologische Rolle der EZB. Interview mit Governeur Robert Holzmann – OeNB/Wiener Zeitung, 19.3.2021
Das Interview in Stichworten: gut strukturierte Gouvernance-Steuerung der EZB sichert Währungsstabilität; alternativlose Niedrigzinspolitik; seit langem sinkender Gleichgewichtszins mit konsekutiver Anpassung der Geldpolitik; stabileres Finanzsystem Europase als zur Zeit der Finanzkrise; Strukturwandel der Wirtschaft hinkt hinterher; Fragmentierung der europäischen Wirtschaft, z.B. Italien, Mario Draghi gibt Hoffnung; notwendig: neue Gründerzeit via innovativer Produktion und Dienstleistung dank Digitalisierung und Ökologisierung der Wirtschaft, dazu „Ältere länger im Arbeitsmarkt halten„; Einhaltung des Mandats der EZB, u.a. eingefordert durch deutsches Bundesverfassungsgericht; nachhaltige Investitionen der EZB, aber „grüne“ und „braune“ Finanzanlagen nicht einfach zu unterscheiden; Niedrigzinsolitik als Ausnahme, Rückkehr zu Inflation von um 2% angezielt und erwartbar.
Holzmann zur ökologischen Verantwortung der EZB: „Welche klimaschädlichen Folgen beeinflussen die Politik der EZB? Das können einerseits die Inflation und andererseits die Risiken auf den Finanzmärkten betreffen. Solche Zusammenhänge gibt es tatsächlich. Die zweite Frage zielt auf die Handlungsoptionen der EZB ab. Aus meiner Sicht ist festzuhalten, dass beim Thema Klimawandel zuerst die Politik in der Verantwortung steht. Wenn es also darum geht, dass wir zu viel CO2 emittieren, ist für Ökonomen der beste Weg, das über eine CO2-Steuer langfristig zu steuern. Wir müssen aber auch die Effekte aller Maßnahmen auf die Finanzmärkte im Auge haben. Zusammengefasst heißt das, die EZB befindet sich beim Klimaschutz nicht im Fahrersitz, aber wir werden diesen notwendigen Strukturwandel konstruktiv begleiten.“
QUELLE: https://www.oenb.at/Presse/interviews/2021-03-19-wiener-zeitung-ezb-beim-klimaschutz-nicht-im-fahrersitz.html

Wie Corona langfristig die Ungleichheit erhöht – Die Presse 29.3.2021
Die Impfung ist da, doch die ökonomischen Spätfolgen der Pandemie werden uns noch lang begleiten.
National wie auch international trifft die Pandemie die Ärmsten und Schwächsten der Gesellschaft am härtesten. Dabei erhöht die gegenwärtige Wirtschafts- und Gesundheitskrise nicht nur die Einkommens- und Vermögensungleichheit, auch die Gleichstellung zwischen Mann und Frau und die Chancengleichheit leiden. Die Folgen werden uns teilweise noch lang begleiten. Ein Überblick.
Eine aktuelle Studie der ETH Zürich für die Schweiz zeigt, dass die Einkommensausfälle bei Haushalten mit niedrigen Einkommen mit einem Minus von 20 Prozent im Schnitt am höchsten sind. Menschen mit geringem Einkommen, die arbeitslos geworden sind, verzeichnen gar Ausfälle von 50 Prozent. Die Kurzarbeitsentschädigung bietet eine bessere Absicherung, was sich zudem günstig auf die psychische Gesundheit auswirkt. Auch bei den Selbstständigen trifft die Krise jene mit niedrigen Einkommen am härtesten.
[Auch Auswirkungen auf Bildung aktuell und Mangelbildungsfolgen später; viele Intratext-Links]
QUELLE: https://www.diepresse.com/5958779/wie-corona-langfristig-die-ungleichheit-erhoht
GRAPHIK: https://media.diepresse.com/images/uploads/c/7/b/5958779/grafik_1617030005116888.jpg

Großbritannien Wie britische Universitäten Sexarbeit neben dem Studium unterstützen – Stern, 29.3.2021
Studiengebühren in Höhe von fast 10.000 Pfund im Jahr sind für viele britische Studierende nicht zu bezahlen. Sie verkaufen daher ihre Körper oder bieten andere sexuelle Dienstleistungen an, um ihr Studium zu finanzieren. Regelrecht unterstützt werden sie dabei von einigen Universitäten.
QUELLE: https://www.stern.de/panorama/wie-britische-universitaeten-sexarbeit-neben-dem-studium-unterstuetzen-30455372.html

DEUTSCHLAND

Stefan Schaaf: Dax über 15.000 Punkte Warum ignoriert die Börse die Realwirtschaft? – n-tv, 1.4.2021
Mit dem Impfen geht es nicht voran, die Politik bekommt die Pandemie nicht in den Griff, Einzelhandel und Gastronomie stehen vor dem Kollaps. Und die Spekulanten füllen sich ihre Taschen an der Börse. Doch Profianleger interessiert das alles nicht. Warum?
… Wichtig ist für Profis nicht der Stand des Dax, sondern seine Bewertung, die Wachstumsperspektiven oder die Dividendenrendite. Technisch orientierte Anleger schauen vielleicht auf die 200-Tage-Linie oder ob sich eine Kopf-Schulter-Formation ausbildet, nicht aber auf glatte 1000er-Stellen.
… Doch die Richtung des Dax hängt nicht davon ab, was politisch oder wirtschaftlich hierzulande gerade für Aufregung sorgt.
… weil viele Deutsche lieber keine Aktien kaufen, nutzen eben Investoren aus aller Welt die Gunst deutsche Aktien zu kaufen. Das bedeutet aber auch: Der deutsche Aktienmarkt und damit der Dax, fälschlich oft als Leitindex bezeichnet, folgen dem globalen Trend. Und den Takt geben immer noch die Big Boys der Wall Street vor, … für sie zählt das Große: die US-Volkswirtschaft und damit ihr „eigener“ Heimat-Aktienmarkt, der um die 60 Prozent der globalen Marktkapitalisierung ausmacht.
Während sich hierzulande eine Pandemie- und Impfchaos-Depression ausbreitet, zeigen sich die USA zupackend optimistisch. Schon in wenigen Wochen könnte dort eine Herden-Immunität gegen Covid19 erreicht sein, und dann wird ein gigantisches Konjunkturprogramm die weltgrößte Volkswirtschaft aus der Krise ziehen. Dieser Optimismus ist es, der den Aktienmarkt nach oben treibt und der auch auf den Dax ausstrahlt.
QUELLE: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Warum-ignoriert-die-Boerse-die-Realwirtschaft-article22463933.html

ÖSTERREICH

Wiener Börse: Österreichs Aktienmarkt jagt umsatzstark ins weltweite Spitzenfeld – Wiener Börse, 2.4.2021
ATX Total Return (inkl. Dividenden) schließt zum Allzeit-Hoch auf – Aktienumsatz im 1. Quartal 2021 stabil auf hohem Niveau – Zwei neue Listings im direct market plus, ein Neuzugang im direct market – Anleihen: Listing-Aktivität weiter stark steigend.
Im ersten Quartal 2021 nimmt der heimische Aktienmarkt weiter Fahrt auf. Der österreichische Nationalindex ATX liegt im weltweiten Vergleich im Spitzenfeld (ATX TR: +13,88 % DAX: +9,40 %, Eurostoxx 50: +9,73 %, S&P 500: +6,45 %). Die Aufholjagd wird begleitet von weiterhin starken Aktienumsätzen (Jänner-März 2021: 20,5 Mrd. EUR).
Im direct market plus hieß die Wiener Börse zwei Unternehmen willkommen (beaconsmind AG, XB Systems AG), Extrafin S.p.A. ist neu im direct market.
Mit mehr als 1.400 Neulistings war 2021 das historisch bislang beste erste Quartal bei Anleihen. Beflügelt wird dieses Wachstum von internationalen Serien-Emittenten im Vienna MTF. Österreichische Unternehmen setzen aktuell stark auf Green Bonds (S Immo AG, Vienna Insurance Group AG, Verbund AG).
„Ein Jahr nach dem Corona-Einbruch ist die Krisenfestigkeit der österreichischen Aktien wieder eingepreist. Rot-weiß-rote Aktien überzeugen Investoren mit etablierten Geschäftsmodellen, hohen Forschungsquoten und einer verlässlichen Dividendenstrategie. Wie stark der Faktor Dividende auf die Rendite einzahlt, zeigt der Punktestand des ATX Total Return. Seit Indexstart resultiert die Hälfte der ATX-Rendite aus den Dividendenzahlungen. Langer Atem macht sich bezahlt,“ sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse.
QUELLE: https://r.info.wienerborse.at/mk/mr/uRN8xitA04e5o9Wp8-zoYM8Dzng6KDlMjsk9bUDBHpGpRMVJTYjtpzu_2D741C1hGY1f_tuES5YUn43SaOhaEvKRT-czq85s05G5gYptOb5sbA

Die Stimmung unter den österreichischen Unternehmen verbesserte sich im März merklich – WIFO, 30.3.2021
Der WIFO-Konjunkturklimaindex notierte mit –3,2 Punkten (saisonbereinigt) nur mehr knapp im negativen Bereich und stieg gegenüber dem Vormonat deutlich an (+7,6 Punkte). Die WIFO-Konjunkturampel springt auf „Grün“
und signalisiert damit eine Trendumkehr bei den Konjunktureinschätzungen der österreichischen Unternehmen.
QUELLE (1-Seiten-PDF): https://www.wifo.ac.at/wwadocs/konjunkturtest/WIFO-Konjunkturampel-2021-03.pdf

Konjunktureinschätzungen hellen sich auf. Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom März 2021 – WIFO, 30.3.2021
Die Stimmung der österreichischen Unternehmen verbesserte sich im März merklich. Der WIFO-Konjunkturklimaindex notierte mit –3,2 Punkten (saisonbereinigt) nur mehr knapp im negativen Bereich und stieg gegenüber dem Vormonat deutlich an. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage fielen zwar positiver aus, Unternehmen in behördlich stark eingeschränkten Branchen blieben jedoch weiterhin skeptisch. Die Konjunkturaussichten der Unternehmen hellten sich merklich auf und waren erstmals seit Beginn der COVID-19-Pandemie optimistisch.
Die Stimmung unter den österreichischen Unternehmen hat sich im März deutlich verbessert. Der WIFO-Konjunkturklimaindex notierte mit -3,2 Punkten (saisonbereinigt) nur mehr knapp im negativen Bereich, und verbesserte sich deutlich zum Vormonat (+7,6 Punkte). Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage fielen positiver aus, blieben aber in den stark von den Einschränkungen betroffenen Branchen weiterhin sehr pessimistisch. Auch die Konjunkturerwartungen verbesserten sich merklich und notierten erstmals seit Beginn der COVID-19-Krise wieder in positiven Bereichen.
Der Index der aktuellen Lagebeurteilungen für die Gesamtwirtschaft stieg im März (unter Ausschaltung
saisonal bedingter Schwankungen) um 8,3 Punkte an, notiert jedoch mit -8,3 weiterhin unter der Nulllinie,
die negative von positiven Konjunkturbeurteilungen trennt. Über die Sektoren hinweg zeigen sich trotz der
Zugewinne nach wie vor Unterschiede. In den von den COVID-19-Einschränkungsmaßnahmen stark
betroffenen Dienstleistungsbranchen verbesserte sich der Index (+5,0 Punkte) zwar, blieb aber mit einem Wert von -19,2 weiterhin in sehr skeptischen Bereichen. In der Bauwirtschaft stieg der Lageindex um 9,2 Punkte und notiert mit 31,4 Punkten auf überdurchschnittlichem Niveau. In der Sachgütererzeugung gewann der Lageindex 6,2 Punkte, blieb aber mit -3,8 Punkten noch im negativen Bereich.
Die Erwartungen der österreichischen Unternehmen haben sich im Vergleich zum Vormonat deutlich verbessert. Der Index der unternehmerischen Erwartungen gewann im März 9,4 Punkte hinzu und notiert mit 1,9 Punkten erstmals seit Februar 2020 im positiven Bereich. In der Bauwirtschaft gewann der Erwartungsindex 6,8 Punkte hinzu und notiert mit 13,2 Punkten merklich optimistischer. In den Dienstleistungsbranchen gewann der Erwartungsindex 10,8 Punkte, und notiert mit -0,4 Punkten an der Nulllinie. Auch in der Sachgütererzeugung gewannen die Erwartungsindex an Dynamik (+7,9 Punkte) und notiert mit 1,8 Punkten über der Nulllinie. Die Unternehmen rechnen für die nächsten Monate
mehrheitlich mit Verbesserungen der durch die COVID-19-Krise geprägten Geschäftslage.
QUELLE (12-Seiten-PDF, Gesamtwirtschaft S. 3, Sektoren und einzelne Subsektoren S. 4-12): https://www.wifo.ac.at/jart/prj3/wifo/resources/person_dokument/person_dokument.jart?publikationsid=67034&mime_type=application/pdf

Prognose der österreichischen Wirtschaft März 2021 – Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs – IHS, 26.3.2021
Die Fortschritte bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie stützen die Erholung der Weltwirtschaft. Mit dem globalen Wirtschaftsaufschwung und der Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen kehrt die österreichische Wirtschaft wohl auf einen soliden Wachstumskurs zurück. Nach einem Rückgang um 6,6 % im Vorjahr sollte das reale BIP in diesem Jahr um 2,6 % steigen. Für das Jahr 2022 wird ein Wirtschaftswachstum von 4,3 % erwartet. Mit der Belebung der Wirtschaft dürfte auch die Arbeitslosenquote, die im vergangenen Jahr kräftig auf 9,9 % gestiegen war, auf 9,3 % in diesem bzw. 8,5 % im nächsten Jahr zurückgehen. Aufgrund steigender Energiepreise wird die Inflationsrate laut Prognose auf 2,0 % klettern und im nächsten Jahr etwa auf diesem Niveau verharren. Strukturreformen zur Förderung der Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen und eine ökologische Steuerreform sollten umgesetzt werden.
KURZFASSUNG (8-Seiten-PDF): https://www.ihs.ac.at/fileadmin/public/2016_Files/Documents/2021/Prognose_Maerz/ihs-prognose-maerz-2021-kurzfassung-wirtschaftsausblick-konjunkturerholung-corona-pandemie.pdf

Sparquote der privaten Haushalte 2020 auf 14,5% gestiegen – Statistik Austria, 1.4.2021
als Web-Version oder PDF

Öffentliche Finanzen 2020: öffentliches Defizit 8,9%, öffentlicher Schuldenstand 83,9% des BIP – Statistik Austria, 1.4.2021
als Web-Version oder als PDF

Güterverkehr auf der Donau 2020 um 3,1% auf 8,2 Millionen Tonnen gesunken – Statistik Austria, 30.3.2021
als Web-Version oder als PDF

Zinshausboom verlagert sich in die Bundesländer – Bei den Verbücherungen wird coronabedingt mit hohem und stark verzögertem Nachlauf gerechnet – Pressetext, 31.3.2021
Die Hudej Zinshäuser Gruppe hat wie gewohnt den Zinshausmarkt in Österreich für das vergangene Jahr analysiert. Alle bis inklusive Februar verbücherten Zinshaus-Transaktionen des Jahres 2020 wurden erfasst und durch eigene Recherchen ergänzt bzw. überprüft.
ZINSHAUSMARKT – „Das bisherige Ergebnis unserer Recherchen zeigt, dass sich der Zinshausmarkt trotz COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 sehr gut entwickelt hat“, konstatiert Gerhard Hudej, Gründer und Geschäftsführer der Hudej Zinshäuser Gruppe. „Aber die Zahlen sind aufgrund der Krise noch lückenhaft, da in den Grundbuchsämtern der großen Städte offenbar starke Verzögerungen eingetreten sind. Wir werden daher konkrete Daten erst Mitte bis Ende des zweiten Quartals bekanntgeben können.“
BUNDESLÄNDER HEBEN AB – Jetzt schon zeigt sich aber: In allen Bundesländern außer Wien sind im Jahr 2020 die Zinshausmärkte stark gewachsen. „Die Steigerungen in den Bundesländern waren teilweise außergewöhnlich hoch und übertreffen alle bisherigen Jahre“, erklärt Hudej.
SHARE DEALS NEHMEN ZU – Deutlich zu beobachten ist laut Hudej Zinshäuser auch die Tendenz zum Share Deal. Die wichtigsten Gründe dafür sind die hohen Preise und der wachsende Anteil der Profis unter den Verkäufern. Denn professionelle Marktteilnehmer bevorzugen den Share Deal, um bei den Nebenkosten und den Steuern zu sparen – umso mehr, je höher die Preise sind.
AMBIVALENTE ZAHLEN – Die derzeit vorliegenden Marktdaten werfen allerdings Fragen auf, da sie ein sehr ambivalentes Bild für das Jahr 2020 ergeben: Österreichweit ergibt sich aktuell ein Rückgang beim Transaktionsvolumen, aber ein starker Anstieg bei der Transaktionsanzahl. In Wien zeigen sich bisher sowohl beim Volumen als auch bei der Anzahl an Transaktionen rückläufige Zahlen. In Graz stieg die Transaktionsanzahl stark, das Volumen aber wäre laut heutigen Zahlen deutlich geringer als im Vorjahr. … Die Situation durch die COVID-19-Krise hat den Zinshausmarkt nicht beeinträchtigt, aber zu starken Verzögerungen in den Grundbuchsämtern gesorgt, vor allem in Wien und Graz. Daher wird es für 2020 zu sehr hohen Nachläufen bis weit ins Jahr 2021 hinein kommen. Erst Mitte des laufenden Jahres wird man somit über valide Zahlen für 2020 verfügen, möglicherweise noch später.
QUELLE: https://www.pressetext.com/news/20210331018

KOMMENTARE AUS FREMDER FEDER

Interview Philippe Aghion: «Ich kämpfe für einen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz» – NZZ, 29.3.2021
Reichtum sei nicht das Problem, mangelnde Aufstiegschancen dagegen schon, sagt Philippe Aghion, der den französischen Präsidenten Macron berät. Er schwärmt von der «kreativen Zerstörung» des Kapitalismus, sieht aber den Staat in der Pflicht, diesen Prozess zu steuern.
# Die Umweltaktivistin Greta Thunberg hat gesagt: «Ihr könnt nur über das Märchen von ewigem Wachstum sprechen.» Sind Sie ein Märchenerzähler, Herr Aghion?
Ich bin das, was man im Französischen einen «optimiste de combat», einen kämpfenden Optimisten, nennt. Die Welt wird nicht einfach besser, man muss schon etwas dafür tun. Ich bin sicher, dass auch Thunberg letztlich eine kämpfende Optimistin ist – weshalb sollte sie sonst um die Welt reisen, um gegen den Klimawandel zu protestieren?
Aber Sie wollen Wachstum, und Thunberg sieht das als Märchen an.
Man muss dem Wirtschaftswachstum nicht abschwören. Vielmehr lässt es sich umweltfreundlich und inklusiv gestalten, davon bin ich fest überzeugt. Gerade die skandinavischen Länder zeigen, dass man in diese Richtung gehen kann.
# Ihr neues Buch heisst «Die Kraft der kreativen Zerstörung», ein Begriff, den der Ökonom Joseph Schumpeter vor achtzig Jahren geprägt hatte. Was verstehen Sie darunter?
Die grossen Fortschritte der Menschheit wurden durch umwälzende Innovationen eingeleitet, etwa die Dampfmaschine oder die Elektrizität. Die mRNA-Technologie revolutioniert gerade die Impfstoffherstellung. Die kreative Zerstörung ist mitten unter uns.
# Es gibt jedoch oft Widerstand gegen die kreative Zerstörung. Man denke an die Opposition gegenüber dem Fahrdienstanbieter Uber oder der Plattform Airbnb.
Es gibt zwei Arten von Widerstand. Zum einen wollen etablierte Firmen neue Konkurrenten vom Markteintritt abhalten. Dieser Gefahr kann man begegnen, indem man politisches Lobbying begrenzt. Auch die Zivilgesellschaft als Wachhund spielt hier eine wichtige Rolle.
# Und woher stammt die zweite Art von Widerstand?
Das sind die Arbeitnehmer, die um ihre Jobs bangen. Es braucht deshalb ein Sozialsystem, das die kreative Zerstörung begleitet. Hier hilft ein «Flexicurity»-System, wie es Dänemark aufgesetzt hat. Man erhält nach einem Stellenverlust einen guten Teil des alten Lohnes, wird gleichzeitig umgeschult und erhält dann auch Stellenangebote. Diese muss man annehmen, sonst wird die Unterstützung gekürzt. Ich habe Präsident Macron zu einem solchen System geraten.
# Schumpeter fürchtete, dass der Erfolg des Kapitalismus diesen selbst unterminieren werde, weil einst innovative Firmen mächtig und bürokratisch würden. Ist das bei den Digitalkonzernen bereits der Fall?
Ja, an diesem Punkt sind wir. Während eines Jahrzehnts sorgten Firmen wie Google, Amazon, Apple oder Facebook in den USA für starkes Wachstum. Aber nachdem sie sich in der Wirtschaft breitgemacht hatten, verringerte sich das Innovationstempo. Es braucht deshalb eine neue Wettbewerbspolitik: Wenn die Wettbewerbsbehörde über Fusionen und Übernahmen entscheidet, muss sie im Blick haben, ob dadurch die Innovation beeinträchtigt und Markteintritte erschwert werden.
# Immerhin haben die USA mit ihrem Laisser-faire Firmen wie Google und Amazon hervorgebracht. Europa ist dagegen ein Champion der Regulierung.
Man muss stets zwischen Markt, Staat und Zivilgesellschaft einen Ausgleich finden. Vertraut man nur dem Markt, endet man mit marktbeherrschenden Firmen, die nicht mehr innovativ sind. Der Staat wiederum kann es ebenfalls nicht richten, weil private Interessengruppen sich seiner bemächtigen können. Schliesslich braucht es die Zivilgesellschaft, um Auswüchse zu verhindern.

# Führt Innovation zu mehr Ungleichheit?
Innovation stärkt nicht nur das Wachstum, sondern fördert auch die soziale Mobilität. Innovative Firmen schaffen gute Stellen, mit Aufstiegsmöglichkeiten und Lohnsteigerungen. Und unsere Forschung zeigt, dass gerade auch Arbeitnehmer mit geringen Qualifikationen profitieren, etwa weil sie von der Firma ein Training erhalten.
# Also sollte man sich vor mehr Ungleichheit nicht fürchten?
Innovation führt insgesamt nicht zu einer ungleicheren Einkommensverteilung. Zwar trägt Innovation dazu bei, dass das reichste Prozent besonders stark zulegt. Aber gleichzeitig erhöht sich die soziale Mobilität. Der Nettoeffekt auf die Verteilung ist null.
# Dann kann uns eigentlich das reichste Prozent egal sein?
Reichtum ist nicht das Problem. Ein Problem wird Reichtum nur, wenn man sich damit politischen Einfluss kauft, um die Erneuerung der Wirtschaft zu bremsen.

# Schumpeter sagte, der Kapitalismus verfüge im Gegensatz zum Sozialismus unter Intellektuellen über wenig Sympathie, obwohl er doch so erfolgreich sei. Wie erklären Sie sich das?
Ich komme aus einem kommunistischen Elternhaus und war in meiner Jugend selbst Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Ich habe in dieser Zeit gelernt, mit Arbeitern und Angestellten für bessere Rechte in den Firmen zu kämpfen. Das hat mich geprägt.
# Ihre Biografie würde Schumpeter also bestätigen. Weshalb haben Sie später dem Kommunismus abgeschworen?
Wir mussten einsehen, dass der Sozialismus, wie ihn die Sowjetunion kannte, keine Innovation hervorbringt. Erfolgreich war die Sowjetunion nur in der Raumfahrt und im Rüstungsbereich, weil sie dort im Wettbewerb mit den USA bestehen musste. Innovation prägt dagegen den Kapitalismus. Gleichzeitig hat mich die Idee nie losgelassen, dass sozialer Aufstieg möglich sein muss, unabhängig davon, in welches Milieu man hineingeboren wird.
# Und wie macht man den Kapitalismus sympathischer?
Der Kapitalismus erneuert sich ständig, was Aufstiegschancen eröffnet. Um diese Mobilität nutzen zu können, braucht es ein gutes Bildungssystem wie in Finnland oder ein Lehrlingswesen wie in der Schweiz. Und es braucht ein «Flexicurity»-System, das den Arbeitsmarkt liberalisiert, aber gleichzeitig die kreative Zerstörung abfedert. Für einen solchen Kapitalismus mit menschlichem Antlitz kämpfe ich. Ich möchte nicht das Sozialmodell der USA kopieren, wo die Pandemie über 500 000 Tote gefordert hat. Viele Menschen haben dort in der Krise ihre Krankenversicherung verloren, Millionen ihre Stelle. Diese Art von Kapitalismus widerstrebt mir.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/wirtschaft/ich-kaempfe-fuer-einen-kapitalismus-mit-menschlichem-antlitz-ld.1607305

Michael Ferber: Das billige Geld der Zentralbanken zieht Spieler an – Neue Zürcher Zeitung, 29.3.2021
Erst Greensill, jetzt Archegos – die Unfälle an den Finanzmärkten häufen sich. Ihre Ursache sind nicht nur fehlgeschlagene Wetten von Bankern, sondern vor allem die Geldschwemme der Notenbanken.

«Es gibt keine Rendite ohne Risiko», lautet ein altes Börsen-Sprichwort. Hinzu kommt noch die Liquidität, und zusammen bilden diese drei Komponenten das magische Dreieck der Geldanlage. Investoren erzielen folglich nur dann Gewinne an den Finanzmärkten, wenn sie entsprechende Risiken eingehen – und wenn sie am Ende nicht auf ihren Anlagen sitzenbleiben.
Wer dies an der Börse nicht beherzigt, ist sein Geld schnell los – und wie die hohen Verluste der Banken Credit Suisse (CS) und Nomura mit dem Finanzvehikel Archegos Capital Management zeigen, gilt das nicht nur für Kleinanleger, sondern auch für Profi-Investoren. Für die CS ist es der zweite kostspielige Fall innerhalb kürzester Zeit. Unlängst war sie schon stark vom Kollaps eines anderen Kunden, Greensill Capital, betroffen.
Die neuen Eskapaden der berühmt-berüchtigten Investment-Banking-Sparte der «Too big to fail»-Bank treiben Regulatoren und Politikern zu Recht Sorgenfalten auf die Stirn. Einmal mehr könnten Wetten von Bankern einer Schweizer Grossbank milliardenschwere Verluste bescheren. Dies ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, denn die Ursachen der jüngsten Unfälle am Finanzmarkt liegen tiefer.
Zunächst einmal ist seltsam, dass sie passiert sind, obwohl die Börsen nahe ihren Höchstständen notieren – und nicht inmitten einer Kurskorrektur. Dies spricht dafür, dass einige Investoren angesichts der hohen Bewertungen zunehmend nervös werden. Dies zeichnete sich bereits Ende vergangenen Jahres ab. In einer Umfrage des Finanzinstituts Natixis unter 500 Grossinvestoren gaben fast acht von zehn der Befragten an, sie hielten die Kursgewinne an den Aktienmärkten nicht für nachhaltig und rechneten für 2021 mit einer fragilen Entwicklung.
Die Unsicherheit dürfte auch damit zusammenhängen, dass Investmentgesellschaften, die riskante Geschäfte tätigen und dabei mit hohen Schulden hantieren, viele Kunden zugelaufen sind. Die ultraniedrigen bis negativen Zinsen kommen solchen Anbietern entgegen. Schliesslich führt die Dürre an den Kapitalmärkten dazu, dass Investoren immer höhere Risiken eingehen. Dies gilt nicht zuletzt auch für Pensionsfonds und -kassen. Sie müssen gewisse Anlageergebnisse erzielen, um ihre Rentenverpflichtungen zu erfüllen. Die Gefahr ist gross, dass sie sich dabei in Gefilde des Kapitalmarkts begeben, die ihnen weniger vertraut sind – und dass sie dort entsprechende Fehlinvestitionen tätigen.
Was letztlich zum eigentlichen Übel führt: der jahrzehntelangen Geldschwemme der Zentralbanken. Diese drücken die Zinsen künstlich und haben so den viel beklagten Anlagenotstand erst herbeigeführt. Mit den Rettungsprogrammen der Notenbanken während der Corona-Krise hat sich die Situation zusätzlich verschärft. Die Geldflut und die Käufe von Wertpapieren durch diese staatlichen Akteure verzerren die Preise an den Finanzmärkten noch stärker. Zudem machen die ultraniedrigen Zinsen es attraktiv, sich zu verschulden.
Des Weiteren treiben die niedrigen Zinsen die Bewertungen von Aktien und Immobilien in die Höhe. Eine Zeitlang hebt die ultraexpansive Geldpolitik der Zentralbanken so alle Boote und mildert die Folgen von Krisen. Behoben sind diese allerdings dadurch nicht. Vielmehr verhindert die Geldschwemme notwendige Marktkorrekturen und sorgt für Preisblasen. Weil aufgrund der hohen Schulden viele Zahlungsausfälle drohen, können die Zinsen auch kaum mehr steigen – und sie tun es auch nicht, weil die Zentralbanken sie ja kontrollieren. Als Nächstes könnte das aus Japan bekannte Instrument der Zinskurvenkontrolle auch in den USA oder in Europa zum Einsatz kommen.
Gelingt es den Zentralbanken, die Zinsen weiter tief zu halten, könnte die Bonanza an den Börsen durchaus noch eine Weile weitergehen. Die Finanzmärkte könnten unterdessen durch das viele billige Geld immer mehr zum Kasino werden.
QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/meinung/greensill-archegos-und-cs-billiges-geld-zieht-spieler-an-ld.1609134

Interview Mervyn King: «Wenn ein Teil der Regierung die Wirtschaft herunterfährt, ist es Unfug, dass ein anderer Teil die Nachfrage ankurbelt.» – NZZ, 29.3.2021
Der ehemalige Notenbankchef von Grossbritannien hält Prognosen für überschätzt. Er spricht sich für mehr Widerstandsfähigkeit von Staat und Unternehmen aus und erklärt den Unterschied zwischen der Finanzkrise und der Corona-Pandemie.
# Lord King, man solle öfter sagen: «Ich weiss es nicht.» So lautet eine Empfehlung in Ihrem jüngsten Buch zum Thema der Unsicherheit. Jetzt einmal ehrlich, wie oft sagen Sie das?
Als ich noch bei der Bank of England war, musste ich vor einem Parlamentsausschuss antreten. Auf eine Frage antwortete ich einst, ich wisse es nicht. Die Parlamentarier waren schockiert. Sie sagten, es sei mein Job, zu wissen. Ich sagte, dass es nicht mein Job sei, so zu tun, als ob ich Dinge wüsste, die ich nicht wissen könne.
# Sie halten nicht viel von Prognosen.
Vorhersagen werden überschätzt. Zwei Beispiele: Die ökonomischen Prognosen im Januar 2020 waren wertlos; niemand hatte Covid-19 auf dem Radar. Auch die epidemiologischen Modelle taugten wenig, weil wir wichtige Parameter nicht kannten, etwa das Tempo, mit dem sich das Virus überträgt. Entscheidungsträger müssen zugeben: Das ist eine neue Situation, wir haben keine Erfahrung damit.
# In der Pandemie hören die Regierungen viel auf Wissenschafter, auf Experten. Sie hingegen fordern, man solle deren Ratschlag nicht zu stark gewichten. Warum?
Selbstverständlich müssen wir auf Experten hören. Diese dürfen aber nicht den Eindruck erwecken, mehr zu wissen, als sie tatsächlich wissen. Ein Beispiel: Um den Verlauf der Pandemie zu kennen, müssen wir die Mortalitätsrate kennen. Wir wissen zwar, wie viele Leute sterben, kennen aber nicht den Anteil der infizierten Bevölkerung. Daher lässt sich auch die Sterblichkeit nicht errechnen. Man soll nicht vorgaukeln, man wisse alles. Das gilt auch für die Ökonomie, deren Prognosen eine schlechte Trefferquote haben.
# In der Finanzkrise waren Sie als Notenbankchef auch ein Entscheidungsträger. Sie wurden ebenfalls kritisiert, zu langsam oder widersprüchlich zu handeln. Welchen Rat haben Sie heute für Politiker?
Wichtig ist, was man vor der Krise tut. Man darf nicht auf die Krise warten, um zu reagieren. Nach der Finanzkrise wussten wir, dass man die Gründe oder den Zeitpunkt einer Krise nie kennen wird. Wir erkannten aber auch, dass das Bankensystem im Vergleich mit 2007 stabiler werden muss. Also wurden Massnahmen eingeführt, um die Resilienz zu stärken.

QUELLE (ZAHLPFLICHT): https://www.nzz.ch/wirtschaft/mervyn-king-was-laeuft-ab-warum-geben-wir-so-viel-geld-aus-ld.1607909